Technische Meisterleistung bei der früheren Wasserversorgung des Eisenstädter Schlossparks

josef

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Wasserversorgung: Meisterleistung im Schlosspark
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Der Eisenstädter Schlosspark, früher von den Eisenstädtern Hofgarten genannt, war und ist einer der bedeutendsten Landschaftsgärten Europas. Ein besonderer Teil der Gartenanlage war die Wasserversorgung – damals beim Bau eine technische Meisterleistung.
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Vor 200 Jahren ließ Fürst Nikolaus Esterhazy den Eisenstädter Schlosspark in einen englischen Landschaftsgarten umgestalten. Beauftragt mit der Durchführung wurde der französische Architekt Charles Moreau, der im Park viele Teiche anlegen ließ. Es gab aber ein Problem: Es fehlte das Wasser. „Der englische Landschaftsgarten lebt vom und mit dem Wasser. Wenn man sich Gartenanlagen anschaut wie Pottendorf oder Bruck zum Beispiel, die haben das Glück, dass sie an einem natürlichen Gewässer liegen. Das hat der Eisenstädter Schlosspark nicht. Fürst Nikolaus II. musste schauen, wo er Wasser herbekommt, denn der Maschinenteich war die einzige natürliche Wasserquelle“, so Brigitte Krizsanits, Historikerin in Eisenstadt.

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Der Maschinenteich war die einzige natürliche Wasserquelle
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Wasser gab es im nahegelegenen Buchgraben, unweit des ORF Landesstudios
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Obelisk Teich
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Ein verkleinertes Modell der Wattschen Dampfmaschine
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Die Dampfmaschine wurde im eigens errichteten Maschinenhaus aufgestellt

Sensation: Wattsche Dampfmaschine
Wasser gab es im nahegelegenen Buchgraben, unweit des ORF Landesstudios. Es wurde eine Brunnenstube errichtet, in der das Wasser gesammelt und von hier aus in den Schlosspark zum höchsten Punkt des Parks zum Obelisk Teich geleitet wurde. Um das Wasser im Kreislauf zu halten, wurde eine Dampfmaschine angeschafft und im eigens errichteten Maschinenhaus aufgestellt: „Fürst Nikolaus II. war sehr innovativ und hat von einen Reisen nach Frankreich und England einerseits den Architekten Moreau mitgebracht – 1803, 1804 – und andererseits hat er dort eine Dampfmaschine gesehen. Dampfmaschinen wurden damals vor allem in der Industrie eingesetzt. Er aber hat sie in seinen Park gebracht, um hier den Wasserkreislauf anzutreiben. Das war eigentlich eine Sensation: Die erste Wattsche Dampfmaschine, damals hat man Gesagt auf dem Festland Europas, heute fasst man es schon etwas enger und sagt in der Donaumonarchie“, so Krizsanits.

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Mit Aquädukten vom Millibach in den Park
Das Wasser reichte immer noch nicht und es wurde eine weitere Brunnenstube in Müllendorf errichtet. Das Wasser aus dem Millibach wurde über eine Strecke von mehr als fünf Kilometern in den Schlosspark geleitet. Höhenunterschiede wurden mit Aquädukten überbrückt. Der beeindruckendste Talübergang stand in Kleinhöflein, dieser wurde aber Ende der 1960er Jahre gesprengt um leichter mit landwirtschaftlichen Maschinen den Feldweg befahren zu können. Heute stehen nur mehr Reste der Stützpfeiler. Vor 200 Jahren funktionierte die Wasserleitung dann gut und neben dem Leopoldinentempel wurde ein künstlicher Wasserfall errichtet.

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Das Wasser reichte immer noch nicht und es wurde eine weitere Brunnenstube in Müllendorf errichtet
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Das Wasser aus dem Millibach wurde über eine Strecke von mehr als fünf Kilometern in den Schlosspark geleitet. Höhenunterschiede wurden mit Aquädukten überbrückt
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Der beeindruckendste Talübergang stand in Kleinhöflein, dieser wurde aber Ende der 1960er Jahre gesprengt um leichter mit landwirtschaftlichen Maschinen den Feldweg befahren zu können
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Vor 200 Jahren funktionierte die Wasserleitung dann gut und neben dem Leopoldinentempel wurde ein künstlicher Wasserfall errichtet

Ohne das Wasser aus der Umgebung hätte der Schlosspark damals nicht zu einem der prächtigsten Gärten Europas umgestaltet werden können: „Man kann den Schlosspark nicht per se als abgegrenzten Bereich sehen, sondern als Teil innerhalb der Landschaft – und so war es auch gedacht und konzipiert, innerhalb einer Kulturlandschaft“, so Krizsanits.

Der Schlosspark, mit den aufwändigen Wasserleitungen und der Dampfmaschine, wurde vor rund 200 Jahren errichtet und war für die damalige Zeit eine künstlerische und technische Meisterleistung. Zum Vergleich: Erst 50 Jahre später ging man daran, die Wiener Hochquellenleitung zu bauen, die 1873 in Betrieb ging.
29.08.2021, red, burgenland.ORF.at
Wasserversorgung: Meisterleistung im Schlosspark
 
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