Derzeit herrscht erhöhtes Verkehrsaufkommen rings um den Mars

josef

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#21
Stärkstes je registriertes Beben jenseits der Erde auf dem Mars beobachtet
Ein Marsbeben mit einer Magnitude von 5 wurde Anfang Mai vom Nasa-Lander Insight in der Nähe des Äquators aufgezeichnet

Wie riesige Schrammen ziehen sich diese geologischen Formationen über eine Marsregion namens Tantalus Fossae. Das Bild stammt vom Esa-Orbiter Mars Express und stellt einen Ausschnitt eines großen Verwerfungssystems auf dem Mars in Echtfarben dar, also so, wie das menschliche Auge es sehen würde.
Foto: ESA/DLR/FU Berlin

Man kann mit Recht von einem Megabeben sprechen: Am 4. Mai erschütterte ein Marsbeben mit einer Rekordmagnitude von 5 die Elysium-Region in der Nähe des Äquators. Aufgezeichnet wurde das geologische Ausnahmeereignis vom Nasa-Lander Insight, der seit Ende 2018 rund 600 Kilometer nördlich des Operationsgebiets von Curiosity auf seinem Posten ist, um vor allem genau das zu tun: nach Marsbeben zu lauschen.

Rarität auf dem Mars
Nach irdischen Maßstäben wäre ein Erdbeben mit einer Magnitude von 5 kaum Grund zur Besorgnis. Derartige Erschütterungen ereignen sich auf unserem Planeten täglich hunderte Mal. Sie bringen Möbel zum Wackeln, Fensterscheiben zum Klirren und können Menschen aus dem Schlaf reißen. Schäden rufen sie nur in sehr seltenen Fällen hervor.


Das Spektrogramm zeigt das größte Beben, das jemals auf einem anderen Planeten entdeckt wurde.
Grafik: NASA/JPL-Caltech/ETH Zurich

Auf dem Mars dagegen, dessen Kruste nicht von der Plattentektonik fortlaufend umgestaltet wird, geht es geologisch deutlich friedlicher zu. Der bisherige Marsbeben-Rekordhalter wurde von Insight am 25. August 2021 aufgezeichnet. Er erreichte eine Magnitude von 4,2.

Rekord im Sonnensystem jenseits der Erde
Das nun gemessene Beben ist damit eine Klasse für sich. Es war nicht nur das stärkste je auf dem Mars registrierte Beben, es war das stärkste im gesamten Sonnensystem, mit Ausnahme der Erde. "Die vorläufigen Daten vom Mars belegen vermutlich die größte seismische Aktivität, die jemals auf einem anderen Planeten aufgezeichnet wurde", teilte Thomas Zurbuchen von der Nasa auf Twitter mit.

"Seit wir unser Seismometer im Dezember 2018 abgesetzt haben, warten wir auf diesen einen 'Großen'", freut sich auch Bruce Banerdt vom Insight-Team am Jet Propulsion Laboratory der Nasa. "Dieses Beben wird mit Sicherheit einen unvergleichlichen Blick in das Innere des Planeten gewähren."

Blick ins Marsinnere
Der Seismometer von Insight, der von der französischen Raumfahrtbehörde CNES und der ETH Zürich entwickelt wurde, ist eine weiße Kuppel auf drei Beinen mit einem goldenen Staubschutz an seiner Basis und nennt sich eigentlich Seismic Experiment for Interior Structure (SEIS). Die damit registrierten Marsbeben helfen den Wissenschafterinnen und Wissenschaftern, unter die Oberfläche des Roten Planeten zu blicken, um seinen Aufbau besser zu verstehen.


Der Seismometer von Insight, eigentlich Seismic Experiment for Interior Structure (SEIS), wird von einer Kuppel gegen Wetterunbillen geschützt.
Foto: Nasa

In den vergangenen dreieinhalb Jahren hat Insight mehr als 1.313 Marsbeben aufgezeichnet. Die Forschenden hoffen noch auf viele weitere, doch dem Lander geht schön langsam die Energie aus: Saisonal auftretende Wetterumstände haben die Staubmenge auf den Solarpaneelen des Nasa-Landers seit seiner Ankunft dramatisch anwachsen lassen. Ein regionaler Sandsturm im Jänner schickte die Sonde sogar in den Sicherheitsmodus, was das Insight-Team um die weitere Mission bangen lässt.

Längere Feuchtphase
Unterdessen hat der chinesische Marsrover Zhurong in der Utopia Planitia einige Tausend Kilometer nordwestlich von Insights Standort neue Hinweise auf die feuchte Vergangenheit des Roten Planeten sammeln können. Untersuchungen des sechsrädrigen Roboters, der das größte Einschlagsbecken des Mars mit einem Durchmesser von 3.300 Kilometern erkundet, untermauerten nun frühere Vermutungen, wonach es auf dem Mars länger flüssiges Wasser gegeben hatte, als frühere Modell annehmen ließen.


Der chinesische Marsrover Zhurong fand neue Hinweise auf die feuchte Vergangenheit des Mars.
Foto: APA/EPA/China National Space Administration

Konkret hatte Zhurong Felsen näher unter die Lupe genommen, die offenbar unter Einfluss von Wasser entstanden waren, berichten chinesische Wissenschafterinnen und Wissenschafter im Fachjournal "Science Advances". Außerordentlich an dem Fund ist das Alter der Gesteine: Diese stammen nämlich aus der amazonischen Periode, dem jüngsten der drei Marszeitalter. Vieles deutet darauf hin, dass die analysierten Felsen bis vor rund 700 Millionen Jahren von Wasser umgeben waren.

"Die Identifizierung dieser Geländestrukturen weist auch darauf hin, dass sich in der Umgebung des Landeorts von Zhurong eine beträchtliche Menge an Wasser in Form von hydratisierten Mineralien und Untergrundeis im Boden befinden könnte", schreiben die Forschenden. Diese unverzichtbare Ressource wäre möglicherweise für künftige bemannte Marsmissionen in Reichweite und somit nutzbar.
(tberg, 13.5.2022)

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#22
Spektakuläre 3D-Fotos zeigen größte Schlucht unseres Sonnensystems
Stereoaufnahmen der Sonde "Mars Express" zeigen das gigantische Schluchtsystem auf unserem roten Nachbarplaneten

Die dunklen Abhänge des Tithonium Chasma könnten von vulkanischem Sand gefärbt sein.
Foto: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO

Sie ist mittlerweile eine wahre Veteranin der Marsforschung: Die Sonde "Mars Express" der europäischen Raumfahrtorganisation Esa umkreist den Roten Planeten schon seit 2003. Vom Orbit aus vermisst Mars Express die Oberfläche des Mars – und beglückt uns mit gestochen scharfen Aufnahmen. Dabei kommt auch eine hochauflösende Stereokamera zum Einsatz. Das Instrument erlaubt nicht nur detaillierte Beobachtungen, sondern auch eine 3D-Rekonstruktion der Landschaft.


Die Schlucht der Superlative
Nun hat die Esa neue Aufnahmen der Sonde veröffentlicht. Mars Express nahm das Schluchtsystem Valles Marineris ins Visier. Vergleicht man diesen Graben mit dem Grand Canyon, werden die wahren Ausmaße greifbar. Mit einer Breite von 200 Kilometern und einer Tiefe von bis zu sieben Kilometern sind die Valles Marineris zwanzigmal weiter und fünfmal so tief wie die mächtige Formation auf der Erde.


Die Esa-Sonde Mars Express hat zwei Gräben des Schluchtsystems Valles Marineris unter die Lupe genommen.
Foto: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO

Darüber hinaus erstrecken sich die marsianischen Gräben auf einer Länge von etwa 4.000 Kilometern und sind damit zehnmal länger als die berühmte Schlucht des Colorado River. Damit würden die Valles von der nördlichsten Spitze Norwegens bis zum Südzipfel Siziliens reichen. Die Valles Marineris sind nicht nur das größte Schluchtsystem des Mars, sondern des gesamten Sonnensystems.

Neue Detailaufnahmen
Doch anders als der Grand Canyon entstanden die Valles Marineris nicht durch das langsame Einschneiden des Flusses. Als sich das nahegelegene vulkanische Tharys-Plateau aufwölbte, entstanden die Valles als ein Riss in der Marsoberfläche, den Erosion zusätzlich weitete. Die neuen Bilder von Mars Express zeigen zwei Gräben des Valles-Systems: das nördliche Tithonium Chasma und das Ius Chasma im Süden.


Eine andere Perspektive auf das Tithonium Chasma: Oben rechts sind die Spuren eines Hangrutschs erkennbar. Der sanfte "Hügel" im Vordergrund erhebt sich mehr als 3.000 Meter über die Talsohle.
Foto: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO

Was auf den Bildern nicht sichtbar ist, sind die Proportionen. Um sich die gigantischen Abgründe dieser Schluchten klarzumachen: Würde man zwei Großglockner übereinander im Graben versenken, würde nur ein kleiner Hügel über die Kante ragen. Schön zu sehen sind dagegen die verschiedenen Farben der Marsoberfläche.

Spuren von Wasser
Die vergleichsweise dunklen Sande an den Abhängen des Tithonium Chasma könnten von den vulkanischen Aktivitäten der Tharys Region stammen. Für Wissenschafterinnen und Wissenschafter sind auch die feineren Strukturen der Bilder interessant: So könnten die feinen Kräusel der Oberfläche Ablagerungen von längst verschwundenem Wasser sein.


Wer eine rot-blaue 3D-Brille zur Hand hat, kann auf diesem Bild die Aussicht auf die Valles Marineris genießen. Links liegt das Ius Chasma, rechts das Tithonium Chasma.
Foto: ESA/DLR/FU Berlin, CC BY-SA 3.0 IGO

Mars Express hat bereits zahlreiche Entdeckungen gemacht, die Mission läuft offiziell noch bis Ende des Jahres. Die Esa denkt allerdings bereits über eine Laufzeitverlängerung bis 2025 nach. Angesichts der faszinierenden Bilder scheint das wünschenswert.
(dos, 29.7.2022)

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Esa-Homepage der Mars Express Mission
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#23
SORGE UM MISSION
Chinas Marsrover Zhurong meldet sich nicht mehr
Schon vor Wochen hätte der 2021 gelandete Roboter aus dem Energiesparmodus aufwachen sollen, doch es herrscht Funkstille. Chinas Raumfahrtbehörde hält sich bedeckt

Ein Bild aus besseren Tagen: Zhurong mit seiner Landeplattform 2021.
Foto: imago images/Xinhua

Ein Prestigeprojekt der chinesischen Raumfahrt könnte sein Ende gefunden haben: Der Marsrover Zhurong, der im Mai 2021 auf dem Roten Planeten gelandet ist, meldet sich nicht mehr. Schon vor Wochen hätte das Forschungsvehikel nach einem energiebedingten "Winterschlaf" wieder Signale zur Erde schicken sollen – doch offenbar herrscht Funkstille. Während sich Chinas Raumfahrtbehörde bedeckt hält, spekulieren Fachleute, dass Zhurong den winterlichen Staubstürmen auf dem Mars zum Opfer gefallen sein könnte.

Der Rover war im Mai für den kalten, staubigen Winter auf dem Roten Planeten in den Ruhezustand versetzt worden und hätte sich eigentlich wieder selbstständig aktivieren sollen. Möglicherweise hat sich aber zu viel Sand auf seinen Sonnensegeln abgelagert, um seine Energiereserven ausreichend aufzuladen.

Abschied von Nasa-Rover
"Es wäre nicht überraschend, wenn es der Rover nicht mehr aus seinem Ruhezustand schafft, weil er solarbetrieben ist", sagte David Flannery von der Queensland University of Technology im australischen Brisbane zu "Nature". Zhurong wäre nicht das erste Landefahrzeug, dem auf dem Mars die Energie ausgeht, merkte der Astrobiologe an, der selbst im Team des amerikanischen Mars-Rovers Perseverance mitarbeitet.

Erst im Dezember hatte die US-Weltraumbehörde Nasa nach vier Jahren den Kontakt zu ihrem solarbetriebenen Mars-Lander Insight verloren und die Mission für beendet erklärt. Auch in diesem Fall dürften verstaubte Solarmodule dafür verantwortlich sein, dass der Rover nicht mehr ausreichend mit Strom versorgt werden konnte. Die Mission galt dennoch als voller Erfolg, der Rover hatte seine wissenschaftlichen Ziele bereits nach zwei Jahren erreicht und mehr als 1.300 Marsbeben registriert, die Aufschluss über die innere Beschaffenheit des Planeten geben.

Wissenschaftlich erfolgreich
Auch Zhurong hat bereits alle geplanten Vorhaben ausgeführt und zahlreiche wissenschaftliche Daten gesammelt. Der Rover fuhr fast zwei Kilometer über die Marsoberfläche, führte atmosphärische und geologische Messungen durch und fand Spuren von einstigen Wasservorkommen. War es das nun mit der Mission?

Nicht alle Experten schätzen Zhurongs Lage als hoffnungslos ein. Wenn die Temperaturen steigen und die Solarzellen doch noch mehr Sonnenstrahlen aufnehmen könnten, wäre eine Reaktivierung nach wie vor denkbar, sagte Baptiste Chide vom Los Alamos National Laboratory in New Mexico. "Es ist zu früh, um zu sagen, dass irgendetwas nicht stimmt", sagte Chide, der ebenfalls dem Perseverance-Team angehört. Er hoffe, dass der Rover wieder aufwachen wird.

