Russland: Nahe Irkutsk in Sibirien soll globaler Datenspeicher entstehen

josef

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#1


En+ entdeckt Standortpotenzial neu

Die Menge an Daten, die rund um den Globus transportiert wird, nimmt täglich zu. Doch so virtuell diese Daten sind, so real müssen sie irgendwo gespeichert werden. Die Schwierigkeit: Ihre Lagerung verbraucht Unmengen an Energie. Indes produzieren die mächtigen Flüsse nahe Irkutsk in Sibirien jedes Jahr einen Überschuss an Strom, den der russische Konzern En+ unter dem Großindustriellen Oleg Deripaska zu Geld machen will: Mit Hilfe von Wasserkraft und der Kälte Sibiriens startet ein Pilotversuch in einem zukunftsträchtigen Wirtschaftszweig - im Lagern riesiger, digitaler Datenspeicher.

Pilotprojekt „Clouds of Siberia“ startet
In Irkutsk im südlichen Sibirien hat der russische Energie- und Aluminiumerzeuger En+ mit dem natürlichen Kühlen von Computerservern einen neuen Wirtschaftszweig eröffnet. Niedrige Temperaturen und billiger Strom aus Wasserkraft sollen so zum enormen Standortvorteil für Rechenzentren werden - und somit auch für die russische Wirtschaft.

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Denn Russlands Präsident Wladimir Putin will sein Land auch im digitalen Zeitalter wirtschaftlich vorantreiben. Die Menge an Daten, die der russische Staat und die Firmen im Land zu verwalten haben, sei enorm, wie das „Wall Street Journal“ („WSJ“) kürzlich berichtete. Das Energieunternehmen En+, unter der Leitung des Großunternehmers Oleg Deripaska, griff nun den Bedarf an Datenspeicherung mit dem Projekt „Clouds of Siberia“ auf.


APA/ORF.at

Günstiger Strom soll Käufer anlocken
Üblicherweise würden Datenspeicher nahe ihrer Nachfragequelle errichtet, so das „WSJ“, doch immer schnellere Netzwerke und die wachsende IT-Industrie verleiteten Firmen dazu, unkonventionellere Standorte in Erwägung zu ziehen. Denn Kühlsysteme, die für die Aufbewahrung von Servern notwendig sind, sind energieintensiv und teuer. Computerserver selbst produzieren aber sehr viel Wärme, weshalb eine niedrige Außentemperatur optimal für ihre Lagerung ist.

Noch ist das Rechenzentrum in Irkutsk klein, in zwei Schiffscontainern werden zurzeit acht Regale mit Servern aufbewahrt - doch möglicherweise nicht mehr lange, denn der Strom in Irkutsk koste, umgerechnet in Euro, nicht einmal einen Cent pro Kilowattstunde.

Mehr Strom verfügbar als genutzt
Der Energiegigant En+ generiert rund acht Prozent des elektrischen Stroms in Russland. Vier große Wasserkraftwerke an den Flüssen Angara und Jenissei sind die wichtigsten Betriebe. Errichtet wurden sie während der 1950er Jahre, um die Aluminiumindustrie in Sibirien aufzubauen. Doch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sank die Nachfrage an Strom stark.

„Es gibt nicht viele Investoren, obwohl es so billig ist“, sagte Michail Kamenev, Vizedirektor des Krasnojarsk-Kraftwerks am Jenissei, gegenüber dem „WSJ“. Zur Zeit des Interviews liefen nur fünf der zwölf Generatoren der Anlage. Die Werke seien in der Lage, rund doppelt so viel Energie zu erzeugen, wie derzeit benötigt wird. Die Wasserkraft des mächtigen Flusses ist also noch lange nicht ausgeschöpft - genügend billiger Strom bleibe ungenützt, den der Konzern zu Geld machen wolle.


Reuters/Ilya Naymushin
Das Wasserkraftwerk Krasnojarsk am Fluss Jenissei produziert jedes Jahr einen Überschuss an Strom

Vorteil mit Temperatur und Infrastruktur
Die jährliche Durchschnittstemperatur in Irkutsk liegt knapp über dem Gefrierpunkt. Sogar in milden Sommern biete der Baikalsee, der größte Süßwassersee der Welt, optimale Voraussetzungen für Kühlsysteme, so Aleksandr Sgrebny, Vorstand des Rechenzentrums von En+. Die nötige Infrastruktur für „Clouds of Siberia“ sei demnach naturgegeben. Aus diesem Grund würde En+ um 25 bis 40 Prozent weniger Kosten verursachen als vergleichbare Anbieter in Moskau, wo sowohl Land als auch Elektrizität teurer sind.

