Weberei-Felixdorf

#23
Hallo,

bin zufällig in das Forum gekommen bei der Suche nach Fotos von der Pottendorfer Werberei und Färberei.
Ich habe damals in den 80er´n dort meine Lehre absolviert und würde mich über Fotos sehr freuen.
 

wolfsgeist

Well-Known Member
#24
Ist dieses Weberei-Gebäude mit dem Schlot eigentlich auch gleichzeitig die "Engelmühle", welche angeblich bald abgerissen wird?

In Felixdorf an der Südbahn wiederum steht noch das ruinöse Gebäude, in dem mehr als 2.000 ungarische Juden auf grausamste Weise zu Tode kamen - etwa zehnmal so viele wie in Rechnitz. Anstelle einer Gedenkstätte ist ein Immobilienprojekt geplant, ...

Im Bauwerk der Engelmühle in Felixdorf hätte man auch heute noch eine Chance.
Wiens Museen und die Politik: HGM: Der Zweite Weltkrieg verschwindet
 

josef

Administrator
Mitarbeiter
#25
Ist dieses Weberei-Gebäude mit dem Schlot eigentlich auch gleichzeitig die "Engelmühle", welche angeblich bald abgerissen wird?
Da die Objekte der Engelmühle lt. Vorbeiträgen abgerissen werden, kann man die Lage bekanntgeben:

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Auszug aus dem Gradkartenblatt Zone 14, Colonne XIV. Section b4, Unter Director Major Josef Vergeiner (51. Inft. Rgts), 1873; [K.u.k. Militärgeographisches Institut]

Engelmühle:
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand auf dem Heidegrund, auf dem später Felixdorf durch Felix Franz Anton Mießl, seit 1836 Edler von Treuenstadt, gegründet wurde, bloß eine Mühle einfachster Art. Es handelte sich um eine einfache Holzhütte, in der das Radwerk und ein Teil des Mühlwerks untergebracht waren. Ein kleines Wohngebäude komplettierte die Einrichtung. Im Jahre 1822 erwarb der Müllner Johann Frauendorfer mit seiner Gattin Anna dieses Anwesen. Die große und wesentliche Veränderung des Mühlenkomplexes erfolgte aber erst im Jahre 1863. Marcus Seiser, der aus einer angesehenen steirischen Müllerdynastie abstammte, erwarb später dieses Anwesen. Die Familie Seiser zog gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Wiener Neustadt und erwarb viele Mühlen im Umland. Die wohl bekannteste Mühle dieser Dynastie ist die Marktmühle in Piesting.

Aus dem Eigentum von Marcus Seiser ging diese Kunstmühle an Julius Engel über. Er war sozialdemokratischer Gemeinderat in Felixdorf und zwischen 1922 und 1924 auch Bürgermeister. Später wurde die Mühle stillgelegt, stand viele Jahre ungenutzt und verfiel. Gegen Ende des Jahres 1944 wurde die Engelmühle als Durchgangslager eingerichtet. Viele der im November und Dezember 1944 zum „Südostwall“ verschleppten Jüdinnen und Juden waren den schweren Schanzarbeiten nicht gewachsen. Vor allem die Budapester Jüdinnen, die in Todesmärschen zur Grenze getrieben worden waren, erwiesen sich als ungeeignet für diesen Arbeitseinsatz. Der Großteil von ihnen wurde daher schon bald in Konzentrationslager überstellt. Da sich diese im Winter 1944/1945 aufgrund der Auflösung der Lager im Osten bedenklich füllten, erklärte sich das SEK Anfang Dezember bereit, in Lichtenwörth, Felixdorf und Gmünd sogenannte „Erholungslager“ einzurichten.

Der erste Zug mit etwa 2.600 ungarischen Juden und Jüdinnen erreichte am 5. Januar 1945 das „Erholungslager“ Felixdorf. Großteils handelte es sich um männliche, körperlich ruinierte Häftlinge aus Köszeg. Doch schon bei der Ankunft waren 68 Häftlinge an den Folgen von Flecktyphus gestorben. Die Flecktyphus-Seuche verbreitete sich damals rasant und auch das „Erholungslager“ Lichtenwörth war davon schwer betroffen. Auch in der Zivilbevölkerung forderte der Flecktyphus viele Opfer. Die 500 kräftigsten Männer wurden neuerlich auf Arbeitseinsatz geschickt, die anderen in der schwer bombenbeschädigten Engelmühle in Felixdorf untergebracht, wo es weder Fensterscheiben noch Öfen gab. Das Gebäude bot
kaum Schutz vor der Winterkälte und konnte nicht einmal alle Häftlinge aufnehmen. Hunger, Kälte und Krankheiten sowie die Schikanen des brutalen Lagerleiters, Wilhelm Vrtoch (SS-Oberscharführer), verursachten ein Massensterben. Bei der Befreiung des Lagers am 2. April 1945 waren nur mehr 222 Häftlinge von ursprünglich 3.000 am Leben.


Im Massengrab von Felixdorf wurden damals 1751 umgekommene ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter beerdigt. Die Gemeinde Felixdorf errichtete im Jahre 1948 einen Gedenkstein auf dem Friedhof Felixdorf. SS-Oberscharführer Vrtoch wurde am 13.01.1948 zu 18 Jahren schweren Kerkers verurteilt [Aktenzahl LG Wien Vg 12 Vr 7552/46].

Quelle: Textauszug aus
Industrielle Geschichte Felixdorf
 

wolfsgeist

Well-Known Member
#31
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