Neue Anlage bei Wiener Neustadt spürt Atomtests in aller Welt auf

josef

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#1
Bericht im ORF-NÖ.:

Testanlage spürt Atomtests in aller Welt auf
Am Trafelberg (Bezirk Wr. Neustadt) gibt es eine neue Forschungsanlage, die illegale Atomtests in aller Welt aufspüren soll. Mit dem Messinstrument können Infraschallwellen registriert werden, die bei Atomexplosionen entstehen.

Kontrolle des Nuklearverbots
Im Jahr 1996 ist das umfassende Verbot von Nuklearversuchen beschlossen worden. Seitdem sind Atomtests zu Lande, zu Wasser, in der Luft im Weltall und unterirdisch verboten. Eine in Wien sitzende internationale Organisation kontrolliert die Einhaltung des Verbots, unter anderem mit Infraschall-Messstationen, die rund um den Globus verteilt sind. Allerdings sei die Messmethode ungenau - da Infraschallwellen nicht nur bei Atomexplosionen sondern auch etwa bei Vulkanausbrüchen und Raketenstarts ausgelöst werden.

Durch die neue fußballfeldgroße Anlage in der Forschungsstation beim Conrad Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Trafelberg soll die Messmethode verfeinert werden. Die Wissenschafter suchen neue Methoden, um Störgeräusche herauszufiltern und so illegale Atomtests mit möglichst hundertprozentiger Sicherheit nachweisen zu können.
Quelle: http://noe.orf.at/stories/447251/

Über das "Conrad Observatorium":
Das Conrad Observatorium ist nach dem berühmten Seismologen und Klimatologen Prof.Dr. Victor Conrad (1876 - 1962) benannt, der an der k.k. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) viele Jahre beschäftigt war. Das Observatorium befindet sich ca. 50 km südwestlich von Wien in einem Naturschutzgebiet der Bundesforste auf dem "Trafelberg" in Niederösterreich auf einer Seehöhe von ca. 1000 m. Die Abgeschiedenheit des Standortes eignet sich für spezielle Untersuchungen und Langzeitbeobachtungen der Umwelt - Forschungsvorhaben, die in Zukunft im zunehmenden Maße an Bedeutung gewinnen werden.

Es handelt sich bei dieser Forschungseinrichtung um das einzige Observatorium dieser Art in der Alpenregion. Der Standort zeichnet sich durch extrem niedrige Bodenunruhe, die industriell oder natürlichen Ursprungs sein kann, aus. Dazu trägt auch der Umstand bei, dass sich das Observatorium gänzlich unter Tage befindet, wo Störungen dieser Art nochmals reduziert werden. Die über das Jahr fast konstante Temperatur im Messstollen und den Bohrlöchern des Observatoriums trägt ihrerseits zur hohen Qualität der Messungen bei. Da die Forschungsanlage ohne Ventilation auskommt, gibt es auch keine damit verbundenen lokalen Erschütterungen, die die Messungen nachteilig beeinflussen würden. Das Observatorium ist mit einer eigenen Stromversorgung ausgerüstet und mit Datenleitungen mit der Hauptabteilung Geophysik an der ZAMG in Wien verbunden. Mit einem Fernüberwachungssystem können alle Instrumente, Stromversorgung, Temperatur etc. kontrolliert und geregelt werden.

Zu den verschiedenenen geophysikalischen Disziplinen, die am Observatorium realisiert werden können, zählt unter anderem die Seismologie. Seismologische Beobachtungen geringer Bodenbewegungen hängen sehr stark von der Qualität der Messgeräte ab, und deshalb kommt dem Vergleich verschiedener Messanlagen heute eine große Bedeutung zu. Das Observatorium dient daher derzeit zur

- Beobachtung der weltweiten Seismizität
- Erfassung von Atomtests
- Kalibrierung von Seismometern
- Entwicklung und Test neuer Messsysteme, und
- zum Vergleich verschiedener Messinstrumente

unter kontrollierten Bedingungen. Insbesondere der letzte Punkt ist für Langzeitbeobachtungen der Erdkruste äußerst wichtig, da solche Messreihen extrem zuverlässige Messerfassungssysteme während der gesamten Beobachtungszeit erfordern. Zusätzlich können die Bodenbewegungen in Bohrlöchern und auf verschiedenen Messsockeln registriert und verglichen werden, womit Systeme verbessert werden können. Durch die on-line Anbindung mit anderen Institutionen können international Entwicklungsarbeiten durchgeführt werden. Die CTBTO - Comprehensive Test Ban Treaty Organization in Wien - verwendet bereits das Observatorium für Tests und Experimente als auch für die Ausbildung der Stationsbetreuer des "International Monitoring System" (IMS) in Verbindung mit der "Global Communication Infrastructure" (GCI System). Eine weitere geophysikalische Disziplin stellt die Gravimetrie dar. Veränderungen des Schwerefeldes der Erde durch Gezeitenkräfte und geodynamische Prozesse können mit hochgenauen Messgeräten erfasst werden. Eines dieser Geräte - ein supraleitendes Gravimeter GWR C025, von dem weltweit nur 20 existieren - wird von der Hauptabteilung Geophysik gemeinsam mit dem Institut für Meteorologie und Geophysik der Universität Wien für diese Zwecke genutzt. Für das Jahr 2006 ist vorgesehen, diese hochempfindliche Anlage von Wien zum Conrad-Observatorium zu verlegen. Die derzeitigen Messergebnisse werden bereits im "Global Geodynamical Project" (GGP) genutzt. Zusätzlich werden auch meteorologische Einflüsse, wie Regenwolken, Bodenfeuchtigkeit und Höhenänderungen erfasst.

