Prähistorische Pfahlbauten rund um die Alpen

josef

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#22
Keutschach - Kärnten: Ideenwettbewerb über die Zukunft der Pfahlbauten

Die Zukunft der Keutschacher Pfahlbauten
Am Freitag finden in Keutschach zwei Veranstaltungseröffnungen zum Thema Pfahlbauten statt. Es gab einen Ideenwettbewerb, wie die Überreste einer jungsteinzeitlichen Siedlung am Seegrund erleb- und spürbar gemacht werden können.

Im Schloss-Stadl wird am Freitagabend die Ausstellung „Welterbe unter uns – Geschichten von, mit und über Pfahlbauten“ sowie die Präsentation aller eingereichten Projekte beim Ideenwettbewerb zum Thema Pfahlbauten am Wasser eröffnet. Die am Grund des Keutschacher Sees befindlichen Überreste einer jungsteinzeitlichen Siedlung wurde 1864 entdeckt. Seit 2011 ist sie auch Teil des UNESCO-Welterbes. Künftig soll sie für alle Interessierten erlebbar werden.


Gemeinde Keutschach

Gespräche mit Menschen rund um Seen
Im Projekt „Doing Welterbe – Welterbe begreifen“ wurden unter der Leitung des Naturhistorischen Museums in Wien zwei Jahre lang Eindrücke und Objekte zu den Pfahlbauten von Schülern aus Kärnten und Oberösterreich dokumentiert. In zahlreichen Gesprächen mit Menschen rund um Attersee, Mondsee und Keutschacher See wurden Geschichten aus der Vergangenheit und Gegenwart zu diesen urgeschichtlichen Dorfruinen eingefangen. Das lokale und überregionale Wissen sowie Mythen und Geschichten zu den Pfahlbauten wurden damit umfassend dokumentiert und wissenschaftlich auswertbar.


ORF III

So dürften die Bauten ausgesehen haben


KK

Die geschichtlich wertvollen Reste am Seegrund

Vergangenheit mit persönlichem Zugang
Die Ausstellung zeigt nicht nur, wie vielfältig das UNESCO-Welterbe in Österreich wahrgenommen wird, sondern auch, dass der Zugang und die Deutung von Vergangenheit eine sehr persönliche Sache ist. Damit die Ausstellung diesem Charakter auch entspricht, können sich die Besucher aktiv einbringen und ihren individuellen Bezug zum Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ erkunden. Dabei helfen Videos und Audiodateien, 3D-Objekte zum Angreifen und vieles mehr.

Projekte eines Wettbewerbs präsentiert
In der zweiten Ausstellung können die unterschiedlichsten Projekte des Wettbewerbes zum künftigen Umgang der Gemeinde Keutschach am See mit seinem 6.000 Jahre alten Pfahlbauerbe besichtigt werden. „Die modernste, innovativste und zukunftsträchtigste Interpretation des Themas Pfahlbauten beziehungsweise Leben am Wasser“ lautete die Vorgabe.


ORF III

Sieger des Bewerbes war ein dreiköpfiges Architekten-Team aus Oberkärnten und Salzburg. Laut diesem Projekt, dem in der Ausstellung breiter Raum gewidmet wird, sollen drei Zonen am östlichen Ufer des Keutschacher Sees eingebunden werden: Ein naturbelassenes Seegrundstück zur Wissensvermittlung, das Strandbad mit seiner vorgelagerten Halbinsel und das sich nach Osten ausbreitende „Ramsar Moor“. Eine Art „Spur“ soll das Thema Pfahlbau an diesen Orten zusammenfassen - mehr dazu in -
Museum für prähistorische Pfahlbauten gaplant.

Geöffnet ist die Ausstellung „Welterbe unter uns – Geschichten von, mit und über Pfahlbauten“"vom 25. Februar bis 10. März 2017, jeweils 10.00 bis 18. Uhr (dienstags geschlossen).


Links:
http://kaernten.orf.at/news/stories/2826925/
 

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#23
Keutschacher See - Kärnten


Steinzeit-Pfahlbauten sollen erlebbar werden
Die 6.000 Jahre alten Pfahlbauten mitten im Keutschacher See sollen mittels eines schwimmenden Holzsteges begehbar werden. Die Gemeinde will die Fundstätte, die Teil eines UNESCO-Welterbes ist, für die Besucher erleb- und sichtbar machen.

Die Pfahlbau-Siedlung liegt auf einer versunkenen Insel am Grund des Keutschacher Sees. Für Besucher ist sie derzeit nicht zugänglich. Das will die Gemeinde Keutschach ändern. Laut Bürgermeister Karl Dovjak soll ein schwimmender Holzsteg errichtet werden, der die Siedlung umrundet. Die Besucher sollen per Boot zum 170 Meter langen Steg gebracht werden, von wo aus sie die Siedlungsüberreste aus nächster Nähe betrachten können.


Privat
Entwurf für den schwimmenden Steg am Keutschacher See

Fundstätte soll beleuchtet werden
Die Pläne, die diese Woche im Gemeinderat präsentiert wurden, sehen auch vor, dass die Fundstätte bei Dunkelheit beleuchtet werden, damit wäre sie auch vom ober dem See gelegenen Aussichtsturm am Pyramidenkogel aus sichtbar. Zudem soll es entlang des Ufers einen Wissenspfad geben. Realisiert werden soll das Vorhaben gemeinsam mit dem Land. Der Keutschacher See selbst befindet sich im Privateigentum. Über die Höhe der Kosten und über den Zeitplan gab es vorerst noch keine Informationen.

Vor 153 Jahren entdeckt
Die jungsteinzeitliche Pfahlbau-Siedlung wurde im Jahr 1864 vom deutsch-österreichischen Geologen und Naturwissenschafter Ferdinand Ritter von Hochstetter am Grunde des Keutschacher entdeckt. Seit dem Jahr 2011 sind Pfahlbauten Teil des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“.

Links:
Publiziert am 16.12.2017
http://kaernten.orf.at/news/stories/2883987/
 

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#24


Einbaum im Attersee gefunden

Das erste Mal ist in Oberösterreich ein Unterwasserfund eines Einbaums gemacht worden. Laut dem Kuratorium Pfahlbauten stammt das Wassergefährt aus der Zeit um 1550. Der Fund gilt, wenn auch nicht prähistorisch, als bedeutsam.
Zu verdanken ist der Fund des Einbaums im Attersee dem Tauchlehrers Andreas Six. Dieser fand die Reste des Bootes bei Unterwasserarbeiten in der Nähe der Pfahlbau-Siedlung Weyregg II, die kürzlich durch das Oberösterreichische Landesmuseum und das Kuratorium Pfahlbauten unterwasserarchäologisch untersucht wurde. „Mein erster Eindruck war zwar schon, dass das ein Boot sein könnte“, berichtet Six, der die Tauchschule Nautilus in Weyregg betreibt, aber ganz sicher sei er nicht gewesen.


Divecenter Nautilus
Der Einbaum wurde vom Tauchlehrer Andreas Six entdeckt

Gemeinsam mit dem Unterwasserarchäologen Henrik Pohl kam es zu einem weiteren Tauchgang. Pohl, ein Mitarbeiter des Kuratoriums Pfahlbauten, vermutete bereits unter Wasser, dass der Einbaum wohl aus dem späten Mittelalter oder der frühen Neuzeit stammt. Eine Analyse des Kuratoriums Pfahlbauten datierte nun die Entstehung des Einbaums um das Jahr 1550.

Freude über Einbaum-Fund
Obwohl der Einbaum nicht aus prähistorischer Zeit stammt, zeigt sich das Kuratorium Pfahlbauten erfreut über den Fund: „Auch wenn der Einbaum nicht so alt ist, wie von manchen erhofft, so bleibt er doch das erste unterwasserarchäologische Fund eines Einbaums in Oberösterreich“, heißt es in einer Ausendung des Kuratoriums. Für das Kuratorium wird durch den Einbaum-Fund auch eine Verbindung hergestellt zu den Pfahlbauten, wie sie am Attersee und Mondsee auf das vierte vorchristliche Jahrtausend zurückgehen.


Kuratorium Pfahlbauten
Die Reste des Einbaums wurden bei Weyregg im Attersee gefunden

Einbäume seien zu fast allen Zeiten an den Ufern der alpinen Seen gefertigt worden. Während man rund um die Alpen bereits zahlreiche archäologische Reste davon in Seen und Mooren gefunden habe, seien in Oberösterreich bislang nur selten solche Funde gemacht worden.

Forschung über Pfahlbauten
Das Kuratorium Pfahlbauten betreut den österreichischen Teil des internationalen UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“. Das Site Management in Oberösterreich überwacht die zum UNESCO-Welterbe gehörenden Siedlungen mit einem jährlichen Monitoring und überprüft sporadisch auch den Erhaltungszustand der nicht zum Welterbe gehörenden Siedlungen. In den Jahren 2016 und 2017 hat das Kuratorium Pfahlbauten gemeinsam mit dem Oberösterreichischen Landesmuseum im Rahmen des Forschungsprojektes „Zeitensprung“ die Pfahlbausiedlung von Weyregg II unterwasserarchäologisch untersucht.

Links:
Publiziert am 22.12.2017
http://ooe.orf.at/news/stories/2885379/
 

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#25


Mondsee: Roboter untersucht Pfahlbauten

Die Pfahlbauten im Mondsee sind seit 2011 Weltkulturerbe. Bislang unternahm man wenig zur Erhaltung dieser Überreste der Mondseekultur. Jetzt werden sie mit einem Unterwasserroboter systematisch kartiert.
Forscher der Technischen Universität Dresden untersuchen mit dem Tauchfahrzeug „Manio“ die Bauten. Ähnlich wie bei einem Flugzeugstart muss alles akribisch vorbereitet und getestet werden. Während der Roboter untertaucht, steigt eine Drohne auf, um das Geschehen aus der Luft zu filmen. Beispielsweise ist noch ein altes Rastersystem am Seeboden zu erkennen, das von einer früheren Untersuchung stammt.