Dass es aber keine offiziellen Updates zum Status des Rovers gibt, sei merkwürdig, zitierte "Nature" einen chinesischen Forscher, der selbst an der Mission mitarbeitet und namentlich nicht genannt werden wollte. Die letzten Aufnahmen habe Zhurong im Juni zur Erde geschickt.
(dare, APA, 26.1.2023)
Chinas Marsrover Zhurong meldet sich nicht mehr
 

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#24
AUS DEM ORBIT ERSPÄHT
Ein großer Teddybär auf dem Mars
Aufnahme eines Nasa-Orbiters zeigt Bruchlinien, Krater und teilweise eingestürzte Hügel – und ein Bärengesicht
Wenn Sie zu Pareidolie neigen, dann werden Sie an einem aktuellen Bild der US-Raumfahrtbehörde Nasa Ihre Freude haben. Pareidolie ist kein medizinisches Übel, sondern bezeichnet das Phänomen, bei dem einem Muster und Formen etwas Vertrautes, zum Beispiel Gesichter, vorgaukeln.

Ein prominentes Beispiel dafür findet sich auf einer Aufnahme der Marsoberfläche, die der Nasa-Orbiter Viking 1 am 25. Juli 1976 geschossen hat. Das unscharfe Bild lässt die sanften Züge einer Person erkennen. Spätestens auf den Aufnahmen des Mars Global Surveyor (MGS) im Jahr 1998 war der Effekt jedoch verschwunden: Die Bilder zeigten eine erodierte Felsformation mit zerklüfteten Abhängen.


Das berühmte Marsgesicht, links: Viking 1 (1976), rechts: Mars Global Surveyor (1998). Bei höherer Auflösung verpufft der Pareidolie-Effekt praktisch vollständig.
Fotos: Nasa/JPL

Großer Teddy
Einen Pareidolie-Trigger der tierischen Art hat der Mars Reconnaissance Orbiter (MRO) der Nasa eingefangen: Die Universität von Arizona, die die Hirise-Kamera des Orbiters betreibt, veröffentlichte eine Aufnahme von der Marsoberfläche, auf der auch ohne große Anstrengung ein Bärengesicht zu erkennen ist. Der Teddy, freilich deutlich größer als seine Artgenossen auf der Erde, misst rund 2.000 Meter und besteht aus einer Reihe von geologischen Formationen.


Der Marsbär hat keine Ohren.
Foto: NASA/JPL-Caltech/UArizona

Einschlagkrater im Untergrund
"Die Schnauze ist ein Hügel mit einer V-förmigen Einsturzstruktur. Zwei Krater ergeben die Augen, und ein kreisförmiges Bruchmuster bildet den Rand des Kopfes", erklärt das Hirise-Team. Dieser kreisförmige Bruch, so die Forschenden, könnte entstanden sein, als sich im Untergrund Sedimente über einem alten Einschlagkrater verschoben. Die Schnauze wiederum könnte vulkanischen Ursprungs sein. In dem Fall würde das über dem Krater abgelagerte Material aus Lava oder Schlamm bestehen.

Blumen auf dem Mars
Der Bärenkopf ist freilich kein Einzelfall, die Hirise-Aufnahmen zeigen immer wieder vermeintliche Gesichter, Ensemblemitglieder der "Muppet Show" und "Happy Faces", sagte das Team. Aber auch die Marsrover liefern immer gerne Material, die zu fantasievollen Vergleichen reizen: Im vergangenen März entdeckte Curiosity ein Stück Gestein in Form einer (zugegeben etwas merkwürdigen) Blüte.


Blumen auf dem Mars? Dieses Objekt ist nur wenige Zentimeter groß und wurde von Curiosity am 24. Februar 2022 fotografiert. Diese Strukturen sind vermutlich bereits sehr alt und entstanden, als sich von Wasser mitgeführte Mineralien in Spalten verfestigten.
Foto: NASA/JPL-Caltech/MSSS
(tberg, 31.1.2023)

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Ein großer Teddybär auf dem Mars
 

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#25
VIRTUELLE FELDFORSCHUNG
3D-Bilder vom Mars-Rover Perseverance machen den roten Planeten erlebbar
Aufnahmen des seit zwei Jahren auf dem Mars aktiven Rovers wurde nun von zwei Forschungsteams aufbereitet. Zu erwarten sind Einblicke ins Mars-Klima
Seit über zwei Jahren sendet der Mars-Rover Perseverance täglich hunderte Aufnahmen der Mars-Oberfläche zur Erde. Expertinnen und Experten vom Grazer Joanneum Research und dem Wiener Zentrum für Virtual Reality und Visualisierung (VRVis) machen die hochaufgelösten Bilder vom Mars nun in 3D erlebbar, mit neuen Einblicken für die Forschung. Sie liefern unerwartete Erkenntnisse über den Windschliff oder die Beschaffenheit der Bodenkruste auf dem Roten Planeten.

Diese Animation zeigt den Weg von Perseverance durch den Jezero-Krater, der einst einen See enthalten hat.
PRo3D Space

Um die geologischen Prozesse, das Klima und die Geschichte des Planeten genauer zu untersuchen, sind Bilder und in weiterer Folge dreidimensionale Rekonstruktionen von Felsen, geologischen Aufschlüssen und Mineralien eine wesentliche Stütze. Der von der US-Weltraumagentur Nasa am 18. Februar 2021 auf den Mars gebrachte Rover Perseverance ist daher mit mehr Kameras als jede andere interplanetare Mission bisher ausgestattet. Know-how aus Österreich ist dafür verantwortlich, dass die mit der Stereokamera "Mastcam-Z" eingefangenen Bilder und deren Bilddaten schließlich einen dreidimensionalen Eindruck der Mars-Oberfläche vermitteln können.


Österreichische Institute
Für die 3D-Datenauswertung sind die Forschungsgesellschaft Joanneum und das VRVis mit dem Visualisierungswerkzeug PRo3D sowie die Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW) an der Mars-2020-Mission beteiligt. Mit dem Visualisierungstool PRo3D wurde beispielsweise schon das beeindruckende erste Überflugsvideo vom Roten Planeten erstellt.

Eine Animation von Bildern, die im Jezero Crater gesammelt wurden. Die beiden Felsformationen heißen Caille und Cheiron.
PRo3D Space

Als Grundlage für die Erzeugung von dreidimensionalen Bildern dienen eine am Mars-Rover angebrachte Stereobildkamera – die Mastcam-Z – und weitere Kameras, die zusätzliche Daten liefern. Diese können zu einem großen Ganzen zusammengeführt, interpretiert und visualisiert werden. Für den Digitalisierungsexperten Gerhard Paar vom Institut für digitale Technologien der Joanneum Research ist es erstaunlich, welche Informationen unterschiedliche Spezialisten dann aus den Visualisierungen holen können: über die Windverhältnisse vor Urzeiten zum Beispiel.

"Einige der Felsen in der Nähe des Landeplatzes scheinen von windgewehtem Sand tief abgetragen worden zu sein und Strukturen zu bilden, die Ventifacts genannt werden. Die Ausrichtung der linearen Merkmale gibt die Richtung der starken Winde wieder, die sie geformt haben", erklärt Paar. "Wir sind mit einer digitalen Lösung in das Projekt hineingegangen, und nun finden sich erstaunliche Anwendungen, und wir sind natürlich erfreut, dass wir Forschungsfragen unterstützen können, von denen wir gar nichts geahnt hatten", sagt der Grazer Experte.

Bodenverdichtung auf dem Mars
Selbst die Spuren, die Perseverance auf dem Mars-Boden hinterlässt, werden mit der Kamera aufgenommen und geben Anlass zu weiterer Forschung: "Die Tiefe der Spuren, die von null auf festem Untergrund bis in den Dezimeterbereich geht, die ebenfalls mittels 3D-Bildgebung untersucht werden kann, gibt Aufschluss über die Verdichtung der Böden", schilderte Paar. Auf der Erde könne die Verdichtung des Bodens mit einem Penetrometer gemessen werden, das den Druck des Eindringwiderstandes ergibt. Die Messung der Tiefe der Radspuren auf dem Mars mittels 3D-Bildgebung ermöglicht nun einen Vergleich solcher Informationen für Böden auf dem Mars.

Paar veröffentlichte kürzlich mit einem 19-köpfigen internationalen Forschungsteam in "Advancing Earth and Space Science" einen State-of-the-Art-Report über die dreidimensionale Datenaufbereitung: "Wir haben erstmals das Zusammenspiel der unterschiedlichen im Zuge der Mission verwendeten 3D-Werkzeuge und ihre Synergien untersucht und zusammengefasst", erklärte der Erstautor.

Eine Simulation des Landeanflugs von Perseverance.
PRo3D Space

Insgesamt seien es rund zehn Bildverarbeitungstools, die bei diesem länderübergreifenden Projekt im Einsatz sind und die die 3D-Modellierung und 3D-Visualisierung ermöglichen. In Kombination mit Daten von anderen Sensoren oder Quellen – einschließlich 3D-Modellen von Satelliten – und in verschiedenen Maßstäben wird die Interpretation und Verortung der verarbeiteten Produkte zusätzlich verbessert.

Für die planetengeologische Forschung werden die Bilder der Mars-Oberfläche von Joanneum Research automatisiert rekonstruiert und anschließend von VRVis mit dem Planetary Robotics 3D Viewer (PRo3) explorierbar gemacht. "Unsere Tools sind an Untersuchungen der Oberflächeneigenschaften des Mars-Bodens ebenso beteiligt wie an geologischen Analysen in Distanzen bis zu etwa 100 Metern", erklärte VRVis-Forscher Christoph Traxler anlässlich der Publikation.

Simulierte Feldstudien
Die 3D-Rekonstruktion soll der Wissenschaft eine realitätsnahe Erkundung des Mars ermöglichen, die Feldstudien auf der Erde ähnelt. Der Geochemiker Christian Köberl von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Uni Wien erwartet sich davon einen "wesentlichen Beitrag zum Verständnis des Mars-Klimas der letzten drei Milliarden Jahre, der Geschichte der Rückbildung von Wasser auf dem Mars sowie der Erklärung von geologischen Prozessen".
(APA, red, 19.3.2023)
3D-Bilder vom Mars-Rover Perseverance machen den roten Planeten erlebbar
 

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#26
50. FLUG EINES PIONIERS
Mars-Hubschrauber Ingenuity übertraf alle Erwartungen
Die kleine Helikopterdrohne begleitet den Rover Perseverance seit zwei Jahren – niemand hätte gedacht, dass er so lange durchhält

Der Mars-Hubschrauber Ingenuity ist um 2.214 Prozent weiter geflogen als zu Beginn der Mission erwartet. Diese Aufnahme stammt von der Mastcam-Z von Perseverance und wurde am 15. Juni 2021 geschossen.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Vor genau zwei Jahren schrieb die kleine Nasa-Drohne Ingenuity Geschichte: Der Minihubschrauber, der gemeinsam mit dem Rover Perseverance wenige Wochen zuvor auf dem Mars gelandet war, unternahm am 19. April 2021 den ersten Flug eines Luftfahrzeugs auf einem fremden Planeten. 39,1 Sekunden lang schwirrte der Drehflügler bei dieser Premiere in der dünnen Mars-Luft umher, 30 Sekunden davon verbrachte er schwebend in etwa drei Meter Höhe über dem Mars-Boden.

Seither ist das Ingenuity-Team vom Jet Propulsion Laboratory (JPL) am California Institute of Technology (Caltech) ihres "Spielzeugs" kein bisschen müde geworden, nicht zuletzt auch, weil sich der Mars-Helikopter in den harschen Umweltbedingungen unseres Nachbarplaneten erstaunlich gut hält: Fast pünktlich zum zweiten Jahrestag hat Ingenuity am 13. April den 50. Flug über die Mars-Oberfläche absolviert.


Die Komponenten von Ingenuity.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Neuer Höhenrekord zum 50er
Der Ausflug dauerte 145,7 Sekunden, und die Drohne legte eine Strecke von 322,2 Metern zurück – und stellte dabei auch noch einen neuen Höhenflugrekord auf: Ingenuity erklomm in der Nähe des 800 Meter breiten Belva-Kraters die bisher unerreichte Flughöhe von 18 Metern.
Als ein technisches Machbarkeitsexperiment sollte der Hubschrauber eigentlich nicht mehr als fünfmal abheben, um zu beweisen, dass ein motorisierter, kontrollierter Flug auf einem anderen Planeten möglich ist. Doch die kleine Drohne übertraf alle Erwartungen und demonstriert weiterhin fleißig, wie nützlich ein solches Gerät auf dem Mars sein kann.

Verblüffend an dem Erfolg der Mission ist vor allem die Einfachheit der Konstruktion: Ingenuity besteht aus vielen handelsüblichen Komponenten wie Smartphone-Prozessoren und Kameras – und doch hat das Gerät unter unwirtlichen Bedingungen insgesamt schon über 89 Minuten in der Luft verbracht und dabei eine Strecke von 11,6 Kilometern zurückgelegt.

"Als wir zum ersten Mal geflogen sind, dachten wir, wir können von Glück reden, wenn wir fünf Flüge zusammenbringen", sagte Teddy Tzanetos, Ingenuity-Teamleiter am JPL. "Und nun haben wir die erwartete kumulative Flugzeit um 1.250 Prozent übertroffen, die erhoffte Flugstrecke sogar um 2.214 Prozent."

