Paternoster

josef

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#1
Wien Schwarzenbergplatz - Haus der Industrie
Paternoster vom Aussterben bedroht

Im Haus der Industrie könnte sich der älteste, elektrisch betriebene Paternoster der Welt befinden. Trotz der Beliebtheit der historischen Aufzüge, werden immer mehr „Proletenbagger“ in Wien aus Sicherheitsgründen stillgelegt.

„Wir nehmen an, dass es sich um den ältesten Paternoster der Welt handelt, der noch in Betrieb ist“, so Hausverwalter Reinhold Eberhard. „Das wird derzeit geprüft. In den nächsten Jahren soll auch ein Buch über den Paternoster erscheinen.“ Fest steht, dass der Personenumlaufaufzug im Palais am Schwarzenbergplatz ab 1905 von der Firma Freissler gebaut und im Jahr 1911 durch Kaiser Franz Josef eröffnet wurde.

Seit über zehn Jahren kümmert sich Eberhard um die historische und charmante Fördereinrichtung, die von manchen auch „Proletenbagger“ genannt wird, und zeigt sie interessierten Gästen. Eine Touristenattraktion ist der Lift noch nicht, allerdings kommen viele Interessierte extra in das Haus, um den Paternoster zu fotografieren.

„Ringlspiel“ im Dauereinsatz
Besonders bei ausländischen Gästen, die zu Gast im Haus der Industrie sind, genießt der Paternoster große Aufmerksamkeit. „Einmal war eine chinesische Delegation da, die traute sich zuerst nicht einsteigen. Als sie dann doch mit dem Paternoster fuhr, wollte sie nicht mehr aussteigen“, so Eberhard. Zwischen 1945 und 1955 waren die Russen im Haus. „Die kannten den Paternoster angeblich nicht. Sie sind oft im Kreis gefahren. Für sie war es wie ein Ringlspiel“, so Eberhard.

Derzeit ist der Paternoster täglich von 7.00 bis 19.00 Uhr in Betrieb. „In der Nacht und bei Großveranstaltungen wird der Paternoster aus Sicherheitsgründen abgeschaltet", so Eberhard. Gebrechliche Menschen sowie Kinder ohne Begleitperson dürfen den Paternoster nicht benützen. Auch der Transport von Waren ist untersagt.

Der Paternoster („Vater Unser“) verdankt seinen Namen dem katholischen Rosenkranz (Zählkette für Gebete). Der weltweit erste Paternoster wurde 1876 in London (General Post Office) für den Transport von Paketen gebaut. Den ersten mit Dampfkraft betriebenen Paternoster für Personen gab es 1886 in Hamburg.

Kein Ende in Sicht
Obwohl es bisher keinen Unfall mit dem Paternoster gab, ist Eberhard mit Aufzugfirmen im Gespräch, um die Sicherheit der historischen Maschine zu erhöhen. Schon jetzt gibt es in jedem Stockwerk einen „Not-Stopp“-Knopf und Lichtschranken. Der Paternoster wird monatlich gewartet, alle fünf Jahre wird außerdem mittels Ultraschall eine Riss-und Bruchüberprüfung durchgeführt. Eberhard versucht, den Aufzug noch so lange wie möglich in Betrieb zu halten. „Noch wurde uns keine Frist gesetzt, wie lange wir den Paternoster betreiben dürfen.“

Spannung beim Ein- und Aussteigen
Die Kabinen des Paternosters haben keine Türen und bleiben in den Stockwerken nicht stehen. Sie werden daher auch nicht wie bei einem gewöhnlichen Aufzug gerufen, sondern die Benützer müssen versuchen, eine der Kabinen zu erwischen. Durch dieses System ist die Wartezeit aber auch die Zeit beim Ein- und Aussteigen sehr kurz.

Der Paternoster im Haus der Industrie hat 13 Kabinen, die je zwei Personen oder 160 Kilo transportieren können. Die Betriebsgeschwindigkeit liegt bei 0,2 Meter pro Sekunde. Eine „Runde“ mit dem Paternoster im Haus der Industrie dauert vier Minuten und 45 Sekunden. Bei den Wendepunkten im Keller sowie auf über 20 Meter Höhe werden die Kabinen über große Scheiben von einem Aufzugsschacht in den anderen gehoben. Die Kabinen behalten dabei ihre Ausrichtung. Eine Fahrt über das höchste Stockwerk hinaus ist ungefährlich.

Nur noch wenige Paternoster in Betrieb
Seit den 1960er-Jahren dürfen in Österreich keine Paternoster mehr gebaut werden. In Wien sind derzeit neben dem Paternoster im Haus der Industrie noch sieben weitere in Betrieb. Im Rathaus (Stiege 6), im Bundesrechenzentrum in Wien-Landstraße, im Bürogebäude der Versicherungsanstalt für Eisenbahnen und Bergbau in Mariahilf und im ehemaligen Direktionsgebäude der Wienstrom GmbH in Alsergrund, bei der Wiener Städtische Versicherung in Leopoldstadt im Ringturm sowie im Trattnerhof Büro in der Inneren Stadt.