ORF
„Manio“ heißt der Unterwasserroboter der Dresdner Forscher

Niemand weiß, wie schnell Pfahlbauten verfallen
Der Zahn der Zeit nagt an den Pfahlbauten, das kann mit dem Roboter beobachtet werden. Allerdings weiß niemand, wie schnell sie in wenigen Metern Wassertiefe verfallen. Es wird die aktuelle Situation unter Wasser mit Kameras aufgenommen. Daraus erstellen die Forscher dann 3D-Modelle. Somit sehen sie am Computer, wie die Situation unter Wasser aussieht, schilderte Informatiker Marco Block-Berlitz von der Universität Dresden.


ORF
Am Seegrund sind auch noch alte Rastersysteme von früheren Untersuchungen sichtbar

„Außerdem soll der Roboter das so schnell machen, dass ich das live mitverfolgen kann, was da passiert. Denn in dieser Situation kann sich der Unterwasserroboter selbst lokalisieren, weiß wo er ist und kann sich selbst steuern“, so der Forscher.


ORF
Der Roboter zeichnet kleinste Veränderungen am Seegrund auf

Weltkulturerbe wird besser geschützt
Nach jedem Besuch am Mondsee können so winzige Veränderungen festgestellt werden. Das hilft den Archäologen, das Weltkulturerbe besser zu schützen. Teilweise sind die Reste der Bauten rund 5.500 Jahre alt, erbaut von Menschen der Jungsteinzeit. Mit modernster Technik kann das Weltkulturerbe besser erforscht werden und bleibt künftigen Generationen erhalten.

Publiziert am 01.05.2018
http://salzburg.orf.at/news/stories/2910091/
 

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#26


Mondsee: Unterwasserarchäologen auf Tauchgang
Am an der Landesgrenze liegenden Mondsee finden derzeit historische Unterwasserforschungen statt. Archäologen untersuchen im Mooswinkel eine prähistorische Pfahlbausiedlung. Diese zeugt vom Leben vor 5.500 Jahren.
Die Pfahlbausiedlung im Mooswinkel wurde erst in den 1970er Jahren entdeckt und ist daher noch weitgehend ungestört. Die Fundstelle liegt in nur drei Metern Tiefe. Mit einem Trockentauchanzug und einer Vollgesichtsmaske forschen Unterwasserarchäologen derzeit in Mondsee. Sie tragen dabei ein drei Quadratmeter großes Areal mit Spateln Zentimeter für Zentimeter ab.

Noch unter Wasser wird das Sediment abgesaugt. Wegen des Schlamms sind die Überreste der Pfahlbausiedlung gut erhalten. „Ein Taucher braucht hier für einen Quadratmeter vier Wochen, um die Kulturschicht abzutragen und zu dokumentieren“, sagte Archäologe Henrik Pohl. Das Alter der Pfähle kann mit Hilfe komplizierter Messungen bestimmt werden. In der provisorischen Forschungsbasis in Scharfling bei Mondsee, 700 Meter von der Salzburger Landesgrenze entfernt, wird das abgesaugte Material noch einmal genau kontrolliert.


R. Schabetsberger/ H. Pohl
Mit Spateln wird das Areal Schicht für Schicht abgetragen

Henkelkrüge und Pfeilspitzen aus dem Mondsee
Auf den nur drei Quadratmetern machte das Team interessante Funde, die genau dokumentiert werden. Darunter die charakteristischen Henkelkrüge, die die Menschen der Jungsteinzeit am Mondsee oft kunstvoll verzierten. Mit diesen Krügen machten sie sich einen Namen. Auch eine Pfeilspitze und ein Knochenschaber wurden ausgegraben. Sogar Bastschnüre und Getreidereste blieben erhalten. Vor 5.500 Jahren lebten die Menschen an den Ufern der Salzkammergutseen.

Mit der Vollgesichtsmaske können sich die Forscher auch unter Wasser unterhalten. Auch in den kommenden Jahren wird im Mondsee weiter gegraben um die Lebensweise von Ötzis Verwandten im Salzkammergut noch besser verstehen zu lernen.

R. Schabetsberger/ H. Pohl

Publiziert am17.06.2018
Mondsee: Unterwasserarchäologen auf Tauchgang
 

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#27
Fische setzen Pfahlbauten-Siedlung in See zu
Die 6.000 Jahre alten Pfahlbauten im Keutschacher See gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO. Die Überreste der Pfahlbauten werden immer wieder von Spezialtauchern untersucht. Schäden richten vor allem Fische an.

Seit dem Jahr 2011 sind die Pfahlbauten im Keutschacher See Welterbe und stehen unter besonderem Schutz. Seither werden sie jährlich von Forschungstauchern kontrolliert, fotografiert und es wird dokumentiert, ob Schäden aufgetreten sind. Sturm, Wellen und Strömung setzen den Pfahlbauten zu; aber auch Fischer und eine besondere Fischart, der Zander, der in den 1920er Jahren eingesetzt wurde.


ORF
Archäologe Henrik Pohl

Archäologe Henrik Pohl untersucht die Siedlungsreste jedes Jahr: „Wenn der Zander hier im Frühjahr in dieser untiefen Kuppe seine Laichgräben gräbt stört das jeglichen natürlichen Zusammenhang und jegliche natürliche Deckschicht. Das trägt schon dazu bei, dass etwas gestört wird.“
Es würden auch immer wieder kleinere Bootsanker, Ankergewichte und Angelschnüre und -haken aus der Fundstelle geholt.


ORF
Taucher auf dem Weg zum Fundort der Pfahlbauten am Keutschacher See

Mit Bojen ist der schützenswerte Bereich mitten im See gekennzeichnet. Sonst ist die versunkene Insel aber eine offene Fundstelle. Laut Pohl habe sich diese gut erhalten: „Sehr gut würde ich nicht sagen, denn es liegt sehr viel offen. Da müssen wir etwas tun. Generell ist aber immer noch ein Schatz dort unten vorhanden.“


ORF
Bojen kennzeichnen Fundstelle im See

Steg soll Pfahlbauten zugänglich machen
Faszinierend, aber eben auch ungeschützt - deshalb sei die Aufklärungsarbeit auch so wichtig sagt Lieselore Meyer vom Kuratorium Pfahlbauten in Kärnten. Sie führt vor allem mit Fischern, Badegästen und Anrainern immer wieder Gespräche.


ORF
Lieselore Meyer

Derzeit wird an einem Projekt gearbeitet, um die Pfahlbauten auch für Besucher zugänglich zu machen. Ein Steg soll rund um die versunkene Insel führen. Auch Archäologen würden das Projekt befürworten, heißt es.

Heben kann man den Schatz nicht, denn außerhalb der Konservierung, die der See bietet, würden die Überreste der Pfahlbausiedlung innerhalb kürzester Zeit zerfallen.

Links:
Publiziert am
04.11.2018
Fische setzen Pfahlbauten-Siedlung in See zu
 

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#29
Älteste Brauerei Mitteleuropas in neolithischer Seeufersiedlung am Bodensee?
In archäologischen Funden ist es schwierig, Bier nachzuweisen. Wiener Forscher haben nun eine neue Methode zum Beleg malzbasierter Lebensmittel entwickelt. Demnach könnte schon in der Jungsteinzeit am Bodensee Bier gebraut worden sein.
Online seit heute, 17.49 Uhr
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Die Geschichte des Biers reicht bis zur Entstehung der Landwirtschaft in der Jungsteinzeit zurück. Israelische Archäologen etwa haben vor zwei Jahren möglicherweise die älteste Brauerei der Welt bei Ausgrabungen in der Höhle von Rakefet südlich von Haifa entdeckt. In der rund 13.000 Jahre alten Produktionsstätte soll ein Bier-ähnliches Getränk produziert worden sein.


Mehr oder weniger zufällig haben österreichische Wissenschaftler nun in den neolithischen Seeufersiedlungen am deutschen Bodenseeufer aus der Zeit von etwa 3.900 bis 3.100 vor unserer Zeit die ältesten Malzspuren in Mitteleuropa nachgewiesen. Die Funde von Hornstaad-Hörnle weisen möglicherweise auf die früheste bekannte Bierproduktion in Mitteleuropa hin.

Niki Gail/ÖAW/APA
Verkohlter Pflanzenfundes vom Fundort Hornstaad-Hörnle (Deutschland)

Nachweis oft nicht einfach
Es ist nicht einfach, Spuren alkoholischer Getränke in archäologischen Funden zu identifizieren, „der Nachweis ist oft nur indirekt möglich“, erklärte Andreas G. Heiss vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Zwar habe man bereits uralte Spuren von gemälztem Getreide im urgeschichtlichen Ägypten nachgewiesen, doch diese hätten sich nur in getrocknetem Material erhalten, „außerhalb des Wüstenklimas findet man so etwas nicht“.

Ein Forscherteam um den österreichischen Archäobotaniker hat nun eine Diagnosemethode entwickelt, mit der sich malzbasierte Lebensmittel auch in vermahlenem oder zerstampftem und anschließend verkohltem Material nachweisen lassen. Der Großteil der archäologischen Pflanzenfunde ist in diesem verkohlten Zustand erhalten, der Pflanzen- und Speisereste für viele Jahrhunderte konservieren kann. Das berichten sie im Fachjournal „PLOS ONE“.