Video: 50 Flüge auf dem Mars.
NASA Jet Propulsion Laboratory

Daten für künftige Mars-Helikopter
Jedes Mal, wenn Ingenuity zu einer Expedition losgeschickt wird, erkundet der Helikopter neues Terrain und sorgt für neue Perspektiven, die keine andere bisherige Planetenmission liefern konnte. Die rund 1,8 Kilogramm leichte Drohne besitzt zwei koaxial montierte Rotoren, Lithium-Ionenakkus und Solarpanele für die Energieversorgung sowie zwei Kameras: eine Schwarz-Weiß-Kamera, die nach unten blickt und der Navigation dient, und eine Farbkamera für Landschaftsaufnahmen.

Die gewonnenen Bilder und Daten sind nicht nur für künftige Planetenmissionen nützlich, sondern haben sich auch für das Perseverance-Team als hilfreich erwiesen. Indem es die Grenzen des Hubschraubers auslotete, sammelte es auch wertvolle Informationen für künftige Nachfolger von Ingenuity. Dazu zählt etwa der Entwurf für einen Helikopter, der im Rahmen der Mars-Sample-Return-Mission von Perseverance an einigen Stellen deponierten Mars-Proben einsammeln könnte.

Video: Künftige Helikopter auf dem Mars
NASA Jet Propulsion Laboratory

Riskantes Terrain
Seitdem Ingenuity die flachen Gefilde des Jezero-Kraters am 19. Januar verlassen hat und die Hangregionen erforscht, hat der Heli mit 6,5 Metern pro Sekunde auch einen neuen Geschwindigkeitsrekord aufgestellt. Das zerklüftete unbekannte Terrain ist nicht ohne Gefahren für den Helikopter: "Wir sind hier nicht mehr im marsianischen Kansas", sagt Josh Anderson vom Ingenuity-Team am JPL in Anspielung an den "Zauberer von Oz".

"Wir fliegen über die ausgetrockneten Überreste eines alten Flusses, der mit Sanddünen, Geröll und Felsen gefüllt ist, umgeben von bedrohlichen Hügeln", so Anderson. "Obwohl wir vor kurzem die Navigationssoftware an Bord verbessert haben, um sichere Flugregionen zu identifizieren, ist jeder Flug immer noch ein Nervenkrieg."

Ingenuity wird in den kommenden Wochen nicht nur mit schwierigerem Gelände konfrontiert, der Helikopter soll dort auch noch häufiger fliegen als bisher. Der Grund dafür: Der Hubschrauber muss gleichsam in Hörweite des Rovers Perseverance bleiben, und dieser ist gerade flott im rauen Gelände westlich des kleinen Kraters Belva unterwegs und begutachtet ein kleines Felsenmeer. Sein nächstes Ziel ist Mount Julian, eine Erhebung, die einen attraktiven Blick auf das Panorama des Kraters Belva gewährt.


Wo sich Perseverance und Ingenuity gerade befinden. Die graue Linie zeigt die vom Rover bisher zurückgelegte Strecke.
Illustr.: NASA/JPL-Caltech

Ingenuity muss Schritt halten
"Ingenuity verlässt sich darauf, dass Perseverance als Kommunikationsrelais zwischen ihm und Mission Control hier am JPL fungiert", sagte Anderson. "Wenn der Rover zu weit vorausfährt oder hinter einem Hügel verschwindet, könnten wir die Kommunikation verlieren. Das Rover-Team hat eine Aufgabe zu erfüllen und einen Zeitplan einzuhalten. Daher ist es unerlässlich, dass Ingenuity Schritt hält und wann immer möglich die Führung übernimmt."

Doch auch Ingenuity wird nicht ewig weitermachen können. Einige Teile des Hubschraubers zeigen bereits Verschleißerscheinungen, hinzu kommt, dass das Gelände immer anspruchsvoller wird. "Wir haben von Anfang an gewusst, dass unsere Zeit auf dem Mars begrenzt ist, und jeder Einsatztag ist ein Segen", sagte Tzanetos. "Ob die Ingenuity-Mission morgen, nächste Woche oder in einigen Monaten endet, kann derzeit niemand vorhersagen. Was ich vorhersagen kann, ist, dass wir dann eine Riesenparty feiern werden."
(tberg, 19.4.2023)

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#27
KILOMETERDICKE SCHICHT
Hinweise auf riesige Eismassen am Mars entdeckt
Entlang des Marsäquators dürften enorme Eisvorkommen unter Staub und Asche liegen. Für künftige Marsmissionen könnte das zum Gamechanger werden
Der Mars erscheint heute als unwirtlicher und staubtrockener Planet, das war er aber nicht immer. Vor etwa 3,5 Milliarden Jahren war unser Nachbarplanet der Erde gar nicht so unähnlich: Eine dichtere Atmosphäre schützte den Mars vor der lebensfeindlichen UV-Strahlung der Sonne, die Temperaturen waren höher als heute – und es gab Flüsse und Seen auf der Oberfläche, deren Spuren noch zu sehen sind. Heute kann sich auf dem Marsboden kein flüssiges Wasser mehr halten, immerhin gibt es an den Polen aber noch Eiskappen aus Kohlendioxid und Wassereis. Ob es unter der mächtigen Südpolkappe auch flüssiges Salzwasser geben könnte, wird seit einigen Jahren kontrovers diskutiert.

Nun gibt es starke Hinweise auf andere gigantische Wasserreserven auf dem Mars: Wie Daten der europäischen Sonde Mars Express nahelegen, könnten sich unter einer dicken Schicht aus Staub und vulkanischer Asche in der Formation Medusae Fossae am Marsäquator enorme Eismassen befinden. Das Volumen würde ausreichen, um das Rote Meer zu füllen, hieß es von der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) – oder den gesamten Mars mit einer bis zu 2,7 Meter tiefen Wasserschicht zu fluten.


Vieles spricht dafür, dass es sich bei Ablagerungen unter einer dicken Staubschicht in der Formation Medusae Fossae um Eis handelt.
Esa/Planetary Science Institute/Smithsonian Institution

Verräterische Radaraufnahmen
Medusae Fossae ist eine riesige geologische Formation, die vulkanischen Ursprungs ist und aus leicht erodierbaren Ablagerungen besteht, hauptsächlich aus Vulkangestein, Staub und Asche. Durch starke Erosionsprozesse erscheint die Oberfläche der Formation, die sich über mehr als 5.000 Kilometer am Übergang zwischen den Hoch- und Tiefebenen des Mars entlang des Äquators erstreckt, ungewöhnlich glatt.

Schon 2007 deuteten erste Untersuchungen mit der 2003 gestarteten Raumsonde Mars Express auf massive, bis zu 2,5 Kilometer dicke Ablagerungen im Untergrund der Formation hin. Unklar war jedoch, worum es es sich dabei handelt: Einige Forschende mutmaßten bereits damals, dass sich dort Eis befinden könnte, andere gingen eher von vulkanischem Material und Sedimenten aus. Neue Radaraufnahmen von Mars Express sprechen nun deutlich stärker für die Eisvariante.


In dieser Region mit dem Namen Eumenides Dorsum dürfte sich die dickste Eisschicht befinden.
Caltech/JPL Global CTX Mosaic of Mars/Smithsonian Institution

"Wir haben festgestellt, dass die Ablagerungen noch dicker sind, als wir dachten: bis zu 3,7 Kilometer dick", sagte Thomas Watters von der Smithsonian Institution in Washington, D.C., der schon 2007 an der Erforschung der Formation beteiligt war. "Außerdem stimmen die Radarsignale mit denen überein, die wir von geschichtetem Eis erwarten würden, und sie ähneln den Signalen, die wir von den Polkappen des Mars kennen, die bekanntlich sehr eisreich sind."


Die Lage der mutmaßlichen Eisvorkommen in Äquatornähe ist für künftige Marsmissionen interessant.
Esa

Wertvolle Ressource
Würde es sich bei den Ablagerungen nur um Staub und Sedimente handeln, wäre zu erwarten, dass sich das Material im Lauf der Zeit unter seinem eigenen Gewicht verdichtet – die gemessene Dichte passt nicht zu diesem Szenario. Auch Modellierungen mit anderen Materialien brachten nicht die Eigenschaften, die Mars Express beobachtet hat, berichtete Andrea Cicchetti vom Nationalen Institut für Astrophysik in Italien. Man brauche Eis, um zu diesem Ergebnis zu kommen.

Für künftige Marsmissionen könnten die Eisreserven von Medusae Fossae äußerst wertvoll sein. Astronautische Missionen müssten in der Nähe des Marsäquators stattfinden, fernab der eisigen Pole. Wasser ist für sie eine unverzichtbare Ressource, nicht nur zum Trinken. Daraus lassen sich Sauerstoff und Treibstoff gewinnen, die nicht von der Erde mitgebracht werden müssten. Einfach zu heben wäre der eisige Schatz aber nicht: Er liegt unter hunderten Metern Staub begraben.
(David Rennert, 20.1.2024)
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#28
MISSION BEENDET
Mars-Hubschrauber Ingenuity ist fluguntauglich
Ein Rotor der Drohne wurde auf ihrem 72. Flug beschädigt, jetzt ist sie nicht mehr einsatzfähig

Ingenuity leistete viel länger Dienst als erwartet.
via REUTERS/NASA/JPL-Caltech

Der Mars-Hubschrauber Ingenuity kann nicht mehr fliegen. Auf in dieser Woche zur Erde geschickten Bildern sei zu erkennen, dass ein oder mehrere Rotorblätter des Mini-Hubschraubers bei einer Landung beschädigt worden seien, teilte die US-Raumfahrtbehörde Nasa am Donnerstag mit. Ingenuity stehe zwar noch aufrecht und könne mit dem Kontrollzentrum auf der Erde kommunizieren – fliegen könne der Hubschrauber aber nicht mehr.

Damit sei die ursprünglich nur auf 30 Tage angelegte Mission des Hubschraubers nach rund drei Jahren auf dem Mars nun beendet, hieß es. "Die historische Reise von Ingenuity, dem ersten Fluggerät auf einem anderen Planeten, ist nun zu Ende", sagte Nasa-Direktor Bill Nelson. "Dieser bemerkenswerte Helikopter flog höher und weiter als wir uns je vorstellen konnten."

rster Flug auf einem anderen Planeten
Insgesamt hat das nur 1,8 Kilogramm schwere Gerät rund 17 Kilometer zurückgelegt und schaffte Höhen von bis zu 24 Metern in der ultradünnen Mars-Atmosphäre. Eine überraschende Leistung, angesichts dessen, das eigentlich bloß eine Demonstration mit nicht mehr als fünf Flügen geplant war. Ingenuity ("Einfallsreichtum") war im Februar 2021 mit dem Rover Perseverance ("Durchhaltevermögen") im Jezero-Krater auf dem Mars gelandet. Kurz darauf absolvierte der mit Lithium-Ionen-Akkus betriebene Helikopter als erstes Luftfahrzeug einen Flug auf einem anderen Planeten. Der Hubschrauber, der auf dem Mars extremen Bedingungen trotzen muss, absolvierte insgesamt 72 Flüge.

Bereits vergangene Woche brach während des letzten Fluges der Kontakt zwischen Ingenuity und Perseverence ab, konnte aber wenige Tage später wiederhergestellt werden. Im Vorjahr hatte die Nasa für ganze zwei Monate den Kontakt zu Ingenuity verloren. Nun hat der Mars-Hubschrauber seine letzte Ruhe gefunden. Doch sein Erbe lebt weiter, wie Teddy Tzanetos, Projektmanger für Ingenuity bei der Nasa sagte: "Er wird in Zukunft ganze Flotten an Fluggeräten auf dem Mars und in anderen Welten inspirieren."
(red, APA, 26.1.2024)

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#29
ATOKO POINT
"Erster seiner Art": Marsrover erspäht ungewöhnlichen weißen Stein
Der Nasa-Roboter Perseverance untersuchte einen hellen, gesprenkelten Felsbrocken, über dessen Herkunft das Missionsteam nur spekulieren kann
21. Juni 2024, 14:03
In letzter Zeit mag es etwas ruhiger geworden sein um den Nasa-Marsroboter Perseverance. Untätig war der Rover freilich nicht: Seit seiner spektakulären Landung im Februar 2021 hat Perseverance am nordwestlichen Rand des Marskraters Jezero über 27 Kilometer zurückgelegt. Die lange Reise hat Spuren hinterlassen, vor allem die sechs Aluminiumräder zeigen Abnützungserscheinungen.

Doch das hält Perseverance nicht von seiner Mission ab, die hauptsächlich darin besteht, Staub und Atmosphäre mit Sensoren und Spektrometern zu analysieren, den Untergrund per Radar zu kartieren, mit seinen Kamerasystemen nach interessanten Steinen Ausschau zu halten und ab und zu auch anzubohren. Die Suche gilt unter anderem Spuren von möglichen Leben oder seinen Vorstufen.


Der "Atoko Point" getaufte helle Felsbrocken auf dem Mount Washburn sticht deutlich hervor.
Foto: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

Ungewöhnliche Gegend
Auf seinem Weg ist Perseverance vor einigen Tagen auf einen ungewöhnlichen Felsbrocken gestoßen, der sich auch für einen Laien vom gewohnten Bild der Marsfelsen unterscheidet. Auch für Expertinnen und Experten waren die Gesteine dieser Kraterregion ein neuer Anblick. Das Gelände sei von Felsen bedeckt, von denen man einige noch nie zuvor gesehen hatte, meinte das Perseverance-Team am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der Nasa.