Das derzeitige Observatorium umfasst einen 150 m langen Messstollen, der mit mehreren Sockeln ausgerüstet ist, vier Bohrlöcher, von denen drei 100 m tief sind und ein 50 m-tiefes Bohrloch, sowie Laborräume, ein Büro, Küche, WC und einen Waschraum. Ein VSAT- System dient zur Datenübermittlung via Satellit zum International Data Centre (IDC) der CTBTO, und ein GPS-System sorgt für eine genaue Zeiterfassung.

Der dritte Teil des Conrad Observatoriums - eine Einrichtung, die der Erfassung des erdmagnetischen Feldes sowie dessen Erforschung und der Messgerätentwicklung dient - befindet sich derzeit im Endstadium der Planung. Auch können damit in Zukunft Änderungen des Erdmagnetfelds vor und nach einem Erdbeben geprüft werden. Seit das Studium der Biosphäre immer mehr an Interesse gewinnt, sind auch statische und zeitlich variable Änderungen des Magnetfeldes von großer Bedeutung, die Aufschluss über die physikalischen Vorgänge in der hohen Atmosphäre geben. Die Erfassung des Sonnenwinds und von Sonneneruptionen (Protuberanzen) ist ebenfalls von größtem Interesse, da diese Ereignisse die Telekommunikation, Navigationssysteme, Stromversorgungseinrichtungen und Sicherheitssysteme beeinflussen.
Durch die Kombination seismischer, gravimetrischer und geomagnetischer Beobachtungen stellt das Conrad Observatorium bei Wien ein einzigartiges Laboratorium für nationale und internationale Forschungsvorhaben in Österreich dar.

Um die Erfassung der Messreihen nicht zu stören, ist das Observatorium nicht öffentlich zugänglich.

Presseaussendung anlässlich der Eröffnung am 23.Mai 2002

Quelle (Text und Fotos): http://www.zamg.ac.at/conrad_observatorium/




 

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josef

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#2
Trafelberg: Messungen über tausende Kilometer
Der Auslöser für die atomare Katastrophe in Japan war ein Erdbeben am Freitag. Dieses Beben wurde auch von der hochsensiblen Messstation am Trafelberg bei Pernitz (Bezirk Wr. Neustadt) regisitriert.
Das große Beben mit den fatalen Auswirkungen in Japan war das viertstärkste Erdbeben seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1905. Und es hat auch die Erde in Österreich zum Zittern gebracht. Allerdings haben das Menschen hierzulande nicht gespürt.

Eine hochsensible Messstation mitten im Wald am sogenannten Trafelberg bei Pernitz hat das Beben registriert. In einem Stollen, der einige Meter unter die Erdoberfläche führt, wird der Puls der Erde gemessen. Aktuell werden einige Beben aufgezeichnet. „Es wurde gerade wieder ein Nachbeben in Japan aufgezeichnet, mit einer Magnitude von cirka sechs.“, sagt Rudolf Steiner von der ZAMG.

15 Mess-Stationen in ganz Österreich
Die Erdbebenmessstation am Trafelberg bei Pernitz ist eine von 15 Stationen in ganz Österreich. Sie registriert weltweit Beben ab der Stärke 4. Statistisch gesehen könnte man sagen, dass es in Österreich cirka 30 Beben im Jahr gibt, die von Menschen gespürt werden. Messtechnisch zeichnen wir weit mehr als 1.000 Beben auf, die als echte Beben klassifiziert sind und keine Sprengungen sind. Am Trafelberg können auch Atomexplosionen registriert werden, die Explosionen in den Reaktoren von Fukushima haben die Mess-Sensoren allerdings nicht aufgezeichnet, da es sich um keine nukleare sondern um eine chemische Explosionen gehandelt hat.

Die Erde ist in Unruhe
Die Erschütterung wird etwa zwölf Minuten, nachdem die Erde in Japan gebebt hat, in NÖ am Trafelberg registriert. Das große Beben in Japan wurde auch hier registriert. „Hier steht eines der wichtigsten Seisometer des österreichischen Erdbebendienstes. Und hier hat eine Bodenbewegung von fast drei Millimeter pro Sekunde stattgefunden.“, sagt Roman Leonhardt, Leiter des Conrad Observatoriums an der ZAMG. Generell ist die Erde momentan in Unruhe. Denn laut den Seismologen werde man Nachbeben noch über Monate oder sogar Jahre spüren. „Wir versuchen unsere Geräte möglichst gut abzuschirmen. Das ist auch der Grund warum wir hier am Trafelberg sind, hier gibt es nämlich keine Störbelastung, keine menschengemachte Störung, kaum Autoverkehr, sehr wenig Eisenbahnverkehr, keine künstliche Belastung.“
Quelle: http://noe.orf.at/stories/504551/
 
