Zeitgeschichte Museum "Hackerhaus" Bad Erlach

josef

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„Hackerhaus“ ist Zentrum der Erinnerung
In Bad Erlach (Bezirk Wiener Neustadt) wird das Schicksal der jüdischen Bevölkerung der Region aufgearbeitet. Dazu hat die Gemeinde aus dem ehemaligen Haus einer jüdischen Familie ein Museum für Zeitgeschichte gemacht.
Mitten in Bad Erlach in der Buckligen Welt (Bezirk Wiener Neustadt) liegt das „Hackerhaus“, das von der Gemeinde gekauft, renoviert und nun als Museum für Zeitgeschichte eröffnet wurde. Ein authentischer Ort, denn es war das Haus mit Greißlerei und Textilgeschäft der jüdischen Familie Theresia und Max Hacker.

Im „Hackerhaus“ wird nicht nur an ihr Leben und Schicksal erinnert, sondern auch an die Geschichte aller Jüdinnen und Juden in der Region Bucklige Welt-Wechselland. Und die gleicht sich leider auf schreckliche Weise. Auch die Familie von Theresia und Max Hacker wurde deportiert und ermordet, nur ein Sohn konnte sich retten und in Israel eine neue Existenz aufbauen.


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Im Hackerhaus bekommen Besucherinnen und Besucher einen detailliert aufgearbeiteten Eindruck der jüdischen Familie Hacker

Ein Haus im Zeichen der ehemaligen Eigentümer
Das Haus wurde zwangsenteignet, genauso wie das Eigentum anderer Jüdinnen und Juden in der Region ab 1938. Die Familien wurden deportiert und ein Großteil ermordet. Davor gab es kaum Unterschiede im Zusammenleben der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung, erzählt Museumsleiter Benedikt Wallner. Die einen gingen in die Synagoge und die anderen in die Kirche, aber man pflegte gleiche Freundschaften, hatte gleiche Berufe, war verhaftet im Leben in der Buckligen Welt und im Wechselland.

Auch das Leben von entfernten Verwandten der Hausbesitzer wird im Museum aufbereitet. Simon Hacker etwa war Weinhändler und Gründer der Synagoge von Bad Erlach. Die Erkenntnisse im Museum beruhen auf einer gemeinsamen Initiative und einem Forschungsprojekt samt Buch in mehr als 20 Gemeinden der gesamten Region.


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Die Ausstellung dokumentiert das jüdische Leben vor und während des Zweiten Weltkriegs

Multimediale Aufarbeitung des jüdischen Landlebens
Was die Ausstellung ganz besonders auszeichnet, ist auch, dass erstmals das jüdische Leben am Land ausführlich dokumentiert wird - der Alltag, die Freundschaften und Berufe, angefangen vom 19. Jahrhundert bis hin zur Vernichtung in der Shoah. Mit multimedialen Mitteln geschickt aufbereitet, wird auch über jüdische Kultur, Religion und die Geschichten einzelner Menschen und Synagogen im Gebiet informiert - auch mithilfe von berührenden Zeitzeugenberichten und Nachkommen etwa in Hörbüchern und Videos.

Hans Rädler, Bürgermeister von Bad Erlach (ÖVP), der das Projekt und das Museum im Hackerhaus initiierte, spricht von einer großen Notwendigkeit, sich zu erinnern. Jetzt sei die richtige Zeit dafür, weil sich auch noch manche Zeitzeugen gefunden hätten, die bereit waren über die traurige Vergangenheit zu sprechen. Das Thema bewusst zu machen, sich der Verantwortung und Wahrheit zu stellen, ohne zu beschönigen, sei das Ziel. Trotz anfänglicher Skepsis werde das Projekt nun gut in der Gemeinde aufgenommen, heißt es. Mit den ersten Besucherzahlen sei man sehr zufrieden, so Rädler.


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In diesem Raum des Hackerhauses sind die Jüdinnen und Juden der gesamten Region mit Namen, Geburtstag und Sterbedatum abgebildet

„Hackerhaus“ zeigt wechselnde Ausstellungen
Die Gemeinde Bad Erlach realisierte mit dem Museum für Zeitgeschichte ein mutiges und sensibles Projekt. Besonders berührend ist, wie in einem Raum der Dauerausstellung an die einstigen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger erinnert wird. Genannt wird jeder Name, jedes Leben, jeder Tod. Bei Sonderausstellungen werden in den nächsten Jahren auch andere Themen aus der Geschichte der Region umgesetzt.

Sabine Daxberger, noe.ORF.at

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Publiziert am 29.05.2019
„Hackerhaus“ ist Zentrum der Erinnerung
 
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