Hallo Jürgen,
Räppold hat geschrieben:
meines Wissens befasst Du Dich viel mit Bergbau. Dabei müsste Dir bekannt sein, dass früher Wünschelrutengänger zum Aufsuchen von Erzadern usw. eingesetzt wurden; Beweis: Alte Zunftkrüge (in der Regel steht ganz oben der Landesfürst als Besitzer der Grube und direkt darunter der Rutengänger und dann erst Steiger, Hauer, Knappen usw.),
Das ist richtig, daß ich mich viel mit Bergbau befasse; hier natürlich vorwiegend mit 'geschichtlichem Bergbau...
Das frühe Auftauchen der Rutengänger ist natürlich richtig - allerdings, was beweist das? Da früher auch sagenwir Erkrankungen mit Mumienpulver behandelt wurden, weist das höchstens darauf hin, daß die Selbsttäuschung 'Rutengehen' eben nur alt ist, aber deswegen nicht unbedingt stimmen muß. Ich meine, die Geschichte ist voll Dingen, die irgendwann als unwirksam erkannt wurden.
Räppold hat geschrieben:
Buchaufzeichnung der (meines Wissens) ältesten Bergakademie in Freiberg; hier wurden Rutenlängen usw. beschrieben.
Es wurde auch im Acricola und 'de re metallica' beschrieben; allerdings ist bereits Agticola hier sehr zweifelnd. Ich zitiere die Stelle gern, auf Wunsch.
Räppold hat geschrieben:
Es dürfte ja klar sein, dass der Fürst den Rutengänger bei Erfolglosigkeit zum Teufel geschickt oder gar am "Hals gestreckt", d. h, hingerichtet hätte, denn er brauchte ja das Geld für die Hofhaltung.
Ach, du lieber Himmel - das ist aber wirklich ein etwas seltsames Argument... Gegenfrage: Woher weißt du, daß keie Rutengänger wegen Unwirksamkeit 'am Halse getreckt' wurden? Du nimmst das lediglich an, und versuchst, ein Argument daraus zu machen.
Räppold hat geschrieben:
Zum anderen sollte man sich nicht nur an Medienberichten orientieren - die sind nämlich meist tendenziös (habe heute mit einem Freund - er ist Büchsenmachermeister - über einen Galileobericht über mittelalterliche Waffen usw. am 07.02.07 gesprochen, wobei sich herausstellte, dass vieles in diesem Bericht unstimmig ist).
Ach, die Medienberichte mögen zweifellos tendenziös sein; allerdings doch eher in die andere Richtng: 'Rutengänger im Test mal wieder durchgefallen' macht offenkundig viel weniger einen Reißer. Auch sehe ich nicht, inwiefern das ein Argument sein soll - was hat ein Galileobericht über mittelalterliche Waffen mit Rutengehen zu tun? Auch muß ich anmerken, daß es nicht um anekdotale Evidenz geht; es soll mal endlich ein Blindtest bestanden werden. 'Ein Freund hat gesagt' ist eben kein Beleg.
Räppold hat geschrieben:
Es gibt sehr wohl ein m. E. objektiv geschriebenes Buch von Prof. König oder Prof. Beetz über die Radiaesthesie. In diesem Buch wird auch auf die Untersuchungen im Hinblick auf das Rutengehen, die vom damaligen Bundespräsidenten Carstens respektive seiner Frau initiiert wurde, eingegangen.
Du beziehst dich auf ein Buch, an dessen Autor du dich zwar nicht mehr erinnerst, der aber ein Professor gewesen sei? Und erlaube mir, den Hinweis anzubringen, daß weder Carstens noch seine Frau (Veronika hieß die, nicht?) mit irgendwelchen Untersuchungen befaßt waren. So nehme ich an, daß diese Namensnennung unter die Kategorie 'name dropping' fällt - jedenfalls nicht wirklich ein Argument.
Räppold hat geschrieben:
Es stimmt, dass die ersten Versuche rein dem Zufallsprinzip unterlagen, später aber das Gegenteil eintrat.
Welche Versuche? Du wirst verstehen, daß ich darauf erst eingehen kann, wenn du eine Quelle nennst.
Räppold hat geschrieben:
Dies liegt daran, dass es zwei Arten der Rutentechnik gibt: Die mentale Technik und die Grifflängentechnik. Bei der mentalen Technik muss man sich voll auf die zu findende Strahlung konzentrieren, während bei der Grifflängentechnik
Es mag soviele Techniken geben, wie es wolle: Auch hier ssteht schlicht und einfach der Wirkungsbeweis aus, und der sollte als allererstes kommen, ganz unabhängig von verwendeten 'Techniken'. Und damit sieht es bisher ganz bitter aus.
Räppold hat geschrieben:
(Anstoß für diese Entwicklung war das o.g. Buch der Bergakademie Freiberg)
Welches Buch? Du hast oben kein Buch genannt; du warst dir nichtmal mit dem Autor sicher. Ich habe gerade nachgeschaut; ein solches Buch taucht in keiner Publikationsliste der TU Bergakad. Freiberg auf - ich gebe zu, daß das nichts heißen mag. Ich konnte ebenfalls weder einen Professor Beetz noch einen Professor König auf der TU Freiberg finden. Also muß ich dich auch hier um eine ausreichende Quellennennung bitten.
Räppold hat geschrieben:
die Wellenlänge der zu suchenden Strahlung eingestellt wird. Mit der letztgenannten Methode wurden dann auch weit über dem Zufallsprinzip liegende Erfolge erzielt.