Bier ist relativ einfach herzustellen
Bier ist relativ einfach herzustellen. Im Prinzip geht es nur darum, Stärke in Alkohol umzuwandeln. Ein entscheidender Schritt beim Bierbrauen ist das der Vergärung vorangehende Mälzen. Dabei wird Getreide – heute meist Gerste – zum Keimen gebracht und dann gedarrt. Beim Keimen werden die im Mehlkörper des Getreidekorns enthaltene Stärke und die Zellulose der Zellwände abgebaut und in Zucker umgewandelt, um dem Keimling Energie zum Wachsen zu liefern.
Bei diesen Vorgängen verändern sich Strukturen im mikroskopischen Maßstab. So werden etwa die Zellwände der sogenannten Aleuron-Schicht immer dünner. Für die Entwicklung der Methode haben Heiss und sein Team unterschiedlich lang gekeimtes Gerstenmalz künstlich verkohlt und anschließend mit verkohlten Getreideerzeugnissen aus prähistorischen Fundorten verglichen. Einige zeigten unter dem Mikroskop die gleiche Verdünnung der Aleuron-Zellwand.

Bier auch unter dem Zürcher Opernhaus
Das galt für die verbrannten Krusten in tönernen Braukesseln, die man in den altägyptischen Brauereien von Hierakonpolis und Tell el-Farcha aus dem 4. Jahrtausend vor der Zeitenwende gefunden hat, ebenso wie für verkohltes Material aus jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlungen in Mitteleuropa, die ebenfalls aus dieser Zeit stammten. Das ägyptische Material stammt mit Sicherheit aus der Bierherstellung, das wird durch zahlreiche weitere Funde im Kontext belegt.

Es ist nun aber auch klar, dass die Speisekrusten aus der Grabung Parkhaus Opéra am Zürcher Sechseläuteplatz und bisher als „brotartige Objekte“ bezeichnete Funde aus den am Bodensee in Deutschland gelegenen Siedlungen Sipplingen-Osthafen und Hornstaad-Hörnle malzhaltig waren. In den Funden aus Hornstaad-Hörnle zeigte sich, dass dort stark zerkleinertes Gerstenmalz zu einer Flüssigkeit aufgegossen worden war, die bei einem Brand eindickte und verkohlte.

„Bodenseebräu“
"Ob hier ein alkoholfreier Malztrunk hätte zubereitet werden sollen, oder ob das Ziel doch das Vergären zu einem steinzeitlichen „Bodenseebräu" gewesen war, lässt sich heute leider nicht mehr eindeutig ermitteln“, so Heiss. Der Archäobotaniker freut sich jedenfalls, mit der Arbeit nicht nur einen allgemeinen Marker für den Mälzprozess gefunden zu haben.
07.05.2020, red, vorarlberg.ORF.at/Agenturen

Links:
Fachzeitschrift Plos one
Archäologisches Institut Wien
Pfahlbauten Unteruhldingen


Älteste Brauerei Mitteleuropas am Bodensee?
 

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#30
Österreichs verstecktestes Welterbe: Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen
Über Entdeckung, Management und Erforschung einzigartiger Archive der Menschheitsgeschichte unter Wasser
Die meisten denken bei "Welterbe" vermutlich an monumentale Weltwunder, die Pyramiden, den Taj Mahal oder die Chinesische Mauer. Dagegen rücken die Schätze der Menschheitsgeschichte und faszinierenden Natur- und Kulturlandschaften vor der eigenen Haustür oft in den Hintergrund der Wahrnehmung. Vor allem, wenn man sie nicht sieht, weil sie versteckt unter Wasser liegen.

Ein Winter voller Entdeckungen
Ein damals noch nie dagewesener niedriger Wasserstand in den Schweizer Voralpenseen führte im Winter 1853/1854 zu der einmaligen Gelegenheit, die nun trockenen Ufer nach urgeschichtlichen Spuren zu untersuchen. Der Altertumsforscher Ferdinand Keller schrieb schon 1854 in seinem ersten Bericht zu den damals vermeintlich keltischen Anlagen: "So nachtheilig sich diese Verhältnisse dem Betriebe der Schifffahrt und dem Gange der Mühlenwerke erwiesen, so günstig waren sie für Wasserbau-Unternehmungen – besonders erwünscht aber den Alterthumsforschern, indem eine Menge interessanter Lokalitäten an's Licht trat, die sich seit Jahrhunderten den Blicken entzogen hatten, und ohne Zweifel auch den kommenden Geschlechtern nicht so bald wieder zugänglich sein werden."

Keller hatte bereits damals "the bigger picture" im Auge und appellierte an die damalige Forschungs-Community, die Gewässer zu erkunden. Er trat damit auch außerhalb der Schweiz eine Lawine los und setzte den Grundstein zu einem besonderen Unesco-Welterbe, das erst mehr als 150 Jahre später im Jahr 2011 verwirklicht werden sollte. Er sollte aber auch auf einer anderen Ebene recht behalten. Seit diesen ersten Entdeckungen entziehen sich die Pfahlbauten den Blicken der Öffentlichkeit. Das ist gut für die Erhaltung dieser archäologisch herausragenden Fundstellen, aber ungünstig, um die Faszination dieses Welterbes zu vermitteln.

111 Pfahlbau-Welterbestätten
Seit 1992 ist Österreich Teil der Unesco-Welterbekonvention und zurzeit mit zehn Welterbestätten auf der Welterbeliste vertreten. Eine davon ist das serielle Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen", von dem fünf Fundstellen in Österreich liegen. Die restlichen 106 sind auf die Länder Deutschland, Frankreich, Schweiz, Slowenien und Italien verteilt. Alle österreichischen Pfahlbau-Welterbestätten liegen verborgen in Seen, im Attersee und Mondsee im oberösterreichischen Salzkammergut und dem Keutschacher See in Kärnten.


Erst nach dem Abtauchen entdeckt man das verborgene Welterbe, wie hier im Keutschacher See.
Foto: Kuratorium Pfahlbauten

Das Unesco-Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" verteilt sich auf sechs Länder.
Foto: Kuratorium Pfahlbauten

Die Besonderheiten dieser Siedlungsüberreste unter Wasser haben klare Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist, dass unter Wasser – im Gegensatz zu den meisten anderen Fundumständen – Alltagsgegenstände aus organischem Material wie Holz, Textilien, Pflanzen oder Knochen in oft erstaunlicher Qualität und Unversehrtheit erhalten bleiben. Diese Funde ermöglichen einen unvergleichlichen Blick in den Lebensalltag der Menschen in der Jungsteinzeit, Bronze- und Eisenzeit.

Einen Nachteil unter Wasser liegender Fundstellen hatte schon Keller erkannt, denn die Erforschung dieser Siedlungen ist aufwendig und wurde eigentlich erst mit der Erfindung der Presslufttauchgeräte in der Mitte des 20. Jahrhunderts wissenschaftlich vertretbar. Aber auch der Einsatz moderner Technologie ändert nichts daran, dass die Fundstellen sehr gut versteckt, schwer zu erreichen und noch schwerer zu erleben sind.

Die Unesco-Welterbe-Idee
Die Grundgedanke des "Unesco-Übereinkommens zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt", das 1972 von der internationalen Staatengemeinschaft ins Leben gerufen wurde, ist es, diese Natur- und Kulturdenkmäler in einen gesamtgeschichtlichen Kontext der Menschheit zu stellen und sie daran teilhaben zu lassen. Diese Gemeinsamkeit soll den Schutzgedanken für das über Ländergrenzen hinausgehende Erbe der Menschheit festigen. Das Label "Welterbestätte" ist also nicht nur Auszeichnung, sondern auch Verpflichtung: Ein zielgerichtetes Management und nationale Schutzmaßnahmen sollen den Fortbestand und den verantwortungsvollen Umgang mit dem Welterbe garantieren.


Vor allem organische Funde wie diese Apfelhälften erhalten sich unter Wasser besonders gut und erlauben einen Einblick in den Alltag der Pfahlbaubewohnerinnen und -bewohner.
Foto: Kuratorium Pfahlbauten

Das Kuratorium Pfahlbauten
In Österreich kümmert sich das Kuratorium Pfahlbauten um das Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen". In dessen Vorstand sitzen Mitglieder aus dem Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport, den Ländern Oberösterreich und Kärnten sowie Archäologinnen und Archäologen. Über die Internationale Koordinierungsgruppe (ICG) sind die nationalen Managements aller am Welterbe beteiligten Ländern miteinander vernetzt und stehen in stetigem Austausch miteinander.

Die Geschäftsführung in Österreich ist als eigenständige Organisation im Naturhistorischen Museum Wien angesiedelt und für die strategische Entwicklung und die Kontrolle der Managementziele zuständig. Site-Manager sowohl in Oberösterreich als auch in Kärnten, dienen als Ansprechpartner vor Ort und kümmern sich um die Durchführung von Projekten in den Gemeinden. Neben den als Unesco-Welterbe deklarierten Fundstellen versuchen wir vom Kuratorium Pfahlbauten auch alle weiteren Pfahlbauten in Österreich mit zu betreuen.


Unterwasserarchäologische Zustandskontrolle einer Fundstelle im Attersee.
Foto: Kuratorium Pfahlbauten

Unterwasserarchäologische Ausgrabung an der Fundstelle Seewalchen im Attersee.
Foto: Kuratorium Pfahlbauten

Aufgaben und Ziele
Das oberste Ziel besteht im Schutz und Erhalt der prähistorischen Siedlungsreste. Unsere archäologisch ausgebildeten Forschungstaucherinnen und Forschertaucher kontrollieren regelmäßig die Fundstellen. Aus diesen Untersuchungen entwickeln wir Schutzkonzepte und -maßnahmen, die auf die individuellen Gefährdungspotenziale abgestimmt sind. Hier wird intensiv mit dem Österreichischen Bundesdenkmalamt zusammengearbeitet. Maßnahmen können beispielsweise die Überdeckung von besonders gefährdeten Stellen mit Schutzmatten sein oder die Errichtung von Schutzzonen, in denen das Ankern untersagt ist. Alle Maßnahmen werden durch Kommunikationskonzepte begleitet, um dafür zu sorgen, dass die Gründe und Auswirkungen möglichst verständlich und gut angenommen werden.

