josef

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#21
Römerstraße über Pyhrnpass

:danke Daniel, passt schon!

Bringe bitte als Quellenangabe den Buchtitel nach! Bei Fremdtexten und Bildern aus Büchern, Printmedien, Webseiten usw. ist dies aus Copyrightgründen notwendig, sonst müssten die Anhänge gelöscht werden.

lg
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#23
OÖ. Landesausstellung 2018 über Donaulimes

Badeanlage aus der Römerzeit an der Donau

Eine besonders gut erhaltene Badeanlage aus der Römerzeit haben Archäologen im Bereich der Schlögener Schlinge ausgegraben. Es handelt sich dabei um ein Vorprojekt für die Landesausstellung 2018, die dem Donaulimes gewidmet sein wird.

Der 14 Meter lange und bis zu sechs Meter breite Bau wurde bereits 1838 entdeckt, als sich „Honoratioren der Umgegend“ zu einem Verein für erste planmäßige Ausgrabungen im Bereich eines römischen Kastells und einer kleinen Zivilsiedlung zusammenschlossen. Dieser Zeitpunkt stellt den Beginn der wissenschaftlichen Archäologie in Oberösterreich dar und obendrein den Anfang der österreichischen Limesforschung.

Die Römer am Donaulimes in Oberösterreich
Die Donau bildete die militärisch gesicherte nördliche Grenze der römischen Provinz Noricum, die von Anfang des ersten nachchristlichen Jahrhunderts beinahe 500 Jahre lang bestand und bleibende Spuren in materieller, vor allem aber in geistiger Hinsicht hinterließ. Diesen ist die Landesausstellung 2018 mit dem Arbeitstitel „Die Römer am Donaulimes in Oberösterreich“ gewidmet.

Das Römerbad soll 2017 mit einem Schutzbau versehen und öffentlich zugänglich gemacht werden. Neben der römischen Siedlung im Ortsteil Schlögen der Gemeinde Haibach ob der Donau sollen dort die Themen antike Badekultur und die dafür notwendigen für die damalige Zeit herausragenden baulichen und technischen Lösungen präsentiert werden.

„Bäder, Wein und harte Männer“
Neben Schlögen und Oberranna im Oberen Donautal mit einer noch zu erforschenden Befestigungsanlage aus antiker Zeit sollen in der Landesausstellung die Städte Linz (römisch: Lentia) und Enns (Lauriacum) eine wichtige Rolle spielen. Im Linzer Schlossmuseum steht eine Aktualisierung der Dauerausstellung Archäologie auf dem Programm, weiters eine Sonderausstellung „Bäder, Wein und harte Männer - Römer in Werbung und Film“. Sie will einen „besonderen Blick auf das geistige Erbe Roms“ bieten.

Enns und Lauriacum
In Enns – einst Stationierungsort der Zweiten Italischen Legion samt Zivilstadt -sollen unter anderem im dortigen Museum Lauriacum die Geschichte dieses militärischen Verbandes sowie die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Stadt vermittelt werden. Die römischen Baureste in der Unterkirche der Basilika St. Laurenz in Lorch, darunter die Mauern einer frühchristlichen Kirche aus der Zeit des Heiligen Severin sollen attraktiver werden.

Weiters soll es eine Schaugrabung bei der größten Anlage an römischen Kalkbrennöfen, die bisher in den römischen Rhein/Donauprovinzen entdeckt worden ist, geben. Als verbindendes Element ist ein Ausstellungsschiff vorgesehen, das jeweils für einige Wochen an den einzelnen Stationen anlegen wird.

UNESCO Welterbe Donaulimes
Parallel dazu läuft der Prozess zur Einreichung für ein „UNESCO Welterbe Donaulimes in Österreich und Bayern“ auf Hochtouren. Die Vorschläge für die Welterbe-Zonen sind finalisiert und werden nun mit den Ländern und Gemeinden abgestimmt. Ein Managementplan für Schutz und Erhalt, Vermittlung, Erschließung und Forschung ist in Arbeit. Die Projektunterlagen sollen 2016 ergänzt und vorgeprüft werden. Die Einreichung ist 2017 geplant. Die Ernennung zum Weltkulturerbe könnte ausgerechnet zur OÖ. Landesausstellung 2018 erfolgen, hoffen die Betreiber.

Archäologie im Aufschwung
Die Archäologie ist in Oberösterreich derzeit erstmals seit längerem wieder im Aufschwung. Denn für die Landesausstellung 2020 mit dem Titel „Versunken - Aufgetaucht“ in Seewalchen, Attersee und Mondsee ist auch die Erforschung der noch vorhandenen Reste von rund 6.000 Jahre alten Pfahlbau- und anderen Siedlungen an den Salzkammergut-Seen neu gestartet worden, unter anderem mit einer Unterwassergrabung am Attersee.
Text u. Foto: http://ooe.orf.at/news/stories/2740746/
 

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#24
OÖ. Landesausstellung 2018 - Arbeitstitel „Die Römer am Donaulimes in OÖ."

Enns ist Zentrum der Landesausstellung 2018 -
Römische Kalkbrennanlage in Enns ausgegraben

Archäologen haben in Enns (Bezirk Linz-Land) am Mittwoch eine Ausgrabung präsentiert, die ein Höhepunkt der Landesausstellung 2018 sein wird: die bisher größte bekannte Kalkbrennanlage der Rhein-Donau-Provinzen im Römischen Reich.

Die Kalkbrennanlage war Voraussetzung für die rege Bautätigkeit der Römer, als diese an der Wende des 2. und 3. Jahrhundert Militär in Enns stationierten, so Wissenschaftler Felix Lang, der mit der Ausgrabung betraut war. Die Archäologen sprechen laut Stefan Traxler vom Landesmuseum von einem Sensationsfund, denn es handelt sich um eine ganze Batterie von insgesamt zwölf Brennöfen.

„Besterhaltene Anlage überhaupt“
Erste Spuren davon fanden sich bereits 2008 bei einem Straßenbau. Seit dem heurigen April führen dort Archäologen eine Ausgrabung durch und legten einen der Öfen mit einer Höhe von über vier Metern und einem Durchmesser von 3,8 Metern frei. „Es handelt sich zweifellos um einen der besterhaltenen römischen Kalkbrennöfen überhaupt.“

Münzen, Keramik, Tierknochen aus dem 4. Jhdt.
Damit nicht genug weist die Entdeckung noch eine Besonderheit auf: In der Spätantike - vermutlich im Laufe des 4. Jahrhunderts - wurde der Ofen nur noch als „Mülleimer“ verwendet. So konnten daraus mehrere tausend Fundobjekte geborgen werden. Darunter nicht nur Ziegel und einige Metallobjekte wie Münzen und diverse Keramik, sondern auch Knochenteile von Rindern, Pferden beziehungsweise Maultieren, Ziegen und Schafen sowie von einem Hund.

Besonders jubeln die Ausgräber aber über die Fragmente von zwei Herkules-Statuen sowie einen vollständigen Weihealtar. Die Steindenkmäler hätten vermutlich im Ofen zu Kalk gebrannt werden sollen, doch dazu ist es nicht mehr gekommen. Deswegen hat das Ausgrabungsprojekt auch den Titel „Hercules im Kalkbrennofen“ bekommen.

Ohne Kalk kein römisches Pantheon
Eine Kalkbrennerei war Voraussetzung, dass die Römer ihre bis heute gerühmten Bauten überhaupt realisieren konnten. Ohne Kalk wäre die Gussmörteltechnik nicht möglich gewesen, mit der unter anderem das Pantheon, die Kaiserthermen, Aquädukte und Hafenanlagen errichtet wurden. Ohne sie gäbe es auch keine Estrichböden oder Fresken auf Wandputz.

Mit den Römern gelangte eine neue Baukultur in die Provinzen. Neben dem Gussmauerwerk sind besonders Ziegeldächer sowie Fußboden- und Wandheizungen zu nennen. Diese Revolutionierung des Bauwesens hat nachhaltige Spuren hinterlassen, die bis ins Hier und Jetzt reichen. Neben den Anleihen, die sich Architektinnen und Architekten auch heute noch aus der Antike holen, sind es insbesondere die Lehnwörter aus dem Latein, die das baukulturelle Erbe Roms abbilden.

Enns ist Zentrum der Landesausstellung 2018
Die OÖ. Landesausstellung 2018 trägt den Arbeitstitel „Die Römer am Donaulimes in Oberösterreich“. Im Zentrum steht dabei Enns/Lauriacum, wo die Zweite Italische Legion stationiert war - der größte militärische Stützpunkt der Provinz Noricum - und sich auch eine große Zivilsiedlung mit geschätzten 20.000 Einwohnern befand. Das heutige Enns hat 12.000 Einwohner.

Für die Landesausstellung soll die Schausammlung im Museum Lauriacum neu aufgestellt werden. Dort soll die Bedeutung der Römer für die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region aufgezeigt werden, so Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) als Kulturreferent, dem Ennser Bürgermeister Franz Stefan Karlinger (SPÖ) in der Pressekonferenz. Weiters sind die Attraktivierung der römischen Baureste in der Unterkirche der Basilika St. Laurenz in Lorch und eine Schaugrabung an einem weiteren Kalkbrennofen geplant.