L

lightxx

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#3
hm. das ist ja ein zufall.

hab das conrad observatorum beim enduro-fahren im wald gefunden.

ist auf 47.927036, 15.858154. in bing maps schön zu sehen.

allerdings sind die leute dort alle ein wenig unentspannt :pueh:
 

Soundy

† (17. Juli 2020)
#4
Conrad Observatorium: Stollenanlage für geomagnetische Forschung

Conrad Observatorium: Stollenanlage für geomagnetische Forschung

Rund 8,5 Millionen Euro kostete der Bau am Trafelberg, den die Bundesimmobiliengesellschaft an die ZAMG vermietet.

Neues Betriebsgebäude für Geomagnetik der ZAMG

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat vor kurzem am Trafelberg nahe Muggendorf (NÖ) ihre neue geomagnetische Forschungsanlage am Conrad Obervatorium in Teilbetrieb genommen. Der Forschungskomplex besteht aus einem vorgelagerten Gebäude, in dem das Hauptlabor und die Arbeits- und Aufenthaltsräume der Wissenschaftler untergebracht sind sowie aus einem Stollensystem mit einer Fläche von rund 2500 Quadratmetern, das in einer Tiefe von 50 Metern in den Berg getrieben wurde. Der Hauptstollen verfügt über eine Länge von 400 Metern, hinzu kommen vier kürzere Querstollen, die nach Osten und Westen abzweigen. Zwei weitere Tiefenbohrungen wurden von der Tunnelsohle aus 100 beziehungsweise 200 Meter senkrecht in den Berg getrieben.

Forschungen mit Praxisbezug


Das Stollensystem beherbergt die unterschiedlichsten Sensoren und Messgeräte, die geringste Schwankungen des elektromagnetischen Feldes der Erde registrieren. Die dabei gewonnenen Daten haben nicht nur einen wissenschaftlichen Wert - etwa für die Untersuchungen der Auswirkungen von Sonnenstürmen auf das Magnetfeld der Erde, die Klimaforschung oder die historische Rekonstruktion von Magnetfeldveränderungen, sondern auch ganz praktische: Erdölunternehmen greifen etwa bei Zielbohrungen darauf zurück, sie werden für die Satellitenausrichtung genutzt oder für die Kalibrierung von GPS-Signalen. "Da der magnetische Pol einer ständigen Änderung unterworfen ist, entsteht eine Divergenz zwischen geografischem Ort und magnetischem Pol. Diese Divergenz hat Auswirkungen auf genaue Ortsberechnungen" erklärt Roman Leonhardt, Leiter des Conrad-Observatoriums, den Hintergrund.

Wer in den Genuss einer Führung durch Leonhardt kommt, erfährt auch sonst so Einiges über das spannende Feld der Geomagnetik. Etwa, dass starke Schwankungen des Magnetfeldes der Erde zu großflächigen Stromausfällen führen können - so geschehen in Kanada im Jahre 1989 -, dass sich das irdische Magnetfeld über Tausende von Jahren schleichend umpolt und dass dies gravierende Auswirkungen auf Lebewesen haben kann, die sich mit einem Magnetsinn orientieren.

Strenge Vorgaben

Um eine Verfälschung der Messdaten durch natürliche und künstliche elektromagnetische Störfelder auszuschließen, mussten strenge Vorgaben erfüllt werden. Dazu gehört etwa die Temperaturkonstanz, die in den Stollen kontinuierlich sechs Grad beträgt, die ausschließliche Verwendung von nicht-magnetischen Baustoffen wie Aluminium, Kunststoff oder Holz und ein entlegender Standort, der frei von Bodenerschütterungen ist. "Rund dreieinhalb Jahre hat das Bauvorhaben in Anspruch genommen", berichtet Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft BIG, die für Bau und Vermietung an die ZAMG verantwortlich zeichnet.

Die Baukosten beziffert er mit rund 8,5 Mio. Euro. Forschungsleiter Leonhardt gibt sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden: "Die Anlage ist wirklich einmalig. Mir fällt kein anderes Forschungszentrum der Geomagnetik ein, das auf diesem hohen technologischen Stand ist."

Noch im Laufe dieses Jahres soll die Anlage in Vollbetrieb gehen, die offizielle Eröffnung ist für den Spätherbst geplant. (red)

28.02.2014 | 13:23 | (DiePresse.com)

Quelle und Bilder der Anlage: http://immobilien.diepresse.com/home/gebaeude/1568902/index?from=gl.home_karrierenews

Soundy
 

josef

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#5
Geomagnetisches Forschungszentrum eröffnet

Magnetfeld wird in NÖ erforscht

In Muggendorf (Bezirk Wiener Neustadt) ist eines der modernsten geomagnetischen Forschungszentren der Welt eröffnet worden. Großteils unterirdisch werden dort das Magnetfeld der Erde und seine Auswirkungen auf uns untersucht.

