[Kolumbien] 12 Kilometer lange Höhlenmalerei entdeckt

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Kilometerlange Felsenmalerei im Regenwald von Kolumbien

In einer schwer zugänglichen Region im Regenwald von Kolumbien ist Medienberichten zufolge eine der wohl größten bekannten Ansammlungen prähistorischer Felsenmalerei entdeckt worden. Britische und kolumbianische Ärchäologen seien im Schutzwaldreservat Serrania de la Lindosa bereits im Vorjahr auf die rund 12.000 Jahre alten Felsenmalereien gestoßen – wie unter anderem der „Guardian“ und die BBC dazu berichten. Die zunächst geheim gehaltene Entdeckung sei aber erst jetzt im Rahmen einer Channel-4-Dokumentation bekanntgeworden.

Geht es nach Studienleiter Jose Iriarte von der Universität im britischen Exeter, wird es Jahre dauern, um das gesamte Ausmaß der Felsenmalerei zu erfassen und aufzuzeichnen. „Wir sprechen von mehreren zehntausend Gemälden“, wie der Experte für die Geschichte des Amazonas und der vorkolumbianischen Zeit dazu laut „Guardian“ noch sagte.

Über Jahrzehnte unzugängliche Region

Auf der sich über zwölf Kilometer erstreckenden Felsformation seien unter anderem Pferde, Fische, Schildkröten, Eidechsen und Vögel zu sehen, aber auch tanzende und sich an den Händen haltende Menschen. „Faszinierend“ sei nicht nur der Umfang der als „Sixtinischen Kapelle“ des Amazonas bezeichneten Felsenmalereien, sondern auch deren Detailtreue, wie Iriarte der Zeitung zufolge noch sagte.

Die Fundstätte ist von der Stadt San Jose del Guaviare erst nach einer zweistündigen Autofahrt und einem mühsamen Fußmarsch von rund vier Stunden zu erreichen. Das Forscherteam erhielt erst dank des 2016 zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerillagruppe FARC geschlossenen Friedensvertrag Zutritt in die während des rund 50-jährigen Bürgerkriegs für Außenstehende unzugängliche Regenwaldregion.

pepr, ORF.at
Quelle mit Bildern: Kilometerlange Felsenmalerei im Regenwald von Kolumbien
 

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RÄTSELHAFTER DSCHUNGELFUND
Spektakuläre urzeitliche Felsenmalereien im Amazonasurwald entdeckt
Auf einer 13 Kilometer langen Felswand in Kolumbien erstreckt sich eine bis zu 12.500 Jahre alte Gemäldegalerie

Die neu entdeckten Felsmalereien werden die Wissenschafter noch lange beschäftigen.
Foto: José Iriarte/University of Exeter

Zwischen 15.000 und 18.000 Jahre ist es nach weitgehendem Konsens unter Fachleuten her, dass Menschen damit begonnen haben, den amerikanischen Doppelkontinent von Sibirien her über die Beringia-Landbrücke zu besiedeln, vermutlich in mehreren Wellen und auf durchaus komplexen Pfaden. Die ersten Kulturen der Neuen Welt drangen dabei auch recht flott nach Mittel- und Südamerika vor: Genanalysen von präkolumbischen menschlichen Überresten belegten 2016, dass vor etwa 14.000 Jahren gerade einmal 1.500 Jahre nötig waren, um das Gebiet des heutigen Chile zu erreichen.

Frühe Siedler im Amazonasgebiet
Auch in den südlichen Randgebieten des tropischen Amazonasbeckens haben sich Menschen niedergelassen, und zwar deutlich früher als man lange Zeit angenommen hatte. Gestützt auf einige Funde gehen Forscher davon aus, dass bereits vor mindestens 10.000 Jahren im südwestlichen Amazonasgebiet Landwirtschaft betrieben wurde. Die Bewohner der heute bolivianischen Moxos-Ebene bauten damals Maniok, Kürbis, Erdnüsse sowie einige Bohnen- und Paprikaarten an. Bis zur Ankunft der Europäer dürften in diesen Gebieten mehr als 400.000 Quadratkilometer von bis zu einer Million Menschen besiedelt gewesen sein.

Dass auch im heute dicht von Regenwäldern bewachsenen Norden und Nordwesten des Amazonasgebietes in grauer Vorzeit viele Menschen gelebt haben müssen, beweist eine dieser Tage publik gewordene, spektakuläre Entdeckung: Im unzugänglichen kolumbianischen Regenwald stießen Forscher auf eine Felsklippe, die auf einer Länge von annähernd 13 Kilometern teilweise flächendeckend von Zehntausenden urzeitlichen Malereien übersät ist. Die mit rotem Ocker gemalten Bilder zeigen Tiere, Menschen, ganze Szenerien, Handabdrücke und abstrakte Muster.


