Wiener Neustadt - Feldflugplatz im Föhrenwald ???

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PapaBär

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#1
Hallo

Im Buch von F.Brettner (Die letzten Kämpfe des 2. Weltkrieges im südlichen Niederösterreich / Kriegsschule Wr. Neustadt) steht auf Seite 37 "So schlichen wir durch den Föhrenwald bis wir an eine schnurgerade Strasse kamen..... Nach einem kurzen Waldstück überquerten wir dann eine parallel zu Strasse verlaufende Eisenbahnlinie um nach einiger Zeit mitten im Wald auf einen Feldflugplatz zu kommen."
Hat wer mehr Infos darüber. Bin über jede Hilfe Dankbar.

lg PapaBär
 
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josef

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#2
Föhrenwald Bereich NW heutiger AB-Knoten WN

Rekonstruktion des ungefähren Vorgehens des "Fahnenjunker-Spähtrupps" lt. Beschreibung im "Brettner-Buch" S. 35 - 37:

Ausgangspunkt Bereich Leitha bei Lanzenkirchen.
Marschrichtung NW zur B17 und Südbahn => schnurgerade Straße mit endlosen Kolonnen sowjetischer Soldaten, Querung der Straße und Südbahn => nach einem kurzen Waldstück überquerten wir die parallel zur Straße verlaufende Eisenbahnlinie um nach einiger Zeit mitten im Wald auf einen Feldflugplatz zu kommen. Dort standen noch einige deutsche Kampfflugzeuge, Bombenstapeln und verschiedene Gegenstände lagen herum - dürfte in etwa knapp südlich heutiger AB-Knoten WN gewesen sein und der "Feldflugplatz" war mit Sicherheit die Erweiterungsfläche des Luftparks WN! Der Nordteil des Föhrenwaldes wurde auch als Auflockerungsfläche zur Hinterstellung von Flugzeugen genutzt, welche dort in einer ausgelagerten Feldwerft repariert wurden, bzw. wurden große Materialmengen vom eigentlichen Luftparkglände in Wöllersdorf dorthin großflächig verlagert.

Siehe dazu => http://www.geheimprojekte.at/t_wnlp.html

weiters Indiz => dann kamen wir zu einem verlassenen Verpflegslager der Luftwaffe
Dann: => Der Weitermarsch führte uns zwischen Flugplatz und Bad Fischau in die Berge oberhalb...bis nach Dreistetten, d.h., es ging in etwa entlang der Trasse der A2 weiter und vor Feuerwerksanstalt links hoch in die Berge...

GE-Bild mit ungefähren Weg des Spähtrupps lt. Beschreibung im Buch,
GELB: Fliegerhorst WN und Luftparkgelände
ROSA: Verlagerungs- u. Erweiterungsbereich Luftpark im Föhrenwald
BLAU: Mun-Anlagen St. Egyden
GRÜN: WNF

Die einzelnen Bereiche sind nur ungefähr eingezeichnet!
 

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PapaBär

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#3
:danke Danke Josef, für die rasche und Antwort und für die Arbeit die Du Dir angetan hast. Werde mal ein wenig Wandern gehn. :D :D

lg PapaBär
 

josef

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#4
Teilverlagerung Luftpark 1./XVII und Werft 1.XVII

