josef

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#1
Der einst zur Herstellung von Holzkohle, insbesonders für die Montanindustrie um den Erzberg in der steirischen, oberösterreichischen und niederösterreichischen Region "Eisenwurzen", wichtige Beruf des Köhlers ist bis auf wenige Ausnahmen ausgestorben.

In Niederösterreich gibt es bis heute noch Kohlenmeiler an der Straße zum Ochssattel zwischen Rohr am Gebirge und der "Kalten Kuchl". Die Meiler werden von Landwirten zur Herstellung von Grillkohle betrieben. Nachstehend 2 ältere Fotos eines Meilers (von Dias) aus 1978:
 

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anastasia

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#6
Im "Holzknechtland" auf der Mariazeller Bürgeralpe ist auch ein Schnitt-Modell eines Kohlenmeilers zu sehen:
Der Schirmherr der Köhler und Schmiede ist übrigens Gott Loki. Er ist auch der "schwarze Mann" in dem Kinder- Abschlagreim "wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann"? Niemand!
Nur nebenbei bemerkt, weil es mir zur Köhlerei wieder einfiel.

lg. anastasia
 

Geist

Worte im Dunkel
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#7
Der Schirmherr der Köhler und Schmiede ist übrigens Gott Loki. Er ist auch der "schwarze Mann" in dem Kinder- Abschlagreim "wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann"? Niemand!
Nur nebenbei bemerkt, weil es mir zur Köhlerei wieder einfiel.

lg. anastasia
Das kann sein, ist aber nicht bewiesen. Es kann sich ebenso um den schwarzen Mann als Synonym für die Pest gehandelt haben.
Und in dieser Auflistung taucht kein Loki als Schutzpatron auf, würde mich auch wundern, wenn ihn jemand als Schutzpatron haben möchte, wenn man seine ambivalente Rolle in der nordischen Mythologie betrachtet.
 
#9
Das kann sein, ist aber nicht bewiesen. Es kann sich ebenso um den schwarzen Mann als Synonym für die Pest gehandelt haben.
Und in dieser Auflistung taucht kein Loki als Schutzpatron auf, würde mich auch wundern, wenn ihn jemand als Schutzpatron haben möchte, wenn man seine ambivalente Rolle in der nordischen Mythologie betrachtet.
Der nordischen Gott Loki wird kaum auf einer Liste katholischer Schutzpatrone auftauchen ...
 

Geist

Worte im Dunkel
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#10
Der nordischen Gott Loki wird kaum auf einer Liste katholischer Schutzpatrone auftauchen ...
Da hat er recht, ändert aber nix an meiner Aussage. Wäre Loki der Schutzpatron der Schmiede, würde das bedeuten, dass das Feuer einmal genau das macht, was der Schmied will, und ein anderes mal die Schmiede dank des ambivalenten Patrons abgefackelt wird. Mir wäre das Risiko zu hoch. :D
 
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anastasia

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#11
Ich beziehe mich auf die vorchristliche Zeit. Das Christentum hat dann die diversen helfenden Kräfte durch (Schein)Heilige ersetzt. Loki ist der Gott des Feuers. Das Feuer ist Diener und Herr zugleich. Die Wandelbarkeit des Feuers spiegelt sich in Loki wieder. Wer Loki bändigt dem ist er dienlich. Dem Schmied dient er in der Esse, dem Köhler im Mailer.
Es gibt eine Menge Reime und Zunftsprüche, die auf vorchristliche Dinge hinweisen. Erdacht von div. Heroldszünften zur Bewahrung des alten Wissen über das dunkle Zeitalter der Götterdämmerung hinaus.

lg. anastasia
 
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anastasia

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#15
Aber ich sehe die Köhlerei als wichtiges Handwerk auch für die Zukunft, bereitet sie doch alternative Energie auf. Und sie macht unabhängig von Konzernware. Diese Art von Kohle wächst auch schneller nach als Braun- u. Steinkohle und Antrazit. Wäre vielleicht auch interessant spezielle Öfen für Holzkohle zu konstruieren, die dises Medium maximal ausnützt und nicht alles zum Rauchfang hinausbläst.

Meint anastasia
 

josef

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#16
Kohlenmeiler in Rohr am Gebirge:

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Rohr im Gebirge: Grillkohle mit Geschichte
Der Waldanteil der Gemeinde Rohr im Gebirge (Bezirk Wiener Neustadt) ist mit 90 Prozent hoch. Lange Zeit spielte die Holzkohleherstellung eine wichtige Rolle. Heute sind nur noch wenige Betriebe übrig.
„Früher war die Holzkohle wesentlicher Energieträger in der Eisenverarbeitung“, sagt Bürgermeister Christian Wagner. „Wegen des waldreichen Gebietes gab es in Rohr im Gebirge viele Holzköhler, die an der sogannten ‚Köhlerstraße‘, die zu den Industriebetrieben nach Wiener Neustadt führte, ihre Holzkohle herstellten“, so Wagner. Im vergangenen Jahrhundert lösten andere Energieträger wie Gas und Strom die Holzkohle ab. Die Zahl der Betriebe ging massiv zurück.

