Atommülllager Asse: Kammer kurz vor dem Einsturz

Joe

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#83
Wenn ich mir die Ausführungen des Dipl.-Geologen Prof. Dr. Friedrich-Karl Ewert vom Verein EIKE durchlese, kommen mir direkt ein paar Fragen. Vielleicht können ja "unsere" Geologen etwas dazu sagen:

Er schreibt:
Das aufsteigende Salz hat die umge*benden Gesteine seitlich verdrängt und ist pilzar*tig als ‚Salz*stock’ aufgestiegen. Dieser Aufstieg geht zu Ende, wenn der größte Teil des ursprünglichen Salzlagers ausgewandert und in den Salz*stock einge*presst worden ist
Was denn nun? Das Salz hat das Gestein verdrängt? Das halte ich so nicht für richtig. Die Dichte des Gesteins ist höher. Die Steine haben sich also in die Lagerstätte des Salzes gedrängt und das Salz dabei nach oben gedrückt. Das Salz steigt also nicht auf, sondern das Gestein sinkt im viskosen Salz ab.
Möglich, dass das parallel abläuft und auch in dem verdrängten Salz eine Aufwärtsströmung entsteht.

Ein noch existierender Salz*stock be*weist folglich, dass keine Grundwas*sererneue*rung statt findet, und der Salzstock erhalten bleibt
Woher kommen salzhaltige Quellen in der Nähe von noch bestehenden Salzstöcken? Äh, ja, diese stammen alle aus dem oberen Grundwasser und haben keinerlei.....


Unbestreitbar ist Asse als Pilotanlage falsch betrieben worden, und es ist auch keine Entschuldi*gung, dass man zur Zeit der Einlagerung vor Jahrzehnten noch nicht wissen konnte, welche Bri*sanz dieser Komplex einmal haben würde. Das Verhalten des Salzes war schließlich bekannt.
Ich frage mich, woher er diese Selbstsicherheit nimmt, dass ihm das nie passieren wird. Der ganze Artikel ist für mich pure Agitation. Kernbrennstoffe mit medizinischen Strahlungsabfällen zu vergleichen, ist übrigens auch nicht besser.

Gruß
Joe
 

otto

... nicht mehr im Dienst.
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#85
Asse - 27.01.2010

Das Karusell dreht sich erst mal ein Stück weiter ...

Spiegel Online 27.01.2010
Die empfohlene Räumung des maroden Atommülllagers Asse würde teuer: Umweltminister Röttgen prognostiziert Kosten von 3,7 Milliarden Euro - an denen sich die Energieunternehmen beteiligen sollen.
...
Für die ersten Untersuchungen in Puncto Asse seien zunächst 75 Millionen Euro vorgesehen, wie Umweltstaatssekretärin Katherina Reiche (CDU) mitteilte.
Glaub ich nicht das dies funktioniert.
Die haben ja schon für die Einlagerung gelöhnt. Licht ins Dunkel kann hier nur das Vertragsmachwerk aus dem Hause einer ehemaligen Umweltministerin bringen.

Wofür die 75 Mille sein sollen ist mir allerdings schleierhaft. Ich dachte immer, die wissen schon (jetzt) von was sie reden. Offensichtlich doch nicht.

LG
Gerd
 

SuR

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#86
...Die haben ja schon für die Einlagerung gelöhnt.
Njet - wo denkst du hin?

http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2009/0723/atom.php5 hat geschrieben:
... Woher kam der Müll, der in die Asse eingelagert wurde? Zum Teil stammte er direkt aus deutschen Atomkraftwerken, aus Obrigheim, Gundremmingen, Würgassen oder Stade. Bis 1976 mussten die Betreiber keinen Pfennig Gebühren dafür bezahlen. Der Löwenanteil kam allerdings aus Karlsruhe - vom damaligen Kernforschungszentrum. Müll, für den die AKW-Betreiber niemals etwas bezahlen mussten, weil es sich offiziell um staatlichen Forschungsmüll handelte. Noch heute lagern in Karlsruhe zum Teil hochradioaktive Abfälle in riesigen Hallen. Der Absender: die Betreiber deutscher Atomkraftwerke, die in Karlsruhe ihren strahlenden Abfall äußerst kostengünstig entsorgen konnten.

