Salzburg: Gedenken an die Bücherverbrennung der Nazis am 30.04.1938

josef

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Bücherverbrennung der Nazis: Gedenken in der Altstadt
Auf dem Salzburger Residenzplatz wurde Dienstagabend der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten von 1938 und der NS-Opfer gedacht. Zu Gast waren auch Schriftsteller, die sich die Zeit und deren Folgen beleuchten.
„Undzer Shtetl brennt“ – das mit der Melodie („Unsere Kleinstadt brennt“) eines jüdisch-polnischen Komponisten programmierte Salzburger Glockenspiel läutete die Gedenkveranstaltung beim Mahnmal ein. Vor genau 81 Jahren am 30. April 1938 haben die Nationalsozialisten auf dem Residenzplatz vor dem Dom die Bücher vieler Autoren verbrannt, die ihnen bei ihren politischen Absichten und geplanten Massenmorden nicht in den Kram passten.

„Erinnern, wie gefährlich das Leben ist“
Der Historiker Albert Lichtblau von der Salzburger Universität sagte, was einmal passiert sei, das könne immer wieder passieren: „Deshalb müssen wir daran erinnern, wie gefährlich das Leben ist. Und wie wichtig das Erinnern für die Gegenwart ist.“

Das betonten auch die Gäste – und die Autorin und Journalistin Anna Goldenberg. Sie hat die Lebensgeschichte ihrer Großeltern aufgeschrieben, die den Holocaust überlebten. Daneben war der Schriftsteller Stefan Horvath in Salzburg zu Gast. Sein Sohn ist 1995 bei einem Bombenanschlag auf burgenländische Roma in Oberwart gestorben.

Terror der Nazis gegen die Roma
Horvath beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Erforschung der burgenländischen Regionalgeschichte, wo auch viele Einheimische - darunter zahlreiche Roma - unter den Nationalsozialisten zu leiden hatten: „Natürlich ist es eine Aufarbeitung der Geschichte unserer eigenen Volksgruppe. Sie hat sich ja immer verborgen und ihre Geschichte nie an die Öffentlichkeit gebracht.“

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Publiziert am 01.05.2019
Bücherverbrennung der Nazis: Gedenken in der Altstadt
 

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#2
NS-Bücherverbrennung vor 85 Jahren
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Vor 85 Jahren, am 30. April 1938, hat auf dem Salzburger Residenzplatz eine der wenigen nationalsozialistischen Bücherverbrennungen auf österreichischem Boden stattgefunden. Rund 1.200 Druckwerke von jüdischen und katholischen Autoren sowie Politikern des Ständestaats wurden verbrannt.
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Die Nazis inszenierten solche Bücherverbrennungen als medienwirksame Machtdemonstration. Vor der Bücherverbrennung in Salzburg wurde in Zeitungen dazu aufgerufen, die gelisteten Bücher – etwa von Autoren wie Stefan Zweig, Franz Werfel oder Arthur Schnitzler, aber auch Schriften des politischen Katholizismus und des Ständestaates – im Schloss Mirabell abzugeben. Dabei wurde betont, dass es keine Schande sei, die Werke noch zu besitzen, wohl aber eine Schande, sie zu behalten.

SS-Mann Springenschmid treibende Kraft
Die Verbrennung fand an einem Samstagabend statt. Federführend dabei war der SS-Mann, Lehrer und „Blut-und-Boden“-Schriftsteller Karl Springenschmid. Er leitete damals das Schulwesen in Salzburg, den NS-Lehrerbund und war Hitlerjugend-Bannführer. Es wird geschätzt, dass damals rund 5.000 Menschen anwesend waren. 1.200 Bücher und Zeitschriften, die als „volkstumszersetzend“ galten, wurden auf den brennenden Scheiterhaufen geworfen. Die Bände stammten aus Schulen, Bibliotheken und Privatwohnungen.

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Am 30. April 1938 – einem Samstagabend – fand die Bücherverbrennung auf dem Residenzplatz statt
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Rund 1.200 Bücher und Zeitschriften von Autoren, die den Nationalsozialisten nicht passten, wurden verbrannt

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Wesentlich organisiert wurde die Bücherverbrennung von Karl Springenschmid, damals Leiter des Schulwesens in Salzburg und ‚Blut-und-Boden‘-Buchautor

ORF/Franz Krieger
Mitglieder der Hitlerjugend und des NS-Lehrerbundes warfen die Schriften auf den Scheiterhaufen

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Die Bücherverbrennung fand rund eineinhalb Monate nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland statt

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Mittlerweile erinnert ein Mahnmal auf dem Platz an die Verbrennung

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Es wurde nach längerer Diskussion am Rand des Platzes vor dem Salzburg Museum bzw. dem Salzburger Heimatwerk errichtet

Inszenierung mit „Feuersprüchen“
In seiner in einer Zeitung abgedruckten Rede zu der Verbrennung sagte Springenschmid damals: „Verbrannt, vernichtet sei alles, was an klerikaler Knechtung und jüdischer Verderbnis den Aufbruch einer wahrhaft deutschen Kultur verhinderte“. Mit „Feuersprüchen“ warfen dann unter anderem NS-Lehrer, SA-Männer und auch Hitlerjungen die Bücher in die Flammen – eine Inszenierung, die den Eindruck vermitteln sollte, dass hier im Namen der ganzen „Volksgemeinschaft“ gehandelt worden sei.

