Graz - "Fliegerhorst Nittner" Thalerhof (Teil 1)
1913 - Einrichtung eines Flugfeldes.
1914 - Errichtung des "Interniertenlagers Thalerhof" am Flugfeldgelände.
1915 - Aufstellung der "Fliegerersatzkompanie (Flek) 5" und der "Fliegerkompanie (Flik) 17" usw. der K.u.k. - Fliegertruppe.
1917 - Schließung des Interniertenlagers, Einrichtung eines "Flugparks" des K.u.k. Fliegerarsenals usw. .
1920 - Übergang des Flugfeldes an die "Steiermärkische Landesregierung" als Zivilflugplatz.
1922 - Übernahme des Flugplatzes durch die Republik Österreich.
1925 - Die ersten Linienflüge fliegen den Platz am Thalerhof an.
1929 - Gründung der Fliegerschule Thalerhof durch die "Österreichische Luftverkehrs A.G." (ÖLAG). Da Österreich von den Alliierten ein Verbot von militärischen Fliegerkräften auferlegt wurde, nutzte man die Fliegerschule der ÖLAG zum getarnten Aufbau der Luftstreitkräfte des "Ersten ÖBH"!
1933 - Aufstellung einer Jagdstaffel unter strengster Geheimhaltung (Fiat CR-20).
1934 - Beginn der langsamen "Enttarnung" der geheimen Aktivitäten zur Neuaufstellung einer ÖBH-Fliegertruppe - Überführung der zivilen Fliegerschule in die militärische Lehrabteilung II.
1935 - durch die offizielle Trennung des zivilen- und militärischen Flugplatzbereiches bzw. der Flugbewegungen wird Graz-Thalerhof wieder ein Fliegerhorst der Luftstreitkräfte.
1938 - Übernahme durch die Deutsche Luftwaffe und weiterer Ausbau des Fliegerhorstes.
Am 9. Mai 1945 besetzten sowjetische Truppen das Flugplatzgelände.
Mitte Juli 1945 räumten die Sowjets die Steiermark und damit auch den Flugplatz und der Thalerhof wurde ein Stützpunkt der "Royal Air Force" (RAF).
1949 - übergaben die Briten Teilbereiche des Flugplatzes an die "Kfz-Außenstelle Graz" der staatlichen österreichischen Kfz-Gruppe.
1951 - wurden im Zivilbereich wieder internationale Linienflüge aufgenommen.
1954 - Errichtung einer Betonpiste von 1.500 m Länge.
1955 - Ende der britischen Besatzungszeit in der Steiermark.
1956 - Wiederinbetriebnahme des Fliegerhorstes Graz-Thalerhof durch die österreichischen Luftstreitkräfte.
2008 - Schließung des Fliegerhorstes für den militärischen Flugbetrieb (Einsatzflüge...).
2013 - Endgültige Schließung des Fliegerhorstes (Werftbetrieb...).
2015 - Verkauf der ehemaligen militärischen Liegenschaften am Flughafengelände Graz.
Geschichte - Teil 1 von 1913 bis zum Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich im März 1938:
Anfang 1913 erging an die zuständigen Stellen der K.u.k.- Armee der Auftrag, ein bereits seit 1826 als Exerzier- und Übungsplatz der Garnison Graz verwendetes Gelände am „Grazer Feld“ beim Thalerhof, ca. 9 km südlich des Grazer Stadtzentrums, für die Tauglichkeit als militärisches Flugfeld zu prüfen. Eine Kommission fand die Liegenschaft als geeignet und empfahl, dort einen Platz zur Ausbildung von dringend benötigten Militärpiloten für die „K.u.k. – Luftschifferabteilung“ (früher „Militär-Aeronautische Anstalt“) einzurichten.
Sofort begann man mit dem Bau von Hangars für 6 Schulflugzeuge und diversen Gebäuden sowie Planierungsarbeiten am Exerzierfeld und den Platzrändern. In dieser ersten Phase wurde für jedes Flugzeug ein eigener kleiner Hangar errichtet, später ging man dann zur Errichtung von Hallen für mehrere Fluggeräte über. Als Unterkünfte wurden damals von der Luftschifferabteilung schon einheitliche „Fliegerkasernen“ für jeweils 60 Mann sowie genormte Werkstättengebäude und Tankanlagen entworfen, die dann auf allen Militärflugplätzen der Monarchie gebaut wurden.