Auch das Schlossmuseum in Linz - damals Lentia - und eine freigelegte, besonders gut erhaltene Badeanlage bei Schlögener Schlinge der Donau sollen Schauplätze der Landesausstellung.
Text u. Bilder: http://ooe.orf.at/news/stories/2785474/

1. Die Ausgrabungstätte des römischen Kalkbrennofens in Lauriacum/Enns
2. Auch dieser Teil einer Hercules-Statuette aus Marmor wurde im „Mülleimer“ gefunden
3. Freilegung eines dem Hercules geweihten Altares
 

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#25
Kastell Mittelpunkt der oö. Landesausstellung 2018

Was die Römer in Oberösterreich gegessen und getrunken und wie sie gewohnt und gekämpft haben, ist Thema 2018 bei der Landesausstellung. Im Mittelpunkt steht dabei ist ein Kastell in Engelhartszell (Bezirk Schärding), das vor 1.700 Jahren gebaut wurde.


Es ist 18 mal 18 Meter groß, hatte an allen vier Ecken einen Rundturm und ist in seiner Art in Österreich einmalig: der „Quadriburgos von Oberranna“, von dem aus die Römer wunderbar die Donau überblicken konnten. Höhepunkt der noch erhaltenen Mauern, die teilweise bis zu zwei Meter in die Höhe ragen, ist eine im Turmrest erhaltene Badewanne.


ORF

Überbau als Glücksfall
Die Ausgrabung in Oberanna soll durch einen Schutzbau bei der kommenden Landesausstellung besuchertauglich gemacht werden. Das Kleinkastell ist deswegen noch so gut erhalten, weil es im Spätmittelalter unter Einbeziehung der römischen Substanz überbaut wurde, was als absoluter Glücksfall bezeichnet werden kann. 1960 allerdings wurden durch Baggerarbeiten für eine Tankstelle Teile des Südturms und des Westturmes zerstört.

Geschichte der Römer in OÖ
Die Landesausstellung 2018 will mit vielen Schaugrabungen, Interaktionen und Aktionen wie Forschungsabenteuern den Besuchern die 500-jährige Geschichte der Römer in Oberösterreich näherbringen. Oberanna, Schlögen, Enns und Linz werden 27. April bis 04. November 2018 die Stationen der kommenden Landesaustellung sein - der Quadriburgos von Oberranna gilt als einer der Höhepunkte der Landesausstellung.

Link:
Publiziert am 01.08.2017
http://ooe.orf.at/news/stories/2858148/
 

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#26
Limes und „Römerlager Arrianis“ in Klosterneuburg


Stift Klosterneuburg gibt Einblicke in Römerlager
Im Stift Klosterneuburg ist eine Ausstellung zum „Römerlager Arrianis“ eröffnet worden. Bis 18. November werden in Klosterneuburg archäologische Funde und Erkenntnisse über den Limes präsentiert.
Die am Donnerstagabend von Propst Bernhard Backovsky eröffnete Jahresausstellung im Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg widmet sich dem „Römerlager Arrianis“. Sie präsentiert archäologische Funde und Erkenntnisse über den Limes in der Stadt. Eine Schaugrabung, Grabsteine aus dem Lapidarium und antike Objekte veranschaulichen die geschichtsträchtige Bedeutung des Areals.


ORF
Einblicke in die Schaugrabung im Stift Klosterneuburg

Limeslager befand sich am heutigen Stiftsareal
Vier Jahrhunderte lang erstreckte sich entlang der Donau die nördliche Grenze des römischen Reichs. Das Klosterneuburger Limeslager befand sich ab dem ersten Jahrhundert nach Christus auf jener Terrasse, auf der sich heute das Stift befindet. Auch wenn oberirdisches römisches Mauerwerk nicht mehr erhalten ist, kann der Standort des Kohortenlagers sehr genau lokalisiert werden. Hatte man dem Lager noch bis vor einigen Jahren Namen wie Cetium, Asturis, Cannabiaca und Favianis zugeschrieben, untermauern neuere Forschungsergebnisse die Bezeichnung „Arrianis“.


ORF
Die Ausstellung im Stift kann bis 18. November besucht werden

Stiftsarchivar Karl Holubar und Kustos Wolfgang Christian Huber haben die Ausstellung kuratiert, die den Spuren des westlichsten Hilfstruppenlagers der römischen Provinz Pannonia folgt. Dargestellt wird auch die Geschichte der Erforschung, die bis zu Abt Benedikt Prill zurückreicht, unter dessen Amtsführung im Jahr 1736 römische Münzen gefunden wurden. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts erfolgten im Stiftsbereich einige Grabungen, darunter auch unter dem Kreuzgang und dem Kreuzgarten, die nun erstmals öffentlich zugänglich sind.

Bronzene Urkunde als besonderes Exponat
Ein besonderes Exponat stellt die bronzene Entlassungsurkunde eines römischen Soldaten dar, ein sogenanntes Militärdiplom. Ausgewählte Objekte aus den Stiftssammlungen belegen in einem zweiten Ausstellungsbereich in der Galerie der Sala terrena das Interesse der bildenden Kunst an der Antike bis in die Gegenwart. Ein detailreicher und illustrierter 164-seitiger Ausstellungskatalog liefert profunden Hintergrund.

Link:
Publiziert am 16.03.2018
 

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#27
Favianis - Mautern an der Donau:
Der heilige Severin und das Alltagsleben am norischen Limes


Die vom Mönch Eugippius verfasste Biografie gibt Einblick in das Leben in Favianis, dem heutigen Mautern an der Donau, im fünften Jahrhundert nach Christus
Seit dem ersten nachchristlichen Jahrhundert war Noricum römische Provinz gewesen. Legionslager, Kastelle und Wachtürme waren errichtet und mehrfach umgebaut worden. Straßen waren gebaut worden, und Zivilsiedlungen und Handelsbeziehungen waren entstanden.

Der Tod Attilas und in weiterer Folge der Zusammenbruch des Attilareichs hatten im Donauraum nach 453 ein Machtvakuum geschaffen. Im fünften Jahrhundert nach Christus brach die römische Staatsverwaltung und damit auch die Provinzverwaltung zusammen. Die Grenzbesatzung löste sich auf. Sold gab es keinen mehr. Die Limesorte waren ständig Belagerungen, Plünderungen und Zerstörungen durch verschiedene Interessengruppen ausgesetzt. In Favianis stand, anders als in anderen Limesorten, noch eine reguläre Garnisonstruppe unter dem Befehl eines Tribunen namens Mamertinus. Er hatte allerdings nur wenige und schlecht ausgerüstete Soldaten unter seinem Kommando (paucissimi milites).

In diese Zeit des Umbruchs fällt das Leben und Wirken des heiligen Severin in Ufernoricum.

Das Alltagsleben am norischen Limes
Die vita sancti severini erzählt vom Leben am norischen Limes am Ende der Spätantike und ist damit eine unschätzbare Quelle für diese Zeit. Während der Mönch Eugippius 511 über Wunder und Geschehnisse im Leben des Heiligen erzählt, erfahren wir zwischen den Zeilen über politische Verhältnisse und vor allem das Alltagsleben am norischen Limes.

Dabei besaß der heilige Severin in Noricum weder den Charakter eines römischen Magistrats noch das Mandat eines patrimonialen Beamten. Die vita sancti severini erlaubt weder, Severin als geweihten Priester noch als Mönch anzusprechen. Es war also kein Amt und keine Verantwortlichkeit, die den heiligen Severin zum Entwicklungshelfer machte, sondern vielmehr die Bereitschaft zu helfen, einfach weil er gebraucht wurde.

Severins politischer Einfluss
Severin nutzte seinen politischen Einfluss, seine offenbar vorhandenen Beziehungen und sein Charisma, um etwa Verhandlungen mit den Rugiern zu führen, die auf der anderen Seite der Donau ihre Herrschaft etabliert hatten. Er kaufte Gefangene frei, organisierte Hilfslieferungen für die romanische Bevölkerung und sorgte für eine koordinierte Verteilung der Lebensmittel. An einigen Stellen der Vita warnt der heilige Severin die Bevölkerung vor bevorstehenden Kriegshandlungen und Überfällen, über die er – durch seine politischen Kontakte – offensichtlich gut genug informiert war.

Favianis, dessen Zuordnung zum heutigen Mautern an der Donau mittlerweile als gesichert gilt, war einer der Hauptwirkungsorte des heiligen Severin. Hier gründete der Heilige nach seiner Ankunft in Favianis – nicht weit von der Stadt entfernt – ein Kloster. In der Vita werden eine Klosterkirche (basilica), eine Klosterpforte (ianua monasterii) und ein Pförtner (aedituus) erwähnt. In der Kirche selbst befanden sich ein Altar (altarium) und ein Silberkelch (calix argenteus). Die Angehörigen der hier ansässigen Mönchsgemeinschaft nennt Eugippius "monachi", den Abt "presbyter" und die Priester "sacerdotos". Severin selbst zog sich immer wieder in seine rund eine Meile von Favianis entfernte Einsiedelei zurück – offenbar ein ehemaliger Wachturm (burgus), der in der Nähe der Weinberge lag.

