@Markus schrieb:
Hat jemand schon die Anlagen in St. Egyd bzw. Groß-Mittel lokalisieren können? Mit NÖGIS bin ich gescheitert
Zur Lokalisierung würden sicher Luftbilder von damals dienlich sein! Natürlich auch nur, wenn die Anordnung der Lagerbunker/Häuser nach dem „Fischgräten-System“ aufgebaut war.
Bei
Groß-Mittel war das Sperrgebiet ja riesig und die Anlage musste ja nicht unbedingt am Gelände der heutigen Muna gewesen sein. Auf heutigen Luftbildern sind ja unzählige Ruinen und Reste von Bunkern, Gebäuden, Schutzwällen, Gleistrassen usw. beider Kriege, der Zwischenkriegszeit und der sowjetischen Besatzungszeit erkennbar. Zu Kriegsende kam es zu umfangreichen Sprengungen, aber auch während der Kriegsjahre gab es lt. lokalen Berichten und Überlieferungen immer wieder Explosionen... Weiters schlossen an das Sperrgebiet Munitions- und Pulverfabriken, mit eigenen Lagergebäuden und Bunkern an. So im N Blumau, im W war die Luft-Muna Felixdorf, Munitionsversuchs- und Prüfstelle der Gustloffwerke und im SO das Tritol-Werk Theresienfeld usw. . Der Übergang von ehemaligen militärischen- zu fabriksmäßig genutzten Flächen ist da heute, auch am Lubi, sicher nicht mehr exakt feststellbar!
Lager St.Egyden lag in einem Föhrenwaldgebiet mit ebenfalls vielen km² Fläche. In einem Thread über „Eisenbahnflak“ bei Wr. Neustadt stellte ich im November 2003 folgenden Beitrag zu St.Egyden:
St. Egyden
Hallo!
Die Pulverfabrik wurde 1890 in den ausgedehnten Föhrenwälder NW des Bahnhofes St. Egyden errichtet und bis Ende des WK I von der Dynamit-Nobel AG betrieben.
1938 wurde neben dem bestehenden Werk ein riesiges Munitionslager der Wehrmacht angelegt und die Anlagen der Pulverfabrik zur Demontage von Beutemunition eingerichtet.
Mit Zunahme der alliierten Luftangriffe auf das Rüstungszentrum Wr. Neustadt wurden ab Mitte 1943 in den Wäldern Richtung Norden, zur Schneebergbahn hin, sogenannte „Tiefbaracken“ zur Auslagerung von Rüstungsgütern des Luftparks gebaut. Diese getarnten Lagergebäude waren bis zur Dachkante in den Boden versenkt. Ein ausgedehntes Schmalspurbahnnetz durchzog das mehrere Km² umfassende Sperrgebiet und stellte die Verbindung zum eigentlichen Luftparkgelände in Wöllersdorf und zum Fliegerhorst Wr. Neustadt (Flugplatz West) her.
Anfang 1944 wurde auf einem besonders gesicherten Areal innerhalb des Sperrgebietes ein Lager für A4 (V2) – Raketen errichtet.
Vor Eintreffen der Sowjettruppen wurden die Lager geräumt bzw. die Baulichkeiten von den abziehenden deutschen Einheiten gesprengt.
Diesen Beitrag habe ich schon einmal im gelöschten "Alten Ö-Forum" als Antwort auf eine ähnliche Anfrage gebracht.
Die angesprochene Ruine war tatsächlich das Verwaltungsgebäude des Komplexes und ist unter der Bezeichnung "Herrenhaus" bekannt. Die Titulierung "Jagdvilla vom Göring" ist mir nicht bekannt. Im Buch von Friedrich Brettner "Die letzten Kämpfe des II. Weltkrieges im südlichen NÖ.", ISBN 3-9500669-2-6, ist auf Seite 136 ein Foto dieses Gebäudes.
Beim „raschen“ sichten der NÖGIS-Bilder kann man zwar einige zu ehemaligen Straßen- oder Gleisachsen schräg verlaufende Strukturen im dichten Bewuchs des Waldgeländes erkennen, aber kein „Fischgrätenmuster“ schräg nach 2 Seiten, sondern nur auf einer Seite...? Auch wenn gesprengt wurde, sind dort sicher noch die Reste zu finden, da es im Waldgebiet keine „Flurbereinigung“ wie in Trasdorf bei Isabella gab. Im vorgenannten Buch schreibt Brettner von der Füllung und Lagerung von Raketenteilen „mit festen Treibstoff“ - oder so ähnlich? Da dürfte es sich tatsächlich, wie Henry schon irgendwo vermutete, um die Füllung der Sprengköpfe und deren Lagerung handeln! Werde bei Gelegenheit entsprechenden Textauszug bringen!
lg
josef