Kampkraftwerke Ottenstein, Dobra-Krumau und Thurnberg-Wegscheid im Waldviertel

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#22
Grüß Gott! Habe vor etwa 2 Wochen den Ottensteiner Stausee besucht und festgestellt dass er rund 15 Meter unter seinem Normalniveau ist. Gestern war es übrigens noch immer so nur war es schon zu dunkel um Fotos zu machen. Falls zufällig jemand weiss wo dort früher Ortschaften waren dann soll er es bekannt geben, vielleicht findet man ja noch irgendwelche Ruinen.

PS: Finde ich sehr unsympathisch die neue Webseite. Aber so ist es e überall, wenn sich wirklich jeder ausgekannt hat mit einer Seite dann wird sie natürlich geändert.
 

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josef

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#24
Habe vor etwa 2 Wochen den Ottensteiner Stausee besucht und festgestellt dass er rund 15 Meter unter seinem Normalniveau ist. Gestern war es übrigens noch immer so....
Ottenstein ist ein Speicherkraftwerk und da ist der derzeitige niedrige, abgesenkte Wasserspiegel des Stausees Normalzustand für Ende Februar! Stauwasser wurde ja in den letzten Monaten für die Stromerzeugung abgearbeitet und es kam ja (fast) kein "Nachschub" dazu! Der Niederschlag im Waldviertel fiel ja in Form von Schnee und erst mit der Schneeschmelze füllt sich der Speicher wieder...
Falls zufällig jemand weiss wo dort früher Ortschaften waren dann soll er es bekannt geben, vielleicht findet man ja noch irgendwelche Ruinen.
Siehe dazu Beitrag #14!

PS: Finde ich sehr unsympathisch die neue Webseite. Aber so ist es e überall, wenn sich wirklich jeder ausgekannt hat mit einer Seite dann wird sie natürlich geändert.
Bevor du dich dem Chor der "heulenden Wölfe" anschließt, eine Info aus dem "Internen Bereich des Forums" v. Anfang Jänner:
Unser Provider stellt zum 08.02. 2017 die alte PHP Version, die wir hier mit dem Forum nutzen, ab.
Ob das Forum danach noch läuft...

Es ist bzw. war für uns ALLE eine Umstellung, aber in einigen Wochen ist alles wieder Normalität!

lg
josef
 

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#26
hab gar nicht gemessen, hab nur geschätzt. Na mein Gott na, hab ich mich halt geirrt, sinds halt weniger Meter, auch wurscht. Ich habs interessant gefunden drum hab ichs hier eingestellt. Weiss jemand ob bei den anderen beiden Stauseen der Wasserstand jetzt auch so niedrig ist?
 

Varga

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#27
Generell haben die Stauseen im Gebirge gegen Ende des Winters immer einen tiefen Wasserstand. Grund, der Regen fällt in Form von Schnee. Auch die Flusskraftwerke haben nicht genügend Wasser, um ausreichend Strom liefern zu können.
Desshalb wird das Wasser der Stauseen vermehrt, zur Stromerzeugung beigezogen.
Es gibt auch Pumpspeicherwerke. Da wird Strom, den man durch Überproduktion in Europa produziert, billig eingekauft, und zum hochpumpen von Wasser benutzt, das bereits einmal durch die Turbine vom Kraftwerk geflossen ist. Überproduktionen entstehen vor allem bei Atom-Fluss- und Windkraftanlagen, welche sich nicht so leicht abstellen lassen.

Gruss
Varga
 

josef

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#28
Kampkraftwerk
Ottenstein feiert 60 Jahre.

In nur drei Jahren Bauzeit wurde das Kampkraftwerk Ottenstein fertig gestellt und am 6. Juli 1957 durch den damaligen Bundeskanzler Julius Raab eröffnet.


EVN


Das Kraftwerk Ottenstein feiert seinen 60. Geburtstag – und es gehört bis heute zu den leistungsfähigsten Wasserkraftwerken der EVN. Nach nur drei Jahren Bauzeit wurde das letzte der drei Kamp-Kraftwerke (neben Dobra und Thurnberg) fertiggestellt.

Die ersten Maschinen des Kraftwerks gingen am 14. Oktober 1956 in Betrieb. Am 6. Juli 1957 wurde das Pumpspeicherkraftwerk Ottenstein in Anwesenheit des damaligen Bundeskanzlers Julius Raab offiziell eröffnet.