Archäologisch sind die genannten Orte nicht fassbar
Bei der Grabung von 1957 bis 1958 wurden von Herma Stiglitz (ÖAI) zwei Gebäude freigelegt, die häufig als Severinskloster interpretiert wurden. Die im Gebiet des Vicus Ost gelegenen Gebäude sind ursprünglich kaiserzeitlich. Spätere Umbauphasen sind wahrscheinlich, spätantike Funde fehlen aber gänzlich. Im Südteil des einen Gebäudes wurde eine apsidiale Mauer angetroffen, die nach Westen ausgerichtet war und die als Priesterbank interpretiert wurde. Vor dem Podest befand sich der Rest eines kleinen halbrunden Fundaments. Der zusätzlich mit einem Estrich belegte, saalartige Innenraum besaß einen zehn mal 5,50 Meter großen Raum, der nur durch eine schmale Holzwand abgetrennt war. Bei den Gebäuden handelt es sich vermutlich um Wirtschaftsgebäude, die kaiserzeitlich genutzt wurden. Eine Datierung in die Spätantike ist nicht belegt. Ob es sich bei der nur bruchstückhaft vorhandenen Mauer um einen sakralen Raum handelt, ist nicht mehr zu klären.

Auch die Severinsklause in einem ehemaligen Burgus (ad vineas) konnte bisher nicht zugeordnet werden und wird wohl – aufgrund der Nutzung eines bereits bestehenden Gebäudes – auch in Zukunft nicht zuordenbar sein.

Spätantike Grabbeigaben
In den beiden größeren, an den Ausfallstraßen des Kastells gelegenen Gräberfeldern sind allerdings Bestattungen aus dem fünften Jahrhundert dokumentiert, die die spätantike Bevölkerung von Favianis etwas greifbarer machen.

Grabbeigaben aus dem spätantiken Bereich des Gräberfelds Ost werden derzeit im Rahmen der Ausstellung "Severin – Held und Heiliger" im Römermuseum Mautern gezeigt. Anhand der Beigaben werden Aspekte des Lebens am norischen Limes im fünften Jahrhundert thematisiert. Etwa die Auflösung der militärischen Organisation, die Nahrungsknappheit, das frühe Christentum und die Kontakte mit dem Kremser Rugierreich.

Ergänzend zeigt die Ausstellung, was anhand der Funde nicht nachvollziehbar ist: Szenen aus der vita sancti severini sind in Playmobil-Dioramen nachgestellt. So kämpft etwa der Tribun Mamertinus mit seinen paucissimi milites als Playmobil-Tribun an der tiguntia gegen die Räuber, und Playmobil-Schiffe bringen den ersehnten Nachschub an Nahrungsmitteln aus Raetien. (Katharina Kalser, 10.5.2018)
Katharina Kalser leitet die Restaurierungs- und Inventarisierungswerkstätten beim Verein Asinoe in Krems und seit Jänner 2017 auch das Römermuseum in Mautern.

Service: Die Sonderausstellung "Severin – Held und Heiliger" ist bis 28. Oktober im Römermuseum Mautern – Favianis – St. Severin zu sehen.
Öffnungszeiten: Freitag von 12 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 bis 16 Uhr. 3512 Mautern, Schloßgasse 12.
favianis.at


foto: a. lorenz
Schiffe aus Raetien bringen Vorräte und beenden die Hungersnot in Favianis

https://derstandard.at/200007949582...verin-und-das-Alltagsleben-am-norischen-Limes
 

josef

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#28
Lebenszeichen aus Lauriacum: Vom Leben und Sterben der Menschen am Donaulimes
Überdurchschnittlich viele Männer wurden am Gräberfeld Steinpass begraben. Ihre Verletzungen lassen auf Kampfhandlungen schließen. Und auch sonst dürfte das Leben in der Römerzeit nicht immer angenehm gewesen sein
Das Legionslager in Lauriacum war der wichtigste Militärstandort an der Nordgrenze der römischen Provinz Noricum. Wie Stefan Traxler bereits berichtete, brachten groß angelegte Forschungsprojekte im Vorfeld der oberösterreichischen Landesausstellung 2018 "Die Rückkehr der Legion. Römisches Erbe in Oberösterreich" enorme Erkenntnisgewinne speziell über die zivilen Siedlungsräume. Doch wie lebte es sich in dieser Stadt? Wie erging es den Menschen und an welchen Krankheiten litten sie?

Knochen als Informationsquelle
Um diesen Fragen nachzugehen, untersuchten wir im Rahmen eines dreijährigen Projektes – eine Kooperation zwischen dem Oberösterreichischen Landesmuseum und dem NHM Wien, finanziert vom Land Oberösterreich – menschliche Skelettreste aus Lauriacum. Im Mittelpunkt stand das Gräberfeld Steinpass, das mit 381 dokumentierten Brand- und Körpergräbern den bis dato größten Bestattungsplatz Lauriacums darstellt. Ins 2. bis 4. Jh. n. Chr. datiert, fällt dessen Belegung in die Zeit der Stationierung der legio II Italica.



foto: oölm
Das OÖ Landesmuseum führte am Gräberfeld Steinpass in Enns in den Jahren 1951 bis 1963 Rettungsgrabungen durch.
Ein gefährliches Leben
Am Steinpass wurden überdurchschnittlich viele Männer, zumeist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren, begraben. Ihr Anteil ist so hoch wie in keinem anderen bisher untersuchten Gräberfeld am österreichischen Abschnitt des Donaulimes. Kinder und Frauen sind hingegen deutlich unterrepräsentiert.

Besonders auffällig waren die vielen verheilten und unverheilten Schädelverletzungen. Bei Letzteren handelt es sich zumeist um Lochbrüche im Schädeldach, aber auch Schwerthiebe konnten festgestellt werden. Obwohl sich der genaue Tathergang nicht rekonstruieren lässt, sprechen Form und Lage vieler Verletzungen für zwischenmenschliche Gewalt, genauer, für Kampfhandlungen. Die Befunde unterstützen die archäologische Hypothese, dass dieses nahe dem Legionslager liegende Gräberfeld vermutlich von Soldaten und deren Familien genutzt wurde.



fotos: w. reichmann, nhm wien
Verheilter (links) und nicht verheilter Schwerthieb (rechts). Enns/Steinpass, Grab 223, ♂, 20 bis 40 Jahre.
Volkskrankheit Sinusitis
Ein auffallender Befund war die Häufigkeit von Atemwegserkrankungen wie zum Beispiel die chronische Entzündung der Nasennebenhöhlen (Sinusitis). Erstaunlicherweise litten daran mehr als 80 Prozent der diesbezüglich untersuchbaren Individuen. Man kann diese Erkrankung also durchaus als Volkskrankheit bezeichnen.

Die Ursache für die weite Verbreitung dürfte in den kaum isolierten und schlecht beheizbaren Häusern und Kasernen liegen. Neben der starken Rauchentwicklung beim Heizen und Kochen belasteten auch (Rauch-)Gase, Ruß und Feinstaub aus Handwerksbetrieben und von Leuchtmitteln die Atemwege. Die hohe Bevölkerungsdichte förderte zudem die Verbreitung von Atemwegserkrankungen. Das Leben in Lauriacum war in dieser Hinsicht wenig behaglich.



foto: w. reichmann, nhm wien
Knochenneubildungen in der linken Kieferhöhle aufgrund von chronischer Sinusitis. Enns/Steinpass, Grab 60, ♂, 20 bis 25 Jahre.
Schlechter Zustand der Zähne
Die Untersuchung auf Zahnerkrankungen brachte ähnliche Erkenntnisse wie bei anderen römerzeitlichen Gräberfeldern: Die Menschen hatten schlechte Zähne. Fast alle hatten sie Zahnstein, Karies konnte bereits bei über der Hälfte der Jugendlichen und bei praktisch allen älteren Erwachsenen festgestellt werden. Oftmalig kam es dadurch auch zu Abszessen im Zahnwurzelbereich; traurige Spitzenreiter waren zwei ältere Männer mit jeweils elf Abszessen.