Das System Karlsruhe lief so: Die Vorgänger der heutigen Energieversorger lieferten Brennelemente zur Wiederaufarbeitung. Der schwach- bis mittelradioaktive Müll, der dadurch entstand, wurde in die Asse transportiert. Aus Müll der Atomkraftwerksbetreiber wurde so der Müll deutscher Steuerzahler.

Wolfgang Neumann, Atomenergie-Experte: "Letztendlich haben die Energieversorgungs-Unternehmen natürlich einen riesigen Kostenvorteil dadurch erlangt, weil sie wurden ihre Abfälle billig los, das war das eine. Das andere ist, dass die Kernbrennstoffe, die abgetrennt worden sind, haben sie sozusagen kostenlos wieder zur Verfügung gekriegt. Das heißt, mit diesen Kernbrennstoffen konnten sie dann weiterarbeiten, neue Brennelemente fertigen und die wieder in ihren Anlagen einsetzen."


otto hat geschrieben:
Licht ins Dunkel kann hier nur das Vertragsmachwerk aus dem Hause einer ehemaligen Umweltministerin bringen.
Das Bundesumweltministerium gibt es erst seit 1986. Da war die kriminellen Machenschaften in Asse schon gelaufen.
Bis 1972 war das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft (BMBW), danach das Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) zuständig.


Aber auch hier dürften diese Verträge nicht zu finden sein. Noch mal die gleiche Website des WDR:

http://www.wdr.de/tv/monitor/sendungen/2009/0723/atom.php5 hat geschrieben:
Die wundersame Verwandlung von privatem in öffentlichen Atommüll, sie wurde in Geheimverträgen zwischen dem Betreiber der Karlsruher Wiederaufarbeitungsanlage und den AKW-Betreibern ausgehandelt. Nicht einmal Bundestagsabgeordnete haben heute Zugang zu diesen Verträgen....
a) Ohne Worte, aber typisch für die damalige Zeit.
b) Die Verträge sind sicher längst geschreddert. Die Jungs dort sind ja nicht doof.
 

malachit

Well-Known Member
#87
Das von Dir angesprochene korruptive Kuddelmuddel ist in der Tat bedenklich.
Insgesamt wären sicher Einlagerungen in Granitstöcken sicherer, wie es Schweden auch macht.
 
D

dg0ocg

Nicht mehr aktiv
#88
Ob die Einlagerung im Granit sicherer ist als im Salz...wer weiß.

Die Schweden (bzw. Skandinavier) haben nur keine andere geologische Chance ein Endlager zu errichten, denn Salzlagerstätten haben die nicht. Deswegen bauen die es nun mal im Granit.

bis denne

Timm
 

Joe

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#89
Sicherer von der Annahme ausgehend, dass dort kontrolliert "gestapelt" wird und der Müll jederzeit zugänglich bleibt.
Gruß
Joe
 

SuR

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#90
Neuer Inventarbericht

Zehnmal mehr Atommüll in der Asse als bekannt

Der Zeitplan für die Sanierung der Atommülldeponie Asse ist in Gefahr: Denn nach einem neuen Inventarbericht ist zehnmal mehr mittelradioaktiver Müll in das marode Lager gebracht worden als bislang angenommen. Forscher warnen vor "Unwägbarkeiten" beim Bergen der Fässer.

Hannover - Es war ganz anders geplant. Im November sollte die erste Abfallkammer im einsturzgefährdeten Lager Asse angebohrt werden. Alle rund 126.000 in der Deponie gelagerten Fässer sollten herausgeholt werden, plante das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Doch jetzt droht der Zeitplan für das Milliardenprojekt durcheinander zu geraten: Einem neuen Inventarbericht zufolge ist in das marode Lager zehnmal mehr mittelradioaktiver Müll eingelagert worden als bisher angenommen.

In das ehemalige Salzbergwerk bei Wolfenbüttel seien auch zahlreiche Atommüllfässer mit einer zusätzlichen Abschirmung im Innern deponiert worden, sagte die Sprecherin des Umweltministeriums in Hannover, Jutta Kremer-Heye am Freitag. Diese Fässer hätten bei der Einlagerung zwar nur wenig Strahlung nach außen abgegeben und die Annahmebedingungen für schwachradioaktiven Müll erfüllt. "Wir müssen jedoch davon ausgehen, dass sie im Innern mittelradioaktiven Müll enthielten", sagte die Sprecherin.