Anfang 1914 begann die Belegung des Platzes in Thalerhof mit der Neuaufstellung der „Fliegerabteilung 10“, danach „Fliegerkompanie 10“ (Flik. 10) und der Zuweisung einiger von „Lohner“ in Lizenz gefertigten „Etrich-Tauben“ - Schulflugzeugen.
Nachbau einer "Etrich-Taube" - Flugmuseum "Aviaticum" Wiener Neustadt
(Aufnahme August 2012)
Die Mobilisierung bzw. Kriegsbeginn Mitte 1914 traf die noch in den „Kinderschuhen“ steckenden österreichischen Fliegerkräfte völlig unvorbereitet. So verfügte die (gesamte) Luftschifferabteilung inklusive der Einheit aus Thalerhof zum 10. August 1914 insgesamt 85 ausgebildete Militärpiloten und 48 Flugzeuge… Die im Frieden dem „Kommando der Verkehrstruppenbrigade“ unterstellte „Luftschifferabteilung“ wurde mit der Mobilisierung dem „Armeeoberkommando“ zugeteilt. Eine dem Kriegsgeschehen angepasste Neugliederung der Fliegerkräfte erfolgte erst 1915.
Im Herbst 1914 stellte man die Pilotenausbildung auf neue Beine: Dafür wurden „Fliegerersatzkompanien“ (Flek.) neu aufgestellt - am Flugplatz Thalerhof die „Flek. 3“.
Ebenfalls im Herbst 1914 begann man mit der Errichtung des "Interniertenlagers Thalerhof", einem riesigen Barackenlager entlang und am Rand des Flugfeldes zur Internierung von 20.000 Ruthenen aus Galizien und der Bukowina, die als Sympathisanten Russlands verdächtigt wurden. Das Lager bestand bis 1917, die Baracken wurden erst 1936 abgerissen.
Teilbereich des
"Internierten Lagers Thalerhof" Bild: E.Pitsch; "Die Fliegerhorste des Bundesheeres in Krieg und Frieden"; Bd. 2 "Die Kasernen Österreichs"; HGM Wien 1982
Mit Anfang 1915 lief der Ausbildungsbetrieb bei der dem „Kommando Fliegerersatzbataillon I“ (FlEB) in Wiener Neustadt unterstellten „Flek. 3“ voll an.
1915 - Bergung eines bei einer Bruchlandung schwer beschädigten Schulflugzeuges vom Typ "Lohner-Pfeilflieger"
Bild: E.Pitsch; "Die Fliegerhorste des Bundesheeres in Krieg und Frieden"; Bd. 2 "Die Kasernen Österreichs"; HGM Wien 1982
Im Juni 1915 wurde mit der „Flik. 17“ eine weitere Einheit am Flugplatz Thalerhof aufgestellt.
Durch den während des Krieges immer mehr an Bedeutung gewonnenen Einsatz von Flugzeugen wurde mit der im Juli 1915 in Kraft getretenen Neugliederung der K.u.k. – Fliegerkräfte die sinnwidrige Bezeichnung „Luftschifferabteilung“ in „K.u.k. Luftfahrttruppen“ abgeändert. Das Kommando wurde Oberst Uzelac übertragen.
Wegen der zunehmenden Gefahr des Eindringens feindlicher Flugzeuge ins Hinterland wurden Ende 1915 auch einige „Abwehrflugzeuge“ am Thalerhof stationiert. Bei den Maschinen dürfte es sich um ältere, noch feldbrauchbare, Typen gehandelt haben. Zur Abwehr von feindlichen Luftangriffen vom Boden aus wurde ein „Luftfahrzeug-Abwehr-Dienst“ (LfA) in Form von „LfA-Kanonenzügen“ eingerichtet.
1916-17 gab es wieder rege Bautätigkeit am Thalerhof: Errichtet wurden 3 große Flugzeughallen, sowie Depots, eine Kfz-Garage, Augmentationsmagazin, weitere Werkstätten und Baracken für die „LfA“ – Mannschaft.
