Krieg in Europa: Angriff Russlands auf die Ukraine

Reform, Aufrüstung und wachsender Einfluss: Polens Streitkräfte auf dem Weg zur stärksten Armee Europas
Auszug von Hier (Schweizer Franken)

Zum Zug kommen nun in erster Linie amerikanische Firmen, aber auch südkoreanische, britische, israelische und italienische. Oft kooperieren sie mit polnischen Waffenschmieden. Deutschland und Frankreich, vor der PiS-Regierung wichtige Lieferanten, müssen hintenanstehen.
  • Die Luftwaffe verfügt über 48 amerikanische F-16 und hat für 4,6 Milliarden Franken 32 Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeuge des Typs F-35 bestellt. Aus Südkorea sollen 48 FA-50-Jets dazukommen. Ende Mai bewilligte das Pentagon die Lieferung von 96 Apache-Helikoptern für 12 Milliarden Dollar. In Italien kauft Warschau 32 Leonardo-Kampfhelikopter, die in Polen zusammengebaut werden.
  • Das Heer hat bereits 18 Himars-Systeme gekauft. Es hat sich eine Option für 18 weitere gesichert. Dazu kommen 468 auf Lastwagen montierbare Module des Raketenwerfers. Kostenpunkt: Über 10 Milliarden Dollar. Wie viele am Ende bestellt werden, ist aber unklar. Da die Amerikaner nicht so rasch wie gewünscht liefern können, schloss Warschau letztes Jahr einen 10 bis 12 Milliarden schweren Handel mit Südkorea. Er umfasst neben den Flugzeugen Haubitzen, Raketenwerfer und 180 Panzer. Letztere sollen dereinst ein Zehntel der gesamten Flotte stellen. Aus den USA kommen 366 Abrams-Kampfpanzer. Die Kosten liegen bei 7 Milliarden Dollar, inklusive Ausbildung, Ersatzteilen und Wartung.
  • Für die Luftverteidigung wird ein über drei Stufen vernetztes System mit unterschiedlichen Reichweiten entwickelt. Am weitesten fortgeschritten ist die oberste Stufe namens «Wisla»: Dafür gab das Verteidigungsministerium bisher umgerechnet 4,6 Milliarden Franken aus, unter anderem für das Raketensystem Patriot. Aus Grossbritannien kamen jüngst Flugabwehrlenkwaffen des Typs Camm für umgerechnet 2,1 Milliarden Franken dazu.
  • Für die Modernisierung der Seestreitkräfte, neue Drohnen und Gewehre sind ebenfalls Ausgaben in Milliardenhöhe vorgesehen.
Auf der internationalen Ebene funktioniert diese Profilierung. So ist aus Deutschland wenig Kritik zu vernehmen, da Berlin froh ist, dass das Nachbarland seine Rolle als militärischer Puffer gegen Russland stärkt. Auch die USA und die Nato schätzen den starken Partner in der geopolitisch unruhigen Region.

«Die Bedeutung der Polen in der Allianz hat sich massiv vergrössert», meint der ehemalige hochrangige Nato-Funktionär Jamie Shea. «Wenn sie an ihren Beschaffungsplänen festhalten, werden sie zur militärischen Supermacht in Europa.»
 

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Russen montieren Anti-Drohnen-Netze in den Straßen, Ukrainer fliegen durch
Das Wettrennen um die Hoheit im Drohnenkrieg führt zu improvisierten Abwehrmaßnahmen. Renndrohnen sind für die Ukraine zur entscheidenden Waffe geworden
Ein ukrainischer Marinesoldat übt den Einsatz einer FPV-Drohne.
REUTERS/Sofiia Gatilova

Sogenannte First-Person-View(FPV)-Drohnen haben sich zu einer charakteristischen Waffe des Krieges in der Ukraine entwickelt. Anders als bei herkömmlichen Drohnen trägt der Pilot ein VR-Headset und sieht die Umwelt aus der Sicht der Drohne – daher der Name. Das macht nicht nur komplexe Manöver einfacher, es erhöht auch die Präzision deutlich. Die Ukrainer statten diese eigentlich für Drohnenrennen entwickelten Fluggeräte mit Sprengladungen aus und lenken sie beispielsweise gezielt in die geöffneten Luken von Panzern. Nicht umsonst bezeichneten die ukrainischen Streitkräfte FPV-Drohnen als eine der wichtigsten Ressourcen in der Verteidigung gegen Russlands Aggression.

Abwehrmaßnahmen gegen Drohnen gesucht
Diese ständige Gefahr durch Drohnenangriffe führt zu teils etwas verzweifelt wirkenden Abwehrmaßnahmen. Die russische Armee stattete daher Kampffahrzeuge mit sogenannten Vogelkäfigen aus. Dabei wird eine Art "Dach" aus Netzen und Blechen über der Turmoberseite von Panzern konstruiert, das die Drohnen abwehren soll. Der tatsächliche Nutzen dieser Konstruktionen ist allerdings mehr als fraglich.

Ein am Mittwoch vom ukrainischen Verteidigungsministerium veröffentlichtes Video zeigt, wie wendig diese Drohnen sein können – und wie schwer sie zu stoppen sind. In dem Video ist zu sehen, wie eine FPV-Kamikazedrohne durch einen Wald fliegt, sich durch Bäume hindurchschlängelt, unter einem Tarnnetz durchfliegt und in einen russischen Unterstand eindringt, wo ihr Sprengkopf gezündet wird. Eine weitere Drohne filmte das Resultat des erfolgreichen Angriffs, wie "The Warzone" berichtet.

FPV-Drohnen "sind ein Wettbewerbsvorteil auf dem Schlachtfeld", erklärte das ukrainische Ministerium für digitale Transformation im Mai dieses Jahres. "Sie holen auf und zerstören fast jedes Ziel. Und, was am wichtigsten ist, sie retten das Leben unserer Soldaten, die jeden Schritt der Russen sehen, während sie sich verstecken."

Katz-und-Maus-Spiel um Waffentechnologie
Wie so viele technologische Aspekte dieses Konflikts stehen auch FPV-Drohnen im Mittelpunkt eines ständigen Katz-und-Maus-Spiels zwischen der Waffenentwicklung und Gegenmaßnahmen. Dies wird durch ein weiteres Video, diesmal von russischer Seite, gut veranschaulicht. Um die eigenen Fahrzeuge vor Drohnenangriffen zu schützen, haben die russischen Streitkräfte Tarnnetze zwischen den Straßenlaternen aufgespannt. Das soll ukrainische Drohnen stoppen und Militärfahrzeuge schützen. Wie russische Telegram-Kanäle berichten, sollen so bereits zwei ukrainische Kamikazedrohnen gestoppt worden sein.

Die Antwort der Ukraine folgte umgehend: Ein weiteres Video zeigt, wie ein Drohnenpilot einfach über die Netze fliegt und seine tödliche Fracht daraufhin in einen Panzer lenkt.
(red, 28.9.2023)

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VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG
Odessa ringt mit seiner Weltkriegsgeschichte
Vor 82 Jahren marschierten Truppen des faschistischen Rumänien und ihre deutschen Verbündeten in die größte ukrainische Hafenstadt ein. Ihre Herrschaft hat den Charakter der Stadt für immer verändert

Das Hafengelände ist wegen des aktuellen Kriegs streng abgeschirmt. Am Hafen fand auch ein dramatisches Kapitel in der Geschichte Odessas statt. Dort wurden einst tausende Juden in Lagerhäuser gepfercht und bei lebendigem Leib verbrannt.
IMAGO/Viacheslav Onyshchenko
"Fangen Sie gar nicht erst damit an. Geschichten aus dieser Zeit, die es wert wären, genau untersucht zu werden, gibt es immer noch mehr als genug", sagt Oleksander Babych. Zum Beispiel die über die Balletttänzerinnen, die sich mit rumänischen Offizieren einließen und binnen Tagen spurlos verschwanden, nachdem die Rote Armee die Stadt zurückerobert hatte.

Babych, ein stämmiger Kahlkopf, der die Situation in so atemlosem wie bestimmtem Ton erklärt, ist seit Beginn der russischen Invasion der gesamten Ukraine ein gefragter Mann. Das Büro, das der Mittfünfziger im Erdgeschoß eines Altbaus in der Gogol-Straße im Zentrum Odessas unterhält, ist mit Memorabilien vollgestopft, die Aufschluss über seine Leidenschaft geben: die Geschichte seiner Heimatstadt. Eine Periode hat es ihm besonders angetan: jene knapp zweieinhalb Jahre, in denen die Schwarzmeer-Metropole unter faschistischer Besatzung stand. Am 16. Oktober 1941 marschierten die unter dem Befehl des Diktators Ion Antonescu stehenden Truppen Rumäniens in Odessa ein. Unterstützt wurden sie von SS-Verbänden.

Dunkle Epoche
Darüber, was bis zur Befreiung der Stadt durch die Sowjetarmee am 10. April 1944 hier passierte, sprechen viele Odessiten heute nur ungern. Laut dem in Georgetown lehrenden US-Historiker und Politikwissenschafter Charles King, dessen Buch Odessa: Genius and Death in a City of Dreams als Standardwerk gilt, mit gutem Grund: "Es ist eine dunkle Epoche, die vor allem eines gezeigt hat: dass der Odessa zugeschriebene Kosmopolitismus nichts war, was der Stadt in die Wiege gelegt wurde. Am Ende erwies er sich als äußerst fragiles Konzept, das beim ersten Test schnell in sich zusammenbrach."

Keine Woche nachdem die Besatzer das Kommando über die Hafenstadt übernommen hatten, explodierte im ehemaligen Hauptquartier des sowjetischen Geheimdienstes NKVD (der Vorgängerorganisation des KGB) eine von dessen Mitarbeitern hinterlassene Bombe, die über fünf Dutzend rumänische und deutsche Offiziere das Leben kostete. Was folgte, war ein Massenmord epischen Ausmaßes. Alle in der Stadt verbliebenen Juden – die bis zum Beginn der Belagerung im Sommer 1941 ein Drittel der Bevölkerung stellten – wurden zu Staatsfeinden erklärt. Auch wenn den meisten der rund 200.000 vor dem Krieg in Odessa lebenden Juden rechtzeitig vor dem Fall der Stadt die Flucht gelungen war, wurden allein zwischen 22. und 24. Oktober 1941 zwischen 25.000 und 34.000 von ihnen ermordet.

Späte Aufarbeitung
Auch, wie Autoren wie King nachwiesen, dank tausender Odessiten, die sich entgegen ihrem Ruf als tolerante Weltstädter gegenseitig darin überboten, ihre Nachbarn, Freunde und Bekannten ans Messer zu liefern. Mit Ausnahme jenes Platzes am Hafen, an dem tausende Juden in Lagerhäuser gepfercht und bei lebendigem Leib verbrannt wurden – das Gelände ist wegen des aktuellen Kriegs streng abgeschirmt –, sind die Orte, denen in dieser Epoche unrühmliche Schlüsselrollen zukamen, heute frei zugänglich.