Doch auch die Erforschung der vorrangig neolithischen und bronzezeitlichen Siedlungen wird vorangetrieben, neue Forschungsaspekte werden eröffnet und kompetenter Nachwuchs auf diesem Gebiet gefördert und ausgebildet. Denn nach dem von den Schweizer Altertumsforschern auch in Österreich angeheizten Hype bei Entdeckung der ersten Pfahlbauten im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde diese Forschung bei uns seit Mitte der 80er-Jahre recht stiefmütterlich behandelt.

Nicht zuletzt sehen wir es als eine unserer Hauptaufgaben, das Wissen um die prähistorischen Pfahlbauten bekanntzumachen, die Wichtigkeit des Schutzes im Bewusstsein der Menschen zu verankern und die Bevölkerung an "ihrem" Welterbe teilhaben zu lassen. Denn nur mit dem Einverständnis und der Unterstützung der Menschen vor Ort ist es möglich, diese Archive der Menschheitsgeschichte auch für künftige Generationen zu bewahren.


Das Thema "Kinder zur Zeit der Pfahlbauten" erarbeiteten Schülerinnen und Schüler der Volksschule Loibichl gemeinsam mit dem Kuratorium Pfahlbauten.
Foto: Kuratorium Pfahlbauten

Dazu fokussieren wir auch auf die Zusammenarbeit mit Schulen in den Regionen, wie zum Beispiel bei dem über das letzte Jahr laufenden Projekt "Kinder zur Zeit der Pfahlbauten", wo Schülerinnen und Schüler der Volksschule Loibichl am Mondsee Inhalte zum Leben und Arbeiten prähistorischer Kinder erarbeiteten. Obwohl die geplante Abschlusspräsentation Corona-bedingt abgesagt werden musste, ist dabei ein Info-Journal entstanden, dass die Schülerinnen und Schüler dieser Schule noch einige Jahre begleiten wird und damit nachhaltig das Bewusstsein der nächsten für das Welterbe verantwortlichen Generation stärkt und wenigstens auf dieser Ebene den Zugang für die "kommenden Geschlechter" ermöglicht.
(Fiona Poppenwimmer, Cyril Dworsky, 26.11.2020)

Fiona Poppenwimmer ist als Archäologin seit 2013 Mitarbeiterin der Hallstattforschung. Beteiligt an Bearbeitung, Dokumentation und Wiederaufbau der bronzezeitlichen Holzstiege, ist sie auch heute noch für die Redaktion des Stiegenblogs zuständig, war mitverantwortlich für Dokumentation und Durchführung der Grabungen im Hallstätter Bergwerk und des Projektes VirtualArch. Seit 2019 ist sie auch im Kuratorium Pfahlbauten für Öffentlichkeitsarbeit, PR, Projektkoordination und -entwicklung des Unesco-Welterbes "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" in Österreich beschäftigt.
Cyril Dworsky ist Archäologe und beschäftigt sich seit vielen Jahre mit Wissenschaftskommunikation. Als einer der wenigen Experten in Österreich für Archäologie unter Wasser hat er für Republik Österreich die erfolgreiche Einreichung der Pfahlbauten zum Unesco-Welterbe mitkoordiniert. Seit 2012 ist er der Geschäftsführer des Kuratoriums Pfahlbauten, der nationalen Einrichtung für das Management des Pfahlbau-Welterbes. Dworsky ist zudem Mitbegründer des Europäischen Netzwerks für Kinderunis und betreut im Kinderbüro Universität Wien internationale Projekte zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Forschung und Wissenschaft.


Links
Österreichs verstecktestes Welterbe: Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen - derStandard.at
 

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#31
Prähistorische Pfahlbauten: Zehn Jahre Unesco-Welterbe
111 Fundstellen um die Alpen wurden im Juni 2011 in die Welterbeliste aufgenommen
Das serielle Welterbe aus 111 Fundstellen, die als Stellvertreter für über 1.000 derzeit bekannte Pfahlbaufundstellen rund um die Alpen stehen, erstreckt sich über die sechs Länder Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich, Schweiz und Slowenien. In jedem Land existiert eine Organisation, die für das Management, also vor allem die Umsetzung und Koordination von Schutzmaßnahmen, Forschung, Vermittlung und die Verwaltung der zur Verfügung stehenden Mittel verantwortlich ist. Diese Organisationen wiederum sind zusammengefasst in der International Coordination Group (ICG), zur transnationalen Abstimmung und Verwaltung unter der Leitlinie der Unesco-Welterbe-Konvention.

Über die Grenzen hinaus
Der zentrale Gedanke der Unesco-Welterbe-Konvention ist es, mit der gegenseitigen Anerkennung von kulturellen und natürlichen, herausragenden Stätten als gemeinsamen, erhaltenswerten Schatz der Menschheit, Verbundenheit und Solidarität zu schaffen. Damit soll ein friedliches Miteinander, sowie der Austausch in Bildung, Wissenschaft und Kultur gefördert werden, der über wirtschaftliche oder politische Interessen hinausgeht und damit die Grenzen dieser Bereiche überschreitet. Somit ist, speziell im Umgang mit einem Welterbe, das gemeinsam von vielen verschiedenen Stätten und Ländern gebildet wird, das Bewusstsein für diese grenzüberschreitenden Ziele, der internationale Austausch und die enge Zusammenarbeit besonders wichtig.

Im Jahr 1854 schrieb der Schweizer Ferdinand Keller über die Pfahlbauten: "Wie wir oben bemerkt haben, vermögen wir weder aus dem Stoff, noch aus der Form der Fundstücke einen Schluss auf die Zeit, in der sie entstanden, zu ziehen, ebenso wenig ist es uns vergönnt, vermittelst der vorliegenden Gegenstande die Nationalität der ursprünglichen Besitzer zu bestimmen." Keller beschrieb als Erster diese Fundstellen an den Seeufern als Reste von urgeschichtlichen Dörfern. Seitdem wurde viel geforscht und auch viel diskutiert und mittlerweile können wir aus der Form, den Materialien und den Fundzusammenhängen sehr gut Schlüsse auf die Zeit und die Lebensbedingungen der Menschen der Pfahlbauten ziehen. So gut und so umfangreich, dass die Pfahlbauten als Unesco-Welterbe nun eine Sonderstellung in der Archäologie einnehmen.

111 Fundstellen prähistorischer Pfahlbauten um die Alpen bilden gemeinsam das Unesco-Welterbe.
Foto: International and Swiss Coordination Group UNESCO Palafittes/ lautschrift.com

Mit seiner Frage nach der Nationalität versuchte Keller eine erste Einordnung der Siedlungen zu finden. Kurz nach der Gründung der Schweiz als neuer Bundesstaat 1848 war das ein wichtiges Thema und Möglichkeit der Identifikation im Sinne einer gemeinsamen Geschichte. Zumal allerorts in den Schweizer Kantonen die Spuren der Pfahlbauten zu finden waren. Keller wusste aber noch nicht, dass Siedlungen an den Seeufern über einen enormen Zeitraum von fast 5.000 Jahren und rund um die Alpen gegründet wurden. Von Menschen unterschiedlicher Herkunft und mit unterschiedlichen Traditionen, die sich nicht einer einzelnen "Pfahlbau-Kultur" oder gar einer Nation zuordnen lassen. Keller vermutete, wie viele seiner Zeitgenossen, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Dörfer Kelten waren, verkannte damit aber auch, dass auch die Kelten nicht als Nation oder Volk definiert werden können. So wie auch die Menschen der Pfahlbauten, die sich nicht so leicht in eine Schublade stecken lassen. Auch die Willkür der mehr oder minder im 19. und frühen 20. Jahrhundert entstandenen künstlichen Grenzen von Staaten lässt sich in diesem Versuch einer nationalen Einordnung der Pfahlbauten recht deutlich erkennen.

Internationale Zusammenarbeit
Das Schöne an der Welterbekonvention ist, dass wir damit die Möglichkeiten, ja sogar den Auftrag haben, die nationalstaatlichen Grenzen zu überschreiten und gemeinsam für den Erhalt und die Erforschung der Pfahlbauten zu sorgen.

Mit Anerkennung der Welterbe-Konvention haben die Länder es sich zur Aufgabe gemacht, diejenigen als Weltkulturerbe ausgezeichneten Kultur- und Naturdenkmäler zu erhalten die einen "außergewöhnlichen universellen Wert" für die Menschheit besitzen, zu schützen und zu bewahren. Wird ein Ort als Unesco-Welterbe ausgezeichnet, erklärt sich der Staat bereit, die Verantwortung für den Schutz sowie die Finanzierung und die Sicherung durch Schutz-, Erhalt- und Nutzungsmaßnahmen zu übernehmen.

Innerhalb der Internationalen Koordinierungsgruppe werden also gemeinsame Ziele und Managementpläne festgelegt, Vermittlungsstrategien und Schutzmaßnahmen besprochen, Forschungsergebnisse ausgetauscht und Veranstaltungen geplant. Auch gemeinsame, mehrsprachige Druckwerke wie Informationsbroschüren entstehen in dieser Zusammenarbeit und seit letztem Jahr auch ein eigenes Magazin zum Unesco-Welterbe Pfahlbauten, die "Palafittes NEWS". Dieses soll ab nun jährlich erscheinen und darin werden alle wichtigen und aktuellen Themen rund um die Pfahlbauten mit Beiträgen aus allen beteiligten Ländern behandelt.


Die erste Ausgabe der "Palafittes News" erschien Ende 2020 und wird ab jetzt jährlich herausgegeben.
Foto: Kuratorium Pfahlbauten

Interesse geht durch den Magen
Wie an vielen anderen Orten zwingt die Pandemie auch uns zur Kreativität. Leider müssen schon seit einiger Zeit alle persönlichen Treffen der internationalen Koordinierungsgruppe ausfallen, in der die Ländervertretungen organisiert sind, doch der Austausch und die gemeinsame Planung finden natürlich trotzdem statt.