Daraus lässt sich einerseits auf eine unzureichende Zahn- und Mundhygiene schließen, andererseits auf eine kohlehydratreiche Ernährung. Neben dem Hauptnahrungsmittel Getreide standen wohl auch süße Lebensmittel wie etwa Honig, eingedickter Süßmost oder (Trocken-)Früchte auf dem Speiseplan der hier Bestatteten.



fotos: w. reichmann, nhm wien
Oberkiefer mit Karies an den Zähnen und Abszessen im Zahnwurzelbereich. Enns/Steinpass, Grab 375-1, ♂, 25 bis 35 Jahre.
Staub und Asche
Bis ins 2. Jh. n. Chr. war Leichenverbrennung die bevorzugte Bestattungsart, Körperbestattungen setzten sich erst später durch. Daher dürfte es sich bei den Brandgräbern um die älteren Bestattungen handeln. Wenngleich Knochen durch die Verbrennung schrumpfen und in kleine Fragmente zerbersten, lässt sich noch einiges daran feststellen. Aus der Farbe der Leichenbrandfragmente kann geschlossen werden, dass die Toten zumeist vollständig, mit einer Temperatur von über 800 °C verbrannt wurden. In vielen Fällen ließ sich das Geschlecht und das ungefähre Sterbealter bestimmen: Auch hier überwiegen Männer im jüngeren Erwachsenenalter. In einem ungewöhnlichen Fall konnte sogar die wahrscheinliche Todesursache rekonstruiert werden: Schnittspuren am Kiefer und ersten Halswirbel eines 40- bis 60-jährigen Mannes deuten auf ein Verbluten als Folge der durchtrennten linken Halsschlagader hin.



foto: a. stadlmayr, nhm wien
Teile des Leichenbrandes (Rippen-, Wirbel- und Beckenfragmente) aus Grab 120. Mit einem Gesamtgewicht von über 1.300 Gramm gehört dieser zu einem der vollständigsten vom Steinpass.
Zur Bioarchäologie der Kronstorfer Doppelbestattung
Molekularbiologische Untersuchungen im Gräberfeld Steinpass blieben aufgrund der überwiegend schlechten DNA-Erhaltung zunächst ergebnislos. Mittlerweile konnten wir in einigen Proben DNA nachweisen – allerdings müssen die Daten noch verifiziert werden. Bei einem Grab unweit von Enns hatten wir mehr Glück. In Kronstorf wurde 2016 bei Bauarbeiten ein spätantikes Steinkistengrab entdeckt. Darin fanden sich die Skelette eines circa 15- bis 18-jährigen Mannes und einer circa 40- bis 60-jährigen Frau. Beide datieren über 14C in das 3.–4. Jh. n. Chr., was die kulturhistorische Einordnung anhand der Grabbeigaben bestätigt. Die Überreste des jungen Mannes wirken als wären sie im Grab beiseite geschoben worden, das weibliche Skelett befand sich in anatomisch korrekter Lage. Folglich wurde der Mann zuerst bestattet.



foto: w. klimesch
Die Doppelbestattung des spätantiken Steinkistengrabes aus Kronstorf. Im Bild oben: Skelett des Mannes, unten: Skelett der Frau.
Im Rahmen der DNA-Analytik wurde das biologische Geschlecht verifiziert und die beiden hinsichtlich ihrer Verwandtschaft untersucht. Das Standardverfahren aus der forensischen Molekularbiologie und die biostatistische Bewertung ergaben eine Wahrscheinlichkeit von 90,5 Prozent für eine elternschaftliche Beziehung, knapp 9,5 Prozent für eine Vollgeschwisterschaft und nur eine minimale Restwahrscheinlichkeit für eine Nicht-Verwandtschaft. Aufgrund der DNA-Befunde und der 14C-Datierung war es allerdings nicht möglich festzulegen, ob die Frau die Mutter des jungen Mannes war (und er früh verstarb) oder – wenngleich auch deutlich unwahrscheinlicher – der junge Mann Vater eines Mädchens war, das ihn lange überlebte. (Maria Marschler, Andrea Stadlmayr, Jan Cemper-Kiesslich, 17.5.2018)
https://derstandard.at/200007987242...uriacum-Vom-Leben-und-Sterben-der-Menschen-am
 

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#29
Burgus St. Lorenz (Teil 1)

Die Kirche St. Lorenz befindet sich westlich von Rossatz, am rechten Donauufer, direkt an der Anlegestelle der Rollfähre nach Weißenkirchen in der Wachau, man erreicht sie über die B33 oder dem Donau-Radweg. Die Kirche gehört zu den kleinsten Gotteshäusern in der Wachau und wurde als Andachtsstelle für Flussschiffer erbaut.

Im nördlichen turmartigen Gebäude sind die Überreste eines spätantiken Burgus verbaut. Die nördliche Mauer des Kirchenschiffes bildet hierbei die ältere Südmauer des Pfarrhofes und damit gleichzeitig die des Burgus. Einen Ausschnitt von ihr kann man noch an der Westseite zwischen Hausdach und Kirche erkennen. Seine Zeitstellung ist unbekannt.

Quelle: Limestürme in der Wachau – Wikipedia

Alle Fotos vom 19.06.2019
1561644414385.png
Die Kirche St.Lorenz von der B33 aus gesehen - Aufnahmerichtung NW: Der römische Wachturm (Burgus) befand sich an der im Foto verdeckten Nordwand in Richtung des anschließenden Gebäudes.

1561644493885.png
Die Römerstraße im Abschnitt Mautern - Melk verlief auf der Hochfläche des Dunkelsteinerwaldes. Zu den Wachtürmen entlang des Donauufers führten Stichstraßen durch Seitentäler abwärts. Direkt entlang der Donau gab es damals keine durchgehende Straßenverbindung.
 

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#30
Burgus St. Lorenz (Teil 2)

1. Blick von der B33 nach Norden zur Donau, im Hintergrund Weißenkirchen. Der Burgus befand sich im Bereich des Anbaues an die Kirche Richtung N (Donauseite).
2. Die Kirche Richtung West...
3. ...und Richtung SW von der von der Rollfähre zur B33 führenden Zufahrtsstraße.
4. - 5. Westseite der Kirchenmauer und der Hausanbau, dieser ist direkt am Platz des einstigen Wachturmes errichtet worden . An der Nordseite der Kirche ist links der Dachrinne ein kleines Stück der ehemaligen südlichen Originalmauer des Burgus zu erkennen.
6. Blick von der Donaulände, Anlegestelle der Rollfähre von Weißenkirchen, nach Süden: Der Burgus befand sich im Bereich des an die Kirche angebauten Hauses. Im Hintergrund entlang des Hanges verläuft die B33 (Mautern-Melk).
7. Infotafel an der Kirchenmauer.
8. Teil des Kircheninneren, aufgenommen "um die Ecke" durch ein Schmiedeeisengitter...
9. Bild des Innenraumes der Kirche St.Lorenz von einer Infotafel.
10. Foto aus 2013 mit Blick vom Nordufer beim Rollfähreanleger Weißenkirchen ans gegenüberliegende Ufer mit St.Lorenz.
 

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#31
Burgus Bacharnsdorf (Teil 1.)

In Bacharnsdorf (Gemeinde Rossatz-Arnsdorf) findet man an der Nordseite eines Wohnhauses noch die Ruine eines römischen Wachturmes - "Burgus"

Lage:
Der Ortsteil Bacharnsdorf befindet sich am nordöstlichen Ende einer Flussniederung bei der Ortschaft Mitterarnsdorf, kurz bevor die Donau hier eine Engstelle durchströmt, etwa 13 km flussaufwärts von Mautern an der Donau entfernt, an der Bundesstraße 33. Die Ruine selbst liegt in das gewachsene Ortsbild eingebettet beim Haus Bacharnsdorf Nr. 7. Seine Überreste grenzen im Süden direkt an ein mittelalterliches Hofgebäude, im Westen an etwas höher gelegenes Terrain und im Norden an ein Gartenareal. An der Ostmauer wurde eine Informationstafel angebracht. Der Name des Ortes geht auf Bischof Arno von Salzburg zurück, dem durch Kaiser Karl dem Großen im 8. Jahrhundert hier ein Lehen zugesprochen wurde.

Forschungsgeschichte
Schon im 19. Jahrhundert vermutete man hier auf Grund der vorhandenen Bausubstanz und Münzfunden einen ehemaligen römischen Wachturm. Auch Friedrich von Kenner, Eduard von Sacken und Eduard Nowotny äußerten die Vermutung, dass gegenüber von Spitz an der Donau, oberhalb der Ortschaft Arnsdorf, aufgrund der günstigen topographischen Lage ein römischer Beobachtungsposten bestanden haben muss. Gertrud Pascher bezeichnete allerdings in ihrer Fundzusammenstellung von Arnsdorf dies allerdings als „bloße Vermutung“ da meist nur Meldungen von Münzfunden aus dieser Gegend vorlagen. Im Sommer 1964 machte unter anderem der Heimatforscher Alois Topitz erneut auf das Vorhandensein dieses Burgus aufmerksam. Nach Meldung an die zuständigen Stellen wurde 1970 vom Österreichischen Archäologischen Institut (Herma Stiglitz) eine erste Untersuchung durchgeführt und durch Keramikfunde der römische Ursprung des Mauerwerkes zweifelsfrei bestätigt. 1985 erfolgte schließlich eine Bauaufnahme durch das Österreichische Bundesdenkmalamt (Gertrude Wlach, Marcelo Moreno-Huerta, Hannsjörg Ubl). Im Norden, Westen und vor allem im Osten wurde das Material bis unter die antike Fundschicht abgetragen. Danach erfolgte eine komplette Sanierung und Konservierung der Mauerreste. Antike Quellen oder Inschriften zu diesem Turm sind bis dato keine bekannt. Die aufgefundene Keramik wird im Museum Mautern an der Donau aufbewahrt.