Die Aufarbeitung dessen, was zwischen Oktober 1941 und April 1944 hier geschah, fand allerdings erst spät statt. "Die Sowjets hatten nur Interesse daran, sich selbst zu feiern", sagt Lokalhistoriker Babych. "Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Erbe der Besatzung, die Odessa de facto zur Stahttps://www.derstandard.at/story/3000000191224/odessa-ringt-mit-seiner-weltkriegsgeschichtedt ohne Juden machte, hat es nie gegeben."

Er selbst brachte 2021 ein Buch heraus, in dem er mit den letzten Zeitzeugen und Zeitzeuginnen sprach, um ein Bild vom Alltagsleben während dieser Ära zu bekommen. "Die Arbeit daran hat zu meinem Verständnis beigetragen, warum Russland heute Odessa dermaßen fetischisiert. Sie wissen schon, die Heldenstadt, die als Einzige auf dem Boden der Sowjetunion nicht von den Deutschen besetzt war und so weiter. Aber wenn man sich anhört, wie Putin und seine Bande heute diese Geschichte instrumentalisieren: Entschuldigen Sie bitte den Ausdruck, aber da kommt mir wirklich das Kotzen."
(Klaus Stimeder aus Odessa, 15.10.2023)
Odessa ringt mit seiner Weltkriegsgeschichte
 

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Der ukrainische Grenzschutz setzt Drohnen gegen Landesflucht von Wehrpflichtigen ein
Online seit heute, 18.00 Uhr
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Der ukrainische Grenzschutz setzt nach eigenen Angaben auch Drohnen zur Verhinderung der Flucht von Wehrpflichtigen in das Ausland ein. Im südlichen Gebiet Odessa an der Grenze zur Republik Moldau seien heute 14 Männer an der illegalen Ausreise gehindert worden, teilte der Grenzschutz mit. In vier Fällen sei dabei zur Aufklärung aus der Luft auch eine Drohne eingesetzt worden, hieß es. Die Grenzschützer veröffentlichten dazu ein Video.

Immer wieder versuchen Männer in der Ukraine, sich durch Flucht einem Einsatz im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg zu entziehen. Nach Angaben des Grenzschutzes hatten die Verdächtigen im Internet Kontakt mit Organisatoren aufgenommen, die ihnen Fluchtrouten gegen Bezahlung von 2.000 US-Dollar (rund 1.900 Euro) aufgezeigt hätten.

20.000 Wehrpflichtige an Flucht gehindert
Seit Beginn der russischen Invasion vor mehr als 20 Monaten hat der ukrainische Grenzschutz nach eigenen Angaben mehr als 20.000 wehrpflichtige Männer an der Flucht gehindert. Die Flüchtigen werden immer wieder an der „grünen Grenze“ vor allem zu Rumänien und der Republik Moldau aufgegriffen. Im Grenzfluss Tyssa (Theiß) zu Rumänien und Ungarn gab es auch Fälle, in denen Männer ertranken, weitere erfroren bei der Flucht über die Karpaten.

Bei Kriegsbeginn war eine Generalmobilmachung mit einem Verbot zur Ausreise von wehrpflichtigen Männern im Alter zwischen 18 und 60 Jahren angeordnet worden. Der EU-Statistikbehörde Eurostat zufolge sind in den 27 EU-Staaten sowie in Norwegen, der Schweiz und Liechtenstein über 650.000 ukrainische Männer im Alter von 18 bis 64 Jahren als Flüchtlinge registriert!
28.10.2023, red, ORF.at/Agenturen

Ukraine setzt Drohnen gegen Landesflucht von Wehrpflichtigen ein
 

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Der nächste Winter kommt bestimmt...

KRIEGSVERLAUF
In der Ukraine herrscht vor dem Winter Ernüchterung
Bei der Gegenoffensive ist kein entscheidender Durchbruch gelungen. Nun droht der Winter angesichts russischer Angriffe kalt und dunkel zu werden. Doch gibt es auch Hoffnung

Am Dnjepr ist die ukrainische Armee zuletzt in die Offensive gegangen und bis an das russisch besetzte Ufer gelangt.
AP/Mstyslav Chernov

Der zweite volle Kriegswinter in der Ukraine kündigt sich mit düsteren Prognosen an. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Dass Russland auch heuer wieder Raketen- und Drohnenschläge gegen die kritische Infrastruktur des von zwanzig Monaten Krieg ausgezehrten Landes durchführen wird, wenn es dunkel und kalt wird, gilt als fix. Berichten zufolge hat die russische Armee in den vergangenen Monaten zu diesem Zweck etwa auf der Krim hunderte Marschflugkörper gehortet.

Zwar verfügt die Ukraine anders als im Vorjahr über eine vergleichsweise effektive Luftabwehr – dank der vom Westen gelieferten Systeme. Allein in der Nacht auf Sonntag wurden laut ukrainischen Angaben 15 von 20 Shahed-Drohnen abgefangen, die Russland in Richtung Kiew und anderer ukrainischer Städte geschickt hatte. Am Samstag fiel nach ähnlichen Angriffen gleichwohl in 400 Ortschaften der Strom aus. Freilich: Um die gut geschützten, teils unterirdischen russischen Raketendepots knacken zu können, bevor Schaden entsteht, dafür fehlen der Ukraine nach wie vor die geeigneten Mittel, etwa der Luft-Boden-Marschflugkörper Taurus, den Deutschland bisher nicht liefern will. Und bald schon sinken nach einem auch in der Ukraine ungewöhnlich warmen Herbst die Temperaturen im Kriegsgebiet unter null.

Stellungskrieg droht
Dort wiederum, wo die ukrainische Armee im Sommer eigentlich zur Befreiung der besetzten Gebiete ansetzen wollte, im Süden und im Osten des Landes etwa, droht nun genau das, was Kiews Militärstrategen – und ihre westlichen Waffenlieferanten – so fürchten: ein Stellungskrieg. Aktuell gelingt es der Armee aber punktuell noch, Bewegung in die Kämpfe zu bringen, etwa nahe Cherson am Fluss Dnjepr. Auch im Schwarzen Meer hat die Ukraine dank erfolgreicher Schläge mit Fernwaffen die russische Flotte zuletzt in die Defensive gedrängt.

Ein echter Durchbruch, der die entscheidende Wende und die erhoffte Befreiung der besetzten Gebiete einläuten würde, ist der vom Westen spät, aber doch hochgerüsteten Ukraine aber auch fast ein halbes Jahr nach Beginn ihrer Offensive nicht gelungen.


Auch deshalb muss die Kiewer Führung in ihrer PR wieder einmal einen heiklen Drahtseilakt wagen: Einerseits sollen die Zweifler im Westen davon überzeugt werden, dass die so teuer hochgerüstete Ukraine nach wie vor imstande ist, ihre Ziele zu erreichen. Zugleich muss Kiew deutlich machen, wie überlebenswichtig gerade jetzt der Nachschub ist.

Dass mit dem Nahen Osten nun ein weiterer Kriegsschauplatz dazugekommen ist, hilft da nicht. Die Waffenlieferungen an sein Land seien seither zurückgegangen, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj vergangene Woche. Ohne Wiederaufstockung des in monatelangen Kämpfen verschlissenen Geräts kann die Ukraine nicht wie geplant im Frühling wieder in die Offensive gehen. Auf die F-16-Kampfjets wartet Kiew ohnehin bis heute.

Von einer vollständigen Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete, die sich Kiew eigentlich zum Ziel gesetzt hat, spricht dieser Tage auch darum niemand. Zu oft haben sich die russischen Linien, die Moskau ausgebaut hat, während die Ukraine auf westliche Hilfe wartete, bisher als unüberwindbar erwiesen. Etwa im Süden, wo das Zwischenziel Tokmak auf dem Weg zum Asowschen Meer bis heute nicht erreicht ist.

"Winter wird sehr schwer"
Vor dem Winter hält deshalb offiziell Ernüchterung Einzug. Aber auch erste Bruchlinien treten zutage. "Ich sage Ihnen die Wahrheit: Dieser Winter wird für uns sehr schwer", sagte Andrij Jermak, der Chef der Kiewer Präsidentschaftskanzlei. Generalstabschef Walerij Saluschnyj hatte sich Anfang November im Economist noch unverblümter gegeben: "Es wird höchstwahrscheinlich keinen tiefgreifenden und schönen Durchbruch geben", rief er jenen im Westen zu, die sich ob der bisher geringen Geländegewinne von der Gegenoffensive enttäuscht zeigen.

Was es brauche, sei eine Art Wunderwaffe, die effizient die russischen Funkverbindungen zu kappen vermag, mit denen etwa Drohnenangriffe gesteuert werden. Dass Saluschnyj zudem von einem Patt wie im Ersten Weltkrieg sprach, rief Selenskyj auf den Plan, der seinen bis dahin unantastbaren Armeechef abkanzelte: "Wir haben kein Recht, die Hände sinken zu lassen."

Brückenkopf in besetztem Gebiet
Aller Ernüchterung zum Trotz: Fest steht, dass die ukrainische Armee an der 1200 Kilometer langen Front nach wie vor dagegenhält. Im Süden, am Fluss Dnjepr, geht sie zudem in die Offensive. Berichten zufolge baut sie bei Krynky gegenüber dem vor einem Jahr befreiten Cherson ihren Brückenkopf am östlichen Ufer aus. Etwa 500 Soldaten, schätzt Markus Reisner von der Theresianischen Militärakademie im Gespräch mit dem STANDARD, sind dort in Booten übergesetzt. Bis zu acht Kilometer tief sollen sie vorgedrungen sein, meldete Kiew am Sonntag. "Die Ukraine hat Störsysteme eingesetzt, mit denen etwa Russlands gefürchtete First-Person-View-Drohnen unschädlich gemacht wurden", sagt Reisner.

Durch die vielen Aufklärungsdrohnen, die beide Seiten an der Front einsetzen, sei es schwer, den Gegner zu überraschen. Gelingt es der Ukraine, schweres Gerät an das Ostufer des Dnjepr zu verschiffen, kommt sie ihrem Ziel, die Besatzungszone zu teilen, aber ein Stück weit näher. Analyst Reisner: "Einerseits kann sie im Westen Erfolge vorweisen, andererseits bindet sie russische Kräfte."