In einem etwa einen Kilometer langen unterirdischen Stollen wird das Magnetfeld künftig erforscht. Die neue Forschungsstätte ist Teil des Conrad-Observatoriums, in dem die ZAMG bereits seit Jahren Erdbebenforschung betreibt. Das Forschungszentrum liegt auf 1.087 Metern Seehöhe am Trafelberg. Der Trafelberg besteht aus dem unmagnetischen Kalkstein. Diese Tatsache und die konstante Temperatur von sieben Grad Celsius bieten beste Forschungsbedingungen, so die Experten. Das ist also ideal, um das Magnetfeld der Erde zu erkunden.

„Keine von Menschen gemachte Störung“
Laut dem Leiter des Conrad Observatoriums Roman Leonhardt ist die Geologie in Niederösterreich für die Messsysteme hervorragend geeignet. „Und wir haben hier keine von Menschen gemachte Störung. Wir haben keinen Handymasten, keine elektrifizierte Eisenbahn. Wir messen wirklich einfach nur die Erde“, so Leonhardt.

Das Erd-Magnetfeld, das am Trafelberg erforscht wird, verändert sich. Das beeinflusst auch Navigationssysteme oder die Luftfahrt, sagt der Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), Michael Staudinger. „Man kann dann Vorhersagen machen, was passiert wenn man einen Sonnensturm beobachtet und wenn diese Teile dann einen knappen Tag später in die Erdatmosphäre eindringen - und dann entweder starke Störungen bewirken oder nicht“. Die Erkenntnisse des neuen Observatoriums werden dann auch in der internationalen Forschung verwendet.
Text- u. Bildquelle: http://noe.orf.at/news/stories/2648510/
 

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#6
Stollenanlage Trafelberg bei Muggendorf, NÖ.:


Forschung im Millionstel-Millimeter-Bereich

Im Conrad Observatorium auf dem Trafelberg bei Muggendorf (Bezirk Wiener Neustadt) ist seit zehn Jahren das hochpräzise Gravimeter im Einsatz. Weltweit gibt es nur 30 solche Instrumente, die die Erdanziehungskraft messen.
Die Erdanziehungskraft ändert sich ständig, wenn auch in kleinsten Größenordnungen. „Je genauer diese Veränderungen gemessen werden können, da spricht man von Millionstel-Millimeter, desto besser können wir die verschiedenen Vorgänge auf der Erde verstehen“, erklärt der Leiter des Conrad Observatoriums, Roman Leonhardt.


ZAMG
Das Gravimeter im Conrad Observatorium

Das Observatorium mit dem Gravimeter dient unter anderem der Messung und Erforschung von Erdbeben, Erdschwere, Erdmasse, Magnetfeld, geodätischen Parametern, atmosphärischen Wellen und meteorologischen Daten. Die praktischen Anwendungen der Forschungsergebnisse mit dem Gravimeter betreffen unter anderem Verschiebungungen der Erdkruste, das Beobachten des Schmelzens der Gletscher oder Probleme des Vermessungs- und Navigationswesens.

Österreich hebt sich um bis zu einen halben Meter
Das Kraftfeld zwischen Erde und Mond bewirkt bekanntlich Ebbe und Flut. Die Landmassen bewegen sich dadurch mit. In Österreich hebt und senkt sich die Erdmasse in den Gezeiten um bis zu 50 Zentimeter. Messungen mit dem Gravimeter sind auch für die Vermessung und die Navigationssysteme von Nutzen.

In Deutschland orientiert sich beispielsweise die Null-Meter-Höhe, auch „Normalnull“ genannt, am Durchschnittspegel des Meeres bei Amsterdam, in Österreich am Meeresspiegel bei Triest. Der Unterschied sind 34 Zentimeter. Das Gravimeter liefert den Anwendern von Präzisions-Navigationssystemen wichtige zusätzliche Informationen für den Ausgleich.


ZAMG
Messung im Conrad Observatorium

„Wir sehen an den Messungen sogar, wenn Regenfronten durchziehen und für kurze Zeit die Erdschwere etwas geringer wird, weil die Masse der Wolken der Erdanziehungskraft entgegenwirkt. Regnet es, dann verlagern sich die tausenden Liter Wasser aus der Wolke in die Erde und die Erdanziehungskraft nimmt zu. Damit können Änderungen im Grundwasserspiegel und auch Grundwasseransammlungen in Karstsystemen gefunden und untersucht werden“, führt Leonhardt weiter aus.

So ist auch die Gletscherschmelze messbar. „Denn beim Schmelzen des Eises kommt es ebenfalls zu einer messbaren Umverteilung von Masse, wenn das vorher feste Eis als Wasser in die Meere fließt. Außerdem beginnt sich die Erdkruste leicht zu heben, sobald das Gewicht der Gletscher fehlt."


ZAMG
Stollensystem des Observatoriums

Observatorium ist unterirdisch angelegt
Das Conrad Observatorium der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) befindet sich rund 50 Kilometer südwestlich von Wien auf dem Trafelberg, auf knapp über 1.000 Meter Meereshöhe. Es ist fast zur Gänze unterirdisch angelegt, mit rund zwei Kilometern an Stollen und Schächten. Die Anlage in der Form garantiert störungsfreie Bedingungen bei konstanter Temperatur für alle eingesetzten Messtechniken.