Ein besonders auffälliger Stein setzt sich wegen seiner hellen, fast weißen Färbung von seiner staubigen Umgebung deutlich ab. Da er einer Formation im Grand Canyon ähnelt, benannten die Forschenden ihn danach: "Atoko Point". Dieser Stein, den man bereits am 27. Mai auf einer 18-teiligen Mosaikaufnahme der Umgebung entdeckt hatte, sei "eine Klasse für sich", erklären die Nasa-Wissenschafter in einer Aussendung.


Der helle Brocken war auf einem Mosaik aus 18 Aufnahmen vom 27. Mai erstmals bemerkt worden.
Foto: NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

Beschwerlicher Weg
Nachdem Perseverance zuvor einen Umweg durch ein Dünenfeld gemacht hatte, um seine malträtierten Räder zu schonen, erreichte der Rover am 9. Juni sein derzeitiges Einsatzgebiet namens "Bright Angel". Sein Hauptinteresse gilt momentan Karbonat- und Olivinablagerungen, die in dem felsigen Areal auf frühere Flusserosion hindeuten könnten.

In den Wochen davor musste sich Perseverance einen Hügelgrat entlangkämpfen, der Weg war hürdenreich und führte am Ufer des vor Milliarden Jahren ausgetrockneten Flusskanals Neretva Vallis entlang. "Wir begannen Ende Januar parallel zum Kanal zu fahren und kamen recht gut voran, aber dann wurden die Felsbrocken größer und zahlreicher", sagte Evan Graser, stellvertretender Leiter der strategischen Routenplanung von Perseverance am JPL. "Was im Durchschnitt über hundert Meter pro Marstag betrug, ging auf nur noch einige zehn Meter zurück. Das war frustrierend."


Die Karte zeigt die Route, die Perseverance zwischen 21. Januar und 11. Juni zurückgelegt hat. Die weißen Punkte markieren die Zwischenstopps des Rovers.
Foto: NASA/JPL-Caltech/University of Arizona

Atoko Point
Trotz dieser Schwierigkeiten erreichte Perseverance in der zweiten Maihälfte schließlich Mount Washburn, einen Hügel, der schon von weitem besonders faszinierende Felsblöcke versprochen hatte. "Die Vielfalt der Texturen und Zusammensetzungen am Mount Washburn war eine aufregende Entdeckung für das Team – ein Sammelsurium von geologischen Geschenken", sagte Brad Garczynski von der Western Washington University in Bellingham, der die aktuelle Kampagne mitleitet. "Aber unter all diesen verschiedenen Steinen gab es einen, der unsere besondere Aufmerksamkeit erregte."

Der helle, kaum mit Staub bedeckte Atoko Point ist etwa 45 Zentimeter breit und 35 Zentimeter hoch. Perseverance machte sich mit seinen Instrumenten SuperCam und Mastcam-Z an die Arbeit und analysierte die Zusammensetzung des Felsens: hauptsächlich Pyroxen und Feldspat. Durch diese Minerale sowie durch seine Größe, Form und die Anordnung der Mineralkörner und Kristalle spielt Atoko Point "in einer ganz eigenen Liga", erklärten die Nasa-Forschenden.


Perseverance überquerte am 6. Juni das Neretva Vallis. Die Navigationskameras des Rovers haben hier das uralte Flussbett festgehalten. Die hellere Zone in der Ferne ist "Bright Angel", das Gebiet, in dem sich Perseverance aktuell aufhält.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Unklare Herkunft
Einige des Teams vermuten, dass die Mineralien, aus denen Atoko Point besteht, tief unter dem Boden in einem marsianischen Magmakörper entstanden sind, die hier nun zutage treten. Andere spekulieren, dass der Felsbrocken an einem weit entfernten Ort jenseits der Kraterränder von Jezero schon vor Äonen an die Oberfläche gekommen war und von schnellen Wassermassen hierher transportiert wurde. In jedem Fall ist Atoko Point für das Perseverance-Team "der erste seiner Art, vielleicht aber nicht der letzte".

Nachdem der Marsrover das Fundstück wieder verlassen hatte, hat er seinen Weg rund 130 Meter Richtung Norden fortgesetzt, um die Geologie einer Formation namens Tuff Cliffs zu untersuchen. Mittlerweile ist er in Bright Angel angekommen; um dorthin zu gelangen, musste Perseverance über 600 Meter durch raues Gelände zurücklegen.
(tberg, 21.06.2024)
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josef

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#30
Elon Musk plant Flug zum Mars schon für 2026
Die Großrakete Starship soll ohne Besatzung zum Roten Planeten aufbrechen. In vier Jahren sollen Menschen dabei sein, unter besonders schwierigen Bedingungen

Der Testflug des Starship Anfang Juni verlief wesentlich besser als die drei vorangegangenen Versuche: Die Rakete wurde nicht zerstört.
REUTERS/SpaceX

Die Weltraumpläne des US-amerikanischen Tech-Milliardärs Elon Musk sind gewohnt groß. Bereits im Jahr 2026 will der Gründer des Raumfahrtunternehmens Space X eine Rakete zum Mars schießen, wie er nun auf der Plattform X (vormals Twitter) mitteilte. Freilich soll es nicht irgendeine Rakete sein, sondern die größte, leistungsfähigste und eine im Idealfall wiederverwendbare – das Starship. Bei bislang drei von vier Tests der Rakete wurde diese zerstört. Der jüngste Test, der im Juni stattfand, war erfolgreicher, das Starship konnte im Indischen Ozean landen.

Der Zeitpunkt ist angepasst an das nächste Fenster für Flüge zum Mars, das sich im Dezember 2026 öffnet. Um Energie zu sparen, nutzt man in der Raumfahrt günstige Konstellationen der Planeten auf ihren Umlaufbahnen. Dann wäre die Rakete etwa neun Monate unterwegs, bevor sie beim Mars ankommt, wo getestet werden soll, ob das Starship sicher landen kann.

Stadt auf dem Mars
Menschen werden bei diesem riskanten und schwierigen Unterfangen nicht an Bord sein. Das liegt auch daran, dass für Marsflüge noch zahlreiche Probleme zu bewältigen wären, allen voran die extreme kosmische Strahlung. Sie würde für viele Mutationen sorgen und damit für ein stark erhöhtes Krebsrisiko. Um zum Mars und wieder zurückzukommen, wäre man mindestens 21 Monate unterwegs, weil es eine Wartezeit von etwa drei Monaten bräuchte, um ein günstiges Rückflugfenster zu erwischen.


Dieses Bild des Mars wurde 2016 vom Weltraumteleskop Hubble aufgenommen.
REUTERS/NASA

Womöglich will Musk sogar mehrere Starships losschicken, zumal er in seiner Nachricht den Plural verwendete. "Wenn diese Landungen gut verlaufen, werden die ersten Flüge mit Besatzung zum Mars in vier Jahren stattfinden", führte er seine weiteren Pläne aus. Geplant hatte er dies übrigens schon für 2024. Ab der ersten menschlichen Landung auf dem Roten Planeten werde die Flugrate exponentiell ansteigen. Schon in etwa 20 Jahren solle auf dem Mars eine Stadt gebaut werden, die sich selbst erhalten könne.

Schwierige Bedingungen für Menschen
Dafür müssten Marsbesucherinnen und -besuchern ausreichend Sauerstoff, Wasser und Nahrung zur Verfügung stehen sowie der erwähnte Schutz vor kosmischer Strahlung, weil dieser Planet im Gegensatz zur Erde kein schützendes Magnetfeld mehr hat. Als der Kern des Mars vor vier Milliarden Jahren noch flüssig war und Konvektionsströmungen aufwies, sah das wohl anders aus, mittlerweile ist er aber erkaltet.


Auf der unwirtlichen Oberfläche des Mars waren bisher mehrere Rover unterwegs. Dieses Bild ist zusammengesetzt aus Aufnahmen des Nasa-Rovers Spirit.
REUTERS/NASA/JPL/Arizona State University/Cornell University

Auf der Oberfläche ist es mit null bis minus 125 Grad Celsius ebenfalls alles andere als angenehm warm. Der Atmosphärendruck ist außerdem sehr niedrig und vergleichbar mit dem Luftdruck der Erde in 32 Kilometer Höhe. Wenn ein Mensch auf dem Mars wäre und ohne Raumanzug aus dem Spaceship oder einer Raumstation aussteigen würde, würde es ihm nicht nur an Sauerstoff mangeln, weil die Luftzusammensetzung eher Autoabgasen ähnelt. Aufgrund des geringen Drucks würde sein Blut beginnen zu kochen.

Multiplanetare Spezies
Hinzu kommen andere gesundheitliche Schwierigkeiten, die etwa von der Crew der Internationalen Raumstation (ISS) bekannt sind und großteils mit der Schwerelosigkeit zusammenhängen, vom Rückgang der Knochendichte und dem Muskelabbau bis hin zu Kurzsichtigkeit und Veränderungen im Gehirn. Aufgrund der vielen Herausforderungen schätzt die US-Weltraumbehörde Nasa eher, dass Menschen um 2040 auf dem Mars landen könnten.

Musks erklärtes Ziel ist es, die Menschheit multiplanetar zu machen, also das Leben auf mehreren Planeten zu ermöglichen. Für ihn lässt sich dieses Unterfangen auf "Kosten pro Tonne Richtung Mars" herunterbrechen. Wie er vorrechnet, kostet eine Tonne Nutzlast auf dem Mars rund eine Milliarde US-Dollar, ein Preis, den man auf 100.000 Dollar pro Tonne senken müsste, um eine sich selbst versorgende Stadt zu errichten. Dafür bräuchte es 10.000-mal bessere Technologien – "äußerst schwierig, aber nicht unmöglich".

Laut Musk würde sich durch das Ausbreiten auf andere Planeten die "wahrscheinliche Lebensspanne des Bewusstseins erheblich verlängern", weil man nicht von einem einzigen Planeten abhängig sei. Von dem, was wir über die Bedingungen auf Planeten und Monden unseres Sonnensystems wissen, dürften diese für menschliches Leben aber äußerst herausfordernd sein und entweder einen extrem reduzierten Lebensstandard bedeuten oder eine starke Abhängigkeit von den Ressourcen der Erde.
(Julia Sica, 11.9.2024)
Elon Musk plant Flug zum Mars schon für 2026
 

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#31
Sorry, Elon!
Wie realistisch eine Besiedelung des Mars in wenigen Jahrzehnten ist
Tech-Milliardäre wie Elon Musk träumen von der Besiedelung des Weltalls. Sowohl an der Durchführbarkeit als auch an der Sinnhaftigkeit gibt es ernste Zweifel

Die Weite fremder Planeten weckt Sehnsüchte nach einer Flucht von der Erde.
Images

Man könnte die Idee als Fantasterei abtun, wenn sie nicht von einem Mann stammen würde, der es sich zur Gewohnheit gemacht hat, auch kühne Ideen in die Praxis umzusetzen. Sofern alles wie geplant läuft, "werden die ersten Marsflüge mit Crew in vier Jahren stattfinden", schreibt der Milliardär Elon Musk erst kürzlich auf seiner Plattform X, vormals Twitter. Das Ziel sei "der Aufbau einer sich selbst erhaltenden Stadt in etwa 20 Jahren".

Für Musk und andere, etwa den 2018 verstorbenen Physiker Stephen Hawking, wird die Besiedlung anderer Himmelskörper für die Menschheit eines Tages eine Frage des Überlebens. In einem Vortrag im Jahr 2016 sagte Hawking: "Ich glaube nicht, dass wir weitere tausend Jahre überleben werden, ohne von unserem zerbrechlichen Planeten zu fliehen."

Billige, explodierende Raketen
Es gibt zahlreiche weitere Vertreterinnen und Vertreter dieser Meinung, die teils ausgewiesene Fachleute für den Weltraum sind, darunter Theoretiker wie eben Hawking oder auch Praktiker wie den Gründer und Mehrheitseigentümer des Weltraumunternehmens Space X, Elon Musk.

Tatsächlich hat gerade Space X in den vergangenen Jahren die Grenzen des Möglichen in der Raumfahrt entscheidend verschoben. Das private Weltraumunternehmen sorgte mit günstiger Raketentechnologie für einen enormen Rückgang der Kosten für Flüge in den Weltraum.

Auch wenn die für den Mars gedachten "Starship"-Raketen noch regelmäßig explodieren und sich so manche Ankündigung von Marsflügen der Vergangenheit als gar optimistisch erwiesen, mag es immer noch verlockend sein, die Prognosen von menschlichen Kolonien abseits der Erde in wenigen Jahrzehnten zu glauben.


Im April 2023 explodierte eines von mehreren "Starship"-Raumschiffen des Weltraumunternehmens Space X.
AFP/PATRICK T. FALLON

Nüchterne Analyse
Die bisher umfassendste kritische Analyse des Themas findet sich in dem 2023 erschienenen, preisgekrönten Buch A City on Mars des US-amerikanischen Ehepaars Kelly und Zach Weinersmith, das sich mit technologiebezogenen Sachbüchern einen Namen gemacht hat. Kelly ist Biologin an der US-amerikanischen Rice University, während Zach Comiczeichner ist.

