Größtes Update in der Dienstgeschichte des "Leopard 2" in Richtung "Leopard 3"

josef

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Deutschland gibt den Startschuss für den Kampfpanzer Leopard 3
Der Panzer bekommt einen unbemannten Turm, eine stärkere 130-mm-Kanone, ein neues Triebwerk und Sensoren, die Tarnung nutzlos machen sollen

Ein Leopard 2 der Bundeswehr gibt einen Schuss in unwegsamem Gelände ab. Ab 2030 soll der Nachfolger des Kampfpanzers zur Verfügung stehen.
Bundeswehr/Andreas Dreßler

Die Entwicklungsprozesse in der deutschen Bundeswehr sind notorisch komplex, aber umso aufschlussreicher, wenn sie einmal öffentlich ausgeschrieben sind. Die jüngsten Ausschreibungen deuten auf das größte Update in der Dienstgeschichte des Leopard 2 hin. So wird es eine neue Kanone, neue Munition, ein verbessertes Triebwerk und ein neues Schutzsystem mit autonomen Fähigkeiten geben.

Ist das der Leopard 3?
Nun stellt sich die Frage, ob eine derart umfassende Modernisierung nicht eigentlich schon die nächste Generation des langgedienten Leopard 2 darstellt. Über den Namen ist man sich offenbar noch nicht einig: Das aufgerüstete Kampffahrzeug wird aktuell gleichermaßen Leopard 2 AX und Leopard 3 genannt. Aus Gründen der einfacheren Unterscheidbarkeit wird der Panzer in diesem Text deshalb als Leopard 3 bezeichnet.

Bei der Bundeswehr spricht man aber auch häufig sehr nüchtern von "der Brückenlösung". Bei allen technischen Upgrades darf man nämlich nicht vergessen, dass der Leopard 3 nur einen Übergang darstellt, bis das deutsch-französische Main Ground Combat System frühestens in den 2040er-Jahren zur Verfügung steht. Der Leopard 3 soll bis dahin das Rückgrat der Panzerwaffe der Bundeswehr sein – und damit vermutlich auch für viele weitere Armeen in Europa. Laut Informationen des Fachportals Hartpunkt soll der Leopard 3 in den 2030er-Jahren eingeführt werden. Vorgesehen ist eine Nutzungszeit von 25 Jahren.

Neue Kanone, neue Munition
Aber zurück zum Leopard 3 und dessen Upgrades: Der Mittelung des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) zufolge wurde das Düsseldorfer Rüstungsunternehmen Rheinmetall mit drei technischen Studien zu neuen Munitionsarten im Kaliber 130 Millimeter beauftragt. Damit ist auch klar, dass der Leopard 3 nicht mit der bislang üblichen 120-Millimeter-Kanone ausgestattet wird, sondern mit einer 130-Millimeter-Kanone. Eine technische Studie soll Qualifikationsmunition (DM-13) entwickeln. Die beiden weiteren technischen Studien umfassen Multifunktions-Gefechtsmunition (High Explosive, DM11) und kinetische Munition (DM23).

Erstmals wurde der Protoyp der 130-mm-Glattrohrkanone im Jahr 2016 vorgestellt. Laut dem Hersteller Rheinmetall führt ein Zuwachs von acht Prozent im Kaliber zu einem Plus von 50 Prozent bei der kinetischen Energie, verglichen mit der 120-mm-Hauptwaffe des Leopard 2. Diese Kanone wurde ebenfalls von Rheinmetall hergestellt und ist bei westlichen Panzern weit verbreitet. Sie kommt auch beim US-amerikanischen Abrams, dem K1 Typ 88 aus Südkorea und im türkischen Altay zum Einsatz.

Ein Mitarbeiter von Rheinmetall mit einer 120-mm-Panzergranate. Die neue 130-mm-Variante ist deutlich schwerer und größer.
APA/AFP/AXEL HEIMKEN

Der Nachteil des größeren Kalibers ist einerseits das Gewicht: Die 130-mm-Waffe wiegt insgesamt mit 3,5 Tonnen rund 500 Kilo mehr als ihre Vorgängerin. Auch die Munition ist deutlich größer und schwerer: Eine Patrone ist rund 1,3 Meter lang und wiegt mehr als 30 Kilogramm. Laut Angaben von Rheinmetall soll die Waffe auf fünf Kilometer zielgenau sein.

Unbemannter Turm
Die schiere Größe der neuen Munition bringt es aber mit sich, dass der Turm des Leopard 3 unbemannt sein wird. Die Rolle des Ladeschützen übernimmt ein automatisches Nachladesystem. Das wiederum hat den Vorteil, dass die dreiköpfige Besatzung in einer stärker gepanzerten Kapsel in der Wanne besser geschützt ist. Der Turm selbst wird ferngesteuert.