Otto Irschik, damals Baustellenelektriker und einer der letzten Zeitzeugen erinnert sich, dass er erst nach über 40 Tagen das erste Mal heim zu seiner Frau fuhr – ohne Genehmigung seines Chefs.


EVN
Damit die Staumauer auch weiterhin hält, wird sie regelmäßig mittels elektronischer Sensoren fernüberwacht. Bild: Werkleiter Erich Binder bei seinen regelmäßigen Rundgängen im Inneren der Staumauer.


Die Arbeit als Baustellenelektriker, betont Irschik, war eine permanente Herausforderung: Ständig waren Baustelleneinrichtungen und Maschinen anzuschließen und Reparaturen auszuführen. Besonders nach Felssprengungen mussten häufig beschädigte Kabel repariert werden. Eine nicht ungefährliche Arbeit, erinnert sich der Pensionist: „An der Felswand bin ich um Mitternacht herumgeturnt. Zu diesem Zeitpunkt ist auch gesprengt worden. Dann sind die Steine geflogen, so groß wie ein halber Tisch. Dem Tod bin ich einige Male entronnen“.

Turbinenleistung von je 12 Megawatt
Das Kraftwerk Ottenstein ist bis heute das leistungsfähigste Wasserkraftwerk der EVN und gehört zu den größten Infrastrukturinvestitionen in Niederösterreich. Das Kraftwerk Ottenstein liegt am Fuß der 69 Meter hohen Gewölbesperre Ottenstein. Die Staumauer des EVN Pumpspeicherkraftwerkes Ottenstein ist ein imposantes Bauwerk: 69 Meter hoch und bis zu 24 Meter dick. Diese massive Bauweise ist auch notwendig, denn immerhin hält sie rund 73 Millionen Kubikmeter Wasser zurück.


EVN

Die vier im Krafthaus installierten Francisturbinen erbringen eine Leistung von je 12 Megawatt – und es sind noch immer die Original-Maschinen aus den 1950er Jahren. Die Anlage erzeugt Strom für etwa 20.000 Haushalte in Niederösterreich.

Durch das gespeicherte Wasser im Staubecken und den direkten Anschluss an die 110 kV-Leitung kann das Kraftwerk vollkommen ohne äußere Stromversorgung mit der Stromproduktion und dem Wiederaufbau des Stromnetzes beginnen. Diese Fähigkeit wird „Schwarzstart-Fähigkeit“ genannt und hat enorme Wichtigkeit bei einem weitreichenden Netzausfall, beispielsweise im Fall einer Naturkatastrophe.

Eckpfeiler für die Versorgungssicherheit
Das Kraftwerk Ottenstein bleibt bis heute ein einzigartiger Ort, der sowohl zur unabhängigen Energieversorgung Österreichs beiträgt als auch ein wichtiger Meilenstein im energie- und umweltpolitischen Wandel des letzten Jahrhunderts darstellt.

Der idyllische Stausee steigert die Energiegewinnung gleich im doppelten Sinn: als wichtiger Lieferant der Wasserkraft für die Stromerzeugung und als ideales Erholungsgebiet.

Ursprünglich nur als reine Energiequelle für die rasant wachsende Wirtschaft in der Nachkriegszeit geplant, haben sich die drei Kampstauseen zu einem wichtigen Tourismusgebiet für das Waldviertel entwickelt. Egal ob Segeln, Baden, Surfen, Tauchen, Angeln oder Bootfahren – in Ottenstein findet man Abwechslung bei fast jedem Wasserspaß.

Kraftwerk kann auch besichtigt werden
Das Kraftwerk Ottenstein kann auch gerne besichtigt werden. Der Rundgang in die Staumauer hinterlässt bei fast allen einen bleibenden Eindruck. Bei der Besichtigung der imposanten Turbinen und Generatoren gewinnen die Besucher einen tiefen Eindruck über die Stromerzeugung im Pumpspeicherkraftwerk.

Kostenlose Führungen für Einzelpersonen gibt es im Sommer jeden Donnerstag um 10 Uhr sowie für Gruppen gegen Voranmeldung unter: info.ottenstein@evn.at.
http://www.noen.at/krems/kampkraftwerk-ottenstein-feiert-60-jahre/56.049.308
 

josef

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#29


Stausee Ottenstein fehlen fünf Meter Wasser
Die anhaltende Trockenheit im Waldviertel wirkt sich auch auf die Stromproduktion aus. Im Stausee Ottenstein (Bezirk Zwettl) ist der Wasserstand derzeit um fünf Meter niedriger als normalerweise um diese Jahreszeit.

