Stadtmauer und Kasematten in Wiener Neustadt

josef

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#1
Die Kasematten von Wiener Neustadt sollen bei der "NÖ. Landesausstellung 2019" als Ausstellungräumlichkeiten Verwendung finden. Heute konnte die Bevölkerung diese mächtigen Gemäuer und Gewölbe besichtigen. Ein Bericht der NÖN - Ausgabe Wr.Neustadt:
Ein Blick in die Kasematten

Museumsdirektorin Eveline Klein führte durch künftigen Hotspot der Landesausstellung:

Über den Eingang in der Bahngasse erreichbar, erstreckt sich auf 2.700 Quadratmetern jenes Wiener Neustädter Juwel, das Dreh- und Angelpunkt der Landesausstellung 2019 werden soll: die Kasematten.
Als 1529 ein Trüppchen Türken an Wiener Neustadt vorbeizog, war klar, dass es notwendig war, die Stadt noch stärker zu befestigen. 1531/32 wurde deshalb von Baumeister Johann Tscherte der erste Teil der Kasematten errichtet und in den 50er-Jahren weiter ausgebaut.


Wettbewerb für Errichtung des Besucherzentrums
In der einzigen in Europa vollständig erhaltenen Verteidigungsanlage dieser Art wurden in weiterer Folge Waffen und Munition gelagert, sie diente in Zeiten der Bedrohung auch als Mannschaftskasematten, im 19. und 20. Jahrhundert als Lager für Hopfen und Malz. Während des Krieges wurden die Kasematten als Luftschutzkeller genutzt, nach dem Zweiten Weltkrieg als Veranstaltungslokal.


Jetzt soll dem denkmalgeschützten Mauerwerk eine ganz besondere Aufgabe zuteil werden: Die Kasematten sollen der kulturelle Hotspot für die Landesausstellung 2019 in Wiener Neustadt werden, reaktiviert und saniert. Vor allem für den Außenbereich, das Areal der Stadtgärtnerei, gibt es bereits Pläne, die Manfred Korzil, Baudirektor und Geschäftsführer der neuen Landesausstellungsgesellschaft, präsentierte.

Denn er konnte schon relativ genau zeigen, wo sich das Besucherzentrum der Landesausstellung befinden werde – nämlich im Prinzip hinter dem Bärengehege am Areal der Stadtgärtnerei. Dass die Stadtgärtnerei abgesiedelt wird, wurde zuletzt am Montag im zuständigen Ausschuss für den nächsten Gemeinderat vorbereitet.

Im Rahmen eines Wettbewerbs wird die Errichtung des Besucherzentrums – eventuell mit Anbindung an den Stadtpark – umgesetzt. Gezeigt wurde übrigens auch jener Standort, der derzeit wieder als Favorit für ein Hotelprojekt gilt: Dabei handelt es sich um eine Fläche in der Stadtgärtnerei direkt im Anschluss an den Leiner-Parkplatz.

„Die Kasematten bieten in Hinblick auf die Landesausstellung 2019 unglaubliche Möglichkeiten für die Stadt, sie werden das Herz der Landesausstellung sein“, sagt Bürgermeister Klaus Schneeberger im Rahmen einer Führung am vergangenen Mittwoch, „denn hier haben wir Möglichkeiten, von denen wir anfangs nicht zu träumen gewagt haben.“

Zum Thema:
Kasematte: von Mittelgriechisch chásma[ta], „Erdschlund, Erdkluft“; über Italienisch/Französisch ins Deutsche gelangt; ein vor Artilleriebeschuss geschütztes, unterirdisches Gewölbe im Festungsbau. Quelle: Wikipedia
Text und Fotos: http://www.noen.at/wr-neustadt/ein-blick-in-die-kasematten/11.400.618
 

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#2
Hier gibt es Infos über die Nutzung der Kasematten für den LS im 2. Weltkrieg und auch der ORF-NÖ. Berichtet zum Thema:

Ein Vorgeschmack auf die Landesausstellung 2019

Wr. Neustadt ist der Standort der Niederösterreichischen Landesausstellung 2019. Einer der Schauplätze werden die historischen Kasematten der Stadt sein, die am Wochenende bei einem Tag der offenen Tür besichtigt werden können.