Die Bandbreite an unterstützten Messverfahren, die Instrumentierung und die Lage der Messstollen macht das Conrad Observatorium zu einem weltweit herausragenden Forschungs- und Entwicklungsstandort für Erdwissenschaften aller Fachrichtungen.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

Links:
Publiziert am 17.11.2017
http://noe.orf.at/news/stories/2877259/
 

josef

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#7
Forscher helfen bei Ortung von Satelliten
Im Conrad-Observatorium am Trafelberg in Muggendorf (Bezirk Wiener Neustadt) ist es künftig möglich, Magnetfeldsensoren von Satelliten zu kalibrieren. Diese sind unter anderem für die Lagebestimmung von Satelliten erforderlich.
Die Forschungseinrichtung Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) am Trafelberg liegt auf etwa 1.000 Meter Seehöhe - weit weg von Verkehr oder Industrie. So garantiert das größtenteils unterirdische, in einem ausgedehnten Waldgebiet gelegene Observatorium störungsfreie Messungen. Seit 2002 werden hier Erdbeben und Erdanziehungskraft beobachtet.

Seit 2014 wird in Muggendorf auch das Erdmagnetfeld erforscht. Mit den Informationen der sogenannten Magnetometer lassen sich nicht nur der absolute Wert des Magnetfelds, sondern auch dessen Veränderung - etwa durch das Weltraumwetter - berechnen. Die Station umfasst ein System aus rund zwei Kilometern an Stollen und Schächten.


ZAMG/Lammerhuber

Anlage soll im August fertig sein
Seit Anfang Juni wird nun zusätzlich ein drei Meter hohes Spulensystem aufgebaut, mit dem man künftig die Feinabstimmung der wichtigen Magnetfeldsensoren von Satelliten vornehmen kann. „Jeder Satellit - egal wo er fliegt - braucht Magnetfeldsensoren, damit man seine Lage im Weltraum bestimmen kann“, sagt der Leiter des Observatoriums, Roman Leonhardt, im Gespräch mit der APA. Damit diese Systeme dann die richtigen Informationen sammeln, brauche es Tests an Orten, „wo ich jede natürliche Schwankung des Magnetfeldes sehr genau kenne und berücksichtigen kann - also bei uns hier oben“.

Fertig soll die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Weltraumforschung (IWF) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Graz und der spanischen Serviciencia S.L.U. umgesetzte Anlage im August sein. Der vom IWF betriebene und großteils finanzierte Aufbau zielt auf Hersteller von Satellitensystemen und internationale Forschungsmissionen ab.

Erdmagnetfeld-Forscher tagen in Wien

Die Messung des Erdmagnetfelds und seiner Änderungen ist vor allem für die Navigation von größter Bedeutung. „Auch wenn es die meisten Leute nicht wissen, läuft hier noch sehr viel über Kompasse. Selbst jedes Handy hat noch einen eingebaut, denn ohne könnte das GPS die Richtung auch nicht bestimmen“, so Leonhardt.


ZAMG/Leonhardt

Zudem interessieren sich die Wissenschafter für das Weltraumwetter, also die Wechselwirkung der geladenen Teilchen des Sonnenwindes mit dem Erdmagnetfeld. Bei starker Sonnenaktivität kann sich dieser Strom auch zum Sonnensturm auswachsen und Navigations-, Telekommunikations- und Stromversorgungseinrichtungen stören. Grundsätzlich schützt das Erdmagnetfeld vor diesem Teilchenstrom, es wird aber dadurch komprimiert. Das weltweite Netz an Observatorien fungiere hier laut Leonhardt als „Wetterstation“. Ab Montag tagen 25 Vertreter der weltweit wichtigsten geophysikalischen Observatorien in Wien.

Links:
Forscher helfen bei Ortung von Satelliten
 

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#8
Jupiter-Technologie aus Muggendorf
2022 plant die Europäische Weltraumorganisation (ESA) den Start einer Mission zum Jupiter. Zehn wissenschaftliche Instrumente sollen den Gasriesen und seine Monde untersuchen – eines davon wird im Conrad Observatorium in Muggendorf (Bezirk Wiener Neustadt) entwickelt.
Der Jupiter ist der schwerste und mit einem Durchmesser von etwa 143.000  Kilometern auch der größte Planet des Sonnensystems. Sein Durchmesser ist etwa elfmal größer als jener der Erde. Die „Reise“ dorthin dauert etwa sieben Jahre. Bei der Jupiter-Mission, die den Titel „Juice“ trägt, handelt es sich um die erste ESA-Expedition ins äußere Sonnensystem.
Eines der Instrumente, die den Planeten 2029 erreichen soll, ist das Skalar-Magnetometer. Es handelt sich dabei um eine Kooperation des Instituts für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit der Technischen Universität Graz. Das Gerät wird die Magnetfelder des Jupiter und drei seiner größten Monde – Ganymed, Callisto und Europa – drei Jahre lang untersuchen.

