Stadtpfarrkirche Graz-Diktatoren im Gemälde

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bunkertommy

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#1
Hallo Leute!
Anfang des Jahres kommt ein Arbeitskollege zu mir und zeigt mir einen (ach wie furchtbaren und skandalösen) Artikel in einer Zeitung!Beim Betrachten und Studieren der riesigen Glasgemälde in der Grazer Stadtpfarrkirche entdeckten Touristen die Gesichter der Diktatoren Mussolini und Hitler!Und das mitten im Gemälde!!!Eh klar,das gleich wieder von Verherrlichung,Wiederbetätigung usw. die Rede war!Sogar die Zerstörung des Fensters wurde überlegt!
Da diese Sache für mich neu war,habe ich nachgeforscht und festgestellt,das das eh schon lange bekannt ist!Im 2.Weltkrieg wurden die Glasscheiben der Kirche zerstört und 1953 erneuert und von Herrn Alfred Birkle bemalt!Das Gemälde zeigt die Dörnenkrönung Jesu und unter den zahlreichen Zuschauern und Peinigern befinden sich die beiden Diktatoren!Bereits 2 Jahre später wurden Sie entdeckt und es gab schon 1955 einen Skandal!Da dieses Gemälde heute ein Anziehungspunkt für Touristen ist,habe auch ich dieses Wochenende einen Ausflug nach Graz gemacht und die Gemälde studiert!Bei dieser Gelegenheit Fotos gemacht und für Euch ins Netz gestellt!Sollte noch jemand Infos und/oder sonst noch was über die Sache wissen,bitte ins Forum schreiben!
Für alle Bunkerfreunde kann ich die Schlossbergstollen noch empfehlen!Bin zwar kein Kind mehr,habe aber mit der Märchengrottenbahn eine Fahrt gemacht und immerhin 2km Stollen gesehen!Insgesamt ist das Stollensystem 6,3km lang,hat 20 Eingänge,12000m2 Nutzfläche und diente im 2.WK als Kommandozentrale und Luftschutzbunker für 40000 Menschen!Ein Ausflug nach Graz lohnt sich!!!Alles anschauen!!!
Mfg.Thomas
 

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Joe

Fehlerkramrumschlager a. D. :)
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#2
Danke für deinen Beitrag. Hat mir gut gefallen! Da sieht man dann auch, dass nicht alles immer so ist, wie es in der Zeitung steht.
Gruß
Joe
 
H

hebbel

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#3
Da muß ich Joe beipflichten. Ein schöner Beitrag. Kirche ist zwar nicht mein Ding, aber wenn in einer Kirche auf einem Kirchenfenster bei dessen Neugestaltung bei der Dornenkrönung Jesu unter den Spöttern und Peinigern Hitler und Mussolini dargestellt wurden, dann war das quasi auch ein zeitgenössischer Fingerzeig und hatte sowohl künstlerisch als auch historisch seine volle Berechtigung und man muß nicht einmal die "künstlerische Freiheit" strapazieren. Da ziehe ich doch den Hut vor dem Herrn Alfred Birkle.

Das man da auch schon wieder Bilderstürmerei in Erwägung gezogen hat..ts, ts.

Gruß
Dieter
 
#5
Zum Thema Diktatorenbilder:

Diesmal Engelbert Dollfuß

>>>Mit der Dollfußverehrung in der St. Pöltener Prandtauer-Kirche wird jetzt Schluss gemacht. Der St. Pöltner Diözesanbischof Dr. Klaus Küng hat das große Gemälde mit dem Bürgerkriegskanzler Dr. Engelbert Dollfuß zur Chefsache erklärt.

Das Bild, das neben dem Altar vom örtlichen Priester angebracht worden war, wurde auch vom Bundesdenkmalamt kritisiert und nun verhängt. Das Wandbild war erst 2005 (!) von den deutschen Künstlern Manfred Stader und Edgar Müller angefertigt worden. In Dollfuß Amtszeit war die unter Josef II. säkularisierte Kirche wieder eingeweiht worden.

"1934 hat Dollfuß befohlen, dass mit Kanonen auf Arbeiterwohnhäuser geschossen wird. Mehr als 1.000 Tote waren zu beklagen. Neun sozialdemokratische Schutzbündler wurden ohne Gnade gehenkt."

Zugleich wird die Entfernung eines Dollfußbildes im Bundeskanzleramt gefordert!