Der "Abschlussbericht AG Asse Inventar" des Helmholtz Zentrums München, der SPIEGEL ONLINE vorliegt, beziffert die Zahl der Atommüllfässer mit einer zusätzlichen "verlorenen Betonabschirmung" auf 14.779 Stück. Nach Angaben von Kremer-Heye liegen diese Fässer, die wahrscheinlich mittelradioaktiven Müll enthalten, im Bergwerk zwischen Fässern mit schwachradioaktivem Müll. "Die geplante Rückholung aus der Asse wird dadurch nicht einfacher", sagte sie.

Definitionsgemäß seien dann alle Behälter mit verlorener Betonabschirmung "für mittelradioaktive Stoffen bestimmt" gewesen. Im ersten Genehmigungsantrag für die Einlagerung dieser Art Behälter seien ausdrücklich "600 Fass mittelradioaktive Abfallstoffe" genannt worden, heißt es in dem vorliegenden Bericht. Das BfS als Betreiber und das für die Aufsicht zuständige Land Niedersachsen gingen bisher davon aus, dass in der Asse in eine separate Kammer 1293 Fässer mit mittelradioaktivem Müll eingelagert wurden.

Den neuen Bericht erarbeitete eine in Jülich ansässige Arbeitsgruppe des Helmholtz Zentrums München mithilfe alter Akten. Das Helmholtz Zentrum war bis Ende 2008 Betreiber der Asse.

In dem Abschlussbericht kommen die Gutachter zu dem Fazit, das Inventar sei "hinsichtlich der ermittelten Unwägbarkeit kritisch zu betrachten, insbesondere zum Schutz der mit der vorgesehenen Bergung der Abfälle einzusetzenden Menschen." Weiter heißt es in dem Bericht, das Verständnis um die Problematik radioaktiver Abfälle, insbesondere die Gefährdungspotentiale der unterschiedlichen Strahlungsarten, habe sich erst entwickelt.

Erste Probenentnahme im November

Bei der Kammer in 750 Metern Tiefe, die im November angebohrt werden soll, handelt es sich um die mit der Nummer sieben. In diese wurden 1977 und 1978 mehr als 4300 Fässer mit radioaktiven Abfällen gekippt und dort gestapelt.

Durch ein Bohrloch sollen Proben entnommen und Sonden eingeführt werden. Mit ihrer Hilfe soll ermittelt werden, wie stark die Luft in der Kammer radioaktiv belastet ist - und ob sich giftige oder explosive Substanzen darin befinden. Außerdem könnte womöglich geklärt werden, in welchem Zustand die Kammer und Atommüllbehälter sind - und ob es Salzlauge in der Nähe gibt. So soll sich auch zeigen, welcher Strahlenbelastung die Bergungsmitarbeiter ausgesetzt wären und wie lange das Rückholen der Fässer dauern würde.

Der Bericht enthält aber auch positive Nachrichten: Demnach ist bei einem Teil der zusätzlich abgeschirmten Atommüllfässer die Strahlung schon soweit abgeklungen, dass ihr Inhalt heute wieder als schwachaktiv gelten kann. Aufgrund des Abklingverhaltens seien von den ehemals 14.779 Fässern, die in den siebziger Jahren deponiert wurden, heute noch 8465 Fässer in die Kategorie mittelaktiv einzustufen, heißt es in dem 67-seitigen Papier.

Der Inventarbericht geht davon aus, dass die zusätzlichen Betonabschirmungen die Transportkosten bei mittelradioaktiven Mülll senken sollten. "Um für den Transport eine wirtschaftliche Lösung zu finden, entwickelte man einen 'billigen Wegwerfbehälter'", heißt es. Die verlorenen Betonabschirmungen für Transport und Einlagerung von mittelradioaktiven Abfall hätten eine Dicke von 20,3 Zentimeter gehabt.
Weiterlesen unter http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,716793,00.html
 
#91
Es ist immer wieder schön zu lesen .... könnte ...sollte ... müßte.

Die sogen. Experten reden genauso wie wir Amateure - ich frage mich wer jetzt der größere Amateur ist ....