In durchschnittlichen Jahren nimmt der Stausee Ottenstein im Monat April 15,5 Kubikmeter Wasser pro Sekunde auf. Heuer waren es im April aber nur knapp vier Kubikmeter. Der Wasserstand ist um fünf Meter zu gering, „das ist komplett untypisch“, sagt Stefan Zach, Sprecher des Betreibers EVN. Die Stromproduktion sei jedenfalls schon spürbar zurückgegangen.

Wasserstand dürfte noch weiter sinken
Der Betreiber nutzt den Stausee allerdings vor allem um Spitzenzeiten beim Stromverbrauch, wie mittags oder abends, abzudecken oder die Schwankungen durch erneuerbare Energien auszugleichen. Die Auswirkungen durch die reduzierte Stromproduktion seien deshalb nur gering, erklärte Zach.


ORF.at/Christian Öser
Normalerweise führt der Stausee Ottenstein um diese Jahreszeit deutlich mehr Wasser

In den nächsten Tagen dürfte der Wasserpegel noch weiter absinken, denn damit der Kamp unterhalb des Stausees nicht austrocknet, muss laut Gesetz regelmäßig Wasser abgegeben werden. Und derzeit ist der Abfluss höher als der Zulauf. Damit sich der Stausee wieder füllt, brauche es nun ein bis zwei Wochen ergiebigen Regen, heißt es.

Auch Trinkwasser wird wegen Trockenheit knapp
Die Trockenheit im Wald- und Weinviertel wirkt sich derzeit nicht nur auf die Stromproduktion, sondern auch auf die Landwirtschaft und das Trinkwasser in vielen Gemeinden aus - mehr dazu in Trockenheit: Trinkwasser wird knapp (noe.ORF.at; 7.5.2018). In Dobersberg (Bezirk Waidhofen an der Thaya) wurden die Bewohner aufgerufen, vorerst auf das Befüllen der Swimmingpools zu verzichten.
http://noe.orf.at/news/stories/2912278/

Publiziert am 12.05.2018
 
#30
Guten Tag! Bin unlängst über die Staumauer gegangen und auf der anderen Seite den Weg weiter und nach ca 200 Meter befinden sich auf einem Feld diese alten Betonreste an denen irgend etwas metallenes abgeschnitten wurde. Weiss zufällig jemand wofür die da waren? Ich vermute dass das irgendetwas mit dem Bau der Mauer zu tun hatte.
 

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#33
Wie schon vor 25 Jahren vom Dobra Stausee, habe ich nun auch vom Thurnberer Stausee ein paar Fotos gemacht. Er ist nämlich frisch ausgelassen. Wer gern im Schlamm und Dreck wandert sollte sich das anschauen gehen.
 

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josef

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#34
Im leeren Stausee auf Schatzsuche

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Am Stausee Thurnberg (Bezirk Krems) herrscht derzeit Goldgräberstimmung. Seit Mitte August lässt die EVN das Wasser ab, um die Anlage zu sanieren. Viele Kinder und Anrainer nutzen die Chance, um nach verlorenen Gegenständen zu suchen.
Auf den Sprung ins Wasser müssen die Besucher derzeit verzichten, dafür haben die Schatzjäger Hochsaison. Sowohl Kinder als auch Erwachsene untersuchen derzeit eifrig den feuchten Schlammboden. „Wir hoffen auf Gold, dass irgendjemand da einen Schatz versenkt hat“, sagte Franz Vogl aus Wolfpassing (Bezirk Tulln) zuversichtlich.

Gabriel aus St. Bernhard (Bezirk Horn) fand hingegen nur „sehr viel Schlamm“ und „eine große Eidechse“. Und Florian Vogl aus St. Andrä-Wördern (Bezirk Tulln) freut sich über eine Muschel, die er im mittlerweile ausgetrockneten Boden entdeckte. Herbert Asenbaum aus Wanzenau (Bezirk Horn) gibt sich damit nicht zufrieden: „Da drüben steht eh ein Bagger, wir müssen den Schlamm nur etwas auf die Seite schieben, und vielleicht finden wir dann einen versunkenen Schatz.“

ORF
Vor der Staumauer liegt nach wie vor viel Holz, dass beim Jahrhunderthochwasser 2002 angespült wurde

Kühlschrank, Fischerhütte und viel Holz
Bisher fand jedoch noch niemand den großen Schatz. Stattdessen wurden ein Kühlschrank, Taucherbrillen, eine kaputte Zille, eine weggerissene Fischerhütte und viel angeschwemmtes Holz entdeckt. „Diese Bäume und Hölzer sind noch Reste vom Hochwasser 2002, wo weit über 1.000 Kubikmeter Holz beim Verklausungsschutz trieben und dann abgesunken sind“, erklärte Ernst Bieber, der Projektleiter der Kraftwerkssanierung.