ÖAW/IWF
Das Merritt-Spulensystem zum Kalibrieren und Testen von Magnetometern im Conrad Observatorium der ZAMG

Das Gerät wird am Conrad Observatorium getestet. Das Observatorium zeige eindeutig, dass über Fachgebiete, Institutionen und Landesgrenzen hinweg kooperiert werden könne, sagte Wissenschaftsministerin Iris Rauskala, die bei der Präsentation des Skalar-Magnetometers war. Pro Jahr würden in Muggendorf (Bezirk Wiener Neustadt) „30 bis 40 nationale und internationale Projekte unterschiedlichster Organisationen, von der Grundlagenforschung bis zu technischen Anwendungen für die Wirtschaft“ laufen.
Das Skalar-Magnetometer wird in einem Aufbau der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und des Instituts für Weltraumforschung getestet und kalibriert. Dabei handelt es sich um ein System mit drei Meter hohen Spulen in einem Messtunnel des Conrad Observatoriums. Werner Magnes, Leiter der Magnetometergruppe am Institut für Weltraumforschung in Graz, sagte: „Das Spulensystem, das zur Erzeugung von Magnetfeldern verwendet wird, garantiert perfekte Forschungsbedingungen, da es das Erdmagnetfeld ausblendet.“

Können Sonnenstürme vorhergesagt werden?
Ein weiteres Projekt in Muggendorf beschäftigt sich mit der Vorhersage von Sonnenstürmen. Das Conrad Observatorium misst das Magnetfeld der Erde. Dieses Feld schützt das Leben auf der Erde seit mindestens drei Milliarden Jahren vor der gefährlichen Strahlung der Sonne. Auf der Erde sieht man die Folgen dieser Strahlung etwa in der Arktis, dem nördlichen Teil Russlands, in Finnland, Skandinavien, Island und in Grönland als Polarlichter. Das Magnetfeld der Erde lenkt die Sonnenteilchen zu den Polen, wo sie in die Atmosphäre eindringen.

Lois Lammerhuber/Photoagentur Lammerhuber
Die abgeschiedene und unterirdische Lage im Trafelberg sowie die konstante Temperatur garantieren störungsfreie Bedingungen

Dieser Sonnenwind kann sich aber auch zu einem Sonnensturm entwickeln. Dann sind die Strahlung und die geladenen Teilchen der Sonne für kurze Zeit und in einem begrenzten Gebiet deutlich stärker als sonst. Für den Menschen direkt bedeutet das noch keine Gefahr, aber elektronische Geräte reagieren sensibel auf Sonnenstürme. Sie führten bereits zu Stromausfällen und zum Ausfall des europäischen Flugradars.

Warnsystem soll vor Schäden schützen
Welche Wirkung ein sehr heftiger Sonnensturm haben könnte, lässt sich wissenschaftlich nicht vorhersehen. Größere Schäden sind theoretisch möglich. Mit den Messungen des Conrad Observatoriums werden Computermodelle für ein neues Warnsystem entwickelt, um das Strom- und Telekommunikationsnetz in Österreich vor Sonnenstürmen zu schützen. Die Vorhersage derartiger Ereignisse sei ein essenzieller Teil des Multi-Hazard-Warnsystems der ZAMG, erklärte der Direktor der Zentralanstalt, Michael Staudinger. Dafür arbeiten die Wissenschafter mit der Geologischen Bundesanstalt sowie dem Stromnetzbetreiber Austrian Power Grid zusammen.

Das Conrad Observatorium ist ein geophysikalisches Forschungszentrum. Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter beschäftigen sich dort mit Druck, Schwerkraft, elektrischen und magnetischen Felder, seismischen Wellen und der Leitfähigkeit des Bodens sowie vielen anderen Parametern. Das Observatorium im Trafelberg bei Muggendorf beherbergt einen wichtigen Teil des seismologischen Messnetzes in Österreich. Dieses Messnetz, bestehend aus mehreren ausgewählten Orten, registriert Erdbeben oder auch Atomtests. Die Daten werden in weiterer Folge für die Erstellung von Bebengefährdungskarten verwendet.
15.11.2019, Nina Pöchhacker, noe.ORF.at
Jupiter-Technologie aus Muggendorf
 

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#9
Erdbeben als unterschätzte Gefahr
Das starke Erdbeben im März in Neunkirchen sowie die Nachbeben haben viele Menschen überrascht, waren laut ZAMG aber nicht ungewöhnlich. Das Semmeringgebiet und das südliche Wiener Becken weisen im Bundesland die höchste Erdbebengefährdung auf.

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Die Erschütterungen vom Abend des 30. März im Raum Neunkirchen waren mit einer Stärke von 4,7 auf der Richterskala das stärkste Erdbeben in Österreich seit dem Jahr 2000. Damals bebte die Erde in Ebreichsdorf (Bezirk Baden) mit einer Stärke von 4,8.
Laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) tritt in Österreich durchschnittlich alle fünf Jahre ein Erdbeben dieser Größenordnung auf. Dass diese statistischen Werte nicht immer genauso zutreffen, belegte Anfang des Jahres ein Beben in der Steiermark mit einer Magnitude von 4,5.