Befund
Durch die über neun Meter hoch erhaltene Südmauer lässt sich das Aussehen dieser Befestigungsanlage gut rekonstruieren. Der Turm hatte zwei Stockwerke und besaß keine Unterkellerung. Der quadratische Grundriss misst in etwa 12,2 × 12,4 m. Der Bau steht auf rund 1,5 m breiten Fundamenten, das aufgehende Mauerwerk ist rund 1,6 m breit und verjüngt sich nach oben hin. In den einzelnen Stockwerken sind deutlich die Abdrücke der Balkenköpfe für die Verstrebungen der Zwischendecken erkennbar. Die Süd-West-Ecke ist noch bis in eine Höhe von zwei Meter erhalten. Der Eingang lag im Norden, vermutlich im Erdgeschoss, der erste Stock wurde durch jeweils zwei Schlitzfenster an den Seiten belüftet. Im zweiten Stock durchbrachen je zwei große Bogenfenster die Mauern. Das Erdgeschoss diente vermutlich als Vorratsraum, der erste als Unterkunft der Mannschaft und der zweite Stock als Wachstube. Vermutlich hatte der Burgus ein zeltförmiges, ziegelgedecktes Dach. Überreste einer den Turm umgebenden Wallanlage konnten nicht beobachtet werden.

Funktion und zeitliche Einordnung

Der Burgus sicherte das Donauufer und den Zugang des sich zur Donau nach Südosten hin öffnenden Kupfertales (Dürrenbachtal), durch das eine römische Geleisstraße verlief, die die Wachau mit der Reichsstraße zwischen Cetium (St. Pölten) und Namare (Melk) verband. Vermutlich wurde er um 370 n. Chr. von Soldaten der milites auxiliares Lauriacenses im Zuge der Grenzsicherungsmaßnahmen Valentinans I. errichtet. Der Turm wurde bis ins Hochmittelalter benutzt.

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Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Limest%C3%BCrme_in_der_Wachau


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Ruine des Burgus an der Nordseite eines Winzerhauses

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Der Bacharnsdorfer Burgus war über eine Stichstraße durch das Kupfertal von der auf der Hochfläche des Dunkelsteinerwaldes verlaufenden Hauptverbindung Mautern - Melk erreichbar.
 

josef

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#33
Burgus Bacharnsdorf (Teil 3.)
Römerstraße durchs "Kupfertal"


Entlang dem südlichen Donauufer existierte teilweise bis ins Mittelalter hinein keine durchgehende Straßen- bzw. Wegeverbindung. Der Nordabfall des Dunkelsteinerwald reichte an einigen Stellen bis an den Uferbereich. Die wenigen flachen Anlandungen wurden periodisch von den Hochwässern überschwemmt. Die römische Reichsstraße verlief in diesem Abschnitt daher weiter im Hinterland durch Täler bzw. über die Hochflächen des Dunkelsteinerwaldes. Von dort führten Stichstraßen durch die Talschluchten zu den Wachtürmen am Donauufer. Diese standen jeweils in Sichtweite zueinander entlang des Stromes.
Quelle: Limestürme in der Wachau – Wikipedia


Die Zufahrtsstraße zum Burgus Bacharnsdorf führte von der Hochfläche aus dem Raum Schenkenbrunn - Maria Langegg durch das "Kupfertal" hinunter ins Donautal.

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Das romantische Kupfertal:
Über die Herkunft des Namens konnte ich bisher noch nichts in Erfahrung bringen. Jedenfalls gibt es in der einschlägigen Literatur keinen Hinweis auf eventuelle Kupfervorkommen.

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Übersicht GE:
An der Römerstraße durch das Kupfertal liegt auch das "Türkentor", ein Rest von Befestigungen gegen die Türken aus dem Spätmittelalter.
 

josef

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#34
Burgus Bacharnsdorf (Teil 4.)
Römerstraße durchs "Kupfertal"

1. Blick vom Rollfähreanleger Arnsdorf hoch zu den das rechte Donauufer säumenden Bergen des Dunkelsteinerwaldes. Von der Bildmitte nach rechts sieht man den Taleinschnitt des Kupfertales.
2. Der Übergang von den Weinrieden zum auf die Hochfläche führenden Waldgebiet des Kupfertales.
3. - 4. Tiefblick vom gleichen Standort in die Gegenrichtung (Norden) ins Donautal. Bacharnsdorf und die Donau liegen verdeckt hinter der Baumreihe, dahinter erkennt man am Nordufer die Wehrkirche von St. Michaell.
5. Nochmals der ehemalige Burgus im Tal als Ziel der Stichstraße.
6. - 10. Das romantische Kupfertal mit den Resten der Römerstraße.
 

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josef

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#35
„Donaulimes“: Hoffen auf den Welterbe-Titel

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Die antike römische Grenzbefestigung in Österreich, der „Donaulimes“, wird den Status „UNESCO-Welterbe“ vorerst nicht bekommen. Ein lange geplanter Antrag scheiterte an einer unerwarteten Entscheidung Ungarns.
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Der Limes zieht sich über tausende Kilometer quer durch Europa und gilt heute als eine der bedeutendsten Grenzanlagen der Menschheitsgeschichte. Die Römer wollten sich vor etwa 2.000 Jahren bestmöglich vor Angriffen aus dem Norden schützen. Auf dem Gebiet des heutigen Österreichs verlief die Grenze entlang der Donau.

Zwei Drittel der heute noch sichtbaren Grenzbefestigungen befinden sich in Niederösterreich. Die bekannteste ist jene von Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha). Doch auch westlich davon sind Überreste kleinerer Anlagen erhalten, etwa in Klosterneuburg, Zeiselmauer (beide Bezirk Tulln), Traismauer (Bezirk St. Pölten), Pöchlarn und Ybbs (beide Melk).

Langjährige Planungen
Die Projektverantwortlichen versuchen spätestens seit einem ersten Antrag 2011, den Status UNESCO-Welterbe zu erreichen. Die ersten Überlegungen dazu begannen bereits Mitte der Nullerjahre. Zwar sind die „Frontiers of the Roman Empire“, also der Limes, als Gesamtmonument seit dieser Zeit bereits Weltkulturerbe, die einzelnen Staaten müssen jedoch ihre nationalen Anträge gesondert einreichen. Der britische Limes-Abschnitts, der Hadrianswall, wurde sogar bereits in den 1980er-Jahren zum Welterbe erklärt.
Mit dem Projekt „Donaulimes“ sollen die antiken Stätten nun auch hierzulande besser zur Geltung kommen. Dazu soll es etwa einen gemeinsamen Auftritt der Projektpartner und übergreifende Managementstrukturen geben. „Aus touristischer Sicht ist die Auszeichnung als UNESCO-Weltkulturerbe ein wichtiges Prädikat, um internationale Gäste auf ein Reiseziel aufmerksam zu machen“, sagt Bernhard Schröder, Geschäftsführer der Donau Niederösterreich Tourismus GmbH, gegenüber noe.ORF.at.
Für die betroffenen Ausgrabungsstätten und Museen entlang der Donau wird ein deutlicher Anstieg bei der Zahl der Besucher prognostiziert. „Insbesondere erwarten wir uns, dass die Anzahl der internationalen Besucher im Archäologischen Park Carnuntum zunimmt“, erklärte Schröder am Montag. Zusätzlich zum touristischen Aspekt standen seit Beginn der Planungen auch die Bewahrung des kulturellen Erbes und eine verbesserte wissenschaftliche Bearbeitung im Mittelpunkt.

Überraschung in Baku
Für die aktuellen Sitzung des UNESCO-Welterbekomitees in Baku (Aserbaidschan) hatten sich die österreichischen „Donaulimes“-Verantwortlichen gute Chancen ausgerechnet. In einem gemeinsamen Antrag mit Deutschland, der Slowakei und Ungarn sollte das Ziel, auf die Welterbe-Liste zu gelangen, endlich erreicht werden. Doch wegen kurzfristiger Änderungen beim ungarischen Abschnitt entschied das Komitee am Samstag, die Grenzabschnitte vorerst nicht aufzunehmen.
Das Gremium, das noch bis zum 10. Juli in der Hauptstadt Aserbaidschans tagt, reagierte damit „auf eine kürzlich erfolgte Entscheidung Ungarns, einen Teil im Bereich der archäologisch erhaltenen römischen Stadt Aquincum im Norden von Budapest aus der transnationalen seriellen Nominierung herauszunehmen“, heißt es seitens der Österreichischen UNESCO-Kommission. Der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) hält den Palast allerdings für besonders wichtig in der Bewerbung um den Titel.
Insgesamt umfasste die Einreichung in allen vier Ländern 98 Komponenten entlang der Donau. Der Antrag wurde nun zur Überarbeitung an die vier beteiligten Staaten zurückgewiesen und muss durch den ICOMOS erneut evaluiert werden, bevor im nächsten Jahr ein neuer Anlauf zur Aufnahme auf der Liste gestartet werden kann.

