WAFFENKAUF
"So haben es die Gründerväter gewollt": Gewehrmunition aus dem Automaten
In den USA kann Munition für Schusswaffen nun ohne menschlichen Zwischenhändler gekauft werden. Die Autorisierung erfolgt per KI und Gesichtserkennung
Durch die Automaten soll es noch einfacher werden, an Munition für Schusswaffen zu gelangen.
APA/GEORG HOCHMUTH
Besonders schwer war es in den USA für den interessierten Bürger noch nie, an Waffen zu gelangen. Während die Patronen jedoch bislang über eine Ladentheke wanderten, ist nun auch der kontaktlose Kauf am Automaten möglich – wie man es bisher von Softdrinks oder Süßigkeiten gewohnt ist. Die texanische Firma American Rounds stellt die sogenannten "smart retail automated ammo dispensers" (intelligente automatisierte Munitionsspender für den Einzelhandel) nach und nach in Supermärkten auf, bislang sind sie in Alabama, Oklahoma und Texas zu finden. Die Identität und das Alter der Kundinnen und Kunden soll laut Website per eingebaute KI-Technologie und Gesichtserkennungssoftware überprüft werden.
Noch leichterer Zugang
Die Nutzung der in Stars and Stripes gehüllten Automaten wird als möglichst einfach und effizient angepriesen. Vier Schritte führen einen zur gewünschten Munition: Tap, Choose, Verfify ID, Purchase (Antippen, Auswählen, Identität überprüfen, Kaufen). Als schlagenden Vorteil der Innovation sieht das Unternehmen den neuen Komfort des Kaufprozesses an. Es wird damit geworben, dass die Automaten rund um die Uhr zugänglich sind, wodurch Waffenliebhaber ihre Munition nach ihrem eigenen Zeitplan kaufen können, ohne von Ladenöffnungszeiten oder langen Schlangen eingeschränkt zu werden.
So betrachtet also eine Erleichterung für den entschlossenen Käufer. Allerdings fällt gleichzeitig ein letzter – wenn auch geringer – Kontrollmechanismus weg: Zwar ist es in vielen US-Bundesstaaten außerordentlich einfach, Schusswaffen und Munition zu erwerben. Dennoch haben (menschliche) Verkäuferinnen und Verkäufer immer noch das Recht, einzelnen Person den Kauf aus beliebigen Gründen zu verweigern. So kann also in Fällen, in denen der potenzielle Käufer beispielsweise psychisch instabil wirkt, das Bauchgefühl der Angestellten als letzte Schutzbarriere vor dem Zugang zu "Ammo" (kurz von engl. Ammunition, Munition) fungieren. Einen solchen Dienst kann eine vereinfachte technische Identitätsüberprüfung nicht leisten.
Die Automaten stehen bereits jetzt in amerikanischen Supermärkten.
Screenshot/ American Rounds
Undurchsichtige Prozesse
Die Software der Verkaufsmaschinen ist eben lediglich darauf ausgelegt, das Alter und das Übereinstimmen der Identität der jeweiligen Personen zu kontrollieren. Dass die Überprüfung "akribisch" vonstattengehen soll, ist bekannt, welcher Anbieter für die Gesichtserkennungssoftware eingesetzt wird, wurde bislang nicht verraten. Hier kann auch darauf hingewiesen werden, dass derartige Algorithmen landläufig auf weiße Männer angelegt sind, Frauen sowie People of Color werden oftmals schlechter erkannt. Was den Datenschutz angeht, wird von Unternehmensseite auf die Sicherheit des Vorgangs hingewiesen, und CEO Grant Magers betont, dass keine Gesichtserkennungsdaten weiterverkauft werden. Auf der Website sind jedoch keine AGBs oder Datenschutzvereinbarungen einzusehen, was in Anbetracht des Scannens von Gesicht und Ausweis durchaus bemerkenswert ist.
Die Legalität der Automaten bleibt bis dato umstritten. Während manche Beamte erklären, sie stünden in vollem Einklang mit den Standards des Amts für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengkörper, musste mindestens einer der stummen Verkäufer im Zuge einer weiteren rechtlichen Überprüfung wieder abgebaut werden. An Nachfrage mangelt es nicht: Laut eigenen Angaben liegen bei American Rounds 200 weitere Anfragen aus Orten in neun Bundesstaaten auf dem Tisch, in denen die Einwohner nicht für ihre Munition Schlange stehen möchten. Der Bürgermeister von Tuscaloosa, einer dieser Städte in Alabama, scherzte in der Lokalzeitung: "So haben es die Gründerväter gewollt!"
