Unter http://www.zeitung.org/zeitung/809451-100,1,0.html zu finden und hier als Sicherungskopie zu lesen. Nicht ganz ohne Eigennutz, schließlich kommen wir drin vor...
Bunker-Boom im Böhmerwald
Gefechtsstände zu verkaufen: Tschechien will seine alten Befestigungsanlagen los werden
Karlsbad. Schmuckes Appartement in Dalmatien gefällig? Oder ein Wochenendhäuschen in der Toskana? Wieso in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt: Im Böhmer- und im Kaiserwald sind jetzt Bunker der tschechischen Landesbefestigung günstig zu erwerben.
Die tschechische Armee verkauft die Gefechtsstände, die in den 30er Jahren in einem rund 2800 Kilometer langen Ring rund um die damalige Tschechoslowakei angelegt wurden. "Allerdings noch nicht an Deutsche", weiß Wolf-Dieter Holz, der die Landesbefestigung wie seine Westentasche kennt. Wohnen in einem solchen Bunker? "Das können sie getrost vergessen", sagt der Hauptkommissar aus Zittau und öffnet die Stahltür eines Unterstandes der Bauart "A 180".
Sieben Mann Besatzung
Drinnen ist es stockfinster - schon der Einstieg ein gruseliges Unterfangen. Die Bretter an den Wänden sind angekokelt. Nur durch ein paar Schlitze dringen dünne Lichtstrahlen in den Innenraum, kaum größer als ein Campingzelt. Schwer vorstellbar, dass sieben Soldaten hier aus allen Rohren gegen den herannahenden Feind feuern sollten. Die Scharten für die Maschinengewehre sind noch gut erhalten. Durch die Decke ragt ein Rohr für ein Periskop. Mittels eines Handlüfters sollte frischer Sauerstoff in das Kabuff gepumpt werden. Für den Fall, dass sich der Feind bis an die Außenwand vorkämpfte, gibt es wenige Zentimeter über dem Boden Klappen, aus denen Handgranaten kullern sollten.
Die Vorrichtungen kamen nie zum Einsatz. Mit dem Münchner Abkommen 1938 eignete sich Hitler-Deutschland das Sudetenland einfach an und besetzte 1939 das restliche Tschechien widerstandslos. Von den vorgesehenen 16 000 Bunkern leichterer Bauart waren bis dahin nur etwa 9500 fertiggestellt. Den Deutschen fielen Tschechien und damit auch die geheimen militärischen Unterlagen über die Bunker in die Hände.
Eine Auswertung dieser Dokumente hat Wolf-Dieter Holz bei seiner Spurensuche immer dabei - die "Denkschrift über die tschechoslowakische Landesbefestigung", erstellt vom Oberkommando des Heeres 1941. Mit ihnen kann er Bauart und vorgesehene Ausstattung bestimmen. Zur Orientierung dienen Landkarten aus der Prager Universität und ein Satellitennavigationsgerät. Ohne die Daten aus dem Weltall ginge im Dickicht des Kaiserwaldes nichts. Sie führen den Forscher punktgenau zum nächsten Objekt - nur 150 Meter entfernt, aber von Weitem kaum auszumachen.
Kein ernstes Hindernis
"Das hier ist ein Ohrenstand", sagt Holz. Ohrenstand deswegen, weil die Frontwand bei diesen Bunkern an den beiden Seiten verlängert ist. Zwischen Cheb und Domazlice sind diese Wände gen Westen gerichtet. Die beiden "Ohren" sollten Schutz gegen Flachfeuer des Feindes bieten. Dass sie ein ernsthaftes Hindernis dargestellt hätten, bezweifelt Holz. Die Bunker verfügten kaum über Fundamente und hätten leicht kippen können, wenn sie "unterschossen" worden worden wären.
Wieso er sich für diese militärischen Relikte interessiert? "Weil es um europäische Geschichte geht", sagt der 46-jährige Polizeibeamte. Er engagiert sich in der "Arbeitsgemeinschaft zum Erhalt und zum Schutz von Stollen- und Bunkeranlagen", die die noch bestehenden Bauwerke, zusammen mit tschechischen Partnerorganisationen, dokumentiert. Die Bunker im Westen Böhmens gehören da noch zu den kleineren Herausforderungen. "Richtig interessant wird es, wenn es um die Anlagen am Oderdurchbruch geht", sagt Holz. "Die sind durch Stollen miteinander verbunden." Zum Wohnen eigneten aber auch sie sich nicht.
