Britische Marine plant den Bau eines neuen Kriegsschiffs zum Schutz wichtiger Unterseekabel

josef

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#1
Großbritannien: Neues Kriegsschiff soll Unterseekabel verteidigen
Das Schiff soll 2024 fertiggestellt sein und mit einer Besatzung von 15 Mann potenzielle Angriffe abwehren
Die britische Marine plant den Bau eines neuen Kriegsschiffs. Die Hauptaufgabe soll dabei sein, die für das Land so wichtigen Unterseekabel vor etwaigen Angriffen aus dem Ausland zu schützen. Das berichtet der britische Staatssender BBC.
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Ausschnitt aus Submarinecabelmap

Potenzielle Gefahr
90 Prozent aller Kommunikationswege werden über Unterseekabel abgewickelt, heißt es in einer Einschätzung zu dem neuesten Bauvorhaben der britischen Armee. Um die wichtigen Kommunikationswege auch weiterhin sichern zu können, soll ab dem Jahr 2024 ein Schiff mit einer 15 Personen starken Mannschaft die Unterseekabel beschützen. Jedoch soll das neue Kriegsgefährt auch in internationalen Gewässern operieren, vor allem in der Arktis, die aufgrund diverser fossiler Bodenschätze immer mehr in den Mittelpunkt des Interesses verschiedenster Staaten rückt.Die Wichtigkeit der Kabel unter Wasser unterstreicht der englische Verteidigungsminister Ben Wallace mit dem Satz: "Würde Schaden an den Kabeln angerichtet werden, ginge dem Land das Licht aus." Die weltumspannenden Kabel zwischen Ländern und Kontinenten stellen Internet- und Kommunikationsverbindungen sowie wirtschaftliche Transaktionen sicher. Als potenzielles Risiko bezeichnete Wallace dabei Russland.

Britische und US-amerikanische Geheimdienste und Militärs haben in der jüngeren Vergangenheit darauf hingewiesen, dass russische U-Boote in der Nähe atlantischer Unterseekabel "aggressiv operiert" hätten, berichtet die BBC weiter. Deswegen sieht sich auch der Verteidigungsminister in der geplanten Anschaffung bestätigt. Die Operationen des russischen Militärs hätten ein Ausmaß erreicht, "das an den Kalten Krieg erinnert".

Übersicht über die Kabel
Einen genauen Überblick, wie welche Unterseekabel quer über den Globus verlaufen, kann man sich auf der Webseite Submarine Cable Map verschaffen.
(red, 22.03.2021)

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BBC
Submarinecablemap

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Unterseekabel: Wie die Adern des Internets ins Meer kommen
Großbritannien: Neues Kriegsschiff soll Unterseekabel verteidigen
 
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Krieg unter Wasser: Wie sicher und verlässlich sind Internetkabel auf dem Meeresgrund?
Über 90 Prozent des Internetverkehrs verlaufen über unter Wasser verlegte Kabel – perfekte Angriffsziele in Kriegszeiten

2019 tauchte Russlands Präsident Putin für Forschungszwecke unter – schon davor wurden russische U-Boote immer wieder in der Nähe von Unterwasserkabeln gesehen.
Foto: imago images / ITAR-TASS

Rund 95 Prozent des Internetverkehrs laufen durch unter Wasser verlegte Kabel und nicht etwa via Satellit, wie viele vielleicht glauben. Egal ob das Konsumieren der aktuellen Netflix-Serie, internationale Geldtransfers, Telefongespräche mit dem Cousin in den USA, E-Mails oder Informationsaustausch via TV-Gerät – all das verlässt sich unter anderem auf die Stabilität von kilometerlangen Kabeln. In Kriegszeiten und mit der immer wieder brennenden Frage, wie sicher unsere kritische Infrastruktur tatsächlich ist, sind Sorgen bezüglich dieser fragilen Verbindungen in der Tat nicht ganz unbegründet.

Nicht unzerstörbar
Die Verlegung solcher Unterseekabel hatte in den letzten Jahren Hochkonjunktur, nachdem auch Firmen wie Google und Amazon an der Internetanbindung jeglichen Fleckchens Erde interessiert waren. Die frei zugängliche "Submarine Cable Map" zeigt alle bisherigen unterseeischen Kabel an. Knapp 500 sind es mittlerweile, Tendenz steigend. Technisch unterscheiden sich die verlegten und robusten Glasfaserstränge kaum. Eingehüllt in Kupfer, über das der Strom fließen kann, wird die Leitung noch durch Teer, Kunststoff und Stahl verstärkt. Einfache Felsstürze unter Wasser oder starke Strömungen können dem Konstrukt deshalb nichts anhaben.

