"Schloss Zogelsdorf" mit seiner geschichtlichen Vergangenheit

Bunker Ratte

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#1
Ein Ort mit Geschichte überraschte mich, nahe Eggenburg und ich durfte ein wenig in die Geschichte des Schlosses eintauchen! Die Familie Perko-Greiffenbühl lebt zwischen Ordensmuseum und historischer Vergangenheit, die im Schloss sehr schön dargestellt wird. Hatte das Glück, und bekam eine persönliche Führung durch die Räumlichkeiten des Schlosses. Es wird das ganze Schloss von der Familie selbst instandgehalten! Der Schlossherr selbst führte einen eigenen Betrieb einer Kunsttischlerei in Wien, daher restauriert er das Originalinvertar selbst und seine Mutter war bis vor 5 Jahren für die Malereien zuständig! Auch die 3 Söhne packen fleißig mit an und wohnen alle im Schloss.

Zur Geschichte und Bauform:
Das heutige Schloss Zogelsdorf ist ein hübscher zweigeschossiger Bau, dem man es nicht ansieht, dass bereits 1122 ein Chadolt de Zoclindorf erwähnt wird, was auf das Bestehen eines hochmittelalterlichen Wehrbaues schließen lässt. 1156 dürfte der Hof an den Johanniterorden gekommen sein. 1170 werden die beiden Brüder Chunradus und Tagno de Zogelsdorf urkundlich als Inhaber genannt. Allerdings ist dieser Wehrbau längst abgekommen und sein ursprünglicher Standort nicht mehr bekannt. Im derzeitigen Bau finden sich auch keine Teile, die älter als 600 Jahre sind. Die der Herrschaft gehörenden Kalksandsteinbrüche werden seit dem 13. Jahrhundert genutzt. Das hier gewonnene Material wurde auch beim Bau der Wiener Stephanskirche eingesetzt. Die Herren von Zogelsdorf waren vermutlich Gefolgsleute der Chadolde. Ab 1522 wechselten sich verschiedene adelige Familien im Besitz des Gutes ab. 1628 kam Zogelsdorf zur Herrschaft Harmannsdorf. 1670 wurde das Gebäude durch größere Um- und Ausbauarbeiten in ein kleines Barockschloss verwandelt. 1831 wurde in diesem ein Gasthof eingerichtet, doch bereits acht Jahre später übernahm die Familie Suttner den Besitz. Damit wurde Zogelsdorf wieder Adelssitz. Derzeitiger Eigentümer ist die Familie Perko, die den Ansitz vorbildlich pflegt und bewohnt. Seit 2009 befindet sich im Schloss ein Ordensmuseum, das nach Voranmeldung ganzjährig zu besichtigen ist.

Schloss Zogelsdorf liegt im Zentrum des gleichnamigen Ortes, unmittelbar an der Durchfahrtsstraße. Es stammt im Kern aus dem 16. und 17. Jahrhundert, doch erkennt man die Veränderungen des 19. und 20. Jahrhunderts. Seine Fassaden sind weiß verputzt. Einen farbigen Akzent schaffen die rot-weiß-roten Läden an einigen Fenstern des Obergeschosses. An der Süd- und der Ostseite sind teilweise noch die steinernen profilierten Fensterrahmen des 17. Jahrhunderts zu sehen. Die meisten Fenster sind mit geraden Verdachungen versehen. Das profilierte rechteckige Haustor liegt in der Mitte der Hauptfront. Darüber springt ein mit einem Pultdach gedeckter zierlicher Balkon aus dem beginnenden 18. Jahrhundert vor. Er wird von zwei volutenförmigen Konsolen gehalten. Die Eckpfosten der Balustrade sind mit plastischem Rankenwerk verziert. Über diesen stützen zwei toskanische Säulen das Pultdach. Die Süd- und die Ostseite des Innenhofes werden von zweigeschossigen Arkadengängen begrenzt. Ihr Kreuzgratgewölbe wird von toskanischen Säulen abgestützt. Der Gang im Erdgeschoß wurde später vermauert. Jener im Obergeschoß ist mit einer steinernen Balustrade versehen. Die Eingangshalle sowie die übrigen Räume des Erdgeschosses sind mit Tonnengewölben des 16. Jahrhunderts ausgestattet. Im Südwesttrakt zeigen die Türen des Obergeschosses profilierte Steingewände. Das Stiegenhaus liegt im Osttrakt. Seine Schmiedeeisengitter und –türen stammen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der Südostecke des Obergeschosses hat sich ein Raum mit einer Balkendecke und flachbogigen Fensterlaibungen aus dem 17. Jahrhundert erhalten. Der straßenseitigen Südfront ist eine Einfriedung mit quadratischen Pfeilern, denen Pyramidendächer aufgesetzt sind, vorgestellt. Südlich des Schlosses liegt ein Meierhof, der im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Es handelt sich dabei um einen mächtigen vierflügeligen Kastenbau mit Walmdach und profiliertem Traufgesims.
Quelle: Burgen-Austria (Zogelsdorf)

Das Schloss von seiner öffentlichen Seite:
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Bunker Ratte

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#2
Ansichten vom Innerhof des Schloss und dem Schlossgarten:
Der Brunnen auf Bild11, der Heilige St.Martin der mit einen frierenden Bettler seinen Mantel teilte!