Innerhalb von nur zwei Wochen wurde der Stausee nun fast komplett entleert, zur Überraschung von Urlauber Gerhard Schmid aus Passau (Deutschland): „Vor vier Wochen war ich noch am Campingplatz, und da sind wir hier geschwommen. Das war toll. Und als ich jetzt wieder gekommen bin, habe ich gesehen, dass das ganze Wasser fehlt, ich weiß auch nicht, warum.“

Doppelter Schutz für die Schoten
Der Grund dafür sind Wartungsarbeiten, die der Kraftwerksbetreiber EVN an der Staumauer durchführen muss, weshalb er das Staubecken entleerte, erklärte Erich Binder, Werksleiter der Kamp-Kraftwerke: „Der Grundablass und der Spülablass werden technisch erneuert, es wird an beiden Ablässen eine zweite Schütze eingebaut. Der Korrosionsschutz wird erneuert und mehrere bauliche Maßnahmen im Zuge der Entleerung durchgeführt.“ Zudem wird der Hochwasserschutz verbessert.

ORF
Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten am Kraftwerk abgeschlossen sein, dann wird das Staubecken wieder befüllt

„Entleert“ heißt aber nicht, dass gar kein Wasser mehr den Kamp hinunterfließt, sagte Bieber: „Im alten Flussbett, das quer durch das Staubecken geht, werden weiterhin die drei Kubikmeter, die wir üblicherweise um diese Jahreszeit abgeben, durchfließen, und man wird im Unterlauf gar nicht merken, dass hier der Stausee leer ist.“
Um die Fische kümmert sich wiederum die Österreichische Fischereigesellschaft, die die Tiere nach Ende der Arbeiten wieder in den Stausee bringt. Bis spätestens Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann wird der Stausee wieder befüllt, und die Schatzjäger müssen wohl die nächsten 20 Jahre warten.
Stefan Sailer, noe.ORF.at
Chronik: Im leeren Stausee auf Schatzsuche
 

josef

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#35

josef

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#36
SEIT 1957 IN BETRIEB
Speicherkraftwerke Ottenstein, Dobra & Thurnberg: Klein-Kaprun am Kamp

NÖN-Krems, 21. APRIL 2022, Gerald Mayerhofer


Für den Bau der größten Staumauer der Kraftwerkskette am Kamp, in Ottenstein, waren unglaubliche 124.000 Kubikmeter Beton notwendig. Die 1957 fertiggestellte Mauer ist an ihrer Basis 24 Meter dick. Sie ist 69 Meter hoch und hat eine Kronenlänge von 240 Metern. Bei Vollstauung muss sie dem Druck von rund 73 Millionen Kubikmeter Wasser standhalten.
FOTO: EVN Archiv

Die Staukraftwerke Ottenstein, Dobra und Thurnberg stehen für die Pionierleistungen der Nachkriegszeit. Heute profitiert auch der Tourismus der Region von ihnen.
Die Wiederaufbauzeit nach dem Zweiten Weltkrieg ist in Österreich durch einige Pionierleistungen und die Errichtung heute noch wichtiger Bauwerke gekennzeichnet. Dazu zählen auch zweifelsfrei die Wiener Stadthalle oder die Kraftwerksgruppe Glockner-Kaprun. Zur Sicherung der Energieversorgung wurden auch entlang des Kamps die drei Speicherkraftwerke Ottenstein, Dobra und Thurnberg errichtet, die heute noch einen wesentlichen Beitrag zur Energiesicherheit NÖs leisten.
Die Baubescheide für die Kraftwerke wurden zwischen 1947 und 1951 erwirkt, der Bau dauerte von 1949 bis 1957. In dessen Zug wurden auch Menschen ausgesiedelt – dies betraf vor allem Ottenstein und Thurnberg. In Ottenstein fielen beispielsweise die Fürnkranzmühle und der Riemerhof dem Wasser zum Opfer.