1917 wurde nach Schaffung der vorhin beschriebenen Baulichkeiten der „Flugpark 2“ (FlPk.2) am Platz eingerichtet. Dieser bestand aus 2 „Kriegsflugzeugdepots“ zur Lagerung der Ausstattung von 4 „Feldfliegerkompanien“ sowie der Ausrüstung des dazugehörigen „Fliegeretappenparks“.
1918 wurde noch mit dem Bau eines zweistöckigen Mannschaftsgebäudes und eines Offizierswohnhauses begonnen, aber bis Kriegsende nicht mehr fertiggestellt.
Nach vier Kriegsjahren kam mit Ende des Ersten Weltkrieges im November 1918 auch das Ende der K.u.k.-Fliegertruppe am Flugplatz Graz-Thalerhof…
Angehörige der Fliegertruppe stellten nach Zusammenbruch der Monarchie Flugzeuge, Geräte und für den Flugbetrieb sonst noch notwendiges Material sicher, um damit eine kleine neue Fliegertruppe für die „Volkswehr“ der neu entstandenen Republik aufzustellen. Während auf Beschluss der Alliierten 1919 die meisten militärischen K.u.k. – Einsatz- und Feldflugplätze zu schließen waren, konnten am Thalerhof wichtige Flugplatz-Einrichtungen samt Flugfeld vom neu etablierten „Staatsamt für Heerwesen“ mit dem Hintergedanken eines Neuaufbaues von Fliegereinheiten in Österreich erhalten werden.
Die Bestimmungen des „Friedensvertrages von St.Germain“ vom 10. September 1919 bereiteten jedoch den Bestrebungen für den Ausbau der Militär- und Zivilluftfahrt schon in der Anfangsphase ein rasches Ende. Als die Inhalte der zu erwartenden drastischen Einschränkungen und Verbote des Vertrages vorzeitig durchsickerten, begann das „Staatsamt für Heerwesen“ rechtzeitig mit der Reduzierung der Planungen für die neue Fliegertruppe. Dafür sicherte man einen Kader an erfahrenen ehemaligen Feldpiloten und brauchbares Fluggerät zur Aufstellung einer militärisch durchorganisierten „Flugpolizei“. So wurden noch im August 1919 auf den Plätzen Aspern und Wiener Neustadt „Flughafenpolizeistellen“ eingerichtet. Zusätzlich wurden in Fischamend, wo sich die großen Depots und Werkstätten der ehemaligen K.u.k.-Luftfahrtruppen“ befanden und am Thalerhof, sogenannte „Polizeiflugstaffeln“ aufgestellt.
Die „Polizeiflugstaffel“ am Flugplatz Thalerhof hatte eine Stärke von 10 Mann und 4 Flugzeugen (2 „Brandenburger“ und 2 „Phönix“).
Die restlichen Flugzeuge und Materialien, die für den Aufbau der neuen Luftstreitkräfte gelagert wurden, mussten der „Hauptanstalt für Sachdemobilisierung“ übergeben werden und das Personal aus dem militärischen Dienst entlassen… Einigen ehemaligen Fliegeroffizieren gelang es, 5 Aufklärungsmaschinen vom Typ „Hansa-Brandenburger CI“ heimlich vom Flugplatz wegzubringen und in benachbarten Bauerngehöften zu verstecken.
"Hansa-Brandenburg" C1
1920 wurde das Flugplatzgelände samt der baulichen Objekte an die Steiermärkische Landesregierung übertragen. Die „Flugpolizeistaffeln“ wollte man durch Eingliederung in die „Wiener Sicherheitswache“ retten. Im April 1920 besichtigte eine interalliierte Kommission, bestehend aus italienischen und französischen Offizieren, die Thalerhofer Flugstaffel. Alle Rettungsversuche halfen nicht, der Weiterbetrieb aller „Polizeiflugstaffeln“ wurde untersagt! Auf Geheiß der Alliierten mussten alle in Österreich vorhandenen bzw. vorgefundenen Flugzeuge, Flugmotore sowie Produktions- und Werkstatteinrichtungen für Fluggerät abgeliefert oder zerstört werden. Durch die Besitzübertragung der Bauten des Flugplatzes Thalerhof an die Landesregierung konnten zumindest die Baulichkeiten vor einem Abriss gerettet werden.