Besonders kreativ waren einige Kolleginnen und Kollegen in Deutschland und der Schweiz, die zum Jubiläum den "PalaFitFood"-Blog gründeten. Dieser greift die vielleicht wichtigste Besonderheit der Pfahlbaufundstellen auf: die ausgezeichnete Erhaltung organischen Fundmaterials. Dadurch können in diesen Siedlungen oftmals erstaunlich genaue Aussagen getroffen werden, wie sich die Ernährung der urgeschichtlichen Bevölkerung zusammengesetzt hat. Auf dem Blog finden sich nicht nur eine Reihe von Rezepten mit an Pfahlbaufundstellen entdeckten Zutaten. In der monatlichen Koch-Challenge wird eine Liste mit zu dieser Jahreszeit in den Pfahlbauten verfügbaren Zutaten veröffentlicht und man kann eigene Kreationen zu einer kulinarischen Interpretation der Urgeschichte einschicken.

Für das Jahr 2021 waren in allen beteiligten Ländern Events, wie Informationstage, Mitmachaktionen Führungen und Vorträge, geplant, leider steht diese Planung derzeit durch die Pandemie noch auf wackeligen Beinen und einige Dinge mussten auch abgesagt werden. Daher passiert auch gerade sehr viel online. So wurde von der International Coordination Group gemeinsam eine digitale Vitrine mit Funden aus den verschiedensten Pfahlbaufundstellen unter dem Motto "10 Jahre – 100 Geschichten" und der "Jubiläums-Countdown" eingerichtet, bei dem alle Welterbe-Fundstellen ausführlich beschrieben und vorgestellt werden.


Vertretungen aller Managementorganisation beim letzten Treffen der ICG, Ende 2019.
Foto: ArchäoNow

Österreichischer Welterbetag 18.April 2021
Auch von österreichischer Seite ist 2021 wieder einiges geplant. Vor allem für Vorträge und Führungen im Umfeld der Welterbestätten hoffen wir noch auf eine Besserung der Covid-19-Situation. Die Forschungs- und Sicherungsmaßnahmen an den Pfahlbausiedlungen sind unter Einhaltung erhöhter Sicherheitsmaßnahmen auf jeden Fall durchführbar, wie wir es schon letztes Jahr erproben konnten. Soweit möglich, gehen wir allerdings kein Risiko ein und planen auf Nummer sicher. So zum Beispiel bei unserem Beitrag zum "Österreichischen Welterbetag", der 2021 zum ersten Mal stattfinden wird. Dazu veranstalten wir, vom Kuratorium Pfahlbauten, ein Online-Event, bei dem unter dem Titel "Die Menschen hinter dem Welterbe" gezeigt werden soll, welche starke Community sich im zehnjährigen Bestehen dieses Welterbes aus Management, Gemeinden, Vereinen und engagierten Einzelpersonen entwickelt hat. Viele dieser Protagonisten werden sich per Video vorstellen, ihre Arbeit rund um das Welterbe zeigen und ihre persönliche Begeisterung teilen. Ergänzt wird dieses Programm live durch Moderation, Vorträge und die Möglichkeit, Fragen direkt an das Kuratorium zu stellen. Die Veranstaltung wird öffentlich über einen Link zugänglich sein, der rechtzeitig auf unserer Homepage und über Facebook bekannt gegeben wird.
(Fiona Poppenwimmer, Cyril Dworsky, 18.2.2021)

Fiona Poppenwimmer ist als Archäologin seit 2013 Mitarbeiterin der Hallstattforschung. Beteiligt an Bearbeitung, Dokumentation und Wiederaufbau der bronzezeitlichen Holzstiege, ist sie auch heute noch für die Redaktion des Stiegenblogs zuständig, war mitverantwortlich für Dokumentation und Durchführung der Grabungen im Hallstätter Bergwerk und des Projektes VirtualArch. Seit 2019 ist sie auch im Kuratorium Pfahlbauten für Öffentlichkeitsarbeit, PR, Projektkoordination und -entwicklung des Unesco-Welterbes "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" in Österreich beschäftigt.

Cyril Dworsky ist Archäologe und beschäftigt sich seit vielen Jahre mit Wissenschaftskommunikation. Als einer der wenigen Experten in Österreich für Archäologie unter Wasser hat er für die Republik Österreich die erfolgreiche Einreichung der Pfahlbauten zum Unesco-Welterbe mitkoordiniert. Seit 2012 ist er der Geschäftsführer des Kuratoriums Pfahlbauten, der nationalen Einrichtung für das Management des Pfahlbau-Welterbes. Dworsky ist zudem Mitbegründer des Europäischen Netzwerks für Kinderunis und betreut im Kinderbüro Universität Wien internationale Projekte zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Forschung und Wissenschaft.


Links
Prähistorische Pfahlbauten: Zehn Jahre Unesco-Welterbe - derStandard.at
 

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#32
Die ersten Bilder der österreichischen Pfahlbauten
Kurt Schaefer, einem Pionier der Pfahlbauforschung, gelangen die Aufnahmen des Unesco-Weltkulturerbes

Über Meilensteine der Unterwasserarchäologie schreibt der Archäologe Cyril Dworsky in seinem Gastblog.
Seit mehr als 150 Jahren kennt man die unzugänglichen urgeschichtlichen Dorfruinen, die unter der Wasseroberfläche von Seen oder in Mooren rund um die Alpen liegen – die Pfahlbauten. Diese archäologischen Fundstellen aus der Steinzeit, Bronzezeit und auch noch aus der Eisenzeit haben schon mehrere Tausend Jahre auf dem Buckel und ermöglichen seit ihrer Entdeckung im 19. Jahrhundert ein differenzierteres Bild der Urgeschichte, als wir es von den meisten anderen Grabungen am trockenen Land kennen. Seit zehn Jahren bilden sie ein gemeinsames Unesco-Welterbe, die Prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen. Auch Österreich ist mit fünf Fundstätten in den Seen Oberösterreichs und Kärntens daran beteiligt.

Pioniere der Unterwasserforschung
Das Forschen unter Wasser war schon immer eine große Herausforderung. Weit mehr als die Hälfte der Zeit, die seit der Entdeckung der Pfahlbauten 1854 verstrichen ist, konnten diese Stätten nur bei außergewöhnlichem Niedrigwasser oder vom Boot aus erkundet werden. Erst die Entwicklung von sicheren, autonomen Tauchgeräten, die eine freie Bewegung unter Wasser ermöglichten, erschloss der Archäologie endgültig diese versteckte Welt. Die früher genutzten schweren Helmtauchgeräte erlaubten bestenfalls ein Absammeln des Gewässerbodens, um Objekte zu bergen. Jedoch wurde dabei ein Großteil der archäologischen Informationen links liegen gelassen, denn ein Blick auf Details und die Schichten im Boden sowie ein Verständnis der Fundzusammenhänge waren so nicht möglich.

Das moderne Presslufttauchen wurde vor allem in den 50er- und 60er-Jahren durch Persönlichkeiten wie den Franzosen Jacques-Yves Cousteau und die österreichischen Pioniere Lotte und Hans Hass geprägt und populär. Besonders die noch nie gesehenen Foto- und Filmaufnahmen der Unterwasserfauna und -flora brachten die Menschen in Scharen in die Lichtspieltheater und die Forscherinnen und Forscher auf die Titelseiten der Illustrierten. Obwohl mehr am Leben unter Wasser als an der Archäologie interessiert, brachten Cousteau wie auch das Forschungsehepaar Hass natürlich auch Bilder von Schiffswracks mit an die Oberfläche. Das eröffnete neue Perspektiven und auch neue Forschungsansätze für die heimischen Pfahlbauten.

Licht und Wasser als Leidenschaft
Die Bilder der Welt unter Wasser wären nicht ohne die Entwicklung von druckfesten und wasserdichten Kameras möglich gewesen, und auch auf diesem Gebiet gibt es einen beeindruckenden Pionier aus Österreich. Denn die Fotografie unter Wasser ist untrennbar mit einem Menschen verbunden, der in gewissem Sinne auch eine Spange zwischen der "alten" und der "neuen" Pfahlbauforschung darstellt. Stiller und abseits des Scheinwerferlichtes entwickelte der in Wien geborene Ingenieur Kurt Schaefer seit 1943 Unterwasserkameras für Foto und Film. Auch erste wasserfeste Blitzanlagen und Scheinwerfer sollten von ihm erfunden werden.

Schaefer hätte dieses Jahr seinen hundertsten Geburtstag gefeiert. Glücklicherweise sind vor kurzem durch einen günstigen Zufall Teile seiner Korrespondenz, seine Unterlagen zu den Pfahlbauforschungen und seine Funde aus den 50er-Jahren bei uns im Kuratorium Pfahlbauten gelandet. Ein guter Grund, den von seinem Streben nach technischen Errungenschaften getriebenen Schaefer vor den Vorhang zu holen.


Kurt Schaefer vor seiner Sammlung von Pfahlbaufunden aus dem Attersee und dem Mondsee.
Foto: Kurt Schaefer

Schaefers Vater hatte den Sohn schon früh mit der Liebe zur Fotografie und dem Interesse an der Unterwasserwelt angesteckt. Das erfolgreiche Buch von Hans Hass "Unter Korallen und Haien" und dessen Vorträge in der Wiener Urania weckten dann endgültig im jungen Schaefer den Wunsch, in die Unterwasserfotografie einzusteigen. Es gelang ihm dann auch noch während des Zweiten Weltkriegs, Bekanntschaft mit Hass zu machen, und auch dieser erkannte die Qualität von Schaefers Konstruktionen. Hass gibt einige Arbeiten für seine Kameras bei Schaefer in Auftrag, und so werden es seine handgefertigten Gehäuse sein, die Hass für den Film "Abenteuer im Roten Meer" verwendet und die auch Lotte Hass berühmt machen sollten. Schaefer erhoffte sich eine Teilnahme als Kameramann an der Expedition ins Rote Meer, wurde aber enttäuscht, und die Wege von Hass und Schaefer trennten sich wieder.

