Graz-Thondorf, SDP-Flumo u. Panzerteilewerk

josef

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#1
In der Broschüre
"100 Jahre Steyr 1864-1964
Die Steyr-Daimler-Puch AG im Jahre ihres hundertjärigen Bestandes"
, Steyr 1964.

ist auch ein Foto des Werkes Graz-Thondorf aus ca. 1963. Im ab 1941 errichteten Werk wurden Teile für, von in Lizenz von Daimler Benz gefertigte, Flugzeugmotore hergestellt. Weiters gab es eine Teilefertigung für Panzermotore und Getriebe:
http://www.geheimprojekte.at/firma_sdp_graz-thondorf.html

Die durch Bombenangriffe großteils zerstörten Werksanlagen wurden während der britischen Besatzungszeit wieder aufgebaut. Zwischen 1949 und Anfang der 1960iger Jahre wurden im Rahmen eines Assembling-Vertrages Fiat - PKW's (=> Steyr-Fiat) für den österreichischen Markt montiert. Zum Zeitpunkt der Aufnahme des Fotos ca. 1963 wurden in Thondorf damals die in Österreich sehr bekannten Kleinwagen "Puch 500" und für den militärischen Sektor die "Puch-Haflinger" gefertigt. Mit dem Start zur der Entwicklung und Produktion des "Haflingers" schaffte es der Standort Graz, zum globalen Zentrum für geländegängige, allradgetriebene Fahrzeuge aufzusteigen! Nach den weiteren Modellen wie "Pinzgauer", "Mercedes-G" (in Österreich "Puch-G") usw. werden heute für fast alle namhaften Autohersteller Entwicklungsarbeiten und Komponentenfertigungen für diesen Sektor im nunmehr zum "MAGNA-Konzern" gehörenden Werk abgewickelt. Neben dem 1941 neu errichteten Werk Graz-Thondorf, Liebenauer Str. gibt es als weiteren Standort in Graz das alte "Puch-Werk" (Stammwerk) in der Puchstraße.

1. Werk Graz-Thondorf ca. 1963: Auf der linken, oberen Bildhälfte ist der für 3.000 Personen ausgelegte LS-Hochbunker zu erkennen.

2. Vergrößerung des Bereiches mit dem Hochbunker: Oberhalb des Bunkers, teilweise durch einen Busch verdeckt, ist auch ein betoniertes Löschwasserbecken zu erkennen.

3. GE-Aufnahme des "MAGNA-Steyr" Werkes Thondorf http://www.magnasteyr.com/xchg/comp...d.xsl/-/content/148_1753.htm?rdeLocaleAttr=de
 

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#2
Quelle: Walter Brunner, "Bomben auf Graz" - Die Dokumentation Weissmann, ISBN 3-7011-7201-3

Seite 52f:

In Graz wurde nur ein einziger bombensicherer Bunker gebaut, und zwar am Gelände der Steyr-Daimler-Puch AG in Thondorf. Dort konnten mehr als 2.000 Personen aufgenommen werden. Weitere derartige Bunkerbauten waren zwar geplant, sind aber wegen Material- und Arbeitskräftemangel nicht realisiert worden.
Der Bunker selbst ist nicht mehr vorhanden, aber die Fundamente gibt es noch. Ein Freund von mir hat dort gearbeitet und erst beim Betrachten dieses Bildes verstanden, warum ein Teil des Kellers immer noch als "Bunker" bezeichnet wird.


lg siebzehn
 

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S

sax208

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#3
Hochbunker

Hallo

Den Bunker im Puchwerk gibt es nach wie vor, er ist aber komplett verkleidet und deshalb als solcher nicht mehr erkennbar.Der Bunker sollte nach dem Krieg gesprengt werden, er ist jedoch so massiv gebaut das die anliegenden Hallen beschädigt worden wären und hat deshalb bis Heute überlebt.

Hat irgend jemmand von Euch Baupläne über das Puchwerk aus den Kriegsjahren?

