Der Fall Demjanjuk

otto

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#1
Demjanjuks Dienstausweis ist echt

Der von deutschen Kriminalisten erneut analysierte Dienstausweis des mutmaßlichen KZ-Aufsehers Iwan "John" Demjanjuk ist offenbar echt - über die Frage, wie schnell der im US-Bundesstaat Ohio lebende gebürtige Ukrainer vor ein deutsches Gericht gestellt werden kann, streiten indes die Ermittler.

Der Dienstausweis mit der Nummer 1393, ein zentrales Beweisstück in einem möglicherweise bald anstehenden Verfahren gegen Iwan Demjanjuk, wurde in dieser Woche von Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes untersucht. Die Analysen weisen das Dokument als echt aus - zu diesem Ergebnis waren zuvor schon amerikanische und israelische Spezialisten gekommen.

Dem 88-Jährigen wird vorgeworfen, als Wachmann aus den Reihen der Trawniki, einer Schar von fremdvölkischen SS-Gehilfen, im Vernichtungslager Sobibor an der Ermordung von mindestens 29.000 Juden beteiligt gewesen zu sein, darunter 1900 deutschen Juden.
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"Demjanjuk ist alt, jeder Tag zählt"

Im vergangenen Jahr hatten Ermittler der Zentralen Stelle mit Hochdruck daran gearbeitet, das Vorermittlungsverfahren gegen Demjanjuk fertigzustellen, um es nach München abzugeben. Schon im Oktober (SPIEGEL 41/2008) schätzte Behördenleiter Kurt Schrimm die Vorarbeit als "so gut" ein, "dass die Kollegen nicht mehr viel nachzuarbeiten haben". Man habe 17 Leitzordner gefüllt mit Dokumenten, Gutachten und Zeugenaussagen nach München geschickt.
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Quelle & Weiterlesen bei: Spiegel-Online.

der Dienstausweis:
Der Dienstausweis des heute 88-Jährigen: Untersuchungen von Spezialisten des Bayerischen Landeskriminalamtes weisen das Dokument als echt aus.


LG
Gerd
 

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Ralf 08666

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#2
Was der "Spiegel" verschweigt oder nur zart andeutet, las sich im Münchner Merkur so:

Demjanjuk:
Iwan der Falsche statt Iwan der Schreckliche
Bundesdeutsche Stellen verschweigen Wissen um gefälschtes Beweisstück
[…] Unsere Zeitung hat bereits […] über ein Gutachten des Zeitgeschichtlers Dieter Lehner […] berichtet, in dem dieses “Dokument” als eine Totalfälschung entlarvt wird. Ein Beispiel: Das Ausweis-Foto stammt aus den Akten der US Einwanderungsbehörde und wurde erst 1947 (!) aufgenommen […]
Mittlerweile hat sich herausgestellt, daß auch bundesdeutsche Staatsorgane in die Affäre […] verstrickt sind. Denn offensichtlich haben seit fünf Jahren höchste politische Stellen dafür gesorgt, daß die Wahrheit […] nicht an die Öffentlichkeit gelangte. […] Als das kriminalamtliche Gutachten gerüchteweise bekannt wurde, nahm sich das
Bonner Bundeskanzleramt der Sache an. Vertreter der Demjanjuk-Verteidigung wurden abgewimmelt. Die Existenz des BKA-Gutachtens wurde ihnen verschwiegen. Obwohl das Kanzleramt die Gutachten Lehners und des BKA kannte, wurde eine falsche Fährte gelegt. Nicht der Ausweis, sondern nur das Foto sei von den Kriminalisten überprüft worden […]
Doch selbst diese Aussage ist falsch. […] Das Bundeskriminalamt wurde gegenüber der Öffentlichkeit zum Schweigen vergattert. Ein BKA-Abteilungsleiter vermerkte in den Akten: “Die fachlichen Bedenken sollten hier offensichtlich den politischen Aspekten untergeordnet werden.”

Quelle: Münchner Merkur 26.3.92

Oder auch:

Zum Mörder gestempelt
Obwohl das Bundeskriminalamt die Israelis warnte, der angebliche SS-Dienstausweis von Iwan Demjanjuk sei gefälscht, soll der Ex-Ukrainer hingerichtet werden.
[…] Das einzige schriftliche Beweisstück in diesem Verfahren, ein von der Sowjetunion zur Verfügung gestellter SS-Dienstausweis Demjanjuks, ist nach Einschätzung von Experten des Bundeskriminalamtes (BKA) in Wiesbaden eine Fälschung. Mehr noch: Dies war den israelischen Behörden bereits vor Prozeßbeginn im Februar 1987 bekannt.
[…] So haben 21 Ex-Wachmänner aus Treblinka in Prozessen unabhängig voneinander erklärt, ein Ukrainer namens Iwan Marchenko sei “Iwan der Schreckliche” gewesen – und nicht Iwan Demjanjuk.
Den Hauptankläger in Jerusalem, Staatsanwalt Michael Shaked, fechten die Zweifel an seinen Beweisen nicht an: “Daß Demjanjuk getötet hat, steht für mich fest – ob in Treblinka, in Sobibor oder anderswo.” Und zum Fälschungsverdacht des BKA erklärte er jetzt dem STERN: “Wir stützen uns auf unsere eigenen Gutachten und halten sie nach wie vor für überzeugend.”

