"Ehem.Metallwarenfabrik" Fa.Zugmayer in Waldegg

Bunker Ratte

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#1
Auf dem Weg zu die Myrafälle, entdeckte ich linker Hand in Waldegg ein altes Fabriksgelände und die dazu gehörige Elektro - Zentrale der Georg Zugmayer&Söhne. Das Gelände konnte ich nur von Außen festhalten, weil die Gebäude Lagerhallen genutzt werden.
200 Jahre Familie Zugmayer in Waldegg 1810 kaufte der deutsche Bauernsohn Severin Zugmayer neben der Piesting ein kleines Hammerwerk und baute es mit seinen beiden Söhnen zu einer Fabrik aus.
Als gelernter Tischler erkannte er bald den Mangel an Messingbeschlägen und Scharnieren für Möbel. Er spezialisierte sich auf das Walzen von Messingblechen und produzierte mit anfangs 10 Arbeiter Haken und Nägel für den Möbelbau. Nach und nach wurde die Firma erweitert und bald ein zusätzliches Hammerwerk bei Weißenbach (Bezirk Baden) erworben. Schon bald wurde der erste eiserne Pflug produziert, der in der ganzen Monarchie für Rekord-Verkaufszahlen sorgte und später als Wendepflug patentiert werden konnte. Um 1820 folgte in Waldegg die Errichtung eines Kupferwalzwerkes, wo Feuerbüchsen für den Lokomotivbau sowie Sudpfannen für Brauereien und Dachdeckbleche erzeugt wurden.
Die Dachbleche aus dem Piestingtal fanden überall guten Absatz. Sowohl das Parlament in Wien, die Staatsoper, das Schloss Schönbrunn und zahlreiche Dächer von Stiften und Klöster wie Mariazell und Melk, aber auch der Dom von Brünn und die Karlskirche tragen noch heute das Zugmayer Firmenzeichen. 1910 war das Werk, das bis zu 200Menschen beschäftigte, eines der modernsten der Monarchie, das für seine Mitarbeiter sogar eine eigene Krankenkasse hatte, wo auch die Familienmitglieder mitversichert waren. Ab den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts kam langsam das Ende, 1966 kam es zur endgültigen Schließung.
Das gesamte Firmenareal verwaiste zusehends. Nur das alte Herrenhaus, das an diesem Freitag, 24. September, mit Führung mittels Shuttle-Bus der Gemeinde besichtigt werden konnte, wurde mit großem finanziellen Aufwand von Dkfm. Gabriele Zugmayer-Schandl und ihrem Gatten liebevoll restauriert.
Zuvor gab es im Festsaal der Gemeinde einen eindrucksvollen historischen Vortrag von Hannes Katzer, der die über 160-jährige Firmengeschichte aufgearbeitet und den geladenen Gästen, darunter noch viele Arbeiter, präsentiert hatte.
Bgm. Michael Zehetner dankte Hannes Katzer für seinen Bildvortrag sowie Dkfm. Zugmayer-Schandl und ihren Gatten für die gelungene Restaurierung des Herrenhauses, wo auch eine kleine Ausstellung zu sehen war.
Danach gab`s beim Imbiss interessante Gespräche von Zeitzeugen, die von ihren Erlebnissen im Werk erzählten.
Jeder Gast bekam als kleine Dankeschön für`s Kommen und als Erinnerung einen Nagel aus der Zugmayer`schen Produktion zwischen 1810 und 1856. Er ist handgeschmiedet und wurde der Dachlattung des Herrenhauses, das 2009 neu gedeckt wurde, gezogen.
Quelle: 200 Jahre Familie Zugmayer in Waldegg
Zusätzliche Infos: Metallfabrik Zugmayer
Weitere Angaben zu dieser Fabrik habe ich hier im Forum gefunden, bezüglich Verlagerung der WNF im 2.Weltkrieg!

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Bunker Ratte

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#2
"Elektro - Zentrale" Georg Zugmayer & Söhne der Fabrik
Es war ein sehr netter Herr vor Ort der die Anlage betreut, die noch heute im Betrieb ist! Dadurch konnte Einblicke in die damahlige Technik der Elektrik festhalten. Herzlichen Dank für die nette Einladung!

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HF130C

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#4
Danke für die schönen Bilder.
Zur Kraftzentrale: Offensichtlich Ist das Kleinkraftwerk noch in Betrieb, konntest du nähere Details erfragen, etwa die installierte Leistung und ob es in das allgemeine Netz speist oder gar noch ein privates kleines Stromnetz rundherum vorhanden ist? Konntest du auch ein Foto von der Turbine und dem Generator machen? Findet man hier noch die ursprüngliche Turbinen- und Generatorausrüstung? Das wäre durchaus etwas Besonderes.