Wr. Neustadt zählte im Mittelalter zu den am stärksten befestigten Städten Europas, die Bewohner wurden durch eine Anlage mit einer turmbewehrten Stadtmauer, vier Stadttoren und einem vorgelagerten Wassergraben geschützt. Mit den nach 1531 errichteten Kasematten, einer 2.700 Quadratmeter großen, überwölbten Anlage an der südlichen Stadtmauer, ließ König Ferdinand I. die gewaltige Befestigung weiter ausbauen.

Die gut erhaltenen Baustufen vom 13. bis zum 19. Jahrhundert machen die Kasematten von Wr. Neustadt „zu einer kulturhistorischen Besonderheit von europäischem Rang“, heißt es in der Einladung zum Tag der offenen Tür am 25. und 26. Juni (10.00 bis 18.00 Uhr). Die Festung im Stadtpark von Wr. Neustadt wird im Zentrum der Landesausstellung 2019 stehen, daher erfährt man mehr über die große Schau, die unter dem Arbeitstitel „Füße - Felgen - Flügel“ steht, außerdem kann man die Anlage noch vor Beginn der Sanierungsarbeiten besichtigen.

Wichtiges Waffenlager für die kaiserlichen Heere
Die ältesten Teile der Kasematten stammen aus dem Ende des zwölften Jahrhunderts, aus der Zeit der Stadtgründung. Zu- und Umbauten wurden im 13., 15., 16. und 17. Jahrhundert vorgenommen. Die heutige Fläche der Kasematten umfasst 2.500 Quadratmeter, das Baumaterial sind Steine aus den Fischauer Steinbrüchen. Die Kasematten bestehen aus 39 Räumen, die Raumhöhe beträgt bis zu acht Meter.

„Die Kasematten sind die älteste noch erhaltene Anlage dieser Art in ganz Österreich. Sie waren einst wichtiges Waffenlager für die kaiserlichen Heere, die Wr. Neustadt zu verteidigen hatten. Sie waren später - man kann es kaum glauben - Repräsentationsräumlichkeiten der Stadt“, so Bürgermeister Klaus Schneeberger.
Text u. Bilder: http://noe.orf.at/news/stories/2782171/
 

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#3
Architektenwettbewerb zur Sanierung der Kasematten abgeschlossen

Kasematten werden generalsaniert

Die Kasematten in Wiener Neustadt, ein ehemaliges unterirdisches Waffenlager, sind neben dem Stadtmuseum der zweite Standort für die Landesausstellung 2019. Dafür soll das historische Juwel generalsaniert werden.

Für die Umgestaltung der Kasematten, die 1531 errichtet wurden, wurde ein internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben. 54 Büros beteiligten sich und sandten ihre Entwürfe für die 2.700 Quadratmeter große, gewölbte Anlage ein. Unter dem Titel „Kasematten und Neue Galerie Wiener Neustadt“ wurde am Mittwoch das Ergebnis der Ausschreibung präsentiert. Aus allen Projekteinreichungen wählte eine Jury das des slowenischen Architekturbüros Bevk Perovic aus Laibach aus.

Zum Projekt gehören unter anderem die drei bestehenden unterirdischen Gewölberäume. Sie sollen saniert und für Ausstellungsflächen genutzt werden. Ein neuer Vorplatz soll ebenfalls entstehen und die Stadt mit den Kasematten verbinden. Auch ein Cafe sowie die „Neue Galerie“ sehen die Pläne des slowenischen Architekten-Büros vor. Ein Welcome-Center soll als Foyer für die „Neue Galerie“ dienen. Es handle sich beim Siegerprojekt „nicht um ein isoliertes architektonisches Projekt“, sondern um ein Projekt „das sich aus der Geschichte des Ortes definiert“, begründete der Vorsitzende der Jury, Andras Palffy, die Entscheidung.