Neue Lifte ersetzten Paternoster im NIG
Der Paternoster im Neuen Institutsgebäude (NIG) wurde 2007 stillgelegt. „Dies war kein Wunsch der Universität Wien, im Gegenteil. Der Umbau war aber unumgänglich, da die vorgeschriebene sicherheitstechnische Überprüfung negativ ausgefallen ist“, heißt es von der Universität Wien. Die BIG traf als Eigentümerin des Gebäudes diese Entscheidung und übergab den Paternoster an das Technische Museum (TMW).

Dort werden im Depot jedoch nur kleine Teile des Paternosters, nicht jedoch die Kabinen und der Motor, verwahrt. „Das sind Teile der Antriebskette, Förderkette und Kettenspanner“, so Peter Payer vom TMW. An der Stelle des Pasternoster im NIG wurden übrigens zwei neue Lifte eingebaut. Auch im Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend gab es einen Paternoster. Dieser wurde im Jahr 2010 - ebenfalls aus „sicherheitstechnischen Gründen“ - eingestellt.


Florian Kobler, wien.ORF.at
Text- u. Bildquelle: http://wien.orf.at/news/stories/2619393/
 

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#4
Aaaaja... DER Paternosta zaubert mir noch jedesmal ein Kribbeln in den Magen wenn ich die knirschenden Kabinen betrete...
Steph, es ist kein Knieschlottern und Magenkribbeln erforderlich, der Paternoster wird regelmäßig geprüft und gewartet:
Ältester Paternoster fährt wie geschmiert

Heute gibt es noch sieben Paternoster-Lifte in Wien. Einer davon ist täglich zwölf Stunden im Haus der Industrie am Schwarzenbergplatz in Betrieb. „Wien heute“ war bei der Wartung des alten „Proletenbaggers“ dabei.

Über 100 Jahre dreht er schon seine Runden. Die 13 Kabinen für jeweils zwei Personen drehen sich an einer Kette im Kreis - vom Dachboden bis hinunter in den Keller. Weil im mechanischen System keine moderne Technik verbaut ist, kann der Aufzug nicht aus der Zentrale überwacht werden und muss deshalb regelmäßig überprüft werden. „Wir führen einmal im Monat die Wartung durch, also zwölf Mal im Jahr, es wird alles geschmiert: Kettenbolzen, Führungen, alles, was halt sich bewegt“, so Aufzugtechniker Michael Kurz.

Paternoster erzeugt nötige Aufmerksamkeit
Seit den 1960er Jahren dürfen in Österreich aus Sicherheitsgründen keine neuen Paternosteraufzüge gebaut werden. In Wien sind nur noch sieben dieser Personenumlaufzüge, wie sie in der Fachsprache heißen, in Betrieb: etwa im Rathaus, im Ringturm oder eben im Haus der Industrie.

„Der Riesenvorteil beim Paternoster ist: Jeder sieht, dass man hier eine hohe Aufmerksamkeit braucht. Und die kommt in der Regel auch von den Menschen, sodass hier eigentlich sehr wenig passiert“, erklärt Paternoster-Betreiber Martin Hauser. Trotzdem trauen sich manche nicht nach ganz oben zu fahren. Es hält sich angeblich das nicht ganz ernst gemeinte Gerücht, dass sich die Kabine im Dachboden umdreht und verkehrt wieder nach unten fährt. Laut Vorschriftstafel aus dem Jahre 1910 ist die Fahrt über den Dachboden oder den Keller aber „ganz gefahrlos“.

26 Personen können gleichzeitig fahren
Doch was passiert tatsächlich „ganz oben“? Im Maschinenraum befinden sich die großen Zahnräder, die den alten Aufzug antreiben. Die Kabinen drehen sich über das Zahnrad und fahren auf der anderen Seite wieder hinunter. Der Aufzug fährt mit einer Geschwindigkeit von 0,2 Meter pro Sekunde und kann insgesamt 26 Personen gleichzeitig befördern. Im Keller drehen sich die Kabinen über ein Zahnrad auf die andere Seite und fahren dann wieder nach oben.
Text u. Bilder: http://wien.orf.at/news/stories/2754900/
 

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#12
Aus für 2 Paternoster in Wien:
Zu teuer: Seltene Aufzüge werden zersägt
Zwei der letzten Paternoster in Wien sollen in den nächsten Wochen entfernt und zersägt werden. Die Betreiber sprechen von zu hohen Strom- und Wartungskosten. Die seltenen Aufzüge sind in Wien vom Aussterben bedroht.

In Wien gehören sie zu den letzten ihrer Art: Die beiden Paternoster im Bundesrechenzentrum (BRZ). Nun werden die Aufzüge durch moderne Fahrstühle ersetzt. Zuerst soll das grüne, dann das orange Modell abgebaut werden: „Die Kabinen werden im Keller entfernt und zersägt“, sagt Daniela Feuersinger, Kommunikationsleiterin des BRZs.