Der Fotograf Franz Krieger war am 30. April 1938 Augenzeuge. Er erzählte in einem ORF-Interview 1993 von dem Abend: „Ich glaube, die Jugend war vom Springenschmid richtiggehend instruiert. Für mich war das ausgesprochen mystisch und packend: Die Finsternis, die Residenz – wo ja dann die Gauleitung war –, der Dom – klerikal –, der barocke Springbrunnen, der geplätschert hat und das neue Zeichen, der Maibaum zum Tag der nationalen Arbeit.“

Erinnerung heute durch Mahnmal, Gedenkpfad
Heute steht auf dem Residenzplatz ein Mahnmal, das an das Ereignis vom 30. April 1938 erinnern soll. Zudem ist aktuell in den Fenstern der Universitätsbibliothek Salzburg an der Salzburger Hofstallgasse ein begehbarer Erinnerungspfad eingerichtet. Zudem veranstaltet die Initiative Freies Wort heuer unter dem Motto „Widerstand“ eine Reihe von Veranstaltungen zum Thema – bis zum 2. November.
30.04.2023, Peter-Paul Hahnl, salzburg.ORF.at

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NS-Bücherverbrennung vor 85 Jahren
 
#3
Auf den Spuren von SS Hauptsturmführer Karl Springenschmid!

Eine ganz persönliche Geschichte von mir....

Jahrelang verbrachte ich mit meiner Familie unseren Schiurlaub in Kals am Großglockner.
Wir hatten dort ein sehr familiäres Quartier bei Familie Anna und Siggi Berger (Name von mir geändert). Den Kindern hat es dort immer außerordentlich gut gefallen, weil alles sehr ungezwungen und locker ablief. Vermutlich lag es auch am bereits fortgeschrittenen Alter unserer Quartiergeben, welche alles schon mit einem gelasseneren Auge sahen.

An einem stürmischen Ferientag, ans Schifahren war nicht zu denken saß ich mit Anna in ihrer Küche zusammen und bat sie mir von den alten Zeiten in Kals und von ihrer Kindheit zu erzählen. Ich lauschte mit meiner Frau den spannenden und aufregenden Geschichten von Anna, welche sie sehr plastisch wiedergab. Anna hatte ein unheimliches Wissen.

Auch über ihre Mutter, Theresia erzählte sie viel liebenswertes, bis zu dem Punkt wo sich Annas Gesichtsausdruck plötzlich änderte und ihre
Stimme ernst wurde.
"Ja, meine Mutter, die hat immer einen versteckt, im Haus, das durfte keiner wissen, auch wir Kinder nicht. Der kam immer bei der Nacht, unter tags
ging er nie hinaus ins Dorf, blieb immer in seiner Kammer, ganz oben unterm Dach - und wir (Kinder) durften auch nicht hinauf zu ihm.
Er aß auch nie mit uns, die Mutter trug immer das Essen rauf in die Kammer.

Natürlich bekam Anna mit, daß da oben unterm Dach ein Fremder wohnte und Anna samt Geschwistern mußten ihrer Mutter heiligst versprechen
im Dorf zu keinem ein Sterbenswörtchen zu verraten. Nun wollte ich natürlich brennend wissen - wer war denn nun dieser geheimnisvolle Mann;
Anna weiter: "Das war ein gewisser Springenschmid, ein Nazi, der war während des Krieges sowas ähnliches wie ein Landeshauptmann von Salzburg, und jetzt wird er steckbrieflich von den Alliierten gesucht, in ganz Österreich und Deutschland.

Ich: und ist diese geheime und illegale Beherbergung immer gutgegangen, ist nie etwas aufgeflogen und seid ihr nie verraten geworden?
Anna: "Ja, meine Mutter hat das sehr geschickt gemacht und wir Kinder haben alle unseren Mund gehalten, es is nie etwas passiert, außerdem
war Springenschmid nie lange Zeit bei uns, immer nur ein paar Tage weil es dann zu gefährlich für ihn wurde und in der Nacht verschwand er
dann wieder.

Die ganze Geschichte begann mich jetzt so richtig in den Bann zu ziehen, und ich wollte von Anna wissen wo denn ihr Elternhaus stehe, wer
darinnen wohne und ob ich dort einen Besuch abstatten dürfe.
Annas Bruder Hermann (Name geändert) leben noch ganz alleine in dem Haus und ich könne ruhig Kontakt mit ihm aufnehmen, er würde sich
sicher freuen.