Künftig gute Chancen
„Wenngleich es natürlich sehr bedauerlich ist, dass die so aussichtsreiche Einschreibung des Donaulimes auf die Welterbeliste nun nicht in diesem Jahr möglich ist, wurde in der Einreichphase wiederholt die Bedeutung dieser Nominierung auf internationaler Ebene bestätigt. Die Zeichen stehen gut, dass in intensiver Zusammenarbeit der vier Staaten eine Lösung gefunden wird, die eine erfolgreiche Einschreibung im kommenden Jahr ermöglicht“, so die Präsidentin der Österreichischen UNESCO-Kommission, Sabine Haag.
Der ungarische Delegierte verteidigte am Sonntag die Entscheidung seines Landes, den Antrag abzuändern. Jede Regierung habe demnach das Recht auf Änderungen. Er bedauere, dass die anderen Staaten die Leidtragenden seien, erklärte der Delegierte.
Zuletzt hatte das UNESCO-Welterbekomitee im Jahr 2017 ein niederösterreichisches Projekt aufgenommen. Das Wildnisgebiet Dürrenstein trägt seitdem offiziell den Titel Weltnaturerbe – mehr dazu in Wildnisgebiet Dürrenstein wird Weltnaturerbe (noe.ORF.at; 7.7.2017).
red, noe.ORF.at/Agenturen

Tourismus: „Donaulimes“: Hoffen auf den Welterbe-Titel
 

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#36
EU-gefördertes Forschungsprojekt zum historischen Donaulimes:

Nachbau von römischem Flussschiff soll Donau befahren
Erstmals seit dem vierten Jahrhundert soll im Jahr 2022 wieder ein römisches Flussschiff die Donau befahren.
Von APA, Redaktion. Erstellt am 14. August 2020

Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg

Im Rahmen eines kürzlich gestarteten EU-geförderten Forschungsprojekts zum historischen Donaulimes, das von der Donau-Universität Krems geleitet wird, soll der Nachbau inklusive authentischer Crew Städte am Flusslauf als Projektbotschafter ansteuern, heißt es am Freitag in einer Aussendung.

Das Projekt unter dem Titel "Living Danube Limes" wird mit insgesamt 3,2 Millionen Euro gefördert und vereint 19 Unis, öffentliche Einrichtungen und Unternehmen aus den zehn Donau-Anrainerländern als Partner. Ziel ist es, die Reste des einstigen Donaulimes zu erforschen, zu erhalten und nachhaltig touristisch zu nutzen, heißt es.

Bei Donaulimes handelte es sich um eine einst durchgehende Kette militärischer Festungsanlagen entlang des gesamten südlichen Ufers. Er fungierte auch als wichtige Handelsroute.

Dieser Teil der Geschichte sei entlang des Flusses mancherorts noch immer spürbar - was sich in Österreich etwa eindrucksvoll anhand der Ausgrabungen in Carnuntum nachvollziehen lässt. In dem bis Ende 2022 laufenden Projekt sollen nun Forschungslücken geschlossen werden, indem die Bereiche Archäologie, Altertumsforschung, Technik, Architektur, Virtual Reality, Museumsbetrieb, Tourismuswirtschaft, Kulturgüterschutz und Living History Beiträge leisten, teilte die Donau-Uni mit. In der Riege der heimischen Partner finden sich u.a. noch das Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie und die Universität Salzburg.

Im Rahmen des Vorhaben soll auch das komplett mit historischen Werkzeugen und alten Baumethoden gefertigte römischen Donauschiff entstehen. Dabei handle es sich um eine "Weltpremiere", heißt es. Das Schiff soll ab dem zweiten Halbjahr 2022 dann in verschiedenen Städten des Donauraumes für Aufsehen sorgen.

Ein weiteres Projektziel sei die "Nominierung des gesamten Donaulimes als UNESCO-Weltkulturerbe". Ein erster Versuch, Teile des Donaulimes auf Initiative Österreichs, Deutschlands, der Slowakei und Ungarns auf die Liste des Kultur- und Naturerbes aufzunehmen, war im vergangenen Jahr gescheitert. Ungarn hatte damals kurzfristig Änderungen bei der Einreichung vorgenommen. Ein neuer diesbezüglicher Vorstoß soll auch Beiträge Kroatiens, Serbiens, Bulgariens und Rumäniens umfassen.
Nachbau von römischem Flussschiff soll Donau befahren
 

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#37
UNESCO-ENTSCHEIDUNG
Donaulimes mit Österreich-Abschnitt zum Weltkulturerbe erklärt
Die an der Donau liegenden Bodendenkmäler der Römer werden von der Unesco nun als Weltkulturerbe geführt

Die Überbleibsel des sogenannten Heidentors in der Nähe der Zivilstadt von Carnuntum, das in der Spätantike vermutlich als Siegesdenkmal errichtet wurde.
Foto: Reuters

Seit vielen Jahren wurde transnational daran gearbeitet, dass die an der Donau liegenden Bodendenkmale der Römer, subsummiert als der Donaulimes, zum Unesco-Weltkulturerbe werden. Bereits 2019 wurde ein gemeinsamer Antrag von Österreich, Deutschland (Bayern), der Slowakei und Ungarn diesbezüglich gestellt. Die Einreichung umfasste damals 98 Komponenten entlang der Donau, 22 davon in Österreich, darunter etwa die Legionslager von Lauriacum/Enns und Carnuntum oder die Kastelle bzw. Burgi von Oberranna, Schlögen (OÖ), Traismauer und Tulln (NÖ).

Bei der Unesco blitzte man aber ab: Ungarn hatte damals kurzfristig einen Teil im Bereich der archäologisch erhaltenen römischen Stadt Aquincum (heutiges Budapest) aus der Nominierung herausgenommen, der als besonders wichtig für das Gelingen des Antrags galt.

Komplikationen und Freude
Auch beim jetzigen Versuch, den Donaulimes, der neben den bereits erwähnten Ländern auch noch durch das heutige Serbien, Rumänien und Bulgarien verläuft, zum Weltkulturerbe zu machen, passierte etwas Unvorhergesehenes: Ungarn stieg plötzlich ganz aus dem Antrag aus. Damit fielen 400 Kilometer des Donaulimes, die in Ungarn verlaufen – und im Vergleich zu Österreich, Slowakei und Bayern den längsten Abschnitt ausmachen, weg. Der Antrag musste nun von der Unesco neu bewertet werden.

Nach mehrmaliger Vertagung der Entscheidung, gibt es nun trotzdem gute Nachrichten aus Fuzhou, China, wo das zuständige Komitee tagte: Der Donaulimes inklusive Österreich-Abschnitt wurde zum Weltkulturerbe erklärt.

"Dass der westliche Teil des Donaulimes mit seinen Abschnitten in Deutschland, Österreich und der Slowakei nun eingeschrieben werden konnte, ist die Anerkennung jahrelanger intensiver Vorarbeiten und gleichzeitig Auftrag für den umfassenden Schutz für kommende Generationen", freute sich Sabine Haag, Präsidentin der Österreichischen Unesco-Kommission, via Aussendung.

Was ist der Limes?
Die ganze Außengrenze des römischen Reichs wird Limes genannt. Es handelt sich um eine Kombination aus natürlichen Grenzen, zum Beispiel Flüssen wie Donau oder Rhein und befestigten Anlagen wie Kastellen, Mauern und Wachtürmen. Als das Römische Reich im 2. Jahrhundert n. Chr. den Höhepunkt seiner Größe erreicht hatte, maßen seine Außengrenzen – je nach Zählweise – 5.000 bis 7.500 Kilometer.


Ein Teil des Hadrianswalls in Großbritannien, der bereits seit 1987 Unseco-Weltkulturerbe-Status hat.
Foto: AP

Heute würde der gesamte Limes durch 20 Länder, die auf drei Kontinente verteilt sind, verlaufen. Im Rahmen des seriellen Welterbes "Grenzen des Römischen Reiches" zählen etwa der Hadrians- und Antoninuswall in Großbritannien, der Obergermanisch-Rätische Limes und seit Dienstag auch der Niedergermanische Limes mit seinen Kastellen und Legionslagern zu den Welterbestätten. Erklärtes Ziel ist, dass irgendwann alle Teilabschnitte des Limes als Weltkulturerbe gelten.

Interkultureller Austausch am Donaulimes
Die Donau bildete mehr als vier Jahrhunderte lang eine wichtige Außengrenze des Römischen Reichs. Unter Kaiser Augustus (27 v. Chr. – 14 n. Chr.) wurden die Regionen, die sich im heutigen Österreich befinden, nämlich Raetien und Noricum, sowie Pannonien erstmals besetzt. Spätestens unter Kaiser Claudius (41–54 n. Chr.) wurden sie zu römischen Provinzen. Die Eingliederung des Regnum Noricum – bereits unter Julius Caesar gab es solide Handelsbeziehungen zu den keltischen Norikern – ins Römische Reich verlief weitestgehend friedlich. Im Laufe der römischen Herrschaft wurde eine Kette an Kastellen und Wachtürmen entlang der Donau etabliert: zur militärischen Sicherung der Gebiete diesseits und zur Überwachung der germanischen Gebiete und ihrer Stämme jenseits der Donau.