China als möglicher Investor
Um dem schlechten Ruf der russischen IT-Industrie entgegenzuwirken - russische Hacker sind häufig für Cyberangriffe in der ganzen Welt verantwortlich - wirbt das Datenspeicherzentrum mit einem hohen Standard an Verlässlichkeit: En+ verfüge über die international zweitbeste Bewertung für Netzwerksicherheit. Das Unternehmen sei daher bereits in Gesprächen mit Firmen aus China, Südkorea und Japan, ihre Rechenzentren nach Irkutsk zu verlagern. In der Tat würde eine Verbindung zum wachsenden chinesischen Markt der russischen Wirtschaftsstrategie entgegenkommen, Güter und Dienstleistungen ins Nachbarland zu exportieren, so das „WSJ“. Inmitten der Spannungen mit westlichen Ländern begrüße Russland es durchaus, China wirtschaftlich etwas mehr an sich zu binden.

Großes Potenzial in Massendatenspeicherung
Sgrebny sagte dem „WSJ“, das Unternehmen sei vor allem im Gespräch mit Finanz- und Forschungsinstitutionen sowie Bitcoin-Miner, die aufgrund der enormen Datenmenge besonders leistungsstarke Server benötigen. Das Potenzial sei sogar derart groß, dass die Firma bereits daran denke, an die Börse zu gehen.

Große, lokale Betriebe seien bereits Kunden, so Sgrebny. Sie würden dem Rechenzentrum den nötigen Schwung verschaffen, um weitere Märkte zu erreichen - und diese Annahme scheint naheliegend: Das geplante Anti-Terror-Gesetz in Russland verpflichtet Telekommunikationsunternehmen ab nächstem Jahr Internettraffic und Telefongespräche für sechs Monate zu speichern. Maxim Sokov, Generaldirektor von En+, sieht in dem neuen Gesetz einen enormen Vorteil für das Unternehmen: Russland schaffe sich seine eigene Nachfrage.


APA/AFP/Olga Maltseva
Oleg Deripaska startete mit seiner En+-Gruppe das Pilotprojekt „Clouds of Siberia“

En+-Präsident in Österreich bekannt
Deripaska ist einer der wichtigsten Großunternehmer Russlands. Unter seiner Hand wurden mehrere olympische Anlagen für die Winterspiele 2014 in Sotschi erbaut und renoviert. Die Gesamtinvestitionen betrugen über 1,4 Milliarden US-Dollar. Vor der Finanzkrise besaß Deripaska außerdem 25 Prozent der österreichischen STRABAG, die er anschließend wieder verkaufen musste. Im Jahr 2010 erwarb er erneut einen Anteil des Bauunternehmens. Mit „Clouds of Siberia“ will die Deripaska-Gruppe einen neuen Bereich der Informationstechnologie erschließen.

Mit nachhaltiger IT in die Zukunft
Dass dieser Wirtschaftszweig durchaus zukunftsweisend ist, zeigt auch ein Beispiel aus Deutschland: Die rund 52.000 Rechenzentren verbrauchten im Jahr 2011 etwa 9,7 Terawattstunden Strom, wovon ungefähr 50 Prozent durch die Kühlung von Computern verursacht wurden. Damit die Wärme, die bei der Inbetriebnahme von Servern entsteht, nicht ungenützt bleibt, entwickelten Techniker eine Methode zur Steigerung der Energieeffizienz. Denn die entstehende Abwärme kann mit Großwärmepumpen genutzt und die gewonnene Energie anschließend in Nah- und Fernwärmenetze von Städten eingespeist werden. 2017 wurde diese Idee bereits in Rechenzentren in Stockholm und Helsinki erfolgreich in die Tat umgesetzt.

Links:
chvo, ORF.at/Agenturen, Publiziert am 29.10.2017
http://orf.at/stories/2407464/2407492/
 

Varga

Mann aus den Bergen
Mitarbeiter
#2
Der Westen, und vermutlich auch China wird bei Putin sicher keine Daten lagern.

Gruss
Varga

NB: Ich glaube, dass so ein Artikel nicht zum Forum passt.
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#3
NB: Ich glaube, dass so ein Artikel nicht zum Forum passt.
Du musst es ja nicht lesen... (GRINS; WEGDUCK)
Gedanklich von mir als Fortsetzung
- der "nationalen" Datenspeicher" in der ehemaligen UTA "Syenit" in Kapfenberg bzw. des Projektes im Wiener Flakturm Ausgarten...
- des "europäischen Datenspeichers" im Bereich der U-Anlagen des ÖBH/Regierungsbunker in St.Johann....
- nun eine GLOBALE EINRICHTUNG in Sibirien durch den in Österreich nicht unbekannten Oligarchen Deripaska...

lg
josef
 
#6
Es ist vollkommen egal wo ich meine Daten speichere wenn ich die vorher verschlüssle. Ich wollte eigentlich auch nicht politisch werden aber eins kann ich mir leider nicht verkneifen. Würde meine Daten lieber den Russen anvertrauen als dem "Wertewesten".
 
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