Ergänzend zu meinem Bericht über den "Luftpark Wiener Neustadt 1./XVII" bei www.geheimprojekte.at (Link siehe Bericht #2) aus dem Jahre 2001 nun kurze Textauszüge aus dem 1.128 Seiten umfassenden Werk von:
Markus Reisner;
Bomben auf Wiener Neustadt - Die Zerstörung eines der wichtigsten Rüstungszentren des Deutschen Reiches - Der Luftkrieg über der "Allzeit Getreuen" von 1943 bis 1945;
Eigenverlag Mag. Markus Reisner, Gesamtherstellung Gutenberg Druck,
Wiener Neustadt 2006
ISBN-10: 3-200-00649-8; ISBN-13: 978-3-200-00649-2
Auszug aus Kapitel zum Luftpark 1./XVII und zur Werft 1./XVII
Nach dem Beginn der Bombenangriffe im Spätsommer und Herbst 1943, wurde im Föhrenwald ostwärts von Weikersdorf bis Saubersdorf eine Waldwerft eingerichtet, um die Werft 1./XVII bzw. später die Werftabteilung 5./XVII aus dem unmittelbaren Bereich des Flugplatzes verlegen zu können. Ab Anfang 1944 zogen Teile der Werft 5./XVII im Föhrenwald unter. In eigenen, gegen Fliegersicht getarnten, Tiefbaracken wurden Werkstätten und Depots eingerichtet. Zusätzlich verband eine Schmalspurbahn die Anlagen im Föhrenwald mit dem Luftparkgelände. An der Schneebergbahn selbst wurde eine eigene Station errichtet. Nach der Zerstörung des Luftparks durch den amerikanischen Luftangriff vom 29. Mai 1944, war vor allem diese Waldwerft bis Ende des Krieges von großer Bedeutung für die in Wiener Neustadt stationierten Luftwaffenverbände. Eine Rollbahn, heute wohl vergleichbar mit einem sogenannten „Taxiway“, führte von der Waldwerft quer über die Fischauerstraße zum Fliegerhorst. Im Bereich der Waldwerft und des dortigen großen Föhrenwaldes, im kleinen Föhrenwald beim Luftpark an der Fischauerstraße, sowie an den nördlichen Flugplatzrändern des FlhWNW (Anmerkung => Fliegerhorst WN-West) wurden Abstellplätze zur Auflockerung der am Fliegerhorst abgestellten Flugzeuge eingerichtet. Bei Luftwarnung, d.h. bei einem drohenden Bombenangriff oder bei Einflug starker Kampfverbände in den Wiener Raum, wichen die Flugzeuge der in Wiener Neustadt liegenden Einsatz- und Schulverbände mit ihren Maschinen in diese Föhrenwälder aus, indem sie mit laufenden Motoren entlang des „Taxiways“ in den Wald gerollt wurden. Mit zunehmenden Treibstoffmangel wurden die Flugzeuge, wenn sie bewegt werden mussten, jedoch oft nur mehr gezogen. Als Zugmittel für die Flugzeuge wurden – soweit vorhanden – Traktoren und gegen Ende des Krieges zunehmend auch Ochsengespanne eingesetzt.
Soweit Textauszug Seiten 84 – 85

Auch im Kapitel zum Luftangriff vom 29.05.1944 wird das Thema nochmals kurz behandelt:
Trotz der Zerstörung der Fliegerhorstanlagen im Südosten und Nordwesten des FlhWNW, darunter Teilen der Werftanlagen der Werftabteilung 5./XVII (vormals 1./XVII) im Bereich des Luftparks und der nach dem Angriff durchgeführten teilweisen großräumigen Verlagerung der Ersatzteillager aus dem Luftpark 1./XVII, erreichte die zukünftig im Föhrenwald bei Weikersdorf untergebrachte Werftabteilung 5./XVII schon nach kurzer Zeit wieder eine überaus hohe Leistungskapazität. Dies war sicher auch auf die bereits schon im Herbst 1943 erfolgte erstmalige Verlagerung von Teilen der Werft in den Föhrenwald zurückzuführen. Diese Waldwerft hatte bis jetzt alle Luftangriffe völlig unbeschadet überstanden. Neben der Waldwerft wurde auch in den teilweise zerstörten Werftanlagen des FlhWNW wieder ein provisorischer Betrieb aufgenommen.
Soweit ein Textauszug der Seiten 732 – 733.
(Textauszüge ohne Fußnoten zu div. Quellenhinweisen)
lg
josef
 

josef

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#5
Verlagerungsbereich - Lubi v. 02.04.1945

Auf den mir von "geschichtsspurenen.de"-User @Imme in dankenswerter Weise übermittelten Lubi ist auch der hier in mehreren Beiträgen beschriebene Verlagerungsbereich in den Föhrenwäldern sichtbar:

Vergrößerter Ausschnitt des Lubi v. 02.04.45 vom SW-Bereich WN:

KREIS ROT => ca. Bereich der Verlagerungen im Föhrenwald.
ROT => Rollweg vom Fliegerhorst nach S zur Waldwerft bzw. Abstellflächen im Föhrenwald.
SCHWARZ => Bahnanlagen, deutlich erkennbar die damals weiter Richtung St.Egyden (Neunkirchen) reichenden Gleisanlagen des nach den Kriegszerstörungen nicht mehr aufgebauten Vor- bzw. Einfahrbahnhofes zum Verschiebe- (Rangier-) Bhf. WN.
GELB => ungefährer Verlauf der Feldbahn vom Luftpark ins Verlagerungsgelände.
VIOLETT => Bautrasse der RAB (heutige "Südautobahn A2".

Bildquelle: Luftbilddatenbank Dr. Carls bzw. gechichtsspuren.de-User @Imme
 

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