Die Bedingungen, welche durch die Alliierten bzw. den Friedensvertrag von St.Germain der österreichischen Militärluftfahrt auferlegt wurden, warfen diese wieder auf den Stand der Gründung der „Militär-Aeronautischen Anstalt“ zurück... Aber auch die Zivilluftfahrt konnte sich, hauptsächlich wegen fehlenden Kapitals, nicht entwickeln.
Im Juli 1922 übernahm, neben Wien-Aspern und Klagenfurt-Annabichl, die Republik Österreich auch den Flugplatz Graz-Thalerhof. Zwei Drittel des auf diesen Plätzen vorhandenen Hallenraumes musste aber noch bis Ende 1923 für Flugzeuge der Alliierten zur Verfügung gehalten werden. Verwaltet wurden die Plätze nun vom „Staatsamt für Verkehr“ geschaffenen „Büro für Luftfahrtangelegenheiten“. Die technische und administrative Leitung der Flugplätze vor Ort wurde ab 1923 von den „Flugplatzinspektionen der Polizei“, die aus den ehemaligen Formationen der „Flugpolizei“ hervorgingen, durchgeführt.
Durch die Initiative des 1924 gegründeten „Steirischen Fliegervereins“ entwickelte sich am Thalerhof eine bescheidene Motorflugtätigkeit mit den früher versteckten „Hansa-Brandenburger“ Maschinen.
1925 nahm die „Österreichische Luftverkehrs A.G.“ (ÖLAG) den Binnenflugverkehr zwischen einigen Landeshauptstädten auf und so wurde auch der Platz Thalerhof mit der Strecke Wien-Graz-Klagenfurt in das Linienflugnetz mit eingebunden.
Durch Lockerung der alliierten Bedingungen wurde1927 die bisherige Anbindung von Graz an das Binnenflugnetz auf internationale Strecken ausgedehnt, wie z.B. Wien-Graz-Klagenfurt-Venedig oder Graz-Budapest. Von 1929 an wurde Der Flugplatz Graz auch von sechs ausländischen Fluggesellschaften angeflogen.
In den Jahren 1927 und 1928 hielten sich Angehörige des 1. Bundesheeres im benachbarten Ausland auf, um unter Geheimhaltung als Piloten für später aufzustellende Luftstreitkräfte ausgebildet zu werden. Im Laufe des Jahres 1928 begannen mit Hilfe der ÖLAG und der „Flugplatzinspektion der Polizei“ in Wien-Aspern einige weitere Bundesheerangehörige ebenfalls mit der „Sportfliegerausbildung“ und der Schulung zu „Flugzeugwarten“. So wurde nach außen hin eine zivile „Fliegerschule der ÖLAG“ aufgebaut. Offiziell flogen dort einige flugsportbegeisterte Offiziere in ihrer Freizeit mit Maschinen der ÖLAG… Die Idee, über eine private Fliegerschule den Kader einer späteren Luftwaffe heranzubilden, wurde von der „Deutschen Reichswehr“ übernommen, wo diese Methode der verdeckten Militärpilotenausbildung schon seit 1924 praktiziert wurde.
1929 kam es zur Verlegung der „ÖLAG-Fliegerschule“ von Aspern nach Graz-Thalerhof. Als Grund für die Verlegung gab die ÖLAG die Überlastung des Flugplatzes Aspern an, der wahre Grund dürfte aber die bessere Geheimhaltungsmöglichkeit in Thalerhof gegenüber den damals schon stark durch internationale Flugverbindungen genützten Platz nahe der Großstadt Wien gewesen sein.