Die beiden sahen sich aber bei ihren Recherchen zu dem Thema mit immer mehr unangenehmen Wahrheiten zur Frage, wie realistisch die Besiedelung des Weltraums ist, konfrontiert. Die meisten Pläne zur Besiedlung des Alls drehen sich um Mond und Mars. Tatsächlich herrschen hier die wohl besten Bedingungen dafür. Dass sie dort besser sind als anderswo, heißt allerdings nicht automatisch, dass sie gut sind.

Schwerkraft
Der vielleicht markanteste Unterschied zwischen der Erde und dem All, sowie den möglichen Außenposten Mond und Mars, ist die veränderte Schwerkraft. Echte Schwerelosigkeit, wie sie etwa auf der Internationalen Raumstation ISS vorherrscht, hat zahlreiche negative Auswirkungen auf den Körper. Offensichtlich ist der Schwund von Muskeln und Knochen. Zwei Stunden Training täglich sind auf der ISS Pflicht.

Aufhalten lässt sich der körperliche Verfall damit aber nicht. Auch die Knochenmasse der Wirbelsäule bildet sich zurück, und zwar um etwa ein Prozent pro Monat bei einem viermonatigen Aufenthalt. Dazu kommt ein nach wie vor mysteriöses Augenproblem, das zu verschlechterter Sehkraft führt.

Glücklicherweise besitzen sowohl der Mond als auch der Mars eine gewisse Anziehungskraft. Auf dem Mond beträgt sie etwa ein Sechstel der Erdanziehung, auf dem Mars immerhin 38 Prozent der irdischen Schwerkraft. Das Problem liegt darin, dass die Langzeitfolgen dieser verminderten Schwerkraft nicht erforscht sind und man sich an die wenig ermutigenden Erkenntnisse aus den Erfahrungen mit Schwerelosigkeit halten muss.


Oberirdische Habitate auf dem Mars sind keine gute Idee. Es fehlt an ausreichender Abschirmung gegen Strahlung aus dem All.
Images/iStockphoto

Strahlung
Doch es gibt noch ein größeres Problem. Einer der am meisten unterschätzten Vorzüge der Erde ist ihr Magnetfeld. Es erlaubt uns nicht nur die Wegfindung per Magnetkompass und bringt uns schöne Polarlichter, sondern hält auch Strahlung geladener Teilchen aus dem All ab.

Weder Mond noch Mars besitzen einen solchen Schutzschirm in relevanter Stärke. Wer deren Oberfläche betritt, ist also einem ständigen Bombardement von Strahlung ausgesetzt. Das Problem ist weniger eine akute Strahlenüberdosis, sondern die Gefahr von Krebs durch langfristige Belastung. "Die Notwendigkeit, Strahlung abzuhalten, ist einer der wichtigsten Faktoren, die das Design von Weltraumkolonien beeinflussen werden", heißt es in A City on Mars.

Eine Kolonie aus Glashäusern oder auch nur eine Art auf dem Boden liegende Raumstation sind also gleichermaßen unrealistisch. Um die Strahlung auf ein vertretbares Maß zu reduzieren, müssen Habitate in den Untergrund, was erheblichen Aufwand verursacht.

Giftiger Untergrund
Der Boden ist also Teil des Konzepts, aber auch ein Problem für sich. Sowohl auf dem Mond, als auch auf dem Mars ist er schädlich. Mondstaub etwa greift sowohl Material als auch die Lungen von Menschen an. Es gibt weitere Gesundheitsbedenken, die aber kaum erforscht sind.


Auch auf dem Mond müssten Wohnbehälter in den Untergrund wandern, anders als in dieser künstlerischen Darstellung des Unternehmens Rolls-Royce.
APA/AFP/Rolls-Royce Submarines L

Mondstaub muss also von Wohnräumen auf dem Mond ferngehalten werden, etwa durch aufwendige, mehrstufige Luftschleusen, oder aber durch austauschbare Überzüge von Raumanzügen. Für den Mars, dessen Boden biologisch wirksame Perchlorate enthält, gilt Ähnliches.

Angesichts der zusätzlichen Probleme durch die dünne Atmosphäre und das Bombardement durch Strahlung stellt das Autorenpaar fest: Selbst eine Erde nach einer Klimakatastrophe oder einem Atomkrieg wäre wohnlicher als der Mars.

Besiedelung
All diese Probleme stehen nicht für sich, sondern verstärken andere Herausforderungen, die allein durch die Entlegenheit der anvisierten Ziele entstehen. So ist etwa eine über lange Zeit gewährleistete medizinische Versorgung schwierig.

Das liegt an fehlenden, keimfreien Räumlichkeiten für Operationen durch den Platzmangel ebenso wie am Fehlen von Erfahrungswerten mit Operationen bei verringerter Schwerkraft. Dazu kommen simple Fragen wie die der Vertretbarkeit der Verwendung von Lachgas zur Narkose, wenn bei einem versehentlichen Austritt nicht gelüftet werden kann.

All diese Probleme sind bereits ab dem Tag eins des Bestehens einer Siedlung auf Mond oder Mars relevant. Sobald ein solcher Außenposten allerdings längerfristig gedacht wird und sich selbst erhalten soll, kommen völlig neue Probleme hinzu.

Soll die Siedlung über mehrere Generationen bestehen, stellt sich die Frage nach den ersten außerhalb der Erde geborenen Babys. Das Autorenehepaar von A City on Mars widmet dem Problem des Zeugens von Kindern in Schwerelosigkeit in seinem Buch viel Raum.


Bisher ist der Mars ein Betätigungsfeld für Roboter. Sie analysieren seine Geschichte und suchen nach Spuren von Leben.
via REUTERS/NASA/JPL-CALTECH/MSS

Ethische Bedenken
Doch die eigentlichen Schwierigkeiten beginnen mit Schwangerschaft und Geburt. Bisher verbrachten nur drei Nasa-Astronauten und zwei Nasa-Astronautinnen neun Monate durchgehend im All. Es ist schwer vorstellbar, wie Schwangere das mehrstündige Training absolvieren sollen, das nötig ist, um den Verlust an Knochenmasse auf ein Prozent pro Monat zu begrenzen.

Selbst im Fall einer gesunden Schwangerschaft stellt sich die Frage, ob es ethisch vertretbar ist, die Gesundheitsgefahren anderer Himmelskörper Kindern zuzumuten – vor allem, wo noch vollkommen unklar ist, wie sich etwa verringerte Schwerkraft oder Strahlenbelastung auf Heranwachsende auswirken. Wie das auf ethisch akzeptable Weise erforscht werden soll, ist offen.

All das sind Probleme, die natürlich auch den weltraumbegeisterten Tech-Milliardären bewusst sind, die sich, wie auch Amazon-Gründer Weltraumunternehmer Jeff Bezos, seit jungen Jahren mit der Thematik auseinandersetzen. Kelly und Zach Weinersmith dokumentieren solche frühen Ideen auch bei Elon Musk und argumentieren, es deute darauf hin, dass die beiden ihre Ideen ernst nähmen. Teil des Pakets seien aber "schräge Überzeugungen über die menschliche Soziologie".

Rettung der Erde
Jeff Bezos begründete in einem Gespräch mit dem Podcaster Lex Fridman im Jahr 2023 die Flucht von der Erde mit der Rettung des Planeten. Nur so könne die Menschheit ihren derzeitigen Weg fortsetzen: "Wir wollen sehr viel Energie pro Kopf verbrauchen. Wir haben erstaunliche Dinge erreicht. Wir wollen nicht zurückgehen", sagte er.

Eine nachhaltige Nutzung der Ressourcen der Erde durch die Menschheit ist für ihn offenbar schwerer vorstellbar als eine Besiedelung des Alls. (Reinhard Kleindl, 25.12.2024)
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#32
Milliardenschwere Mission
So will die Nasa ihre Marsgestein-Proben doch noch zurückholen
Vor Monaten wurde das Rückholprogramm für Bohrkerne des Perseverance-Rovers aufgrund einer Kostenexplosion gestoppt. Nun gibt es neue Vorschläge

So liegen die Bohrproben auf dem Marsboden zum Aufsammeln bereit.
NASA/JPL-Caltech/MSSS

Wer die Oberfläche des Mars genau untersuchen will, muss Gesteinsproben in ein Hightech-Forschungslabor bringen. Derzeit besteht die technologische Lösung für dieses Problem darin, ein solches Forschungslabor auf Räder zu stellen und direkt auf den Mars zu bringen, damit es dort vor Ort Untersuchungen anstellen kann.

Das ist das Konzept der Mars-Rover, die seit Jahrzehnten ihre Arbeit auf dem Roten Planeten verrichten. Der modernste von ihnen ist der Rover Perseverance, der 2021 auf dem Mars landete. Er verfügt über einen Bohrer zur Entnahme von Gesteinsproben, Spektrometer, zum Teil auf Basis von Röntgenstrahlung, eine Wetterstation und ein Bodenradar.

Komplexe Mission
Doch die Möglichkeiten des Roboterfahrzeugs von der Größe eines SUVs sind begrenzt und können eine Untersuchung in irdischen Labors nicht ersetzen. Die US-Weltraumagentur Nasa plante daher, den Rover einige Bohrproben verpacken zu lassen, damit eine Folgemission sie zur Erde bringen kann.

Die Idee sah vor, dass ein eigens dafür konstruiertes Fahrzeug die Proben aufsammelt und mit einer Rakete in die Marsumlaufbahn schießt, wo sie dann ein weiteres, eigens dafür konstruiertes Raumfahrzeug zurück zur Erde bringt. Was einfach klingen mag, ist laut Nasa-Administrator Bill Nelson "eine der komplexesten Missionen, die die Nasa je unternommen hat".

2024 standen die prognostizierten Kosten bei elf Milliarden US-Dollar, was fast einer Vervierfachung der ursprünglichen Schätzungen bedeutet, bei einer geplanten Ankunft der Proben auf der Erde im Jahr 2040. Im April entschied die Nasa, dass das zu teuer sei und das geplante Rückkehrdatum zu fern.

Das Projekt wurde auf Eis gelegt, um nach günstigeren, schnelleren Alternativen zu suchen. Die ganze Nasa-Gemeinschaft inklusive der Industriepartner wurde eingeladen, Vorschläge zu machen. Im September 2024 wurden elf davon einem Team vorgelegt, das die Aufgabe hatte, ihre Qualität zu bewerten.

Hier porträtiert die Nasa stolz ihre Bohrkerne, die derzeit auf dem Mars auf ihre Rückholung warten.
NASA Jet Propulsion Laboratory

Neue Ideen
Übrig blieben Pläne für zwei neue Zugänge. Einer davon soll bewährte Methoden zur Landung nutzen, die schon bei den letzten Rovern zum Einsatz kam. Dabei landet die Fracht nicht mit Fallschirmen auf der Marsoberfläche, sondern wird die letzten Meter von einer mittels Düsentriebwerken schwebenden Plattform abgeseilt. Was komplex klingt, hat sich inzwischen als verlässlich erwiesen. Ein zweiter Vorschlag will neue Methoden von kommerziellen Anbietern für diese Aufgabe nutzen.

Das Fahrzeug zur Aufnahme der Proben soll dabei kleiner sein als bisher geplant. Statt der Solarpaneele soll eine Batterie mit radioaktivem Material zum Einsatz kommen. Eine solche treibt auch Perseverance selbst an. Zuletzt wurde auch das Umladen der bis zu 30 Proben in das Raumfahrzeug, das sie in den Orbit bringen soll, vereinfacht. Dort soll dann eine Raumsonde der europäischen Raumfahrtagentur Esa sie übernehmen und zurück zur Erde bringen. Die Esa prüft die neuen Nasa-Vorschläge derzeit.


Ein Bild von der Stelle, an der Perseverance im März 2024 seine 21. Bohrprobe entnahm.
NASA/JPL-Caltech/ASU/MSSS

Entscheidung für neuen Präsidenten
Wesentlich ist, dass die neue Landefähre kleiner ist als die bisher geplante. Damit sollen die Kosten unter acht Milliarden US-Dollar bleiben, immer noch weit über den ursprünglich für die Mission geplanten drei Milliarden. Als Starttermin wird der Beginn der 2030er-Jahre angepeilt. Die Entscheidung über ihren Fortgang wird die neue Nasa-Führung zu treffen haben, die mit dem Amtsantritt Donald Trumps die Leitung der Weltraumagentur übernimmt. Im zweiten Halbjahr 2026 will die Nasa das Programm und sein Design fixieren.

Zuvor müssen dafür aber erst einmal 300 Millionen Dollar freigegeben werden. Am Geld sollte es unter Trumps Präsidentschaft eher nicht scheitern. Kürzlich bekräftigte der enge Trump-Berater und Inhaber des Weltraumunternehmens Space X, Elon Musk, seine Ambitionen für den Mars. Auf seiner Plattform X schrieb er, der Mond sei nur eine "Ablenkung" vom eigentlichen Ziel, dem Mars.

Sein in Entwicklung befindliches Raumschiff, das Starship, soll bereits in zwei Jahren zum Mars aufbrechen, zwei Jahre später dann schon mit Menschen an Bord, um schließlich in 20 Jahren eine sich selbst erhaltende Stadt auf dem Mars entstehen zu lassen. Dass Letzteres in dieser Zeitspanne möglich ist, wird von Fachleuten eher bezweifelt. Bislang hat das Starship die Erde noch nicht umrundet.