Vom Bastelonkel zum Experten
Die Grundlagen von Schaefers Werdegang und für sein Verständnis von Technik wurden schon früh gelegt. Er selbst berichtete, dass er bereits als Kind durch das Spielen mit Matador-Baukästen und eine Sendung des Österreichischen Rundfunks geprägt wurde, die des Ingenieurs Oskar Grissemann, wo es Bastelanleitungen und Wettbewerbe gab, an denen Schaefer erfolgreich teilnahm. Von Grissemann erlernte er seinen Blick auf Material und die Fähigkeit zur Improvisation. Er entwickelt sich zu einem Meister des Recyclings, und auch das erste Gehäuse einer Unterwasserkamera entstand aus eingeschmolzenen Aluminiumresten von Flugzeugwracks des Zweiten Weltkriegs.

Schaefers Vater wiederum gab nach dem Krieg den Anstoß, zu den Pfahlbauten zu tauchen und die ersten Fotos und Filme der österreichischen Fundstellen anzufertigen. Schaefer lebte mit seiner Familie nach dem Krieg für einige Zeit in Gmunden am Traunsee und lernte dort auch die Schiffsbaukunst. Eine Fertigkeit, die er später in seiner Dissertation zum historischen Holzschiffsbau an der Donau gut brauchen konnte. In den Salzkammergutseen konnte er auch seine Kameras ausgiebig testen und weiterentwickeln.


Foto: Kurt Schaefer

Schaefers Kameras waren ohne weiteres Gehäuse wasserdicht – hier seine Kleinbildkamera, die bei der Pfahlbauforschung zum Einsatz kam.
Foto: Kurt Schaefer

Pfahlbauforschung erstmals unter Wasser
Schon bald, in den Jahren zwischen 1949 und 1951, konnten dann Schaefer und seine Schwester Editha mit ihrer Expertise für Fotografie bei den ersten Unterwasserforschungen des Naturhistorischen Museums Wien und des Bundesdenkmalamtes an den Pfahlbausiedlungen von Oberösterreich und Kärnten teilnehmen. Bis dahin gab es lange keine großen Entwicklungen auf diesem Gebiet, denn seit der Entdeckung der ersten österreichischen Pfahlbausiedlung im Keutschacher See in Kärnten durch Ferdinand Hochstetter im Jahr 1864 wurden die Untersuchungen vom Boot aus mit Stangen, Zangen und Baggerschaufeln unternommen. Nun versuchte man auch einen direkten Blick unter Wasser zu erhaschen.


Editha Schaefer auf dem Attersee mit Unterwasserkamera und einer von Kurt Schaefer gebauten Monoflosse.
Foto: Kurt Schaefer

Unter der Leitung von Karl Krenn, dem damaligen Leiter der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums, und dem schon länger mit den Pfahlbauten beschäftigten Kurt Willvonseder wurden zahlreiche Fundplätze im Attersee und im Mondsee betaucht und in Film und Foto dokumentiert. Dabei wurden auch die ersten Unterwasserbilder der Unesco-Welterbestätte Keutschacher See aufgenommen und mit dem Film "Spuren der Vorzeit" ein wichtiges Dokument der österreichischen Pfahlbauforschung erzeugt.

In dem Film zeigt Schaefer, wie einige der damals bekannten Siedlungen mit seinem selbstgebauten Segelschiff Cernobbio angesteuert werden und Editha Schaefer Funde wie Keramikfragmente, Steinwerkzeuge, Knochen und auch Holzproben von der Seeoberfläche birgt. Es sind nur kurze Sequenzen, die Schaefers waren ja ohne Tauchgerät nur schnorchelnd unterwegs, aber man sieht deutlich, dass viele Objekte der Mondseekultur offen am Seeboden zwischen den herausragenden Pfählen der ehemaligen Häuser liegen.


Foto: Kurt Schaefer

Die ersten Farbaufnahmen der Pfahlbausiedlungen aus dem Attersee und dem Mondsee stammen aus Schaefers Film "Spuren der Vorzeit".
Foto: Kurt Schaefer

Eine Insel im See
In Badekleidung und mit viel Aufwand wurde ein Vermessungssystem eingerichtet und von Moßlers Team ein Plan der Unterwasserfundstelle angefertigt. Es gelang auch, eine Menge von Pfählen einzumessen und Proben zu nehmen. Aufgrund der eingeschränkten Zeit und Tiefe beim Schnorcheln konnte damals jedoch nur der zentrale Bereich genau aufgenommen werden.


Eines der ersten Fotos der Unesco-Welterbestätte Keutschacher See aus dem Jahr 1951.
Foto: Kurt Schaefer

Leider sind keine weiteren Filme Schaefers zu den Pfahlbauten erhalten. Er selbst wandte sich anderen Themen zu und beteiligte sich 1952 an einer meeresbiologischen Expedition von Rupert Riedel, einem weiteren Unterwasserforschungspionier aus Österreich. Gemeinsam produzierten sie dabei den Unterwasserfarbfilm "Lichter unter Wasser", in dem Höhlen an der Küste des Tyrrhenischen Meeres betaucht werden.

Schaefer war ein technischer Alleskönner und Autodidakt. Sein Werk ist unverdient nur einem eingeweihten Kreis von Menschen bekannt, die sich mit der Geschichte des Tauchens, der Donauschifffahrt und der Unterwasserfotografie beschäftigen. Sein kreativer Zugang zur Technik zeigte sich immer wieder in innovativen Entwicklungen. Beispielsweise arbeitete er schon in den 50er-Jahren an ersten 360-Grad-Unterwasserkameras oder beteiligte sich an der fotografischen Schadensanalyse von Staumauern unter Wasser. Schaefer war ein wahrer Forschergeist mit rastloser Natur, der noch bis kurz vor seinem Tod in seiner Werkstatt stand und an seinen Kameras und anderen technischen Geräten arbeitete.

Schaefer war ein Wegbereiter auf vielen Ebenen, der permanent nach Lösungen suchte. Ich hatte das Glück, Schaefer noch zu seinen Lebzeiten zu treffen und von ihm viele der hier nur angerissenen Geschichten aus seinem Leben persönlich zu erfahren. Wie so oft wurde Schaefer bislang eher im Ausland für sein Werk geehrt, dabei nimmt er eine prominente Rolle in der österreichischen Forschung unter Wasser ein und gewährt uns mit seinen Filmen einen eindrucksvollen Blick auf die Pfahlbauforschung vor 70 Jahren.
(Cyril Dworsky, 27.1.2022)

Cyril Dworsky ist Archäologe und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Wissenschaftskommunikation. Als einer der wenigen Experten in Österreich für Archäologie unter Wasser hat er für die Republik Österreich die erfolgreiche Einreichung der Pfahlbauten zum Unesco-Welterbe mitkoordiniert. Seit 2012 ist er der Geschäftsführer des Kuratoriums Pfahlbauten, der nationalen Einrichtung für das Management des Pfahlbau-Welterbes. Dworsky ist zudem Mitbegründer des Europäischen Netzwerks für Kinderunis und betreut im Kinderbüro Universität Wien internationale Projekte zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an Forschung und Wissenschaft.


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Die ersten Bilder der österreichischen Pfahlbauten
 

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#33
Urgeschichtliche Pfahlbauten könnten sich aus Italien im Alpenraum verbreitet haben
Die alpenländische Praxis, Gebäude auf Pfählen zu bauen, stammte womöglich von einer kleinen Insel im Lago di Varese, wie uralte Pflanzenreste zeigen

Funde bei Isolino Virginia im norditalienischen Lago di Varese weisen darauf hin, dass die dortigen Pfahlbauten mit einem Alter von rund 7000 Jahren vergleichbare Bauten in der Schweiz beeinflussten.
Foto: R. Soteras; Antolín et al., Journal of Archaeological Science: Reports, 2022

Nicht nur die Venus von Willendorf stammt – ihrem Material zufolge – vermutlich aus Norditalien. Auch die wesentlich jüngeren Pfahlbauten könnten einer aktuellen Studie zufolge ihren Ursprung in der heutigen Lombardei haben. Hier befindet sich jedenfalls die älteste gut erhaltene Pfahlbausiedlung der Alpenregion – am Isolino Virginia, einer kleinen Insel im Lago di Varese, der nicht weit entfernt vom Lago Maggiore liegt.

Deren früheste Besiedlungsgeschichte reicht zurück in die Zeit zwischen 4950 und 4700 vor Christus, wie das internationale Forschungsteam um den Archäobotaniker Ferran Antolín Tutusaus, Professor an der Universität Basel, im Fachmagazin "Journal of Archaeological Science: Reports" berichtet. Zum Vergleich: Die ältesten bekannten Pfahlbausiedlungen der Schweiz werden auf etwa 4300 vor Christus datiert, die ältesten in Österreich, die ebenfalls zum Unesco-Weltkulturerbe gehören, auf etwa 4000 bis 3750 v. Chr.

Im Wasser gut erhalten
Das Unesco-Welterbe "Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen" umfasst 111 Pfahlbauten, die sich heute in den Ländern Schweiz, Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien und Slowenien befinden. Mit 56 Bauten befindet sich der Großteil der gelisteten Stätten in der Schweiz. Fünf finden sich in Österreich, im Attersee, Mondsee und Keutschacher See – wobei nicht alle Seeufersiedlungen im Land zum Welterbe gehören. Aktuell gelten 27 Fundstellen als wissenschaftlich gesichert, es dürfte aber noch unentdeckte und mittlerweile verschwundene Stellen geben und gegeben haben. 18 Stätten liegen in Süddeutschland, 19 in Norditalien.

