Großer Felssturz im Pinzgau
Auf der Hohen Arche (2.453 Meter) bei Niedernsill ist vor zwei Tagen ein großer Felssturz in Richtung Mühlbachtal abgegangen. Viele Oberpinzgauerinnen und Oberpinzgauer hörten das Donnern und sahen eine Staubwolke über den Hohen Tauern. Donnerstagnachmittag hat der Landesgeologe vom Polizeihubschrauber aus die Lage erkundet.
Online seit heute, 6.30 Uhr
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Auf der Hohen Arche (2.453 Meter) bei Niedernsill ist vor zwei Tagen ein großer Felssturz in Richtung Mühlbachtal abgegangen. Viele Oberpinzgauerinnen und Oberpinzgauer hörten das Donnern und sahen eine Staubwolke über den Hohen Tauern. Donnerstagnachmittag hat der Landesgeologe vom Polizeihubschrauber aus die Lage erkundet.
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Etwa 25.000 Kubikmeter Fels aus kristallinem Urgestein haben sich Mittwoch im hochalpinen Gelände direkt beim Gipfelgrat gelöst, sagt der Salzburger Landesgeologe Gerald Valentin: „Das Material ist dann in eine Steilrinne und ungefähr 500 Höhenmeter ins Tal gestürzt. Es ist ein sehr imposantes Ereignis – aber zum Glück in der hochalpinen Wildnis des Mühlbachtales weit abseits aller Verkehrswege, abseits aller Almbewirtschaftungen und Wanderwege.“
Keine Gefahr für Almen und Wege
Wenn in den nächsten Tagen oder Wochen noch etwas nachstürzen sollte, dann sei auch das keine weitere Gefahr für Menschen, so der Experte. Mit dem Klimawandel – wie bei vielen anderen Felsstürzen der letzten Monate – habe dieser nichts zu tun, betont Valentin: „An und für sich würde man wegen der doch großen Höhenlage und der schattigen Exposition vermuten, dass da Eis aufgegangen ist, dass der Permafrost im Boden weggeschmolzen ist. Man hat aber bei der Erkundung klar gesehen, dass die Bruchflächen trocken sind, kein Eis und kein Wasser dabei war. Ein klassisches Phänomen, bei dem Gestein seine Festigkeit verloren hat.“
Fotostrecke mit 8 Bildern
Flugbilder: Gerald Lehner
Flugbilder: Gerald Lehner
Abbruchbereich beim Grat nördlich des Gipfels
Flugbild: Gerald Lehner
Roter Punkt: Bis hierher stürzten in der Steilrinne die Gesteinsmassen. Das Mühlbachtal und seine Almen blieben komplett verschont
Flugbild: Landesgeologie/Gerald Valentin
Es gab neben dumpfem Grollen auch eine starke Staubentwicklung am Mittwoch. Zahlreiche Oberpinzgauer bei Niedernsill sahen die Wolke – im sieben Kilometer entfernten Salzachtal. Auch aus Uttendorf und Stuhlfelden erreichten uns Meldungen über Beobachtungen
Flugbild: Landesgeologie/Gerald Valentin
Flugbild: Landesgeologie/Gerald Valentin
Flugbild: Landesgeologie/Gerald Valentin
Flugbilder: Gerald Lehner
„Klimawandel spielte hier keine Rolle“
Wegen Turbulenzen in den Hohen Tauern war es Donnerstag ein eher rauer Erkundungsflug der Airbus-135-Polizeibesatzung mit Captain Christian Graf und Oliver Anzböck. Geologe Valentin weiß die Künste der Berufsflieger zu schätzen: „Es ist sehr wichtig, dass Piloten bei solchen Missionen sehr erfahren sind, dass sie auch im Bereich des Felssturzes sehr nahe an die Abbruchstelle und den Fels heranfliegen können. Das ist natürlich entscheidend. Denn es bringt nichts, wenn man das Ganze von einem Kilometer Entfernung begutachten würde.“
Die Hohe Arche ist ein mehr als 700 Meter niedrigerer Nachbargipfel des Kitzsteinhorns (3.203 Meter). Sie unterscheidet sich vom topografisch viel sanfteren Skigebiet auf dem Gletscher (Schmiedinger Kees) durch ihre extrem steilen Westflanken, die ins Mühlbachtal abbrechen. Der Berg steht vom Kitz etwas nordwestlich – nicht weit von der Gegend, in der es vor fast 21 Jahren im freien, ungesicherten und hochalpinen Gelände ein großes Lawinenunglück gab. Das war März des Jahres 2000.