(hlk, 9.7.24)
"So haben es die Gründerväter gewollt": Gewehrmunition aus dem Automaten
"So haben es die Gründerväter gewollt": Gewehrmunition aus dem Automaten
In den USA kann Munition für Schusswaffen nun ohne menschlichen Zwischenhändler gekauft werden. Die Autorisierung erfolgt per KI und Gesichtserkennung

Durch die Automaten soll es noch einfacher werden, an Munition für Schusswaffen zu gelangen.
APA/GEORG HOCHMUTH
Besonders schwer war es in den USA für den interessierten Bürger noch nie, an Waffen zu gelangen. Während die Patronen jedoch bislang über eine Ladentheke wanderten, ist nun auch der kontaktlose Kauf am Automaten möglich – wie man es bisher von Softdrinks oder Süßigkeiten gewohnt ist. Die texanische Firma American Rounds stellt die sogenannten "smart retail automated ammo dispensers" (intelligente automatisierte Munitionsspender für den Einzelhandel) nach und nach in Supermärkten auf, bislang sind sie in Alabama, Oklahoma und Texas zu finden. Die Identität und das Alter der Kundinnen und Kunden soll laut Website per eingebaute KI-Technologie und Gesichtserkennungssoftware überprüft werden.
Noch leichterer Zugang
Die Nutzung der in Stars and Stripes gehüllten Automaten wird als möglichst einfach und effizient angepriesen. Vier Schritte führen einen zur gewünschten Munition: Tap, Choose, Verfify ID, Purchase (Antippen, Auswählen, Identität überprüfen, Kaufen). Als schlagenden Vorteil der Innovation sieht das Unternehmen den neuen Komfort des Kaufprozesses an. Es wird damit geworben, dass die Automaten rund um die Uhr zugänglich sind, wodurch Waffenliebhaber ihre Munition nach ihrem eigenen Zeitplan kaufen können, ohne von Ladenöffnungszeiten oder langen Schlangen eingeschränkt zu werden.
So betrachtet also eine Erleichterung für den entschlossenen Käufer. Allerdings fällt gleichzeitig ein letzter – wenn auch geringer – Kontrollmechanismus weg: Zwar ist es in vielen US-Bundesstaaten außerordentlich einfach, Schusswaffen und Munition zu erwerben. Dennoch haben (menschliche) Verkäuferinnen und Verkäufer immer noch das Recht, einzelnen Person den Kauf aus beliebigen Gründen zu verweigern. So kann also in Fällen, in denen der potenzielle Käufer beispielsweise psychisch instabil wirkt, das Bauchgefühl der Angestellten als letzte Schutzbarriere vor dem Zugang zu "Ammo" (kurz von engl. Ammunition, Munition) fungieren. Einen solchen Dienst kann eine vereinfachte technische Identitätsüberprüfung nicht leisten.

Die Automaten stehen bereits jetzt in amerikanischen Supermärkten.
Screenshot/ American Rounds
Undurchsichtige Prozesse
Die Software der Verkaufsmaschinen ist eben lediglich darauf ausgelegt, das Alter und das Übereinstimmen der Identität der jeweiligen Personen zu kontrollieren. Dass die Überprüfung "akribisch" vonstattengehen soll, ist bekannt, welcher Anbieter für die Gesichtserkennungssoftware eingesetzt wird, wurde bislang nicht verraten. Hier kann auch darauf hingewiesen werden, dass derartige Algorithmen landläufig auf weiße Männer angelegt sind, Frauen sowie People of Color werden oftmals schlechter erkannt. Was den Datenschutz angeht, wird von Unternehmensseite auf die Sicherheit des Vorgangs hingewiesen, und CEO Grant Magers betont, dass keine Gesichtserkennungsdaten weiterverkauft werden. Auf der Website sind jedoch keine AGBs oder Datenschutzvereinbarungen einzusehen, was in Anbetracht des Scannens von Gesicht und Ausweis durchaus bemerkenswert ist.
Die Legalität der Automaten bleibt bis dato umstritten. Während manche Beamte erklären, sie stünden in vollem Einklang mit den Standards des Amts für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengkörper, musste mindestens einer der stummen Verkäufer im Zuge einer weiteren rechtlichen Überprüfung wieder abgebaut werden. An Nachfrage mangelt es nicht: Laut eigenen Angaben liegen bei American Rounds 200 weitere Anfragen aus Orten in neun Bundesstaaten auf dem Tisch, in denen die Einwohner nicht für ihre Munition Schlange stehen möchten. Der Bürgermeister von Tuscaloosa, einer dieser Städte in Alabama, scherzte in der Lokalzeitung: "So haben es die Gründerväter gewollt!"
(hlk, 9.7.24)