Die Großbaustellen schufen viele Arbeitsplätze, heute glänzt die Region Kampseen durch das überdurchschnittliche touristische Angebot.

Lebensdauer der Staumauern beträgt einige hundert Jahre
Liefern die drei Kraftwerke heute vor allem Strom in den Spitzenzeiten, deckten sie zur Zeit der Eröffnung der letzten Staustufe im Jahr 1957 sogar 45 Prozent des Strombedarfs in NÖ. Die Gesamtleistung der Kraftwerkskette wird mit 67,2 Megawatt angegeben. 2021 wurden in den Zeiten zwischen den Spitzen des Strombedarfs täglich sogar rund 540.000 Kubikmeter Wasser nach Ottenstein zurückgepumpt.

Die Lebensdauer der Staumauern beträgt einige hundert Jahre. Sie entsprechen noch heute dem aktuellen Stand der Technik, was die Standsicherheit und deren Überwachung betrifft. Das stärkste jemals von der automatisierten Talsperrenüberwachung in Ottenstein wahrgenommene Erdbeben wurde am 11. März 2011 um 5.46 Uhr und 23 Sekunden aufgezeichnet: Es handelte sich dabei um das Tsunami-Erdbeben von Japan mit einer Magnitude von 8,9 nach Richter.
Speicherkraftwerke Ottenstein, Dobra & Thurnberg: Klein-Kaprun am Kamp
 

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#37
Aus der ORF-NÖ. Serie "„100 JAHRE NIEDERÖSTERREICH“

Als der Kamp eine Region unter Strom setzte

EVN Archiv, Maria Enzersdorf
Einbindung in den soliden Fels am rechten Hang, Sperre Dobra (5. August 1952)

In den 1950ern, der Anfangszeit des Eisernen Vorhangs, war es für das Waldviertel schwierig, vom Aufschwung zu profitieren. Ein wirtschaftliches Großprojekt – die Kraftwerkskette am Kamp – sollte die Region auf mehrere Arten beleben.
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„Einmal habe ich fast vierzig Tage durchgearbeitet, aber das habe ich gerne gemacht. Man brauchte ja ehrlich gesagt das Geld“, erzählt Otto Irschik. Heute ist er längst in Pension, in den 1950er-Jahren hat er als Baustellenelektriker am Kraftwerk Ottenstein (Bezirk Krems) mitgearbeitet. Ein lebensgefährlicher Job, auf den Leitern über dem Abgrund oder auch bei den Sprengungen des Gesteins: „Es gab keine Schutzhelme und man war auf sich gestellt – aber was spielt das für eine Rolle, wenn man jung ist?“
Immer wieder kam es auf der Baustelle zu Unfällen, einmal sei auch er selbst in den Stromkreis gekommen, erinnert sich der gebürtige Waidhofner: „Ich hing bereits bewusstlos in der Leitung.“ Ein Arbeiter habe ihn von dem Mast heruntergeholt und ihm auf diese Weise das Leben gerettet. „Selbst schuld“, sagt Irschik heute über seinen Unfall. „Man muss ja aufpassen.“

Sicherheit am Bau: „‚Gemma, gemma, gemma‘, hat es damals geheißen“
Er war damals einer von etwa 800 Arbeitern, die von 1953 bis 1957 die neue Sperre und das dazugehörige Kraftwerk errichteten. 69 Meter hoch und bis zu 24 Meter dick wurde die Staumauer – genug, um gut 70 Millionen Kubikmeter Wasser aufzustauen und zurückzuhalten. Ein gewaltiges Projekt, insbesondere für eine Region mit enormen strukturellen Problemen.

Fotostrecke mit 3 Bildern
EVN Archiv, Maria Enzersdorf
Für die Arbeiter war es ein harter Job, aber er brachte für die damalige Zeit auch ein ansehnliches Gehalt mit sich
EVN Archiv, Maria Enzersdorf
Die körperlichen Anstrengungen auf der Baustelle waren enorm, die Sicherheitsvorkehrungen weniger

EVN Archiv, Maria Enzersdorf
Krafthaus Krumau - mit der Fertigstellung der Kraftwerke konnte sich die Region zunehmend selbst mit Strom versorgen

Land am Strome ohne Strom
In den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg fehlte es im auferstandenen Österreich an fast allem, auch an Energie. Immer wieder kam es zu Stromausfällen. Die eigenen Kraftwerkskapazitäten reichten bei weitem nicht aus, um die Bevölkerung zu versorgen, man war auf Stromimporte aus dem Ausland angewiesen.