Weiter östlich, rund um die ukrainische Bastion Awdijiwka, setzt Russland umgekehrt darauf, die ukrainischen Reserven zu binden. Mindestens eine ihrer wertvollen, mit westlichen Waffen gerüsteten Offensivbrigaden soll dort bereits im Einsatz sein. Dass Russlands Armee dabei hohe Verluste und kaum Geländegewinne verzeichnet, dürfte für die Moskauer Kriegsherren keine große Rolle spielen. Je länger der Krieg dauert, desto besser für sie. (Florian Niederndorfer, 20.11.2023)
In der Ukraine herrscht vor dem Winter Ernüchterung
 

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Die neue Drohne der Ukraine soll immun gegen russische Störversuche sein
Die Backfire soll autonom hinter feindlichen Linien operieren und russische Artillerie und Nachschublinien angreifen

Die Backfire kann zwei Zwei-Kilo-Bomben ins Ziel befördern und soll hinter russischen Linien operieren.
Fedorov, Ministry of Defense of Ukraine
Die ukrainische Regierung hat eine im Land entwickelte Drohne vorgestellt, die nach eigenen Angaben weit hinter den feindlichen Linien operieren kann und immun gegen russische Störsender ist. Anfang der Woche stellte Vizepremier und Technologieminister Mychajlo Fedorow die Backfire genannte Drohne vor. Mit einer Reichweite von 35 Kilometern soll sie hinter die feindlichen Stellungen fliegen und "kolossale Verluste verursachen", wie Fedorow auf X, vormals Twitter, schreibt.

Was der Vizepremier damit meint: Die Drohne soll russische Artilleriestellungen, Logistikzentren, Munitionslager und Kommandoposten angreifen, berichtet "Ukrajinska Prawda". Durch eine besonders leistungsstarke GPS-Antenne soll die Backfire nahezu immun gegen russische Störversuche sein.

Störsender
Die russischen Streitkräfte setzen dafür System wie das Pole-21 ein, das aus mehreren auf Fahrzeugen montierten Antennen und Funksendern besteht. Damit werden Störsignale generiert, die die Verbindung zwischen GPS-gestützter Präzisionsmunition oder Drohnen und den Navigationssatelliten stören sollen. Ende Oktober gelang es der Ukraine, ein derartiges System der russischen Streitkräfte bei Saporischschja zu zerstören – mit einer GPS-gesteuerten Bombe. Das Störsystem dürfte zum Zeitpunkt des Angriffs inaktiv gewesen sein.

Die Backfire muss sich angeblich nicht auf Systemausfälle verlassen, sondern soll laut ukrainischen Angaben völlig resistent gegen Systeme wie das Pole-21 sein. Dadurch soll die Drohne auch die Position der Bediener am Boden geheim halten. Laut einem Video von "Militarnyi" kam es immer wieder zu regelrechten Duellen zwischen ukrainischen und russischen Drohnenpiloten. "Außerdem können die Russen aufgrund der völligen Autonomie der Drohne ihre Koordinaten und die Bodensteuerung nicht erkennen. Das schützt die Operator", sagte Fedorow.

Laut Fedorow hat die Armee die Backfire bereits 50-mal erfolgreich in Tests eingesetzt. Nach dieser Erprobungsphase wird das Verteidigungsministerium eine offizielle Betriebsgenehmigung erteilen, was wiederum bedeutet, dass die ukrainischen Streitkräfte das unbemannte Fluggerät in großen Zahlen einsetzen können.

Wettrüsten der Drohnen
Das Entwicklerteam sei jedenfalls bereits dabei, die Massenproduktion der Backfire vorzubereiten. Die neue Drohne wurde von Ingenieurinnen und Ingenieuren des Verteidigungstechnologieclusters Brave1 entwickelt. Dafür wurde mit den "Evil Birds", den Drohnenentwicklern der ukrainischen Armee, zusammengearbeitet. Bei der Backfire handelt es sich nicht um eine Kamikazedrohne. Sie kehrt nach dem Einsatz zu ihrer Crew zurück. Die Backfire kann eine Nutzlast von vier Kilogramm befördern. Üblicherweise wird sie mit zwei Zwei-Kilo-Bomben bestückt.

Der Ukrainekrieg hat zu einem Wettrüsten in der Drohnentechnologie geführt. "Business Insider" zitiert etwa einen ukrainischen Soldaten, der angibt, dass seine Einheit seit etwa einem halben Jahr kaum mehr geschossen hat und sich stattdessen auf Drohnen verlässt.

Während des gesamten Konflikts haben relativ billige Drohnen Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und Stellungen ausgeschaltet. Videos aus dem Krieg zeigen regelmäßig, wie Drohnen aus der Ego-Perspektive (First Person View, FPV) gegen Panzer gesteuert werden, in offene Luken gepanzerter Fahrzeuge fliegen, sich an Truppen in Schützengräben anpirschen und beim Aufprall explodieren. Das wiederum führt dazu, dass beide Seiten versuchen, die Funksignale der gegnerischen Fluggeräte zu stören. Wenn die Backfire also tatsächlich immun gegen Störversuche ist, hätte die Ukraine einen Vorteil auf dem Gefechtsfeld.
(pez, 23.11.2023)
Die neue Drohne der Ukraine soll immun gegen russische Störversuche sein
 

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KRIEG IN DER UKRAINE
Ein weiterer Kriegswinter in Odessa: Der Schnee, das Chaos und die Furcht
Während ein Wintersturm historischen Ausmaßes die Südukraine devastiert, fürchten ihre Bewohner, dass die Russen die Lage ausnutzen könnten. Bericht aus Odessa
Spätestens als am Sonntag die Sonne über der Südukraine unterging, wussten ihre Bewohnerinnen und Bewohner, dass es schlimm kommen würde. Die einzige Frage war, wie schlimm. Um die Mittagszeit war der beständige Regen der vergangenen Tage von dichtem Schneefall und Windböen abgelöst worden, die bis zu 90 km/h erreichten. Die Vorboten des Zolls, den das für hiesige Verhältnisse extrem ungewöhnliche Wetter in den kommenden Stunden fordern würde, machten sich noch am selben Tag bemerkbar. Unter der Schneelast und dem Winddruck einknickende Bäume, gerissene Strommasten und -leitungen, eine zeitweise komplett gekappte Wasserversorgung: In der Hafenstadt Odessa und ihrer Umgebung ging bereits zu diesem Zeitpunkt nichts mehr.


Bäume stürzten unter der Schneelast um.
Klaus Stimeder

In den lokalen Telegram-Kanälen jagte in den Abendstunden eine Aufforderung der Stadt- und Bezirksbehörden die nächste. Tenor: Jeder, der nicht unbedingt auf die Straße muss, soll zu Hause bleiben, um sie der Feuerwehr, der Polizei, den Rettungskräften und den Mitarbeitern der Elektrizitäts- und Wasserwerke zu überlassen.

Enorme Schäden
Wie enorm der Schaden des fast die ganze Nacht lang wütenden Wintersturms war, wurde erst am Montagmorgen klar. Zu diesem Zeitpunkt galt in Odessa und dem Nachbarbezirk Mikolaiv längst der Ausnahmezustand. Während es bisher offiziellen Angaben zufolge keine Todesopfer gab, musste allein in der Schwarzmeer-Metropole ein gutes halbes Dutzend durch herunterfallende Äste verletzte Menschen ärztlich versorgt werden. 48 Menschen, darunter Kinder, die auf den nach und aus Odessa heraus führenden Schnellstraßen in ihren Autos festsaßen, konnten teils erst im Lauf des Vormittags geborgen und versorgt werden.

Der an manchen Stellen bis zu zweieinhalb Meter hohe Schnee legte zudem den trotz Krieges regen transnationalen Lkw-Verkehr der gesamten Region lahm. Die Grenze zur Republik Moldau liegt nur rund 60 Kilometer von Odessa entfernt – eine Strecke, auf die sich am Montagnachmittag immer noch hunderte gestrandete Lastwagen stauten. Die Regierung in Chișinău reagierte auf das Chaos im Nachbarland mit einem temporären Einreisestopp.

Im von dem Wintersturm am härtesten getroffenen Oblast Odessa gingen die Aufräum- und Reparaturarbeiten am Montag nur langsam voran. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt mühten sich die ob der beständigen russischen Raketen- und Drohnenangriffe chronisch überlasteten Mitarbeiter der lokalen Elektrizitäts- und Wasserwerke, zumindest provisorisch eine Minimalversorgung mit Strom und Warmwasser zu garantieren. Eine Arbeit, die nicht zuletzt durch den Umstand erschwert wurde, dass in der Nacht eine der größten Warmwasseraufbereitungsanlagen am Nordrand Odessas schwer beschädigt wurde.


Winterdienst in Kriegszeiten.
Klaus Stimeder

Am Montagnachmittag waren immer noch zehntausende Menschen – vor dem Krieg zählte die Stadt knapp über eine Million Einwohner, heute leben hier geschätzt noch rund 700.000 – von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten, darunter zahlreiche Spitäler, Kindergärten und Schulen. Auch wenn es für ein derartiges Unwetter nie einen günstigen Zeitpunkt gibt, fürchten viele Odessiter, dass Russland die Situation für eine Wiederholung dessen ausnützen könnte, was seine Streitkräfte bereits im Winter 2022/23 versuchten: die Energieversorgung der gesamten Region mittels Angriffen auf deren entsprechende Infrastruktur so großflächig wie nachhaltig lahmzulegen.

Angst vor russischer Offensive
Als Indiz für die Vorbereitung einer solchen Neuauflage gilt einerseits der in den vergangenen Wochen wieder regelmäßige Einsatz von Aufklärungsdrohnen "made in Iran". Nämliche dringen bisweilen bis in den Luftraum über dem Zentrum Odessas ein. Weil manche dieser Drohnen extrem tief fliegen, werden sie bisweilen erst kurz vor dem Erreichen der Küste entdeckt. Andererseits scheinen die Russen auf der Krim und in den besetzten Gebieten der Südostukraine laut ukrainischen Militärsprechern seit Monaten Raketen für einen Großangriff auf die Energieversorgung zu horten.
(Klaus Stimeder aus Odessa, 27.11.2023)
Ein weiterer Kriegswinter in Odessa: Der Schnee, das Chaos und die Furcht
 

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Moskau will einen eigenen unbemannten Kampfhubschrauber entwickelt haben
Die Termite soll mit lasergesteuerten Raketen ihre Ziele bekämpfen, doch es gibt Zweifel, ob sie überhaupt je abhebt

Die Termite geht angeblich in Serienproduktion.
Telegram, Crazybear
Seit dem Überfall auf die Ukraine wird die russische Armee nicht müde, immer neue Waffensysteme anzukündigen, die angeblich bereits in Massen produziert werden oder kurz davor stehen, an die Front geliefert zu werden. Jüngstes Beispiel ist ein "Termite" genannter Angriffshelikopter. Das Ungewöhnliche: Es handelt sich um ein unbemanntes Fluggerät. Anders als kleinere Drohnen soll die Termite in der Lage sein, ähnliche Kampfeinsätze wie bemannte Helikopter zu absolvieren. Doch an der Darstellung gibt es erhebliche Zweifel.