Störungssystem von Wiener Neustadt bis Marchegg
Erdbeben sind Entladungen von Spannungen, die durch die Bewegung tektonischer Platten aufgebaut werden. In den Alpen entsteht dieses tektonische Spannungsfeld durch die Adriatische Platte, die nach Norden driftet und mit der Eurasischen Platte kollidiert.
Erdbeben sind also eine Folge von Plattenbewegungen, die wiederum zu Verschiebungen in der Erdkruste führen. In Niederösterreich verschiebt sich die Erdkruste etwa entlang der Mur-Mürztal-Störung. Die Verschiebungen führen zu einem Spannungsaufbau entlang der Bruchlinien, der sich in Erdbeben entlädt. Eines dieser Störungssysteme führt über Wiener Neustadt bis nach Marchegg (Bezirk Gänserndorf).

Die drei stärksten Beben seit 1900:
  • 8.11.1939: Ebreichsdorf (Bezirk Baden), Stärke 7
  • 18.9.1939: Puchberg (Bezirk Neunkirchen), Stärke 7
  • 16.4. 1972: Seebenstein/Pitten (Bezirk Neunkirchen), Stärke 7-8
Nach Informationen der ZAMG gibt es in Niederösterreich jedes Jahr im Schnitt neun Beben, die für den Menschen wahrnehmbar sind. Alle neun Jahre kommt es durchschnittlich zu Erdbeben, die leichte Schäden verursachen können. Erdbeben, die so stark sind, dass sie schwerere Gebäudeschäden anrichten, kommen statistisch alle 30 bis 40 Jahre vor.

Damit ein Erdbeben lokalisiert werden kann, braucht man mehrere Messstationen, um festzustellen, wo das Epizentrum liegt und in welcher Tiefe sich der Ursprung des Bebens befindet. Aus den Schwingungen, die bei den Seismografen der Messstationen eingehen, wird die Magnitude berechnet. Sobald ein Beben eine Stärke von mehr als 2,5 auf der Richterskala erreicht, erfolgt eine Alarmierung.
ZAMG
Die Messstationen der ZAMG in Österreich

Die Fachabteilung Seismologie der ZAMG analysiert die Erdbebengefährdung in Österreich. Seismologin Rita Meurers erklärte gegenüber noe.ORF.at, dass man in naher Zukunft eine neue Erdbebengefährdungskarte veröffentlichen wolle. Außerdem untersucht man, wie Erdbeben durch Menschen ausgelöst werden, etwa als Folge von Tiefenbohrungen oder Bergbauarbeiten.

Einen Forschungsschwerpunkt bildet das Conrad-Observatorium bei Pernitz (Bezirk Wiener Neustadt)
In dem fast gänzlich unterirdischen Observatorium werden erdphysikalische Prozesse überwacht. Die Messstollen und die abgeschiedene Lage im Naturschutzgebiet auf dem Trafelberg machen das Observatorium zu einem weltweit angesehenen Forschungsstandort.

Fotostrecke mit 4 Bildern
ZAMG/Lammerhuber
Eingang des Conrad-Observatoriums. Im Vordergrund steht eine meteorologische Station
ZAMG/Lammerhuber
Erdbebenmessgerät im Conrad-Observatorium

ZAMG
Seismischer Stollen des Conrad-Observatoriums zur weltweiten Messung von Erdbeben

ZAMG/Lammerhuber
Messung des Erdmagnetfeldes im Hauptstollen des Conrad-Observatorium. Das Observatorium der ZAMG zählt zu den weltweit modernsten geophysikalischen Observatorien

Obwohl Erdbeben in Österreich keine Seltenheit sind, werden sie von vielen Leuten nicht als konkrete Bedrohung gesehen. Eine Befragung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) unter 1.000 Österreicherinnen und Österreichern zeigte, dass 98 Prozent der Befragten Erdbeben nicht für eine relevante Gefahr in ihrem Heimatland halten. Außerdem ist laut KFV fast jedes vierte Gebäude in Österreich nicht erdbebensicher gebaut. Die betroffenen Bauwerke wurden großteils vor 1945 errichtet, als es noch keine diesbezüglichen Vorgaben gab.

Laut der KFV-Erhebung fühlt sich nur etwa jeder Dritte auf ein Erdbeben vorbereitet. Die Tipps der Experten: Falsch sei es bei einem Erdbeben aus dem Haus zu laufen, denn dadurch erhöhe sich die Gefahr, von herabfallenden Gegenständen getroffen zu werden. Solange die Erde bebt, sollte man sich unter einen Türstock stellen und mit der Körpervorderseite weg von Fenstern drehen, um das Gesicht vor Glassplittern zu schützen.
18.04.2021, Michael Marsoner, noe.ORF.at

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Erdbeben als unterschätzte Gefahr
 