Daniela Feuersinger
Die Paternoster im Bundesrechenzentrum haben nach 44 Jahren ausgedient

„Zu hoher Stromverbrauch“
Ein Paternoster besteht aus türlosen Kabinen, die ständig in Bewegung sind. Die Kabinen sind an zwei Ketten befestigt und bewegen sich in einem Kreislauf bergauf und bergab. Wer zusteigen will, muss rechtzeitig in die Kabine hüpfen. Die Paternoster im BRZ wurden 1972 gebaut und sind seit 1973 in Betrieb. Sie sind an Werktagen von 06.00 bis 18.00 Uhr im Einsatz. Pro Sekunde legen sie 0,25 Meter zurück.

Die Transportgeschwindigkeit soll aber nicht dafür verantwortlich sein, dass die Kabinen nun zersägt werden: „Der Hauptgrund,warum die Paternoster abgebaut werden, ist ihr hoher Stromverbrauch“, erklärt Feuersinger. Der monatliche Stromverbrauch eines Paternosters liege bei 750 Kilowattstunden (kWh), sagt Feuersinger. Er verbraucht damit etwa doppelt so viel Strom, wie ein Haushalt mit vier Personen.


Vom Aussterben bedroht
Noch neun Paternoster sind in Wien im Betrieb. Die Aufzüge im Bundesrechenzentrum sind nur für Mitarbeiter zugängig.

Eine Kabine soll im Museum landen
Auch die Prüf- und Wartungskosten seien höher als bei normalen Aufzügen, erklärt Feuersinger. Die Paternoster im BRZ sind nicht öffentlich zugänglich, sondern werden nur von Mitarbeitern verwendet. In Wien gibt es, neben den Modellen im BRZ, nur noch sechs Paternoster, die in Betrieb sind. Zu ihnen gehört auch der angeblich älteste Paternoster der Welt. Der dreht seit über 100 Jahren im Haus der Industrie seine Runden - mehr dazu in
Ältester Paternoster fährt wie geschmiert.

Geht es nach dem BRZ, sollen aber nicht alle Kabinen im Müll landen: „Aktuell gibt es Gespräche mit dem Technischen Museum Wien über die Nutzung einer orangen Kabine für eine Ausstellung. Wir sind da laufend in Kontakt“, berichtet Feuersinger. Die Paternoster im BRZ stehen nicht unter Denkmalschutz.


Links:
Publiziert am 26.03.2017
http://wien.orf.at/news/stories/2833031/
 

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#14

foto: christian fischer
Paternostersterben: Wiener Vertikalverkehr

Einst war die österreichische Bundeshauptstadt eine Paternostermetropole. Heute verrichten noch sieben Stück ihren unermüdlichen Dienst in der Stadt und zeugen nostalgisch vom Arbeitsfleiß des aufstrebenden Bürgertums

Die offenen Kabinen verhinderten unangenehme Beklemmungsgefühle, die langsame Bewegung war stets nachvollziehbar. Paternosterfahren stellte sich als emanzipatorischer Vorgang dar ...

Effizienz, Fortschritt und Modernität – all dies assoziierten Zeitgenossen über Jahrzehnte mit dem vertikalen "Fahrzeug" Paternoster. Eine leistungsfähige Art großstädtischer Mobilität, die heute allerdings vom Aussterben bedroht ist. Nur in Wien gibt es – weltweit einzigartig – noch einige der ältesten Anlagen aus der Gründerzeit, die nach wie vor ihre Dienste verrichten. Zufall oder Notwendigkeit in einer Stadt, der nur zu gern ein Retroimage verpasst wird?

Die Vorgeschichte: Schon 1876 war im General Post Office in London ein Vorläufermodell dieses permanent laufenden Aufzugs errichtet worden, jedoch nur für die Beförderung von Paketen. 1883 war dann das Geburtsjahr des Personenpaternosters, der als "Cyclic Elevator" erneut in London in Betrieb ging. Zwei Jahre später fasste er auf dem europäischen Kontinent Fuß: Im Hamburger Geschäftshaus Dovenhof sorgte er für die Menschenzirkulation zwischen den Stockwerken.

Vorteil: Transportkapazität
Die Vorteile des Rundumaufzugs lagen auf der Hand: keine Wartezeiten, schnelle Verfügbarkeit, hohe Transportkapazitäten. Die für ein bis zwei Personen angelegten Fahrkörbe bewegten sich mit einer Geschwindigkeit von 0,2 Meter in der Sekunde und erreichten damit eine Beförderungsleistung von mehreren Tausend Personen pro Tag. Rasch verbreitete sich der Spezialaufzug in Europa, hier vor allem in Deutschland und Österreich. Als Bezeichnung setzte sich der Ausdruck Paternoster durch, abgeleitet vom katholischen Ritus des Rosenkranzbetens, als Fachausdruck etablierte sich Umlaufaufzug. Der Vertikalverkehr der Administration hatte sein adäquates Transportmedium gefunden. Real wie symbolisch, denn in der Welt der Angestellten repräsentierte der Paternoster den ununterbrochenen Arbeitsfleiß des aufstrebenden Bürgertums genauso wie die unaufhörliche Zirkulation von Akten, Personen oder ganz allgemein: von Kapital.