Die Bauten liegen im und unter Wasser sowie in Feuchtgebieten, und sie decken einen Zeitraum von etwa 5000 bis 500 v. Chr. ab, reichen also von der Jungsteinzeit bis in die Eisenzeit. Funde bestehen oft aus organischem Material, das durch den geringen Einfluss von Sauerstoff für sein Alter sehr gut erhalten ist. So liefern die Relikte – von Holzproben über Knochen und Keramikfragmente zu Steinwerkzeugen – Hinweise über Alltag und Lebensumstände der Gesellschaften dieser Zeit, die Landwirtschaft betrieben und handwerklich tätig waren.

Initialzündung am See
Viele Fragen sind noch ungeklärt – etwa, wie sich die kulturelle Praxis des Pfahlbautenbauens entwickelt hat. Schon allein der weite Zeitraum zeigt, dass es hier nicht um eine einzelne Pfahlbaukultur geht, sondern wohl um unterschiedliche Populationen und Traditionen. Dennoch interessieren sich Forschende für mögliche Verbindungen und Einflüsse zwischen verschiedenen bauten.

Zu diesem Thema liefert das Forschungsteam nun neue Hinweise. Ihnen zufolge könnte in Isolino Virginia die Initialzündung für die Verbreitung der Pfahlbaukultur in den Alpen stattgefunden haben. Archäobotanische Daten bringen das Inseldorf mit den ersten Schweizer Pfahlbausiedlungen in Zürich und im luzernischen Egolzwil in Verbindung.


Ab den 1950er-Jahren wurden in Isolino Virginia Holzböden und ältere Überreste entdeckt. Pflanzenreste (f) weisen auf Nutzpflanzen hin, die sich sowohl hier als auch bei Schweizer Pfahlbauten in archäologischen Proben wiederfinden (hier: Bestandteile von Nacktgerste und Hartweizen. Auch in Bohrkernen (g) zeigen sich verschiedene organische Schichten.
Fotos: R. Soteras, M. Bertolone, D.G. Banchieri, P. Alemani; Antolín et al., Journal of Archaeological Science: Reports, 2022

Einfluss von Italien auf die Schweiz
Die aus Sedimentkernen geborgenen, mehr als 7000 Jahre alten Pflanzenreste der prähistorischen Siedlung auf dem italienischen Inselchen weisen die gleiche Zusammensetzung von Nutzpflanzen auf, die in den Schweizer Pfahlbausiedlungen angebaut wurden: Hartweizen, Nacktgerste, Schlafmohn und Flachs. Die Forschenden vermuten, dass einige Isoliner mitsamt ihren Nutzpflanzen nach der vorübergehenden Aufgabe ihrer Siedlung nach Norden ausgewandert sind – möglicherweise über das Wallis und Tessin in Richtung Schweizer Mittelland.

Um die prähistorischen Wanderrouten allerdings eindeutig nachzuzeichnen, seien weitere Untersuchungen notwendig, so die Forschenden. Denn bisher unentdeckte Pfahlbaufundstellen, etwa in der Südschweiz und im Rhonetal, könnten dem Bild der geheimnisumwobenen Kultur weitere Mosaiksteine hinzufügen.
(sic, APA, 2.3.2022)

Links
Studie: Journal of Archaeological Science: Reports: "Neolithic occupations (c. 5200-3400 cal BC) at Isolino Virginia (Lake Varese, Italy) and the onset of the pile-dwelling phenomenon around the Alps" (Open Access)
Universität Basel:
"7000 Jahre altes Getreide verrät Ursprung der Schweizer Pfahlbauten"

Urgeschichtliche Pfahlbauten könnten sich aus Italien im Alpenraum verbreitet haben
 

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#34
Prähistorische Pfahlbauten im Keutschacher See werden geschützt
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Die prähistorischen Pfahlbauten im Keutschacher See sind das einzige UNESCO-Welterbe in Kärnten. Die Siedlungsreste in bis zu zwei Meter Tiefe sind durch Erosion, Bootsverkehr und laichende Zander gefährdet. Deshalb verlegten Taucher Schutzmatten aus Basaltgewebe.
Online seit heute, 6.18 Uhr
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Natürliche Erosion, Bootsverkehr, Fischerei und laichende Zander sind die größten Gefahren für die urgeschichtliche Siedlung mitten im Keutschacher See. In einer Untiefe befinden sich die Überreste von Häusern in Form von Pfählen. Dieser Bereich war vor 6.000 Jahren eine Insel, auf der zwischen 20 und 50 Personen gelebt haben könnten.

Heute wird das Areal besonders gerne von den Zandern bewohnt, die hier Laichgruben graben, die einen Durchmesser von bis zu zwei Metern haben können, sagt Unterwasser-Archäologe Henrik Pohl vom Kuratorium Pfahlbauten, der das Forschungstaucher-Team leitet.

ORF
Matte aus Basaltgewebe

Materialverlust: „Zander wachelt Laichgruben frei“
Pohl: „Unsere Zustandskontrollen haben eben gezeigt, dass die Oberfläche der Untiefe von Erosion bedroht ist. Das hat verschiedene Ursachen, eine Hauptursache davon ist, dass der Zander darin seine Laichgruben jedes Jahr freiwachelt und jedes Jahr Material verloren geht. Wir wollen die besonders gefährdeten Gebiete mit einer Erosionsschutzmatte abdecken, damit der Zander dort nicht weiter sein Unwesen treiben kann, sage ich mal. Zusätzlich wollen wir sogenannte Zandernester bauen und vor Ort versenken, dass der Zander dort weiter eine Alternative zum Ablaichen findet.“
ORF
Auch solche Gitter sollen die prähistorischen Pfahlbauten schützen

Funde geben Einblick in Leben vor 6.000 Jahren
Fünf Pfahlbau-Siedlungen sind in Österreich Teil des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“, zu finden im Mondsee, Attersee und eben im Keutschacher See, sagt Lieselore Meyer vom Kuratorium Pfahlbauten in Kärnten. „Das besondere an den Pfahlbausiedlungen ist: Sie sind besondere archäologische Fundplätze. Man kann hier Funde machen, die man sonst an Land nicht finden kann. Im Seeboden erhalten sich die Überreste des menschlichen Lebens, organische Reste, Pollen, Schnüre, Reste von Nahrungsmitteln, von Nüssen und Samen. Damit ist es möglich, einen Einblick in das Leben der Menschen vor 6.000 Jahren zu gewinnen.“

ORF
Taucher bringen die Matten zur Fundstelle

Ungefähr ein Drittel der Fundstelle im Keutschacher See wird in den kommenden Jahren mit Matten überdeckt und damit geschützt werden.
05.04.2022, red, kaernten.ORF.at

Link:
Prähistorische Pfahlbauten werden geschützt
 

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#35
MISTHAUFEN
So lebten steinzeitliche Pfahlbaubewohner im Alpenraum
Vor 5.500 Jahren haben Menschen im Alpenraum in Pfahlbausiedlungen gelebt. Deren Überreste liegen heute großteils unter Wasser, weil die Wasserspiegel der Seen gestiegen sind. Taucharchäologen haben nun am Nordufer des Mondsees gut konservierte Reste von Nutztierkot geborgen. Der Misthaufen zeigt, wie die Bewohner Landwirtschaft betrieben und die Umwelt veränderten.
Online seit heute, 9.58 Uhr
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Die UNESCO hat vor etwas mehr als zehn Jahren 111 prähistorische Pfahlbauten in den Alpenregionen von sechs Ländern zum Welterbe erklärt. Die Menschen zogen sich von der Jungsteinzeit bis zur Eisenzeit zum Schutz vor Raubtieren und Feinden in solche Siedlungen zurück, die sie auf in den Boden gerammten Holzpfählen an See- und Flussufern sowie in Feuchtgebieten errichteten. Aus Österreich sind fünf Pfahlbausiedlung auf der Welterbe-Liste: Am Keutschacher See in Kärnten, am Attersee in den Gemeinden Attersee und Seewalchen (OÖ) sowie am Mondsee (Oberösterreich/Salzburg).

Die mehrjährigen Ausgrabungen in der kleinen 70 mal 40 Meter großen Siedlung „Mooswinkel“, die in einer ruhigen Bucht am Nordufer des Mondsees im Gemeindegebiet von Innerschwand liegt, wurden 2018 gestartet. Unter den zahlreichen Funden wie Keramik, Werkzeugen, Holzbalken sowie botanischem Material war auch eine große Menge an kleinen Brocken von Kuhfladen und Kotpemmerln von Ziegen oder Schafen. Dieses Material war unter Ausschluss von Sauerstoff gut konserviert und hat sich über tausende Jahre erhalten.

Tiere nur im Winter gehalten
„Wir haben nur einen kleinen Grabungsausschnitt, ich vermute aber, dass es sich um Stallmist handelt, der aus dem Haus rausgeschafft und daneben deponiert wurde“, erklärte der Archäobotaniker Thorsten Jakobitsch vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) gegenüber der APA. Er hat mit Kollegen und Kolleginnen von der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien diese Überreste analysiert und gibt in einer im Fachjournal „Archaeological and Anthropological Sciences“ veröffentlichten Arbeit Einblick in das Leben der Menschen aus der Jungsteinzeit und zeigt, wie stark sie ihre Umwelt schon damals genutzt und geformt haben.


ÖAW
Mit Dung vermischte Fichtenzweige, die in den Sedimentproben gefunden wurden. Wahrscheinlich wurden sie als Steineinstreu verwendet

So konnten die Forscher nachweisen, dass die Tiere nur im Winter in den Siedlungen gehalten wurden. Darauf deutet nicht nur die Form des Kots hin – im Sommer große Kotklumpen, im Winter rundliche, kleine Pemmerln, sondern auch die identifizierten Pflanzen in den Ausscheidungen. So fanden sich in fast allen Kotresten Blüten der Haselnuss, die von Jänner bis März blüht. „Der Kot muss demnach aus dieser Jahreszeit stammen“, so Jakobitsch. Weiters wies er Winterfutter wie getrocknete Blätter von Ulmen und Getreide nach.