Bauarbeiten dauern bis 2018
Seitens des Landes investiere man insgesamt 25 Millionen Euro in die Landesausstellung 2019. Landeshauptmann Erwin Pröll betonte, das Großereignis solle „ein Schlüssel sein, dass nicht nur die Stadt, sondern auch das Stadtumland einen Impuls zur Weiterentwicklung bekommt“. Etwa die Einbindung der Regionen Bucklige Welt und Wechselland, Welterbe-Region Semmering-Rax, Schneebergland und Wiener Neustädter Kanal. Anknüpfungspunkte seien dabei die Bereiche Kultur, Kulinarik, Natur und Freizeit, so Pröll.

„Die Landesausstellung 2019 ist die Trägerrakete, um Wiener Neustadt wieder auf die Überholspur zu führen. Rund 900 Tage bleiben noch, um uns auf dieses Großereignis vorzubereiten“, sagte Bürgermeister Klaus Schneeberger bei der Präsentation.

Nachdem nun das Architektenbüro feststeht, laufen derzeit die Ausschreibungen für Baufirmen, heißt es am Mittwoch. Mitte 2017 soll dann mit den Umbau- und Sanierungsarbeiten begonnen werden. Die Bauarbeiten werden bis Ende 2018 andauern, dann werden die „Neue Galerie“ und die Kasematten für die Landesausstellung 2019 vorbereitet. Nach der Landesausstellung sollen die Kasematten als dauerhafte kulturelle Einrichtung für Ausstellungen, Konzerte, Kongresse und diverse Veranstaltungen nutzbar sein.

Älteste Teile aus dem 12. Jahrhundert
Wiener Neustadt zählte im Mittelalter zu den am stärksten befestigten Städten Europas. Die wehrhafte Anlage mit einer turmbewehrten Stadtmauer, vier Stadttoren und einem vorgelagerten Wassergraben schützte die Stadt. Ein umlaufender Bereich, der Zwinger zwischen der Stadtmauer und der niedrigeren Zwingermauer, bot zusätzlichen Schutz. Mit den nach 1531 errichteten Kasematten ließ König Ferdinand I. die gewaltige Befestigung weiter ausbauen.

Die ältesten Teile der Kasematten stammen vom Ende des 12. Jahrhunderts, der Zeit der Stadtgründung. Zu- und Umbauten erfolgten im 13., 15., 16. und 17. Jahrhundert. Die Kasematten umfassen 39 Räume, gebaut wurden sie mit Steinen aus den Fischauer Steinbrüchen.
Text u. Fotos: http://noe.orf.at/news/stories/2807936/

Visualisierung der geplanten Sanierung und neuer Zugangsbereich:
 

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#5
Kasematten sollen Besucher faszinieren


„Welt in Bewegung“: Arbeiten im Zeitplan

Große Erwartungen setzt Wr. Neustadt in die kommende Landesausstellung, die im März 2019 eröffnet wird. Derzeit laufen die Vorbereitungen, zahlreiche Um- und Ausbauten an historischen Orten und Gebäuden sind notwendig.
Ehe die Landesausstellung in Wr. Neustadt am 30. März 2019 eröffnet wird, sind noch sehr viele Adaptierungsarbeiten und Umbauten an bestehenden Gebäuden notwendig. Ein zentraler Standort für die Landesausstellung ist St. Peter an der Sperr mit dem ehemaligen Kloster und dem Stadtmuseum. Hier wird auf Hochtouren gearbeitet. Das Stadtmuseum erhält einen zweiten Stock und neue Räumlichkeiten, der Klostergang und die Kirche werden instandgesetzt und für die Besucher hergerichtet. Rund sieben Millionen Euro werden an diesem Standort investiert.


