Persönliche Kommentare zu den Seiten 1 - 11
Rasch erstellte persönliche Anmerkungen zu den Seiten 1 -11:
Zu Seite 1: “Mun-Sichtungsstelle Sitzenberg-Reidling” (Name des zuständigen Bahnhofes) in Trasdorf ab ca. Mitte 1940 in Betrieb.
Zu Seite 3: “A4 Heimatlager Isabella” ab Frühjahr 1943 in Bau.
Text von Selle:
Im Zuge der zentralen Planung, zwecks Errichtung von Raketen-Nachschublager fiel die Wahl für den südlichen Bereich BALKAN- u. ITALIENFRONT auf das Tullnerfeld, da die notwendigen Gleisanschlüsse … So began im Frühjahr 1943 eine rege Bautätigkeit auf dem angrenzenden Gelände der Mun-Sichtungsstelle…
- Das A4 gelangte erst 1944 einigermaßen zur Einsatzreife!
- Die alliierte Landung in Sizilien begann ab 10.07.1943, am ital. Festland ab September 1943!
Meiner Meinung nach steht die Errichtung von “Isabella”, wie auch der beiden anderen Heimatlager auf österr. Boden (Groß Mittel und St. Egyden), in Zusammenhang mit der geplanten A4-Fertigung im
Rax-Werk Wiener Neustadt! => Schaffung von Lagerplätzen für ca. 1.000 Stk. A4 in der Umgebung…
Zu Seite 4: Text von Selle:
Durch die Anlage eines Rundkurses war die Anlage mit mehreren Garnituren gleichzeitig befahrbar. Um ein Umkippen der Apparate in den Kurven zu verhindern, wurde mittels einer maßstab- u. gewichtsgleichen Attrappe der Neigungswinkel dieser Kurven durch Probefahrten vorher ermittelt.
- Könnte sich dabei um das von dem Kriegsgefangenen im US-Aufklärungsbericht erwähnten “
1:1 Holzmodell einer Rakete” handeln…
Weiter Seite 4 : Während der Bauphase absolvierte Selle einen “Ausbildungslehrgang für A4-Geräte” in Peenemünde.
Am 2. Tag seiner Anwesenheit (17. Auf 18.08.1943) erfolgte der 1. Großangriff der RAF auf Peenemünde.
Zu Seite 5: Text von Selle:
Am 3. Tag nach unserer Ankunft wurde sodann unsere kleine Gruppe von 4 W-Offz und 6 UOffz 1. FwkD dem Leiter des HAP (Heeresartilleriepark) PETNEMÜNDE Gen. DORNBERGER und den Chefkonstrukteur Wernher v. Braun vorgestellt und mit Sondereid per Handschlag auf unsere neue Funktion vereidigt.
Schon etwas sonderbar, dass sich Dornberger und v. Braun persönlich beim zukünftigen Personal eines Lagers persönlich vorstellten, per Handschlag eine Vereidigung vornahmen (auch v. Braun als Chefkonstrukteur…?) und dies einen Tag nach einem RAF-Großangriff mit 700 Toten… usw. ???
Zu Seite 7: Text von Selle:
Bereits vor Ankunft des für das A4 ausgesuchte Personal vom HZA wien-Arsenal trafen auf der Diensstelle die Personalunterlagen über das Nachrichten Abwehrdezernat win. Nach Studium dieser Unterlagen war man nun über das Vorleben, Beruf u. charakterlichen Eigenschaften bereits soweit informiert um eine individuelle Einstellung jedem Einzelnen gewährleisten zu können…
Frage: Hatte Selle als Oberfeuerwerker (-> Oberfeldwebel) Zugang zu abwehrdienstlichen Unterlagen?
Zu Seite 10: Entladung der “Nutzlastspitzen” Text von Selle:
Bei Entladung der ersten Garnituren dieser Elefanten, so ihr damaliger Deck- (Code) Name gab es infolge der noch fehlenden Eisenbahn-Pionierkräne (10 to) kurzfristig Schwierigkeiten…
Da ja die Raketenspitzen ->
Nutzlastspitzen getrennt von den Raketenkörpern gelagert und transportiert wurden, ist jedenfalls die Lagerung dieser mit Sprengstoff gefüllten Teile nicht auszuschließen!
Weiter Seite 11: Zur Räumung 1945: Text von Selle:
Im Morgengrauen des 5. Feber 1945 verließ der letzte mit A4 beladene Zug das Lager. Es war ein dramatischer Kampf mit der Zeit, gegen Kälte, Schneestürmen u. Erschöpfung der Männer. Stumm u. verbissen gab ein jeder sein Besters. Jedermann wußte um den Zeitwettlauf, den nur die rechtzeitige Räumung konnte die Gefahr für die Bevölkerung des gesamten Tullnerfeldes bannen, man stele sich die Verwüstungen vor, ware der Abtransport nicht geglückt, welche Wirkung eine halbe Million Kilogramm reiner Sprengstoff auszulösen vermögen, es ware ein Hiroshima (1. Atombombe) geworden. Diese Möglichkeit der Zerstörung auch nachträglich mitzuteilen habe ich al seine Pflicht betrachtet. …
Dazu gibt es mehrere Aspekte zu berücksichtigen:
Die dramatische Schilderung des zeitlichen Räumvorganges muss man getrennt betrachten:
1. Räumung des “Gefahrengutes”:
1.1. Gelagerte Sprengstoffe und Munition der Mun-Sichtungsstelle
1.2. Gelagerte “Nutzlastspitzen” für A4
- Was war zum Jahreswechsel 1944/45 überhaupt noch gelagert?
- Eine Räumung von Munition und Sprengstoffen geht den Umständen entsprechend rasch von statten => von der Menge abhängig -> Nutzlast der vorhandenen Transportmittel bzw. Einhaltung diverser Vorschriften
2. Räumung der A4-Raketenrümpfe:
Die Dauer der Räumung A4 => Beginn des Jahres 1945 bis -> letzter Zug 05.05.1945 wurde ja durch die (mögliche…) Lagerung einer größeren Anzahl von Raketenrümpfen als ursprünglich angenommen, hier schon behandelt. Stellt aber keine direkte Gefahr dar! => ohne Sprengstoff und Treibstoff! Hier zählte nur der mögliche materielle Verlust!
Der Durchbruch zu einer konkreten Aussage, dass bei “Isabella” tatsächlich A4 (Raketenrümpfe) gelagert wurden, ist für mich bis jetzt noch nicht gelungen!
Lg
josef