Die vom damaligen Oberst Alexander Löhr gesteuerten Aktivitäten sahen nun neben der Pilotenschulung und Ausbildung von Flugzeugwarten auch Schulungen für „Luftbildner“ und „Beobachter“ vor. Die „Schüler“ und das notwendige technische Personal wurden aus den Brigaden 1, 2 und 5 rekrutiert und dem „Alpenjäger-Regiment 10“ zugeteilt, den „Dienst“ in der „Fliegerschule“ (Flisch) mussten sie vorerst zwecks Tarnung in Zivilkleidung versehen. So ist das getarnte Ausbildungszentrum am Flugplatz Thalerhof als „Geburtsstätte“ der Fliegertruppe der 1. Republik zu betrachten…
An Flugzeugen standen vorerst ein „kleines Brandenburger“-Schulflugzeug, 2 „große Brandenburger 369“ Maschinen und 2 kunstflugtaugliche „Udet U12-Flamingo“ Maschinen zur Verfügung.
Dreiseitenriss "Udet U12 - Flamingo"
https://de.wikipedia.org/wiki/Udet_U_12
Die auszubildenden Piloten durchliefen organisatorisch zuerst einen „Jahresfliegerkurs“ (Beginn mit 1929/30) und anschließend den „Vervollkommungskurs“. Anfang 1930 bestellte die Flisch 9 Flugzeuge österreichischer Fertigung vom Typ „Hopfner HS 829“, von denen 3 Anfang 1931 geliefert wurden. Weiters wurde eine „Phönix L2c Meteor“ übernommen. In den eigenen Werkstätten wurde mit dem Lizenz-Bau von 5 Stk. „große Brandenburger 369/202 begonnen. 1931 kamen noch 2 einmotorige „Fiat Ansaldo-120“ – Aufklärungsflugzeuge hinzu.
"Hopfner HS 929" - Modell aufgenommen 2011 im TMW
"Hopfner HS 829" mit "Startturm" des Flugplatzes Thalerhof 1930
Bild: E.Pitsch; "Die Fliegerhorste des Bundesheeres in Krieg und Frieden"; Bd. 2 "Die Kasernen Österreichs"; HGM Wien 1982
1932 wurde ein neuer Hangar fertiggestellt und die Flisch hatte nun einen Bestand von 14 Flugzeugen.
1933 wurde mit der unter strengster Geheimhaltung erfolgten Aufstellung einer Jagdstaffel begonnen! Im August trafen die ersten 5 „Jagdeinsitzer Fiat CR-20“ aus Italien ein. Der Flugbetrieb mit diesen Maschinen war bis auf weiteres streng untersagt, die Flugzeuge wurden verdeckt hinter den Hangars abgestellt. 3 Maschinen der als „Jagdstaffel I“ (JaSta I) bezeichneten Einheit mussten aber permanent startklar gehalten werden und die in Italien typengeschulten Piloten befanden sich in ständiger Einsatzbereitschaft.
Gegen Ende des Jahres 1933 – Anfang 1934 begann nun die schrittweise Enttarnung der geheimen Fliegertruppe. Mit April 1934 wurde die „zivile“ Fliegerschule aufgelöst und in die militärische „Lehrabteilung II“ (LAbt II) umgewandelt, womit eine offizielle Übernahme in das Bundesheer vollzogen war. In Wien wurde eine weitere „Lehrabteilung III“ (LAbt III) mit einer Fliegerabwehrbatterie gebildet und diese beiden „Lehrabteilungen“ gemeinsam mit der aus den technischen Abteilungen in Thalerhof hervorgegangenen „Technischen Zeuganstalt Graz“ dem neuen „Luftschutzkommando“ (LuzKdo) unterstellt. Sitz des „Luftschutzkommandos“ war die Wiener Stiftskaserne, Kommandant wurde Oberst Löhr. Die Angehörigen der „Fliegereinheiten“ in Graz versahen nun ihren Dienst in Uniformen und die LAabt II umfasste im Juli 1934 insgesamt 164 Mann und 27 Flugzeuge.