STERN 5. März 1992

Ebenso verschwiegen wird, daß Demjanjuk 1987 in Israel zum Tode verurteilt wurde, im Revisionsprozess 1993 aber "aus Mangel an Beweisen" freigesprochen wurde....

Wie seriös ist der "Spiegel" denn mitllerweile als Nachrichtenquelle? Wie zuverlässig sind denn nun Gutachten vom BKA? Die heutigen...oder die vor 20 Jahren...?

Fragen über Fragen...

Gruß
Ralf
 
#3
Diese Geschichte wird sich genauso wie der Fall "Aribert Heim" entwickeln.
Auch hier hat doch nicht wirklich einer daran geglaubt das ein 90jähriger bei Champanscher und jungen Mädels die letzten Jahre gefeiert hat.
Bei der lückenlosen Überwachung der Welt sind zwei Personen bisher nicht gefunden worden, der eine ist BinLaden und der Andere ist Heim - warum wohl..... und am wenigsten hat sich das sogen. "Wiesental-Center" mit Ruhm bekleckert!

uwe
 

otto

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#4
Die Schlagzeilen von heute ...

Deutsche Staatsanwälte erwirken Haftbefehl gegen Demjanjuk

Der Weg für den womöglich letzten großen Nazi-Kriegsverbrecherprozess in Deutschland ist frei. Die Münchner Staatsanwaltschaft hat Haftbefehl gegen den mutmaßlichen KZ-Helfer John Demjanjuk erwirkt, der in den USA lebt und von dort abgeschoben werden soll.
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Demjanjuk wird vom Simon-Wiesenthal-Zentrum als Nummer zwei auf der Liste der noch lebenden Nazi-Verbrecher geführt. Gleich hinter dem KZ-Arzt Aribert Heim, dessen Tod kürzlich von ZDF und "New York Times" gemeldet worden war - wobei das Wiesenthal-Zentrum die vorgelegten Beweise noch anzweifelt. Wäre Heim wirklich tot, dann wäre Demjanjuk die Nummer eins auf der Liste.
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Die deutschen Ermittlungen gegen Demjanjuk hatten in den vergangenen Wochen viel Aufmerksamkeit erfahren, weil sie ein Justizdrama fortsetzen, das nun schon drei Jahrzehnte währt und Juristen auf mehreren Kontinenten beschäftigte. Die USA hatten Demjanjuk schon vor zwei Jahrzehnten für ein Verfahren an ein anderes Land ausgeliefert. Israel verurteilte ihn wegen einer vorgeblichen Tätigkeit im Vernichtungslager Treblinka zunächst zum Tode. Doch das Urteil wurde aufgehoben: Es stellte sich heraus, dass Demjanjuk gar nicht "Iwan der Schreckliche" war, der Herr über die Gaskammern in Treblinka - sondern stattdessen wahrscheinlich Wärter in Sobibór.
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Quelle & Weiterlesen bei: Spiegel-Online.

LG
Gerd
 

otto

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#5
Berlin nennt Bedingungen für Überstellung Demjanjuks

Die Bundesregierung stellt nach SPIEGEL-Informationen Bedingungen für eine baldige Abschiebung des mutmaßlichen KZ-Aufsehers John Iwan Demjanjuk, der in den USA lebt: Der 88-Jährige solle per Linienmaschine nach Deutschland gebracht werden - und benötige dafür einen Ausweis.

Experten des Auswärtigen Amts, des Innen- und des Justizministeriums waren sich bei einem Treffen am vergangenen Freitag darüber einig, dass Demjanjuk nur in einer Linienmaschine nach Deutschland gebracht werden solle, nicht mit einem militärischen Transportflugzeug.
Als Zielflughafen wurde München bestimmt, ein Arzt und ein Polizist müssten mitfliegen. Für die Reise benötige der staatenlose Demjanjuk ein Dokument, das ihn identifizierbar mache.
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Deutsche Ermittler werfen ihm vor, 1943 als Wachmann im NS-Vernichtungslager Sobibór Beihilfe zum Mord an mindestens 29.000 Personen jüdischen Glaubens geleistet zu haben.
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Quelle & Weiterlesen bei: Spiegel-Online.