Die Region rund um die Tafelberglandschaft Serranía de Chiribiquete ist voller archäologisch interessanter Fundstätten.
Foto: APA/AFP/GUILLERMO LEGARIA

Ausgestorbene Urzeitwesen
Die gewaltige Galerie wird von den britischen und kolumbianischen Entdeckern um den Archäologen José Iriarte von der Exeter University und die Paläoanthropologin Ella Al-Shamahi vom University College London als "Sixtinische Kapelle der Urzeit" gefeiert. Das Alter der Felsmalereien schätzen die Forscher auf etwa 12.500 Jahre, was sich durchaus mit einigen abgebildeten Kreaturen decken würde. So fanden sich unter anderem Darstellungen von großen Rüsseltieren, Paläolamas (Verwandte heutiger Kameliden, die in der Neuen Welt bis zum frühen Holozän vorkamen), Riesenfaultiere und Urzeitpferde – alles Arten, die spätestens mit dem Ende der letzten Kaltzeit vor rund 12.000 Jahren ausstarben. Damit dürften diese Kunstwerke möglicherweise von den ersten Menschen geschaffen worden sein, die die Amazonasregion erreicht haben.

Zehntausende Abbildungen
Eigentlich liegt der Fund in der Serranía de la Lindosa im Nortwesten des kolumbianischen Amazonasgebietes bereits mehr als ein Jahr zurück. Er wurde vorläufig geheim gehalten, um die Kunstwerke und archäologisch interessanten Stätten zu schützen. Der Fund sei aber frisch genug, dass er noch gar keinen regulären Namen erhalten hätte, sagt Al-Shamahi. Eine Rolle für die mediale Zurückhaltung mag aber auch gespielt haben, dass die Entdeckung nun im Dezember im Rahmen einer TV-Dokumentation beim britischen Sender Channel 4 vorgestellt wird.
Iriarte, der die zum Teil vom Europäischen Forschungsrat finanzierte Expedition geleitet hatte, zeigte sich ebenso begeistert: "Wir sprechen hier von mehreren Zehntausend Felsgemälden. Es wird Generationen dauern, bis sie alle untersucht und katalogisiert sind", meinte der Wissenschafter. "Hinter jeder Ecke, um die wir kamen, offenbarte sich eine neue Wand voller Wunder. Die in ihrer Größe variierenden Darstellungen seien in vielen Fällen sehr naturgetreu, was es den Forschern ermöglichte, eine große Zahl von ausgestorbenen Tieren zu identifizieren. Neben den Säugetieren seien auch Schildkröten, Fische, Eidechsen und Vögel abgebildet worden.


Einige der abgebildeten eiszeitlichen Kreaturen: a) dürfte ein Riesenfaultier sein; b) ein Mastodon; c) ein den Kamliden zugehöriges Tier, verwandt mit heutigen Lamas; d) und e) frühe Pferde; f) ein unbekanntes, dreizehiges Huftier mit rüsselartiger Schnauze.
Fotos: Ella Al-Shamahi

Tanz um eiszeitliche Riesen
Darüber hinaus könne man Details aus dem kulturellen Leben der Erschaffer aus den Bildern herauslesen, meint Iriarte. So kämen einem häufig tanzende Menschen unter, die einander an den Hände halten. Auch eine Figur mit einem Vogelkopf haben die Wissenschafter entdeckt. "Interessant ist, dass viele der großen Tiere von Männern mit erhobenen Armen umringt sind – als würden sie die Wesen verehren", sagt Iriarte.

Laut Al-Shamahi half bei der Datierung der Felsmalereien vor allem die Tatsache, dass darauf zahlreiche eiszeitliche Tiere identifiziert werden konnten – was wiederum Hinweise auf die Veränderungen lieferte, die diese Region in den Jahrtausenden seither durchgemacht haben muss: Bevor es hier den allgegenwärtigen Regenwald gab, war die Gegend nach Meinung der Wissenschafter von Savannen dominiert und von der entsprechenden Fauna, wie Elefantenverwandten, Pferden und Riesenfaultieren bevölkert. "Es ist faszinierend, aufgrund dieser Gemälde erahnen zu können, wie das Land hier vor so vielen Jahrtausenden ausgesehen haben dürfte", sagt Al-Shamahi.

Hoch über dem Boden
Auffällig ist auch, dass viele der Darstellungen mehrere Meter hoch über dem Boden an die Felswände gemalt worden waren. Wie die Schöpfer der Kunstwerke die steilen Wände erklommen haben, lässt sich nur vermuten. Iriarte hält es für wahrscheinlich, dass dafür hölzerne Türme und Gerüste errichtet worden waren, und zwar in einigen Fällen offenbar ziemlich hohe: Viele der Bilder seien so weit oben angebracht worden, dass sie nur mit einer Drohne genauer untersucht werden können, erklärten die Forscher.


Ähnliche Felsmalereien wurden bereits vor einigen Jahren im nahen Parque Nacional Natural Chiribiquete entdeckt.
Foto: APA/AFP/GUILLERMO LEGARIA

Die Gegend machte schon einmal durch die Entdeckung von spektakulären Felsmalereien von sich reden: 2015 fanden Forscher in einem nicht weit entfernt liegenden Gebiet namens Cerro Campana im Parque Nacional Natural Chiribiquete Felsmalereien, die denen in der Serranía de la Lindosa gleichen und möglicherweise aus der selben Ära stammen. Seit einer bedeutenden Erweiterung der ursprünglichen Schutzzone im Jahr 2018 ist der Nationalpark mit einer Fläche von 42.681 Quadratkilometer der größte Tropennationalpark der Erde. Im selben Jahr war der Park auch von der Unesco als Welterbe anerkannt worden.
(tberg, 6.12.2020)

Links
Spektakuläre urzeitliche Felsenmalereien im Amazonasurwald entdeckt - derStandard.at
 
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