Zudem bildeten sie Ausgangs- und Endpunkte wichtiger Handelsrouten und stellten somit auch Brennpunkte des interkulturellen Austauschs dar. Der Donaulimes war daher nicht nur militärische Grenze, sondern im Laufe seiner Geschichte auch immer wieder friedliche Begegnungszone, in der verschiedene Kulturen aufeinandertrafen und sich miteinander arrangierten und arrangieren mussten.

Kulturleistungen
Während die ersten militärischen Posten im 1. Jahrhundert n. Chr. überwiegend aus Holz errichtet wurden, erfolgte ab dem 2. Jahrhundert der Umbau in Stein. Diesem Umstand verdanken wir die vielfach heute noch meterhoch erhaltenen Überreste, erwähnenswert sind unter anderem die beeindruckenden Wehrmauern von Oberranna (OÖ), Mautern, Traismauer oder Tulln (NÖ). Während im heute österreichischen Teil von Pannonien mit Vindobona/Wien und Carnuntum bereits seit dem 1. Jahrhundert zwei Legionslager existierten, wurde im Zuge der Markomannenkriege in der 2. Hälfte des 2. Jahrhunderts auch in Noricum eine Legion stationiert: Reste der Lagergrabens und Teile der umgebenden Zivilsiedlung sind heute noch in Lauriacum/Enns zu sehen, wo erst 2016 die bisher größte bekannte Kalkbrennanlage in den Rhein-Donau-Provinzen des Römischen Reiches entdeckt worden war, die auch bei der oberösterreichischen Landesausstellung 2018 unter dem Motto "Die Rückkehr der Legion" einen der Höhepunkte bildet.

Entlang des Donaulimes, dessen österreichischer Abschnitt rund 360 Kilometer misst, entstanden nicht nur Legionslager, Kastelle und Wachtürme, sondern unter deren Schutz auch Siedlungen und Verwaltungszentren, die zu großer Bedeutung aufstiegen. Auch die Schaffung eines ausgedehnten Straßennetzes gehörte zu den auffälligsten Kulturleistungen des Römischen Reichs.
Donaulimes mit Österreich-Abschnitt zum Weltkulturerbe erklärt
 
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#38
Das römische Leben jenseits der Donaugrenze
Welche Rolle spielten die Bewohnerinnen und Bewohner im Hinterland Pannoniens?
Im Juli 2021 fiel die Entscheidung für die Aufnahme des österreichischen Teils des römischen Donaulimes in die Liste der Unesco-Weltkulturerbestätten. Damit ist ein großer Schritt zum Schutz unseres römischen Kulturerbes erreicht. Doch neben militärischen Anlagen an der Donau sind uns auch eine hohe Anzahl ländlicher Siedlungen im heutigen Österreich bekannt. Am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der ÖAW werden zwei Projekte durchgeführt, die sich der Erforschung römischer Besiedlungsstrukturen im Hinterland der römischen Grenze widmen.

Anziehungspunkt Limes
Die römischen Provinzen waren Teil eines der flächenmäßig größten Reiche, die es je gab. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Grenzen (dem sogenannten Limes oder der "nassen Grenze") und römischen Truppen nahm schon immer eine Vorrangstellung ein. Heute wird das Interesse, das dem Leben am römischen Limes zukommt, auch durch etablierte Museen sowie deren Besucherzahlen deutlich. Der im heutigen Niederösterreich liegende Legionsstandort Carnuntum mit dem Museum Carnuntinum (Bad Deutsch-Altenburg) und der Römerstadt Carnuntum (Petronell-Carnuntum) erzielte bis 2019 jedes Jahr neue Besucherrekorde.

Forschungslücke Hinterland
Aber was spielte sich eigentlich hinter der römischen Grenze ab? Wer waren diese Personen, die in den ländlichen Gebieten eine der wesentlichen Stützen für eine intakte Donaugrenze bildeten? Dürfen wir hier nicht auch von einem dichten Siedlungsnetz ausgehen? Inwiefern waren diese Gebiete wesentlich für die Grundversorgung der Soldaten? Diesen und ähnlichen Fragen widmet man sich in der Forschungsgruppe zur "Archäologie der römischen Provinzen im lateinischen Westen" am ÖAI. In zwei Projekten steht der nordwestliche Teil der antiken Provinz Pannonien im Fokus. Heute sind das Gebiete Niederösterreichs und des Burgenlands.


Donauverlauf von den Kastellplätzen Vindobona/Wien bis nach Gerulata/Rusovce. Kartiert sind auch einige bekannte römerzeitliche Siedlungsstellen im Hinterland.
Foto: Gugl/ÖAW

Siedlungsleeres Hinterland?
Lange dachte man, dass die Römer im nordwestlichen Gebiet der späteren Provinz Pannonien in der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. auf eine verlassene Landschaft trafen. Angefeuert wurde diese These von einer Überlieferung des Schriftstellers Plinius. Dieser schreibt für diese Region von einer "deserta boiorum". Der Begriff "deserta" wurde lange als "entvölkertes Gebiet" (der keltischstämmigen Boier, Anm.) gedeutet. Außerdem sind vorrömische Siedlungsspuren (das heißt der späten Eisenzeit) in diesem Gebiet kaum bekannt. Auch mangelnde wissenschaftliche Auseinandersetzung führte dazu, dass man heute wenig über Siedlungen im Hinterland der nordwestpannonischen Grenzregion weiß.

Quellen zur Rekonstruktion
Heute ist klar, dass Plinius über eine "Weide" oder "Tiefebene" schrieb. Auch zahlreiche Zufallsfunde im Hinterland deuten auf römische Siedlungen und Gräberfelder hin. Hinzu kommen Grabsteine, wie sie heute im Landesmuseum Eisenstadt oder einem kleinen Freilichtmuseum in Leithaprodersdorf zu besichtigen sind. Diese belegen durch Inschriften und Darstellungen die Existenz von Siedlern keltischen sowie germanischen Ursprungs. Im Vorfeld von Bauprojekten finden über das österreichische Bundesdenkmalamt oft archäologische Ausgrabungen statt. Hier werden auch immer wieder römische Siedlungen und Gräberfelder aufgedeckt. Auswertungen dieser Ausgrabungen, wie sie am ÖAI stattfinden, helfen, das antike Siedlungsbild und die Bevölkerungszusammensetzung zu rekonstruieren.


Grabstele des Super und der Exsuperata aus Leithaproderdorf. Die Dame trägt typisch regionale Bekleidung.
Foto: Österreichisches Bundesdenkmalamt/Ortolf Harl

Potzneusiedl – ein multikulturelles Mosaik?
Bei Potzneusiedl im Burgenland wurde eine einzigartige Körpergrabgruppe freigelegt. Manche der Bestatteten wurden bereits in den ersten Jahrzehnten n. Chr. beigesetzt. Damit datieren diese in die früheste Phase der Provinzgeschichte. Die Funde in den Gräbern deuten auf einen Austausch mit (germanischen) Regionen nördlich der Donau und südlichere Gebiete (Oberitalien) hin. Auch Anklänge an späteisenzeitliche Traditionen finden sich bei manchen Keramik- und Fibelbeigaben. Dieses multikulturelle Mosaik wird mithilfe interdisziplinärer Expertise entschlüsselt. Eine Anthropologin beleuchtet pathologische Degenerationen und das Sterbealter der Personen. Analysen der Ancient DNA klären Verwandtschaftsverhältnisse und geschlechtsspezifische Fragen. Die Frage nach der Herkunft der Bestatteten stellt einen der interessantesten Aspekte dar. Gerade für eine Zeit, über die uns in der untersuchten Region wenig bekannt ist.


Augenfibel aus Potzneusiedl. Häufig sind diese in germanischen Fundzusammenhängen.
Foto: St. Schwarz/ÖAW-ÖAI

Siedlungsfunktion am Beispiel Leithaprodersdorf
Ebenfalls im Burgenland liegt Leithaprodersdorf, wo eine mehrphasige Siedlungsstelle entdeckt wurde. Sie wird im Rahmen eines FWF-Projekts archäologisch untersucht, um Kenntnisse über die Siedlungsstrukturen und Wirtschaftsweisen zu gewinnen. Auch das Gräberfeld ist bekannt und wurde bereits ausgewertet. Dabei wurde deutlich, dass der Bestattungsplatz gerade am Anfang sehr "unrömisch" geprägt war. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde zum Beispiel noch in Grabhügeln bestattet, erst ab der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. in mediterran geprägten Grabmonumenten. Diese Auffälligkeiten werfen die Fragen auf, ob auch die Siedlung lokal geprägt war.


Leithaprodersdorf. Blick über die Grabungsfläche mit römerzeitlichen Siedlungsresten.
Foto: Österreichisches Bundesdenkmalamt


Leithaprodersdorf. Kreisrunde Grabhügelreste im Bodenbefund.
Foto: Österreichisches Bundesdenkmalamt

Interdisziplinäre Forschungsmethoden
Durch Fundanalysen werden für Leithaprodersdorf Aussagen über die Nutzungszeit der Siedlung und deren Funktion möglich sein. Eine Archäozoologin untersucht derzeit die Tierknochen aus Leithaprodersdorf und Potzneusiedl. Da Tierrassenspektrum und Wuchsgröße nach der römischen Eroberung oft römisch beeinflusst wurden, könnte auch in Leithaprodersdorf ein Wandel von einheimischen zu "importierten" Tierrassen stattgefunden haben. Spuren an den Knochen liefern Aussagen über kulturell unterschiedliche Schlachtweisen und Weiterverarbeitung der Tiere.