Für mich als Befürworter der Atomenergie ist es unerklärlich warum man das Problem der Endlagerung nicht längst effektiver gelöst hat denn man befaßt sich mit allem möglichen in unserer schönen Forschungs- und Entwicklungswelt.
Aber dann könnte man mit diesem Thema keine Schlagzeilen und kein Geld mehr machen und die Grünen wären eigentlich überflüssig.
Zudem weiß man genau wie man den Atommüll in versiegelten Kammern lagern müßte und wie man diese auch wasserdicht abschließen kann - aber nur wenn Asse wieder in den Schlagzeilen steht bewegt sich etwas. So sugeriert es jedenfalls die Presse - aber ist es denn wirklich so????
Bei unseren Sicherheitsstandards und Sicherheitsbestimmungen wird mehr getan als man dies momentan glauben machen will aber das ist keine Schlagzeile wert.....

uwe
 

SuR

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#92
Weil´so schön passt: http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,717368,00.html

Umstrittenes Atommüll-Lager
Forscher warnt vor explosivem Erdgas in Gorleben

Ein neuer Dokumenten-Fund wirft eine brisante Frage auf: Sickert entzündliches Erdgas ins geplante Atommüll-Lager Gorleben? Ein Experte warnt vor Gefahren für den Standort. Die zuständige Behörde räumt dem Thema "höchste Priorität" ein.

Hamburg - Das Szenario klingt düster: Unter dem geplanten Atommüll-Endlager im Salzstock Gorleben lagert explosives Erdgas. Durch Spalten im Salzgestein strömt es nach oben. Im Endlager entzündet ein Funken das Gas. Eine Explosion erschüttert die Lagerstätte, der Salzstock bricht zusammen, Radioaktivität gelangt an die Erdoberfläche, verstrahlt Menschen.

Tatsächlich beschäftigt ein solches Katastrophenszenario die Wissenschaftler. Der Geologe und Endlager-Experte Klaus Duphorn etwa zeigt sich besorgt; er hat die Endlagersuche seit Jahrzehnten kritisch begleitet. Die "Gasgefahr" in Gorleben sei mittlerweile "vorrangig geworden", sagte Duphorn bereits bei einer nicht öffentlichen Anhörung im Bundestag im Juli. Bei Bohrungen sei explosives Erdgas gefunden worden. Gasausbrüche "könnten passieren", sie seien gar "ein ganz großes Gefahrenmoment", so Duphorn.

Auch Dorothée Menzner, Abgeordnete der Linken im Bundestag, ist alarmiert. Ein neuer Dokumenten-Fund aus den Archiven der DDR zeige, dass ein solches Unglück möglich sei, sagt Menzner. Ihre Mitarbeiter haben eine Akte des VEB Erdöl und Erdgas aus dem Ort Grimmen aufgespürt, die daraufhin deutet.

Das Dokument zeige, dass im Bereich Gorleben vermutlich erhebliche Mengen Erdgas im Salz lagerten, erklärt Menzner. Das Papier - es liegt SPIEGEL ONLINE vor - berichtet von einer fatalen Erdgasbohrung ins Salzgestein nahe dem geplanten Endlager. Andere Berichte aus den Archiven der Bundesrepublik dokumentieren das Unglück im Salzbergwerk Lenzen in der DDR, nur wenige Kilometer von Gorleben entfernt. Eine Gasexplosion riss im Juli 1969 demnach einen Arbeiter in den Tod. Der Unfall bei der Bohrung wurde von den DDR-Verantwortlichen verheimlicht.

"Geheimnisse von Energieunternehmen"

Die Nähe des geplanten Endlagers zu Lenzen sei eine Warnung, meint Menzner. Denn: Der Salzstock Gorleben geht in das Salzgestein von Lenzen über, die geologischen Verhältnisse sind ähnlich. Sind Gasausbrüche also auch in Gorleben zu erwarten?

Diese Frage ist jetzt wieder aktuell, dabei beschäftigt sie Fachleute seit langem: "Naturgemäß erhebt sich die Frage, ob sich das von dem ostzonalen Bohrbetrieb angeritzte Gasvorkommen in das Gebiet der Bundesrepublik hinein fortsetzt", schrieb der Erdölinformationsdienst Hamburg schon am 1. August 1969, kurz nach der Explosion in Lenzen.

Seither hat sich bei der Erforschung allerdings wenig getan; die Erkundung des Endlagers kam nur schleppend voran. Im Oktober soll sie wieder aufgenommen werden.

...
 

