Ehemalige Pinkatalbahn im Burgenland

HF130C

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#3
Vielen Dank für die aktuellen Eindrücke dieser interessanten Gegend.

Die Brücke darf durchaus als Kuriosum angesehen werden: Ihre Errichtung war aufgrund einer Hangrutschung notwendig geworden, noch zu Zeiten des Betriebes durch die ÖBB wurde als Provisorium diese Brücke durch das Bundesheer gebaut.
Somit ist diese Brücke die letzte verbliebene normalspurige Eisenbahnbrücke in Österreich mit Holzpfeilern.

Interessant ist, dass der Gleiskörper der Strecke noch vorhanden ist. Es gibt ja immer wieder Diskussionen um den Wiederaufbau der Strecke, außer Absichtserklärungen ist aber noch nicht viel passiert.
 

Bunker Ratte

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#4
Somit ist diese Brücke die letzte verbliebene normalspurige Eisenbahnbrücke in Österreich mit Holzpfeilern.
Hallo HF130C,
ich danke dir,für die aufschlussreiche Erklärung,über die Brücke.Eine interessante Gegend, es waren für mich wirklich beeindruckende Momente,die werd ich nicht vergessen.Die Brücke ist einfach ein Hit.
Lg
Michi
 

Bunker Ratte

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#6
Bahnhof Oberschützen an der ehem. Pinkatalbahn:
Der Endbahnhof einer Teilstrecke der Pinkatalbahn! Hier bot sich mir ein erschreckender Anblick von Spuren der Verwüstung:mad:. Im Beitrag#11 von Harald 41 unter Altbergbau Raum Schlaining (Ort Bergwerk, Schlaining-Goberling, Tauchen...) wurde der Bahnhof im Jahre 2011 schon gezeigt. Jedenfalls zeigte er sich in einem besseren Zustand!

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Bunker Ratte

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#8
Bahnhof Oberschützen an der ehem. Pinkatalbahn Teil3:
weitere Eindrücke von der Umgebung! An den Schienen konnte ich einige intressante Kennzeichnungen finden.

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#11
und einen hab ich noch;)!
Bahnhof Schachendorf an der ehem. Pinkatalbahn:
das Bahnhofsgebäude wurde offensichtlich zu Wohnzwecken nachgenutzt, aktuell weist es den Leerstand auf und hinterlässt einen verlassenen Eindruck.

Auszug aus einem Bericht vom Kurier (Chronik Burgenland) im Jahre 2011 "Der letzte Eisenbahner von Oberwart:
"Damals war richtig viel los auf der Strecke", erzählt Günther Wukits, der auf fast jedem Bahnhof hier Dienst gemacht hat. Besonders gefürchtet waren die Winterdienste zwischen Schachendorf und Rechnitz. Diese Gemeinden sind im Winter berüchtigt wegen ihrer Schneeverwehungen.

nun, einige Aufnahmen des Bahnhofes Schachendorf:
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HF130C

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#13
Als Ergänzung ein paar Impressionen vom 10.08.2008 von dieser Bahnstrecke:

Erstens gab es damals noch die Märchenzüge, die zwischen Groß-Petersdorf und Hannersdorf durch den Märchenwald verkehrten. Trotz schönsten Badewetters war der Zug voll und Parkplätze beim Bahnhof so gut wie nicht vorhanden. Das Werbeschild war auf dem darauf erwähnten "Waggon" befestigt. Dieser Waggon stand neben der heute noch existierenden Denkmaldampflok der Reihe 97. Man sieht, dass die einstige Blüte der Märchenbahnzüge schon vorbei war, wo bis 1997 der Zug von Groß-Petersdorf bis Rechnitz und über Oberwart bis Oberschützen gefahren ist, und das sogar mit der Dampflok der Reihe 93.
So gesehen waren die Märchenbahnzüge im Jahr 2008 nur mehr ein bescheidener Rest der einstigen Herrlichkeit. DSC_4064_1000.jpg