Die zitierte Beschreibung der Firmengeschichte sagt:
Um 1820 folgte in Waldegg die Errichtung eines Kupferwalzwerkes, wo Feuerbüchsen für den Lokomotivbau sowie Sudpfannen für Brauereien und Dachdeckbleche erzeugt wurden.
Hier könnte man meinen, dass ab 1820 bereits Feuerbüchsen für Lokomotiven gebaut wurden. Das kann jedoch nicht sein, da erst im Jahr 1837 die erste Dampflok in Österreich gefahren ist, und die wurde noch aus England zugeliefert.
Durchaus wird es so sein, dass im Laufe der folgenden Jahrzehnte kupferne Feuerbüchsen gefertigt wurden, der beschreibende Text ist hier jedoch etwas unklar formuliert. (Wobei die Kritik hier natürlich gegen den Verfasser der Firmengeschichte geht ...)
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#5
Danke für die schönen Bilder.
Zur Kraftzentrale: Offensichtlich Ist das Kleinkraftwerk noch in Betrieb, konntest du nähere Details erfragen, etwa die installierte Leistung und ob es in das allgemeine Netz speist oder gar noch ein privates kleines Stromnetz rundherum vorhanden ist? Konntest du auch ein Foto von der Turbine und dem Generator machen? Findet man hier noch die ursprüngliche Turbinen- und Generatorausrüstung? Das wäre durchaus etwas Besonderes.
Hallo HF130C,
die Anlage ist noch in Betreib, doch die Turbinen und der Generator sind nicht mehr das Original! Der nette Herr betreut nur die "Kraftzentrale" und hat keinen Zutritt zu den Ehemaligen Fabriksgelände der Metallwarenfabrik. Zu Leistung und-ob hier Strom eingespeist wird konnte ich leider nicht erfahren.

Die zitierte Beschreibung der Firmengeschichte sagt:
Um 1820 folgte in Waldegg die Errichtung eines Kupferwalzwerkes, wo Feuerbüchsen für den Lokomotivbau sowie Sudpfannen für Brauereien und Dachdeckbleche erzeugt wurden.
Hier könnte man meinen, dass ab 1820 bereits Feuerbüchsen für Lokomotiven gebaut wurden. Das kann jedoch nicht sein, da erst im Jahr 1837 die erste Dampflok in Österreich gefahren ist, und die wurde noch aus England zugeliefert.
Durchaus wird es so sein, dass im Laufe der folgenden Jahrzehnte kupferne Feuerbüchsen gefertigt wurden, der beschreibende Text ist hier jedoch etwas unklar formuliert. (Wobei die Kritik hier natürlich gegen den Verfasser der Firmengeschichte geht ...)
Vielleicht bringen diese Details mehr aufschluss in die Sache!
 

Bunker Ratte

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#8
dazu passend: Das Elektrizitätswerk Waldegg
nach dem zitierten Text zufolge, dürfte Waldegg vom Kraftwerk der Fa.Zugmayer mit Strom versorgt worden sein! Als ich im Piestingtal unterwegs war konnte ich ein paar Augenblicke festhalten von dem Kraftwerk, das Oscar von Rosthorn im Jahre 1909 erbauen ließ!

Der Aufstieg der Maschinenbauindustrie nach 1880 in der Habsburgermonarchie ging einher mit neuen Entwicklungen in der Elektroindustrie. Die elektrischen Glühlampen und Elektromotoren kamen auf und verdrängten die Gasbeleuchtung und die Dampfmaschine. Dies machte den Bau von Elektrizitätswerken mit Generatoren zur Stromerzeugung notwendig. Es waren private Unternehmer, welche die ersten elektrischen Kraftwerke für ihre Produktion erbauten. In Niederösterreich bauten bis 1911 die meisten großen Industriebetriebe ihre eigenen Elektrizitätswerke.
1901 ließ Oscar von Rosthorn einen Hammer zu einem Kraftwerk umbauen. Dieser stand im Bereich des engen Umlaufberges in Waldegg, dem so genannten Schwarzviertel, wo die Piesting ein Gefälle von 11 Prozent hat. Rosthorn hatte versprochen, die Kirche gratis mit Strom zu beliefern. Am 18.Jänner 1902 war es so weit. Erstmals brannte elektrisches Licht im Gotteshaus.

