Schrottürme in Kärnten

josef

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#1
Eine industriehistorische Rarität stellen die "Schrottürme" in Kärnten dar. Einige der ehemals 6 Türme sind noch in mehr oder weniger guten Zustand erhalten. Die Konzentration dieser Bauwerke zur Herstellung von Schrotkugeln in Kärnten beruht auf die Bleivorkommen in der Region.

Leider verabsäumte ich bisher Fotos der Objekte (z.B. der Türme bei Krumpendorf oder Arnoldstein-Gailitz) anzufertigen, hoffe aber, bei einen meiner nächsten Kärnten-Besuche den "inneren Schweinehund" zu überwinden um einen Fotostopp einzulegen...;)

Angeregt durch einen ORF-Bericht über den Turm zwischen Klagenfurt und Krumpendorf am Wörthersee eröffne ich einen Sammelthread zu diesen interessanten Bauwerken und hoffe, dass vielleicht einige User Fotos dazu liefern können...
 

josef

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#2
Schrotturm an der Wörthersee-Bundesstraße zwischen Klagenfurt und Krumpendorf
mit Hinweis auf die weiteren Kärntner Türme - ORF-Kärnten Bericht vom 20.09.2019:


Der Schrotturm von Krumpendorf
Der Schrotturm zwischen Krumpendorf und Klagenfurt an der Bundesstraße ist mit seinen 67 Metern weithin sichtbar. Er zählt zu den Wahrzeichen am Wörthersee und war bis 1970 ein beliebtes Ausflugslokal. Außerdem zeugt er von der industriellen Vergangenheit Kärntens.
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Kärnten-Guide Astrid Legner kennt die Geschichte des Schrotturms genau. Der Turm wurde zwischen 1818 und 1824 von friulanischen Steinmaurern erbaut. Auftraggeber war Ritter Johann von Rainer Harbach, so Legner: „Die Familie Harbach ist ein typischer Industrieadel in Kärnten gewesen, sie wurden für ihre wirtschaftlichen Dienste vom Kaiser geadelt und haben am Wörthersee Industriestandorte begründet.“

ORF/Ernst Janesch
Man kann in der Mitte noch die Terrasse erkennen, auf der man Kaffee trinken konnte

Wichtige Standorte in der Monarchie
Der Turm, der mit seinen Nebengebäuden von den Einheimischen Schrottenburg genannt wird, war einer von sechs Standorten in Kärnten, an denen man Gewehrschrot erzeugte. Die Standorte waren laut Astrid Legner die einzigen in der Donaumonarchie, an denen Gewehrschrot erzeugt worden sei. „Kärnten war hier herausragend.“ Mit dem Turm führte Rainer-Harbach das in England übliche Fallsystem ein. Flüssiges Blei wurde aus großer Höhe in verschieden große Siebe gegossen, es nahm beim Fallen durch ein Gussrohr Tropfenform an und härte in kaltem Wasser aus. Dann wurde das Blei gewalzt und so bekam man Kugeln in verschiedenen Größen.

Weitere Türme
Einen weiteren Schrotturm gab es in Federaun bei Villach (erbaut von der Firma Moritsch 1824), der zum Fallen eine Felswand nutzte, einer steht in Arnoldstein-Gailitz, erbaut von Simon Wallner 1814. Auch in Judendorf bei Villach soll es einen gegeben haben, dieser ist aber nicht mehr erhalten.

ORF/Ernst Janesch

Bis 1970 beliebtes Cafe
Bis 1893 war der Turm in Betrieb, dann wurde ein Ausflugsgasthaus daraus gemacht und wurde rasch beliebt. Damals sei das ein beliebter Ausflugsort für Sonntagnachmittage gewesen, so Legner. Es gab auch eine Aussichtsterrasse, bis 1970 war der Betrieb geöffnet. Heute hat der Turm keine Funktion mehr. Auf den ersten Blick wirkt er baufällig, auch wenn damals sehr massiv gebaut wurde, sagte Legner. Man kann den Turm auch nur noch von außen besichtigen.


ORF/Ernst Janesch
Auch die Beschriftung ist noch zu sehen

Ein paar Kilometer weiter, in Saag, steht noch die alte Miniumfabrik. Im Inneren befindet sich eine bekannte Diskothek. Bis 1991 war die Fabrik in Betrieb und gehörte lange der Bleiberger Bergwerksunion (BBU). Nachfolgebetriebe gibt es noch in Arnoldstein, die Minium zum Rostschutz erzeugen.

Links:
„Kennst Du Kärnten“: Der Schrotturm von Krumpendorf
 
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