So sahen die Märchenbahnzüge 2008 aus: Die Dampflok der Reihe 93 war schon wegen der Kesselfrist abgestellt, und da in Hannersdorf keine Umsetzmöglichkeit bestand, wurde die Garnitur mit den beiden ungarischen M31 Dieselloks im Sandwich betrieben. Der grüne Wagen ist ungarischer Herkunft, die 4-achser stammen von der Pressburgerbahn. 2011 war das letzte Betriebsjahr der Märchenbahnzüge. Mittlerweile sind die Pressburgerwagen in die Slowakei verkauft worden, die beiden M31 Dieselloks trotz der auch in Ungarn raren Type verschrottet worden. Der Verbleib des grünen Wagens ist unbekannt, vermutlich wurde er auch verschrottet. Das Bild zeigt den Zug bei der Ausfahrt aus dem Märchenwald.
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Aber im Jahr 2008 gab es auch noch auf der Strecke Oberwart - Oberschützen Verkehr. Vom Verein FROWOS wurden Draisinenfahrten veranstaltet, die mit recht dichtem Fahrplan an Sonntagen fuhren. Ich konnte gerade noch die letzte Fahrt, die Richtung Oberwart erstaunlich gut besetzt war, im Betrieb sehen. Abfahrtstelle in Oberwart war die Haltestelle "Oberwart Lokalbahn", dies deshalb, da die Draisinen nicht in den ÖBB Bahnhof Oberwart fahren durften. Auch hier gab es ein Ankündigungsschild:
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So sah nun die Draisinenbahn aus, vor jedem Bahnübergang musste ein Mitarbeiter aussteigen und mit der Fahne den Zug sichern. Hinter der ersten Draisine war ein Fahrradtransportwagen gereiht.
Letztlich war nach einigen Wirren auch hier im Jahre 2012 das Aus. Die Draisinen sind nun nach Mistelbach übersiedelt und fahren ab 2014 als Zayataler Schienentaxi.
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Zusammen mit dem mittlerweile eingestellten Personenverkehr von Friedberg nach Oberwart ergibt sich für den südburgenländischen Bahnverkehr ein trauriges Bild. Gerade einmal der Güterverkehr nach Oberwart läuft noch. Ausbaupläne Richtung Ungarn oder gar auch eine Reaktivierung der Draisinenbahn sind immer wieder im Gespräch. Als gelernter Österreicher ist Skepsis durchaus angebracht. Das Südburgenland mit seinen regen Pendlerströmen ist fest in der Hand der Südburg Busgesellschaft.
 
#14
Als Ergänzung ein paar Impressionen vom 10.08.2008 von dieser Bahnstrecke:
Hallo HF130C,
vielen Dank für den aufschlussreichen interessanten Bericht und für die Ergänzung :).Eine sehr interessante Gegend, das Burgenland ;). Es ist immer sehr schön von dir zu lesen,man bekommt von dir von der Technik und von den alten Loks immer eine tolle Erklärung als Laie;)das ist einfach super,man lernt nie aus.Nochmals besten Dank für deinen Bericht :).
Lg
Michi
 
#16
Ehemaliger Bahnhof Rechnitz an der Pinkatalbahn:
Das Aufnahmegebäude selbst wurde in ein Bahnhofsstüberl umgewandelt (Bild 216) und massiv verschandelt. Der noch verbliebene Güterschuppen wurde zuletzt als Heimatmuseum genutzt. Laut Aussage des Stüberlbesitzers wurde der Güterschuppen vor 2 Jahren von Herrn Schuch geräumt und auch die letzten Reste des Invertars vom Aufnahmegebäude. Dennoch gibt es noch einige sehenswerte Erinnerungen an die Bahn.

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Die Schranken selbst dürften aus Holz bestanden haben und wurden einfach abgeschnitten:
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HF130C

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#18
Herzlichen Dank für den ausführlichen Bericht!

Im Jahr 2008 habe ich ebenfalls in Rechnitz vorbeigeschaut, damals war die interessante Schrankenkonstruktion noch vollständig vorhanden. Die Schranken waren insoferne etwas Besonderes, als die beiden Böcke ortsbedient waren, d.h. der zuständige Bedienstete musste zum Schrankenbock gehen und dort den Schranken mit der Kurbel runterlassen, und nach der Vorbeifahrt des Zuges diesen wieder raufkurbeln.

Eine weitere Besonderheit sind die im Öffnungszustand recht schräg stehenden Schrankenbäume (normal stehen diese senkrecht wenn offen) und die große runde Warntafel am Schrankenbaum. Diese Bauart habe ich an keiner anderen Stelle bewusst in Erinnerung.

Es kam, wie es kommen musste: 2009 fällte ein LKW einen Schrankenbaum, der lag dann eine Zeitlang daneben, und wie man jetzt sieht, sind die Bäume verschwunden. Hier nun das Bild aus 2008:

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Weiters nun ein Vergleichsbild aus 2008 vom Bahnhofsgelände. Viel Unterschied ist nicht zu sehen, aber dennoch: Man erkennt, dass die Weichenanlage im Vordergrund durch Unkrautvernichter vom Bewuchs freigehalten wurde - ein Zeichen, dass hier noch Betrieb stattfinden konnte. Tatsächlich fuhren kaum mehr Züge in das Bahnhofsareal: Außer Sonderfahrten stand hier 2x im Jahr der Altkleidersammelwaggon des roten Kreuzes als einzige Fracht. Die Märchenbahnzüge verkehrten 2008 schon nur mehr bis Hannersdorf und die Züge zum Betonwerk in Rechnitz zweigten ja bereits vor der Bahnübersetzung ab.
Ein interessantes Detail im Vergleich zum aktuellen Bild: Die Weichenanlage muss in der Zwischenzeit einmal saniert worden sein, was an dem neuen Schotter erkennbar ist. Erstaunlich für die 2 Zugfahrten pro Jahr ...