Österreichweit zählt man heute nur mehr etwa zehn Köhlereien, drei davon befinden sich in Rohr im Gebirge. Heute wird die Holzkohle fast nur mehr zum Grillen verwendet. Hergestellt wird sie in der Gemeinde noch nach alter Tradition.

ORF
In Rohr im Gebirge befinden sich drei traditionelle Köhlereien

Schwarze Hände gehören zum Alltag
Peter Wieser hat das Handwerk von seinem Vater gelernt. „Zuerst wird der Meiler zusammengebaut, das Holz eingeschichtet und dann mit schwarzer Erde zugedeckt“, sagt Wieser. Nachdem der Meiler entzündet wurde, erreicht er im Inneren eine Temperatur von bis zu 500 Grad Celsius. Das Holz muss vorher ein Jahr trocknen. Im Meiler wird es über mehrere Wochen verkohlt.
Zwischen April und Oktober verarbeitet Peter Wieser bis zu 400 Festmeter Holz. Den Meiler muss der Köhler dabei immer im Auge behalten. Auf Urlaub fahren kann er nicht. Außerdem ist der Beruf anstrengend. Schwarze Hände voller Russ gehören zum Alltag. Heute ist es schwer, einen Nachfolger zu finden, sagt Wieser. „Wenn sich einer dafür interessiert und er die Arbeit mag, dann lässt es sich machen, aber es ist eben eine Drecksarbeit und man muss fast immer da sein.“

ORF
Die in Rohr im Gebirge hergestellte Holzkohle wird hauptsächlich zum Grillen verwendet

Traditionelle Holzkohle raucht nicht
Die Holzkohle hat beim Grillen den Vorteil, dass sie nicht raucht und stinkt, sagt Gertrud Wieser, die den Betrieb gemeinsam mit ihrem Mann führt. Von der Köhlerei allein kann Familie Wieser nicht leben und trotzdem hält man an der Tradition fest.
Auch für die Gemeinde ist die Köhlerei ein wichtiges Aushängeschild, sagt Bürgermeister Wagner. „Wir sind sehr froh, dass es bei uns noch drei Köhler gibt, wenngleich die wirtschaftliche Bedeutung der Holzkohle schon vor vielen Jahren zurückgegangen ist“, so der Bürgermeister. „Die Köhlerei ist auch UNESCO Weltkulturerbe und es ist von erheblicher touristischer Bedeutung, dass hier weiter gekohlt wird. Es kommen immer wieder Touristen zu uns, um sich hier die Holzkohleproduktion anzuschauen“.
Doris Henninger, noe.ORF.at
Chronik: Rohr im Gebirge: Grillkohle mit Geschichte
 

josef

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#17
Die Köhler und Köhlerinnen von Michelbach
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Die Köhlerei ist ein uraltes Handwerk. Früher war ausschließlich von „dem Köhler“ die Rede, eine Familie in Michelbach (Bezirk St. Pölten) zeigt, dass es für einen erfolgreichen Betrieb alle braucht: Das Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben.
Online seit heute, 19.59 Uhr
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Zwei Köhlerinnen und zwei Köhler stehen an diesem Vormittag rund um das Grundgerüst eines neuen Meilers und schlichten Holz. Die Kleidung von schwarzem Staub bedeckt. Der Wind weht die Partikel vom danebenliegenden fertigen, ausgeglühten Meiler herüber.

Vier Wochen dauert es, bis das in runder Form aufgestapelte Holz zu einem großen, schwarzen Haufen einsackt. Sechs Mal im Jahr bauen Johann und seine Frau Theresia sowie Sohn Martin und seine Frau Julia so einen Meiler auf. Und das funktioniert seit Jahrhunderten gleich: Holz wird gestapelt, darüber kommt Reisig und ein Erd-Asche-Sand-Mantel. In der Mitte des Meilers steht ein Rohr: „Da haue ich die Glut hinunter, fülle das Rohr bis rauf an. Das dauert drei bis vier Tage und dann geht das Feuer auseinander, von oben nach unten macht der Meiler dann Holzkohle“, erklärt Johann Hochecker.