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#10
Globale Erdbebendaten aus dem Berginneren
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Das Conrad Observatorium auf dem Trafelberg in Muggendorf (Bezirk Wiener Neustadt) beherbergt eines der renommiertesten Erdbebenforschungszentren der Welt. Weltweite seismische Aktivitäten können hier, tief im Inneren des Berges, dokumentiert werden.
Online seit gestern, 17.43 Uhr
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1,5 Kilometer in das Innere des Trafelbergs hinein ragt der 2014 eröffnete Forschungsstollen, an seiner tiefsten Stelle liegt er 35 Meter unter der Erdoberfläche. In dem Tunnel stehen die empfindlichsten Seismometer, die Geosphere Austria zur Messung seismischer Aktivitäten zur Verfügung hat. Sie zeichnen auf, was sich viele Kilometer tief in der Erde abspielt, um so Erdbebenaktivitäten auf der ganzen Welt zu dokumentieren.
Im Conrad Observatorium können selbst Beben in Neuseeland gemessen werden. Verantwortlich dafür sind die guten Bedingungen für das Observatorium auf dem Trafelberg. „Für hochpräzise Messungen, wie wir sie hier machen wollen, muss man einfach möglichst weit weg von Menschen gemachten Störungen sein“, erklärt der Seismologe Anton Vogelmann von Geosphere Austria. Der Trafelberg ist dafür wie gemacht. Er liegt in einem 450 Hektar großen, unbesiedelten Waldschutzgebiet. 2002 wurde der erste 150 Meter lange seismisch-gravimetrische Forschungsstollen eröffnet, 2014 folgte der zweite, 1,5 Kilometer lange geomagnetische Tunnel.

ORF
Abgelegen auf 1.085 Meter über dem Meeresspiegel liegt der Eingang zum Conrad Observatorium

Tiefe soll Baumbewegungen ausgleichen
Die Tunnelbauweise sei wichtig, um möglichst viel Entfernung zu den Bäumen zu haben, erklärt Vogelmann. Die im Wind schwingenden Bäume übertragen sonst die Bewegung in den Berg hinein, was zu verfälschten Messergebnissen führen würde. Die zahlreichen Seismometer in den Stollen gelten dafür als Referenzpunkte zueinander, damit nur „echte Erdbeben“ als solche dokumentiert werden.

Beliebt ist das Observatorium auch bei internationalen Forschenden zum Testen neuer Geräte, unter anderem weil es nur eine gute Autostunde vom Flughafen Schwechat entfernt liegt. Es gibt zwar vergleichbar präzise Observatorien an anderen Orten der Welt, sagt Vogelmann, aber die liegen entweder in der Wüste oder im abgelegenen Gebirge. Die Geosphere mit Sitz in Wien hat ihre Messstationen im Vergleich dazu quasi vor der Haustür.

Wiener Becken wächst weiter
Die unmittelbare Nachbarschaft des Observatoriums ist selbst eine seismisch höchst aktive Zone. „Das südliche Wiener Becken ist ein Aufweitungsbecken, wo sich ein Krustenteil immer weiter nach Nordosten wegschiebt,“ erklärt Vogelmann. Dieser Prozess laufe bereits seit Millionen von Jahren, jedes Jahr werde das Wiener Becken um wenige Millimeter größer, so Vogelmann. In zehn bis 14 Kilometern Tiefe kommt es dabei zu Spannungen, die sich in Form von Erdbeben entladen.

Davon zeugen unter anderem die zahlreichen Erdbebenmeldungen im Raum Gloggnitz, wo diese Spannungen besonders hoch sind. Seit Jahresbeginn wurden 27 spürbare Erdbeben im Raum Gloggnitz registriert. Eine solche Serie von Erdbeben, ein sogenannter „Erdbebenschwarm“, sei im Wiener Becken jedoch nicht ungewöhnlich, so Vogelmann – mehr dazu in „Gloggnitz: Was steckt hinter den Erdbeben?“ (noe.ORF.at; 31.05.2023).

ORF/Tobias Mayr
Die Seismometer messen Erdstöße von Gloggnitz bis Neuseeland

Gefährlich wird es ab Magnitude fünf
Die Erdbeben im Wiener Becken seien gemeinhin ungefährlich, weil die Spannungen nur selten zu größeren Beben führen, sagt Vogelmann. Das schwerste Erdbeben 2023 in Gloggnitz hatte am 30. März eine Magnitude von 4,2 auf der Richterskala. Ab einer Magnitude von fünf bis sechs werde es gefährlich, so der Seismologe. Zum Vergleich: Die beiden Erdbeben in Syrien und in der Türkei vom 6. Februar 2023 hatten Magnituden von 7,8 und 7,5 auf der Richterskala, das Erdbeben in Marokko vom 8. September 2023 eine Magnitude von 6,8.

Die Stufen auf der Richterskala verlaufen übrigens nicht linear, sondern logarithmisch. Ein Anstieg von Stufe vier auf Stufe fünf entspricht demnach einer Verdreißigfachung der entfesselten Energie, so Vogelmann. Das letzte schwerere Erdbeben ereignete sich 1972 in Seebenstein (Bezirk Neunkirchen) mit einer Magnitude von 5,3 – mehr dazu in „Stärke von 5,3: Großes Erdbeben jährt sich“ (noe.ORF.at; 16.4.2023).
13.11.2023, Tobias Mayr, noe.ORF.at
Globale Erdbebendaten aus dem Berginneren
 
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