Zuerst zu den Fakten: Die MDP-01 Termite wurde im Rahmen eines Firmenbesuchs von Dmitri Medwedew genauer vorgestellt. Der Ex-Präsident und Putin-Gefolgsmann ist aktuell stellvertretender Leiter des Sicherheitsrates Russlands. Am Montag wurde ein Video veröffentlicht, das eine angebliche Produktionslinie der neuen Helikopter zeigen soll, wie "Defence Blog" berichtet. Gebaut wird die Termite im Industriepark von Rudnevo von NPP Strela, einem Subunternehmen der Kronshtadt-Gruppe, die vor allem im Bereich der unbemannten militärischen Luftfahrt tätig ist. Wie bekannt wurde, gibt es den Vertrag über die Lieferung der unbemannten Kampfhubschrauber bereits seit 2021. Eigentlich sollte die Termite schon seit 2022 im Dienst stehen, aber das Projekt wurde immer wieder verschoben. Nun soll die Serienproduktion gestartet sein – so zumindest die offizielle Darstellung.

Militärvariante einer zivilen Drohne
Bei der MDP-01 handelt es sich um die militärische Version einer zivilen Helikopterdrohne aus dem Jahr 2016, die BVS-VT 450, die auch unter dem Label Smartheli-450 vermarktet wurde. Die Leistungsdaten dürften deshalb recht ähnlich sein: Das maximale Startgewicht beträgt 450 Kilo, das Leergewicht liegt bei 270 Kilogramm. Die Termite erreicht 150 km/h Höchstgeschwindigkeit, wobei die normale Reisegeschwindigkeit bei 150 km/h liegen dürfte. Die Termite soll eine Dienstgipfelhöhe von bis zu 3500 Metern erreichen. Sechs Stunden lang soll die MDP-01 in der Luft bleiben können, so zumindest die Angaben aus russischen Quellen. Bewaffnet wird die Termite mit lasergesteuerten Raketen.

Umbau einer alten Rakete
Doch an der neuesten russischen Wunderwaffe und deren tatsächlicher Einsatzfähigkeit gibt es wie so oft ernste Zweifel: Die in der offiziellen Aussendung gerühmte "ausgefeilte Zieltechnologie" dürfte nicht ganz neu sein. So wird die eigentlich ungelenkte Rakete S-8 modifiziert. Dabei handelt es sich um eine Luft-Boden-Rakete mit dem Kaliber 80 mm, die Ende der 60er-Jahre entwickelt wurde.

Diese Raketen werden von einem Startbehälter aus abgefeuert, der bis zu 20 derartiger Raketen beinhaltet. Im Fall der Termite wird wohl aus Gewichtsgründen darauf verzichtet, dafür sind Startrohre für drei Raketen auf der Unterseite der Drohne montiert. Die S-8L wurde mit einer Laserlenkung ausgestattet, daher auch der Namenszusatz "L". Dabei soll es sich laut russischen Angaben um eine halbaktive Zielsuchlenkung handeln.
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russia tested its self-developed unmanned attack helicopter
@MalyasovDylan

Zur Erklärung ein kleiner Exkurs: Es gibt im Wesentlichen zwei Methoden, wie man eine derartige lasergesteuerte Waffe ins Ziel bringt: Beam Riding, auch Leitstrahllenkung genannt, oder Semi Active Laser Homing (SALH) – zu Deutsch halbaktive Zielsuchlenkung. Beim Beam Riding folgt der Flugkörper einem Leitstrahl, der vom Abschussort aus auf das Ziel gerichtet wird. Der Flugkörper "reitet" danach auf diesem Leitstrahl entlang – daher der Name.

Dieses System gibt es seit den 70er-Jahren, es hat allerdings eklatante Nachteile: Der Laserstrahl muss permanent am Ziel gehalten werden, was eine direkte Sichtlinie voraussetzt. Eine direkte Sichtlinie heißt aber auch, dass man selbst vom Feind gesehen und beschossen werden kann. Aufgrund dieser Nachteile gilt diese Variante als veraltet und wird kaum noch eingesetzt.

Ziele mit dem Laser "anmalen"
Die S-8L soll deshalb laut den Herstellerangaben auf SALH setzen. Dabei muss zwar immer noch ein Ziel mit einem Laserstrahl markiert oder angemalt werden, aber es reicht, die Rakete in die ungefähre Richtung des Ziels abzufeuern. Der Flugkörper findet den vom Ziel reflektierten Laserstrahl selbst. Diese Form der Zielerfassung kann dennoch relativ einfach gestört werden.

So gibt es Farben, die den markierenden Laserstrahl nicht mehr so stark reflektieren und so das Zielsuchsystem außer Kraft setzen. Die meisten modernen Militärfahrzeuge sind mit derartiger Farbe lackiert. Die Gegenmaßnahme der Gegenmaßnahme ist dann naheliegend: Man lenkt die Rakete einfach neben das Ziel. Ausgefeiltere Gegenmaßnahmen umfassen Blendlaser oder eine gute alte Nebelwand.

Die neue Variante der S-8 soll über einen Splittergefechtskopf verfügen und eine Reichweite von sechs Kilometern haben. Außerdem verfügt die Rakete zur bessern Navigation über ein ausklappbares Flügelpaar in der Mitte. Die Steuerungselektronik befindet sich in der Nase der Waffe. Auch die Entwicklung dieser Rakete wurde bereits mehrfach angekündigt, ob sie mittlerweile in Serie produziert werden kann, ist unklar. Erste Tests wurden im Jahr 2021 durchgeführt, seitdem gab es keine neuen Informationen zu dem Waffensystem mehr.

Zweifel an Einsatzfähigkeit
Ob die veröffentlichten Fotos tatsächlich die beginnende Serienproduktion der Termite zeigen, ist nicht ganz klar, denn auf den Drohnen sind zwar Startvorrichtungen für die Hauptbewaffnung zu sehen, es fehlen aber die dafür nötigen Zieleinrichtungen, wie man beim ukrainischen "Defense Express" gerne anmerkt. Diese Systeme müssten eigentlich in einem runden Behälter an der Nase der Drohne montiert sein. Russland hatte durch die westlichen Sanktionen große Schwierigkeiten, an hochwertige Optiken zu kommen. So griff man vor Kriegsbeginn für den angeblichen Wunderpanzer T-14 Armata auf gebrauchtes Material aus Frankreich zurück, doch auch dieser Nachschub dürfte mittlerweile versiegt sein. Präzise optische Systeme sind aber für eine Zielerfassung dringend nötig. Ob die Termite also jemals wirklich wie vorgesehen eingesetzt wird, ist offen. (Peter Zellinger, 28.11.2023)
Moskau will einen eigenen unbemannten Kampfhubschrauber entwickelt haben
 

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Russlands Spiel auf Zeit
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Die ukrainische Gegenoffensive hat Kiew nicht den erhofften Durchbruch gebracht. Im Süden kann die Ukraine Erfolge verbuchen, im Osten sehen sich die Streitkräfte mit einer russischen Offensive bei Awdijiwka konfrontiert. Russland setze auf einen langen Krieg, sagt der Sicherheitsanalyst Gustav Gressel gegenüber ORF.at. Während die westliche Militärhilfe bröckle, habe Russland seine Rüstungsproduktion hochgefahren. Friedensgespräche hält er aktuell für „völlig illusorisch“.
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Die russische Strategie sei seit dem Frühjahr 2022 unverändert, so Gressel, Osteuropa-Spezialist der Denkfabrik European Council on Foreign Relations (ECFR). Damals wurde Moskau klar, dass ein schneller Sieg über die Ukraine nicht möglich ist. Seither versuche Russland, das überfallene Nachbarland in einem „Erdrückungskrieg“ zu ermatten.

Fast zwei Jahre nach Kriegsbeginn hat Russland seine Rüstungsproduktion deutlich ausgeweitet. Im kürzlich verabschiedeten Budget für die Jahre 2024 bis 2026 ist ein Drittel der Finanzmittel für die „Landesverteidigung“ veranschlagt. Insgesamt will die russische Regierung in den nächsten Jahren umgerechnet über 110 Milliarden Euro für diesen Sektor ausgeben. Erstmals in der Geschichte des modernen Russlands sei im Staatshaushalt mehr Geld für das Militär als für Sozialausgaben vorgesehen, berichtete die russische Nachrichtenwebsite Meduza.
IMAGO/TASS/Mikhail Metzel
Kreml in Moskau: Russland erhöht seine Ausgaben für das Militär deutlich

Russische Armee minimiert Verluste
Die russische Rüstungsindustrie produziert laut Gressel jährlich 250 Kampf- und 350 Schützenpanzer. Hinzu kämen pro Jahr jeweils 1.000 Kampf- und 1.000 Schützenpanzer aus den Depots, die wieder kampftauglich gemacht werden könnten.,,

Russland verfügt über enorme Waffenbestände aus der Zeit des Kalten Krieges. Tausende Panzer, Militärfahrzeuge und Artilleriesysteme lagern seit Jahrzehnten unter freiem Himmel, viele davon sind bestenfalls als Ersatzteillager verwendbar. „Aber wenn man sich anschaut, was auf russischer Seite für reparaturwürdig erachtet wird, dann haben sie Materialreserven, um den Krieg bis 2027 fortzuführen“, so der Militärexperte. Zum Vergleich: Die Ukraine erhielt vor ihrer Gegenoffensive im Sommer etwa 300 Panzer aus NATO-Staaten.

Reuters
Für ihre Gegenoffensive erhielt die Ukraine Militärgerät aus NATO-Staaten

Derzeit toben in der Ostukraine schwere Kämpfe um die Stadt Awdijiwka, wo russische Truppen in die Offensive gingen. Auch bei Bachmut setzten russische Einheiten zum Angriff an. Die Verluste an Soldaten und Material sind nach Ansicht westlicher Militärfachleute enorm. Über das Jahr gesehen hätten die russische Armee heuer aber weit weniger Verluste als im Vorjahr verzeichnet, so Gressel.

Allerdings habe es 2022 einen „Bewegungskrieg“ gegeben. Die zurückgeschlagenen Angriffe auf Kiew und Sumy sowie die erfolgreichen ukrainischen Offensiven in Cherson und Charkiw hätten Russlands Armee enorme Materialverluste gebracht – „das konnte heuer vermieden werden“, so Gressel. Nach Angaben der Rechercheplattform Oryx, die öffentlich verfügbare Daten, Bilder und Videos auswertet, hat Russland seit Beginn der Invasion über 2.500 Kampf- und Schützenpanzer verloren. Auf ukrainischer Seite waren es mehr als 690.