Gefährlicher sind allerdings Fischernetze aus Metallstreben, die über den Meeresgrund gezogen werden und so die Kabel beschädigen können. Auch Anker, die ungünstig abgeworfen werden, können zur Durchtrennung führen. Die Kosten für ein solches Kabel liegen je nach Länge im niedrigen dreistelligen Millionenbereich – ein Klacks im Vergleich zum Aufbau einer funktionierenden und aktuell noch wesentlich langsameren Satelliten-Kommunikation.


Ende 2021 wurde Googles neues Unterwasserkabel verlegt, das die USA mit einigen Teilen Europas verbindet.
Foto: Miguel Tona/EPA

Unfall oder Angriff
Über 100 Ausfälle werden jährlich bei Unterseekabeln gemeldet, berichtet etwa "Energy Industry Review" in einem Bericht zu dem Thema. Ob es sich im jeweiligen Fall um einen Unfall oder einen Angriff handelt, weiß man initial nicht.

Bei einem Ausfall gilt es zunächst herauszufinden, wo der Schaden bei den oftmals sehr langen Kabeln aufgetreten ist. Da es sich um Glasfaserkabel handelt, können die Verantwortlichen einen Lichtimpuls durch das Kabel senden, der eigentlich bis zum anderen Ende der Leitung reichen sollte. Gebrochene Fasern werfen den Lichtimpuls allerdings zurück, und indem die Ingenieure die Zeit messen, die der Impuls benötigt, um zurückzukehren, können sie die gesuchte Stelle des Bruchs finden.

Danach wird zur Unfallstelle, die oft viele Kilometer tief sein kann, ein ferngesteuertes Fahrzeug mit Fehlererkennungsinstrumenten geschickt. Nun wird festgestellt, wie schwer der Schaden ausgefallen ist. Sobald die Unterbrechung lokalisiert und analysiert ist, wird ein Kabelschiff zur Reparatur entsandt. Moderne Schiffe können bis zu 9.000 Kilometer Kabel aufladen. Um das beschädigte Kabel zu bergen, werden je nach Wassertiefe Roboter oder Enterhaken eingesetzt. Die beschädigten Enden werden dann auf dem Schiff händisch repariert, was bis zu 16 Stunden dauern kann. War die Reparatur erfolgreich, werden die Kabel wieder ins Meer abgesenkt. Dieser aufwendige Prozess soll künftig vereinfacht werden. Derzeit arbeiten Forschende an einer Methode, mit der man die Kabel sogar unter Wasser reparieren kann.


Auf der "Submarine Cable Map" kann man sich die Kabelverbindungen der Welt genauer ansehen.
Foto: Submarine Cable Map

Sicherheitsrisiko
1,3 Millionen Kilometer Kabel laufen rund um die Welt, also etwas mehr als dreimal der Weg zum Mond. Enorme Wege also, die vor Angriffen größtenteils ungeschützt auf dem Grunde der Meere liegen. Diese Wege werden laut Berichten bereits seit Jahren von interessierten Parteien ausgespäht. 2017 vermeldete der Nato-Admiral Andrew Lennon gegenüber der "Washington Post": "Wir sehen aktuell russische Unterwasser-Aktivitäten im Bereich der Unterseekabel, wie wir es noch nie erlebt haben." Schon damals erinnerten Experten an die Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014. Der zuvor durchgeführte Angriff durch russische Truppen wurde durch das Durchtrennen sämtlicher Kommunikationswege vorab begleitet. Der US-Admiral James G. Stravridis ergänzte damals: "Unterwasserkabel könnten ein Angriffsziel von Russland sein." Schon vor Jahren wurden deshalb verbesserte Sicherheitsmaßnahmen für die fragile Struktur gefordert.