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In St. Peter an der Sperr wird gearbeitet, die Eröffnung ist am 30. März 2019

Kasematten sollen Besucher faszinieren
Besonders interessant soll für Gäste der Landesausstellung der Besuch der Kasematten werden, eine zum Teil unterirdische Verteidigungsanlage unmittelbar bei der Stadtmauer im Süden Wr. Neustadts. Errichtet wurde sie im 16. Jahrhundert, sie dienten auch als Waffen- und Munitionslager, um sich gegen die Türken wehren zu können.

Der Besucher kann hier unmittelbar in die Geschichte der Wr. Neustadts eintauchen. „Der Gast sieht eine Anlage, mit der er nicht gerechnet hat. Mit einer unglaublichen Höhe zeigt sich diese Verteidigungsanlage in einem Gewand, wo wir uns in das 16. und 17. Jahrhundert zurückversetzt fühlen“, erklärte die Leiterin des Stadtmuseums, Eveline Klein.


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Die Kasematten sind eine zum Teil unterirdische Verteidigungsanlage aus dem 16. Jahrhundert

Unmittelbar hinter den Kasematten wird eine moderne Kunsthalle errichtet, in der auch besonderer Objekte zum Motto der Landesausstellung „Welt in Bewegung“ zu sehen sein werden. Etwa 17 Millionen Euro werden in das gesamte Areal investiert. Auch das Neukloster - das einzige Zisterzienserstift weltweit, das innerhalb einer Stadt gebaut wurde - öffnet seine Pforten. Es sind unter anderem die Barockbibliothek und als besonderes Kleinod die Kunst- und Wunderkammer zu sehen, in der Kostbarkeiten aus der ganzen Welt aufbewahrt werden.


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In der Kunst- und Wunderkammer des Neuklosters warten einige Überraschungen auf die Besucher

Militärakademie erlaubt einen Blick nach innen
Ein weiterer Höhepunkt soll für die Besucher auch das Kennenlernen der Militärakademie sein, Teile davon wird man besichtigen können. Neben der Georgs-Kathedrale mit dem Grab Maximilians des Ersten wird es auch Ausstellungen über den Bau der Burg und über die Ausbildung der Offiziere geben. Mit den Vorbereitungen für die Landesausstellung liege man gut im Zeitplan, wurde bei einer Zwischenbilanz der Vorarbeiten betont.

„Dadurch, dass wir relativ früh den Zuschlag bekommen haben und die Planungsarbeiten damit auch relativ früh beginnen konnten, sind wir heute soweit, das wir sagen können, wir gehen davon aus, das alles pünktlich fertig ist“, zeigte sich der Bürgermeister von Wr. Neustadt, Klaus Schneeberger (ÖVP), überzeugt. Nach der Landesausstellung wird die Militärakademie übrigens noch eine Besonderheit aufweisen: Das Westtor, der eigentliche Haupteingang, das bisher immer verschlossen war, wird dann dauerhaft für Besucher geöffnet sein.

Links:
Publiziert am 14.03.2018
http://noe.orf.at/news/stories/2900870/
 

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#6
Zwingermauer bei Restaurierung in Wr. Neustadt freigelegt

Bauwerk diente als der Stadtmauer vorgelagerter weiterer Schutz
Wiener Neustadt – Archäologen haben in Wiener Neustadt bei der Restaurierung der Kasematten für die niederösterreichische Landesausstellung 2019 große Teile einer Zwingermauer freigelegt. Mit Kasematten bezeichnet man im frühen Festungsbau für die Verteidigung angelegte Gewölbe. Das Bauwerk war ab dem 13. Jahrhundert der Stadtmauer als weiterer Schutz vorgelagert. Zudem wird einer der Ecktürme der Stadtmauer revitalisiert und begehbar gemacht, wie am Dienstag mitgeteilt wurde.

"Wir waren uns bewusst, dass die Kasematten eine bauhistorisch sehr wertvolle Anlage sind. Die Dimension und die Einzigartigkeit unserer Stadtbefestigung haben aber erst die Archäologinnen und Archäologen während der letzten Monate im wahrsten Sinne des Wortes zutage gebracht", erklärte Baustadtrat Franz Dinhobl. Es seien nun alle einzelnen Epochen des Baus der Kasematten, aber auch der gesamten Stadtmauer nachvollziehbar und auch für Laien erkennbar. Aufgrund einer Förderung des Bundeskanzleramtes können "Teile dieser europaweit einzigartigen Schätze nun für die Nachwelt erhalten und gezeigt werden".

