Schloss und Kirchenruine in Stockern (Waldviertel)

#1
Nach telefonischer Nachfrage ist das Schloss leider nicht zu besichtigen, lediglich von außen durfte ich ein paar Bilder der Schlossanlage und dem dazugehörigen Wirtschaftshof einfangen. Die ehemalige Pfarrkirche von Stockern ist eine Ruine und verfällt seit dem Neubau (1907) der neuen Kirche, die alte wurde leider dem Schicksal überlassen. Auch die Kircheruine neben dem Schlossgelände steht auf Privatgrund und ist nicht zu betreten!


Bildquelle: ehemalige Pfarrkirche Stockern (Wiki)

Ein wenig zur Geschichte des Schlosses Stockern:
Auf dem Gebiet von Stockern wurden bereits zahlreiche prähistorische Funde gemacht, die zeigen, dass die Umgebung schon vor langer Zeit stark besiedelt war. Ein Wehrbau wird aber erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts urkundlich fassbar, als Mitglieder des Geschlechtes der Stockhorner mehrfach auftreten. Die Familie ist bereits 1138 in Salzburg nachzuweisen und siedelte sich um 1200 im Waldviertel an. Die damalige Burg blieb bis 1474 bei der Familie, als sie von Stephan von Eytzing im Auftrag Friedrichs III eingenommen und weitgehend zerstört wurde. Ortolf und Ernst von Stockern hatten sich zuvor der bewaffneten Adelsopposition gegen den Kaiser angeschlossen. 1484 wurde Hans von Wullerstorf der Wiederaufbau der "gebrochenen Veste" gestattet, den dieser aber nicht durchführte. 1507 trat Ulrich von Haselbach die Herrschaft an. Er oder sein Nachfolger ließ die Burg wieder aufbauen bzw. in ein befestigtes Schloss verwandeln. Von 1566 bis 1769 befand sich Stockern im Besitz der Grafen Lamberg. Unter ihnen erfolgten 1576/77 weitere Umbauten im Renaissancestil, wodurch das Schloss weitgehend sein heutiges Aussehen erhielt. Nach den Lamberg übernahmen die Herren von Engelshofen die Herrschaft. Ihr prächtiges Wappen hat sich an der ansonsten ruinösen Pfarrkirche in unmittelbarer Nachbarschaft des Schlosses erhalten. Candidus Pontz Reichsritter von Engelshofen war ein bedeutender Archäologe, der seine Sammlung im Schloss aufgestellt hatte. Sie gelangte später in die Rosenburg. 1866 starb er gemeinsam mit seinem Sohn und zwei Töchtern an der von preußischen Soldaten eingeschleppten Cholera. Lediglich Pauline, die jüngste Tochter, überlebte. Sie heiratete einen Baron Suttner, dessen Nachkommen Schloss Stockern heute noch besitzen. Leider befindet sich dieses und vor allem die anschließenden Gebäude des Meierhofes in keinem guten Bauzustand. Das Schloss ist Zentrum eines großen landwirtschaftlichen Betriebes.
Es liegt in einem weitläufigen Park, der von einer langen, mit Ecktürmchen versehenen Mauer eingefasst ist. Vischer zeichnet es 1672 noch als Wasserschloss. Der stattliche Vierkantbau umschließt einen fast quadratischen Innenhof. Die Gebäudeecken sind durch stämmige viergeschossige Rundtürme verstärkt, die Kegeldächer tragen. Das Wohngebäude ist zweigeschossig. Seine Hauptfassade ist nach Westen gerichtet. Der Wassergraben ist längst trocken gelegt, doch führt noch eine schöne, von Balustraden begrenzte Steinbrücke in Verlängerung einer Kastanienallee auf das rundbogige Schlosstor zu. Ihre seitlichen Pfeiler sind mit Adlerskulpturen geschmückt. Die Pfeiler vor dem Portal tragen mit Girlanden verzierte Vasen. Die noch vorhandenen Rollenschlitze sowie der Brückenfalz zeigen, dass an ihrer Stelle einst eine Zugbrücke den Zugang versperren konnte. Der Graben ist außen mit einer Brüstung aus Ziegelgitterwerk eingefasst. Über dem aus dem 16. Jahrhundert stammenden Renaissanceportal ist das barocke Wappen der Engelshofen (um 1770) angebracht. Die ansonsten glatten Wandflächen werden durch Gurte und Ortbänder gegliedert. Reste eines Sgraffitofrieses weisen auf einstige Fassadenmalereien hin. Die Fensteröffnungen sind ebenso wie jene der Türen steingerahmt. Sie sind mit ausladenden Verdachungen und Sohlbänken ausgestattet. Unterhalb der Dachtraufe haben sich einzelne Schlüsselscharten zwischen den Ochsenaugen erhalten. Bei der Erbauung des Schlosses hatte man zwar Wert auf eine verbesserte Wohnkultur gelegt, aber auf bewährte Verteidigungseinrichtungen nicht vergessen, was im unruhigen 16. Jahrhundert oft lebenswichtig war. Eine tonnengewölbte Durchfahrt mit seitlichen Nischen führt in den Hof. Die Jahreszahl 1576 oberhalb eines Türgewändes weist auf den entscheidenden Umbau hin. In den Innenräumen herrschen Stuckplafonds sowie alte Balkendecken vor. Ein Teil der Möblierung des 18. Jahrhunderts sowie Ölgemälde aus dieser Zeit sind noch vorhanden. Ein Pfeilerportal mit Eichelaufsätzen führt in den Park. Die nach Osten gerichtete Allee ist mit Steinfiguren vom Anfang des 18. Jahrhunderts bestückt. Im Südwesten grenzt an den Schlosspark ein ausgedehnter Meierhof des 17. Jahrhunderts.


einige spätsommerliche Augenblicke vom September 2020:
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#3
Ehemalige Pfarrkirche Stockern, war dem heiligen Vitus geweiht:
Die ehemalige römisch-katholische Pfarrkirche Stockern ist eine Kirchenruine in der Waldviertler Ortschaft Stockern in der Gemeinde Meiseldorf im Bezirk Horn in Niederösterreich. Sie war dem heiligen Vitus geweiht.
1314 wurde die Pfarre erstmals urkundlich erwähnt. Im 18. Jahrhunderts bestand die St.-Veits-Kirche aus einem gotischen Chor, einem barocken Langhaus und dem Westturm. Nachdem die Kirche durch Überschwemmungen und Feuchtigkeit immer desolater wurde, entschloss man sich 1907 zum Bau einer neuen Pfarrkirche (Hl. Herz Jesu) und ließ die alte verfallen.
Drei aus der alten Pfarrkirche stammende Gemälde des Kremser Schmidt wurden zur Finanzierung des Kirchenneubaus nach Wien verkauft.
Quelle: Ehemalige Pfarrkirche Stockern (Wiki)

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