Minenfeld in Donauau bei Traismauer gefunden

josef

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#1
Im Bereich der Anschlussstelle "Traismauer-Nord" der S33 soll im Herbst mit dem Bau der neuen Donaubrücke zwecks Verbindung zur S5 bei Jettsdorf-Grafenwörth begonnen werden. Im Zuge der Baustellenvorbereitung wurde das Augebiet bei Wagram - Hollenburg gesperrt und mit der großflächigen Suche nach Kriegsrelikten begonnen.

Genau dort befand sich am Südufer der Donau ein Angelpunkt der Front zwischen den Deutschen und Sowjets! Vom Donauufer führte die Frontlinie durch das Augebiet nach Süden zu den Hängen des Wetterkreuzberges östlich Hollenburg.

Kurz zur Erklärung des weiteren Frontverlaufes:
Diese führte dann entlang der Bergrücken des Traisentales weiter, um dann im Bogen bei Maria Ellend nach W Richtung Wölbling abzuschwenken. An den Vorderhängen des Dunkelsteinerwaldes machte die Front dann wieder einen Schwenk nach S und führte westlich St. Pölten wieder in den Raum Wilhelmsburg ins Traisental zurück.

Zwischen Hollenburg nach Osten bis kurz vor Korneuburg bildete die Donau die Trennung der beiden Armeen...

Dazu auch folgender Beitrag: http://www.geheimprojekte.at/b_front.html

Bei der vorgenannten Suche wurden bisher schon einige Relikte gefunden. Wenn die heutige Meldung im ORF-NÖ. stimmt, konnte aber durch die Entdeckung eines Minenfeldesd sicher der bisher brisanteste Fund gemacht werden:


Traismauer 06.02.2007
Feld mit Tretminen entdeckt
Die Vorbereitungen zur Errichtung der Donaubrücke Traismauer gestalten sich schwierig. Denn vorige Woche haben Arbeiter ein Feld mit Tretminen entdeckt, das jetzt geräumt werden muss.

Spezialgeräte wurden angefordert
Zwischen der S33 und der Donau ist ein großes Feld mit unzähligen Tretminen übersät. Diese Minen sind mit normalen Detektoren kaum zu finden, da sie nur einen geringen Metallanteil haben. Es mussten Spezialgeräte angefordert werden. Die Arbeiter wurden mit Vollvisierhelmen und Splitterschutzanzügen ausgestattet. Zudem gibt es einen eigenen Rettungsplan, der sicherstellen soll, dass im Notfall binnen weniger Minuten ein Arzt zur Stelle ist.

Keine wesentliche Verzögerung der Arbeiten
Laut Harald Dirnbacher von der ASFINAG bringt dieses Minenfeld keine wesentliche Verzögerung. Auf Grund der Recherchen habe man sogar damit gerechnet, auf etwas Derartiges zu stoßen. Immerhin war die Gegend wegen des nahen Kremser Hafens im Zweiten Weltkrieg ein Kampfgebiet. Die Entminungsarbeiten werden voraussichtlich bis kommende Woche dauern.

Bau könnte im Herbst beginnen
Bis Ende Februar soll auch die Rodung der Bäume abgeschlossen sein. Erst dann soll der Bau der Donaubrücke Traismauer in die Ausschreibungsphase gehen. Man rechnet damit, dass der geplante Baubeginn im Herbst sein könnte.


Quelle: http://noe.orf.at/stories/169720/

Die Aussage des Redakteurs "Immerhin war die Gegend wegen des nahen Kremser Hafens im Zweiten Weltkrieg ein Kampfgebiet." zeigt wieder einmal, mit welchen Geschichtskenntnissen manche Mitarbeiter des ORF an so ein Thema herangehen...

lg
josef
 
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josef

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#2
Hier noch ein Bericht aus dem "Standard" zum gleichen Thema mit historisch richtigem Hintergrund:

Tretminenfeld an der Schnellstraße -
Asfinag fand Kriegsrelikt, Räumung "gefährlich wie in Afghanistan"
St. Pölten/Wien

Der Job für die AutobahnerrichtungsGmbH Asfinag bei Traismauer sei "so gefährlich wie ein Minenräumungsauftrag in Afghanistan", sagt Dieter Vierbach von der Firma Koch Munitions-BergungsGmbH: "In jeder Mine befinden sich 200 Gramm TNT - und die Zünder sind noch scharf. Würde jemand drauftreten, er würde schwere Verletzungen davontragen."

"Das ist das erste heimische Minenfeld in meiner Karriere", schildert der international erfahrene Entschärfungsexperte. Nur "ziemlichem Glück" sei es zu verdanken, dass es hier nicht schon öfter zu Unfällen gekommen sei. Bisher habe man "auf mehreren dutzend Quadratmetern zwölf Minen entdeckt". Insgesamt seien 10.000 Quadratmeter des insgesamt 270.000 Quadratmeter umfassenden Areals Tretminen verdächtig.

