Asfinag ließ Reichsadler wegmeißeln - Zerstört.
Die Asfinag entfernte Reichsadler von ihren Brücken. Beim Denkmalschutz fragte niemand nach. Jetzt wurden die Arbeiten eingestellt.
Christoph ReiserEva Hammerer Salzburg (SN). Die Reichsadler an den Autobahnbrücken im Salzburger Stadtgebiet und in Wals-Siezenheim sind weg. Die betreffenden Steinblöcke wurden vergangene Woche im Auftrag des Autobahnbetreibers Asfinag entsprechend bearbeitet. Die Reichsadler könnten nur mit Stemmeisen entfernt werden, hieß es bei der Asfinag. Daher werden sie bei der Demontage zerstört.
Beim Denkmalamt fragte aber offensichtlich niemand nach. SN-Recherchen zufolge wurden die Arbeiten an den verbliebenen Brücken vorerst auf Eis gelegt.
Die Hoheitszeichen des Nazireichs waren auf allen Brücken angebracht, die beim Bau der Reichsautobahn von München nach Salzburg und von Salzburg nach Wien errichtet wurden, bevor die Bauarbeiten im Jahr 1942 endgültig eingestellt wurden. Alle Hakenkreuze, die von den Reichsadlern in den Fängen gehalten wurden, wurden bereits nach Ende des Zweiten Weltkriegs entfernt.
Die Asfinag sprach am Mittwoch von einem „sensiblen Thema“. Die Entscheidung, die Reichsadler zu entfernen, sei durch den Anruf eines Bürgers beim Servicecenter der Asfinag eingeleitet worden. Daher sei die firmeninterne Rechtsabteilung konsultiert worden. Dort machte man darauf aufmerksam, dass nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Asfinag gegen das Verbotsgesetz aus dem Jahr 1947 verstoße, wenn die Adler weiter auf den Brücken blieben. Das ist insofern verwunderlich, weil die Reichsadler bei der Verbreiterung der „Stadtautobahn“ und damit auch aller Brücken Ende der 1990er-Jahre auf drei Spuren nach außen rückten. Selbst bei Brückenneubauten – wie etwa der Salzachbrücke – fanden die Relikte des Dritten Reichs auf den Widerlagern Platz. Jetzt wurden sie weggemeißelt.
Mit der Demontage der steinernen Überreste des Nationalsozialismus sei man rechtlich auf der sicheren Seite, betonte man am Mittwoch hingegen bei der Asfinag. Da eine zeitgleiche Demontage aller Reichsadler aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich war, wollte man die Hoheitszeichen bei Sanierungsarbeiten beseitigen. Insgesamt sollen im Land Salzburg 30 Brücken betroffen sein. Die steinernen Zeitzeugen befänden sich zum Teil an Stellen, die nicht sofort einsichtig seien, heißt es. Unter anderem sind die Reichsadler vergangene Woche von der Autobahnbrücke Hagenau entfernt worden. Mit dem geplanten Autobahnanschluss habe die Demontage allerdings nichts zu tun, hieß es bei der Asfinag. Beim Bundesdenkmalamt in Wien wusste man nichts von der Demontage und zeigte sich überrascht. Die Argumentation, wegen Wiederbetätigung belangt zu werden, löste bei den Experten in einer ersten Reaktion Belustigung aus. Bundesdenkmalamt und Asfinag vereinbarten am Mittwochnachmittag, die Demontage vorerst einzustellen. Heute, Donnerstag, werden Gespräche geführt. Die Experten wollen prüfen, ob die Reichsadler erhaltenswert sind oder nicht.
Im Jahr 2002 verschwand bereits ein Reichsadler von der Eisenbahnbrücke über die Autobahn bei Salzburg-Taxham. Die Brücke war für den dreigleisigen Schienenverkehr umgebaut worden, als auf der Autobahn eine neue Spur zum EM-Stadion in Kleßheim errichtet wurde. Der Adler wurde bei der Demontage zerstört.
Beim neuen Hauptbahnhof wird jene Adlerskulptur weiter zu sehen sein, die derzeit die Spitze der Halle ziert. Sie stammt noch aus der österreichisch-ungarischen Monarchie und soll renoviert werden.
Salzburg / 16.04.2009