Auch in Linz, am Linzer Dom, wird nun zu einer Dollfuß- Gedenktafel, die 1934 bei der Errichtung der Domtüren eingeschnitzt und 1938 von den Nationalsozialisten mit einer Platte verdeckt worden war, ein Zusatz angebracht. Man einigte sich auf eine gut sichtbare Kommentierung. Darin heißt es unter anderem: "Die Gedenktafel ist aus heutiger Sicht keine Zustimmung zur damaligen Politik. Nach der Befreiung von der NS-Gewaltherrschaft beschloss die Österreichische Bischofskonferenz, sich in Hinkunft jeder Parteipolitik zu enthalten."<<<


Österreichs Umgang mit seiner eigenen Vergangenheit ....
 
#6
@KennyG

Das "Zusammenleben" der Sozialisten und Christl. Sozialen war in Oesterreich immer schon mit Reibflaechen verbunden.

Frueher - damit meine ich die Zwischenkriegszeit in Oesterreich - ging es haerter zur Sache, heute beschraenkt man sich mehr auf verbale Dinge und gegenseitigen Vorwuerfen und allgemeiner Unserioesitaet beider Seiten.

Im Grunde sind aber gewisse Abgruende bis heute in Oesterreich nicht wirklich in der Gesellschaft ueberwunden.
 
H

hebbel

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#7
@ Kenny & Peter
Im Grunde genommen prügeln wir uns doch alle mit dieser Vergangenheit herum. Wir haben zwar, vielleicht ungerechtfertigterweise, das Privileg, das etwas "lockerer" sehen zu dürfen, was sich unseren Altvorderen so nicht "leisten" konnten. Andererseits müssen wir dazu Stellung beziehen. Tja, das Erbe... Ich bin da für völlige Offenheit...

Gruß
Dieter
 
#8
@ Kenny & Peter
Im Grunde genommen prügeln wir uns doch alle mit dieser Vergangenheit herum. Wir haben zwar, vielleicht ungerechtfertigterweise, das Privileg, das etwas "lockerer" sehen zu dürfen, was sich unseren Altvorderen so nicht "leisten" konnten. Andererseits müssen wir dazu Stellung beziehen. Tja, das Erbe... Ich bin da für völlige Offenheit...

Gruß
Dieter
Manchmal werden die Dinge zu locker gesehen und auch zu einseitig gesehen.

Als Beispiel moechte ich die in Deutschland meist zu Marketing-Zwecken wiederauflebende "Ostalgie" bzw. DDR bringen.

Es entstehen TV shows bis hin zu Lokalen und Hotels in welchen DDR Flair verbreitet wird, bis hin zu Bildern von Erich Honecker und dessen Kohorten.

Dabei wird gerne vergessen welche Greueltaten dieses Regime vollbracht hat.

Kommunismus wird hier gerne als "salonfaehig" dargestellt.

Dabei sollte nicht ausser Acht gelassen werden, dass Josef Stalin mindestens genausoviele Menschenleben auf dem Gewissen hat wie Adolf Hitler.

Waehrend Deutschland und Oesterreich gerne auf seine Vergangneheit hingewisen wird und auch gerne zur Kasse gebeten wird, scheint man sie in anderen Laendern bzw. Kulturen gerne zu vertuschen;

Wie vierhielt sich England in seinen Kolonien? Wie war das Verhalten von Oliver Cromwell in Irland?

Wie gingen die Spanier bzw. die katholische Kirche in Lateinamerika vor?

Wielange war General Franco in Spanien an der Macht?
Seit wann gibt es in Portugal erst wieder eine Demokratie?
 

SuR

... wie immer keine Zeit ...
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#9
... bis hin zu Lokalen und Hotels in welchen DDR Flair verbreitet wird, bis hin zu Bildern von Erich Honecker und dessen Kohorten....
Aber wer da freiwilig hingeht, ist selber schuld und macht das garantiert nur ein Mal. :D :D

SuR, der sich noch genau daran erinnern kann, wie das damals so war mit "Sättigungsbeilagen", "Sie werden platziert" und so weiter...
 
#10
.

Aber wer da freiwilig hingeht, ist selber schuld und macht das garantiert nur ein Mal. :D :D

SuR, der sich noch genau daran erinnern kann, wie das damals so war mit "Sättigungsbeilagen", "Sie werden platziert" und so weiter...
@SuR,

Ja sicher ist es so, dass man freiwillig dorthingehen kann. Keine Frage.

Nur darauf wollte ich nicht hinaus.


Ich wollte einen anderen Aspekt ansprechen:


Stellte Dir mal vor, es gaebe in Deutschland ein Hotel, welches die NS-Zeit darstellt, vielleicht auch verherrlicht und wo Adolf Hitler Bilder und andere Verbrecher wie Goebbels u. dgl. an der Wand haengen.