Frontverlauf im Krieg

Keine Zweifel gibt es über die Herkunft der gefährlichen Sprengkörper. Auf dem Stück Land an der Kremser Schnellstraße S33, wo die Asfinag derzeit Vorbereitungsarbeiten für den Bau der Traismauer Donaubrücke durchführt, verlief während der Befreiung Österreichs im Jahre 1945 für längere Zeit die deutsch-russische Front. Zeitzeugen - so Vierbach - hätten ihm von russischen Schützengräben erzählt, an deren Rand Soldaten Minen auslegten. Auch von einzelnen Explosionen beim Durchschreiten des Areals nach dem Krieg hätten sie gewusst.

Doch im Unterschied zu vielen anderen Minenfeldern im Osten Österreichs, die nach 1945 systematisch geräumt wurden, blieben die Kriegsrelikte bei Traismauer unangetastet. Wohl weil es keine konkreten Informationen und "keinen Minenplan" gegeben habe, vermutet Bundeskriminalamtssprecher Gerald Hesztera.

Von einem "ganzen Minenfeld" als Kriegsrelikt hat auch er vorher noch nie etwas gehört, insgesamt jedoch berge der Entschärfungsdienst alljährlich viele Tonnen explosives Gerät aus dem Zeiten Weltkrieg.
(bri, DER STANDARD print, 7.2.2007)


Quelle: http://derstandard.at/?id=2756773

lg
josef
 

josef

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#3
Sucharbeiten stehen kurz vor Abschluss

Dazu ein Bericht in den NÖN:

Die Minen-Suche steht kurz vor dem Abschluss
REGION HERZOGENBURG, TRAISMAUER / Experten werden Arbeit in der Traismaurer Au bald beenden. Spezialist Dietmar Höhne zieht in der NÖN Bilanz.


VON GÜNTHER SCHWAB

Die Rodungsarbeiten für den geplanten Donaubrückenbau konnten in den vergangenen Wochen fast planmäßig durchgeführt werden und sind auch weitgehend abgeschlossen. Nach wie vor stellen die umfangreichen Kriegsrelikte aus dem Zweiten Weltkrieg einige Probleme dar. Schon im Vorfeld der Planungen der Donaubrücke wusste man aus diversen Aufzeichnungen, dass im diesen Aubereich mit derartigen Funden zu rechnen ist. Daher wurde auch seitens der Projektwerber und die Munitionsbergungs-Firma Koch zur Bergung der Kriegsmaterialien beauftragt.

Mittlerweile sind diese Arbeiten, die doch um einiges länger gedauert haben als ursprünglich angenommen, fast abgeschlossen. „Die Region rund um den Wetterkreuzberg war am Ende des Zweiten Weltkriegs ein heiß umkämpftes Gebiet, wo über mehrere Wochen die Frontlinie verlaufen ist. Dadurch kam es zu einem Stellungskrieg zwischen der deutschen Wehrmacht und den Russen, der im Augebiet deutlich seine Spuren hinterlassen hat“, so der Sprengstoffexperte und Leiter der Bergungsarbeiten, Dr. Dietmar Höhne.

Mehrere Schützengräben wurden lokalisiert und von diversen Infanterie-Kriegsmaterialen „gesäubert“. Zahlreiche Mörser- und Handgranaten sowie Munition jeglicher Art wurden im für den Donaubrückenbau beanspruchten Augebiet sichergestellt und geborgen. Dietmar Höhne: „Im Rahmen der Sicherungsarbeiten stieß man auch auf ein Minenfeld, das sich über einem größeren Auabschnitt erstreckt hat. Beiderseits der Schnellstraße wurden bislang 23 Tretminen russischer Bauart geborgen.“

In den nächsten Wochen werden der letzte Rest des Minenfeldes „ausgehoben“ und auch ein parallel verlaufender Schützengraben gründlich untersucht. Diese Arbeiten stellen auch den Abschluss der langwierigen Kriegsrelikt-Bergemaßnahmen dar. Die gefundenen Objekte wurden bislang je „nach Bedarf“ vom Entminungsdienst abgeholt und entschärft. „Den Gerüchten von einer präventiven Sperre der Au hinsichtlich der Hintanhaltung von Brückengegnern kann ich nichts abgewinnen. Es ist Faktum, dass sich hier eine Kampfzone befunden hat und das Kriegsmaterialien auffindbar sind“, so der Bergungsleiter. „Sicherlich ist eine gewisse Gefährdung gegeben, der Zünder als auch der Sprengstoff selbst sind trotz der sechs Jahrzehnte seit dem Kriegsende noch voll funktionsfähig. Die Sicherheitsmaßnahmen in diesem Ausmaß sind sicherlich vollauf gerechtfertigt.“ Der effektive Baubeginn der Donaubrücke ist für den Herbst 2007 geplant.


Quelle: http://www.noen.at/redaktion/n-hzb/article.asp?Text=227106&cat=315
 
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