Abhilfe sollte in erster Linie der Verbund schaffen. Infrastrukturprojekte mit bisher ungeahnten Dimensionen wurden binnen relativ kurzer Zeit umgesetzt, etwa die Kraftwerksgruppe Kaprun (Salzburg) im Hochgebirge oder auch mit Ybbs-Persenbeug das erste Donaukraftwerk. Dabei griffen die Ingenieure auf Pläne aus der NS-Zeit bzw. zum Teil auch schon aus der Zeit vor dem „Anschluss“ zurück. Nun, zu Beginn der 1950er-Jahre, konnten diese Vorhaben realisiert werden, finanziert mit dem Geld aus dem US-amerikanischen Marshallplan.
Verbund
Mit dem Donaukraftwerk Ybbs-Persenbeug (Bezirk Melk) erfolgte der Startschuss für eine großangelegte Nutzung der Donau als Stromproduzentin

Nicht nur bundesweit wurde versucht, der Stromknappheit Herr zu werden, sondern auch in den Regionen. Eine Zeit des Wiederaufbaus und des Aufschwungs stand bevor – ausreichend Elektrizität galt dafür als Grundvoraussetzung. Zum einen für die erhofften Investitionen in Industriebetriebe, zum anderen für Privathaushalte. Schließlich war noch lange nicht jede Gemeinde in Niederösterreich angeschlossen, Versorgungslücken gab es insbesondere im Alpenvorland, in der Buckligen Welt – und im Waldviertel. Erst 1963 ging Harmanschlag (Bezirk Gmünd) als letzte Ortschaft ans Netz.

Für die Versorgung war hierzulande die Niederösterreichische Elektrizitätswirtschafts-Aktiengesellschaft (NEWAG) zuständig. 1922 gegründet, sollte sie die verschiedenen Versorgungsgebiete verbinden und historisch gewachsene – und teilweise kuriose – Monopole beenden – mehr dazu in Neue Kraftwerke beenden kuriose Monopole (noe.ORF.at; 7.1.2022). 1947 wurde die Elektrizitätswirtschaft in Österreich verstaatlicht, Alleineigentümer der NEWAG wurde das Land Niederösterreich.

Stromverbrauch verdoppelt sich alle zehn Jahre
Im Verlauf der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden zwar in ganz Niederösterreich zahlreiche Kraftwerke, kein einziges davon war allerdings groß genug, um überregionale Bedeutung zu erlangen. Von einer ausreichenden Stromproduktion konnte keine Rede sein und das Problem drohte sich immer weiter zu verschärfen.

So verdoppelte sich der Strombedarf in Niederösterreich nach dem Krieg alle zehn Jahre, schätzt man bei der EVN. Importe wären für diesen steigenden Bedarf rasch zu teuer geworden. Niederösterreich sei damals in großem Maße abhängig vom Verbund gewesen, sagt der ehemalige Kraftwerksarbeiter Irschik. „Wir mussten schauen, dass wir auf eigene Beine kommen.“

Auf die Donau hatte die NEWAG keinen Zugriff, zuständig war dort ausschließlich der Verbund. Deshalb suchte man nach anderen Möglichkeiten – und fand sie am Kamp. Die Lage erschien geeignet, auch für einen dringend notwendigen wirtschaftlichen Impuls. Die Region des nördlichen Niederösterreichs hatte viel von seiner Dynamik eingebüßt und drohte in der Zeit des Aufschwungs den Anschluss zu verlieren. Immerhin waren die Verbindungen in die Tschechoslowakei mittlerweile gekappt, der Eiserne Vorhang machte aus einer prosperierenden Region eine geopolitische Sackgasse.

Kraftwerke statt Isolation und Verarmung
„Vor diesem Hintergrund erscheint der Kraftwerksbau als ein landespolitischer Versuch, der ökonomischen Isolation und Verarmung entgegenzuwirken“, heißt es aus dem Archiv der EVN. Die Gelder des Marshallplans waren deren Vorläufergesellschaft, der NEWAG, verwehrt. Dennoch gelang die Finanzierung des wohl größten Investitionsprojekts in der Geschichte des Landes.

