Wie finde ich Lostplaces?

#1
Da hier und da auch mal die Frage aufkommt, "wie finde ich" einen Lostplace, oder "suche Lostplace", will ich gerne mal meinen Input dazu geben und ein wenig Hilfe anbieten.

1. Man benutzt online Suchmaschinen wie "google" - ABER Suchbefehle wie "lostplace wien" usw, sehe ich hier fehl am Platz und der falsche Ansatz. Ziel soll es ja sein, Berichte zu finden wo dokumentiert ist, dass "etwas" "geschlossen", "verlassen" oder "Konkurs" gegangen ist usw.
Die Ideen sind hier grenzenlos und du solltest dich auf eine Art "Einrichtung" spezialisieren, was du finden möchtest. Sei es ein Gasthaus, Krankenhaus, Fabrik etc.
>Fangen wir nun mal an, suchen wir als Beispiel ein zugesperrtes Gastaus - suchtags: "gasthof zugesperrt noen" (ACHTUNG: heißt aber nicht das jeder gefundene Beitrag hier gleich ein Lostplace ist, es gilt weiter zu recherchieren)
Meist werden so Infos in Onlinenachrichten, Lokalnachrichten auch verbreitet. Je mehr Online-Medien man kennt, um so mehr ist man im Vorteil.
> Nächster Schritt, Beiträge lesen und gezielt über das gewünschte weiter recherchieren, ehemalige Adresse usw. Google maps Ansicht checken.
Schließlich will man nicht in ein Gebäude was dennoch noch bewohnt ist oder betrieben wird.
> Postkasten, ist dieser vor Ort überfüllt?
> möglicherweise auch Leute im Dorf bei antreffen fragen, ob es dieses Gasthaus noch gibt (in diesem Beispiel)
> Insolvenzregister vl durchsuchen: Insolvenzen | KSV1870

2. Stichwort "Denkmalschutz"
> wikipedia bietet hier oft pro Dorf/Stadt eine Art Register, welche Gebäude schon unter Denkmalschutz gefallen sind
Hier aber gewissenhaft vorgehen und auch prüfen ob dies schon in eine Ruine verkommt oder aktuell dennoch noch unter Aufsicht steht

3. "google maps" + "google earth" + "bing maps"(verfügt über andere Aufnahmen als google)
> Google maps sehe ich als Werkzeug nr1 eines Urbexers. Geschulte Augen, finden hier binnen 5-10min sicher "verdächtige" Gebäude.
Zu beachten gibt es hier: Dächer, Überwucherungen etc. > gegebenfalls dann in die Street view wechseln und analysieren.
Mit Erfahrung findet man hier die meisten LP.

4. "opentopomap"
> Topografische Karten bieten Hinweise auf Höhlen, Bunker etc. - AUCH Gebäude kann man hier finden, die auf google maps zbsp nicht ersichtlich sind. Ist zbp eine Art Gebäude von Wald schon bei google maps so überwuchert, "könnte" man in der topografischen Karte dennoch dieses Gebäude eingezeichnet finden.
Hier zbsp geoland.at oder OpenTopoMap - Topographische Karten aus OpenStreetMap

5. "Katasterkarte"
> Hier könnte man prüfen, wie weit ein Grundstück geht, worauf ein verlassenes Gebäude steht. Auch Änderungen im Grundbuch sind hier ersichtlich. (Schließlich will man ja nicht schon Nachbars Garten herumstreifen) - auch womögliche Wege um das Gebäude zu erreichen lassen sich von hier aus gut koordinieren.
Österreichischer Kataster

6. "arcanum"
> Hier schlummert zwar älteres Kartenmaterial, dennoch je nach dem wonach man sucht/ könnte es interessant sein.
Arcanum Karten - Das Portal für Historische Karten

7. Seiten über alte Postkarten
>Das Internet verfügt auch über Seiten alter Postkarten. Gerne wurde mal aus einem alten Hotel oder eine Kuranstalt eine Karte gesendet.
Weiter geht es dann mit der Recherche, ob es diese Einrichtung noch gibt bzw wo diese genau ist... etc.

8. "google lens"
Surft man einfach durchs Internet nach Idealen dieses Hobbies und liest hier oder da einen Beitrag oder sieht Beträge, kann es durchaus Sinn machen "google lens" einzusetzen. Gefundenes Bild einer Location speichern und neu der Suchmaschine zur Suche stellen.

9. "Beiträge in Foren oder Social Media"
Viele posten natürlich ihre gefundenen Location, was ich auch sehr begrüße.
Rein theoretisch - wenn man wirklich gelernt hat Informationen zu filtern und damit umzugehen, "könnte" man es in wenigen Fällen auch schaffen, gezeigte Locations selber auszumachen.
Poste also keinesfalls ein Foto von vorne mit Hausnr, wenn du deine gefundene Location für dich behalten willst.
Betrachtet man ein Fotos der anderen Urbexers, sieht man hier und da vl auch viele kleine Details.
> Kalender an der Wand
> alte fotografierte Zeitungen(geben vl Hinweis auf Umkeis/ Bezirk etc)
> alte fotografierte Fotos> vl hier auch mit Google Lens arbeiten
> je besser die Auflösung Fotos der gezeigten Location, um so idealer die Auswertung bestenfalls.
etc.
etc.

Bei Punkt9 hier, gehe ich nicht weiter ins Detail. Erfordert natürlich sehr viel Hirnschmalz und Erfahrung und noch mehr Geduld/Zeit.


