"Burgruine Falkenstein" ein Ausflug ins Mittelalter

Bunker Ratte

Well-Known Member
#1
Die vergangenen sonnigen Herbsttage, nutzte ich noch ein wenig um eine Ruine im Weinviertel in der nähe von Poysdorf zu besuchen.
Auf
Wikipedia ist zu lesen: 1539 wurden 150 Anhänger der radikal-reformatorischen Täuferbewegung in der Burg gefangen gesetzt und anschließend nach Triest verbracht, um dort als Galeerensklaven verkauft zu werden. Unter ihnen war auch der hutterische Chronist Kaspar Braitmichel, dem jedoch die Flucht gelang. Vom Schicksal der inhaftierten Täufer berichtete auch der Märtyrerspiegel. Zur Erinnerung an die in der Reformationszeit auf der Burg festgehaltenen Täufer wurde im Juni 2011 im historischen Gewölbe der Burgruine ein Museum unter dem Namen Täufergwölb eröffnet. Im Burghof wurde zudem ein maßstabsgetreu nachgebauter Rumpf einer historischen Galeere aufgestellt.

Auf der Kalkklippe des 80 m hohen Falkensteiner Schlossberges wurde um 1050 zum Schutz vor Einfällen aus dem Böhmischen eine erste Burg errichtet. Angeblich wurde sie durch Kaiser Heinrich III zur Reichsfeste erklärt. Die Falkensteiner waren Ministeriale der Vohburger. Sie sind ab 1115 in den Klosterneuburger Traditionen mehrfach bezeugt. Nach dem Investiturstreit wurden sie Vasallen der Babenberger. Falkenstein war von der Mitte des 12. bis zum Ende des 13. Jahrhunderts ein landesfürstliches Lehen. 1177 ist mit Wernhart II der letzte echte Falkensteiner bezeugt. Seine beiden Erbtöchter heirateten zwei Brüder aus der Familie Streun von Schwarzenau, die das Lehen übernahmen und sich ebenfalls nach Falkenstein nannten. Ulrich von Falkenstein war Marschall des Herzogs Leopold VI. Er begleitete ihn 1218 auf einen Kreuzzug ins Heilige Land. Wegen seiner Beteiligung am missglückten Adelsaufstand gegen Herzog Albrecht I musste Friedrich II von Liechtenstein, der damalige Lehensinhaber, 1296 fliehen. Die Burg wurde ihm entzogen und bis 1571 nur mehr als Pfandbesitz vergeben. Hans von Liechtenstein, der von 1369 bis 1395 Pfandherr war, ließ sie erweitern und den Graben um sie anlegen. 1379 erfolgte die erste gesicherte Erwähnung der Burg. Merkwürdigerweise gibt es aus der Zeit der Hussitenkriege, in der das Weinviertel verwüstet wurde, keine Nachrichten über das Schicksal Falkensteins. 1538 wurden in den Verliesen der Burg kurzfristig zahlreiche, aus Mähren vertriebene Wiedertäufer inhaftiert. Die Frauen und Kinder wurden bald wieder freigelassen, während die Männer nach Triest gebracht wurden, wo sie auf die Galeeren kamen. Der Obersthofmeister Hans III Freiherr von Trautson konnte 1572 die Herrschaft von Kaiser Maximilian II als Lehen erhalten. Er hatte sie ein Jahr zuvor von Hans III Fünfkirchen, dem letzten Pfandinhaber, übernommen. Sein jüngster Sohn, Paul Sixtus III Freiherr von Trautson, brachte es bis zum Obersthofmarschall und Präsidenten des Reichshofrates. 1598 wurde er in den Reichsgrafenstand und die Herrschaft Falkenstein vom Lehensbesitz zu einer freien Grafschaft erhoben. Unter Kaiser Rudolf II fiel er jedoch in Ungnade und musste sich auf seine Güter Falkenstein und Poysbrunn zurückziehen, wo er eine rege Bautätigkeit entfaltete. Obwohl die Zeit des Burgenbaues eigentlich längst vorbei war, ließ er Falkenstein großzügig befestigen und zum Renaissanceschloss erweitern. Kaiser Matthias übertrug ihm neuerlich wichtige Ämter. 1615 wurde ihm sogar das Recht der Münzprägung verliehen, das er in Wien, aber auch auf Falkenstein ausübte.