SuR

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#93
Gorleben-Untersuchungsausschuss: Fazit

Hier mal eine kurze, aber sehr interessante Zusammenfassung im gestrigen Tagesspiegel zur Thematik der Atommüll-Endlagerung in der Bundesrepublik:

http://www.tagesspiegel.de/politik/ohne-endlager-keine-atomenergie/3694228.html

... Seit 1977 wurde der Neubau von Atomkraftwerken an Fortschritte bei Erkundung und Erschließung eines Endlagers gekoppelt.

Doch schon ein Jahr später endete die Einlagerung im Skandal-Endlager Asse. Mindestens drei große Atomkraftwerke – Brokdorf, Lingen und Neckarwestheim – hatten damals noch keine Betriebsgenehmigung, gleichzeitig versank die Atomindustrie im Müll. Es musste also schnell ein Endlager oder zumindest ein Standort her. Und da Niedersachsen nicht bereit war, die von der bundeseigenen Wiederaufarbeitungsfirma Kewa vorgeschlagenen Standorte Wahn, Lichtenhorst oder Lutterloh zu akzeptieren und stattdessen Gorleben vorschlug, blieb dem Bund wenig anderes übrig, als zuzustimmen. 1977 wurde Gorleben, im Wendland an der DDR-Grenze gelegen, zum Endlagerstandort.

1982 seufzte der damalige zuständige Innenminister Gerhard Baum in einer Bundestagsdebatte: „Ich kann nicht mehr tun, als die Bundesländer zu bitten, auch im Hinblick auf Endlagerstätten in Granit oder wo auch immer. Ich habe bisher von keinem einzigen Bundesland eine positive Antwort bekommen. Ich habe kein Territorium.“ Deshalb musste der für die Entscheidung maßgebliche Zwischenbericht der Physikalisch-Technischen-Bundesanstalt 1983 auch unbedingt positiv ausfallen. Im Gorleben-Untersuchungsausschuss sagten mehrere beteiligte Wissenschaftler aus: „Es gab eine Weisung.“ Der Vorschlag, auch alternative Standorte zu erkunden, musste aus dem Dokument gestrichen werden.

Als 1996/97 klar wurde, dass der Bund den Grafen Andreas von Bernstorff und die evangelische Kirchengemeinde Gartow nicht dazu würde überreden können, ihre Salzrechte für die Erkundung des Salzstocks aufzugeben, wurde das gesamte Erkundungskonzept verändert. Die damalige Umweltministerin Angela Merkel (CDU) lehnte ein von der Atomindustrie gefordertes Erkundungsmoratorium ab. Stattdessen wurde, um den Entsorgungsnachweis nicht zu gefährden, weiter erkundet – um die umstrittenen Salzrechte herum. Und das, obwohl die Fachbehörden, das Bundesamt für Strahlenschutz und die Bundesanstalt für Geologie und Rohstoffe, 1993 übereinstimmend zu dem Schluss gekommen waren, dass „die Beschränkung der Erkundung auf den nordöstlichen Teil des Salzstocks nur unter Aufgabe von Sicherheitskriterien mit zusätzlichem Zeit- und Finanzaufwand möglich wäre“. Merkel sagte der Industrie zu, dass dieses Konzept für sie etwa 300 Millionen Mark billiger würde. Von einem Moratorium war keine Rede mehr.

Kotting-Uhl sagt mit Blick auf die Wiederaufnahme der Erkundung in Gorleben: „Auch Umweltminister Norbert Röttgen steht wegen der Laufzeitverlängerung jetzt wieder unter dem Zwang, Fortschritte bei der Endlagerung vorweisen zu müssen.“ Die SPD-Obfrau im Gorlebenuntersuchungsausschuss, Ute Vogt, sieht das genauso: „Merkel und Röttgen machen da weiter, wo Helmut Kohl und Merkel aufgehört haben.“ ...
 

