Barackenlager Lichtenegg / Lager 1001 Wels

Geist

Worte im Dunkel
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#1

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josef

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#2
Ich bin schon hunderte male dran vorbeispaziert, aber da es dort in den letzten Jahren umfangreiche Bautätigkeiten gegeben hat und einige Dienstleistungszentren entstanden, bezweifle ich, dass von alten Gebäuden noch allzuviel übrig ist.
Habe mir das Ganze mal auf GE angesehen. @Geist, bitte um Korrektur bzw. Bestätigung, dass ich mit meinen Annahmen so einigermaßen richtig liege...

GELB => ehem. Lager 1001
ROT => ca. Bereich ehem. FMW bzw. späteres Durisol-Werk
 

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josef

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#3
Zufällig heute bei ORF-Oberösterreich gefunden:

Ungewöhnliche Funde auf Welser Flugplatz
Am Gelände des Welser Flugplatzes wird seit Mittwoch nach Kriegsrelikten gegraben. Bomben wurden bisher keine gefunden, dafür jedoch zwei Kisten Bier aus dem Jahr 1941.

Reste eines Kampfflugzeuges
Fliegerbombe war bis jetzt keine dabei, doch es wurden schon zahlreiche andere Kriegsrelikte gefunden und ausgegraben, wie etwa Reste eines Stuka-Kampfflugzeuges mit Bordbewaffnung oder mehrere Gewehre, so Stefan Plainer von der Munitionsbergefirma. In keinem der gefundenen Gegenstände war jedoch Sprengstoff enthalten.

Auch Kuriose Funde
Doch auch Kurioses wird bei den Grabungen ans Tageslicht befördert. So wurden zwei Kisten Bier aus dem Jahr 1941 entdeckt, wo sogar noch die Etiketten vorhanden sind. Auch Kochtöpfe, Geschirr und Besteck wurde gefunden.

Grabungen wegen Konzert
Insgesamt werden die Grabungen am Welser Flugplatz zwei Wochen dauern. Die Suche ist notwendig, um ein dort geplantes AC/DC Konzert nicht auf einem möglichen Minenfeld stattfinden zulassen.

Noch Karten für Konzert erhältlich
Für das am 22. Mai am Welser Flugplatz geplante AC/DC-Konzert sind laut Veranstalter wieder Karten verfügbar. Der Auftritt der australischen Hardrockband sorgt ja seit Monaten für Diskussionen: Tierschützer befürchten eine Gefährdung seltener Vogelarten. Der Naturschutzbund Oberösterreich überlegt nun eine Klage gegen die Verantwortlichen der Stadt Wels, da das Areal nur für den Flugbetrieb verwendet werden dürfe.
Quelle: http://ooe.orf.at/stories/435046/


Dazu gibt es auf der ORF-Seite noch Links zu älteren Beiträgen vom März dieses Jahres:

Quelle: http://oesterreich.orf.at/ooe/stories/430056/

Zahlreiche Bomben am AC/DC-Konzertgelände
Das geplante Rockkonzert der australischen Gruppe AC/DC im Mai am Welser Flugplatz sorgt wieder für Aufregung. Wie dem ORF Oberösterreich bekannt wurde, sollen noch unzählige Bomben aus dem 2. Weltkrieg unter dem Flugplatz liegen. Der ehemalige Fliegerhorst - jetziger Flugplatz und angedachter Veranstaltungsort für das Riesenkonzert - war bei Bombardements im 2. Weltkrieg schwer in Mitleidenschaft gezogen worden.

Bereits im Februar aufmerksam gemacht
Der ehemalige Katastrophenschutzbeauftragte der Stadt Wels, Helmut Track, hat den Magistrat bereits Anfang Februar auf die Gefahren aufmerksam gemacht.
Laut Track sollen unzählige Blindgänger und Zeitzünderbomben am Gelände verschollen sein.