In Wien wurde erstmals kurz nach der Jahrhundertwende über die Einführung eines Paternosters diskutiert. Dieser sollte im neuerrichteten Gefangenenhaus installiert werden. Die Pläne zerschlugen sich, und der erste Paternoster der Stadt ging im Juli 1906 im Wiener Landesgericht für Strafsachen in Betrieb. Besonders deutlich wurde darauf hingewiesen, dass für die Sicherheit der Fahrgäste umfassend gesorgt sei: sowohl in technischer Hinsicht als auch durch die Kundmachung von genauen Benützungsvorschriften.

Gebrauchsanweisung
Die Verschriftlichung der Anleitung, verfasst in einer bürokratisch-umständlichen Sprache, war allerdings nicht unumstritten. Das Deutsche Volksblatt etwa ereiferte sich heftig über die penible Empfehlung zum richtigen Ein- und Aussteigen mithilfe von "messingenen Handgriffen bei gerader Körperhaltung und mäßig gebeugtem Arme". Auch, dass es hieß, es könne letztlich "nur eine Folge von Unaufmerksamkeit sein, wenn jemand das gewünschte Stockwerk nicht erreicht", sorgte für Empörung.

Es war das altehrwürdige Image des Gebäudes, seine untadelige Seriosität, die hier mit der Einführung einer technischen Innovation aufs Heftigste kollidierte. Dass sich die ersten Paternoster in Wien ausgerechnet in jenen Gebäuden etablieren sollten, in denen Gesetzesbrecher verkehrten, verführte natürlich zu ironischen Bemerkungen. Der neue Aufzugstyp bewährte sich. Der Paternoster avancierte zu einer "Sehenswürdigkeit für Wien". Technische Fachleute interessierten sich, selbst ausländische Staatsgäste wie der griechische Justizminister besichtigten ihn und äußerten sich anerkennend.

In den folgenden Jahren wurden rasch weitere Anlagen errichtet, in Amtsgebäuden, Banken und Versicherungen, vor allem aber im neuen Typus des mehrstöckigen Büro- und Geschäftshauses, dessen Errichtung um 1900 in Wien eine Blüte erlebte. Die Standorte konzentrierten sich im Wesentlichen auf die City bzw. deren Ausläufer: die Mariahilfer Straße.

Bei Stillstand: Protest
Innerhalb weniger Jahre war das neue Transportmittel fix in der Stadt verankert. So rasch gewöhnte man sich an ihn, dass bei längerem Stillstand lautstarker Protest ertönte. Als der Paternoster im Gerichtsgebäude in der Riemergasse ein halbes Jahr lang außer Betrieb war, empörte sich ein Zeitgenosse heftig: "Es geht aber doch nicht an, dass wir dies ruhig hinnehmen. Bei uns spielt jede Minute eine Rolle."

Die Modernität des Spezialaufzugs beruhte nicht zuletzt auf seinem unbestechlich einfachen Gebrauch ohne jegliche Zugangsbeschränkungen. Kein Aufpasser oder Wärter war vorhanden, keine Tür zu überwinden, keine Taste zu drücken. Die offenen Kabinen verhinderten unangenehme Beklemmungsgefühle, die langsame Bewegung war stets nachvollziehbar. Paternosterfahren stellte sich als emanzipatorischer Vorgang dar, frei von staatlicher Bevormundung. Im Geiste des Liberalismus setzte der Paternoster den selbstverantwortlichen Bürger voraus, der klar entscheiden konnte, welches Risiko er auf sich nahm.

Dieses positive Image behielt der Umlaufaufzug in der Folge bei. Gemeinsam mit dem klassischen Personenlift galt er auch in den Jahrzehnten der Zwischenkriegszeit als modernes metropolitanes Requisit. Doch wie sich stets aufs Neue zeigte, waren Funktionsweise und Gebrauch des Paternosters vielen doch nicht so vertraut wie erhofft. Unfälle kamen vor, leichte zwar, die mit Quetschungen und Knochenbrüchen endeten, sie zeigten jedoch deutlich, dass das Ein- und Aussteigen immer wieder Probleme verursachte.

Nichtsdestoweniger vertrauten auch die Architekten der Nachkriegsmoderne weiterhin auf den Stetigförderer. Man versuchte sogar zu steigern und errichtete ein Paternoster-Hochhaus. So war der 1955 fertiggestellte Ringturm der Wiener Städtischen Versicherung zwar nicht so hoch wie seine Vorbilder in Berlin oder Turin, sein aus 18 Kabinen bestehender Paternoster lief jedoch immerhin über acht Stockwerke.

Schärfere Vorschriften
Die Verschärfung der Sicherheitsvorschriften in den 1970er-Jahren bedeutete das Ende des Paternosters. Neue durften nicht mehr errichtet werden, die alten wurden genauestens überprüft und nur noch für Mitarbeiter der jeweiligen Institutionen zugänglich gemacht. Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit drang diese Entwicklung vor zehn Jahren im September 2007, als der Paternoster im Neuen Institutsgebäude (NIG) demontiert wurde. Generationen von Studierenden waren mit diesem, im Jahr 1962 von der Firma Sowitsch hergestellten Umlaufaufzug unterwegs gewesen. Immerhin konnten Teile davon für das Technische Museum in Wien erhalten werden. Und die Österreichische Mediathek hat einen knapp drei Minuten langen Film aus dem Jahr 1996 über den NIG-Paternoster, der im Internet abrufbar ist.