SuR

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#94
"Nazi"-Atommüll soll in der Asse liegen: http://www.sueddeutsche.de/wissen/atommuelllager-asse-phantom-einer-nazi-atombombe-1.1119070 vom 12.07.2011

Dazu ein Interview mit dem Physiker und Historiker Helmut Rechenberg im Deutschlandradio Kultur vom 13.07.2011: http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/interview/1503310/



Auch wenn nach Aussagen der SZ das Forschungsamt für Militärgeschichte in Potsdam "in Sachen Bomben-Uran" den Wirtschaftshistoriker Rainer Karlsch empfiehlt :rolleyes:, so bekommt dieser doch sowohl in der SZ wie auch bei DRadio sein Fett weg:

---------------------------------

SZ "... Er (Karlsch) stellt in dem umstrittenen Buch "Hitlers Bombe" die Theorie auf, die Deutschen hätten 1945 eine Atombombe getestet - eine Ansicht, der aber kein anderer Forscher folgt."

---------------------------------

Jan-Christoph Kitzler vom DRadio: "... Es gibt ja ein offen gesagt ziemlich umstrittenes Buch vom Wissenschaftshistoriker Rainer Karlsch, das heißt "Hitlers Bombe", und er behauptet, dass die Deutschen noch 1945 eine Atombombe getestet haben. ..."

...

Rechenberg: "... So weit ich weiß - ich habe Herrn Bagge nach dem Krieg sehr gut kennengelernt und auch einige andere Leute und auch mit Herrn Karlsch habe ich übrigens darüber geredet, als er sein Buch veröffentlicht hat. Da habe ich gesagt, also Momentchen, das stimmt nicht, das stimmt nicht, das kann ich nachweisen und so weiter. Dann hat Herr Karlsch gesagt, ja, aber das könnte doch irgendwie sein. Da habe ich gesagt, wissen Sie, ich bin ausgebildeter Physiker und auch Historiker, ich erkenne nur an, was quellenmäßig begründet ist, und wenn ich zu den Leuten gesprochen habe, die dabei gewesen sind. Und Leute, die dabei gewesen sein konnten, Bagge war nicht dabei, aber Diebner war dabei und Bagge war mit Diebner noch nach dem Kriege eng befreundet und hat mit ihm zusammen auch irgendeine Kompanie gegründet et cetera et cetera, also das habe ich von Bagge.

Kitzler: Was wurde denn im Dritten Reich überhaupt mit diesem Müll gemacht?

Rechenberg: Zum Teil hat man den Müll in Thüringen. Es gab also irgendeine Stelle in Thüringen auch, die war da und da kam auch vor einigen Jahren das Gerücht auf, ja, da in dem Bergwerk steckt irgendwelcher Atommüll. Aber es wurde keiner nachgewiesen.

Kitzler: In der Asse also ist es unwahrscheinlich Ihrer Meinung nach?

Rechenberg: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass etwas wirklich Relevantes für eine Bombe drin ist.



Mein Vorschlag wäre ja, bei der Sanierung der Asse gleich eine Extra-Kammer für die Entsorgung von "Hitlers Bombe" zu errichten. :D :D :D
 
#95
Also -1945 hat man sich keine Gedanken um irgend einen Restmüll gemacht.
Immer wieder schön wenn man hört was doch so alles für Experten gibt......

Interessant ist auch zu lesen,daß es seit 1911 immer wieder zu Laugeneinbrüchen kam.
... und wir wollen nicht vergessen,daß per Ministerentscheid die Asse weiter betrieben wurde und die damalige Ministerin war MERKEL....

uwe
 

SuR

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#96
Und weiter geht´s:

http://www.thueringer-allgemeine.de...Doch-kein-Nazi-Uran-aus-Thueringen-1227095409

Ich empfehle den beteiligten Damen und Herren in den Ämtern dringend mal die Lektüre des hervorragenden Buches "Atomversuche in Deutschland: Geheime Uranarbeiten in Gottow, Oranienburg und Stadtilm" von Günter Nagel.

Da steht genau drin, wie der Transport nach Süddeutschland abgelaufen ist. Sogar Fotos der Fahrt sind darin veröffentlicht.

Des weiteren wäre als empfehlenswerte Literatur zu nennen:
- Boris T. Pash: The Alsos Mission
- Klaus-Dietmar Henke: Die amerikanische Besetzung Deutschlands

Da werden Sie geholfen. :D
 

SuR

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#97
Bund zögert bei Bergung des Asse-Mülls

Im ehemaligen Salzbergwerk Asse lagern Zehntausende Fässer mit schwach- und mittelaktivem Müll. Doch Wasser dringt ein, die Grube droht einzustürzen. Eigentlich sollten die Fässer deshalb geborgen werden - aber nun zögert der Bund doch noch mit dem Vorhaben.