"Erst Gutachten abwarten"
Der Vizebürgermeister der Stadt Wels, Hermann Wimmer, sagte in einem Telefonat mit dem ORF Oberösterreich, man müsse erst ein Gutachten des Entschärfungs- und Entminungsdienstes abwarten. Fakt ist, Wels rennt die Zeit davon. Denn ein Konzert mit 80.000 Besuchern und mehr braucht seine Vorlaufzeit. Pluspunkt für Linz. Denn Linz sei bereit, stehe bestens organisiert in den Startlöchern und warte nur mehr auf kompetente Verhandlungspartner - so die Veranstalter am Mittwoch zum ORF.
Bei diesem Beitrag ist auch ein alliiertes Aufklärungsfoto eingestellt, welches eindeutig das Gebiet von Wels-Lichtenegg mit den FMW, Lager 1001 und der alten "Dragoner" - Kaserne zeigt und nicht, wie vom ORF falsch betitelt, das "Flugfeld"!

Und noch ein Artikel: http://ooe.orf.at/stories/431486/

AC/DC-Konzert: Bombensuche auf Flugplatz
Entminungsspezialisten untersuchen derzeit den Welser Flugplatz. Auf dem Gelände sollen unzählige Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg liegen, was wegen des dort geplanten und vieldiskutierten AC/DC-Konzerts "hochexplosiv" ist.

Vermutlich unzählige Blindgänger
Es gibt Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg, die zeigen, wie viele Bomben über diesem Bereich abgeworfen wurden. Der ehemalige Katastrophenschutzbeauftragte der Stadt Wels, Helmut Track, geht davon aus, dass viele Blindgänger auf dem heutigen Flugplatz liegen. Ab Mittwoch werden Entminungsspezialisten herausfinden, ob das Areal, auf dem das Rockkonzert mit 80.000 Besuchern geplant ist, explosionsgefährdet ist.

Erschütterungen durch Panzer dort üblich
Erschütterungen sind dort durchaus üblich, immerhin befindet sich in der unmittelbaren Umgebung des Welser Flugplatzes ein Übungsgelände des Bundesheeres, auf dem auch Panzer ihre Runden ziehen. Erschütterungen sind dabei natürlich unvermeidlich.

Tiefer liegende Bomben keine Gefahr
Das Gelände wurde an der Oberfläche nach Bomben überprüft, tiefer liegende Sprengkörper stellten laut dem Pressesprecher des Bundesheeres, Alexander Barthou, keine Gefahr dar - eine Gefahr, die nun auch für das Veranstaltungsgelände ausgeschlossen werden soll.
1. Aufklärungsbild Wels - Stadtteil Lichtenegg (Quelle ORF-Beitrag http://oesterreich.orf.at/ooe/stories/430056/ )
GELB: Lager 1001 (während des Krieges Barackenkaserne).
ROT: Gelände FMW (Flugzeug- und Metallbauerkee Wels).
GRÜN: Dragoner - Kaserne

2. Originalfoto vom ORF-Beitrag mit falscher Bezeichnung "Flugfeld"
 

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Geist

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#4
Danke für den Hinweis! Dann ist die Hessenkaserne am W-Rand des Flugplatzgeländes... habe es im Beitrag bzw. Foto korrigiert.

lg
josef
Zu dem Luftbild hab ich noch eine Frage: Rechts oberhalb des Lagers 1001 sieht man ein Feld mit regelmäßigen dunklen runden Strukturen. Heute ist dort eine Siedlung. Weiß man, was das war?
 

josef

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#5
Zu dem Luftbild hab ich noch eine Frage: Rechts oberhalb des Lagers 1001 sieht man ein Feld mit regelmäßigen dunklen runden Strukturen. Heute ist dort eine Siedlung. Weiß man, was das war?
Denke mal, es waren große, alte Bäume eines Obstgartens... Apfel- oder Birnbäume zur "Erzeugung der OÖ. Landessäure" ? :D