Nasa-Chef soll unter dem neuen Präsidenten der Milliardär Jared Isaacman werden, der bereits einiges an privater Weltraumerfahrung mitbringt und dabei eng mit Space X zusammenarbeitete. Man wird die Lösungen vermutlich im kleinen Kreis besprechen.
(Reinhard Kleindl, 8.1.2025)
So will die Nasa ihre Marsgestein-Proben doch noch zurückholen
 

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#33
Mysteriöse Dichotomie
Forscher finden eine Erklärung für die rätselhafte Zweiteilung des Mars
Die südlichen Hochländer erheben sich mehrere Kilometer über die nördlichen Tiefebenen – die Ursache dafür liegt möglicherweise im Marsinneren verborgen
Die Erde und ihr äußerer Nachbarplanet, der Mars, mögen sich in mancher Hinsicht gleichen: Beide Welten sind Gesteinsplaneten, die aufgrund der ähnlichen Neigungen ihrer Rotationsachsen jahreszeitlich bedingte klimatische Wechsel kennen. Beide besitzen (wenn auch sehr unterschiedlich beschaffene) Atmosphären und Polkappen. Außerdem ist ein Marstag praktisch genauso lang wie ein Tag auf der Erde. Insgesamt jedoch ist der Mars im Vergleich zur Erde immer noch ein reichlich exotischer Planet.

Das zeigt sich nicht zuletzt in seiner merkwürdigen zweigeteilten Topografie: Die sogenannte Mars-Dichotomie, in den 1970er-Jahren entdeckt, zeichnet sich durch den auffälligen Kontrast zwischen den Hochländern der Südhalbkugel und den Tiefebenen der nördlichen Hemisphäre aus.


Die topografische Reliefkarte des Mars zeigt seine merkwürdige Zweiteilung. Im Norden dehnen sich tiefliegende Flachländer aus, der Süden ist von kratervernarbten Hochebenen geprägt.
Illustr.: NASA / JPL / USGS

Einzigartige Zweiteilung
Diese Zweiteilung der Marsoberfläche ist einzigartig im Sonnensystem, ihre Ursache war bisher eines der größten Mysterien in der Marsforschung und könnte sogar damit zu tun haben, warum es auf der Erde Leben gibt und der Mars zumindest auf den ersten Blick so tot wirkt. Eine aktuelle Studie könnte nun jedoch eine Lösung für das Rätsel gefunden haben.

Die südlichen Hochländer des Mars, die rund zwei Drittel seiner Oberfläche ausmachen, ragen bis zu fünf Kilometer über die nördlichen Tiefebenen hinaus. Diese dramatische Höhendifferenz ist allerdings nicht der einzige Unterschied zwischen den beiden Großregionen. Während die Hochländer mit Einschlagskratern und erstarrten Lavaströmen übersät sind, präsentieren sich die Tiefebenen glatt und nahezu frei von sichtbaren Narben.

Geophysikalische Messungen zeigten überdies, dass die Kruste des Mars unter den Hochländern dicker ist. Zudem sind die Gesteine in dieser Region magnetisiert – ein Relikt aus einer Zeit, als der Mars über ein globales Magnetfeld verfügte. Die Gesteine der Tiefebenen hingegen weisen keine Magnetisierung auf.

Zwei Hypothesen
Die Dichte der Krater an der Oberfläche – also die Anzahl der Krater pro Flächeneinheit –, die als Indikator für das Alter der jeweiligen Region dient, deutet darauf hin, dass die Hochländer deutlich älter sind als die Tiefebenen. Einige Fachleute vermuten sogar, dass die nördlichen Tiefebenen in der Frühzeit der Marsgeschichte von einem riesigen Ozean aus flüssigem Wasser bedeckt waren.


Die Mosaik aus 102 Einzelbildern des Viking-Orbiters der Nasa zeigt im Zentrum das Canyonsystem Valles Marineris, das über 2000 Kilometer lang und bis zu acht Kilometer tief ist. Nordöstlich davon breiten sich Ausläufer der nördlichen Tiefebenen aus.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Seit der Entdeckung der Mars-Dichotomie haben Forschende verschiedene Theorien entwickelt, um die Ursache dieser Zweiteilung zu erklären. Zwei Ansätze dominieren die wissenschaftliche Debatte: die endogene und die exogene Hypothese.

Die endogene Hypothese besagt, dass die Dichotomie auf interne Prozesse zurückzuführen ist. Demnach könnte der Unterschied durch Konvektionsströme im Mantel des Mars entstanden sein. Aufsteigende heiße und absinkende kühlende Materialien hätten die Oberfläche im Lauf der Zeit in zwei Hälften mit unterschiedlichen Eigenschaften geteilt. Die exogene Hypothese hingegen sieht den Ursprung der Dichotomie in einem katastrophalen Einschlag. Dabei könnte ein etwa mondgroßer Himmelskörper oder eine Serie kleinerer Einschläge die nördliche Hemisphäre verändert haben, wodurch die heutige Oberflächengestalt entstand.

Neue Erkenntnisse durch Marsbeben
Eine in den Geophysical Research Letters präsentierte Studie von Hrvoje Tkalčić von der Australian National University und Weijia Sun von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften liefert neue Hinweise darauf, dass die Dichotomie tief im Inneren des Planeten begründet sein könnte. Die Forscher analysierten Daten, die von der Nasa-Sonde Insight aufgezeichnet wurden. Insight registrierte zwischen 2018 und ihrem Missionsende 2022 zahllose Marsbeben und liefert wichtige Informationen über die seismische Aktivität des Planeten.

"Die Erde und der Mars werden oft als Schwesterplaneten betrachtet und sind im gleichen Zeitraum entstanden. Beide befinden sich in der bewohnbaren Zone unseres Sonnensystems. Warum wimmelt es auf der Erde nur so von Leben, während der Mars derzeit so leblos erscheint?", meint Sun. "Wir glauben, dass der Kontrast zwischen den beiden Planeten auf Unterschiede in ihren internen Strukturen und Prozessen zurückzuführen ist."


Die Nasa-Sonde Insight hat am 6. Dezember 2018 ihr erstes Selfie auf dem Mars aufgenommen. Das Foto besteht aus elf Bildern, die zu einem Mosaik zusammengefügt wurden. Weil sich Marsstaub auf den Solarpaneelen des Landers ablagerte, ging der Sonde allmählich die Energie aus. Am 21. Dezember 2022 wurde die Mission für beendet erklärt.
Foto: NASA/JPL-Caltech

Temperaturunterschiede
Tkalčić und Sun entwickelten ein System zur Lokalisierung von Marsbeben, basierend auf den Schwingungen, die sich durch die Marskruste ausbreiten. Ihre Analysen zeigten, dass die Energie von sogenannten S-Wellen im südlichen Hochland schneller verloren geht als im nördlichen Tiefland. Dieser Unterschied könnte auf höhere Temperaturen im Untergrund der Hochländer hinweisen.

Dieser Temperaturunterschied zwischen den beiden Regionen unterstützt die endogene Hypothese: Die Zweiteilung der Marsoberfläche könnte durch interne Prozesse wie tektonische Aktivität und Konvektionsmuster im Mantel entstanden sein. "Experimentelle Daten, die den seismischen Qualitätsfaktor mit der Temperatur korrelieren, deuten darauf hin, dass der Mantel unter den südlichen Hochländern Temperaturen von etwa 1000 Grad Celsius erreichen könnte, verglichen mit etwa 800 Grad Celsius oder etwas mehr unter den Tiefländern des Nordens", erklärt Sun.

Blick in die Marsvergangenheit
Die Erkenntnisse der Studie legen nahe, dass der Mars in der Vergangenheit aktive tektonische Platten besaß – ähnlich wie die Erde. Bewegungen dieser Platten sowie das Aufsteigen von geschmolzenem Material könnten die Grundlage für die heutige Dichotomie geschaffen haben. Als der Mars jedoch abkühlte, erstarrte seine Kruste, und die Plattentektonik kam zum Stillstand. Ein sogenannter "stagnierender Deckel" bildete sich, der die weiteren geologischen Prozesse prägte.

Die Modelle, die dieses Szenarien beschreiben, stimmen nach Angaben der beiden Wissenschafter mit den seismischen Daten überein. Sie zeigen demnach, wie die frühe Unebenheit in der Marskruste durch interne Kräfte verstärkt wurde und letztendlich die heutige Dichotomie formte.

Obwohl die neue Studie ein wichtiges Puzzleteil liefert, bleiben noch viele Fragen offen, insbesondere weil die Datenlage noch reichlich dünn ist. Die Forscher wollen sich künftig vor allem weiter der Erforschung der inneren Struktur des Mars im Vergleich zur Erde widmen. "Die Kruste am Landeplatz von Insight wird auf etwa 50 Kilometer geschätzt, was deutlich dicker ist als die durchschnittliche kontinentale und ozeanische Kruste der Erde", sagt Sun. "Deshalb werden wir untersuchen, warum der Mars, obwohl er fast halb so groß ist wie die Erde, eine so viel dickere Kruste besitzt." (Thomas Bergmayr, 22.1.2025)
Forscher finden eine Erklärung für die rätselhafte Zweiteilung des Mars
 

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Raumfahrt
Verkürzte Reise zum Mars: Treibstoff für nukleares Triebwerk erfolgreich getestet
Raumschiffe mit nuklearem thermischem Antrieb könnten Menschen binnen 45 Tagen zum Mars befördern. Die Nasa experimentiert aktuell mit entsprechenden Treibstoffen
"Make America great again" ist Donald Trumps Motto nicht nur hierzuerden, sondern auch im Weltraum, wie er nicht müde wird zu betonen. Der wiedergewählte US-Präsident will Amerikas Führungsrolle bei der Erkundung des Weltalls weiter ausbauen, das hat er bereits während seiner ersten Amtszeit mehrfach erklärt. Der Mars ist ihm dabei ein besonderes Anliegen, das ließ er auch bei seiner Antrittsrede am Montag wissen, wo er einmal mehr versprach, amerikanische Astronauten zum Roten Planeten zu schicken.

Stichtwortgeber in dieser Sache mag Elon Musk sein. Der Space-X-Gründer zeigte sich begeistert bei den Worten Trumps und präsentierte zwei Daumen nach oben, wie die New York Times berichtete. Als Vehikel zum Mars hat Musk wohl seine riesige Starship-Rakete im Sinn, das leistungsfähigste jemals gebaute Raketensystem. Im vergangenen September kündigte Musk jedenfalls fünf unbemannte Missionen zum Mars bis 2016 an. Ob das tatsächlich so klappen wird, bleibt abzuwarten.


Die Nasa experimentiert gemeinsam mit dem Unternehmen General Atomics mit Antriebstechnologien, die Menschen und Material vergleichsweise schnell zum Mars transportieren sollen.
Illustr.: General Atomics

Schnell zum Nachbarplaneten
In der Zwischenzeit arbeitet die US-Raumfahrtbehörde Nasa selbst an der technischen Realisierung einer bemannten Marslandung. Und dazu zählt auch, einen praktikablen Antrieb bereitzustellen, der Menschen und Material so schnell wie möglich zum Nachbarplaneten befördern soll.

Als besonders vielversprechend erwies sich zuletzt ein nuklear-thermischer Motor, eine Antriebsarchitektur, die chemischen Raketen in vieler Hinsicht deutlich überlegen ist. Treibstoff für diese Art von Raumfahrtmotor hat die Nasa nun erfolgreich im Marshall Space Flight Center (MSFC) in Huntsville, Alabama, getestet.

Der Mars ist im Durchschnitt 225 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, eine Distanz, die man rasch hinter sich bringen will, nicht zuletzt deshalb, um Astronautinnen und Astronauten so wenig wie möglich den höheren Strahlungswerten im All jenseits der Erde auszusetzen. Der traditionelle chemische Antrieb ist allerdings nicht ideal, weil man dafür enorme Treibstoffmassen mitführen muss, was die Reisezeit wiederum deutlich erhöhen würde.

In 45 Tagen zum Mars
Daher suchen Fachleute nach alternativen Antriebsmethoden. Eine mögliche Option ist der Nukleare thermische Antrieb (NTP). NTP-Systeme funktionieren, indem ein flüssiges Treibmittel, beispielsweise Wasserstoff, durch einen Reaktorkern gepumpt wird. In diesem Reaktorkern werden Uranatome gespalten, wobei Wärme freigesetzt wird. Dieser physikalische Prozess erhitzt das Treibmittel, das durch eine Düse ausgestoßen wird, um Schub zu erzeugen.

Im Rahmen des Nasa-Programms Innovative Advanced Concepts (NIAC) schlugen Wissenschafter zuletzt NTP-Konzepte vor, die die Reisezeit zum Mars auf erträgliche 45 Tage verkürzen könnten, anstatt der sechs Monate, die ein Flug mit konventionellem chemischem Antrieb dauern würde. Das Unternehmen General Atomics entwickelt Treibstoffe für ein NTP-System und war nun bei entsprechenden Testläufen erfolgreich.

Spitzentemperaturen von 2327 Grad Celsius
Bei Experimenten im MSFC, die General Atomics in Zusammenarbeit mit der Nasa durchgeführt hat, hielt der getestete Treibstoff Wasserstoff einer Spitzentemperatur von 2600 Kelvin (2327 Grad Celsius) stand. "Die jüngsten Ergebnisse stellen einen entscheidenden Meilenstein für die erfolgreiche Demonstration des Brennstoffdesigns für NTP-Reaktoren dar", erklärte Scott Forney, Präsident von General Atomics Electromagnetic Systems (GA-EMS), in einer Stellungnahme.

