Als Schausteller im ganzen Land unterwegs

josef

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Ein Leben für den Jahrmarkt und Lochkarten
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Alfred und Soraya Winkler sind mit ihren Karussellen, Kindereisenbahnen und Riesenrädern auf Jahrmärkten im ganzen Land unterwegs. Doch auch am festen Wohnsitz im Waldviertel lässt die beiden die Schaustellerei nicht los. In der Garage spielen historische Drehorgeln.
Online seit gestern, 17.32 Uhr
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Das Prunkstück der Sammlung ist eine Konzert-Drehorgel, Baujahr 1912, die in Düsseldorf (Deutschland) von den Gebrüdern Richter gebaut wurde. Das Musikinstrument ist so groß wie ein Wohnzimmerschrank und fix auf einem Anhänger montiert. „Weltweit gibt es nur mehr drei Exemplare dieser legendären Orgel“, erzählt Alfred Winkler stolz, „meine Richter-Orgel war lang im Besitz der Zirkusfamilie Althoff-Jakobi.“

In tausenden Arbeitsstunden wurde die 78-stufige Orgel wieder instandgesetzt. Dutzende Pfeifen, Glockenspiele, Trommeln und Blasbälge sowie einige bewegliche Figuren funktionieren jetzt wieder wie vor 100 Jahren. Ein Restaurator aus Tschechien, der normalerweise Kirchenaltäre macht, erneuerte die Fassade mit Blattgold.

Musik auf Lochkarten
Das einzige Teil, das nicht original ist, ist der Motor. Früher wurden die Orgeln mit der Handkurbel betrieben. Die Musikstücke sind auf Lochkarten gespeichert. Kleine Metallstifte reagieren auf die Löcher und setzten so die Mechanik in Gang, die die Musik erklingen lässt. „Ich besitze etwa 100 verschiedene Musikstücke“, erzählt Winkler, „da sind Weihnachtslieder ebenso dabei wie Schlager der 1950er- und 1960er-Jahre.“

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Das Prunkstück der Drehorgel-Sammlung wurde im Jahr 1912 gebaut und in tausenden Arbeitsstunden mühevoll restauriert

In Holland gibt es noch eine kleine Firma, die weiterhin aktuelle Musik auf Lochkarten für Drehorgeln überträgt. „Das sind aber nur mehr zwei oder drei Menschen, die dieses Handwerk beherrschen“, weiß Winkler.

Neben der Richter-Orgel stehen zwei weitere historische Drehorgeln in der Garage in Göpfritz an der Wild (Bezirk Zwettl). Eine besaß schon Alfred Winklers Vater: „Meine Vorfahren sind seit drei Generationen Schausteller. Sie waren mit Variete- und Zirkusvorstellungen unterwegs.“ Auch Soraya Winkler kommt aus einer Zirkusfamilie: „Bei mir sind es vier Generationen. Mein Mann hat mich sozusagen aus dem Zirkus gerettet. Das Leben als Schausteller auf den Jahrmärkten ist körperlich weniger anstrengend“, sagt Soraya Winkler.

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Fotos - Screenshots vom ORF-Video

Eltern und Kinder auf demselben Karussell
In den Ruhestand gehen ist für die beiden Schausteller keine Option. „Das Schönste an unserem Beruf ist, dass wir Kinder glücklich machen“, strahlen die Winklers, die seit Jahrzehnten mit ihren Karussellen, Kindereisenbahnen und Riesenrädern auf Jahrmärkten in Österreich unterwegs sind – vom Villacher Kirchtag bei zum Retzer Kürbisfest.

Der Leopoldimarkt in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) und der Adventmarkt im Alten AKH in Wien sind weitere fixe Stationen. „Im Alten AKH sind wir mit dem Ballonkarussell vertreten“, berichtet Alfred Winkler, „wenn wir mit dem Anhänger durch die engen Tore fahren, kommen schon die Kinder, winken und freuen sich, dass der Ballon wieder dabei ist.“

Soraya ergänzt: „Schön ist es auch, wenn Eltern oder Großeltern kommen und erzählen, dass sie selbst als Kinder schon auf den Pferden oder Motorrädern am Kinderkarussell gesessen sind. Kein Wunder, mein Mann ist ja schon seit mehr als 50 Jahren unterwegs.“
13.11.2023, Fabian Fessler, noe.ORF.at
Ein Leben für den Jahrmarkt und Lochkarten
 
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