10. "Übermut tut selten gut"
Weiter zu erwähnen gibt es natürlich auch, Risiken abzuschätzen zu können.
> Bekommst du einen LP von einer Quelle zugesteckt, heißt das auch noch lange nicht, das du zu deinem Zeitpunkt auch problemlos betreten kannst oder darfst - und in diesem Sinne dann noch ein Lostplace ist.
Das Grundstück kann auch einen neuen Besitzer haben, Kleinigkeiten sind schon in Sanierung etc. - es gilt auf jede noch so Kleinigkeit zu achten.
> Hat das Gebäude noch Strom? (Kommt natürlich auch vor bei einem LP - aber eher untypisch)
> Bäume/Hecken geschnitten? / Überwachungskameras? (IP Cams / Wildkameras etc) - bei abgelegenen LP kann es durchaus Sinn machen, mal das WLAN abzuckecken.(Im Dorf/Stadt macht es klar wenig Sinn)
> Fingerabdrücke > man kann gerne mal Handschuhe tragen
> Zutritt gut durchdenken. Nachbars Fenster sind in Sichtweite? Bei Nacht eher nur abgelegene LP machen, da jedes Licht einer Taschenlampe auch auf Einbrecher hinweist.
> Auto vor der Tür parken .... nun ja, kann man machen/ würde ich nicht raten
> was tun, wenn man sich in einem LP befindet und andere Personen sind eingetroffen?
Grundsätzlich halte ich(persönlich) es nicht für Sinnvoll sofort in Kontakt zu treten - dies ist hier nur meine Meinung und Erfahrung. Es hat sich bewährt, "unterzutauchen" und die Zeit abzuwarten, bis die Luft wieder rein ist. Flucht ist immer abzuschätzen.


11. "Geocaching" - Diverse online Webcaches...
Auch in betracht kann man Internetseiten nehmen, wo man auch "durch lösen von Rätsel" an diverse Lostplaces kommt.
Klar dürfte hier sein, dass jene Orte schon einige Besucher hatten. (danke hier für den Hinweis an nachtmensch.31879)




Ich sehe es grundsätzlich so:
"Man erforscht einen Lostplace wie ein Geist" - und verschwindet in diesem Sinne dann auch wieder - ohne Anzeichen zu hinterlassen.


Ich werde diesen Beitrag auf Wunsch gerne laufend updaten. Dies sollte jedoch schon einigen Neulingen sehr helfen.
Auch bin ich für feedback zu meinen Ansätzen sehr gespannt.
 
Zuletzt bearbeitet:
#6
Ich habe viel Spaß daran die Locations zu finden, die online gezeigt werden.

Bild/Video aufmerksam anschauen
Textrecherche / Bildersuche / div Kartendieste und "Streetview" nutzen
Sachen, die man mal wo mitgelesen hat einmischen

und oft dauert es nicht lang und man hat es ;)
 
#7
Jeder fängt mal klein an und muss sich die Erfahrungen erst erarbeiten, Einsteiger werden sich mit Googlemaps oder historischen Karten schwer tun.
Sicher nicht der eleganteste Weg kann über diverse Apps sein, oder kleineren Youtube Kanälen zum Thema.
Über Geocaching hatte ich auch schon viele Locations gefunden die nirgends mehr verzeichnet sind.

Zwar lassen sich so nur noch abgelutschte Locations finden, dafür kann man auch mal Spontan und Flexibel ins Abenteuer starten
 
#8
Jeder fängt mal klein an und muss sich die Erfahrungen erst erarbeiten, Einsteiger werden sich mit Googlemaps oder historischen Karten schwer tun.
Sicher nicht der eleganteste Weg kann über diverse Apps sein, oder kleineren Youtube Kanälen zum Thema.
Über Geocaching hatte ich auch schon viele Locations gefunden die nirgends mehr verzeichnet sind.

Zwar lassen sich so nur noch abgelutschte Locations finden, dafür kann man auch mal Spontan und Flexibel ins Abenteuer starten

vielen Dank für den Hinweis, hab dies auch zu meinen Notizen hinzugefügt.
 

struwwelpeter

Well-Known Member
#9
Gut gemacht! :)

Unter Insolvenzen/KSV1870 wäre noch die Ediktsdatei hinzuzufügen.
Mit der kann man z.B. pro Bundesland Versteigerungen und deren Schätzgutachten ansehen.
So ca. 5x pro Jahr (z.B. NÖ) sind dort Messie-Wohnungen (Fotos!) zu versteigern, welche schon jahrelang leer stehen.
Und man kann sie dann auch offiziell beim Besichtigungstermin ansehen - allerdings sollte man seriös aussehen und nicht mit Tarnkleidung erscheinen.

Für Profis sind Objekte im Ausland interessant - wie es z.B. @bunkerratte mittels Familienausflug in Tschechien durchführt.
Da reicht es auch schon, mit dem Auto durch die Straßen zu fahren......
Allerdings denke ich da an die ehemals sudetendeutschen Gebiete zur polnischen Grenze-oder über der Grenze in Polen.
Aber da braucht man schon lokale Sprache und wirkliches Interesse, weil Distanzen sind weit.
Ich habe mir damals das Eulengebirge angesehen.
In Rumänien wiederum findet man gigantische Großprojekte - aber dort sind die verwilderten Hunde das Problem.

Zusatzinformationen liefert auch Anno
 
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