Längst haben sich bei Paternosterfans nostalgische Gefühle breitgemacht. Die Schriftsteller Heinrich Böll und Hans Erich Nossack verhalfen ihm früh zu literarischen Ehren und beschrieben das Knirschen und Knacken der Kabinen und ihr oft unheimlich wirkendes Hinübergleiten an den Wendepunkten. Angesichts des zunehmenden Verschwindens der alten Anlagen entstand eine begeisterte Community, die noch bestehende Anlagen verzeichnet und dokumentiert.

Auch in Wien wurde in Medien öfter auf das "Aussterben" des Paternosters hingewiesen und die unbedingte Erhaltungswürdigkeit dieser "bedrohten Aufzugsart" betont. Die bisherige "Paternostermetropole Wien" drohte ihren einzigartigen Ruf zu verlieren. Doch die enorm hohen Wartungs- und Reparaturkosten konnten und können immer weniger Betreiber aufbringen. Nur noch sieben Paternoster versehen derzeit in der Stadt ihren Dienst, vier davon aus der Zeit vor 1918. Der älteste im Haus der Industrie, der am leichtesten zugängliche im politischen Herz der Stadt, dem Wiener Rathaus. (Peter Payer, 10.9.2017)

Peter Payer, geb. 1962, ist Historiker, Stadtforscher und Kurator im Technischen Museum.
http://derstandard.at/2000063796231/Paternostersterben-Wiener-Vertikalverkehr
 

josef

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#15
Wie die Aufzüge Wien eroberten
Eine Art senkrecht bewegbare Couch im Schloss Schönbrunn - das ist vermutlich eine der ersten Aufzüge in Wiens gewesen. Ein aktuelles Buch erzählt, wie Fahrstühle die Stadt erobert - und damit verändert haben.
„Auf und Ab“ nennt Peter Payer seine Kulturgeschichte des Personenaufzugs in Wien. Auf 200 schön bebilderten Seiten breitet der Stadtforscher die Historie des vertikalen Transportmittels in der Bundeshauptstadt aus, beschreibt Anfänge und Ausbreitung, Technik und Design sowie soziale und alltagskulturelle Folgen jener Kabinen, dank derer sich plötzlich ein Stockwerk genauso mühelos bezwingen ließ wie zehn Geschoße.


ORF
Ein Lift aus 1913 der Wiener Firma Füglister - noch mit Sitzbank

Couch statt Stiegen im Schloss Schönbrunn
Erste Konstruktionen zur Vermeidung des mühseligen Stiegensteigens gab es schon im Barock. Maria Theresia ließ etwa 1772 im Westflügel von Schloss Schönbrunn eine per Hand betriebene Hebevorrichtung, eine Art senkrecht bewegbare Couch, einbauen. Der motorisierte Lift trat in den 1850er-Jahren von den USA aus seinen Siegeszug an.

In Wien wurde das erste moderne Exemplar - nicht allzu überraschend - an einer repräsentativen Adresse errichtet. Baron Johann von Liebig ließ ihn 1869 in sein Palais in der Wipplingerstraße einbauen, er funktionierte hydraulisch und konnte zwei Fahrgäste befördern.

Durchbruch um die Jahrhundertwende
War dies noch ein rein privater Luxus, wurde der erste öffentlich benutzbare Aufzug ein Jahr später zum Medienstar. Zeitungen berichteten begeistert von der am 10. Mai 1870 im Grand Hotel am Kärntner Ring eingeweihten Novität: „Wer nicht steigen will, wird in einem allerliebsten kleinen Gemach ‚hinaufgewunden‘.“ 55 Sekunden dauerte die Fahrt in den vierten Stock.


ORF
Zum Beispiel im Rathaus gibt es noch einen Paternoster

Die Weltausstellung 1873 sorgte für einen ordentlichen Schub in Sachen Liftbau. Nicht nur eine Reihe von Hotels wurden damit ausgestattet, auch am Ausstellungsgelände selbst war das spektakuläre Verkehrsmittel eine Attraktion. Um die Jahrhundertwende feierte der Aufzug schließlich seinen Durchbruch. 1900 waren in Wien 412 Personenlifte erfasst, 1913 waren es schon 2.586. Dazu kamen noch 7.046 Lastenaufzüge.

Durch die verhältnismäßig lange Verweildauer in der Kabine war diese fast wie ein kleiner Salon ausgestattet - Teppich, gepolstertes Sofa, getäfelte Wände, formschöne Beleuchtungskörper und geschliffene Spiegel inklusive.

Oberste Stockwerke einst billige Bleiben
Die Bezwingung der Vertikale änderte auch das Stadtgefüge. Einerseits konnten - was wegen des massiven Bevölkerungswachstums auch nötig war - bedenkenlos höhere Wohnhäuser gebaut werden. Andererseits änderte sich die soziale Hierarchie in den Gebäuden selbst. Denn waren die obersten Stockwerke früher billige Bleiben für Dienstboten und arme Leute, wurden sie dank bequemer Erreichbarkeit und besserer Licht- und Luftverhältnisse zu begehrten Wohnlagen der Begüterten. Das Penthouse war erfunden.