Landwirtschaftliche Techniken
„Erstmals haben wir auch einen handfesten Beweis für die Vermutung gefunden, dass auch Graspflanzen damals schon zu Heu verarbeitet wurden“, so der Archäobotaniker. So identifizierten sie in den Heuresten im Kot Hahnenfuß, der frisch gefressen für die Tiere giftig wäre, getrocknet aber genießbar ist.

Die Spuren von Laubheu im Kot zeigen für die Forscher, dass auch der Wald damals schon auf geplante und organisierte Art und Weise genutzt wurde. Die auch „Schneitelwirtschaft“ genannte Nutzung von Laubheu habe es in den Alpentälern bis vor wenigen Jahrzehnten gegeben. Dabei werden im Spätsommer die Äste etwa von Ulmen oder Buchen geschnitten, getrocknet und im Winter verfüttert. „Jeder Baum wurde nur alle zwei bis vier Jahre geschnitten, damit er sich erholen kann“, so Jakobitsch. Dadurch produzierten sie lange, dünne, stark belaubte Äste und brachten daher hohe Erträge an Futterlaub.

Umwelt verändert
Angesichts des Futterbedarfs eines kleinen jungsteinzeitlichen Rinds von schätzungsweise 750 Kilogramm getrocknetem Laub im Winter müssten durchschnittlich bis zu 18 Bäume geschneitelt werden, verweist Jakobitsch auf entsprechende experimentelle Studien. Da die Bäume nur alle paar Jahre geschnitten werden können, würde die Menge an benötigten Futterbäumen für eine Kuh einen Wald von ungefähr drei bis fünf Hektar benötigen. „Dies stellt einen großen Eingriff in das Ökosystem Wald dar und zeigt zudem, dass die Menschen sehr organisiert vorgehen mussten.“


ÖAW
Kotkügelchen von Schafen oder Ziegen

Durch diese Nutzung haben die Menschen schon in der Jungsteinzeit ihre Umwelt deutlich verändert: Aus ursprünglich bewaldeten Gebieten um die Siedlung wurde stellenweise eine parkähnliche Landschaft mit idealen Bedingungen für lichtliebende Pflanzen wie Gebüsche, Gräser und Wildobstbäume, zum Beispiel Wildapfel, Brombeere, Himbeere oder Schwarzer Holunder, die den Pfahlbaubewohnern als Nahrung dienten. „Die Menschen damals haben viele ökologische Zusammenhänge gekannt und zu ihrem Vorteil genutzt“, sagte Jakobitsch.

In weiteren Analysen will der Archäobotaniker u.a. Moosreste und Pollen aus den geborgenen Funden analysieren. Das könnte Aufschlüsse über das damalige Klima geben.
09.02.2023, red, science.ORF.at/Agenturen
So lebten steinzeitliche Pfahlbaubewohner im Alpenraum
 

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#36
Unterwasserarchäologie im Attersee
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Archäologen und Archäologinnen haben bei Forschungsarbeiten im Attersee Holzteile gefunden, die etwa 7.000 Jahre alt sind. Damit sind sie deutlich älter als die meisten bisherigen Funde rund um die Pfahlbauten im Attersee. Nun sollen mehr Fundstücke an Land gebracht werden.
Online seit heute, 17.30 Uhr
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Nachdem bei einem Tauchgang im Oktober Teile von besonders alten Holzbalken gefunden wurden, suchen derzeit die Archäologen des Kuratoriums Pfahlbauten in gut zweieinhalb Meter Tiefe 40 Quadratmeter Seegrund im Bereich zwischen Kammer in der Gemeinde Schörfling und Seewalchen ab. Im vier Grad kalten Wasser des Attersees legen die Archäologen den Seegrund frei und suchen dort nach weiteren Holzstücken.

Kuratorium Pfahlbauten
Ein im Attersee gefundenes Tausende Jahre altes Stück Holz

Der Attersee und der Mondsee sind bekannt für Pfahlbausiedlungen aus der Jungsteinzeit, die in West- und Mitteleuropa vor etwa 6.000 Jahren begann. Im Attersee kennt man 21, im Mondsee drei und im Traunsee eine Pfahlbausiedlung. Die Pfahlbauten sind UNESCO-Welterbe.

H. Forsthuber/ G. Knepel
Die Unterwasserarchäologen bei ihrer Arbeit im Attersee

Die meisten bisherigen Funde im Attersee stammen aus der Zeit 3.500 bis 3.800 vor Christus, die neuesten Funde sind damit deutlich älter. Man habe bisher auch nicht gewusst, dass – so weit vom Ufer entfernt – noch Hölzer, Pfähle und möglicherweise sogar Siedlungsreste zu finden sein könnten, erklärt Projektleiter Henrik Pohl vom Kuratorium Pfahlbauten im Interview mit dem ORF. Diesen Fragen möchte man jetzt nachgehen und hofft, bei weiteren Tauchgängen neue Funde zu machen, um möglichst viele offene Fragen zu klären.
15.03.2023, red, ooe.ORF.at

Links:
Unterwasserarchäologie im Attersee
 

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#37
Kärntner Pfahlbauten-Forschung bis 2027 finanziell abgesichert
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Seit 2011 sind die Pfahlbauten im Keutschacher See gemeinsam mit den Fundstellen im Attersee und Mondsee Teil des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“. Der Erhalt und die Erforschung wird weiterhin gefördert. Kärnten wird im „Kuratorium Pfahlbauten“ zukünftig mit Brigitte Winkler-Komar vertreten sein.
Online seit heute, 10.46 Uhr
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Die Pfahlbauten im Keutschacher See wurden 1864 von Ferdinand Hochstetter entdeckt und wurden auf 3.947 v. Chr. datiert. Seit 2011 sind die Fundstätten am Keutschacher See, gemeinsam mit jenen im Attersee und dem Mondsee, Teil des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“.

Pfahlbauten in sechs europäischen Ländern nachgewiesen
Pfahlbauten konnten an 111 Fundstellen in sechs europäischen Ländern nachgewiesen werden. Ziel des 2012 gegründeten Vereines „Kuratorium Pfahlbauten“ ist der Erhalt und der Schutz der prähistorischen Fundstellen in Gewässern und Feuchtgebieten – neben der Koordination von nationalen und internationalen Forschungsprojekten und der Stärkung des allgemeinen Bewusstseins um das UNESCO Welterbe.

ORF
Geschichte unter Wasser – Pfahlbauten sind ein versteckter Schatz, den es zu schützen gilt

Die Finanzierung dieser Vorhaben wird nun auf Initiative des Kulturreferenten, Landeshauptmann Peter Kaiser, auch für die kommenden Jahre gesichert. Wie der Landeshauptmann am Samstag bekannt gab, werden die entsprechenden finanziellen Voraussetzungen dafür in der Regierungssitzung am Montag getroffen.

Winkler-Komar löst Igor Pucker auch im Kuratorium ab
Der Finanzierungsantrag für die Jahre 2023 bis 2027 sieht vor, dass das Land Kärnten den Verein „Kuratorium Pfahlbauten“ mit insgesamt 325.000 Euro – das sind jährlich 65.000 Euro – unterstützen wird. Bisher wurde das Land Kärnten in dem Verein, an dem auch der Bund und das Bundesland Oberösterreich beteiligt sind, durch Igor Pucker vertreten, zukünftig wird diese Funktion Brigitte Winkler-Komar, Leiterin der Abteilung 14 – Kunst und Kultur, ausüben.

Kaiser: „Die Pfahlbauten im Keutschacher See sind ein Teil des UNSECO-Welterbes und ein wichtiger Teil unserer Kärntner Landesgeschichte. Es ist unsere Pflicht und unsere Verantwortung auch gegenüber unseren Kindern, diese prähistorischen Zeitzeugen zu erhalten und ihre Erforschung zu fördern."
20.05.2023, red, kaernten.ORF.at
Pfahlbauten-Forschung finanziell abgesichert
 

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#38
Neue Dächer für historische Pfahlbauten
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Die historischen Pfahlbauten im Bodensee sind ein Besuchermagnet. Bevor die Saison richtig losgeht, bekommen einige der Pfahlbauten gerade neue Dächer – natürlich aus Schilf, wie schon vor rund 5.000 Jahren. Diese Schilfdächer sind langlebig und wasserdicht.
Online seit heute, 19.21 Uhr
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Frisches Schilf für alte Dächer – einige Pfahlbauten im Museum Unteruhldingen bekommen derzeit eine neue Abdeckung. Dazu braucht es Fachleute: Marten Heckmann und Moira Memmhardt sind extra aus dem hohen Norden Deutschlands angereist. Ihr Handwerk, das Reetdachdecken, können nur ganz wenige.

Zweinhalbtausend Bündel Schilf werden Marten Heckmann und Moira Memmhardt auf den Dächern der Pfahlbauten festgezurrt haben. Hoch über dem Bodensee, das ist in den kommenden Wochen der Arbeitsplatz der beiden. „Das ist schon etwas Besonderes. Das haben wir oben im Norden bei uns nicht. Natürlich arbeitet man mal in einem Museum, aber nie auf dem Wasser“, sagt Moira Memmhardt.

Fotostrecke
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Dach hält rund 40 Jahre
Löcher hat so manches der Dächer seit einem Sturm im vergangenen Sommer. Ansonsten hält ein solches Dach bis zu 40 Jahre. Memmhardt lobt die Schilfkonstruktion, die sehr wasserfest sei, „da das Wasser nur in die obersten fünf Zentimeter in das Dach eindringt und dann läuft es ab über diese Halmstruktur“.

Wie schlau die Häuslebauer in der Stein- und Bronzezeit waren, das fasziniert auch den Chef Pfahlbaumuseums Unteruhldingen immer wieder. „Das ist eigentlich eine sehr nachhaltige Angelegenheit, so wie die ganzen Pfahlbauten ja eigentlich ja sehr dauerhaft sind“, so Gunter Schöbel.
23.03.2024, SWR/red, vorarlberg.ORF.at

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Neue Dächer für historische Pfahlbauten
 
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