Westliche Militärhilfe schwindet
Zum russischen Kalkül gehört laut Gressel auch die zunehmend stockende Militärhilfe des Westens für Kiew. Der Puffer an tauglichem sowjetischem Militärgerät werde in den östlichen NATO-Mitgliedsstaaten heuer aufgebraucht. In den Arsenalen der westlichen Mitglieder des Verteidigungsbündnisses gehen die Bestände an Waffen aus dem Kalten Krieg nach Gressels Einschätzung im ersten Halbjahr 2024 zur Neige.
Nach dieser Zeit könne die Ukraine im Grunde genommen nur noch aus bestehenden Beständen der Armeen beziehungsweise aus der Neuproduktion versorgt werden. So könne etwa ein Schützenpanzer des Typs Marder aus einem deutschen Bataillon entnommen und kommendes Jahr gegen einen modernen Puma-Schützenpanzer ersetzt werden.

IMAGO/NurPhoto/Artur Widak
Abrams-Panzer: Die angekündigte Lieferung an die Ukraine verzögerte sich um neun Monate

Um so einen Tausch möglich zu machen, hätte Europa allerdings rechtzeitig Kriegsgerät bestellen und in entsprechend großer Zahl ordern müssen, so Gressel. Die Produktion eines Schützenpanzers dauere in etwa 18 Monate, bei einem Kampfpanzer seien es drei Jahre. Da das nicht passiert sei, werde das „Loch“ nun immer größer: „Hätten wir zu Beginn des Krieges ein großangelegtes Programm zur Ankurbelung unserer Rüstungsindustrie in Gang gesetzt, hätten wir jetzt das Gerät, um umzuschichten.“

Die Ukraine habe es „mehr oder weniger aufgegeben, auf den Westen zu warten“, sagte Gressel. „Sie wissen: Wenn sie das Gerät nicht selbst produzieren, kommt es nicht“, so der Experte. Die Erzeugung eigener Drohnen wurde zuletzt stark gesteigert. Seit der russischen Invasion stieg die Produktion laut Angaben aus Kiew um das Hundertfache.

Sanktionen „werfen Russland nicht aus Krieg“
Die USA haben Kiew seit Beginn der russischen Invasion mit Militärhilfe in Milliardenhöhe unterstützt. Allerdings plagen die US-Rüstungsindustrie Probleme. Bereits vor fünf Jahren ortete eine vom Weißen Haus beauftragte Untersuchung Defizite an der industriellen Basis, etwa einen Mangel an Fachkräften und eine große Abhängigkeit von billigen, im Ausland gefertigten Teilen.

Der Befund des Berichts habe sich Gressel zufolge bestätigt. Die groß angekündigte Lieferung von 30 US-Abrams-Panzern verzögerte sich um Monate. Statt wie geplant im Jänner kamen sie im September. Daneben tun sich für Kiew politische Probleme auf. Die US-Republikaner stehen weiteren Hilfen skeptisch gegenüber. Kommendes Jahr findet die Präsidentschaftswahl statt. Sollte sich Donald Trump als republikanischer Kandidat durchsetzen und dann auch gewählt werden, könnte dies das Ende der Unterstützung aus Washington bedeuten.

Reuters/Sputnik
Russlands Präsident Putin: Die westlichen Sanktionen können Moskaus Kriegsführung nicht unterbinden

Die von den westlichen Industrienationen verhängten Sanktionen gegen die russische Rüstungsindustrie „wirken in einigen Bereichen verzögernd und erschwerend“, so Gressel, „aber alleine werfen sie Russland nicht aus dem Krieg oder verunmöglichen diesen.“ Auf russischer Seite habe sich zudem gezeigt, dass mit optischen und Feuerleitsystemen und Funkgeräten modernisiertes Altgerät „den Zweck erfüllt und neue Systeme eigentlich zu teuer sind“.

Friedensverhandlungen „völlig illusorisch“
Bei der ukrainischen Gegenoffensive ist der große Durchbruch für Kiews Truppen ausgeblieben. Nun hat der Winter begonnen, Präsident Wolodymyr Selenskyj wies die Bevölkerung bereits auf die schwierige Lage der Soldaten an der Front hin. In Europa werden angesichts der Situation Rufe nach Verhandlungen lauter. Zuletzt erklärte der Außenminister der neuen russlandfreundlichen slowakischen Regierung, Juraj Blanar, es brauche „Druck für Friedensgespräche“.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte unlängst bekräftigt, sein Land habe Friedensgesprächen mit der Ukraine „nie eine Absage erteilt“. Dass Moskau dafür tatsächlich offen wäre, glaubt man in Kiew nicht. Die USA zeigen sich ebenfalls skeptisch.

AP/Ukrainian Presidential Press Office
Ukrainischer Präsident Selenskyj: Keine geheimen Gespräche über Verhandlungen mit Russland

US-Medien hatten jüngst berichtet, dass Washington und Brüssel im Geheimen begonnen haben sollen, mit der Ukraine über mögliche Friedensverhandlungen mit Russland zu sprechen. Neben den USA wiesen auch die EU und Selenskyj die Angaben zurück.

Sicherheitsanalyst Gressel bewertet Friedensgespräche aktuell als „völlig illusorisch“. Putin habe enorme finanzielle und persönliche Investitionen in den Krieg getätigt. Moskaus „Kriegsziele“ hätten sich seit Beginn des Überfalls nicht geändert, so Gressel: „Es geht um eine totale Unterwerfung der Ukraine.“
03.12.2023, Philip Pfleger, ORF.at

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Ukraine-Krieg: Russlands Spiel auf Zeit
 

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Die Ukraine setzt statt Gegenoffensive nun auf Verteidigung
Moskau meldete zuletzt militärische Fortschritte, Kiew fürchtet ein zweites Bachmut. Außerdem setzt ein Schneesturm dem Land zu

In der ukrainischen Armee gibt es sogenannte Drohnenjägerteams, die, wie der Name schon sagt, feindliche Drohnen abfangen sollen. Hier war eines davon nahe Kiew erfolgreich.
AFP/ROMAN PILIPEY

Die Priorität, sagte Wolodymyr Selenskyj höchstpersönlich, sei "offensichtlich". Am Donnerstagabend kündigte der ukrainische Präsident in seiner täglichen Videoansprache an, den Bau von Schutzräumen und Festungsanlagen entlang der Kriegsfront zu forcieren. Was er damit meint, liegt tatsächlich auf der Hand: Die Ukraine konzentriert sich ab sofort auf das Verteidigen der von ihr kontrollierten Gebiete, die für viele gescheiterte Gegenoffensive gegen Russland scheint damit zu Ende zu gehen. Jedenfalls vorerst.

Zuvor hatte sich der Präsident selbst wieder einmal im Frontgebiet blicken lassen. Im Abschnitt Kupjansk erinnerte er an die gefallenen Soldaten, zeichnete mehrere Kommandeure aus und sprach den Menschen vor Ort Mut zu. Doch auch dort zeigt sich, dass Russland auf dem Vormarsch ist: Seine Truppen nähern sich mehr und mehr der Stadt Kupjansk an, die die Ukraine im September 2022 zurückerobert hatte.

Einige Tage zuvor meldete Moskau bereits die Eroberung der Ortschaft Chromowe nahe der Stadt Bachmut, die Russland im Sommer nach monatelangen Kämpfen eingenommen hatte. Apropos Bachmut: Geht es nach dem österreichischen Analysten Franz-Stefan Gady vom Londoner Institute for International Strategic Studies (IISS), dann ist die größte Angst der Ukraine für die nächsten Monate, dass es zu einem "zweiten Bachmut" kommen könnte. Wo eben die ukrainischen Streitkräfte nach und nach aufgerieben werden". Dabei, sagte Gady in "ZDF heute", blickt er auf die Stadt Awdijiwka, die wie Bachmut ebenfalls im hartumkämpften Donbass liegt.

Einkesselung droht
Rund um die Kleinstadt nahe der Front toben schon seit Wochen verstärkt Kämpfe, der Ortschaft droht die Einkesselung durch russische Kräfte, und damit gehe laut Gady das Risiko einher, dass "die ukrainischen Streitkräfte hier langsam ausgeblutet werden".

Ukrainischen Berichten zufolge hat Russland bei der Ortschaft fast 40.000 Soldaten zusammengezogen. Seit Anfang Oktober seien die russischen Truppen dort bis zu zwei Kilometer vorgerückt, erklärte das britische Verteidigungsministerium am Dienstag in seinem täglichen Ukraine-Briefing. "Obwohl bescheiden, bedeuten diese Fortschritte die größten russischen Geländegewinne seit Frühling 2023", hieß es. "Sie haben die beteiligten Einheiten tausende Opfer gekostet."

Vor den Toren von Donezk gelegen, wurde Awdijiwka seit Beginn der Kämpfe 2014 wie eine Bastion von ukrainischen Verbänden gehalten. Das will Russland nun ändern. Vermutet wird, dass die Ortschaft, in der vor dem Krieg etwa 30.000 Menschen lebten, bis 17. Dezember erobert werden soll. An diesem Tag geht der Kongress von Wladimir Putins Partei Einiges Russland über die Bühne – und es wird erwartet, dass der Kreml-Chef dort seine Kandidatur für die Präsidentschaftswahl im März 2024 verkündet. Dies würde er sicherlich gerne mit einer Erfolgsmeldung aus der Ukraine verknüpfen.

Kein Ende des Krieges in Sicht
Auf alle Fälle, vermutet Experte Gady, werde die Ukraine längere Zeit in der Defensive bleiben, während Russland so wie im vergangenen Winter eine größere Offensive starten werde. Russland habe seiner Meinung nach bei Artilleriemunition, Drohnen und elektronischer Kampfführung einen quantitativen Vorsprung, beiden Seiten hätten zudem mit Personalproblemen und Erschöpfung zu kämpfen. Ein rasches Ende des Krieges sieht er aber nicht.

Erschwerend kommt für die Ukraine noch hinzu, dass das Land von einem schweren Schneesturm heimgesucht wurde, der Tote und Verletzte forderte. Zeitweise waren in der Zentral- und Südukraine mehr als 2.000 Ortschaften ohne Strom. Im vergangenen Winter hatte Russland mit Drohnen vor allem die ukrainische Energieinfrastruktur angegriffen, um die dortige Bevölkerung zu zermürben. Ähnliches erwartet Kiew auch diesen Winter.
(Kim Son Hoang, 2.12.2023)
Die Ukraine setzt statt Gegenoffensive nun auf Verteidigung
 

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„HEIKLE FRAGE“ IN UKRAINE
Ukraine - Militär fordert 500.000 weitere Soldaten
Das ukrainische Militär fordert nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj die Mobilisierung von 450.000 bis 500.000 zusätzlichen Soldaten. Militärs und Regierungsvertreter würden diese heikle Frage erörtern, sagte Selenskyj auf einer Pressekonferenz in Kiew. Das Parlament werde sich dann damit befassen. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.
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Eine Mobilisierung in einem solchen Umfang würde zusätzliche Finanzmittel erfordern. Für die Ukraine ist die Mobilisierung neuer Soldaten nach Worten von Selenskyj eine teure und politisch heikle Frage. „Die Frage der Mobilisierung ist eine sehr sensible“, sagte der ukrainische Präsident am Dienstag bei der Pressekonferenz zum Jahresabschluss in Kiew.

