Projekt Breitspurbahn - Linienführung Österreich
Teil 2 - Linienführung in Österreich:
Streckenabschnitt München – Linz – Wien und (Berlin) – Prag - Wien
Die Planungen sahen eine Trasse von München kommend über den Raum Simbach/Braunau vor. Konkret zwischen Simbach und Ranshofen war die Querung des Inns vorgesehen. In Ranshofen endete die Zuständigkeit der Reichsbahndirektion München und es Begann der Abschnitt der RBD Linz. Dann ging es weiter über Ried im Innkreis, bei Neumarkt-Kallham sollte die Bahnstrecke Linz-Wels-Passau-Regensburg… überquert werden. Dann war im Raum Hörsching – Pasching ein Schwenk zur Bestandsstrecke der Westbahn geplant und parallel zu dieser die Einmündung in den neuen Linzer Hauptbahnhof. Die Einbindung der Breitspurgleise in die neuzubauenden normalspurigen Bahnhöfe der Großstädte war technisch besonders schwierig, wurde aber von Hitler gefordert, so auch in Linz.
Zu dieser Streckenführung München – Simbach – Linz forderte Hitler die Untersuchung einer Alternativtrasse München – Salzburg – Linz. Hintergrund dieser Variante war sicher die Einbindung der Stadt Salzburg und das nahe gelegene Berchtesgaden (Obersalzberg) in das Breitspurnetz.
Vom neuen Linzer Hauptbahnhof ging die Plantrasse dann weiter zwischen den Verschiebebahnhöfen und der Donau durch das Werksgelände der „Hütte Linz“ und den „Eisenwerken Oberdonau der Reichswerke HG.“, über Enns, St.Valentin nach Amstetten. Hier endete der Planungsbereich der Reichsbahndirektion Linz und begann die Zuständigkeit der Reichsbahndirektion Wien.
Von Amstetten ostwärts verlief die Trasse über Blindenmarkt, Kemmelbach, Melk, Loosdorf nach St.Pölten. Nördlich von St. Pölten war ein Breitspurbahnhof vorgesehen, dann ging es weiter mit einer Querung des Traisentales bei Pottenbrunn, durch das Perschlingtal ins Tullnerfeld nach Michelhausen und Freundorf bei Tulln. Der Abschnitt Pottenbrunn – Freundorf ist ident mit dem Teil-Korridor, durch welchen die nächstes Jahr in Betrieb gehende Hochleistungsstrecke St.Pölten – Wien, führt.
Der bisherige Streckenverlauf (Ranshofen-Linz-Freundorf bei Tulln) ist durch Planunterlagen, Kartenmaterial usw. gesichert. Der weiterführende Verlauf nach Wien inklusive Breitspurbahnhof in Wien ist eher vage bzw. weist die Darstellung im Buch von Joachimsthaler eine gewisse Unlogik auf! Grund dafür dürften die diversen Standortvarianten der Breitspurstation bzw. eines neuen Hauptbahnhofes für Wien sein.
So wird im Buch über den weiteren Streckenverlauf folgendes geschrieben (Seite 363):
Freundorf bei Tulln ist Anschluss- u. Abzweigestation zur Vereinigung mit der aus Berlin kommenden Breitspurstrecke, die über Prag, Iglau, Znaim dann ab Ziersdorf über Weikersdorf parallel zur Franz-Josefs-Bahn verlaufend, nördlich Tulln die Donau Richtung Freundorf quert. Von dort wurde die Trasse die Donau entlang geführt, wo sie zwischen Stockerau und Korneuburg über die Donau geleitet wurde. Durch den neu zu bauenden Donau-Ufer-Bahnhof in Wien sollte die Linie nach Preßburg und Budapest (Balkan) weiter geplant werden.
Hier beginnt für mich die Unlogik:
Demnach wird die Strecke aus Berlin – Prag bei Tulln über die Donau ans Südufer geführt, in Freundorf mit der Strecke München – Linz – Wien vereinigt, einige Kilometer weiter durchs östliche Tullnerfeld trassiert und dann zwischen Stockerau und Korneuburg wieder über die Donau zurück ans Nordufer geleitet! Da ist eindeutig eine kostenintensive Donauquerung (Brücke, Zulaufstrecken mit Vorlandbrücken durch Überschwemmungsgebiet, Umweg usw.) zu viel!
Der Angelpunkt lag bei der Standortfindung des neu zu errichtenden Haupt- oder Zentralbahnhofes für Wien! Dazu gibt es die schon oben angesprochenen vagen Angaben im Buch (S. 363):
Wien bot sich als Tor zum Balkan für den Güterumschlag aus und in Richtung Balkan – Vorderer Orient an. Bei der RBD Wien wurde deshalb auch an Breitspur-Güterumladeanlagen gearbeitet. (…) Im wesentlichen wurde bei der RBD Wien neben Behältern, Behälterwagen sowie Breitspur-Selbstentladewagen, eine Studie für eine Behälterumladehalle für die Umladung zwischen Breitspur, Regelspur und Straße erstellt.
Als Standort für die Bahnanlagen wird im Buch nur ein neu zu bauender Donau-Ufer-Bahnhof erwähnt! Als logische Folge einer Streckenführung von Korneuburg nördlich der Donau wäre dies der Standort im ehemaligen Überschwemmungsgebiet parallel zur Donau. Die Weiterführung der Breitspurbahn nach Osten, Richtung Preßburg, wäre unter Einbeziehung der geplanten Hafenanlagen im Bereich Lobau – Donau-Oder Kanal, relativ einfach gewesen.
Die diversen unausgegorenen städtebaulichen Umgestaltungspläne des Wiener Stadtgebietes führen in der Literatur zu teils widersprüchlichen Hinweisen zum Standort des geplanten Zentralbahnhofes. So schreibt z.B. Weihsmann in „Bauen unterm Hakenkreuz“ von der Verbauung des Nord- und Nordwestbahnhofgeländes mit Wonblöcken und von Neubauten für einen Zentralbahnhof am Gelände des abzusiedelnden Schlachthofes St. Marx.
Auf einem Modellfoto der Neugestaltung der Leopoldstadt, einer neuen „Nordstadt“ jenseits der Donau usw., ist eindeutig ein neuer Bahnhof im Bereich des ehemaligen Frachtenbahnhofs Wien-Nord, zu erkennen… Zu sehen im Katalog zur Ausstellung „Das ungebaute Wien – Projekte für die Metropole 1800-2000“ im Historischen Museum der Stadt Wien 1999/2000.
Bei diesen letzten beiden Varianten wäre die Stadtanbindung der Breitspurstrecke von Tulln kommend weiter entlang der FJB über Klosterneuburg bis Nussdorf und dann weiter über den Donaukai/Brigittenau erfolgt.
Vielleicht kann jemand genaueres über den projektierten Verlauf in bzw. durch Wien und der Lage des geplanten Breitspurbahnhofes berichten?
Nachstehendes GE-Bild:
ROT => Die im Buch beschriebene Streckenführung mit zweimaliger (unlogischer) Donauquerung . Bis zu den beiden Endpunkten der roten Doppellinie sind die beiden Streckenplanungen klar.
GELB => Sinnvoller erschiene mir diese Variante, wobei die aus Prag kommende Strecke weiter bis zur Vereinigung mit der Strecke aus Linz zwischen Stockerau und Korneuburg am Nordufer verbliebe.
ORANGE => Variante entlang der FJB nach Wien mit Bf. Südlich der Donau.