Mühselig konnte die Liftbenutzung trotzdem sein. Denn in vielen Häusern waren die Bewohner vom Hausmeister abhängig, der gleichzeitig als Aufzugswärter diente und als solcher die Kabine steuerte. Nicht nur, dass pro Fahrt eine Extra-Entlohnung anfiel, war der Herr über den Aufzug oftmals nicht auf seinem Posten oder nicht einsatzfähig, weil beispielsweise betrunken.

Technische Weiterentwicklungen machten den Liftwart dank Druckknopfsteuerung allerdings bald obsolet. Das erleichterte bestimmten Gruppen ihren Berufsalltag erheblich - etwa den Postbediensteten, die damals Briefe persönlich an die Wohnungstür brachten und in manchen Stadtteilen bis zu sieben Mal täglich zustellten.

Donauturmlifte lange die schnellsten Europas
Eine sanftere Ansteuerung der Stockwerke ließen anfängliche Berichte über die „Aufzugskrankheit“ - vergleichbar mit der Seekrankheit - wieder in Vergessenheit geraten, bessere Sicherheitsvorkehrungen und strengere Vorschriften verringerten die Zahl der Unfälle und damit auch die Bedenken der Bevölkerung sukzessive.

Der langjährige Speed-Rekordhalter war allerdings in einem Wahrzeichen untergebracht. Die beiden Expresslifte im 1964 eröffneten Donauturm waren mit ihren 22 km/h die schnellsten in ganz Europa. In 24 Sekunden konnten die Besucher die 151 Meter lange Distanz bis zur Aussichtsplattform zurücklegen. Zum Vergleich: Ein herkömmlicher Wohnungsfahrstuhl kommt auf 3,6 km/h.

Heute 29 Lifte allein im DC Tower
Heute wären in vielen modernen Türmen Fortbewegung und Logistik ohne Aufzug gar nicht mehr bewältigbar. Im höchsten Haus Österreichs, dem 250 Meter hohen DC Tower 1, verkehren allein 29 Exemplare. Sie sind auch die flottesten des Landes und brausen mit 29 km/h auf- und abwärts.

Weltweit gibt es derzeit rund 13 Millionen Aufzüge - davon rund 44.000 (inklusive Rolltreppen) in Wien. Davon wiederum sind 250 inzwischen älter als 100 Jahre und geben somit noch einen ungefähren Eindruck von den aufregenden Anfangszeiten des motorisierten Vertikalverkehrs.
Links:

Buchhinweis
„Auf und Ab. Eine Kulturgeschichte des Aufzugs in Wien“ von Peter Payer, erschienen im Brandstätter Verlag

Die beiden Weltkriege bremsten die Aufzugsbranche - Payer widmet den Wiener Herstellern einen eigenen Abschnitt - deutlich. In Schwung kam sie erst wieder in den 1950er-Jahren, als man endlich auch in Wien anfing, Hochhäuser zu bauen. Vielgeschoßige Büro-, Wohn- und Geschäftsgebäude wurden immer häufiger standardmäßig mit Liften ausgestattet, die immer schneller fuhren.


ORF
Das Buch schildert auch die alltagskulturellen Flogen des Aufzugs

Publiziert am 17.03.2018
http://wien.orf.at/news/stories/2901650/
 
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#16
Wer braucht einen Paternoster-Lift?

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Fliesen und Paternoster suchen neues Heim
Am Alsergrund wird in den nächsten Jahren ein neuer MedUni-Campus errichtet. Vor den Abrissarbeiten werden die bestehenden Gebäude quasi ausgeweidet. Zu haben sind etwa Wendeltreppen, Fliesen und ein Paternoster-Lift.
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Im Herbst 2020 beginnen die Bauarbeiten für den künftigen MedUni-Campus Mariannengasse, auf dem Areal des ehemaligen Wien-Energie-Zentrums. Teile des bestehenden Gebäudekomplexes werden dafür abgerissen, etwa eine Hochgarage in der Rummelhardtgasse und ein Gebäude an der Spitalgasse. Bevor die Abrissbagger anrollen, soll für möglichst viele Gegenstände und Bauteile noch eine neue Verwendung gefunden werden.


Harald Jahn
Drei dieser Wendeltreppen sind zu haben

Die Medizinische Universität und die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) beauftragten dafür die darauf spezialisierte Firma Baukarussell. „Wir erwarten und einen deutlichen ökonomischen und ökologischen Mehrwert gegenüber dem konventionellen Ablauf von Abbruch und Entsorgung“, erklärte BIG-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss in einer Aussendung. „Als medizinische Leitinstitution“ sei „die Rücksichtnahme auf ökologische und gesundheitliche Aspekte“ ein besonderes Anliegen, so MedUni-Vizerektor Volkan Talazoglu.

Flügeltüren und Kinosessel
In einem Online-Katalog können nun alle verfügbaren Gegenstände und Bauteile angesehen werden: Zu haben sind beispielsweise hundert Quadratmeter Eichenparkett, mehrere Wendeltreppen, gepolsterte Holz-Flügeltüren, ein Großküchen-Geschirrspüler und Vintage-Kinosessel – aber auch kleine Dinge wie Lichtschalter, Lampen und diverse Schilder. Nicht im Katalog zu sehen, aber grundsätzlich auch verfügbar, ist ein Paternoster-Lift.


