Flüchtlingslager Feffernitz in Kärnten für Donauschwaben, Gottscheer oder Deutsch-Untersteirer

josef

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Das Flüchtlingslager Feffernitz
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In dem beschaulichen Ort Feffernitz im Drautal hat sich in den späten 40er-Jahren eines der größten Flüchtlingslager befunden. Vor allem Deutsche wie Donauschwaben, Gottscheer oder Deutsch-Untersteirer suchten hier Zuflucht, eine war Gertrude Übleis aus Marburg.
Online seit heute, 7.02 Uhr
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Die Menschen dieser Volksgruppen lebten in Sprachinseln im ehemaligen Jugoslawien. Aufgrund der AVNOJ-Beschlüsse wurden Menschen deutscher Abstammung aller Rechte beraubt und enteignet, wie es Chronist Gernot Rader in seinem Villach Buch beschreibt. Die Menschen wurden in Viehwaggons über die Grenze gebracht, es habe sich um rund 600.000 Menschen gehandelt, so Rader. 200.000 von ihnen seien nicht rechtzeitig geflüchtet, sie starben in den berüchtigten Lagern Titos, so Rader. Alle anderen Vertriebenen wurden weggebracht. Einigen gelang die Flucht in Auffanglager.

Das Schicksal von Gertrude Übleis
Eines der größten stand in Feffernitz im Drautal. Auch Gertrude Übleis kam 1946 über Umwege dort hin. Rader erzählt ihre dramatische Geschichte: „Am 3. Jänner 1946 klopfte es um 23.00 Uhr an der Tür, zwei Partisanen standen draußen und sagten idemo, gehn wir. Als sie sich weigerte, sagten sie, dann wird sie erschossen. So ging sie mit ihrem Kleinkind.“ Ohne ihren Mann, der Stunden zuvor von Soldaten abgeholt wurde. Ihn sah sie trotz intensiver Suche nie wieder.

Dieses Schicksal wollte sie vor allem ihrem vier Wochen alten Kind ersparen und so packte sie das Nötigste in den Kinderwagen. Danach wurde sie mit hunderten weiteren Vertrieben in einem Viehwaggon aus ihrer Heimat Marburg über Ungarn nach Wien gebracht. Von dort sollte es weiter nach Russland gehen, aber die Engländer verhinderten das und so kam sie mit ihrem Baby in das weitaus sicherere Auffanglager nach Feffernitz.

Care-Pakete retteten Leben
Aber auch hier war die Not nach dem Krieg groß. Tagelang gab es nichts zu essen, sagte Rader: „Die Frau Gertrude Übleis hat gesagt, sie seien auf Felder gegangen und habe nach übriggebliebenen Kartoffeln für ein Püree gesucht.“ Manchmal brachten auch die Feffernitzer Essen vorbei, so Rader. Es habe damals auch schon die Care-Pakete aus Amerika gegeben: „In so einem Paket war Kondensmilch, Käse, Schokolade und andere Köstlichkeiten. So konnten sie überleben.“

Viele wanderten aus
Als das Baby nur noch Blut aus der Mutterbrust saugte durfte sie mit ihm in ein Kinderspital gehen, wo sie fürsorglich behandelt wurden. Langsam kämpfte man sich ins Leben zurück. Gertrude Übleis verdiente sich etwas Geld, in dem sie Taschen aus Spagat flocht, sagte Rader. Viele seien danach in die USA ausgewandert und schufen sich eine große Karriere. Einige wollten aber auch in Feffernitz bleiben. Rader sagte, in der unteren Fellach in Villach seien für sie Häuser gebaut worden, dort wohnen heute noch Verwandte von Gertrude Übleis.

In Feffernitz erinnert heute nichts mehr an diese Zeit des Lagers der Hoffnung. Nur der Flüchtlingsfriedhof besteht noch heute. Am Stadtrand von Villach sieht auch noch die Wohnblöcke für die damals vertriebenen Deutschen aus dem ehemaligen Jugoslawien.
18.03.2021, red, kaernten.ORF.at

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Das Flüchtlingslager Feffernitz
 
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