Jetzt ist es fix: Pannatura kommt nach Großhöflein
Das alte Jagdhaus am Föllig muss für den neuen Pannatura-Sitz in Großhöflein weichen. Fotos: Wagentristl
Es war eine „schwere Geburt“, mit viel hin und her. Aber nun ist es fix: Pannatura baut einen neuen Firmensitz am Föllig in Großhöflein. Das verfallende Jagdhaus muss dafür weichen. Noch Fragezeichen beim Parkplatz für 45 Mitarbeiter.
Anfang April 2022 stellten Vertreter der Pannatura, der Forst- und Landwirtschaftssparte der Esterhazy Betriebe, erstmals die
Pläne für den neuen Firmensitz am Föllig der Öffentlichkeit vor. Was folgte waren lange und zähe Verhandlungen - inklusive Rückzieher und Rückzieher vom Rückzieher.
Zuerst waren für die Gemeinderäte zu viele Fragen offen, weshalb der Vertrag nachgebessert werden musste. Dann folgte der Wechsel am Chefsessel im Gemeindeamt, Maria Zoffmann übernahm als Verhandlungspartnerin der Esterhazy Betriebe von Vorgänger Heinz Heidenreich. Daraufhin musste sich „die Neue“ erst in die Vertragsmaterie einlesen - und
beklagte erneut viele offene Fragen. Ziemlich genau ein Jahr später dann die Information an den Gemeinderat:
Pannatura habe einen Rückzieher gemacht und die Pläne auf Eis gelegt - aber nur für drei Tage. Dann kam man wieder am Verhandlungstisch zusammen.
Gestern folgte dann also der Vertragsabschluss. Nach zahlreichen Nachbesserungen und „zig“ Verhandlungsrunden mit Bürgermeisterin und Anwalt einerseits und Pannatura andererseits fand der nun vorliegende Deal eine Mehrheit im Gemeinderat: ÖVP und SPÖ stimmten dafür, BFG teils dafür, teils dagegen - die FLG enthielt sich beim entsprechenden Punkt (7) der Tagesordnung.
„Wir haben alle umstrittenen Punkte aus dem Weg geräumt“, freut sich die Ortschefin über den „Verhandlungserfolg“. Zuletzt waren zwar nur kleine, aber viele und wichtige Detailfragen offen: Wer bezahlt die Schneeräumung? Wer die Erschließung für Wasser, Strom, Kanal und co.?
Die Antwort: Esterhazy. „Die Gemeinde muss keinen Cent bezahlen“, betont Zoffmann stolz. Sogar die Anwaltskosten für die Vertragsverhandlungen übernehmen die Nachfolger der fürstlichen Domänenverwaltung. Die Bauaufsicht darf sich die Gemeinde aussuchen - die Rechnung geht an die „F.E. Familien-Privatstiftung Eisenstadt“.
Doch kein „Headquarter“, aber trotzdem satte Einnahmen für die Gemeinde
Diese ist - so laut Zoffmann die einzig größere Änderung im neuen Vertrag - nun der Vertragspartner der Gemeinde. Nicht, wie ursprünglich geplant, Pannatura selbst. Das weitverzweigte Esterhazy-Firmenkonstrukt macht es möglich: Der neue Vertragspartner, die F.E. Familien-Privatstiftung Eisenstadt, ist zu 20,7 Prozent Gesellschafter der Esterhazy Betriebe - der wiederum 100 Prozent der Pannatura GmbH gehören.
Zu Pannatura gehört auch die Esterhazy-Forstwirtschaft. Die Rechtsnachfolger der Fürsten-Dynastie sind immerhin größter privater Waldbesitzer Österreichs.
Foto: Pannatura/Tischler
Eine Lösung, mit der beide Seiten scheinbar gut leben können. Denn in der letzten Fassung des Vertrages, war nicht explizit vom Hauptsitz der Pannatura GmbH die Rede, was Skepsis bei den Gemeinderäten auslöste. Denn bei einer Außenstelle hätte die Gemeinde bei der Kommunalsteuer durch die Finger geschaut und quasi nur Nachteile gehabt: Einen verbauten Hausberg, den Föllig, dafür aber keine Einnahmen - und möglicherweise noch zusätzliche Ausgaben für Erschließung und Erhaltung. Mit der nun gefundenen Lösung sei aber „rechtlich garantiert“, dass die Abgaben für die „laut Esterhazy“ 45 künftigen Mitarbeiter am Standort Großhöflein an die Gemeinde fließen - nicht jedoch die gesamten Kommunalsteuern des
beachtlichen Pannatura-Imperiums.
Parkplatz kommt - aber wie groß?
Für den neuen Betriebssitz deutlich außerhalb des Siedlungsgebietes werden freilich auch Parkplätze benötigt. Bisher gibt es vor Ort keine, weshalb wohl gerodet werden muss. „Esterhazy hat aber betont, kein Interesse daran zu haben, dort unnötig viele Bäume zu fällen“, versichert die Bürgermeisterin: „Wie groß der Parkplatz wird, liegt nicht in unserer Hand. Hier ist die Raumplanung und somit das Land am Zug.“ Bei Umwidmungen außerhalb des Siedlungsgebietes sei man bei der Abteilung 2 des Landes aber ziemlich restriktiv und „gibt nur her, was wirklich dringend benötigt wird. Nicht mehr“, weiß auch Zoffmann.
Ziemlich weit weg vom Schlag wird der neue Pannatura-Firmensitz am Föllig errichtet.
Foto: google maps
ÖVP und SPÖ zufrieden mit Vertragsabschluss
Dass es nun trotz „schwerer Geburt“ eine „sehr gute Lösung gibt, ist schön und toll für Großhöflein“, erklärt die Bürgermeisterin stolz. „Ich habe viel Arbeit investiert, es waren unzählige Stunden Verhandlungen, Planungen und Diskussionen nötig - aber es hat sich ausgezahlt. Ich bin sehr froh, dass der Gemeinderat sich für den von uns ausgearbeiteten Vertrag ausgesprochen hat.“
Vize-Bürgermeister Dragan Kunkic ist ebenfalls zufrieden. Fotos: zVg
Foto: NOEN
"Wir freuen uns sehr, dass sich unsere Hartnäckigkeit seitens der SPÖ Großhöflein ausgezahlt hat und die Ansiedlung von Pannatura nun zu einem guten Ende gebracht werden kann“, freut sich auch Vize-Bürgermeister Dragan Kunkic über ein „tolles Projekt, das bereits unter SPÖ-Bürgermeister Heinz Heidenreich erfolgreich auf den Weg gebracht wurde." Dadurch enstehen nun zusätzliche Arbeitsplätze in und Steuereinnahmen für Großhöflein, so Kunkic.
Jagdschlössl war „kein Thema“
Bis es neben dem Jagdhaus auch für die Ruine des Esterhazy'schen Jagdschlössl am Föllig gibt, werden sich die Großhöfleiner aber noch gedulden müssen. Das Schlössl war nach den ersten Verhandlungen kein Thema mehr gewesen und habe auch keine Priorität.
Das Jagdschlössl war nach Runde eins nicht mehr Teil der Verhandlungen. Die Pläne zur Revitalisierung dürften wohl nicht mehr als eine Karotte vor der Nase gewesen sein - zumindest aber bleiben sie Zukunftsmusik.