Sichtbar gemachte Entstehungsgeschichte
Die aus der Zeit der Stadtgründung im späten zwölften Jahrhundert stammende Stadtmauer mit einem der vier Ecktürme ist im betreffenden Bereich sowohl in ihrer ursprünglichen Substanz als auch mit den Aufzonungen aus dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts, aus dem späten 15. sowie aus der Mitte des 16. Jahrhunderts erhalten. Damit zeige die Stadtmauer in diesem Abschnitt auf engstem Raum ihre komplexe Entstehungsgeschichte.

Als einzigartig wurde vor allem die Tatsache bezeichnet, dass vor der südwestlichen Stadtmauer auch noch die Zwingermauer mit Zinnenabschluss aus dem frühen 13. Jahrhundert steht – "ein bedeutendes Dokument einer der frühesten Zwingerbefestigungen im deutschsprachigen Raum". 1551 entstanden die heute noch vorhandenen Reste der vor die Stadtmauer gestellten Bastion, bestehend aus einem Geschützhof zum Bestreichen der Mauer, aus der geböschten Flankenmauer der Bastion und dem Ansatz der geböschten Front. In der Stadtmauer sind die vermauerten Portale auf die Bastei und in den Geschützhof erhalten.

Erlebbares Bastionärsystem
"Durch die Freistellung dieser Bauelemente kann das renaissancezeitliche Bastionärsystem, das in Wiener Neustadt nach dem Vorbild Wiens konzipiert wurde, von dem in Wien jedoch keine derartigen Bauteile mehr erhalten sind, österreichweit einzigartig erleb- und nachvollziehbar gemacht werden", wurde mitgeteilt. In Kombination mit der dahinter befindlichen Strada Coperta und den drei Röhren der Kasematten könne für Besucher die Funktionsweise einer Bastion vollständig veranschaulicht werden. (APA, red, 19.12.2018)
Zwingermauer bei Restaurierung in Wr. Neustadt freigelegt - derStandard.at
 

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#7
NÖN-Ausgabe Wiener Neustadt 23.02.2019

Die Grammatik der Wiener Neustädter Mauer
Bauhistoriker Ronald Woldron hat in den vergangenen Jahren die Kasematten untersucht – und dabei die eine oder andere Sensation entdeckt.


Ein Turm mit viel Geschichte: Der Eckturm wurde im 15. Jahrhundert durch die Ungarn beschossen, im Zweiten Weltkrieg diente er als Luftschutzbunker. In der Mauer rechts erkennt man ein Tor – hier befand sich nach der Erhöhung im 16. Jahrhundert das neue Bodenniveau. Die Mauer im Vordergrund wurde dabei verschüttet – | zVg
Ronald Woldron liest aus Mauern Geschichte(n) heraus, wie andere Menschen aus Büchern. „Mauern haben ihre eigene Grammatik“, sagt er. Anordnung und Größe der Steine, das Material, die Übergänge geben dem Bauhistoriker Aufschluss darüber, welche Teile wann erbaut oder zerstört wurden – und oft auch darüber, woher man das Material nahm.


Bauhistoriker Ronald Woldron untersuchte mit seinem Team das Kasematten-Ensemble. | Hacker-Walton

„Man kann in der Stadtmauer gut erkennen, dass viele Teile aus dem Kloster Sankt Ulrich verbaut wurden“, sagt Woldron. Nach der Belagerung durch Matthias Corvinus 1487 war das Kloster, das direkt außerhalb der Stadtmauern stand, beschädigt, „wegen der Gefahr durch die Osmanen hat man sich entschieden, es ganz abzureißen. So hat man auch gleich Material für die Erneuerung der Stadtmauer gehabt“, sagt Woldron – und zeigt in der Stadtmauer auf Teile ehemaliger Klosterfenster und Wasserspeier.
Auch Grabsteine des nahen jüdischen Friedhofes wurden als Baumaterial verwendet, nachdem die Juden aus der Stadt vertrieben waren.


