In das Eisen gegossen, die Erzeugerfirma „Ganz 1905 Leobersdorf“.
Beeindruckend: Gusseiserne Zahnräder der Wehranlage.
Ein Monument der Industrie um 1905, wiederentdeckt in der Nähe der ehemaligen Munitionsfabrik Anton Keller, Enzesfeld.
3 Fotos von NÖN-Didi Holzinger
Wenn man in Enzesfeld den Radweg entlang des Triestingufers schlendert, spürt man förmlich den Hauch der Industriegeschichte des Tales und man entdeckt sie auch auf Schritt und Tritt. Oft geht man an den stählernen und steinernen Relikten achtlos vorbei und denkt, dass dort einfach nur Schutt und Schrott abgeladen wurden. Bei näherer Betrachtung erblickt man allerdings Industrie-Kleinode längst vergangener Zeit.
Eines davon wurde von NÖN-Fotograf Dietmar Holzinger bei Foto- und Videoaufnahmen wiederentdeckt. Es handelt sich um eine gusseiserne Industrie-Turbine, die hinter Gestrüpp seit Jahrzehnten ihren Dornröschenschlaf hält und sich trotz allem noch immer in einem respektablen Zustand präsentiert.
Dieses zeitgeschichtliche Unikum wurde 1905 in der Leobersdorfer Firma Ganz & Company (LMF) erzeugt, seit 2016 ist der Betrieb nach wechselnden Besitzern im Eigentum der chinesischen Firma Zhejiang Kaishan Compressor Co. Ltd.. Während der Ganz & Company Ära arbeitete auch Viktor Kaplan, der Erfinder der Kaplan Turbine, ab 1901 einige Jahre als Konstrukteur in der Firma.
Die in der LMF erzeugte Turbine musste keine weite Reise antreten, im Nachbarort Enzesfeld-Lindabrunn baute um 1905 Anton Keller eine Munitions- und Metallfabrik. In diesem Betrieb wurde die Turbine 1905/1906 ihrer Bestimmung übergeben. Das eiserne Kraftpaket überstand so manche Katastrophe wie zum Beispiel Explosionen im Jahr 1916 sowie 1944, wo an die 20 Tonnen TNT (Sprengstoff) detonierten und die Arbeiterschaft viele Opfer forderte. Wie lange die Turbine in Betrieb war, lässt sich nicht mehr eruieren.
Das Industriedenkmal ist auch auf dem Youtube-Kanal „Austria Film“ zu sehen, oder bei einem romantischen Spaziergang entlang der Triesting Au am Radweg in Enzesfeld zu finden.