Im 1. Quatal 1935 trafen weitere 14“Fiat CR-20“ am Thalerhof ein und die Tarnung wurde endgültig aufgegeben. Die beiden „Lehrabteilungen i und II“ wurden nun als „Heeres-Luftschutzabeilung I und II“ deklariert. Aus der “LAbt II“ in Graz wurde die „Heeres-Luftschutzabeilung 1“. Im Sommer 1935 erfolgte die nächste organisatorische Umbenennung als Zeichen der völligen Enttarnung der Fliegerkräfte und Bildung der neuen österreichischen Luftstreitkräfte: Aus dem „LuzKdo“ wurde das „Kommando der Luftstreitkräfte“ (KoLu) und die „Heeres-Luftschutzabteilungen“ wurden zu „Fliegerregimentern“ (FlR) umbenannt und umgegliedert. „FlR 1“ hatten seinen Sitz in Wien und in Graz entstand das „FlR 2“, welches in 2 Geschwader mit 8 Staffeln bzw. Kompanien gegliedert wurde. Aus der „Technischen Zeuganstalt Graz“ wurde die „Fliegerwerft Graz“.
Dieser Neuorganisation ging am Flugplatz Thalerhof nach schwierigen Verhandlungen zwischen „Bundesministerium für Handel und Verkehr“ (BMfHuV) und dem „Bundesministerium für Landesverteidigung“ (BMLV) zur Trennung in einen zivilen und militärischen Bereich des Flugplatzes voraus, die mit 1935 vollzogen wurde.
Die Umstrukturierungen und Neuausrichtung am Flugplatz zum „Fliegerhorst Thalerhof“ erforderten auch wieder verstärkte Bautätigkeit am Gelände. So begann die Errichtung neuer Mannschaftsgebäude (-> neue „Fliegerkaserne“…), der Umbau bzw. die Adaptierung von Schloss Thalerhof zur Belegung mit 200 Soldaten, Ausbau der Werft, Neubau einer Motorenwerkstätte und der Neubau eines Speisesaals, um nur einige Maßnahmen zu nennen. 1936 erfolgte der Ankauf von Grundstücken samt Waldbeständen in den westlich des Platzes gelegenen Gemeinden Lebern und Thalerhof. Dadurch konnte der „Schachner Wald“ in die weiteren Ausbau-Planungen, z.B. für ein Munitionslager, mit einbezogen werden.
1936 umfasste dann durch Neugliederung bzw. Neuaufstellung das „Grazer FlR 2“ folgende Einheiten:
Kdo/JaGeschw I
JaSta 3
Kdo/Schulgeschwader und die SchuSta „B“.
Die am Thalerhof stationierte „Hafenkompanie“ erhielt die Nr. 2.
1936 wurden die ersten Schulmaschinen "FW 44 Stieglitz" geliefert.
Betanken einer "FW 44 - Stieglitz" am Thalerhof
Bild: E.Pitsch; "Die Fliegerhorste des Bundesheeres in Krieg und Frieden"; Bd. 2 "Die Kasernen Österreichs"; HGM Wien 1982
1937 begann man auch mit der Errichtung von Gebäuden und der sonstigen notwendigen Infrastruktur für die Zivilluftfahrt im Nordosten des Platzes. Im militärischen Teil des Platzes wurde im Bereich des ehemaligen „Interniertenfriedhofes“ ein Treibstofflager errichtet und auch ein neuer „Startturm“ wurde gebaut. Im gleichen Jahr wurde die „SchuSta „C“ als 2. Schuleinheit in Graz aufgestellt.
Und dann...
Das Fallschirmjägerregiment II der Deutschen Luftwaffe landete am 13. März am Thalerhof. Am 14. März rückten die ersten Einheiten des deutschen Heeres in ein bereits nationalsozialistisch geführtes Graz ein.
Vermutlich die Mehrheit, Nationalsozialisten und besonders viele der politischen Konjunktur Folgende, jubelten.
Christlichsoziale, Sozialdemokraten, Kommunisten, Juden und sicher auch viele kritisch Vorsichtige trauerten...
(Textauszug aus https://www.hlk.steiermark.at/cms/dokumente/11827993_97168202/1c00b3a9/BIG_2018-02-März_16-17.pdf )
Zufahrt zur Fliegerkaserne am Thalerhof in den frühen 1930iger Jahren
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Fliegerhorst Graz-Thalerhof 1936 - mit der Zeit verschwanden alle diese Objekte wegen der Ausweitung der Sicherheitszonen und der Pistenverlängerungen...
Bild: E.Pitsch; "Die Fliegerhorste des Bundesheeres in Krieg und Frieden"; Bd. 2 "Die Kasernen Österreichs"; HGM Wien 1982
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