Streiterein mit Herrn Zugmayer führten dazu, das Rosthorn mit dem Bau eines neuen Krafthauses 1908 begann. Kurzfristig stand der Ort ohne Strom da. Für das neue Kraftwerk wurde Wasser von der Piesting abgezweigt und durch einen Felsstollen auf die andere Seite des Berges geleitet. Nach einem Rechen zur Entfernung von Treibgutes fiel das Wasser rund 5m tief hinunter in die Turbinenkammer und strömte schließlich durch eine Francis-Turbine. Dann floss das Wasser wieder in der Piesting. Rosthorn hatte viele neue Abnehmer für den Strom gewonnen wie die Orte Wopfing, Peisching, Oberpiesting, Piesting, Pernitz und die Piestinger Brauerei. Entsprechende Leitungen wurden verlegt.

1921 wurde ein neuer Drehstromgenerator mit einer Leistung von 220KW bei 5000V eingebaut. 1998 baute die EVN einen neuen Generator ein. Rund 800.000 Kilowattstunden liefert das Kraftwerk Waldegg in das öffentliche Netz.
Quelle: http://www.kulturatlas.at/aut_no/page/00077375.htm

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HF130C

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#10
Sehr schöne Fotos und eine ausführliche Beschreibung, vielen Dank.

Bemerkenswert ist die antike Schirmleuchte mit einer Energiesparlampe der allerersten Generation.
Diese hier gezeigte Lampe kann durchaus schon als Museumsstück betrachtet werden, es handelt sich um eine Philips SL18 oder ein höherwattiges Nachfolgemodell gleicher Bauart, und diese wurden ab 1980 gebaut, doch allzuviele wurden wegen des damals hohen Preises nicht verkauft und die Lebensdauer war wegen der noch unausgreiften Technik auch sehr begrenzt.
Funktionierende Lampen dieser Bauart dürften heutzutage einen absoluten Seltenheitswert haben ....
 

HF130C

Well-Known Member
#12
Gerne.
Beim weiteren Vergleich mit Abbildungen ist es eher die größere SL25. Die gab es ab 1984 und man konnte sie bis etwa 1990 kaufen, dann gab es schon fortschrittlichere Modelle. Die Lampe wog fast 600g, was der massiven Eisenkerndrossel im Lampensockel geschuldet war. Also eher nichts für einen 6-flammigen Luster mit altersschwachem Deckenhaken ....
Hier noch ein Link zu einer Großaufnahme:
https://www.lighting-gallery.net/gallery/displayimage.php?album=957&pos=9&pid=26752

Es wäre spannend zu wissen, ob die Leuchte beim Kraftwerk noch in Verwendung steht. Wohl eher nicht, denn sonst wäre wohl ein anderes Leuchtmittel drinnen. Aber die wunderschön gestaltete Leuchte selbst ist schon ein absoluter Blickfang!
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#13
Hallo HF130C,
danke für die Info und den Link. Ja es wäre interessant ob die Leuchte noch in Verwendung ist . Aber es ist immer wieder ein Abenteuer und voll coll sowas altes zu finden. Ich hoffe ich habe das Glück noch einiges zu Erforschen zu können und dürfen :):rolleyes::D
Lg
Michi
 

Bunker Ratte

Well-Known Member
#14
"Elektro - Zentrale" Georg Zugmayer & Söhne der Fabrik
Mir ließ dieses Kraftwerk und seine Geschichte keine Ruhe, so das ich weiter Recherchierte und es hat sich gelohnt.
Habe von einem Technikermeister "Wolfgang Scheida" eine Interessante Geschichte und ausführliche Fotodokumentationen gefunden über das Kraftwerk Zugmayer und andere in der Nähe.

Kleinwasserkraft in Österreich
Vorort an der Piesting Niederösterreich bei Waldegg
Dort findet sich das eine oder andere malerische architektonische Baujuwel ......


Rechenanlage am Einlaufwerk



Steueranlage und Hebewerk



Blick ins Innere
Man sieht noch wie alles arbeitet und funktioniert...




Alte und neue Wirkungsgradoptimierte Technik arbeiten zusammen
Riemenantrieb & neuer Generator




Etwas größer die Anlage darüber.....



Altes Gebäude aber auch auf Automatikbetrieb schon modernisiert



Beispiel eines Einlaufkanals



Diese Anlage hatte auch schon bessere Zeiten gesehen
Kannibalismus .....




seichter Zulauf



Zerstörte Anlagenteile



Ausgebauter Zulaufkanal



Wehranlage



Motorbetriebene Rechenanlage



Hier war noch Muskelkraft gefragt

Quelle: Wolfgang Scheida Wien; Objektmanagement vor den neuen Aufgaben der Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit
 
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