Die perfekte Dosis Luft
Köhlern ist das Steuern von Luft: Zu viel und das Holz wird zu Asche, zu wenig und es verkohlt nicht. Am Handwerk des Köhlers hat sich im Prinzip seit dem Altertum nichts geändert – nur technische Hilfsmittel sind dazugekommen. Große Holzscheite werden mit dem Teleskoplader auf den Meiler gehoben, das Holz nicht mehr mit der Axt sondern mit einer Maschine gespalten. Die körperlich anstrengende Arbeit macht das um einiges leichter, sagt Johann Hochecker. Er erlernte den Beruf vor 40 Jahren von seinem Vater.

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Die erste von drei Holzschichten des Meilers, in der Mitte das Rohr für die Glut
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Das Holz stammt aus den Wäldern der Familie
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Mit dem Einstechen testet Johann Hochecker, ob das Holz verkohlt ist. Stößt er auf Widerstand, gibt es noch Holz im Meiler.

Eine Ausbildung oder eine Lehre für die Köhlerei gibt es nicht. Sie kann nur von einem Köhler erlernt werden. 1960 wurde die Köhlerei in Michelbach gegründet. „Früher bei meinem Vater haben wir hauptsächlich an die Industrie verkauft. Das hat sich im Laufe der Zeit verändert. Mittlerweile sind es zu 80 Prozent Privatkunden fürs Grillen zu Hause und Gastronomie“, sagt Hochecker. Darunter sind einige Haubenlokale.

Der Wunsch nach Kohle aus der Region
Auch bei der Grillholzkohle muss es für immer mehr Menschen ein regionales Produkt sein. Die Nachfrage kann die heimische Köhlerei bei weitem erfüllen. 90 Prozent der Grillkohle in Geschäften sei importiert, sagt Hochecker. Dazu fällt wegen des Kriegs in der Ukraine einer der größten Exporteure von Grillholzkohle weg. „Bei uns hat sich schon eine Firma gemeldet, die haben wir vor 15 Jahren beliefert und dann haben sie umgestellt. Jetzt rufen sie an, dass die Ukraine heuer nicht liefern kann“, erzählt Hochecker.

Die Nachfrage wäre vorhanden, Köhler in Österreich gibt es aber nur noch vereinzelt. In Michelbach ist der Betrieb mit dem eigenen Sohn gesichert. „Dass ich das auch mal machen werde, weiß ich eigentlich seit der Hauptschule. Das war schon immer das, was der Papa gemacht hat“, sagt Martin Hochecker. Zum Köhler geworden ist er mehr oder weniger über seine ganze Kindheit und Jugend: „Man hilft einfach immer mit und irgendwann hat man das ganze Wissen intus.“

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Die Kohle muss nach dem Ausnehmen aus dem Meiler noch mindestens einen halben Tag abkühlen und abgelöscht werden. Wind kann immer wieder die Glut im Inneren einzelner Stücke anfachen.
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Bei harten Holzsorten sieht man auch bei verkohlten Stücken noch Jahresringe. Holzkohle ist zu 98 Prozent das Kohlenstoffgerüst der Holzzellen.
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Zwei Generationen beim Aufstellen eines neuen Meilers

Etwa über die größten Risiken für Köhler: Der Köhler geht oben am Meiler und sticht für die Belüftung kleine Löcher hinein. Noch gegen Ende der Verkohlung hat es im Meiler bis zu 200 Grad. Man sinkt leicht ein und kann sich Verbrennungen holen. Beim Auskühlen muss man die Kohle zudem überwachen, weil sich immer wieder Glutnester entzünden können. Auch die Hocheckers haben das schon einige Male erlebt.

Wertschätzung für uralte Handarbeit
Nur Erfahrung kann solche Zwischenfälle verhindern. Die Köhlerei wurde von Johann Hocheckers Eltern 1960 gegründet. Frauen arbeiteten schon immer mit. Die Gründerin war in der Umgebung nur als „Kohlenhexe“ bekannt, erzählt Theresia Hochecker. „Man kannte ihren echten Namen gar nicht und damals war das ja auch gut für die Bekanntheit. Mittlerweile kennt man uns ja über Soziale Medien viel weitläufiger.“ Die Kundinnen und Kunden stammen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz.

Dass sie durchs Heiraten zu Köhlerinnen werden sei logisch gewesen, sagt Schwiegertochter Julia Hochecker: „Das lernt man einfach. Wir nehmen dieses Handwerk mit in die Zukunft, das ist etwas sehr Schönes.“ Die Wertschätzung von Kunden für die traditionell hergestellte Grillkohle sei enorm: „Das Schönste ist deswegen auch das Ernten der Kohle, das Ausnehmen. Da hat die Kohle einen edlen, feinen Klang. Da sieht man, was aus dem Produkt geworden ist, das man eingeschlichtet hat.“
03.04.2022, Nina Pöchhacker, noe.ORF.at
Die Köhler und Köhlerinnen von Michelbach
 
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