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg 1645/46 schwer beschädigt. Nachdem sich die Schweden in der Burg fünfzehn Monate lang festgesetzt hatten, wurden sie vom kaiserlichen General De Souches darin belagert, erhielten aber schließlich freien Abzug. Danach zogen 100 Stadtguardiknechte als Besatzung ein. Als auch diese Falkenstein verlassen hatten, wurden die beschädigten Gebäude notdürftig wieder instand gesetzt. Während der Türken- und Kuruzzengefahr in der zweiten Hälfte des 17. Jh. wurde Falkenstein für die umliegende Bevölkerung als Fluchtort bestimmt. Auch eine Kreidfeuerstation wurde eingerichtet. Bald danach hatte die Anlage ihre militärische Bedeutung aber endgültig verloren und wurde nicht mehr gepflegt. Schließlich diente sie den Bauern der Umgebung als willkommener Steinbruch zum Bau ihrer Häuser. Der Abtransport brauchbaren Materials hörte erst auf, als 1830 das Burgtor zugemauert wurde. Als Reichsfürst Johann Wilhelm von Trautson 1775 ohne männliche Erben gestorben war, kam es zu längeren Erbschaftsstreitigkeiten, die damit endeten, dass der zweitälteste Sohn seiner Tochter Maria Josefa Rosalia, Karl Josef Anton Graf Auersperg, die Herrschaft übernahm. Sein Sohn Karl verkaufte sie aber bereits 1799 an den Freiherrn Johann Baptist von Bartenstein. Dessen Schwiegertochter heiratete nach dem Tode ihres ersten Gatten den k. k. Kämmerer und Gesandten Max Josef Freiherr Vrints-Berberich von Treuenfeld, der 1860 die Grafenwürde erhielt. Seine Familie starb 1974 mit Maria Gräfin Vrints aus. Falkenstein und Poysbrunn kamen als Erbe an ihren Adoptivsohn Georg Graf Thurn, der seinem Namen den Zusatz Vrints beifügte. Die Ruine wurde ab 1990 vom Schutt befreit, archäologisch untersucht und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ihre laufende Betreuung erfolgt durch einen örtlichen Burgverein. Im Sommer wird der stimmungsvolle Hof für Theateraufführungen und Burgfeste genutzt.
Der Zugang zur Burg erfolgt durch das von 1830 bis 1990 vermauerte, ehemalige Renaissanceportal an der Westseite der ausgedehnten Anlage. Von der 1690 erwähnten Zugbrücke und dem damaligen Burggraben ist heute nichts mehr zu sehen. Das Tor war durch eine mächtige, 3,6 m starke Wehrmauer geschützt, die mit einem Kanonenstand und einem darüber liegenden Wehrgang, sowie mit Schlüssellochscharten für Feuerwaffen ausgerüstet war. Hat man das Burgtor passiert, gelangt man in den ersten Burghof. Er ist durch den Ausbau des 16./17. Jh. entstanden. Unter ihm befindet sich eine Zisterne, in die das Oberflächenwasser der Dächer geleitet wurde. Der zweite Burghof wurde bereits gegen Ende des 14. Jh. im Südwesten der Hochburg zwecks Verbesserung ihrer Verteidigungskraft als Vorwerk angelegt. Er war von einer Mauer umgeben, die vermutlich einen überdachten Wehrgang trug. Die Aufnahmelöcher für die Holzkonstruktion sind noch ersichtlich. Das zweite Burgtor war mit einer Wippvorrichtung ausgerüstet. Ihm war ein 4 m tiefer Graben vorgelegt. Paul Sixtus III Graf Trautson ließ vor der Hauptburg im Süden eine 90 m lange, bis zu 4 m dicke und 15 m hohe Wehrmauer errichten. Dadurch entstand der 3200 m² große dritte Burghof. Der bereits im 14. Jh. in den Felsen gehauene, 4 m tiefe Burggraben wurde dabei in das Befestigungssystem einbezogen. Der zur Flankensicherung im 14./15. Jh. erbaute runde Wehrturm an der Ostecke ist durch eine 8 m hohe Schildmauer mit dem im 17. Jh. erneuerten Rondell an der Nordostseite der Hochburg verbunden. Das an der Südwestecke liegende Vorwerk Rosengarten dürfte im späten 16. Jh. entstanden sein. Zwei kleine Pforten ermöglichten hier den Burgbewohnern den kürzesten Zugang zur Pfarrkirche des Ortes.
