Gratulation zu den Telefonapparaten, der Ö10 ist einer der gefälligsten und deshalb auch in relativ großer Stückzahl erhaltenen Apparate aus der Zeit der Ortsbatterie-Telefonnetze ab 1910. Die eine Bodenplatte enthält als Stempelung das Jahr der Ausscheidung, also 1966.
Die Gehäuse wurden fallweise mit unterschiedlich gestalteten Zierlinien versehen, bei einem Gerät sind solche angebracht, was noch auf den Originalanstrich hinweist. Überhaupt haben die Geräte diverse übliche Modernisierungen nicht mitgemacht, es ist noch die große Übertragerspule im Hohlraum des Magneten vorhanden, diese wurde häufig gegen eine kompakte Bauart getauscht. Auch die Verdrahtung ist original, und auch die vernickelte Messinggabel wurde nicht gegen eine spätere robustere Blechpresskonstruktion getauscht.
Das Baujahr lässt sich am Leichtesten an Datumsstempelungen der Bauteile feststellen, wobei diese natürlich älter oder jünger sein können, aber ein Anhaltspunkt ist gegeben. Ganz sicher ist ein Datum am Kondensator angebracht, der ist allerdings ganz unten versteckt und man müsste weiter zerlegen, was der originalen Verdrahtung aber nicht gut tun wird.
Die beiden Handapparate (vulgo "Hörer" - was aber nicht korrekt ist, denn mit eine Hörer kann an nur hören...) stammen offensichtlich nicht von den Geräten. Der Aufkleber der Hörkapsel weist auf eine ZB-Ausführung hin, wobei ZB für Zentralbatterie steht, welches die zweite Variante der manuellen Vermittlungstechnik ist. Es gab also OB (=Ortsbatterie) Ämter, die dazugehörenden Geräte bei Teilnehmer waren wie abgebildet Geräte mit Kurbel und Induktor zu Ruf an das Amt, weiters war vor Ort ein hölzerner Batteriekasten mit entsprechenden Nass- und später Trockenbatterien.
Beim ZB (=Zentralbatterie) Amt kamen Apparate ohne Induktor und Kurbel zum Einsatz, es genügte den Handapparat abzuheben und das Amt meldete sich. Batterie gab es keine beim Teilnehmer, die war im Amt.
Die beiden Handapparate stammen nun von so einem ZB-Telefonapparat, aber das soll die Freude nicht trüben, gab es sie doch äußerlich identisch bei OB und ZB Geräten, nur das Innenleben war anders.
Interessant ist die moderne, kleinere Sprechkapsel in Bild 722 mit dem Adapterring für die frühere, größere Variante.
Das einzige Manko sind die fehlenden baumwollisolierten Kabel - einerseits das Kabel zum Handapparat und das Anschlusskabel mit der kleinen Endklemme. Diese Kabel ( " Hörerschnüre") sind ein Problem, da sie empfindlich sind und oftmals mit de Alter einfach zerfallen. Zur Not könnte man natürlich Kunststoffkabel als Ersatz verwenden.
Es wäre kein nennenswertes Problem, die beiden Geräte wieder in Funktion zu bekommen und als Haustelefon zu verwenden. Auch lassen sie sich mit Feldtelefonen gut betrieben. Das wäre doch eine interessante Herausforderung?