lg
josef
 
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Walter Ernhard

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#6
Kleiner Tipp zum Thema "Barackenversetzungen": Sinn und Zweck der Baracken war es u.a., dass man diese Behelfsunterkünfte schnell anderweitig dislozieren konnte.
Die hier gezeigte Baracke (Lager 1001) steht meines bescheidenen Wissens direkt auf dem ehemaligen Appellplatz bezw. des Torareals des Lagers 1001, weshalb hier anzunehmen ist, dass auch dies im Grunde eine "versetzte" Baracke sein müßte.
Gerne lasse ich mich aber auch andersseitig belehren und nehme entsprechend zeitgenössische gegenteilige Unterlagen gerne per PM entgegen, so dies jemand hier aufbieten kann.
Erst kürzlich entbrannte bei einem meiner beliebten regionalen Vorträge eine lebhafte Diskussion bezüglich der Barackenstandorte in Groß-Wels, die für mich neue Sichtweisen auf die zeitgenössische Dislozierung solcher Objekte eröffnete.
Für weitere Fragen von Militär- und Zivilbaracken selbst im ganzen Gau Oberdonau stehe ich gerne jederzeit zur Verfügung.
Druckhistorisch hatte ich zu diesem Thema nur einmal Gelegenheit einen wirklich prachtvollen Wälzer in Händen zu haben, der bis in kleinste Details diese Themen akribisch und bis zur letzten Baracke aufarbeitete. Mein Fluggepäck aus Totonto war vollkommen ausgelastet, weshalb ich dann versuchte das Werk von Österreich aus zu bestellen. Leider bekam ich dann vom Verlag die Nachricht, die komplette Auflage sei restlos ausverkauft und eine Wiederaufllage fraglich. In der Zwischenzeit finde ich auch den Namen und den Verlagsnamen nicht mehr, am liebsten würd ich :hau
 

Geist

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#7
Denke mal, es waren große, alte Bäume eines Obstgartens... Apfel- oder Birnbäume zur "Erzeugung der OÖ. Landessäure" ? :D

lg
josef
Hm, die kommen mir zwar etwas groß vor, aber vielleicht verschätze ich mich ja auch. Vor allem mit der Fläche der Dragonerkaserne verglichen, müssen das ja ziemlich prächtige Landessäurenbäume gewesen sein. :D

@ specht: Ja, ich meinte diesen Hügel. Ich frag mich nur, warum bzw. für wen dort ein so großer Bunker war? Das war ja damals quasi mitten am Land, oder?
 

josef

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#8
Strukturen rechts oberhalb Lager 1001

Zitat von josef
Denke mal, es waren große, alte Bäume eines Obstgartens... Apfel- oder Birnbäume zur "Erzeugung der OÖ. Landessäure" ?
Hm, die kommen mir zwar etwas groß vor, aber vielleicht verschätze ich mich ja auch. Vor allem mit der Fläche der Dragonerkaserne verglichen, müssen das ja ziemlich prächtige Landessäurenbäume gewesen sein. :D
Hallo Thomas!
Habe das Ganze nochmals vergrößert und etwas genauer betrachtet:
Aus meinen "Landessäure-Fruchtlieferanten" wurden Siedlungshäuser ! :schaem:

Ein Vergleich von damals mit einem GE-Bild von heute ergibt die gleichen 10 Häuserzeilen! Nur sind halt die Gebäude jetzt durch Um- und Zubauten nicht mehr so gleichförmig wie damals...

Bildquellen: GE und Bilder aus vorigen Beiträgen.
 

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Geist

Worte im Dunkel
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#9
Hallo Thomas!
Habe das Ganze nochmals vergrößert und etwas genauer betrachtet:
Aus meinen "Landessäure-Fruchtlieferanten" wurden Siedlungshäuser ! :schaem:

Ein Vergleich von damals mit einem GE-Bild von heute ergibt die gleichen 10 Häuserzeilen! Nur sind halt die Gebäude jetzt durch Um- und Zubauten nicht mehr so gleichförmig wie damals...

Bildquellen: GE und Bilder aus vorigen Beiträgen.
Hallo Josef,

danke für dein weiteres Genaubetrachten - aber es stehen übrigens tatsächlich ein paar Apfelbäume dort in deren Gärten. :D
 

josef

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#10
Auszug aus einem Artikel in den OÖ.Nachrichten vom 01. September 2020,
mehr ist leider nicht zu sehen, da der Rest an den Abschluss eines Abos gebunden ist... :(

Suche nach Verwendungszweck für die letzte Welser Lagerbaracke


Das Lager 1001 war bis 1964 bewohnt. Die letzte Baracke steht noch.
Bild: Stadtarchiv
WELS. Nach erfolglosem Einspruch gegen Denkmalschutz verzichtet Heimstätte auf Rechtsmittel.
Die letzte Welser Lagerbaracke steht nun auch offiziell unter Denkmalschutz. Der Einspruch der Welser Heimstätte beim Bundesverwaltungsgericht wurde abgewiesen. Vorstand Jörg Teufelberger verzichtet auf ein weiteres Rechtsmittel: "Man muss diese Entscheidung zur Kenntnis nehmen." An ihrer Sinnhaftigkeit meldet der Heimstätten-Chef freilich Zweifel an. "Zustand und Wirtschaftlichkeit spielen in der Frage der Unterschutzstellung keine Rolle.
Suche nach Verwendungszweck für die letzte Welser Lagerbaracke
 

