„Südtiroler Siedlungen“ in Vorarlberg

josef

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Als die Südtiroler nach Vorarlberg kamen
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In Vorarlberg entstanden ab Ende 1939 sogenannte „Südtiroler Siedlungen“. In eilends errichteten Wohnungen sollten jene Menschen, die sich in Folge des Hitler-Mussolini-Abkommens zur Auswanderung aus Südtirol entschlossen hatten, angesiedelt werden. In Vorarlberg wurden neun solcher Siedlungen gebaut.
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Im Jahr 1939 stimmten 86,6 Prozent der wahlberechtigten Südtiroler Männer in einem erzwungenen Plebiszit für die „Option“, die Auswanderung ins Deutsche Reich. Von den rund 216.000 „Optanten“ verließen jedoch nur etwa 75.000 tatsächlich das Land. Die Umsiedlung, die im Nazi-Jargon als „völkische Flurbereinigung“ bezeichnet wurde, führte zur Errichtung von „Südtiroler Siedlungen“ in verschiedenen Teilen Österreichs. Insgesamt wurden in Österreich 49 Siedlungen errichtet, neun Siedlungen entstanden in Vorarlberg – die größte steht in Bludenz.

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Die Südtiroler Siedlung in Bludenz aus der Luft
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ORF Vorarlberg

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Wikipedia/Böhringer FriedrichCC BY 2.5ORF

Planung der Siedlungen noch vor dem Abkommen
Die Planung der Siedlungen begann in Vorarlberg bereits vor dem Abkommen von 1939 zwischen den Diktatoren Hitler und Mussolini, das die Südtiroler vor die Wahl stellte, entweder auf die deutsche Sprache zu verzichten oder ins Deutsche Reich auszuwandern.

Während in Tirol und Salzburg noch nach geeigneten Grundstücken gesucht wurde, waren in Vorarlberg bereits die ersten Wohnungen fertiggestellt. Diese Wohnprojekte sind das Erbe des 1994 verstorbenen Architekten Alois Jabrun, der als Chef der Vorarlberger Siedlungsgesellschaft (Vogewosi) Hunderte von Wohnungen in kürzester Zeit schuf.

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Stadtarchiv Bludenz
Südtiroler Siedlung in Bludenz
Stadtarchiv Bludenz
Kindergarten in der Südtiroler Siedlung in Bludenz

Stadtarchiv Bludenz
Südtiroler Siedlung in Bludenz

Oskar Spang, Stadtarchiv Bregenz
Südtirolersiedlung in Bregenz-Vorkloster

Vorarlberger Landesbibliothek
[Bregenz, Vorkloster, Kirche St. Gebhard, Südtirolersiedlung]

Stadtarchiv Bregenz
Südtirolersiedlung in Bregenz

Kriegsgefangene wurden eingesetzt
Mit dem Beginn des Krieges wurde der private Wohnungsbau eingestellt und alle Ressourcen wurden auf die Siedlungsprojekte konzentriert. Jabrun engagierte sowohl einheimische als auch deutsche Architekten und Baumeister für die Umsetzung der Projekte. Alle verfügbaren Arbeitskräfte seien gebündelt worden, unter anderem ab dem Jahre 40 auch zahlreiche französische Kriegsgefangene und französische Zivilarbeiter, so Historiker Meinrad Pichler.

„Die Nazis hatten uns versprochen…“
Die Reaktionen auf die neuen Siedlungen waren gemischt. Ein Bewohner der ersten Stunde, der 1940 mit seiner Familie in eine der ersten Wohnungen einzog, war enttäuscht. „Die Nazis hatten uns versprochen, dass wir Einfamilienhäuser bekommen und wir mussten plötzlich in einer Wohnung landen mit 55 Quadratmetern“, erinnert er sich. Trotz einiger Mängel, wie fehlender Wasseranschlüsse in den Badezimmern, waren die Wohnungen insgesamt jedoch angenehm zu bewohnen.

Das Erbe der Südtiroler Siedlungen
Noch immer gelten die Südtiroler Siedlungen als Vorzeigeprojekte für verdichteten Wohnbau. Ihr Erbauer Alois Jabrun ist jedoch aufgrund seiner dubiosen NS-Vergangenheit in Vergessenheit geraten. Trotz dieser Kontroverse bleibt sein Beitrag zur Architektur und Stadtplanung in Vorarlberg unbestritten und seine Siedlungen sind ein wichtiger Teil des kulturellen und historischen Erbes der Region.

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OpenStreetMap

Die in die Jahre gekommenen Gebäude werden nun nach und nach renoviert und restauriert. Unter anderem in Bludenz und Bregenz – mehr dazu in Südtiroler-Siedlung wird neu gebaut (vorarlberg.ORF.at).
26.11.2023, red, vorarlberg.ORF.at

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