Als Ergänzung ein weiterer Pressebericht über die Aussagen eines hohen ungarischen Offiziers zu den Anlagen bei der "Brucker Pforte":
Artikel aus: Die Presse vom 14.10.2004 - Chronik / Österreich
Heeres-Bunker: Gegner kannte nur Attrappen
VON KLAUS STÖGER
Was wussten die Warschauer Pakt-Staaten von den 500 geheimen Heeresbunkern in Österreich? Ein Militärhistoriker stieß auf überraschende Ergebnisse.
WIEN. Sie waren an der Oberfläche als Holz- oder Geräteschuppen getarnt, sollten jedoch als Verteidigungsanlagen den Durchmarsch einer fremden Armee durch Österreich verzögern: die rund 500 unterirdischen Heeres-Bunker, Relikte aus der Zeit der Teilung Europas in West und Ost. Nun steht der Großteil zum Verkauf an private Interessenten an ("Die Presse" berichtete).
Die Geschichte dieser festen Anlagen wird auch im Zuge des Projektes "50 Jahre Bundesheer" aufgearbeitet. Projektleiter Rolf Urrisk-Obertynski hat dazu Personen befragt, die in den ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten Tschechien und Ungarn hohe militärische Positionen innehatten.
Die ungarische Armee hatte sich im Kalten Krieg besonders für die festen Anlagen in der Eisenstädter Pforte (zwischen Rosalien- und Leithagebirge) und der Brucker Pforte (zwischen Leithagebirge und Hundsheimer Berg) interessiert. "Ein ehemaliger Offizier ist nach der Besichtigung der Bunker aus allen Wolken gefallen: Die Ungarn haben nur die Attrappen-Anlagen gekannt", erklärt Urrisk-Obertynski. Jede feste Anlage hatte als Täuschung bis zu drei Tarnanlagen aus Aluminium oder Holz im Umkreis. Diese waren zwar ebenfalls getarnt, jedoch nicht so professionell wie der funktionstüchtige Bunker daneben.
Bekannt war den Ungarn somit, dass das Gebiet um Eisenstädter und Brucker Pforte militärisch enorm aufgerüstet war. "Sowjet-Strategen haben geplant, bei einem möglichen Durchmarsch hier zwei motorisierte Schützendivisionen einzusetzen." Dies wären rund 26.000 Soldaten und 1400 gepanzerte Fahrzeuge gewesen.
Tschechische Offiziere erzählten Urrisk-Obertynski wiederum von Dienstreisen ins Mühlviertel. Als Wanderer getarnt, waren sie mit Fotoapparaten "bewaffnet", um mögliche Eingänge zu festen Anlagen fotografisch festzuhalten.
Die meisten der rund 200 festen Anlagen, die heute in Privatbesitz sind, gehören jenen Landwirten, die in den 60er und 70er Jahren ihren Grund dem Heer verkauft haben. Ein betuchter Käufer hat sich einen Bunker als zweites Schlafzimmer eingerichtet, wie beim Heer hinter vorgehaltener Hand erzählt wird: Er soll den Bau nur erworben haben, um dort ungestörte Stunden mit seiner Geliebten verbringen zu können. Informationen zum Verkauf erteilen die jeweiligen Militärkommandos.
Quelle: diepresse.com | Wien http://www.diepresse.com/textversion_article.aspx?id=447194
lg
josef
Artikel aus: Die Presse vom 14.10.2004 - Chronik / Österreich
Heeres-Bunker: Gegner kannte nur Attrappen
VON KLAUS STÖGER
Was wussten die Warschauer Pakt-Staaten von den 500 geheimen Heeresbunkern in Österreich? Ein Militärhistoriker stieß auf überraschende Ergebnisse.
WIEN. Sie waren an der Oberfläche als Holz- oder Geräteschuppen getarnt, sollten jedoch als Verteidigungsanlagen den Durchmarsch einer fremden Armee durch Österreich verzögern: die rund 500 unterirdischen Heeres-Bunker, Relikte aus der Zeit der Teilung Europas in West und Ost. Nun steht der Großteil zum Verkauf an private Interessenten an ("Die Presse" berichtete).
Die Geschichte dieser festen Anlagen wird auch im Zuge des Projektes "50 Jahre Bundesheer" aufgearbeitet. Projektleiter Rolf Urrisk-Obertynski hat dazu Personen befragt, die in den ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten Tschechien und Ungarn hohe militärische Positionen innehatten.
Die ungarische Armee hatte sich im Kalten Krieg besonders für die festen Anlagen in der Eisenstädter Pforte (zwischen Rosalien- und Leithagebirge) und der Brucker Pforte (zwischen Leithagebirge und Hundsheimer Berg) interessiert. "Ein ehemaliger Offizier ist nach der Besichtigung der Bunker aus allen Wolken gefallen: Die Ungarn haben nur die Attrappen-Anlagen gekannt", erklärt Urrisk-Obertynski. Jede feste Anlage hatte als Täuschung bis zu drei Tarnanlagen aus Aluminium oder Holz im Umkreis. Diese waren zwar ebenfalls getarnt, jedoch nicht so professionell wie der funktionstüchtige Bunker daneben.
Bekannt war den Ungarn somit, dass das Gebiet um Eisenstädter und Brucker Pforte militärisch enorm aufgerüstet war. "Sowjet-Strategen haben geplant, bei einem möglichen Durchmarsch hier zwei motorisierte Schützendivisionen einzusetzen." Dies wären rund 26.000 Soldaten und 1400 gepanzerte Fahrzeuge gewesen.
Tschechische Offiziere erzählten Urrisk-Obertynski wiederum von Dienstreisen ins Mühlviertel. Als Wanderer getarnt, waren sie mit Fotoapparaten "bewaffnet", um mögliche Eingänge zu festen Anlagen fotografisch festzuhalten.
Die meisten der rund 200 festen Anlagen, die heute in Privatbesitz sind, gehören jenen Landwirten, die in den 60er und 70er Jahren ihren Grund dem Heer verkauft haben. Ein betuchter Käufer hat sich einen Bunker als zweites Schlafzimmer eingerichtet, wie beim Heer hinter vorgehaltener Hand erzählt wird: Er soll den Bau nur erworben haben, um dort ungestörte Stunden mit seiner Geliebten verbringen zu können. Informationen zum Verkauf erteilen die jeweiligen Militärkommandos.
Quelle: diepresse.com | Wien http://www.diepresse.com/textversion_article.aspx?id=447194
lg
josef
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