LG
Gerd
 
#6
Verstehe nicht warum sich die Deutschen so ins Zeug legen. Ich denke er hat Juden umgebracht dann müßte doch Israel Anklage erheben.........wenn ich dann lese 29000 Menschen - Wie lange waren sie denn damit beschäftigt??

uwe

uwe
 

otto

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#7
Na ja, eigenartig isses schon ...
Todesurteil wieder aufgehoben

Der Justizfall Demjanjuk ist eine Geschichte voller Pannen: In Israel wurde er 1988 zum Tode verurteilt, weil er für „Iwan, den Schrecklichen“, einen Aufseher in Treblinka, gehalten wurde. Da seine Identität aber nicht restlos geklärt werden konnte, musste das Todesurteil aufgehoben werden. Bei der nun angestrebten Anklage steht fest: Demjanjuks alter Dienstausweis aus Sobibor ist echt – es handelt sich tatsächlich um dieselbe Person.
Quelle: Die Presse.com

Möglicherweise werden die Medien, oder der ermittelnde Staatsanwalt, ja durch Veröffentlichungen im Rahmen der Anklage hier Licht ins Dunkel um die Person Demjanjuk bringen.

LG
Gerd
 
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hebbel

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#8
Yep. Ich mag es zwar nicht wirklich glauben, aber es sieht nach einem fulminanten Verfahrensfehler in Israel aus. Sie wollten „Iwan, den Schrecklichen“ verurteilen, was aber wegen mangelhaftem Indentitätsbeweis nicht gelang. Weshalb damals die Anklage wegen Beihilfe zum Mord an mindestens 29.000 Personen jüdischen Glaubens nicht erhoben wurde, ist schleierhaft. Vielleicht bestanden damals aber auch noch grundsätzliche Zweifel an der Identität Demjanjuks.

Gruß
Dieter
 

otto

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#10
US-Gericht setzt Abschiebung von mutmaßlichem KZ-Wächter Demjanjuk aus

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Die für Sonntag angesetzte Abschiebung des mutmaßlichen KZ-Wächters ist nun jedoch ausgesetzt. Am Freitagabend gab das Einwanderungsgericht in Washington einem entsprechenden Eilantrag von Demjanjuks Anwalt John Broadley statt. "Nach der Berücksichtigung der Eingaben des Antragsgegners und des Ministeriums für Heimatschutz", entschied das oberste US-Einwanderungsgericht in Arlington, die Abschiebung vorübergehend zu stoppen.
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Quellen: Spiegel-Online / ARD-Tagesschau / Deutsche Welle
 

otto

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#11
Demjanjuk wird nach Deutschland ausgeliefert

Das juristische Tauziehen ist zu Ende: Der mutmaßliche NS-Kriegsverbrecher John Demjanjuk ist in den USA in Auslieferungshaft genommen und zu einem Flughafen gebracht worden. Der 89-Jährige wird seinem Verteidiger zufolge in Kürze in München ankommen.

Washington - Der mutmaßliche Nazi-Verbrecher John Demjanjuk befindet sich auf dem Weg nach Deutschland: Er wurde im US-Bundesstaat Ohio verhaftet und wird nach Angaben seines Verteidigers am Mittwoch in München ankommen. "Die Staatsanwaltschaft München hat mir das bestätigt", sagte der Anwalt Günther Maull am Dienstagabend der Deutschen Presse- Agentur. Der genaue Zeitpunkt der Ankunft sei ihm aber nicht bekannt.
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Quelle & Weiterlesen: Spiegel-Online.

Edit: ... laut ZDFheute von 22:00h

Gericht stoppt Demjanjuk-Auslieferung in letzter Minute
Mutmaßlicher NS-Verbrecher schon
für Flug nach Deutschland abgeholt


Wirbel um den mutmaßlichen NS-Kriegsverbrechers Demjanjuk: Am Abend sah es so aus, als ob der 89-Jährige nach langen Tauziehen nach Deutschland ausgeliefert wird. Beamte hatten ihn schon abgeholt. Jetzt stoppte ein Gericht die Auslieferung - vorerst.
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Quelle: ZDFheute.

LG
Gerd
 

Joe

Fehlerkramrumschlager a. D. :)
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#13
Nuja, eine gewisse Genugtuung für die Hinterbliebenen und Überlebenden wäre es vielleicht. Vorausgesetzt es handelt sich nun wirklich um den Richtigen.
Gruß
Joe
 
#15
......aber ich bin mir sicher, daß man vor 40 Jahren auch wußte wer Demjanjuk war - zumal er in Amiland unterkam. Die haben nur reingelassen wer ihnen nutzte und später kommt dann immer diese falsche Betroffenheit.

uwe
 
K

kapl

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#19
Komische Sitten, nun gut.
@ Sven
der Unterschied zwischen Religionszugehörigkeit und "Rasse/Volk" ist doch bekannt, oder?
 
H

hebbel

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#20
Uwe hatte sich zwar nach meinem Empfinden etwas 'flapsig' geäußert, aber ich hatte auch keine Veranlassung, dies zu kritisieren. Man muß den Leuten auch mal vertrauen...

p.s It's Uwe!

Gruß
Dieter
 
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