Remlingen - Die Bergung der radioaktiven Abfälle aus dem maroden Atommülllager Asse in Niedersachsen ist noch keine ausgemachte Sache. Bei der Schließung des vom Vollaufen und Einstürzen bedrohten Bergwerks will sich die Bundesregierung vorerst nicht auf diese Option festlegen. Es gebe "noch offene Punkte, die die Realisierbarkeit schwieriger als geplant gestalten und sogar infrage stellen könnten", heißt es in einem der Nachrichtenagentur dapd vorliegenden Sachstandsbericht des Umweltministeriums (BMU) an Bundestagsabgeordnete.

Als "grundlegende Unsicherheiten" für eine Rückholung des Atommülls nennt das Ministerium den Zustand der Einlagerungskammern und der Abfallfässer sowie die Menge und Zusammensetzung des radioaktiven und chemischen Inventars. Ungeklärt sei auch noch die "Möglichkeit zur Realisierung schnell wirksamer Notfall- und Vorsorgemaßnahmen". "Aufgrund dieser nicht unerheblichen Unsicherheit hat sich das BMU dazu entschlossen, zurzeit keine endgültige Entscheidung für die Stilllegung der Schachtanlage Asse II zu treffen", heißt es in dem Bericht.

Gleichzeitig erteilt das Umweltministerium Teillösungen bei der Rückholung des Atommülls eine Absage. Die Bergung der Abfälle erscheine aufgrund der derzeitigen Erkenntnisse zwar als die beste Lösung, "jedoch ausschließlich dann, wenn ein Großteil der Abfälle herausgeholt werden kann". Zuletzt hatten einige Fachleute die Rückholung nur der Fässer mit mittelradioaktivem Müll erwogen.

Voll Wasser gelaufen

Seit einem Vergleich verschiedener Schließungsoptionen Anfang 2010 setzt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als Betreiber der Asse auf die Bergung des Atommülls als beste Lösung zur sicheren Stilllegung des Bergwerks. Von dem Bericht des Bundesumweltministeriums hatte das BfS am Mittwoch nach Angaben eines Sprechers noch keine Kenntnis. "Dieser Text liegt uns bisher nicht vor", sagte er.

Aufschluss über den Zustand des Atommülls will sich das BfS durch Probebohrungen in zwei der insgesamt 13 Einlagerungskammern verschaffen. "Bei planmäßigem Verlauf der Vorbereitungsarbeiten könnte das Anbohren der Einlagerungskammer 7 im Dezember 2011 erfolgen", heißt es in dem BMU-Papier. In dem Hohlraum lagern etwa 4.200 Fässer mit Atommüll.

... mehr im u. a. Link:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,790051,00.html
 

Joe

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#98
:huch:hilfe2:

Ich muss doch nochmal einen Smiley einbauen, der rückwärts isst....

Danke für den Link.
Gruß
Joe
 

SuR

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#99
1000 Seiten Genehmigungsantrag für Probebohrung: Der lange Weg zur Räumung des Atomlagers Asse

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Der Berg arbeitet. Erst 2008 ist die Wand vor einer Einlagerungskammer in 750 Meter Tiefe im Atomendlager Asse gemauert worden. Jetzt hat sie ein großes Loch und zerbröselt weiter. Die Mauer gehört zu den letzten Fehlern, die das Helmholtz- Zentrum München als Betreiber des früheren „Forschungsendlagers“ gemacht hat. Sie verschloss 2008 die Kammer neun, in die zwischen 1967 und 1978 zwar kein schwach radioaktiver Atommüll eingelagert worden ist. Dafür wurde die Nachbarkammer acht damit gefüllt. In die Kammer neun floss Wasser, das von außerhalb des Salzstocks seinen Weg hinein gefunden hat. Das war zwar keine große Menge. Aber nachdem Kammer neun mit 3000 Kubikmeter Salz verfüllt war, suchte sich das Wasser einen neuen Weg und fand ihn durch die mit Atommüll gefüllte Kammer acht.

Die strahlende Brühe aus Kammer acht hat seit 2009 nicht nur an Menge zugenommen, auch die Strahlung ist höher. 16 Liter stark verstrahltes Wasser werden dort nun täglich aufgefangen, berichtete am Mittwoch Wolfram König, Präsident des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) und seit 2009 als Betreiber verantwortlich für die Asse.