Bereits die erste Steinburg der Falkensteiner war von der acht bis zwölf Meter hohen Ringmauer der Hochburg umgeben. Ihr romanisches Schalenmauerwerk war im 11. und 12. Jahrhundert üblich. Im Gegensatz zu fast allen anderen Bauten der Burg, für die der örtliche Kalkstein verwendet wurde, bestehen Teile dieses ältesten Walles aus rotem Sandstein. Die ca. 1,3 m dicke Mauer war mit Zinnen bewehrt, hinter denen sich ein hölzerner Wehrgang befand. Über eine schmale Felszunge war das innere Burgtor zu erreichen, das heute nur mehr als Öffnung zwischen den Sandsteinquadern erhalten ist. Lediglich die Radabweissteine und die Aufnahmelöcher für den Verriegelungsbalken weisen darauf hin, dass sich ursprünglich hier ein wehrhaftes Tor befand. Hier im Inneren Burghof befindet sich der Abgang zu einem interessanten Felsenkeller. Vermutlich im Zuge der ersten Burgerweiterung dürfte man auf eine Naturhöhle im Kalkgestein gestoßen sein, die im 12. Jahrhundert erweitert und zum Vorratskeller ausgebaut wurde. Der romanische Palas stammt aus der zweiten Ausbaustufe der Burg. Er wurde auf einem künstlich eingeebneten Felsplateau neben der ältesten Ringmauer errichtet. Die Außenmauern des dreigeschossigen Baues sind bis zur Dachgleiche vollständig erhalten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde im großen Saal eine spätgotische Kapelle eingebaut. Ein 13 m langer, 6m breiter und 5,5 m hoher gewölbter Saal im Untergeschoß diente als Wohnraum für das Gesinde. Der schlanke Rundturm der Burgkapelle aus dem Jahre 1602 ist der am besten erhaltene Bauteil der Burg. Seine Mauern sind nur 50 bis 70 cm stark. Im Inneren führte eine Wendeltreppe aus Sandstein bis zum Dachgeschoß. Sämtliche Stufen wurden jedoch im 18. Jh. geplündert und anderwärts als Baumaterial verwendet. Das sechseckige, ummauerte Gipfelplateau des Burghügels ist heute frei von Gebäuden, trug aber wohl einst den Bergfried. Von ihm bzw. den anderen Gebäuden der einst dort befindlichen Erstburg sind keine Spuren mehr vorhanden.
Quelle: Falkenstein Weinviertel (Burgen Austria) und auch auf Falkenstein.gv.at

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MHSTG44

Well-Known Member
#10
Wie man sieht konnte Falkenstein bis dato seine Mächtigkeit bewahren im gegensatz zur Burgruine Staatz, die ja die größten Burgen im Weinviertel waren. Noch hinzu kommt, daß in Falkenstein schon einiges investiert wurde. Vorallem die Ausstellung mit der Galeere, die hier nachgestellt wurde finde ich supa, zumindest kann man ein wenig in die Geschichte eintauchen bei einem Besuch der Burgruine. Danke für den tollen Ein- und Ausblicke!
 
#16
Von mir gibts auch noch ein Drohnenvideo von Ende Juli zur Burgruine. Wegen der Besucher bin ich allerdings nicht direkt darüber geflogen:


Was habe ich sonst noch entdeckt? Die Reste einer Mühle bei Kleinschweinbarth, welche 1915 durch einen Blitz zerstört wurde:
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Einige kleine Höhlen in der Nähe des Höllenstein-Gipfels:
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Gegangen bin ich von Kleinschweinbarth nach Enzersdorf bei Staatz. Schön fand ich den Höllenstein, mit einer tollen Aussicht zur Ruine. Die Ruine (4€ Eintritt) selber war mir zu überlaufen, ich habe da lieber meine Ruhe..

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