Er brauche noch „mehr Argumente, um diese Idee zu unterstützen“, fuhr Selenskyj fort. Eine zusätzliche Mobilmachung in dem Umfang der angeforderten 450.000 bis 500.000 neuen Soldaten erfordere etwa 500 Milliarden Hrywnja (12,2 Mrd. Euro). Für ihn sei es zudem wichtig, wer von den bisher kämpfenden Soldaten dann ein Recht auf Erholung und Heimaturlaub bekomme. Es werde ein komplexer Plan für diese Rotation ausgearbeitet.

Neue Patriot-Luftabwehrsysteme angekündigt
Zudem kündigte der Staatschef an, dass die Ukraine mehr Patriot-Luftabwehrsysteme erhalten werde. „Mehrere neue Patriot-Systeme werden in der Ukraine sein, um unser Land im Winter zu schützen“, sagte Selenskyj. Er habe versprochen, die Anzahl nicht zu verraten, gab er an. Er sagte aber, die Waffenlieferungen seien ein „sehr wichtiges Ergebnis“ seiner jüngsten Reisen in das Ausland.

AP/Efrem Lukatsky
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj während seiner Pressekonferenz zum Jahresabschluss in Kiew

Selenskyj war zuletzt in mehreren westlichen Ländern unterwegs, darunter in den USA, um für weitere militärische und politische Unterstützung für die Ukraine zu werben. Kiew fordert derzeit zusätzliche Waffenlieferungen von seinen westlichen Verbündeten, die sich jedoch zunehmend zurückhaltend zeigen. Nach Angaben des in den USA angesiedelten Thinktanks Institut for the Study of War (ISW) ist die Ukraine bereits gezwungen, Munition zu rationieren.

Großbritannien und Frankreich sichern Unterstützung zu
Ungeachtet der aktuell stockenden westlichen Hilfen zeigte sich Selenskyj zuversichtlich, dass sowohl die USA als auch die EU sein Land künftig weiter unterstützen werden. „Ich bin überzeugt davon, dass die USA uns nicht verraten werden“, sagte Selenskyj in Kiew. Auch mit Blick auf ein derzeit von Ungarn blockiertes EU-Finanzpaket in Höhe von 50 Milliarden Euro zeigte sich der Staatschef optimistisch: „Es werden sich Mittel finden, diese 50 Milliarden zu erhalten.“

Der britische Außenminister David Cameron sicherte der Ukraine am Dienstag bei einem Treffen mit seiner französischen Kollegin Catherine Colonna die fortgesetzte Unterstützung von Großbritannien und Frankreich zu. London und Paris seien bisher „starke Unterstützer“ der Ukraine gewesen und würden das „auch weiterhin sein“, sagte Cameron. Beide Länder würden die Ukraine „so lange wie nötig“ unterstützen. Es sei „entscheidend, dass Putin (Wladimir, Anm.) den Krieg verliert“.


DEBATTE
Ukraine-Krieg: Wie festgefahren ist die Situation?


UNO-Menschenrechtskommissar Volker Türk beklagte eine zunehmende Kriegsmüdigkeit der internationalen Gemeinschaft beim Ukraine-Krieg. „Die Aufmerksamkeit der Welt scheint von den zahlreichen Krisen, mit denen wir konfrontiert sind, abgestumpft zu sein“, sagte Türk vor dem UNO-Menschenrechtsrat in Genf. Türk prangerte in diesem Zusammenhang erneut von Russland in der Ukraine begangene „eklatante Verletzungen der internationalen Menschenrechte und schwere Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht“ an.

Putin mit Kriegsverlauf zufrieden
Der russische Präsident Wladimir Putin sagte unterdessen am Dienstag in Moskau, die Initiative liege derzeit bei seinen Truppen. Vor Vertretern seines Verteidigungsministeriums zeigte er sich mit dem Kriegsverlauf zufrieden. Dem Westen sei es nicht gelungen, Russland eine strategische Niederlage zuzufügen.

Das Ziel sei zerschmettert worden durch die „wachsende Kraft unserer Streitkräfte und Rüstungsproduktion“, sagte Putin. Beim Krieg gegen die Ukraine „kann man mit Überzeugung sagen, dass die Initiative aufseiten unserer Streitkräfte liegt“, behauptete der Kreml-Chef. Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte bei der Sitzung in Moskau, die Zahl der Freiwilligen werde im kommenden Jahr um mehr als 250.000 auf rund 745.000 Vertragssoldaten steigen.

Putin warf zudem einmal mehr den USA vor, den Konflikt in der Ukraine bis zu einem Krieg getrieben zu haben, ohne das entsprechend zu belegen. Es sei dem Westen stets nur darum gegangen, das Land als Instrument zur Zerstörung Russlands zu benutzen, behauptete er. Zugleich räumte er ein, dass der Krieg gegen die Ukraine Probleme in der russischen Verteidigung aufgezeigt habe. Unmittelbar vor Putins Auftritt schoss die russische Flugabwehr nach Militärangaben im Moskauer Gebiet eine ukrainische Drohne ab.

„Komplizierte“ Lage bei Kämpfen in Region Charkiw
Russland habe 2023 keines seiner Kriegsziele in der Ukraine erreicht, sagte hingegen Selenskyj. Moskau habe das ukrainische Gebiet Donezk nicht komplett erobern können. Stattdessen habe die Ukraine die Kontrolle über das westliche Schwarze Meer weitgehend wiederhergestellt. Die Ukraine wehrt seit Februar 2022 eine großangelegte russische Invasion ab.

Zur russischen Offensive in der Region Charkiw hatte die ukrainische Armee zuvor am Dienstag eingeräumt, dass die Lage für sie in dem Gebiet im Nordosten des Landes „kompliziert“ sei. Die russischen Truppen seien in der Region um die Stadt Kupjansk bei Waffen und Personal „überlegen“, erklärte Olexandr Syrskyj, der Kommandant des ukrainischen Heeres, auf Telegram. „Die Situation ist kompliziert“, gestand er ein. Die ukrainischen Truppen hielten aber ihre Stellungen.
19.12.2023, red, ORF.at/Agenturen
„Heikle Frage“ in Ukraine: Militär fordert 500.000 weitere Soldaten
 

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Ukrainische Drohnen aus Sperrholz sollen Moskau angreifen können
Die Scythe kann in Möbelfabriken ohne Vorkenntnisse des Personals hergestellt werden. Die ersten 100 Stück wurden jetzt ausgeliefert


Die Scythe ist in Massen produzierbar, kann eine Fracht von 43 Kilo befördern und hat eine Reichweite von mindestens 750 Kilometern.
Terminal Autonomy
Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat die Kriegsführung für immer verändert. Angreifer wie Verteidiger setzen auf eine Waffe, die davor noch nie in diesem Ausmaß eingesetzt wurde: unbemannte Fluggeräte oder Drohnen.

Zivile Modelle werden zu Kamikazedrohnen umgebaut und gezielt in Luken von Panzern oder in Unterstände gelenkt, größere Varianten wie die iranische Shahed-136 werden von Russland eingesetzt, um ukrainische Städte anzugreifen. Ein Wettlauf hat sich entwickelt: Wer kann die Signale feindlicher Drohnen stören? Wer kann die Flugabwehr austricksen?

Drohnen-Start-up
Aber am Ende steht immer die Kosten-Nutzen-Rechnung: Eine mit Hightech vollgestopfte Drohne nützt nichts, wenn am Ende ihr Einsatz viel zu teuer ist. Deshalb geht das ukrainische Militär jetzt einen anderen Weg. Neben Drohnen aus Pappe setzen die Verteidiger nun Einwegdrohnen ein, deren Zusammenbau keinerlei Vorkenntnisse benötigt und die so billig sind, dass sie in Massen eingesetzt werden können.

Die AQ 400 Scythe (also Sense) genannte Drohne sieht aus, als wäre sie in einer Hinterhofgarage zusammengebaut worden, was wahrscheinlich nicht ganz weit weg von der Wahrheit ist. Dennoch soll die Neuentwicklung sogar Moskau erreichen können.

Die erste Charge der neuen und kostengünstigen Drohnen wurde an das ukrainische Militär ausgeliefert, wie das Herstellerunternehmen namens Terminal Autonomy bekanntgegeben hat. Früher war das Unternehmen als One Way Aerospace bekannt. Dabei handelt es sich um ein Ende 2022 gegründetes Start-up, das von kanadischen und britischen Militärveteranen sowie einem ukrainischen Ingenieur mit dem Ziel gegründet wurde, die Ukraine mit kostengünstigen, aber schlagkräftigen Drohnen zu versorgen.

Aktuell werden laut den Angaben des Unternehmens 100 Stück der Scythe pro Monat produziert, später soll die Zahl der hergestellten Exemplare auf 1.000 steigen. Das Ziel: Die Drohnen sollen billig, entbehrlich, einfach herzustellen und in Massen verfügbar sein. Auf Hochglanz polierte Fluggeräte, die auf Waffenmessen medienwirksam präsentiert werden, darf man sich aber nicht erwarten. Das Design der AQ 400 nennt das Unternehmen dementsprechend auch "schnörkellos".

Russlands Hinterland als Ziel
Die Scythe verfügt über ein Flügelpaar vorn und hinten und einen rechteckigen Rumpf. Die Drohne kann aus eigener Kraft über ein dreirädriges Fahrwerk von kurzen Bahnen gestartet werden. Dazu kann ein Katapult oder mehrere kleine Raketenbooster eingesetzt werden. Die Drohne hat eine Spannweite von 2,3 Metern und eine maximale Abflugmasse von 100 Kilo. Ein kleiner Motor und ein Propeller am Heck sorgen für Vortrieb. Durch die leichte Bauweise und das eher anspruchslose Design soll die Scythe soll binnen weniger Minuten einsatzbereit und startklar sein, so Terminal Autonomy.

Trotz ihrer kruden Erscheinung steckt in der Scythe aber immer noch eine tödliche Waffe. Mit einer Traglast von 43 Kilo kann die neue Drohne eine ähnlich große Sprengladung aufnehmen wie die von Russland massenweise eingesetzte Shahed-136. Francisco Serra-Martins, einer der Gründer des Unternehmens, hat gegenüber "Forbes" angedeutet, dass die Drohne standardmäßig mit einer Aerosolbombe oder zwei 122-Millimeter-Artilleriegranaten bewaffnet sein soll.

