Steinbrüche bieten eine Vielfalt an Lebensräumen und sind wichtig für die Tier-und Pflanzenwelt

josef

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Steinbrüche als besonderer Lebensraum
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Berge, Wiesen, Wälder, Seen und Flüsse machen Landschaften aus. Die Vielfalt an Lebensräumen ist wichtig für die Biodiversität der Tiere und Pflanzen. Ein ganz besonderer Lebensraum sind Steinbrüche, mit denen sich das Interreg-Projekt Cleanstone beschäftigt.
Online seit heute, 7.43 Uhr
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Steinbrüche können für viele Tiere und Pflanzen ein bedeutender Lebensraum sein, wenn dort verantwortungsvolle Abbaumethoden angewandt werden. Grundsätzlich stellen Steinbrüche aber große Eingriffe in die Natur dar, weil sie riesige Löcher in die Landschaft graben.

Tobias Köstl von E.C.O. Institut für Ökologie in Klagenfurt sagte, es komme in Steinbrüchen zu einer massiven Beeinflussung der Natur, es müsse Boden abgetragen, Gewässer umgeleitet und Wälder gerodet werden. Daher rühre auch der zunächst negative Eindruck bei vielen Menschen.

Störungsflächen wichtig für Artenvielfalt
Wenn man jedoch genauer hinschaue, sehe man, dass ein Steinbruch ein Sonderstandort inmitten von Kulturlandschaften sei, so Köstl: „Es haben in unserer Kulturlandschaft nur noch wenige Störungsflächen Platz. Flächen, die durch Feuer, Hangrutschungen oder Überschwemmungen gestört werden, wurden sehr reduziert. Doch sie sind in der Ökologie und Biologie hoch wertvolle Sonderstandorte, weil sich Pflanzen, die darauf angewiesen sind, dort ansiedeln. Das können auch Steinbrüche sein.“

Ein Steinbruch sei zwar an sich destruktiv, doch nach Abschluss des Abbaus könne er zu einem Hotspot der Biodiversität werden. Untersuchungen hätten laut Köstl gezeigt, dass gerade Insektenarten, Spinnen, Fledermäuse oder Vögel dort stark auftreten.

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Aktiver Steinbruch

Gefährdet Arten finden neue Heimat
Bei den Vögeln sind es beispielsweise der Uhu, die Goldammer oder der Neuntöter, die im Steinbruch anzutreffen sind. Insekten, die gerne hier leben, sind der Sandlaufkäfer, der Deutsche Skorpion, der Weberknecht, die Pracht-Springspinne oder spezielle Schmetterlinge. Aber auch Reptilien sind in Steinbrüchen anzutreffen, sagte Köstl: „Zum Beispiel die seltene und stark gefährdete Hornotter, die es nur an wenigen Standorten mehr gibt oder auch Smaragdeidechsen sind zu finden.“
Auch die verschiedensten Pflanzen wachsen hier, trotz des kargen Bodens. Neben dem Sanddorn sind hier niedere Pflanzen wie zum Beispiel das Kleine Mädesüß, das Zierliche Tausendgüldenkraut oder die Gewöhnliche Wiesenraute zu finden, so Ökologe Köstl.

Einflüsse von Bergbau auf Umwelt reduzieren
Das Interreg-Projekt „Cleanstone“ wird von der EU gefördert, so Köstl. Es gehe darum, die Einflüsse und negativen Einflüsse von Bergbau auf die Umwelt zu reduzieren, Richt- und Leitlinien zu etablieren und umzusetzen. Die Universität Udine, die Fachhochschule Kärnten und E.C.O. arbeiten dabei zusammen. Die FH habe sich mehr auf den technischen Teil fokussiert, die Reduktion von Nebenprodukten wie Staub und Emissionen. Die E.C.O habe sich auf die Prüfung von Auswirkungen auf die Biodiversität konzentriert.

Da die Artenvielfalt nur schwer messbar gemacht werden könne, wurde ein Biodiversitätsindex ermittelt. Dieser Index soll ermöglichen, dass der Steinbruchbetreiber seinen Einfluss auf die Umwelt in Zahlen messen könne und aktiv Maßnahmen setzen könne. Diese Forschungsergebnisse können auch ein Anreiz für die Steinbruchbetreiber sein, um am Projekt teilzunehmen. Sie können damit belegen, dass ihre Renaturierungsmaßnahmen messbar sind: „Einerseits kann er für sich ein Feedback haben, mit dem Nachweis kann man aber auch bei den Behörden punkten.“

Zusammenarbeit mit Spezialisten
Drei Jahre lang läuft das Interreg-Projekt, sechs Mal im Jahr untersuchen Experten die Steinbrüche auf Veränderungen der Artenvielfalt. Für die Zählung der Pflanzen ist das Ökologie-Institut E.C.O in Klagenfurt zuständig. Die Ermittlung der Tiere sei jedoch wesentlich schwieriger, so Köstl: „Weil die einzelnen Artengruppen, gerade bei den Spinnen und Insekten überwältigend groß sind. Wir suchen uns ausgewiesene Spezialisten für diese Arten.“ So arbeite man mit BirdLife zusammen oder Ökoteam und ARGE Naturschutz.

Steinbruch schlägt Fichtenwald
Untersuchungen der Experten in den letzten 20 Jahren zeigen, dass ein Fichtenwald der zuvor auf dem Gelände eines Steinbruchs stand, nach zwei bis drei Jahrzehnten vom Steinbruch überholt werde. In einem Steinbruch gebe es mosaikartige Lebensbereiche sie sandige Flächen, kleine Feuchtflächen, Schutt- und Felsbereiche. Das erzeuge ein höhere Biodiversität als ein geschlossener Fichtenwald, sagte Köstl.
29.04.2021, red, kaernten.ORF.at

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