Drei Risiken erkennen Experten aufgrund der Relevanz dieser Kabel. Zunächst einmal ist die wachsende Datenmenge, die durch diese Kabel fließt, für Drittparteien äußerst reizvoll – vor allem in Sachen Sabotage. Ein zweites Risiko sind die wachsenden Kosten, die immer mehr Parteien in die Konstruktion dieses Netzwerks involvieren. So haben Amazon, Google und Co mittlerweile sowohl die technischen als auch die finanziellen Voraussetzungen, eigene Kabel zu bauen, was mittlerweile auch schon geschieht. Auch China baut derzeit an seinem "Peace Cable" unter Wasser, welches das eigene Festland mit Asien, Europa und Afrika verbinden soll. Eigentümer dieser 15.000 Kilometer langen Verbindung ist der chinesische Strom- und Glasfaserkabelhersteller Hengtong. So wächst der Pool an Parteien, die eigene Interessen mit den Informationskanälen verbinden. Europa spielt hier praktisch keine Rolle.

Als dritter Punkt wird Spionage angeführt. Diese kann unter Wasser mit speziell ausgerüsteten U-Booten geschehen, die laut "Energy Industry Review" aktuell nur die USA, Russland und China besitzen. Ein weiterer Angriffspunkt sind die Stationen, an denen die Kabel Festland erreichen. Laut mehreren Berichten sollen diese Stationen ein Magnet für Spione unterschiedlichster Parteien sein.


Immer mehr Privatunternehmen oder auch dazugehörige Regierungen bauen mittlerweile eigene Verbindungen zwischen den Kontinenten.
Foto: Hengtong


Ein Querschnitt eines Unterwasserkabels.
Foto: APA/AFP/dpa/STEFAN SAUER

Blackout wahrscheinlich?
"Die Angst, dass jemand ein oder mehrere Datenkabel angreift, ist überzeichnet", schrieb Nicole Starosielski, Professorin an der New York University, 2015 in ihrem Buch "The Undersea Network". Starosielski argumentiert das mit der schieren Anzahl an Kabeln, die bereits verlegt seien. Würde man eines kappen, kann die Geschwindigkeit bestimmter Kommunikationskanäle leiden, die Daten suchen sich in diesem Fall aber einen anderen Weg: Zu einem kompletten Ausfall würde es in der Regel nicht kommen, so die Expertin. Würde man allerdings mehrere Datentrassen zerstören, könnte tatsächlich eine Überlastung der verbleibenden Datenleitungen entstehen und es zu gelegentlichen Ausfällen kommen, wird etwa Manuel Atug von der AG Kritis Ende September im WDR zitiert.

Auch ein vom EU-Parlament beauftragtes Forscherteam, hat erst im Juni 2022 auf bestehende Missstände beim Schutz von Glasfaserseekabeln hingewiesen. In der vorgelegten Studie wird unter anderem ein militärischer Schutz der Kabel gefordert – vor allem angesichts von möglichen Bedrohungen aus Russland und China. In der besagten Studie werden unter anderem Minen und maritime improvisierte Sprengladungen als mögliche Mittel des Angriffs von Unterwasserkabeln genannt.

Wirklich hart treffen würden solche Angriffe vor allem weniger redundant versorgte Teile der Welt. Anfang 2022 erwischte es etwa die Pazifikinsel Tonga, deren einziger Zugang zum Internet – ein Unterseekabel – durch einen Vulkanausbruch lahmgelegt wurde. Es dauerte über einen Monat, bis das zerstörte Kabel repariert wurde.

An mehreren Fronten wird deshalb immer wieder für die Sicherheit dieser Verbindungen lobbyiert. So werden etwa zivile Zusammenschlüsse finanziell unterstützt, um eine Art See-Miliz für den Schutz der Kabel aufzustellen. Zusätzlich sollen verstärkt Flugzeuge diverse Stränge abfliegen, um mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen. Aktuell gehen diese Initiativen aber primär von den USA aus. Auch der ambitionierte Aufbau von Satellitenkommunikation wird primär von zwei US-Unternehmen forciert: von Elon Musks Starlink und von Jeff Bezos' Kuiper, die sich derzeit ein Rennen liefern, wer mehr Satelliten pro Jahr ins All feuern kann. Und Europa? Das ist wie so oft in diesem Bereich nur Zuschauer.
(aam, 4.10.2022)

Link
Engery Industry Review
Submarine Cable Map
ESCAEU
NZZ
WDR
Washington Post

Peace Kabel


Krieg unter Wasser: Wie sicher und verlässlich sind Internetkabel auf dem Meeresgrund?
 
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