Der Güterschuppen als "Heimatmuseum" ist ein Relikt der Märchenbahnzeit mit Zügen bis Rechnitz. In der Wendepause konnten die Fahrgäste das Museum ansehen und einen Imbiss in der Gastwirtschaft nehmen. Die Gütergleise zu den Silos waren schon längst außer Verwendung.

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Im Folgenden noch ein Blick auf das Betonwerk und das zugehörende Anschlussgleis. Wie man sieht, ist dieses aus Richtung Schachendorf angebunden. Im Hintergrund sind die Schranken und das Bahnhofsgebäude Rechnitz erkennbar. Das Betonwerk war nun der letzte Güterverkehrskunde. In völlig unregelmäßigen Abständen wurden teils große Lose von Betongleisrosten für den internationalen U-Bahnbau versendet. Diese Roste kombinierten mehrere Schwellen in einem Stück, ähnlich wie bei einem Modellbahngleis und konnten wegen der Abmaße wirtschaftlich nur per Bahn versendet werden. Das Betonwerk ist nicht alt, es kam im Rahmen eines Betriebsansiedelungsprogramms nach Rechnitz, wobei dann auch der Gleisanschluss gebaut wurde.
Betrieblich lief die Bedienung so ab, dass die Lokomotiven (es wurde meist in Doppeltraktion gefahren) in Schachendorf den Leerzug umfuhren und den Zug die paar Kilometer Richtung Rechnitz schoben. Der Leerzug wurde dann Richtung Bahnhof abgestellt (querte aber nie die Straße), worauf der volle Zug aus dem Betonwerk gezogen wurde, dieser dann in das Rechnitzer Gleis zurückstieß, den Leerzug hinten ankuppelte, vorfuhr und dann die Leerwagen in das Betonwerk stellte. Mit dem beladenen Zug ging es dann mit den Loks voraus Richtung Oberwart.

Hier nun die Situation zur Einfahrt in das Betonwerk, im Hintergrund rechts der Bahnhof Rechnitz. Im Betonwerk erkennt man auch die gestapelten Gleisroste.

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Der Frachtanfall war extrem unregelmäßig: Etliche Wochen fuhr kein Zug, dann wochenlang fast täglich, oft auch mehrmals am Tag. Im Herbst kam dann noch der Rübenverkehr aus Schachendorf dazu, fielen in diese Zeit noch Verkehre mit den Betonschwellen an, so war die Bahn mit ihren bescheidenen Betriebsmitteln am Limit.
Immerhin wurde der Verkehr effizient und umweltfreundlich abgewickelt, die Stillegung der Bahn erscheint insoferne unverständlich, als 90% der Gleise auf Stahlschwellen verlegt waren, die geringste Unterhaltskosten verursachen. Überdies ist der Abschnitt Oberwart - Groß Petersdorf vollkommen erneuert worden, da man eine Verlängerung des Personenverkehrs bis Groß-Peterdorf plante, dazu kam es nicht, im Gegenteil wurde der gesamte Personenverkehr bis Oberwart auch eingestellt.

Warum man nun nicht die wenigen Mängelstellen der Strecke nach Rechnitz beseitigt hat (z.B. die Sanierung der Hangbrücke durch Aufschütten) und so dem Betonwerk in der strukturschwachen Region das Überleben ermöglicht hätte, stattdessen nun die neu sanierte Strecke nach Groß-Petersdorf als Neubauruine brach liegt, ist wohl ein unergründliches Geheimnis der burgenländischen Verkehrspolitik ....
 
#20
Ehem. Bahnhof Bad Tatzmannsdorf an einer Teilstrecke der Pinkatalbahn:
Der Bahnhof Bad Tatzmanndorf stellt sich als interessante Holzkonstruktion dar. Die kyrillische Aufschrift erinnert daran, daß nach dem 2. Weltkrieg die sowjetischen Befreier auch gerne in Bad Tatzmannsdorf sich von den Schrecken des Krieges erholten. Gemalt wurde sie aber für einen Spielfilm.

Bis zum Ende des 1. Weltkrieges gehörte das Südburgenland zu Ungarn. So wurde von Seinamanger das westliche Grenzland mit Bahnlinien der königlich-ungarischen Staatsbahnen erschlossen. 1903 wurde die Stichbahn Oberwart nach Oberschützen eröffnet. Die im Tauchenland gewonnene Kohle wurde mittels Seilbahn nach Oberschützen transportiert und in Waggons verladen. Nach dem Ende des Weltkrieges wurde die Bahnlinie Pinkafeld-Friedberg errichtet und so der Anschluss nach Wien hergestellt. Der Braunkohlebergbau wurde bis 1968 betrieben. Mit seiner Auflassung hatte auch die Bahn keine Bedeutung mehr. Der planmäßige Betrieb wurde 1987 von der ÖBB eingestellt.
Quelle: Bahnhof Bad Tatzmannsdorf (Kulturatlas)

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