Woher das strahlende Wasser aus Kammer acht genau kommt, weiß das BfS nicht. Genauso wenig weiß es, woher die täglich 12 000 Liter kommen, von denen 10 000 Liter auf der 658-Meter-Sohle aufgefangen und von dort an die Oberfläche gepumpt werden. Klar ist nur, dass es nicht vor 250 Millionen Jahren in den Berg eingeschlossen wurde, als das Meer, das einst Norddeutschland bedeckte, verdunstete und der Salzstock entstand. Dieses Wasser jedenfalls ist der größte Feind für den Plan, die radioaktiven Abfälle aus der Asse herauszuholen, neu zu verpacken und in ein sicheres Endlager zu bringen. Wenn es mehr wird, besteht das Risiko, dass die Grube absäuft. Das wäre das Letzte, was sich Wolfram König wünschen würde. Denn eine „gesetzeskonforme, sichere Schließung des Endlagers“ wäre dann aus seiner Sicht nicht möglich.

Doch die Räumung der Asse ist keine Kleinigkeit. Sie war Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst ein Kali- und später ein Salzbergwerk. 1965 hat der Bund die Anlage gekauft. Da war die Asse schon durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Das Bergwerk ist auf relativ kleinem Raum wie ein Hochhaus unter Tage angelegt worden. Die Decken zwischen den Förder- und Einlagerungskammern sind keine zehn Meter dick. Schon bevor der Bund begann, Atommüll einzulagern, waren einige Kammern eingestürzt. Wenige Meter von Kammer acht entfernt ist ein Blindstollen aus dem Salzstock heraus ins Deckgebirge getrieben worden. Wolfram König steht kopfschüttelnd davor und sagt: „Das muss doch schon in den 60er Jahren aufgefallen sein.“ Es hat aber wohl nicht gestört. Der damals verantwortliche Endlagerexperte Klaus Kühn gab aber vor zwei Jahren vor dem Asse-Untersuchungsausschuss des niedersächsischen Landtags zu: „Wenn ich nach heutigem Wissensstand noch einmal zu entscheiden hätte, würde ich keine radioaktiven Abfälle dort einlagern.“

Wie schwierig es werden dürfte, den Atommüll zu bergen, zeigen schon die Vorarbeiten. Vor Kammer sieben steht ein gewaltiger Bohrer auf sauberen, miteinander verschweißten PVC-Platten. Der dekontaminierbare Boden – man kann ihn also leicht reinigen – war eine Auflage des niedersächsischen Umweltministeriums in der atomrechtlichen Genehmigung für die Bohrung. Doch bisher war in deutschen Bergwerken keine Badezimmer-Atmosphäre verlangt, PVC war bergrechtlich nicht genehmigt. Der Genehmigungsantrag für die Bohrung umfasste schon rund 1000 Seiten. 32 Auflagen in 1400 Teilschritten haben die niedersächsischen Genehmigungsbehörden verlangt. Für die Öffnung der Kammer oder die Bergung des darin verstauten Atommülls müssen weitere Genehmigungsanträge geschrieben werden. Wenn die Bohrung endlich stattfinden darf, soll ein Loch mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern entstehen. Darüber sollen Luft- und Materialproben entnommen und eine Kamera eingeführt werden, um eine Ahnung vom Zustand des Atommülls hinter der etwa 20 Meter dicken Wand zu bekommen. Von den Ergebnissen hängt ab, ob die Bergung technisch überhaupt möglich ist. Erst dann lässt sich abschätzen, wie viel Zeit das BfS durch eine Füllung von Hohlräumen mit Salzbeton gewinnen muss, um die Bergung des Atommülls möglich zu machen. Dass ein weiterer Schacht in ein Naturschutzgebiet gebaut werden müsste, sieht daneben fast wie ein kleineres Problem aus.

Weil in der Asse nichts sicher ist, bereitet sich das BfS gleichzeitig auf den Notfall vor. Bis zu 500 000 Liter Wasser sollen für die Asse „handhabbar“ werden, sagt König. Außerdem werden auf mehreren Ebenen sogenannte Strömungsbarrieren gebaut, die möglichst lange verhindern sollen, dass das Wasser an die Abfälle herankommt.

Quelle: http://www.tagesspiegel.de/politik/keine-kleinigkeit/4693530.html
 
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