Vom Boden zeichnet sich ein Dreieck nach oben ab – nur dieser Teil überstand die Belagerung durch Matthias Corvinus. | Hacker-Walton

Die Corvinus-Belagerung hat auch gut sichtbare Spuren am Eckturm hinterlassen: Wer genau hinschaut, kann vom Boden weg ein Dreieck (Woldron: „Wie ein Toblerone-Gipfel“) erkennen – das war alles, was die Belagerung überstand.
„Die Ungarn beschossen den Turm ganz gezielt, damit er nach außen kippt und ihnen die Brücke über den Graben vor der Stadtmauer macht“, sagt Woldron: „Die Verteidiger hatten den Turm allerdings schon untergraben, damit er nach innen kippt.“
Das Ensemble der Kasematten wurde in den vergangenen Jahren von einem Team bauhistorisch untersucht: Doris Schön, Günther Buchinger und Ronald Woldron. Überraschend, sagt Woldron zur NÖN, sei gewesen, „dass noch so viel romanische Mörtel-Oberfläche erhalten ist. In Hainburg, wo ich vor Jahren die bedeutendste Stadtbefestigung im Osten Österreichs untersucht habe, gab es in Summe einen Quadratmeter. Hier haben wir quadratmeterweise Oberfläche aus der Zeit um das Jahr 1200 – das ist sensationell“.

Fast wie neu präsentiert sich auch ein Teil der Zwingermauer, die der Stadtmauer vorgelagert war: „Der Verputz schaut aus wie 20 Jahre alt, ist aber von ca. 1490“, sagt Woldron: „Die Mauer wurde verschüttet, als man das Begehungsniveau erhöht hat. Die Erde hat den Putz 500 Jahre lang konserviert.“ Mitte des 16. Jahrhunderts wurde alles höher gelegt, um mit den Geschützen nach unten schießen zu können. Geplant wurde damals eine Bastei, „die in ganz Europa erstrangig gewesen wäre“.

Fertig wurde sie nie – das Geld ging aus. Die Bauhistoriker fanden die Stelle, an der Schluss war: „Man sieht die Verzahnung, die man angelegt hat, in der Hoffnung, weiterbauen zu können“, so Woldron. Stattdessen wurde Erde aufgeschüttet, „interessanterweise war das gegen Geschütze nicht die schlechtere Variante. Es sieht nur nicht so nobel aus“.

Durch das Innere der Kasematten führt die historische Strada Coperta, auf der einst die Geschütze zu den Schießstellungen gefahren wurden. „So gut erhalten ist sie einzigartig für Österreich“, sagt Ronald Woldron: „Schön ist, dass es eine Strada Coperta, eine überdeckte Straße bleibt, die bald die Besucher hier durchführt.“
von Philipp Hacker-Walton
Die Grammatik der Wiener Neustädter Mauer
 

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#9
Teile der Stadtbefestigung mit den Kasematten
Teil 1:


Im Rahmen des Besuchs der NÖ. Landesausstellung 2019 wanderte ich auch ein Stück entlang der Reste der Wiener Neustädter Stadtbefestigung um vom Parkhaus im Bereich der Lederergasse zu den Ausstellungsorten in den Kasematten und St. Peter an der Sperr zu gelangen:

1. Die besuchten Örtlichkeiten im Westteil der Altstadt, markiert auf dem mittelalterlichen Stadtmodell

2. Torbogen an der Lederergasse mit Blickrichtung Stadtzentrum. Lt. einer Infotafel befand sich hier eine bereits im 17. Jahrh. gegründete Brauerei direkt an der Stadtmauer. Nach Einstellung des Betriebes 1927 wurde ein Durchbruch durch die Befestigungsmauer für die Lederergasse geschaffen und der Torbogen errichtet. Die westlich der Lederergasse gelegenen Objekte wurden von der ehemaligen Brauerei Liesing erworben und zu einem Braugasthof umgebaut. Das Braugasthaus und Teile der Stadtmauer wurden 1944 bei einem Bombenangriff zerstört und in den späten 1960iger Jahren wiederaufgebaut und ca. im Jahr 2000 durch moderne Baukörper ersetzt...