Diese Ladung soll die Scythe über 750 Kilometer weit transportieren können, wobei der Firmenchef selbst sogar von einer Variante mit 900 Kilometern Reichweite spricht. Sollten diese Angaben stimmen, wäre Moskau für die AQ 400 auch erreichbar, wenn sie aus dem relativ sicheren Westen der Ukraine gestartet wird. Ein Umstand, auf den Terminal Autonomy auch gerne hinweist. Ein jüngst auf X, vormals Twitter, veröffentlichtes Video ist mit "Nach Moskau" betitelt.

Scythe erreicht eine Reisegeschwindigkeit von 144 Kilometern pro Stunde und eine Spitzengeschwindigkeit von 200 Kilometern pro Stunde. Scythe hat eine maximale Ausdauer von sechseinhalb Stunden Eine Rückkehr aus dem Einsatz ist für die Drohne nicht vorgesehen. Das Fluggerät ist in der Lage, Videos an das Bedienpersonal zu übertragen, und kann damit präzise ins Ziel gelenkt werden. Außerhalb der Funkreichweite wird die Scythe von einem Autopiloten gesteuert.

Sperrholz aus Möbelfabriken
Der Rumpf der Drohne wird aus gefrästen Sperrholzplatten aus ukrainischen Möbelfabriken hergestellt, was laut Terminal Autonomy eine besser skalierbare Alternative zum 3D-Druck darstellt. Berichten zufolge ist für die Herstellung der Drohnen keine technische Ausbildung erforderlich, sodass sie in großem Maßstab ohne qualifizierte Arbeitskräfte hergestellt werden können. Jüngste Zahlen deuten darauf hin, dass ein Exemplar der Scythe etwa 15.000 Dollar kostet. Je nach Ausstattung könnten die Stückkosten auf etwa 30.000 Dollar steigen, berichtet "The Warzone". Das wäre in etwa in dem Kostenbereich der iranischen Shahed-136.

Die Scythe ist nicht die einzige Drohne von Terminal Autonomy. Das Unternehmen produziert auch kleinere Drohnen. Die AQ-100 Bayonet und die aus der Egoperspektive steuerbare AQV-150 Scalpel verfügen jedoch über eine deutlich geringere Reichweite als die AQ-400 Scythe. Laut eigenen Angaben sei es das Ziel des Unternehmens "strategische Kriegsführung zu demokratisieren".
(pez, 20.12.2023)
Ukrainische Drohnen aus Sperrholz sollen Moskau angreifen können
 

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Dieses Szenario kennen wir ja schon aus WK II.
Für die Lieferung von Holzbauteilen für Tragflächen und Leitwerke des "Volksjägers He162" an "Heinkel Süd" in Schwechat/Heidfeld (Endmontage) wurden ab November 1944 holzverarbeitende Betriebe in Wien und Linz herangezogen. Zusätzlich wurde ein "Fertigungskreis Niederdonau" geschaffen, in dem Tischlereibetriebe aus den Bezirken St.Pölten, Krems und Melk zusammengezogen wurden...
(Quelle Manfred Griel "Heinkel Strahlflugzeug He162 - Volksjäger", S. 138)
 

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Russische Armee feiert angeblich KI-gestütztes Supergeschütz
Die Panzerhaubitze 2S35 Koalitsiya soll selbstständig Ziele erkennen und sie mit der richtigen Munition bekämpfen. Das erinnert verdächtig an den Propagandapanzer T-14 Armata

Die russische 2S35 Koalitsiya-SV Panzerhaubitze war bislang nur auf Militärparaden zu sehen. Nun soll die Waffe erstmals in der Ukraine erprobt werden.
AP

Der Kreml hat erneut eine Superwaffe angekündigt, mit der man den Ukrainekrieg zu den eigenen Gunsten drehen will. Nachdem sich der Wunderpanzer T-14 Armata eher als Propagandavehikel herausgestellt hat, versucht man es nun mit einem Fahrzeug, das eigentlich auf dem Kampfpanzer aufbauen soll. Diesmal ist es angeblich eine Panzerhaubitze, die mit teilautonomen Systemen und Hightech-Munition den Sieg bringen soll. Doch wie immer gibt es an der russischen Darstellung über die Leistungsfähigkeit erhebliche Zweifel.

Doch zuerst zu den Fakten: Die vom russischen Staat kontrollierte Nachrichtenagentur Tass vermeldete, dass eine neue Waffe in der Zone der "militärischen Spezialoperation", wie der Ukrainekrieg im offiziellen Sprachgebrauch Russlands heißt, eingesetzt werden soll. Dabei handelt es sich um die 2S35 Koalitsiya-SV (Koalition). Das SV steht für Suchoputnije wojska, also die Bodentruppen der russischen Armee. Obwohl sie wie ein Kampfpanzer aussieht, handelt es sich bei der Koalitsiya um eine Panzerhaubitze, oder einfacher: ein Artilleriegeschütz auf einer Panzerwanne.

Der Unterschied zum Kampfpanzer besteht in der Art des Einsatzes: Während Kampfpanzer als Durchbruchswaffe gemacht sind, stellen Panzerhaubitzen deren Unterstützung dar, indem sie aus sicheren Positionen heraus die eigenen Truppen in der ersten Reihe mit indirektem Beschuss unterstützen. Neu ist das nicht, und derartige Waffensysteme werden auf aller Welt eingesetzt. In Österreich erfüllt die M109 A5Ö genau diesen Zweck.

Die Propagandawaffe
Doch die russische Propaganda macht aus der Koalitsiya wie schon beim T-14 eine Hightech-Superwaffe, die fernsteuerbar ist und dank KI-Systemen über teilautonome Fähigkeiten verfügt. Auf dem Papier klingt die neue Panzerhaubitze auch beeindruckend: Sie verfügt über die die neueste 152-Millimeter-Kanone 2A88, die zehn Schuss pro Minute abgeben können soll. Die hohe Feuerrate des russischen Waffensystems wird durch ein pneumatisches Nachladesystem erreicht.

Die Reichweite der Standard-Geschosse beträgt rund 40 Kilometer. Beim Einsatz von Lenkmunition soll sich die Schussweite sogar auf 70 Kilometer erhöhen, was ähnlichen westlichen Systemen überlegen wäre. So schafft es die XM1113-Munition einer M109 mit einem Hilfsraketenantrieb auf rund 60 Kilometer, eine modifizierte M982 Excalibur zwar auch auf 70 Kilometer, aber nur in Tests.

KI-Fähigkeiten
Das ist aber längst noch nicht alles, was die russische Armee ankündigt: So soll die 2S35 keine klassische Panzerhaubitze sein, sondern über teilautonome KI-Fähigkeiten verfügen, heißt es in der Ankündigung. So soll die Zielerfassung, deren Auswahl sowie die Navigation des Kampffahrzeugs automatisiert erfolgen. Damit soll die Koalitsiya insbesondere in der Lage sein, ukrainische Artilleriestellungen, Mörserbatterien oder Raketenabwehrsysteme anzugreifen.

Der Kampfraum in der Fahrzeugwanne der 2S35 ist mit digitalen Anzeigen ausgestattet und soll ein volldigitales Kommandosystem sein. Das Fahrzeug soll noch dazu in der Lage sein, während der Fahrt zu feuern – etwas, das die russische Artillerie bislang nicht konnte. Der Turm wird der von der dreiköpfigen Crew von der Wanne aus gesteuert. Laut russischen Angaben kann das autonome System des Bordcomputers selbst den geeigneten Munitionstyp laden. Aber nicht nur das: Die KI soll sogar die exakte Menge der benötigten Treibladung berechnen und laden können.

Zweifel an den Angaben
Zweifel an der offiziellen Darstellung und der Leistungsfähigkeit der 2S35 gibt es im Westen dennoch. So musste selbst die Tass einräumen, dass es keine unabhängige Bestätigung für die Herstellerangaben des staatlichen Rüstungskonglomerats Rostec gibt. Zweitens sollte die 2S35 eigentlich auf dem Chassis des T-14 Armata basieren, die bisher gezeigten Systeme fuhren aber alle auf Wannen des T-90, der wiederum dem T-72 sehr ähnlich ist. Diese Wanne gilt vor allem als eines: eng. Wie in dieser Umgebung eine dreiköpfige Mannschaft mit all der Elektronik Platz finden soll, ist unklar.

Es wäre nicht das erste Downgrade des Waffensystems. Ursprünglich sollte die Panzerhaubitze noch mit einer Doppelkanone ausgestattet sein. Dieses Design wurde aber aus bislang unbekannten Gründen im Jahr 2006 wieder verworfen. Damals hieß es, durch neue Technologien könne man mit einer Kanone die gleiche Feuerrate erreichen wie mit zwei. Was genau damit gemeint war, ließ Rostec allerdings offen. Ursprünglich sollte die Kanone 16 Schuss pro Minute abgeben können, in der finalen Version sind es nur noch zehn, und auch die Schussreichweite wurde von 80 auf 70 Kilometer reduziert.

Tatsachen, auf die man beim ukrainischen "Defense Express" gern hinweist. Man könne zusammenfassend sagen, dass die russische Rüstungsindustrie es nicht zustande gebracht habe, die Hauptmerkmale der 2S35 Koalitsiya-SV in die Realität umzusetzen, heißt es da. Nachsatz: "Das erklärt ganz gut, warum sie so lange nicht in Dienst gestellt wurde."

Gleiches Schicksal wir der T-14
Das alles erinnert verdächtig an den angeblichen Superpanzer T-14, auf dem die 2S35 ja basieren soll, es aber in der Realität nicht tut. Der T-14 Armata soll sich ebenfalls bereits in der Ukraine im Einsatz befunden haben. Später wurde dieser angeblich zur Evaluierung wieder zurückgezogen, nachdem sich das angeblich teilautonome Gefährt auf dem Schlachtfeld bewährt hatte, wie die russische Tass berichtete. Jedoch wurde kein einziger T-14 tatsächlich an der Front gesehen. Später wurde noch dazu bekannt, dass die eingesetzten T-14 in einem sehr schlechten Zustand gewesen sein sollen, wie britische Geheimdienste berichteten.