Autor: Uli Piehler
Gruß
Dieter
Bunker-Boom im Böhmerwald
Gefechtsstände zu verkaufen: Tschechien will seine alten Befestigungsanlagen los werden
Karlsbad. Schmuckes Appartement in Dalmatien gefällig? Oder ein Wochenendhäuschen in der Toskana? Wieso in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt: Im Böhmer- und im Kaiserwald sind jetzt Bunker der tschechischen Landesbefestigung günstig zu erwerben.
Die tschechische Armee verkauft die Gefechtsstände, die in den 30er Jahren in einem rund 2800 Kilometer langen Ring rund um die damalige Tschechoslowakei angelegt wurden. "Allerdings noch nicht an Deutsche", weiß Wolf-Dieter Holz, der die Landesbefestigung wie seine Westentasche kennt. Wohnen in einem solchen Bunker? "Das können sie getrost vergessen", sagt der Hauptkommissar aus Zittau und öffnet die Stahltür eines Unterstandes der Bauart "A 180".
Sieben Mann Besatzung
Drinnen ist es stockfinster - schon der Einstieg ein gruseliges Unterfangen. Die Bretter an den Wänden sind angekokelt. Nur durch ein paar Schlitze dringen dünne Lichtstrahlen in den Innenraum, kaum größer als ein Campingzelt. Schwer vorstellbar, dass sieben Soldaten hier aus allen Rohren gegen den herannahenden Feind feuern sollten. Die Scharten für die Maschinengewehre sind noch gut erhalten. Durch die Decke ragt ein Rohr für ein Periskop. Mittels eines Handlüfters sollte frischer Sauerstoff in das Kabuff gepumpt werden. Für den Fall, dass sich der Feind bis an die Außenwand vorkämpfte, gibt es wenige Zentimeter über dem Boden Klappen, aus denen Handgranaten kullern sollten.
Die Vorrichtungen kamen nie zum Einsatz. Mit dem Münchner Abkommen 1938 eignete sich Hitler-Deutschland das Sudetenland einfach an und besetzte 1939 das restliche Tschechien widerstandslos. Von den vorgesehenen 16 000 Bunkern leichterer Bauart waren bis dahin nur etwa 9500 fertiggestellt. Den Deutschen fielen Tschechien und damit auch die geheimen militärischen Unterlagen über die Bunker in die Hände.
Eine Auswertung dieser Dokumente hat Wolf-Dieter Holz bei seiner Spurensuche immer dabei - die "Denkschrift über die tschechoslowakische Landesbefestigung", erstellt vom Oberkommando des Heeres 1941. Mit ihnen kann er Bauart und vorgesehene Ausstattung bestimmen. Zur Orientierung dienen Landkarten aus der Prager Universität und ein Satellitennavigationsgerät. Ohne die Daten aus dem Weltall ginge im Dickicht des Kaiserwaldes nichts. Sie führen den Forscher punktgenau zum nächsten Objekt - nur 150 Meter entfernt, aber von Weitem kaum auszumachen.
Kein ernstes Hindernis
"Das hier ist ein Ohrenstand", sagt Holz. Ohrenstand deswegen, weil die Frontwand bei diesen Bunkern an den beiden Seiten verlängert ist. Zwischen Cheb und Domazlice sind diese Wände gen Westen gerichtet. Die beiden "Ohren" sollten Schutz gegen Flachfeuer des Feindes bieten. Dass sie ein ernsthaftes Hindernis dargestellt hätten, bezweifelt Holz. Die Bunker verfügten kaum über Fundamente und hätten leicht kippen können, wenn sie "unterschossen" worden worden wären.
Wieso er sich für diese militärischen Relikte interessiert? "Weil es um europäische Geschichte geht", sagt der 46-jährige Polizeibeamte. Er engagiert sich in der "Arbeitsgemeinschaft zum Erhalt und zum Schutz von Stollen- und Bunkeranlagen", die die noch bestehenden Bauwerke, zusammen mit tschechischen Partnerorganisationen, dokumentiert. Die Bunker im Westen Böhmens gehören da noch zu den kleineren Herausforderungen. "Richtig interessant wird es, wenn es um die Anlagen am Oderdurchbruch geht", sagt Holz. "Die sind durch Stollen miteinander verbunden." Zum Wohnen eigneten aber auch sie sich nicht.
Autor: Uli Piehler
Gruß
Dieter