Bei den Belastungstests wurden im Rahmen von sechs Hitzezyklen Bedingungen geschaffen, die jenen in einem echten Atomantrieb gleichen. Bei jedem dieser Zyklen wurde die Höchstleistung 20 Minuten lang gehalten. Die Experimente demonstrierten auch, wie verschiedene Schutzmaterialien effektiv gegen Erosion und Zersetzung wirken.

Effizienter als chemische Raketentriebwerke
Die Versuche sind ein bedeutender Erfolg, da ein derartiger Brennstoff den extrem hohen Temperaturen standhalten muss, denen ein NTP-Reaktor, der im Weltraum betrieben wird, typischerweise ausgesetzt ist. Die Forschenden werten die positiven Testergebnisse als Beweis, dass der Brennstoff diese Betriebsbedingungen überstehen kann. "Diese Tests bringen uns der Realisierung eines sicheren, zuverlässigen nuklearen thermischen Antriebs für cislunare und Weltraummissionen näher", sagte Forney.

Die Versuche hätten demnach ergeben, dass NTP-Systeme zwei- bis dreimal effizienter als herkömmliche chemische Raketentriebwerke wären. "Wir freuen uns, unsere Zusammenarbeit mit der Nasa fortzusetzen, während wir den Treibstoff weiterentwickeln und testen, um die Leistungsanforderungen für zukünftige cislunare und Mars-Missionsarchitekturen zu erfüllen", so das Unternehmen.

Bis die Nasa diese Technologie tatsächlich einsetzten kann, seien weitere Experimente und Tests erforderlich, erklärten die Forschenden von General Atomics. Wenn jedoch alles nach Plan klappt, könnten NTP-Triebwerke den Transport von Menschen zum Mars erheblich verkürzen.
(tberg, 26.1.2025)
Verkürzte Reise zum Mars: Treibstoff für nukleares Triebwerk erfolgreich getestet
 

josef

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#35
Weltraumschrott
Vermeintlicher Asteroid entpuppt sich als Tesla-Roadster auf dem Weg zum Mars
Ein türkischer Astronom entdeckte ein außergewöhnliches Objekt auf einer Bahn in Richtung Mars. Es handelte sich um ein 2018 gestartetes Auto

Nach dem Start des ersten Prototyps der Falcon-Heavy-Rakete von Space X im Jahr 2018 entstanden erstaunliche Bilder wie dieses.
imago/UPI Photo

Ein neues Himmelsobjekt zu entdecken, ist wohl der größte Traum aller Hobbyastronominnen und -astronomen. Tatsächlich gelingt das immer wieder, besonders spektakulär etwa im Jahr 2019, als der Russe Gennadi Borissow mit einem selbstgebauten Teleskop einen Kometen entdeckte, der aus dem interstellaren Raum stammte. In Österreich ist es der ehemalige Kurier-Redakteur Michael Jäger, der etwa im Jahr 1998 einen bis dahin unbekannten Kometen entdeckte, der nun den Namen 290P/Jäger trägt.

Als ein türkischer Amateur-Astronom in Daten aus dem Jahr 2018 ein unbekanntes Objekt entdeckte, das nicht in der gängigen Datenbank sat_id für menschengemachte Objekte im All auftauchte und sich offenbar nicht in einer Erdumlaufbahn befand, war er zu Recht aufgeregt. Er meldete seine Entdeckung dem Minor Planet Center, das zur Internationalen Astronomischen Union gehört und über Asteroiden und Kometen Buch führt. Das Fehlen in den Datenbanken und vor allem seine Bahn waren überzeugend: Menschengemachte Objekte kreisen meist um die Erde. Flüge, die tiefer ins Sonnensystem führen, sind äußerst selten. Das Objekt wurde in die Liste des Minor Planet Center aufgenommen und erhielt den Namen 2018 CN41.

Kollision mit der Erde
Die Bahnkurve erschien noch aus einem anderen Grund interessant. Die Berechnungen zeigten, dass es um die Sonne kreiste und sich dabei der Erde vor kurzem bis auf weniger als 150.000 Kilometer genähert hatte. Das ist näher als der Mond. Es ließ befürchten, dass es in Zukunft einmal die Erde treffen könnte und deshalb besondere Aufmerksamkeit verdiente.

Doch etwas schien mit dem neuen Asteroiden nicht zu stimmen. Mehrere professionelle und nicht professionelle Fachleute taten sich zusammen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Und bereits 17 Stunden später wurde die Entdeckung wieder zurückgezogen. In einem Kommentar zu der Löschung des Eintrags heißt es: "Die Umlaufbahn entspricht einem künstlichen Objekt 2018-017A, der oberen Stufe der Falcon-Heavy-Rakete mit dem Tesla Roadster."


Nach mehrjähriger Verzögerung glückte der Start der damals stärksten Rakete.
IMAGO/Dreamstime

Auto im All
Die absurd klingende Begründung führt direkt zur berechtigten Frage, was eigentlich ein Elektroauto im All verloren hat. Der Tesla Roadster, von dem hier die Rede ist, wurde im Jahr 2018 auf die Spitze einer neuen Rakete des privaten Weltraumunternehmens Space X des Milliardärs Elon Musk montiert. Der Prototyp der damals stärksten verfügbaren Rakete wurde bei dem erfolgreichen Erstflug mit dem 1,2 Tonnen schweren Auto an Bord auf eine Bahn in Richtung Mars geschickt.

Die Abdeckung über der Fracht wurde im All entfernt, um Bilder des Autos mit einer Puppe in einem Raumanzug hinter dem Steuer zu ermöglichen, die um die Welt gingen. Es war, wenig überraschend, das erste Mal, dass ein für irdische Straßen gebautes Auto ins All gebracht worden war.

Wiederholte Verwirrung
Nun sorgte die Aktion also mit etwas Verspätung noch für Unmut. Dass menschengemachte Objekte versehentlich in das Verzeichnis des Minor Planet Center aufgenommen wurden und wieder gelöscht werden mussten, war bereits früher geschehen. Zwischen den Jahren 2020 und 2022 passierte das zumindest viermal. Bei den vermeintlichen Asteroiden handelte es sich in Wirklichkeit um die europäisch-japanische Raumsonde Bepicolombo, die sich auf dem Weg zum Merkur befand, die Lucy-Mission der US-Weltraumagentur Nasa, die sich Asteroiden in der Jupiter-Umlaufbahn widmen soll, sowie um das Röntgen-Weltraumteleskop Spektr-RG. Dazu kommt ein Objekt, das man als eine Raketenstufe der Mondsonde Surveyor 2 aus dem Jahr 1966 identifizierte.

Sie alle haben gemeinsam, dass sie sich nicht in einer Erdumlaufbahn bewegen. Die Objekte nahe der Erde werden genauer verfolgt. Hier wachen verschiedene nationale und internationale Organisationen, darunter die US-amerikanische U.S. Federal Communications Commission FCC, eine Art Fernmeldebehörde, über die Einhaltung gewisser Standards. Sie verhängte in der Vergangenheit bereits Geldbußen für nicht sachgerecht in der dafür vorgesehenen Umlaufbahn geparkte, ausrangierte Satelliten.

Weiter draußen im Weltraum gibt es aber kaum Regeln. "Es gibt keine Verpflichtung, eine Art öffentlichen Flugplan einzureichen, kein Äquivalent zu den Koordinaten oder den Unternehmensdaten, die wir für Satelliten in niedriger Umlaufbahn erhalten", sagt der Astrophysiker Jonathan McDowell vom US-amerikanischen Center for Astrophysics auf dem Webportal astronomy.com, das zum Astronomy-Magazin gehört. Das könnte etwa den Schutz der Erde vor möglicherweise gefährlichen Objekten behindern, warnt er. "Im schlimmsten Fall gibt man eine Milliarde aus, um eine Raumsonde zu starten, die einen Asteroiden untersuchen soll, und stellt erst vor Ort fest, dass es sich nicht um einen Asteroiden handelt."


1,2 Tonnen wiegt das Fahrzeug, das auf eine Reise zum Mars geschickt wurde.
imago/UPI Photo

Gedränge im Weltraum
Bei Musks Roadster (der tatsächlich sein privater Wagen gewesen war) ließ sich der Irrtum glücklicherweise schon nach wenigen Stunden aufklären. Auch wenn das Objekt nicht in der sat_id Datenbank auftauchte, so hatte es die Nasa doch bereits 2018 in ihre "Horizons"-Datenbank für Objekte des Sonnensystems aufgenommen.

Abgesehen von der unterhaltsamen, aber sinnlosen Reise des Autos, die wohl in ihrer Absurdität nicht oft Nachahmer finden wird, ist das zunehmende Gedränge im Weltraum tatsächlich zunehmend ein Problem. Vor allem sind es immer größere und zahlreichere Satelliten, die drohen, die Arbeit irdischer Teleskope zu beeinträchtigen.

Allein das Satelliteninternet Starlink von Musks Space X hatte im Jahr 2024 rund 7000 Satelliten im All. Zehntausende weitere sind geplant. Den Sorgen der Astrophysik-Gemeinschaft begegnete man mit verschiedenen Maßnahmen wie dem Teilen von Positionsdaten. Doch die Menge an weiteren geplanten Satelliten – Europa etwa arbeitet an einer Alternative zu Starlink – wird das Problem weiter verschärfen.

Weite Reise
Die Raketenstufe mit dem Roadster wird Himmelsbeobachtungen bis auf Weiteres nicht beeinträchtigen. Aktuell benötigt man ein Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von etwa 17 Metern, um das menschengemachte Objekt auflösen zu können. Über seine aktuelle Position und zahlreiche weitere Daten gibt eine eigene Website Aufschluss.

Probleme könnten erst wieder auftreten, wenn sich das Objekt erneut der Erde nähert. Das wird im Jahr 2091 passieren, wie eine Untersuchung von Forschenden der kanadischen Universität Toronto herausfand. Dann könnte es sogar dort einschlagen: Die Wahrscheinlichkeit einer Kollision während der nächsten Million Jahre beträgt sechs Prozent.

Auf dem Armaturenbrett des Fahrzeugs steht dementsprechend auch der Schriftzug "Don't panic", der aus dem Science-Fiction-Roman A Hitchhiker's Guide to the Galaxy von Douglas Adams entnommen ist. Für Panik sorgen derzeit eher einige andere Projekte des Space-X-Gründers. Die Verwirrung um den Roadster erscheint hier wie ein harmloser Gruß aus einer ruhigeren Vergangenheit.
(Reinhard Kleindl, 31.1.2025)
Vermeintlicher Asteroid entpuppt sich als Tesla-Roadster auf dem Weg zum Mars
 

josef

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#36
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zur berechtigten Frage, was eigentlich ein Elektroauto im All verloren hat. Der Tesla Roadster, von dem hier die Rede ist, wurde im Jahr 2018 auf die Spitze einer neuen Rakete des privaten Weltraumunternehmens Space X des Milliardärs Elon Musk montiert. Der Prototyp der damals stärksten verfügbaren Rakete wurde bei dem erfolgreichen Erstflug mit dem 1,2 Tonnen schweren Auto an Bord auf eine Bahn in Richtung Mars geschickt.
Da stellt sich schon die Frage, ob der Herr Präsidentenberater richtig tickt? :);):D
 

josef

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#37
Rostiges Rätsel
Was den Mars wirklich zum Roten Planeten macht
Bisher nahm die Wissenschaft an, dass Hämatit für die rötliche Farbe unseres Nachbarplaneten sorgt. Doch ein Laborversuch kommt auf ein anderes Eisenoxid
Unser Nachbarplanet Mars in rötlichen Echtfarben, 2007 aufgenommen vom Osiris-Instrument der Raumsonde Rosetta.
ESA & MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/RSSD/INTA/UPM/DASP/IDA

Warum unser Nachbarplanet Mars rötlich erscheint, beschäftigt die Wissenschaft seit Jahrhunderten. Doch erst seitdem Marssonden den Roten Planeten erreichten und von dort Bilder und Analysen zur Erde schickten, ist klar, dass oxidiertes Eisen – also Rost – für die rötliche Färbung sorgt. Doch Eisenoxid ist nicht gleich Eisenoxid. Als heißester Kandidat galt bisher Hämatit.

Das ist ein Mineral, das unter trockenen Oberflächenbedingungen durch Wechselwirkungen mit der Marsatmosphäre über Milliarden von Jahren entstanden sein könnte. Doch eine neue Studie kommt nun zu einem anderen Schluss, der auch neue Erkenntnisse über frühere Umweltbedingungen des Planeten liefert. Ein Team von Forschenden um Adomas Valantinas (Uni Bern und Brown University) identifizierte nun nämlich das Eisenmineral Ferrihydrit als Hauptbestandteil des roten Marsstaubs.

Beleg für die Ozeanvermutung
Im Gegensatz zu Hämatit, das sich unter warmen oder trockenen Bedingungen bildet, entsteht Ferrihydrit in der Gegenwart von Wasser. "Das Ergebnis zeigt, dass der Mars rostete, als es auf dem Planeten reichlich flüssiges Wasser gab", sagt Valantinas. Dies deute darauf hin, dass flüssiges Wasser in der Vergangenheit des Planeten weiter verbreitet gewesen sein könnte als bisher angenommen. Dieser Schluss wird durch eine andere neue Studie bestätigt, die diese Woche erschien. Ihr zufolge war der Mars zur Hälfte von einem riesigen Ozean bedeckt.