Für die Hauptkanone wird auch eine neue Feldjustieranlage verlangt. Diese soll dem Richtschützen Arbeit abnehmen und weitgehend automatisiert arbeiten und letztlich die Präzision erhöhen. Ziel ist es unter anderem, dass die Anlage thermische Einflüsse auf das Waffenrohr etwa durch Sonneneinstrahlung oder Hitze durch abgegebene Schüsse selbst korrigiert. KNDS Deutschland und Hensoldt wurden damit beauftragt.

Außer dem Codenamen ist relativ wenig über das neue Triebwerk bekannt. Dieses trägt die Bezeichnung Olymp und soll laut Hartpunkt nicht mehr von MTU hergestellt werden, sondern von Liebherr. Das Unternehmen produziert bereits Antriebe für den Schützenpanzer Marder 1A5 und den Lynx KF41, aber nicht für Kampfpanzer.

Der Schutz wird verbessert
In Zeiten des Drohnenkriegs stellt sich natürlich die Frage, wie Kampfpanzer gegen diese Bedrohung geschützt werden können. Hier kommt eine Variante des von Hensoldt entwickelten Multifunctional Self-Protection System (MUSS) zum Einsatz. Diese 2.0-Variante ist nicht nur leichter, kleiner und leistungsfähiger als der Vorgänger.

Die neue 130-mm-Kanone. Vorne sieht man den Größenunterschied zur 120-mm-Munition.
Rheinmetall

Im Grunde handelt es sich um vier passive Sensorköpfe mit einem Raketen- und Laserwarner, einer Steuereinheit und einem Infrarotjammer plus einer Vorrichtung zum Abfeuern von pyrotechnischen Gegenmaßnahmen. Mit diesem Sensorenpaket kann das System draht- und lasergelenkte Raketen erkennen. Aber nicht nur das: Auch anfliegende Granaten aus Panzerfäusten, Leuchtspurgeschoße und Mündungsfeuer soll MUSS erkennen können. Selbst enorm schnelle Wuchtgeschoße sollen erfassbar sein.

Laut den Berichten ist das System auch in der Lage, Laser-Entfernungsmesser zu detektieren. Wird also der Leopard 3 von einem anderen Panzer anvisiert, schlägt das System Alarm. Durch den Infrarotjammer soll es möglich sein, Antipanzerraketen abzuwehren. Das System kann laut Herstellerangaben mehrere Ziele gleichzeitig erfassen, priorisieren und auf Wunsch vollautonom bekämpfen. Die gewonnenen Daten gehen in eine Bedrohungsdatenbank, was das System im Lauf der Zeit effektiver machen soll.

Tarnung zwecklos
MUSS soll aber noch mehr können: Als weltweit erstes System soll es über sogenannte Optikdetektion verfügen. Viel ist darüber noch nicht öffentlich bekannt, aber die Sensoren sollen in der Lage sein, die Optiken feindlicher Fahrzeuge mit dem "Katzenaugeneffekt" zu erkennen. Doch wozu das alles? Optiken, Entfernungsmesser und alle anderen Formen von Linsen können kaum getarnt werden, ohne sie nutzlos zu machen. Sie müssen immer frei bleiben und etwa unter Tarnnetzen hervorstehen. Das ist üblicherweise kein Problem, schließlich sind sie auf einem getarnten Fahrzeug ohnehin kaum zu erkennen. Kann der Leopard 3 aber selbstständig Feindfahrzeuge anhand ihrer Optiken identifizieren, nützt die beste Tarnung nichts.

Aktuell arbeiten mehrere Rüstungsunternehmen am Kampfpanzer der nahen Zukunft. KNDS arbeitet an einem ähnlich umfassenden Upgrade für den Leopard 2, dem A-RC 3.0. Dieser ist mit einer 140-mm-Kanone ausgestattet und verfügt darüber hinaus über eine 30-mm-Kanone am Turmdach zur Drohnenabwehr. Rheinmetall stellte mit dem KF51 Panther eine weitere Abwandlung des bewährten Leopard 2 vor. Italien möchte 130 Stück davon bauen und die alternde Ariete-Flotte ersetzen.
(Peter Zellinger, 28.2.2025)
Deutschland gibt den Startschuss für den Kampfpanzer Leopard 3
 
#2
Wie wir im Ukraine Krieg gesehen haben, hat der Einsatz der vielgepriesenen und gelobten Leopard Panzer nicht nur keine Wende gebracht, sondern sind diese sang- und klanglos in den Mediennachrichten verschwunden.
Nachdem ich kein Experte bin, kann ich dazu nichts sagen, nur dass hier immer wieder einem Phantom nachgeritten wird.
 
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