Dies wuerde mit Sicherheit Aufsehen im In und Ausland erregen!

Mit der DDR Zeit bzw. dem Kommunismus kann man aber so umgehen bzw. es wird als akzeptabel erachtet.

Deswegen habe ich auch in meinem vorigen Posting darauf hingewiesen das der Kommunismus bzw. die Politik unter Stalin mindestens genauso grausam war wie die von Hitler.

Leider wird aber heute mit der Geschichte unterschiedlich umgegangen, womit wir wieder bei dem Beitrag von hebbel waeren und dem Zitat "etwas lockerer sehen duerfen".....

Waehrend man die DDR tlw. nachlebt und vermarktet mit diversen Begriffen wie "ostalgie", "Hostel" und dgl. (und die Menschenunwuerdlichkeit offenbar ganz vergisst) geht man mit der NS Zeit weitaus strikter um

Im Zusammenhang mit der derzeit in Mode geratenen Vermarktung der DDR und deren Zeit sollte man auch beachten wieviele Morde auf das Konto des Kommunismus und insbs. Josef Stalin gehen!
 
Zuletzt bearbeitet:

SuR

... wie immer keine Zeit ...
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#11
Ich weiß, dass Du mit Deinem Beitrag da nicht hin wolltest.

Nur zeigt mir die Lebenserfahrung, dass solch vergleichende Betrachtungen in aller Regel nichts bringen. Denn jedes Volk dieser Erde pflegt nunmal seine eigene Form der Geschichtsschreibung. Ob die nun objektiv wahr oder falsch ist, ist dabei völlig wurscht. Sie ist halt im kollektiven Gedächtnis eingebrannt.

Schau dir doch als bestes Beispiel letzte Woche den Besuch von Erdogan in Köln an.
Da hat er die "Assimilierung" der hier lebenden Türken verteufelt. Zuhause bei ihm heißen Kurden aber nicht Kurden, sondern "Bergtürken". Nein, das ist natürlich keine zwangsweise Assimilierung. ;)

Da kann man sich nun drüber aufregen, amüsieren, den Kopf drüber schütteln oder einfach ignorieren. Das Ergebnis bleibt in jedem Fall das gleiche. Nur mit dem Ignorieren lebt es sich am entspanntesten.
 
H

hebbel

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#12
Och mönsch. Zu einer polit-ideologischen Debatte wollte ich nicht hin.
"Wir haben zwar, vielleicht ungerechtfertigterweise, das Privileg, das etwas "lockerer" sehen zu dürfen..."
Damit meinte ich, basierend auf den genannten Personen Hitler, Mussolini und Dollfuß und den durch sie repräsentierten Zeitabschnitt, daß die heutige Generation nicht mit der Frage nach persönlicher Schuld in dieser Epoche belastet ist und auch das durch unsere Altvorderen (teilweise) Verdrängte aufarbeiten kann. Mehr nicht. Das das klar ist.

Gruß
Dieter (Der von Ideologen und Ideologien aller Coleur die Schnauze voll hat.)
 
#13
Schau dir doch als bestes Beispiel letzte Woche den Besuch von Erdogan in Köln an.
Da hat er die "Assimilierung" der hier lebenden Türken verteufelt. Zuhause bei ihm heißen Kurden aber nicht Kurden, sondern "Bergtürken". Nein, das ist natürlich keine zwangsweise Assimilierung. ;)
Hinsichtlich der Tuerkei koennte man neben dem Umgang mit den Kurden auch noch den Voelkermord an den Armeniern nennen.

Was damals dort passierte, ist den Verbrechen der NS-Zeit sehr sehr aehnlich. Heute hoert man kaum ein Wort darueber.

Als Literatur wuerde ich Dir hier das Buch " Die 40 Tage des Musa Daqh" des oesterreichischen Schriftstelers Franz Werfel empfehlen.



@hebbel.

Ich wollte sicher nicht zu einer polit-ideologischen Debatte. Die Thematik hat sich hier nur so ergeben.
 

Joe

Fehlerkramrumschlager a. D. :)
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#14
Die Thematik hat sich hier nur so ergeben.
Das ist bestimmt auch nicht die schlechteste Thematik. Bislang habe ich immer versucht, politische/ideologische Diskussionen hier aus dem Forum herauszuhalten, weil es häufig in Richtung Stammtisch ging und ebenso häufig mit persönlichen Anfeindungen endete. Solange es sachlich bleibt, soll es mir trotzdem sehr recht sein. Gerade die bisher angesprochenen Thesen bieten mir persönlich sehr viele Punkte zum nachdenken, zu Ende gedacht habe ich darüber aber noch nicht. Vielleicht sind meine Gedanken dazu nicht unbedingt für jeden verständlich, aber ich versuche trotzdem mal einige mitzuteilen.