Typische Marslandschaft, 2021 aufgenommen vom Marsrover Perseverance im Jezero-Krater.
Marsrover

Die Beweisführung für die neue Untersuchung, deren Ergebnisse im Fachblatt Nature Communications erschienen, war vergleichsweise aufwendig: Da bisher noch kein Marsstaub zur Erde gebracht wurde, mussten ihn die Forschenden im Labor herstellen. Dazu erzeugten sie eine Mischung aus verschiedenen Eisenoxiden und Basalt, einem vulkanischen Gestein, das auf dem Mars häufig vorkommt. "Die größte Herausforderung bestand dabei darin, die richtige Partikelgröße zu erreichen", sagte Valantinas.

Echter Marsstaub als Beweis
Das Material musste also so fein zu zermahlen werden, dass es das Licht auf die gleiche Weise reflektiert und streut wie jener Marsstaub, den die Raumsonden messen. Letztlich waren die Körner kleiner als ein Tausendstelmillimeter. Diesen nachgebildeten Staub analysierten sie dann mit denselben Methoden, die auch Raumsonden verwenden, um Lichtreflexionen und die chemische Zusammensetzung zu messen. So konnten sie zeigen, dass Ferrihydrit wesentlich besser zu den Daten passt als andere Eisenoxide wie Hämatit, Goethit oder Akaganit, die bisher als Favoriten galten.

Für eine definitive Bestätigung dieser Resultate warten Valantinas und sein nun darauf, dass Proben von echtem Marsstaub zur Erde gebracht werden. Eine solche Mission mit dem Namen "Mars Sample Return" ist bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa und der Europäischen Weltraumagentur Esa in Planung. In rund zehn Jahren soll es dann die endgültige Bestätigung dafür geben, dass Ferrihydrit den Mars zum Roten Planeten machte. (tasch, 2.3.2025)
Was den Mars wirklich zum Roten Planeten macht
 

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#38
Versteinerte "Heidelbeeren"
Vor kurzem entdecktes Marsgestein lässt Fachleute rätseln
Wieder einmal hat der Mars ein Beispiel dafür geliefert, dass es auf seiner Oberfläche jede Menge seltsamer Gesteine gibt, über deren Ursprung wir wenig wissen

Das Gestein sieht auf den ersten Blick aus wie die versteinerten Spuren von kleinen Eiern aus. Wie das Mineral zustande kam, ist bis jetzt noch unklar.
NASA/JPL-Caltech/LANL/CNES/IRAP

Seit gut vier Jahren dreht der Mars-Rover Perseverance (deutsch für Ausdauer, Beharrlichkeit) auf der nördlichen Marshalbkugel im Jezero-Krater seine Runden. Kürzlich schickte der Supercam Remote Micro Imager des Rovers Bilder zur Erde, die bei Forschenden der Nasa für einige Aufregung sorgten: Sie zeigen ein Gestein, das wie eine Ablagerung von Froschlaich aussieht, ziemlich blasig und seltsam.

Der Gesteinsbrocken besteht aus hunderten winzigen dunkelgrauen Kügelchen, von denen jedes etwa einen Millimeter groß ist und die in einer Formation zusammengeballt sind. Was den Brocken, der den Namen St. Pauls Bay erhielt, noch seltsamer macht: In seiner Umgebung gibt es nichts Vergleichbares. Woraus er besteht, wie er sich gebildet hat und wie er dorthin gekommen ist, ist für Fachleute (noch) ein Rätsel.

Botryoide Formationen
Kristalline Minerale, die aus Kügelchen bestehen, sind hier auf der Erde als sogenannte botryoide Formationen bekannt. Der Ausdruck stammt vom griechischen Wort "botruoeidēs" ab, was so viel "Weintraube" bedeutet und die Gestalt dieser Minerale gut beschreibt. Dazu gehört etwa der Traubenachat, der entsteht, wenn Schichten siliziumhaltiger Flüssigkeiten aufeinanderfolgende Schichten Chalcedon um einen zentralen Kern ablagern. Das führt zu den charakteristischen runden Formen.

Auf dem Mars wurden bereits mehrere solche Gesteine mit Kügelchen gefunden, die den Spitznamen "Heidelbeeren" bekamen. Jene Kügelchen etwa, die der Curiosity-Rover im Gale-Krater gefunden hat, wurden ebenfalls als wässrige Konkretionen interpretiert. Sie entstanden vermutlich aus hämatitreichem Material und bildeten sich in Gegenwart von Wasser. Forschende nehmen an, dass sich die nun entdeckten blasigen Gebilde ebenfalls in Gegenwart von Wasser entstanden sein könnten.

Rätsel der Entstehung
Doch St. Pauls Bay, der neue Stein mit Bläschen, entspricht nur zum Teil den botryoiden Formationen auf der Erde. Was wiederum bedeutet, dass sich dieses Mineral auch auf andere Weise gebildet haben könnte. Auf der Erde entstehen solche Kügelchen etwa auch durch schnelles Abkühlen von geschmolzenen Gesteinströpfchen, die beispielsweise bei einem Vulkanausbruch entstehen, oder durch die Kondensation von Gestein, das durch einen Meteoriteneinschlag verdampft ist.


Das neu entdeckte Marsgestein in seiner Umgebung. Nun muss erst einmal geklärt werden, wie es an diese Stelle kam.
NASA/JPL-Caltech/LANL/CNES/IRAP

Der tatsächliche Entstehungsprozess von St. Pauls Bay lässt sich derzeit auch deshalb nicht bestimmen, weil es sich um ein sogenanntes Floatgestein handelt. Sprich: Der Brocken muss irgendwie von seinem ursprünglichen Standort an diese spezielle Stelle des Kraters gelangt sein. Beobachtungen aus dem Orbit haben immerhin bereits eine nahegelegene dunkle Gesteinsschicht identifiziert, die der Geburtsort von St. Pauls Bay gewesen sein könnte.

Um die Rätsel zu lösen, muss Perseverance erst einmal etwas näher an diese Gesteinsschicht heranzoomen und einen Blick darauf werfen. Dann wissen wir vermutlich mehr.
(red, tasch, 8.4.2025)
Vor kurzem entdecktes Marsgestein lässt Fachleute rätseln
 

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#39
Nasa-Kürzungen
Esa verliert 500 Millionen: Rückholung der Gesteinsproben vom Mars wird abgesagt
Das milliardenschwere Projekt sollte Marsgestein in irdische Labore bringen, stattdessen sollen irgendwann Menschen die Proben aufsammeln. Fachleute nennen das "unsinnig"

Über 20 Proben mit Marsgestein wurden inzwischen auf dem Roten Planeten hinterlegt, um von einer Folgemission zur Erde zurückgebracht zu werden. Diese Mission steht nun in den Sternen.
NASA/JPL-Caltech/MSSS

Nun scheint einzutreten, was manche wohl schon befürchtet haben. Die Mission, die erstmals Marsgestein auf die Erde bringen sollte, um es hier zu untersuchen, soll eingestellt werden.

Seit 2021 verrichtet der Mars-Rover Perseverance wissenschaftliche Arbeit auf unserem Nachbarplaneten. Er fährt dabei besonders interessante geologische Formationen ab, um mehr über die Geschichte des Mars zu erfahren.

Zu den vielen verschiedenen Instrumenten gehört auch ein Bohrer, der in der Lage ist, zylinderförmige Gesteinsproben zu entnehmen. Perseverance hat einige davon luftdicht in Metallhülsen verpackt und auf dem Marsboden hinterlegt, am Ende der Mission sollen es bis zu 30 Proben sein. Die kühne Idee dahinter: Eine Folgemission der US-amerikanischen und europäischen Weltraumorganisationen Nasa und Esa sollte die Proben aufsammeln und zurück zur Erde bringen.

Es geht nicht nur um geologische Informationen über den Mars, sondern auch um die Frage, ob es einst Leben auf dem heute kahlen Planeten gab. Die technologischen Herausforderungen zur Beantwortung dieser Frage sind aber enorm. Es wäre das erste Mal, dass ein menschengemachtes Raumfahrzeug von einem anderen Planeten zurück in eine Umlaufbahn startet.

Kostenexplosion
Und das schwierige Projekt stand zuletzt unter keinem guten Stern. 2024 waren die geschätzten Kosten auf elf Milliarden US-Dollar gestiegen. Das ist mehr, als das James-Webb-Teleskop gekostet hatte, immerhin das leistungsfähigste Weltraumteleskop aller Zeiten. Als Rückkehrdatum war 2040 angepeilt. Das Unterfangen wurde daraufhin auf Eis gelegt.

Es folgten Umstrukturierungen, und die Nasa suchte gemeinsam mit ihr nahestehenden Unternehmen nach alternativen Zugängen. Schließlich gelang es, zwei Optionen zu entwickeln, die eine Rückkehr bereits im Jahr 2035 versprachen – mit Kosten von acht Milliarden Dollar.

Die Nasa zeigt hier die für den Abtransport vorbereiteten Bohrkerne. Sie dürften nun dort liegen bleiben.
NASA Jet Propulsion Laboratory

Menschen statt Maschinen
Damit schien das Projekt gerettet. Nötig war nun noch die Gunst der neuen US-Regierung, die über die nötigen Mittel entscheiden musste. Am 2. Mai 2025 erging es der Nasa wie vielen anderen US-Institutionen: Die Trump-Administration kürzte die Mittel für die massiv, für Spitzenprojekte wurde um ein Drittel weniger, für die Wissenschaftsprojekte nur die Hälfte des bisherigen Budgets in Aussicht gestellt.

Das Rückholungsprojekt für die Marsproben wurde sogar explizit terminiert. Die verblüffende Begründung: Die Missionsziele des "grob überbudgetierten" Projekts würden eines Tages von menschlichen Marsmissionen erledigt werden.

Fachleute zeigen sich darüber irritiert: "Seien wir realistisch. Meine Reaktion auf die Aussage 'Astronauten werden Proben zurückbringen' ist: Wann?! Das ist auf mehreren Ebenen Unsinn", sagt der Planetenforscher Scott Hubbard von der US-amerikanischen Universität Stanford gegenüber dem Wissenschaftsmagazin Scientific American. Er kennt keinen Plan, der vor 2039 oder 2040 Menschen auf dem Mars sieht.

Doch tatsächlich ist es seit der ersten Amtsperiode von Donald Trump als US-Präsident ein wichtiges Ziel der Nasa, irgendwann Menschen auf den Mars zu bringen. Auch Präsident Joe Biden stand hinter dem Konzept. Dabei sind Risiken von Langzeitmissionen, die bis zum Mars führen, enorm.

Casey Dreier von der Non-Profit-Organisation Planetary Society stellt infrage, wie angesichts offenbar knapper Mittel eine viel aufwendigere Landung von Menschen auf dem Mars realisiert werden soll. Er nennt die Ankündigung deshalb "im besten Fall zweifelhaft".


So soll der "Earth Return Orbiter", den Airbus für die Esa baut, aussehen. Dass er je zum Einsatz kommen wird, erscheint zunehmend unsicher.
NASA/ESA/JPL-Caltech/GSFC/MSFC

500-Millionen-Beitrag der Esa
Ungemach bedeutet die neue Situation für die Esa. Die europäische Weltraumorganisation sollte die Fähre zur Rückkehr der Proben zur Erde bauen. Man liegt gut im Plan: 2020 vergab die Esa einen fast 500 Millionen Euro schweren Auftrag an das Luftfahrtunternehmen Airbus, um diese Fähre zu bauen. Die Planungen für das sieben Tonnen schwere Gerät sind beinah abgeschlossen, 2025 sollte es ausgeliefert werden, 2026 sollte es abheben können.

Bei der Esa gibt man bekannt, über die Budgetkürzungen informiert worden zu sein, verhält sich sonst bislang aber ruhig und betont nur die Wichtigkeit von Partnerschaften unter Weltraumagenturen.

Wettlauf mit China
Derweil droht ein von China geplantes Weltraumprojekt den USA und Europa zuvorzukommen. Rund um 2030 soll ein Landemodul einfach in der Umgebung Proben mit Marsgestein einsammeln und von dort aus wieder in den Orbit schießen, wo sie sich auf den langen Weg zurück zur Erde machen. Der wissenschaftliche Wert wäre mit jenem des US-europäischen Projekts nicht vergleichbar, betont etwa Hubbard. Das von Perseverance gesammelte Material wurde an unterschiedlichen Orten entnommen, die besondere reichhaltige wissenschaftliche Erkenntnisse erwarten lassen – womöglich, so die Hoffnung, sogar Hinweise auf Leben.

Die Esa sieht sich jedenfalls nach neuen Partnern für Weltraummissionen um. Zwei Tage nach dem Statement bezüglich der Budgetkürzungen war Esa-Chef Josef Aschbacher in Neu-Delhi, um mit Vertretern der indischen Weltraumorganisation Isro eine gemeinsame Absichtserklärung zur Kooperation bei der Erforschung des Weltraums zu unterschreiben. Die womöglich verlorenen hunderte Millionen Euro für die Rückkehrfähre wird das nicht zurückbringen.
(Reinhard Kleindl, 10.5.2025)
Esa verliert 500 Millionen: Rückholung der Gesteinsproben vom Mars wird abgesagt
 
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