Also, ich kann mit einem Bericht der BGV I Gruppe III vom 22.11.1946 dienen.
Donnerstag, den 21.11 um 17.40 Uhr ereignete sich im obersten Geschoß des Flakturmes eine überaus heftige Explosion, deren Detonation in weiten Umkreis der Stadt hörbar war.
Die am 22. d. M. vorgesehene örtliche Besichtigung ergab folgendes Resultat.
Das, als reichsdeutsches Eigentum geltende Bauwerk, war bis vor kurzem von der Roten Armee bewacht und jeglicher Zutritt verboten. Seit ungefähr Mitte Oktober wurde die Russische Bewachung aufgelassen und diese durch die Wiener Polizei auf Anordnung des Polizeikomissariates Leopoldstadt weiter aufrecht erhalten. Tagsüber versah ein Polizeiposten, nachtsüber zwei, den Bewachungsdienst. Trotzdem konnte die Polizei nicht verhindern, daß verschiedene Personen, insbesondere Kinder, sich den Zutritt zum Turm verschafften. Seitens der örtlichen Bauleitung für den Augarten konnten keine Absperrmaßnahmen getroffen werden, weil einerseits eine Zutrittsmöglichkeit für Befugte verbleiben mußte, andereseits keine Klärung in den Besitzverhältnissen geschaffen war.
Die eingetretene Explosion ist auf dem Umstand zurückzuführen, daß halbwüchsige Burschen, wahrscheinlich um sich Licht in dem finsteren Turm zu verschaffen, brennbares Material angezündet hatten, welches größere Dimensionen annahm und das in den oberen Geschoßen lagernde Flakgeschoßmaterial zur Explosion brachte. Es sollen ungefähr zwei Waggon Flakgeschoße explodiert sein. Opfer an Menschenleben sind bisher nicht festzustellen. Durch die Wucht der Explosion wurde, soweit man aus der nächsten Nähe des Turmes sehen kann, die oberste Decke teilweise gehoben.
In der 2m starken, vollarmierten Außenmauer, entstand ein Riß, der fast bis zu Hälfte um dem Turm nördlicher Richtung verläuft, welcher an seiner Ausgangsstelle etwa 50cm breit sein dürfte. Außerdem wurden zwei der auskragenden Plattformen aus ihren Verankerungen stark ausgelöst.Es besteht jedoch keine Absturzgefahr für diese Bauteile. Im Inneren des Turmes sind die Zwischendecken anscheinend schwer beschädigt worden.
Der Zugang ins Innere war heute wegen einer angeblich noch andauernen Explosionsgefahr nicht ratsam, sodaß eine genauere Beschreibung der entstandenen Schäden nich möglich ist. Die Verschuldensfrage ist zwar durch die oberwähnte Entstehungsursache geklärt, kann jedoch infolge der desolaten Verhältnisse nicht einwandfrei festgestellt werden; insbesondere auch aus diesen Grunde, weil die Rote Armee keine der hier irgenwie kompetenten Stellen über ihre beabsichtigte Aufgabe in der Bewachung informiert hatte.
Soweit der damalige Bericht.
Die Explosion mußte im 10. Obergeschoß stattgefunden haben, da dort die von den beiden Munitionsaufzügen beförderte Flakmunition deponiert wurde.
Von dort abwärts bis zur Decke des 7. Obergeschoßes sind alle Zwischendecken in den unterschiedlichsten Graden zerstört.
Die Abschluss Decke mit 3,50m Dicke ist quer durch gesprungen.
Vom 2. bis zum 6. Stock liegt überall ca. 50cm hoch der Schutt der darüber eingestürzten Zwischenwände in den Stockwerken sowie Ziegel des gemauerten Hauptaufzugs Schachtes.
In 1. u. 2. Stock sieht man Spuren von Sprengversuchen an den Wänden in Form von schalenförmigen Löchern mit darunter befindlichen Schuttkegel.
Nach befragung einiger Zeitzeugen sollen seinerzeit im Augarten zwei Jugendbanden ( damals "Platten" ) ,die vom Gauß Platz und die vom Brigitta Platz, sich dort vermehrt aufgehalten haben. Keinen der Zeitzeugen konnte sich aber an "unauffindbare" Jugendliche nach diesem Ereigniss erinnern.
Grüße, Pinky