Die Ostalgie-Welle halte ich nicht für gefährlich. Es geht dabei ja wohl eher um Marketing und vielleicht auch um die eigene Identität in einem schnellen Wandel der Zeit. Natürlich gibt es auch diejenigen, welche immer meckern und auch diejenigen welche sagen, dass es früher aber besser war. Dabei werden aber meist nur symptomatisch einige Punkte gesehen, der Rest des großen Ganzen bleibt unberücksichtigt. Beispiel Jugend: "Früher gab es das nicht, dass die Jugendlichen auf der Straße hingen. Die hatten immer einen Treffpunkt und auch in der Freizeit immer genug zu tun."
Warum dass so war, von wem das mit welchen Hintergedanken gesteuert wurde, bleibt außen vor..... Auch, dass wir so eine Situation doch schon einmal hatten.
Parallel dazu fällt mir dann auch noch die unsägliche Geschichte mit Eva Herrmann ein.....

Ich denke, Geschichte braucht einfach einen gewissen zeitlichen Abstand um aufgearbeitet zu werden. Dabei ist das Verdrängen und dann Vergessen das Einfachste, weil es das Bequemste ist. Es liegt auch nicht unbedingt in der Natur des Menschen, Fehler einzugestehen und sich - von außen- kritisieren zu lassen.
Wenn dann der Punkt erreicht ist, an dem die Nachfolgenden mit dem richtigen Abstand an die Sache gehen können, ist bestimmt eine lange Zeit vergangen.

Jedes Volk wird seine "Leiche" im Keller haben, man muss nur genau hinsehen. Was wurde bisher aufgearbeitet? Wohl kaum etwas. Allerdings fangen einige Länder gerade an, wie z.B. aktuell Australien

Das inzwischen viel Zeit vergangen ist, erkennt man dann daran, dass Kirchenfenster plötzlich zum zweiten Mal zum Skandälchen werden (weil man das in der Zwischenzeit wohl vergessen hat), oder dass Pro7-Moderatorenmädels "Arbeit macht frei" zur Motivierung eines Anrufers sagen..... :plumps:
Man ist in einem Alter und lebt zu einer Zeit, wo sowas nicht mehr im Gedächtniss einiger ist oder sich die Bedeutung geändert hat.
(Ab wann kann man sein Kind wieder Adolf nennen?)

Vergleiche, was wer wann wie wo gemacht hat, halte ich auch nicht für notwendig. Das es da Unmengen an Möglichkeiten gibt, wissen wir wohl alle.
Das Sprichwort: Wenn jeder nur vor seiner eigenen Tür kehren würde.... passt auch hier. Wir haben selber genug Geschichte, die irgendwann aufzuarbeiten ist.

Allerdings sollten wir uns in unserer Geschichte nicht immer nur auf die letzten 60-70 Jahre beschränken lassen. Da gibt es eben noch viel mehr.

Viele Gedanken, hoffentlich nicht zu konfus.
Gruß
Joe
 
#18
Hallo,

Ich darf mich auch für die tolle und sachliche Diskussion bedanken!
Schön, dass dies möglich ist...

Ich denke, Geschichte braucht einfach einen gewissen zeitlichen Abstand um aufgearbeitet zu werden. Dabei ist das Verdrängen und dann Vergessen das Einfachste, weil es das Bequemste ist. Es liegt auch nicht unbedingt in der Natur des Menschen, Fehler einzugestehen und sich - von außen- kritisieren zu lassen.
Ich will dazu noch einen Aspekt bringen:

Viele Soldaten, Zivilisten und Täter der NS-Zeit hatten Erfahrungen gemacht, die sie in einer eigenen Art emotional "getötet" hatten. Sie hatten Dinge gesehen oder getan, die eigentlich ein normales Weiterleben unmöglich machten. Sie waren seelisch tot, hielten aber für ihre Kinder und Ehepartner eine Fassade am leben, die ein halbwegs normales Leben ermöglichte.
Ein kritisches Zurückblicken auf die eigenen Erlebnisse oder Taten war damit aber niemals möglich.
Ich möchte damit Nichts beschönigen oder entschuldigen, aber ich habe dieses Verhalten bei vielen Menschen selbst gesehen...

LG,
Markus
 
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