Geist

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#11
In Band 3 der Reihe „Nationalsozialismus in Wels“, 2015 von der Stadt Wels herausgegeben, befinden sich auf den Seiten 98 bis 101 viele Infos zum Barackenlager Lichtenegg. Ich fasse kurz zusammen:

1938 wurde mit dem Bau eines Barackenlagers auf einem Areal von etwa 60.000 qm begonnen, das von der Dragonerstraße, Schulstraße, Lindenstraße und Königsederstraße umgrenzt war. Es diente als Notkaserne und galt als „Zwischenunterkunft für Infanterie“. Das Lager stand in Verbindung mit der Alpenjägerkaserne, die sich einige hundert Meter weiter stadteinwärts an der Dragonerstraße befand und heute unter dem Namen Dragonerkaserne bekannt ist.

Im Lager wurden vier Kompanien untergebracht, wobei jeweils zwei Baracken pro Kompanie eine Anzahl von insgesamt acht Mannschaftsbaracken ergaben. Weiters gab es zwei Stabsbaracken, je eine Wirtschafts-, Geräte-, Heizstoff- und Fahrzeugbaracke. Dazu kamen eine Scheune, eine Waffenmeisterei, zwei Pferdeställe, ein Pferdekrankenstall, zwei Kammerbaracken, ein Bad und eine Kläranlage. Im Südwesten und Nordosten gab es je einen Feuerlöschteich mit 500 Kubikmeter Fassungsvermögen. Östlich des Lagers waren Maschinengewehrstände eingerichtet.

Die auf den Fotos im ersten Beitrag gezeigte Wirtschaftsbaracke ist der letzte Rest dieses Lagers. Sie inkludierte eine Großküche, Speisesäle, Nebenzimmer für Mannschaften und Unteroffiziere, einen Kantinenverkaufsraum und einen Offiziersversammlungsraum. Im unterkellerten Teil dieser Baracke wurden Kartoffeln, Holz, Kohle, Wein und Bier gelagert.

Am 4. November 1938 wurde das Barackenlager Lichtenegg in Betrieb gesetzt. Anfang Dezember rückten die ersten Rekruten ein. Im Band 3 wird ein Artikel aus der Linzer Tagespost vom 2. Dezember 1938 zitiert, der das Lager beschreibt:

„In dieser vorübergehenden Unterkunftsstätte eines Infanterie-Bataillons sind wohl alle bau- und wohnungstechnischen Neuerungen vom Fernsprecher und Rundfunk bis zum Heißluftbad und Pferde-Operationszimmer sinngemäß ausgenützt worden. Eingebettet in frisches Gartengrün und breite Weganlagen, reichlich gespeist mit Licht und Sonne, ausgestattet mit Spielplätzen und Bädern, müßten diese vorbildlichen Notunterkünfte eher als Wochenend-Siedlungen, denn ‚Barackenlager‘ bezeichnet werden. So tiefgreifend ist der Unterschied zwischen der Kasernierung in der Systemzeit und den menschenwürdigen Wohnbauten für unsere militärischen Waffenträger im nationalsozialistischen Großdeutschen Reich.“

Erst nach dem Krieg wurde es als Flüchtlingslager unter dem Namen Lager 1001 weiterverwendet.

Als Abbildungen befinden sich das oberhalb in Beitrag 8 von Josef gezeigte Bild und ein Lageplan von 1944.

Ergänzung: Das Bild ist mit „BARACKENLAGER D.I.R. 133“ beschriftet, was „Barackenlager des Infanterie-Regiments 133“ bedeutet. Es handelte sich also um das III. Bataillon oder das II. Ergänzungsbataillon dieses Regiments, das in Wels stationiert wurde, während die anderen Bataillone dieses Regiments in Linz beheimatet waren, siehe Infanterieregiment 133 - Lexikon der Wehrmacht
 
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