Gruß Franz
 
S

sax208

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#6
Danke!
Vieleicht gibt es irgendwo auch einen Bauplan, mich würde das innenleben des Bunkers so wie er geplant war interessieren,

Gruß
 

josef

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#7
Im "Motorradmuseum Sigmundsherberg" fand ich Bildtafeln des ehemaligen SDP-Werkes Graz-Thondorf (Puch Werk II - Plan siehe Beitrag #5) aus 1955 und des heutigen "MAGNA-Werkes" aus 2005.

Die Gebäude dürften nach Beseitigung und Reparatur der Bombenschäden bis auf das "Puch-Hochhaus" großteils den Bestand zu Kriegsende entsprechen:
 

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#9
Hallo,
arbeite selbst im Werk-Thondorf.
es gab ja auch viele Fluchttunnel, zum Teil sind sie auch heute noch vorhanden aber abgemauert. Laut eines Kollegen, der 2010 in Pension gegangen ist, sollen die Tunnel angeblich bis zur Mur gegangen sein, was ich mir aber aufgrund der Länge schwer vorstellen kann.
Östlich der Halle 3 sind im nördlichen Bereich noch Reste von Fluchttunnel mit mehreren Abzweigen vorhanden. Heute steht darüber die Halle 19, ein eher kleines Gebäude. Aufgrund des Baustils und der Tatsache, dass die Fluchttunnel darunter nicht verschüttet wurden, gehe ich davon aus, dass auch dieses Gebäude schon zu Kriegszeiten vorhanden war. Auf den Luftaufnahmen von damals ist diese Halle 19 nicht zu erkennen, da sie erheblich niedriger ist als die Halle 3 und Luftbilder immer von Westen gemacht wurden. Südöstlich der Halle 3 ist auf den alten Aufnahmen die Halle 17 zu erkennen. Ein Teil davon ist heute noch recht unverändert vorhanden, ob dieser Bereich auch Tunnel hat, weiß ich aber leider nicht.

Bin gespannt, wie die Rolle des Werks im 2. Weltkrieg im neuen Buch "PUCH Werk II – im Wandel der Zeit Eine steirische Industriegeschichte" dargestellt wird. Der Autor des Buchs ist Magna Mitarbeiter, ich bin daher noch etwas skeptisch wegen der objektiven Aufarbeitung heikler Themen wie Zwangsarbeiter usw. Will aber vorab natürlich nicht urteilen.

LG aus der Steiermark.
 

josef

Administrator
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#10
...
es gab ja auch viele Fluchttunnel, zum Teil sind sie auch heute noch vorhanden aber abgemauert. Laut eines Kollegen, der 2010 in Pension gegangen ist, sollen die Tunnel angeblich bis zur Mur gegangen sein, was ich mir aber aufgrund der Länge schwer vorstellen kann...
Danke Michael für die Infos!
Kenne diese sogenannten "Fluchttunnels" natürlich nicht, vermute aber, dass es sich um alte "Infrastrukturkanäle" handelt! Bei der Neuerrichtung von großen Rüstungswerken wurden damals begehbare unterirdische Gänge errichtet, die alle Objekte miteinander verbanden. Darin wurden die für solche Betriebe notwendigen Versorgungsleitungen wie Stromkabel, Wasserleitungen, Kanalrohre usw. verlegt.
Für diese begehbaren "Tunnels" wurden zuerst Verbindungsgräben "licht" ausgehoben, Schalungen für die Gänge mit den gewünschten Querschnitten hergestellt und ausbetoniert sowie danach die noch offenen Gruben wieder mit Erde überdeckt.

Hier als Beispiel ein Foto einer Baustelle eines solchen Versorgungsganges vor Einbringung der Überdeckung von den ehemaligen "Eisenwerken Oberdonau" (heute voestalpine) in Linz. Ähnliche Versorgungsgänge bzw. Infrastrukturkanäle gab es auch bei den Nibelungenwerken in St. Valentin...