Nächsten Tag besuchten wir Hermann welcher uns einen sehr herzlichen Empfang bereitete. Wir saßen in der Stube, hinter uns der Kachelofen, auf
dem vor mehr als 88 Jahren Karl Springenschmid schlief.
Nachdem Hermann auch einen Querschnitt aus seinem Leben preisgab führte er uns noch durch das ganze Haus, ein Haus mit einer riesen Geschichte und Vergangenheit.

Nun wanderten wir wirklich auf Karl Springenschmids Spuren, Hermann führte uns in die Dachkammer wo S. sich versteckt hielt.

In seinem Roman "Der Waldgänger" beschreibt S. auch diese Zeit als Flüchtiger vor den Alliierten, er war volle 6 Jahre lang ständig zu Fuß
unterwegs, von Forsthub im Hausruck, wo er seine Familie notdürftig unterbrachte, bis nach Meran und Kurtatsch in Südtirol, wobei er laufend
seine Aufenthaltsorte wechselte.
Die Familie in Kals war ihm schon vor Kriegsende bekannt und er war mit diesen Menschen gut befreundet.

Enno Folkerts - Springenschmid aus dessen Buch "Tirol Volk Heimat Brauchtum" die Bilder Nr. 001 bis 012 stammen, fiel noch während der Drucklegung seines Werkes 1940, lt. den mir zugetragenen Erzählungen war er Jagdflieger.
Vielleicht findet ihr etwas über Enno Folkerts heraus, würde mich persönlich interessieren, ich konnte im Netz nichts über ihn erfahren -
doch jetzt viele Monate später schon, - aber nicht viel, er wurde 1940 über der Themsemündung abgeschossen und gilt als vermisst.

Die Bilder 013 bis 057 stammen aus dem Buch "Karl Springenschmid" eine Biographie von Wolfgang Laserer

Bildbeschreibungen:

001 Der alte Hof, Springenschmid gastierte ganz oben unterm Dach
002 Springs schlafend ganz oben am Kachelofen (vorderer Mann)
003 S. beim Musizieren mit Annas Brüdern
004 Anna mit ihrem Bruder Hermann
005 Annas Mutter beim Brotbacken
006 Mittagsmahl, Annas Vater links im Vordergrund
007 Anna u. Hermann mit Tante
008 Anna beim Krapfenschnappen, ein Brauchtum in der Vorweihnachtszeit
009 Annas Vater, er war lt. Anna an die 300mal am Glocknergipfel
010 Kirchgang
011 Anna mit Freundin - Kalserbach
012 Hermann u. Anna
013 Treppenaufgang zu S. Dachkammer
014, 015, 016, 017 Springenschmids Zimmer
018 Aussicht vom Balkon, 1945 -1951 sahs ein wenig anders aus
019 Kachelofen auf dem S. vor etwa 88 Jahren schlief
020 Auf einem Bauernhof in Forsthub im Hausruck hatte S. seine Familie notdürftig untergebracht
 

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Worte im Dunkel
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#9
Bei dem Buch von Wolfgang Laserer, aus dem Fridolin69 einige Seiten beigesteuert hat – vermutlich nachdem er beim Weishaupt-Verlag nachgefragt hat, ob das in Ordnung ist – handelt es sich wahrscheinlich nicht um rechtsextreme Literatur. Der Weishaupt-Verlag steht zumindest meines Wissens nicht im Verdacht, rechtsextremen Autorinnen und Autoren eine Möglichkeit zu geben, ihre feuchten Fantasien zu verbreiten.

Andererseits will ich nicht, dass hier im Forum über mehrere Seiten hinweg unreflektiert rührselige (Kindheits-)Geschichten über einen „geheimnisvollen Mann“ erzählt werden, der im Volksmund offensichtlich als verwegener Abenteurer überliefert wurde. Tatsache ist: Karl Springenschmid war überzeugter Nationalsozialist (Parteieintritt 1931), der sich zumindest kultureller Verbrechen – wie sie eine Bücherverbrennung definitiv darstellt – schuldig gemacht hat und sich selbst nach dem Krieg und seinen sechs Jahren auf der Flucht nicht vom Rechtsextremismus getrennt hat. Seine Bücher publizierte unter anderem der rechtsextreme Leopold-Stocker-Verlag und Springenschmids Buchinhalte waren oft gefärbt durch seine völkische Gesinnung. Rechtsextreme Vereine verliehen ihm Auszeichnungen, weil er offensichtlich über seine Lebensjahrzehnte hinweg stramm dem Nationalsozialismus huldigte.

Siehe auch Karl Springenschmid – SALZBURGWIKI.

Das sollte beim Lesen der vorstehenden Beiträge 3–8 nicht vergessen werden.
 
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