Ahem: Wellenlänge? Wellenlänge wovon? Von einer 'Strahlung' von der ich zwar mitunter höre, daß sie elektromagnetisch sei, die aber dennoch von keinen unabhängigen Detektoren außer eben Menschen aufgefangen werden könne? Oder auch andersrum: Wenn sie eben nicht mit Detektoren nachweisbar sei, wie kann man dann von 'Wellenlänge' reden? Ich möchte dich -gottbewahr! - auf keinen Fall irgendwie persönlich angreifen, aber das erscheint mir als ein klassischer Fall von pseudowissenschaftlicher Sprache, die sich wissenschaftlich anhört und wissenschaftliche Begriffe benutzt, dies jedoch nicht ist.
Räppold hat geschrieben:
Weiterhin beschreibt König oder Beetz, dass sie Auswertungen von Brunnenbohrungen im Entwicklungsdienst vornahmen, aus denen hervorging, dass die Brunnenbohrungen dort viel erfolgreicher waren wo mit der Rute gearbeitet wurde, als dort wo man dies unterließ.
Nun, aber du weißt den Autor nicht, du weißt die Quelle nicht, und - laß mich raten! - du hast die Untersuchung nicht gelesen? Auch bin ich sehr gespannt, ob diese Untersuchung den Anforderungen genügt, dh. korrekte statistische Auswertung, korrekte Durchführung, korrekte Datenaufnahme und dergleichen mehr. Aber darauf kann ich (wie du sicherlich verstehst) erst eingehen, wenn auch mir diese Quelle erreichbar wäre, was sie so nicht ist; siehe oben. Und, mit Verlaub, ich habe es schon etwas zu oft erlebt, daß sich derlei Quellen entweder direkt in Luft auflösen, oder sich als methodisch _sehr_ unzulänglich herausstellen.
Räppold hat geschrieben:
Die ausgelobten 1 000 000 $ wird m. E. kein Rutengänger erringen, denn das was gefordert wird ist schlichtweg unmöglich. So werden verschiedene Gegenstäde unter Plastikeimern versteckt, die zu suchen sind. In der Regel hat das "Versuchskaninchen" zu diesen Gegenständen keine Beziehung, kann somit keine Strahlung aufnehmen; desweiteren schirmt Plastikmaterial ab (man kann bestimmtes Plastikmaterial zum Abschirmen von pathogenen Erdstrahlen benutzen).
Mir scheint, daß du das Informationsmaterial der JREF nicht lasest, denn als einer der ersten Punkte wird spezifiziert, daß das Versuchsprotokoll _in Einvernehmen_ erarbeitet wird, so daß beide Seiten zustimmen. So hat der Rutengänger _vorher_ nichts dagegen gehabt, sondern zugestimmt; daß dann _hinterher_ derlei Ausreden kommen, ist leider nur allzuoft zu sehen. Und ja, sowohl Randi als auch die GWUP sind sehr erfahren darin, diese _vorher vereinbarten_ Umstände auch einzuhalten.
Auch darüber gibt es bei Randi und der GWUP viel zu lesen, daß hinterher gewöhnlich versucht wird, sozusagen die Torpfosten zu verschieben. Außerdem geht es wahrhaftig nicht nur um diesen einen Test, sondern um viele Tests, und bei jedem dieser Tests konnte genau dasselbe gesehen werden: Daß hinterher eben lauter Ausreden zu dem kommen, wozu der Rutengänger vorher zustimmte.
Dafür gibt es inzwischen sehr viele Beispiele. Ich möchte hier nur auf den großen Feldtest der "Australien Skeptics" etwa
hier erinnern; das komplette Video ist bei Google
hier zu sehen. Man sehe sich dies ruhig mal trotz der Länge (ca. 45min) an; dort ist sehr schön zu sehen, wie sich große Zuversicht vor dem Haupttest in viele Ausreden hinterher verwandelt.
Ich nehme an, daß diese Ausflüchte notwendig sind, um beim Glauben an solche Fähigkeiten bleiben zu können; irgendeine Rationalisierung wird dann hinterher eben nötig sein. Mensch, ihr Rutengänger: Besteht einen anständigen Test, dann könnt ihr eine steife Million verdienen, und wir Skeptiker bekämen den Mund gestopft! Warum könnt ihr das nicht?
Weiterhin: Du redest nicht nur von 'Erdstrahlung', sondern gar von 'pathogener Erdstrahlung'. Solche Strahlungen wurden ebenfalls noch nie nachgewisen, und ich höre gar oft, daß sie nicht nachweisbar seien. Wenn sie dies aber nicht sind, wie kann ich dann annehmen, daß sie eben nicht nur in der Einbildung vorhanden sind?
Räppold hat geschrieben:
Kinder übrigens besitzen noch diesen - ich möchte sagen - Instinkt; manche "vergessen" ihn im Laufe des Lebens (können ihn aber wieder erlernen) und andere behalten es bei.
Instinkt?!? Nun ja... vorher sollte eben ein Rutengänger mal in einem korrekt ausgeführten Blindtest oder womöglich mehrere (Stichwort Reproduktion, etwas ganz wichtiges im wissenschaftlichen Kontext, und mit Blindtest meine ich hier nicht, daß dem Rutengänger die Augen verbunden werden sollten, sondern ein bestimmtes Procedere - verzeih, auch das kam schon so oft) einen Beleg seiner angeblichen Fähigkeiten liefern. Und solange es damit zappenduster aussieht, sind weitere Schlußfolgerungen auf sehr schwankendem Boden.
Viele Grüße und Glückauf!
Rossi