Fotostrecke
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Überblick von der rechten Flanke, Sperre Dobra (5. November 1952)

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Beginn des Abräumens des linken Hanges, Kraftwerk Ottenstein (19. Dezember 1952)

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Sperre Dobra und Stausee, im Vordergrund die Baustelleneinrichtungen mit der Betonfabrik (21. Juni 1953)

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Erster Aufstau des Stausees Dobra, Kraftwerk Dobra-Krumau (21. Juni 1953)

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Krafthaus Krumau (17. Juli 1953)

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Überlauf, Sperre Dobra (8. Mai 1954)

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Felsaushub Krafthauskeller, Kraftwerk Ottenstein (6. Juli 1954)

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Beheizte Winterbaustelle Krafthaus, Kraftwerk Ottenstein (7. Jänner 1955)

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Eingehauster Krafthauskeller, Kraftwerk Ottenstein (7. Jänner 1955)

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Automatische Betonfabrik mit Bandbrücke; Kraftwerk Ottenstein (24. Jänner 1955)

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Saugrohrschalung, Kraftwerk Ottenstein (25. Februar 1955)

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Sperrenbaustelle Richtung Nordosten, Kraftwerk Ottenstein (31. März 1955)

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Mauerfuß, Restentleerungsrohre in der Mitte, gegen die Nordflanke, Sperre Ottenstein (9. Mai 1955)

„Trotz politisch und wirtschaftlich ungünstiger Voraussetzungen – Niederösterreich war sowjetisch besetzt, Marshallplan-Kredite für Energieinvestitionen konnte dadurch nicht beansprucht werden und Teile der zukünftigen Baustelle lagen auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig, der von der Besatzungsmacht benützt wurde – erfolgte am 1. Oktober 1949 der Spatenstich für die Kraftwerksgruppe“, schreibt Herbert Schmid 2015 in seiner Dissertation zu dem Thema.

Begonnen wurde mit dem Bau der Staustufe Thurnberg-Wegscheid. Sie war vergleichsweise klein und wurde bereits 1952 fertiggestellt. Zehn Kilometer weiter entstand das Kraftwerk Dobra-Krumau, das 1953 in Betrieb ging. Im darauffolgenden Jahr wurde schließlich das Herzstück der Kraftwerkskette in Angriff genommen. Der Stausee Ottenstein wurde 1957 feierlich eröffnet. Ein Meilenstein für die Region: „Die Bezeichnung ‚Kaprun des Waldviertels‘ in Analogie zum Bau von Kaprun ist als Würdigung einer besonderen Aufbauleistung in der Zeit zu verstehen“, schreibt

Attraktive Arbeitsplätze in strukturschwacher Region
An diesem Projekt beteiligt war auch Elektriker Otto Irschik. Im Alter von 22 Jahren, nach einer Anstellung bei einer Elektrofirma in Waidhofen an der Thaya, hatte er kurzerhand beschlossen, zur Baustelle aufzubrechen. „Ich wurde von Leuten animiert, es lässt sich viel verdienen und man kann viel arbeiten“, erzählt er. Das sei dann auch so gewesen.

Irschik: „Meine Frau hat mir den Rucksack gepackt und ich bin los nach Rastenfeld“.
Zuständig war er unter anderem für die Beleuchtung der Baustelle – ein Knochenjob, bei Tag und noch mehr bei Nacht. In den Nachtstunden wurden etwa Sprengungen durchgeführt, dabei mussten beschädigte Kabel repariert werden. Sicherheitsvorkehrungen gab es praktisch nicht, sein Überleben verdankt Irschik dem Zufall.

Neun Tote bei Brückeneinsturz
Der schwerste Unfall ereignete sich allerdings nicht direkt bei der Errichtung der Sperre bzw. des Kraftwerks, sondern auf einer nahegelegenen Brückenbaustelle. Die bisherigen Straßen wären nach dem Aufstauen unter Wasser gelegen; stattdessen sollte eine 700 Meter lange Spannbetonbrücke die Orte Friedersbach (Bezirk Zwettl) und Rastenfeld in Zukunft verbinden.

Am 24. Oktober 1956 kam es zur Katastrophe. Das Gerüst um einen halbfertigen Brückenpfeiler brach in sich zusammen und riss Betonmassen mit sich. Zehn Arbeiter wurden unter ihnen begraben, nur einer von ihnen konnte gerettet werden. Etliche weitere Arbeiter wurden bei dem Unglück verletzt.