Harald Jahn
Die Bodenfliesen stammen aus der Gründerzeit

„Der Bogen ist weit gespannt“, sagte Baukarussell-Projektleiter Markus Meissner im Interview mit Radio Wien. „Was wir nicht behandeln, sind jene Massenstoffe, die im maschinellen Abbruch behandelt werden – also Betonbruch und Ziegelbruch.“ Die Zielgruppe seien beispielsweise Baumeister, Architektinnen und Altholzverwerten. Die Objekte können auch direkt in den Gebäuden in Wien-Alsergrund besichtigt werden. Wer will, kann sie auch selbst ausbauen und bekommt sie damit billiger.

Weiterverwendung ökologischer als Verwertung
Dass Gebäude vor einem Abriss ausgeräumt und der Inhalt verwertet werde, sei nichts Ungewöhnliches und sogar gesetzlich vorgeschrieben, erklärte Meissner. Als Vorbereitung auf einen Abbruch sei etwas eine Entfernung von Holzböden wichtig, um möglichst reinen Betonbruch für eine Wiederverwertung zu haben.

Das Ziel von Baukarussell sei jedoch, das die Dinge nicht nur wiederverwertet, sondern tatsächlich weiterverwendet werden: „Ich kann aus einem Fenster Altglas und Altholz herstellen. Das passiert normalerweise. Was wir versuchen, ist, dass wir tatsächlich das Fenster erhalten und weitergeben“, schilderte der Projektleiter. Das sei ökologisch und auch ökonomisch sinnvoller.


Harald Jahn
Dieser Großküchen-Geschirrspüler soll weiterverwendet werden

Daneben gibt es auch eine soziale Komponente: Bei den Mitarbeitern setzt man auf ehemalige Langzeitarbeitslose, über eine Kooperation mit sozialökonomischen Betrieben der Caritas und der Volkshochschulen.
06.12.2019, red, wien.ORF.at

Links:
Fliesen und Paternoster suchen neues Heim
 

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#18
Der letzte Paternoster Kärntens

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Früher gehörten sie zum Alltag in Bürogebäuden, heute sind sie technische Raritäten – die Paternoster. Lifte ohne Türen, die ständig in Bewegung sind. Der Paternoster im KELAG-Gebäude in Klagenfurt ist 50 Jahre alt und noch in Betrieb.
Online seit heute, 7.28 Uhr
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Der Personenlift mit 18 Kabinen ohne Türen ist einer der letzten in Österreich, in Kärnten heutzutage der einzige. Ein seltenes Stück Technikgeschichte, die läuft und läuft und läuft. Auf der einen Seite fahren die Kabinen hinauf, auf der anderen hinunter.

Was aber passiert, wenn man im neunten Stock vergisst, auszusteigen? Martin Krendlesberger ist Teamleiter bei der KELAG und für die Haustechnik zuständig: „Man kann normal rundherumfahren, man steht nicht Kopf. Man wird quer verschoben und fährt weiter. Im ersten Moment ist man kurz überrascht, weil es dunkler wird, aber die Weiterfahrt ist problemlos.“ Leuchtschilder weisen Benutzer auch darauf hin, dass die Weiterfahrt über das letzte Stockwerk hinaus ungefährlich ist.

Fotostrecke mit 6 Bildern
ORF/Peter Matha
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Der Paternoster hat sich gehalten, obwohl es auch zwei moderne Aufzüge beim Haupteingang gibt, so Krendlesberger. Auf kürzere Distanzen sei man schneller und es gebe keine Wartezeiten. Der Name Paternoster kommt vom Rosenkranzbeten. Etwas flott muss man sein, wenn man in eine der Kabinen einsteigt oder wieder aussteigt. 30 Zentimeter pro Sekunde ist er schnell, oder langsam, je nachdem. Was Ende der 1960er Jahre Stand der Technik war, ähnlich wie bei Skifahren ein Schlepplift, wirkt heute etwas fremd, so Krendlesberger: „Das würde aus sicherheitstechnischen Argumenten nicht mehr genehmigt werden.“

Kaum Unfälle in vielen Jahren
Es ist ein Stück Entschleunigung, passend zur Coronavirus-Zeit, in der auch viele KELAG-Mitarbeiter im Homeoffice sind ist das gemeinsam Fahren tabu, so Krendlesberger. Aufgrund der Abstandsregeln haben wir es auf eine Person reduziert. Der Paternoster läuft zwölf Stunden pro Tag. Er werde gewartet und manche Teile ausgestauscht, sonst sei er original, so Krendlesberger. Man mache Sichtkontrollen, einmal im Jahr komme auch ein Fachunternehmen für die externe Kontrolle. Aufhängungen der Kabinen, Gleitschienen und Tragketten werden nach Bedarf erneuert.