13.11.2020, Gerald Lehner, salzburg.ORF.at
Links:
Keine Gefahr für Almen und Wege
Wenn in den nächsten Tagen oder Wochen noch etwas nachstürzen sollte, dann sei auch das keine weitere Gefahr für Menschen, so der Experte. Mit dem Klimawandel – wie bei vielen anderen Felsstürzen der letzten Monate – habe dieser nichts zu tun, betont Valentin: „An und für sich würde man wegen der doch großen Höhenlage und der schattigen Exposition vermuten, dass da Eis aufgegangen ist, dass der Permafrost im Boden weggeschmolzen ist. Man hat aber bei der Erkundung klar gesehen, dass die Bruchflächen trocken sind, kein Eis und kein Wasser dabei war. Ein klassisches Phänomen, bei dem Gestein seine Festigkeit verloren hat.“
Fotostrecke mit 8 Bildern
Abbruchbereich beim Grat nördlich des Gipfels
Roter Punkt: Bis hierher stürzten in der Steilrinne die Gesteinsmassen. Das Mühlbachtal und seine Almen blieben komplett verschont
Es gab neben dumpfem Grollen auch eine starke Staubentwicklung am Mittwoch. Zahlreiche Oberpinzgauer bei Niedernsill sahen die Wolke – im sieben Kilometer entfernten Salzachtal. Auch aus Uttendorf und Stuhlfelden erreichten uns Meldungen über Beobachtungen
„Klimawandel spielte hier keine Rolle“
Wegen Turbulenzen in den Hohen Tauern war es Donnerstag ein eher rauer Erkundungsflug der Airbus-135-Polizeibesatzung mit Captain Christian Graf und Oliver Anzböck. Geologe Valentin weiß die Künste der Berufsflieger zu schätzen: „Es ist sehr wichtig, dass Piloten bei solchen Missionen sehr erfahren sind, dass sie auch im Bereich des Felssturzes sehr nahe an die Abbruchstelle und den Fels heranfliegen können. Das ist natürlich entscheidend. Denn es bringt nichts, wenn man das Ganze von einem Kilometer Entfernung begutachten würde.“
Die Hohe Arche ist ein mehr als 700 Meter niedrigerer Nachbargipfel des Kitzsteinhorns (3.203 Meter). Sie unterscheidet sich vom topografisch viel sanfteren Skigebiet auf dem Gletscher (Schmiedinger Kees) durch ihre extrem steilen Westflanken, die ins Mühlbachtal abbrechen. Der Berg steht vom Kitz etwas nordwestlich – nicht weit von der Gegend, in der es vor fast 21 Jahren im freien, ungesicherten und hochalpinen Gelände ein großes Lawinenunglück gab. Das war März des Jahres 2000.
13.11.2020, Gerald Lehner, salzburg.ORF.at
Links:
- Vermehrt Felsstürze durch viel Regen (salzburg.ORF.at; 2.11.2020)
- Klimawandel lässt Hochgebirge bröckeln (salzburg.ORF.at; 17.5.2020)
- Nach Steinlawine: Wanderweg gesperrt (salzburg.ORF.at; 5.9.2019)
- Hohe Tauern: Wanderer tot durch Steinlawine (salzburg.ORF.at; 4.9.2019)
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