3. Der wiedererrichtete Torbogen über die Lederergasse (-> Infotafel oberhalb Fahrradständer) mit dem Schutzdach der östlich anschließenden originalen Stadtbefestigung (-> Fundamente des "Stubenbergerturmes"...).

4. Die durch eine Dachkonstruktion geschützten Fundament- und Mauerreste östlich des Torbogens. Im Hintergrund der Zweckbau des Parkhauses...

5. Der vom Torbogen weg nach Westen anschließende Neubau mit den vorgesetzten Stadtmauerresten.

6. Detail des verputzten Stadtmauerrestes: Vorne Tür zum ehemaligen "Gärkeller" der Brauerei. Links zwischen den beiden Türöffnungen erkennt man 3 Gedenktafeln...

7. Die Gedenktafeln erinnern an die hier 1671 erfolgte Hinrichtung der wegen Hochverrates (-> Bild 4. u. 5.) verurteilten ungarischen Magnaten Peter Graf ZRINYI, Banus von Kroatien, und Franz FRANGEPAN, Markgraf der Küstenlande...

8. Nochmals der Stadtmauerrest - Gegenrichtung

9. Fortsetzung der Fragmente der Stadtbefestigung nach Westen, im Hintergrund die Kirche St. Jakob

10. Hinten die SW-Ecke der Befestigungsmauer im Bereich der Kasematten...
 

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josef

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#10
Teile der Stadtbefestigung mit den Kasematten
Teil 2:


11. Der neugestaltete Eingangsbereich zu den Kasematten bzw. zur Ausstellung
12. Das alte Zugangstor zu den unterirdischen Lagergewölben
13. - 17. Impressionen aus dem Inneren...
18. Blick von der Decke der Kasematten (SW-Eckpunkt der Befestigungsmauern) Richtung SO mit Spitze des Wasserturmes im Hintergrund
19. Nun die westlichen Stadtmauerreste mit Blickrichtung Norden mit den Türmen des Wiener Neustädter Domes...
20. Turmrest (-> Rabenturm..) an der westlichen Mauerfront.
 

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josef

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#11
Teile der Stadtbefestigung mit den Kasematten
Teil 3:


21. An der NW-Ecke der Stadtbefestigung befindet sich der Reckturm (leider war das dort befindliche Museum geschlossen..).
22. Ausschnitt aus dem mittelalterlichen Stadtmodell mit dem Reckturm als NW-Ecke der Befestigungsanlagen
23. Mauerrest mit Wehrgang. Die Aufschrift "Schmuckerau" dürfte ein Hinweis auf eine LS-Anlage aus der Kriegszeit sein...?
24. - 25. Wehrgänge beidseitig des Turmes
26. - 27. Nordseitige Wehrmauer im Bereich St. Peter an der Sperr
28. - 29. Die Nordfront der ehemaligen Klosteranlage (nun Stadtmuseum) war in die Stadtbefestigung integriert
30. Abbildung von 4 Stadttoren (Stadtmuseum).
 

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#12
Servus Josef!
Ich denke der Pfeil mit der Aufschrift "Schmuckerau" ist vergleichbar mit Luftschutz Richtungsweisern in Wien wo z.B. "Donau", "Gürtel" und "Ring" im Zweiten Weltkrieg in gleicher Weise an Hauswände geschrieben wurde um Zivilisten in Falle eines Bombenangriffs den Weg zu sichereren Freiflächen anzuzeigen. Schmuckerau ist ein Naherholungsgebiet, siehe Link: Schmuckerau Wiener Neustadt
LG Stefan
 
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