Ein Museumsstück also, bei dessen Betrieb es fast keine Unfälle gab: „Wenn man versucht, mit dem Kinderwagen einzusteigen und nicht mehr selbst nachsteigen kann, dann wird es schwierig. Das ist einmal passiert, der Paternoster ist stecken geblieben, das Wagerl konnte geborgen werden.“ Vielleicht kommt das Denkmalamt auf die Idee, diesen Paternoster als einen von etwa acht in Österreich unter Schutz zu stellen. Krendlesberger lacht und meinte, das sei zwar nicht zu erwarten, es sei aber ein schöner Gedanke.

Ölen und warten
In den beiden Kelleretagen und im 10. Stock, wo die Paternosterkabinen umgelenkt werden, müssen Wartungsarbeiten erfolgen. Haustechniker Michael Michenthaler kennt das Gerät genau. Die große Kette führt bis in den Keller, sie muss geölt und auf Schäden geprüft werden. Es gebe Fettpunkte, die man nachdrehen müsse und mit Fett füllen. Pflege brauche der Paternoster dennoch relativ wenig, man warte zwei halbe Tag pro Jahr.

KELAG-Vorstand Manfred Freitag fährt selbst gerne mit dem Paternoster, das sei so etwas wie Entschleunigung, sagt er. Er verwende beide Lifte, man merke aber, wie wertvoll der Paternoster sei. Vor allem dann, wenn er stehe, denn er sei in der Lage auf neun Stockwerken viel zu bewegen. „Er ist auf dem technischen Stand, den sich die Behörden vorstellen. Der Brandschutz war die größte Herausforderung, weil der Paternoster zwei getrennte horizontale Brandabschnitte durchfährt.“

„Simple alte Technik“
Gibt es die Gefahr, beim Ein- und Aussteigen eingeklemmt zu werden? Haustechniker Michael Michenthaler sagte, es gebe eine Klappe, die ausgelöst werde und einen Kurzschluss und damit einen Stopp verursache, wenn man zum Beispiel versuchen würde, mit einer Leiter einzusteigen. Es gebe keine Elektronik, sondern nur simple, alte Technik. Daher könne fast nichts kaputt gehen.

Teamleiter Martin Krendlesberger sagte, ein weiterer moderner Lift würde zwar die Kapazität steigern, aber es sei auch ein Zeichen der Nachhaltigkeit. Denn der Paternoster wurde mit dem Gebäude vor 50 Jahren gebaut und aus historischen Gründe hält man daran fest.
11.05.2020, red, kaernten.ORF.at
Der letzte Paternoster Kärntens
 

Geist

Worte im Dunkel
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#20
Witzig, dass zwar schon im oben verlinkten Artikel von Dezember 2019 vom Paternoster die Rede war, in diesem aktuellen Artikel aber von einer "Entdeckung" die Rede ist.

Hundert Jahre alter Paternoster entdeckt

Am Alsergrund, wo der neue MedUni Campus entstehen soll, hat ein Aufzugsammler in einem alten Gebäude eine besondere Entdeckung gemacht: ein Paternoster aus dem Jahr 1914. Er soll zumindest teilweise für die Nachwelt erhalten bleiben.

Der mehr als hundert Jahre alte Paternoster wurde hinter dünnen Holzplatten entdeckt. Für den Wiener Aufzugsammler Christian Tauss war es wie ein verborgener Schatz. „Bei diesen Aufzugsrettungsaktionen ist immer viel Spurensuche dabei. Und da war so das Indiz: Ok hier muss eine Verkleidung nachträglich erfolgt sein“, sagte Tauss im Gespräch mit „Wien heute“.

Der Tipp, dass der Aufzug älter als gedacht ist, kam von Roman Borszki vom Baukarussell. Ihm war im Antriebsraum ein Schild aufgefallen. „Es ist zwar ein sehr kleiner Hinweis, aber dann doch irgendwann sichtbar. Und das Schild sagt eben 1914 erbaut und das ist dann doppelt spannend, wenn man nicht nur altes Holz findet, sondern eben etwas eigentlich Historisches“, sagte Borszki.

Drei Paternosterkabinen abgeholt

Organisiert wurde die Abholung der drei Paternosterkabinen durch das Start-up Baukarussell, das den Rückbau des Gebäudes organisiert. Vom Parkettboden bis zum Stiegengeländer soll alles wiederverwertet werden. „Da geht es darum, dass wir die Gebäude, so wie wir sie haben, als eine Rohstoffmine verstehen“, sagte Markus Meissner vom Baukarussell.

Gerade in alten Gebäuden würden sich auch immer wieder Raritäten finden. Diese werden dann im Internet auf der Baukarussell-Homepage verkauft. So wie auch die restlichen Teile des Paternosters, die Tauss nicht abgeholt hat.
Der Sammler hat für seine Paternosterkabinen schon einen besonderen Plan: Er möchte das erste Wiener Aufzugscafe eröffnen. Kaffee trinken in alten Kabinen und ein Stück Wien von anno dazumal erleben. Denn Tauss sammelt schon länger. Mehr als 15 alte Aufzugskabinen hat er bisher zusammengetragen.

red, wien.ORF.at
Im Originalartikel eingebettetes Video -> Hundert Jahre alter Paternoster entdeckt - Wien heute vom 16.05.2020 um 19:00 Uhr

Quelle: Hundert Jahre alter Paternoster entdeckt
 
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