„Graziös wie Spinnenweben wirken die Stahlverstrebungen eines Gerüstes der neuen Straßenbrücke“, hieß es damals in einem Bericht im ORF-Fernsehen, „aber sie waren zu graziös. Sie brachen unter der Last des Betons zusammen.“ Es sei furchtbar gewesen, sagt auch Irschik über jenen Tag: „Wir haben das auf der Baustelle gleich erfahren und sind hingepilgert.“

Kaum Proteste von Umweltschützern
Die grundsätzliche Zustimmung der Bevölkerung zu derartigen Großprojekten wurde durch die Unfälle laut Zeitzeugen nicht beeinträchtigt. Auch die massiven Eingriffe in die teils unberührte Natur waren damals kaum Thema, zumindest verglichen mit heutigen Maßstäben. Man war in erster Linie stolz auf die technische Leistung und blickte mit einem gewissen Optimismus in die Zukunft, das geht auch aus den Medienberichten dieser Zeit hervor. Die Beeinträchtigung oder gar Zerstörung von regionalen Ökosystemen nahm man dafür gerne in Kauf.

Das änderte sich erst deutlich später, als die NEWAG einen erneuten Ausbau der Kraftwerkskette am Kamp anstrebte, konkret bei Steinegg und Rosenburg (beide Bezirk Horn). Die Austria Presse Agentur berichtete im Juli 1980:
Ihr erstes Wasserkraftwerk seit der Realisierung von Ottenstein plant die NEWAG mit einem Zweistufen-Projekt am Kamp in der Flussstrecke Wegscheid-Rosenburg. Bisher hatte sich die NEWAG auf kalorische Kraftwerke konzentriert, da sich der Ausbau des oben genannten Projektes erst als wirtschaftlich erweist, seit Heizöl mehr als 2.000 Schilling je Tonne kostet.
Das geplante Projekt soll mit Baukosten zu heutigen Preisen zwischen 650 und 700 Millionen Schilling bis ca. 1985/86 fertiggestellt werden und eine Gesamtleistung von 31 MW bzw. eine Stromerzeugung von 50 Millionen kWh im Jahr aufweisen. Letzte Hürde zur Realisierung sind vor allem Widerstände von Umweltschützern, die allerdings, wie Vorstandsmitglied Dipl.Ing.Dr.techn. Harald Pöhnl gegenüber der APA erklärte, zu überwinden seien.


Neue Projekte für das „notleidende Waldviertel“
1980 sprachen sich auch die Bundesregierung und die Arbeiterkammer für neue Kraftwerksprojekte an dem Fluss aus. „Dabei wurden auch Argumente im Sinne des Fremdenverkehrs und der Beschäftigungslage im notleidenden Waldviertel erwähnt“, hieß es damals in der APA.

Mit den heftigen Protesten aus der Bevölkerung hatte die NEWAG nicht gerechnet. Diese wurden von der „Kronen Zeitung“ unterstützt und auch politisch aufgegriffen, Landeshauptmann-Stellvertreter Hans Czettel (SPÖ) wollte 1980 das Kamptal zum Naturschutzgebiet erklären. 1983 ließen die Verantwortlichen das Projekt zähneknirschend ruhen, nachdem bereits zehn Millionen Schilling in Vorarbeiten geflossen waren – freilich mit einem Hintergedanken, wie die APA berichtete: NEWAG-Direktor Rudolf Gruber habe in einem Pressegespräch seine Überzeugung ausgesprochen, dass „die derzeitige Energiepolitik nur von transitorischer Bedeutung sei, letzten Endes werde sich die Kernenergie durchsetzen“.

Zu Erinnerung: Bereits Jahre zuvor hatte sich die Bevölkerung rund um die Causa Zwentendorf gegen die Atomkraft ausgesprochen. Seit 1978 verbot das Atomsperrgesetz die Inbetriebnahme von Kernkraftwerken ohne vorherige Volksabstimmung.

EVN: „Graswurzel-Widerstand“ unterschätzt
Heute heißt es bei der NEWAG-Nachfolgerin EVN, man habe den Widerstand damals vielleicht deshalb unterschätzt, „weil man meinte, dass er nicht repräsentativ sei, und die NEWAG überzeugt war, die relevanten lokalen Gruppen hinter sich zu haben“. Im Rückblick erscheine dieser „Graswurzel-Widerstand“ laut EVN „als Auftakt und Vorspiel zur ‚Anti-Hainburg-Bewegung‘ gegen den Bau des Donaukraftwerks“ im Dezember 1984.
25.04.2022, Felix Novak, noe.ORF.at
Als der Kamp eine Region unter Strom setzte
 
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