Bild11
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Bunker Ratte

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#3
Bilder der Schlosseinrichtung und den Ordensmuseum:
Auf Bild69 sind noch Reste einer Durchfahrt (Rundbogens) zu erkennen, wo früher die Postkutsche durchfuhr, wurde später vermauert und um einige Räumlichkeiten erweitert.
Bild73 bis 76 Der Ordensraum
Bild73: Ordenszeichen der Familie Perko-Greiffenbühl

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Der Jagdraum:
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Bunker Ratte

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#5
Die Reise durch das Schloss geht weiter:
Die Familienwappen der Vorherrschaft von Bild46 bis 49.
Bild50 bis 54 der Stammbaum der Familie Perko-Greiffenbühl.


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Bild53
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Bunker Ratte

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#7
Auch die alte Meierei und die Kapelle auf der gegenüberliegenden Strassenseite gehörte damals zum Schloss, wurde vor einigen Jahren verkauft!
Bild16 - 20: alte Meierei mit Schüttkasten.
Bild122-123: Kriegerdenkmal und die restaurierte Kapelle.

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Bunker Ratte

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#8
Der Johannessteinbruch wurde hier schon gezeigt!
dazu passend: ein paar Aktuelle Aufnahmen des Schausteinbruches von meinem Besuch!

dazu ein wenig historisches:
Bis zu 400 Arbeiter in Zogelsdorf
Die Barockzeit war auch die Blütezeit der Steinmetze. Bis zu vierhundert Arbeiter waren in den Zogelsdorfer Brüchen beschäftigt, bei keiner Großbaustelle durfte der „Zogelsdorfer" für den Figurenschmuck fehlen. Verwendet wurde dieser Stein für alle feinen Architekturteile und Bauplastiken bei fast allen Prunkbauten, seien es Schlösser, Klöster oder Kirchen, in Nieder- und Oberösterreich, Wien, in Südböhmen und Mähren, ja sogar beim Bau von Schloss Esterhaza in Fertöd. Nach der Mitte des 18. Jahrhunderts ist ein deutlicher Rückgang des Steinhandwerks in der Eggenburger Gegend zu bemerken, um 1800 ist dieses überhaupt auf kleine örtliche Arbeiten eingeschränkt. Der Grund war ein menschlicher: Die Wiener Bau- und Steinmetzmeister hatten sich bei der Herrschaft Harmannsdorf über die Eggenburger Steinmetzmeister beschwert, weil diese Material nur zu überhöhten Preisen nach Wien liefern wollten. Die Eggenburger konnten aber von der Harmannsdorfer Herrschaft nicht zu Lieferungen gezwungen werden und ihre Weigerung, Stein nach Wien zu liefern, dürfte so ziemlich der erste Fall eines gewerblichen Streiks in Niederösterreich gewesen sein, der jedoch für das Eggenburger Steinmetzhandwerk traurig endete. Die Wiener Steinmetzmeister bezogen nun das Steinmaterial aus ungarischen Steinbrüchen (heute im Leithagebirge). Jetzt ging es bergab. In der „Gründerzeit" konnte Baron Carl von Suttner, der Schwiegervater der späteren Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner und Besitzer der Herrschaft Harmannsdorf, zwar wieder mit einigen Wiener Steinmetzmeistern Lieferverträge abschließen. Der Bau der Franz-Josefs-Bahn 1869/70 begünstigte die Lieferungen nach Wien und es konnte wieder der Zogelsdorfer Stein verwendet werden. Für den Neubau der Hofburg, des Wiener Rathauses und der beiden Hofmuseen wurden mehr als 500.000 Kubikfuß Werkstücke geliefert. Die letzte große Lieferung nach Wien waren die vier Blöcke für die Herkulesfiguren am Michaelertor der neuen Hofburg. Sie wogen jeder 25 Tonnen. Ihr Transport vom Johannesbruch in Zogelsdorf bis zum drei Kilometer entfernten Bahnhof in Eggenburg hatte eine Woche gedauert.
Die Wirtschaftskrise im Jahre 1873 brachte den endgültigen Untergang für die Steinmetze. Heute zeugen nur mehr der freigelegte Johannesbruch als Schausteinbruch und das 1998 eröffnete Steinmetzhaus in Zogelsdorf als Museum von der einstigen wirtschaftlichen Bedeutung des Zogelsdorfer Kalksandsteins.
Auszug aus einer Abschrift von
Prof. Burghard Gaspar

Quelle: Steinbrüche von Zogelsdorf(Burgschleinitz-Kühnring)

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MHSTG44

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#10
Danke für tolle Fotodoku! Das ist ja schon was außergewöhnliches, einen Einblick in und rund um das Schloss zu bekommen. Als draufgabe dann noch mit einer Führung der Familie selbst. Auf jedenfall dürften es nette Leute sein, die einen Einblick in doch private angelegenheiten gewähren, also nicht nur in das Ordensmuseum?
 

Bunker Ratte

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#11
Danke für tolle Fotodoku! Das ist ja schon was außergewöhnliches, einen Einblick in und rund um das Schloss zu bekommen. Als draufgabe dann noch mit einer Führung der Familie selbst. Auf jedenfall dürften es nette Leute sein, die einen Einblick in doch private angelegenheiten gewähren, also nicht nur in das Ordensmuseum?
Hallo MHSTG44,
ja es gab einige Räumlichkeiten die einen ein wenig Einblick in das Leben von der Familie Perko-Greiffenbühl geben, unter anderen auch die 3 Zimmer wo das Odernsmuseum gezeigt wird.
lg
Michi
 
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