Kalzinierte Schweineknochen aus Potzneusiedl aus einer Brandbestattung.
Foto: K. Saliari/NHM

Durch geophysikalische Messungen soll die Größe der Siedlung erfasst werden. Im Zuge des FWF-Projekts findet somit erstmals eine umfassende Analyse einer ländlichen Siedlung Nordwestpannoniens statt. Damit wird der Rekonstruktion der antiken Lebenswelt, die sich sicher nicht nur an der militärisch geprägten Donaugrenze abspielte, ein weiterer Baustein hinzugefügt.
(Lucia Formato, Konstantina Saliari, 14.10.2021)

Lucia Formato ist Archäologin und Projektleiterin am Österreichischen Archäologischen Institut der ÖAW. In der Forschungsgruppe Archäologie der römischen Provinzen im lateinischen Westen beschäftigt sie sich mit Fragen zu ländlichen Siedlungsstrukturen, Gräberfeldern, Bevölkerungskontinuitäten von der späten Latènezeit bis zur Spätantike und der Analyse von Kleinfunden. Davor war sie in Projekten in Süddeutschland, Tirol, Italien und Ägypten tätig.
Konstantina Saliari ist Archäozoologin und Kuratorin der archäozoologischen Sammlung im Naturhistorischen Museum Wien. Der Schwerpunkt ihrer Forschungen liegt derzeit in Mitteleuropa, wo sie zoologische und archäologische Aspekte am Tierknochenmaterial untersucht. Sie beschäftigt sich unter anderem mit der Domestikationsforschung, der Entwicklung der Haus- und Wildtiere vom Neolithikum bis zur Neuzeit sowie der Rekonstruktion von unterschiedlichen Wirtschaftsstrategien und Versorgungsstrukturen, um historische Prozesse besser zu begreifen.

Das römische Leben jenseits der Donaugrenze
 

josef

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#39
176 Gräber an der "Limesstraße" in Traismauer entdeckt
Die archäologischen Arbeiten in Traismauer sind beinahe abgeschlossen und haben einige interessante Funde gebracht.

NÖN-Ausgabe Herzogenburg, Günther Schwab, erstellt am 13. OKTOBER 2021

Die durchgeführten Ausgrabungen am Areal eines ehemaligen römischen Gräberfeldes in Stollhofen erbrachten neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur kaiserzeitlichen und spätantiken Bestattungskultur: Stadtrat Rudolf Hofmann, Grablungsleiterin Michaela Binder und Stadtrat Christoph Grünstäudl (von links).
FOTO: Günther Schwab

In den vergangenen zwölf Monaten sind in Traismauer, am Areal der geplanten Samariterbund-Landeszentrale und eines weiteren GEBÖS-Wohnbaues, sogenannten Rettungsgrabungen durchgeführt worden, die zum Teil sensationelle Fund zutage brachten.
Beide Teilflächen (gesamt über 10.000 Quadratmeter) stehen unter Denkmalschutz. Daher sind archäologische Grabungen unmittelbar vor Baubeginn zwingend erforderlich.

Bestattungen aus dem 1. bis 3. Jahrhundert
„Die zu bebauende Fläche ist ein Teil des bereits bekannten römischen Gräberfeldes entlang der Limesstraße am östlichen Rand des Kastells Augustianis/Traismauer. Bei den archäologischen Ausgrabungen konnten insgesamt 176 Gräber, darunter Brand- und Urnenbestattungen, einfache Körperbestattungen sowie mehrere Ziegelplattengräber dokumentiert werden“, berichtete Grabungsleiterin Michaela Binder.

Wie allgemein in römischer Zeit üblich waren diese zu beiden Seiten einer Ausfallstraße angeordnet, wobei im vorliegenden Fall nur die südliche Straßenseite erforscht werden konnte. Die Urnen- und Brandbestattungen stammen aus dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. und weisen für die Region und Zeitstellung typisches Beigabenspektrum wie Münzen, Trachtbestandteile, Lampen und Keramik auf.

Größte Gräberstraße am NÖ Donaulimes
Die Grabungsarbeiten wurden einerseits von der Stadtgemeinde Traismauer als auch vom ASBÖ Landesverband in Auftrag gegeben. Von besonderer Qualität und besonderem Interesse sind zwölf rechteckige, aus Stein errichtete Grabbauten mit Umfassungsmauern aus dem 1. bis 2. Jahrhundert. Innerhalb der Umfassungsmauern befanden sich mehrere Brand- und Urnenbestattungen mit für den Rest des Gräberfeldes eher außergewöhnlichen Funden.

Bei einem Vortrag am Mittwoch, 13. Oktober, ab 18 Uhr mit dem Titel „7.200 Quadratmeter Archäologie – Das römische Gräberfeld von Stollhofen“ im Schloss Traismauer wird ein Teil der Funde präsentiert werden. „Es war spannend mit anzusehen, wie bei den Grabungsarbeiten vorgegangen wurde und auch die gemachten Funde sprechen für sich“, sagt Stadtrat Rudolf Hofmann.

Die archäologischen Grabungen sind weitgehend abgeschlossen und es ist in den nächsten Wochen mit einer Baufreigabe zu rechnen. Insgesamt stellt die untersuchte Fläche den größten zusammenhängenden Bereich einer Gräberstraße entlang des NÖ Donaulimes dar.
176 Gräber in Traismauer entdeckt
 

josef

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#40
Gräberfeld an der Limesstraße Stollhofen
„Ein friedliches Volk“: Lob für antike Traismaurer

Vortrag der Volkshochschule: Archäologen präsentierten Funde und zollten den antiken Traismaurern großes Lob.
Erstellt am 01. NOVEMBER 2021
NÖN - Ausgabe Herzogenburg, Lisa Zederbauer


Die Funde am Gräberfeld in Stollhofen wurden im vergangenen Jahr ausgegraben, gereinigt, dokumentiert und analysiert: Alexander Stagl, Jasmin Hangartner und Grabungsleiter Dominik Bochatz (von links).
Foto Lisa Zederbauer

Die Ergebnisse der archäologischen Analyse des Gräberfeldes in Stollhofen sind im Zuge eines Vortrags präsentiert worden, den die Volkshochschule organisiert hatte. Zahlreiche geschichtlich-interessierte Besucher bekamen von den Grabungsleiter Dominik Bochatz, sowie dem Geschäftsführer der beauftragten Firma Novetus, Alexander Stagl, und der Archäologin und Beauftragten für Kulturvermittlung und Öffentlichkeitsarbeit Jasmin Hangartner spannende Einblicke in den Ablauf der Grabungsarbeiten.

„Das am Limes gelegene Gräberfeld war keinesfalls eine alltägliche Situation für uns“, so Stagl. „Die Größe von 7.200 Quadratmeter, auf der wir über 600 Gräber aus dem ersten bis fünften Jahrhundert gefunden haben, bedeutete sehr viel Arbeitsaufwand. Archäologie bedeutet immer Zerstörung, weshalb die Dokumentation umso wichtiger ist.“

Zu finden waren drei Bestattungsarten: Urnen-, Körper- und Grubenbestattungen. Die Grabbeigaben waren sehr typisch römisch: „Gefunden haben wir Münzen, Teller oder auch Öllampen. Diese wurden eigentlich oft in die Urne gegeben, aber auch manchmal daneben. Das kann variieren je nach Tradition in der Familie.“

Speziell war der Fund von Grabbauten, die direkt an der Straße gebaut wurden und somit teurer waren. „Bei den Grabbauten war nur noch der Grundriss vorhanden, also wissen wir leider nicht wirklich, wie diese ausgesehen haben. Es gab auf diesem Gräberfeld laut Überlieferungen auch einen großen Steinraub. Hier könnten auch Steinsärge gestohlen worden sein, in welchen oft sehr reiche römische Offiziere begraben worden sind.“

Harte Arbeit in der Römerstadt
Außerdem fand man eine für Noricom bisher einzigartige Bestattungsart – Urnen, die in Mörtel gesetzt wurden. Weshalb das so gemacht wurde, konnten sich die Archäologen noch nicht erklären.

„Die antiken Traismaurer waren ein hart-arbeitendes und friedliches Volk“, berichtete Grabungsleiter Bochatz. „Durch die anthropologischen Analysen wissen wir, dass mehr als 50 Prozent der Bestatteten eine Krankheit der Gelenke hatten, was auf schwere Arbeit hinweist. Gefunden wurden keine Schnitte in den Knochen oder andere Läsuren, die auf Gewalt hinweisen würden.“
Jasmin Hangartner ergänzte: „Die meisten Menschen starben im Alter von 21 bis 35 Jahren, wobei auffällig war, dass ihre Zähne in sehr schlechtem Zustand waren.“
„Ein friedliches Volk“: Lob für antike Traismaurer


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