lg
josef
 
#11
Hallo Josef,
Tunnel im eigentlichen Sinn sind es eigentlich nicht, da hast du schon Recht. Die sind schon mitgebaut worden, also von daher eher Kellergänge. Versorgungsleitungen gibt es natürlich dort auch. Die Gänge sind so hoch, dass man aufrecht gehen kann und etwa einen Meter breit. Für mich ergeben nur die abgemagerten Abzweigungen keinen Sinn, die führten eigentlich auch damals ins nichts.
Die Halle 4 (Zwischen 1 und 2) ist vollständig unterkellert, mit einem breiten Mittelgang, geschätzt 5m, über die gesamte Länge der Halle. Nordseitig sind dort sowas wie Lagerräume mit Rutschen aus Beton vorhanden. Angeblich war dort zumindest später entweder die Härterei oder Giesserei, wenn ersteres zutrifft, dürften das Lagerräume für Sand gewesen sein.
In einem Werbefilm aus den 60ern für den Puch-Haflinger sind anfangs übrigens auch Luftaufnahmen vom Werk zu sehen.

LG
Michael
 

josef

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#12
#14
Schön, Bilder seiner Heimatgemeinde von vor so langer Zeit zu sehen.:)
Das Flussbett sieht übrigens heute noch (fast) genauso aus, auch mit dem Schrottturm, und mit den Anlagen der (ehemaligen) BBU (Bleiberger Bergwerksunion) im Hintergrund!
Nur glaub ich würde man Probleme bekommen wenn man das heutzutage machen würde ;)
 
#15
Wenn ich diesen Thread wieder ausgraben darf... seit Sommer 2017 bin ich selbst Mitarbeiter bei Magna (in der Halle 1) und auch wenn sie immer wieder modernisiert und umgebaut wurde, sieht man immer noch den Ursprung aus den 1940er Jahren. Leider herrscht absolutes Fotografierverbot am Werksgelände und ich möchte ungern eine fristlose Entlassung riskieren.
Vom einem langjährigen Mitarbeiter habe ich gehört, dass in einem Keller so Einiges lagern soll, zum Beispiel Teile der Produktionsanlagen von Peugeot, Puch oder auch Saab, des Weiteren einige Flaggen und Banner aus der Zeit der Eröffnung (also Hakenkreuzflaggen). Leider habe ich keine Bestätigung dieser Aussagen, ich hoffe, dass ich mal Zutritt zu diesen Räumlichkeiten bekomme.
 
#16
Hallo, dass Teile der alten Produktionsanlagen in den Kellern lagern, kann ich bestätigen. Die Produktion vom Saab hab ich noch selbst miterlebt. Erst unlängst hab ich in einem Keller was gesehen, was nur zum Pinzgauer gehören kann. Beim Siedeln vor über 10 Jahren hab ich mal ein paar Unterlagen über Doppelkolbenmotoren aus den 50ern gefunden, aber aus der Zeit davor nie was. Der Hochbunker wäre aber mal interessant, aber ich war da selbst noch nie drinnen.
Die Hallen 1, 2 und 3 können ihren Ursprung nicht leugnen das ist richtig. Roto Frank (ex. Lapp Finze) hat übrigens eine ähnliche Architektur bei den Hallen, wahrscheinlich aus der selben Zeit.
 
#17
Der Hochbunker existiert so nicht mehr, es wurde alles umgebaut und beinhaltet jetzt die Lackiererei.
Weißt du, wie man in die Keller kommt oder an wen ich mich da wenden kann?
 
#19
Wenn ich diesen Thread wieder ausgraben darf... seit Sommer 2017 bin ich selbst Mitarbeiter bei Magna (in der Halle 1) und auch wenn sie immer wieder modernisiert und umgebaut wurde, sieht man immer noch den Ursprung aus den 1940er Jahren. Leider herrscht absolutes Fotografierverbot am Werksgelände und ich möchte ungern eine fristlose Entlassung riskieren.
Vom einem langjährigen Mitarbeiter habe ich gehört, dass in einem Keller so Einiges lagern soll, zum Beispiel Teile der Produktionsanlagen von Peugeot, Puch oder auch Saab, des Weiteren einige Flaggen und Banner aus der Zeit der Eröffnung (also Hakenkreuzflaggen). Leider habe ich keine Bestätigung dieser Aussagen, ich hoffe, dass ich mal Zutritt zu diesen Räumlichkeiten bekomme.
Also ich kann definitiv zu 100% bezeugen das da ganz sicher keine Flaggen oder Banner liegen.
 
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