Gussstahlwerk St.Aegyd am Neuwalde

josef

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#1
In Hanglage mitten im Ortsgebiet von St.Aegyd überragt ein eigenartiges Bauwerk die umliegenden Objekte. Die Grundsubstanz des Gebäudes geht auf ein 1828 von Martin Miller und Daniel Fischer erbautes Gussstahlwerk zurück. Das später von den Söhnen Fischers weitergeführte Werk ging 1885 in Konkurs. Das Objekt wurde 1930 von der Caritas der Diözese St.Pölten erworben und 1933/34 in ein Jugendheim, -> "St.Michaels Heim", umgebaut. Um das Jahr 2000 erfolgte ein weiterer Umbau in ein Wohnhaus:
(Quelle: Liste der denkmalgeschützten Objekte in St. Aegyd am Neuwalde – Wikipedia )

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Online-Ansichtskartensammlung ÖNB - St.Aegyd
Am Linken Bildrand ist das imposante Werksgebäude zu erkennen.

Im Anhang aktuelle Ansichten:
 

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josef

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#3
Ab 1943, tatsächlich belegt ab Oktober 1944 bis Kriegsende, spielte das Objekt "Caritasheim" auch eine gewisse Rolle als Besprechungsort und Unterkunft von Technikern, die im Zusammenhang der Teilverlagerung der "Kraftfahrtechnischen Lehranstalt" (KTL) Wien -Schönbrunn nach St.Aegyd am Neuwalde (unter Decknamen "Alfred") ins hintere Traisental kamen.

Die Gefangenen des im eigens errichteten "Außenlager St. Aegyd des KZ-Mauthausen" arbeiteten dort am Aufbau der bis Kriegsende nicht fertiggestellten "Kraftfahrtechnischen Versuchsanstalt der Waffen-SS" (KVA).

Dazu Textauszug aus: GISTA | Erste Phase – Planung des Außenlagers
Bereits im Sommer 1944 wurde mit den Planungen für ein Panzertestgelände in St. Aegyd begonnen. In diesem Zusammenhang steht auch eines von mglw. mehreren Treffen hochrangiger Technikexperten im Caritashaus St. Aegyd. Im Rahmen dieses Treffens wurden vor allem technische Details der Panzerentwicklung besprochen, die zunächst in Wien erfolgen sollte. In St. Aegyd sollte die notwendige Infrastruktur geschaffen werden, um Prüfstände in Betrieb nehmen zu können.
Weitere Quelle: Christian Rabl; Das KZ-Aussenlager St.Aegyd am Neuwalde; Mauthausen-Studien Bd. 6
 
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josef

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#5
Beantwortung einer Frage eines Users aus St.Pölten, die vielleicht auch für die "Allgemeinheit" von Interesse ist:
War Martin Miller auch der Gründer des Betriebes in Traismauer?
Nein, das Werk in Traismauer gründete "Franz Matthias Miller", der Sohn von Martin Miller aus erster Ehe. Franz Matthias M. erbte nach dem Tod seines Vaters Martin Miller 1833 die "Wiener Firma" und erwarb 1868 in Traismauer eine Mühle, die er zum Standort der "Stahlwarenfabrik Martin Miller & Söhne AG" ausbaute.

Die Anteile (weitere Anteile hielt der ebenfalls 1933 verstorbene Daniel Fischer bzw. dessen Söhne als Erben) des Betriebes in St.Aegyd gingen nach dem Tod von Martin Miller sen. an die Söhne Martin jun. und Lorenz Miller über. Die Nachfolger von Daniel Fischer betrieben auch die nördlich des Ortes gelegenen Werksanlagen der "St.Aegydy Eisen- & Stahl-Industrie-Gesellschaft" , die später an die Gebr. Böhler AG übergingen. Nach mehrmaligen Besitzerwechsel befindet sich dort heute die Standorte der Firmen Roth-Technik-Austria und Seilwerk Teufelberger.

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B. Holl: Miller, Martin; früher Mühler (1769–1833), Fabrikant. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 6, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1975

Nachfolgend 3 Ansichtskarten mit den historischen Werksanlagen der "St.Aegydy Eisen- & Stahl-Industrie-Gesellschaft"
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Quelle 3 Bilder: Online-Ansichtskartensammlung ÖNB - St.Aegyd
 

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