So schlecht, dass selbst die eigene Truppe sich weigerte, mit dem Superpanzer in die Schlacht zu ziehen. "Wenn Russland den T-14 einsetzten sollte, wird das vorrangig für Propagandazwecke sein. Die Produktion liegt wahrscheinlich nur bei einer niedrigen zweistelligen Zahl, und Kommandeure dürften dem Fahrzeug auf dem Schlachtfeld nicht trauen", hieß es zu Beginn des Jahres, seitdem war vom T-14 nichts mehr zu sehen. Laut britischen Geheimdienstinformationen ist es unwahrscheinlich, dass Russland mehr als eine Handvoll dieser Fahrzeuge besitzt.
(Peter Zellinger, 21.12.2023)
Russische Armee feiert angeblich KI-gestütztes Supergeschütz
 

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SCHWARZES MEER
Russlands Schachzug zum „sicheren Hafen“
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Weit weg von der ukrainischen Schwarzmeer-Küste und der öffentlichen Wahrnehmung soll Russland einen neuen Stützpunkt für seine Schwarzmeer-Flotte bauen: in Otschamtschire in Abchasien. Die Basis soll ein „sicherer Hafen“ sein. Vor allem ist die unfreiwillige „Beteiligung“ des Nachbarlandes Georgiens ein entscheidender Schachzug.
Online seit gestern, 23.19 Uhr (Update: heute, 7.49 Uhr)
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Der Hafen von Otschamtschire liegt in Abchasien und damit auf georgischem Staatsgebiet. Russland erkennt die separatistische Republik als autonomen Staat an. Ein Abkommen mit der Regierung Abchasiens soll dem Kreml erlauben, einen Stützpunkt an der georgischen Schwarzmeer-Küste zu errichten.

Wie weit die Pläne in ihrer Umsetzung tatsächlich sind, lässt sich schwer sagen. Der Kreml kommentierte sie nach einem Treffen zwischen Russlands Präsidenten Wladimir Putin und dem Machthaber Abchasiens, Aslan Bschania, im Oktober nicht. Bschania erklärte laut der russischen Tageszeitung „Iswestija“ damals: „Wir haben ein Abkommen unterzeichnet, und in naher Zukunft wird es im Bezirk Otschamtschire eine ständige Basis der russischen Marine geben.“ Die abgespaltene Republik hat etwa 250.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Vorwurf der „Okkupation“ und „Militarisierung“
Im November wandten sich laut BCC 50 Abgeordnete der georgischen Opposition schriftlich an EU und NATO, um gegen die russische Präsenz zu protestieren. Sie verurteilten in ihrer Erklärung „einstimmig und entschieden“ die „Okkupation, Militarisierung und andere Aktivitäten“ Russlands, die auf eine „Annexion“ Abchasiens abzielten, zitierte der britische Sender.

AP
Russland will angeblich Teile der Schwarzmeer-Flotte (im Bild Schiffe bei Novorossijsk im Juli 2022) nach Abchasien verlegen

Es sind zumindest zwei Dinge, die Georgien in der Sache Kopfzerbrechen bereiteten. Zum einen sei das die Sorge, das Land könne in den Krieg mit der Ukraine hineingeraten. Zum anderen plant Georgien ganz in der Nähe von Otschamtschire selbst ein riesiges Hafen– und Logistikprojekt. Und nicht zu vergessen: Russland und Georgien sind in der jüngeren Vergangenheit im Südkaukasus bereits mehrfach militärisch aneinandergeraten, zuletzt 2008.

Moskau hatte nach dem Krieg im Jahr 2008 die georgischen Landesteile Abchasien und das gleichfalls separatistische Südossetien als unabhängige Staaten anerkannt. Außer Russland tun das weltweit nur wenige Länder. Die früher autonome Republik im Südkaukasus grenzt sowohl an Russland als auch an das Schwarze Meer. Von Otschamtschire an der Küste Abchasiens bis zum Schwarzmeer-Ufer des NATO-Mitglieds Türkei sind es weniger als 150 Kilometer.

Weiter weg von ukrainischen Waffen
Angeblich will Russland in Otschamtschire, wo bereits die frühere Sowjetunion eine Marinebasis unterhielt, einen Teil seiner Schwarzmeer-Flotte stationieren. Der Hauptstützpunkt Sewastopol auf der von Russland schon seit 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim war seit dem russischen Angriff auf die Ukraine mehrfach zum Ziel von Angriffen geworden.

AP/Russisches Verteidigungsministerium/Valim Savitsky
Der größte Schlag gegen die Schwarzmeer-Flotte: Die „Moskwa“ sank im April 2022 vor der Krim

Der schwerste Schlag gegen die russische Marine bisher: Am 14. April 2022, schon bald nach Beginn des Krieges, wurde das Flaggschiff der russischen Schwarzmeer-Flotte, der Lenkwaffenkreuzer „Moskwa“, von ukrainischen Antischiffsraketen getroffen, geriet in Brand und sank. Weitere Angriffe folgten, im September wurde ein russisches U-Boot im Hafen von Sewastopol getroffen, und erst am Dienstag meldeten die ukrainischen Luftstreitkräfte, ihre Piloten hätten das Landungsschiff „Nowotscherkassk“ zerstört. Inzwischen soll Russland bereits zahlreiche Schiffe von der Krim abgezogen haben.

Fremdes Territorium als Schutzschild
Auch der ukrainische Geheimdienst gehe davon aus, dass der Ausbau als „sicherer Hafen“ für Teile der Schwarzmeer-Flotte gedacht sei, hieß es bei der BBC. „Sicherer Hafen“ nicht primär deshalb, weil er von ukrainischen Waffen weiter weg ist als die Krim, sondern weil er auf nicht russischem Staatsgebiet liegt.

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Das könnte ein entscheidender taktischer Schachzug sein, da sich die Ukraine wahrscheinlich hüten wird, völkerrechtlich georgisches Territorium zu beschießen. Es ist aber auch ein Risiko. Wenn Russland den Hafen im Krieg gegen die Ukraine nutzen bzw. die Ukraine ihrerseits russische Schiffe dort angreifen würde, würde Georgien Kriegspartei, so Natia Seskuria vom britischen Royal United Services Institute (RUSI), das sich mit Fragen der internationalen Sicherheit befasst.

Wenn Russlands Präsident Wladimir Putin der Ansicht sei, er müsse Georgien in den Krieg hineinziehen, werde er das tun. Zumindest könne der Kreml-Chef Druck auf Tiflis machen.

Bilder zeigen Bautätigkeit
Tiflis sei sich, was die Tragweite der Pläne betrifft, nicht einig, hieß es bei der BBC. Die Rede sei einerseits von einer schwerwiegenden Verletzung der territorialen Integrität Georgiens, andererseits davon, dass Russlands Absichten aktuell keine akute Bedrohung darstellten. Selbst wenn Moskau die Basis baue, werde das „mindestens drei Jahre dauern“, zitierte der britische Sender den Vorsitzenden des Außenpolitischen Komitees Georgiens, Nikolos Samcharadse. „Wir konzentrieren uns auf imminente Bedrohungen“, nicht solche, die in der Zukunft auf das Land zukommen könnten. Anzeichen, dass an dem Stützpunkt bereits gebaut werde, gebe es bisher nicht.

Die BBC allerdings analysierte Satellitenbilder, auf denen laut dem Sender „verstärkte“ Grabungs- und Bauarbeiten zwischen Februar 2022 (dem russischen Angriff auf die Ukraine) und Dezember dieses Jahres festzustellen waren. Laut der „De-facto-Verwaltung“ Abchasiens, so die BBC, könnten im Hafen der Stadt inzwischen größere Frachtschiffe mit einer Verdrängung von bis zu 13.000 Tonnen anlegen. Tatsächlich zeigen Bilder etwa auch auf Google Earth Lagerhallen, die relativ neu zu sein scheinen, und Lkws auf großen Parkplätzen.

Georgische Pläne an der „neuen Seidenstraße“
Georgien plant seit Jahren seinerseits ein riesiges Hafen- und Logistikprojekt ganz in der Nähe von Otschamtschire: den Ausbau des Hafens Anaklia. Das Projekt könne wegen der russischen Präsenz bzw. Drucks aus Moskau scheitern, lautet eine weitere Befürchtung.

Laut den georgischen Plänen soll der Hafen von Anaklia zum Tiefseehafen ausgebaut und bis 2030 zu einer internationalen Drehscheibe werden. Dadurch könnte der Transport von Waren per Schiff von Asien nach Europa entlang der „neuen Seidenstraße“ deutlich verkürzt werden. Und: Der Landweg über Russland bleibt ausgespart. Schiffe, die für georgische Häfen zu groß sind, legen bisher in der Türkei an. In einem Entwicklungskonsortium für das Hafenprojekt sitzen neben georgischen auch Unternehmen aus den USA und Großbritannien.

Mehrere Anläufe und keine Umsetzung
Allerdings: Die Pläne für den neuen Tiefseehafen ließen sich bisher nicht im Ansatz umsetzen. Die ersten tauchten schon 2011 auf, noch unter dem damaligen georgischen Ministerpräsidenten Micheil Saakaschwili. 2016 wurde ein neuer Anlauf unternommen, damals hieß es, der Hafen solle 2019 fertig sein.

Im darauffolgenden Jahr 2020 dann ein neuerlicher Versuch. Die Pläne scheiterten wiederum an innenpolitischen Differenzen und fehlendem Geld. Heuer wurden sie erneut aufgegriffen, diesmal soll die Umsetzung mit Hilfe internationaler Investoren gelingen.

Druck aus Moskau?
Es hieß allerdings auch, dass das Projekt zumindest einmal auf Eis gelegt worden sei, um den großen Nachbarn Russland nicht zu provozieren. Der Kreml hat nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen keine Freude mit dem Projekt. Die BBC verwies auf Aussagen von Russlands Verteidigungsminister Sergej Lawrow, wonach in Anaklia künftig US-U-Boote anlegen könnten.

Mamuka Chasaradse, früherer Parlamentarier, Leiter des Anaklia Development Consortium und Unternehmer, sagte gegenüber der BBC, Tiflis habe die Pläne zumindest einmal ad acta gelegt, „um Moskau zu beschwichtigen“. Tiflis handle im Interesse Moskaus, und Moskau wolle das Projekt eben nicht.

Samcharadse vom Komitee für Auswärtige Angelegenheiten nannte den Vorwurf der Moskau-Nähe gegenüber der BBC „absurd“. „Wie um alles in der Welt könnte eine prorussische Regierung ein Assoziationsabkommen mit der EU abschließen bzw. Kandidatenstatus haben?“
Aber: Georgien mit seinen rund 3,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern müsse mit seinem vielfach größeren Nachbarn vorsichtig umgehen. Es habe in den letzten 30 Jahren drei Kriege zwischen beiden Ländern gegeben, so Samcharadse. Und: Georgien sei nicht in der NATO. Allerdings unterstützen die USA das Land militärisch. Im März 2022, kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine, reichte Georgien ein Beitrittsgesuch an die EU ein und erhielt Mitte Dezember Kandidatenstatus.
26.12.2023, geka, ORF.at

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